Ehrenamt und Herzenssache: Türkei und Deutschland

Wir wollen den Begriff des Ehrenamtes bei Jugendlichen und in der Gesellschaft festigen

Interview mit Ümran Dilek Toprak und Erkan Şamiloğlu vom Ministerium für Jugend und Sport

den Ausbau von Management, die Ausbildung in Eh - renamt und Freiwilligenarbeit und die Anerkennung und Auszeichnung von Freiwilligenarbeit.

Können Sie uns auch die Ziele dieser Initiative beschreiben?

Frau Toprak, Sie arbeiten im Generaldirektorat für Bildung, Forschung und Koordination im Ministerium für Jugend und Sport. Ist die Türkei ein „Land der Freiwilligen“? Ümran Dilek Toprak: Die Türkei blickt auf eine lan - ge und ausgeprägte Kultur der Nächstenhilfe und Stiftungsarbeit zurück und ist derzeit Gastgeberin für rund vier Millionen Geflüchtete aus Syrien. Nach Angaben des Global Humanitarian Assistance Report von 2018 ist die Türkei mit humanitären Hilfen von 0,85 % ihres nationalen Einkommens eines der „groß - zügigsten“ Länder weltweit. Doch leider sehen wir, dass organisiertes und nachhaltiges Ehrenamt und freiwilliges Engagement in der Türkei noch nicht auf dem gewünschten Niveau sind.

Erkan Şamiloğlu: Gerne. Wir wollen die Freiwilligen - arbeit langfristig etablieren und besser strukturieren. Jugendlichen soll ermöglicht werden, in gemeinnützi - gen Institutionen wie Schulen, Bibliotheken, Kranken - häusern oder Museen langfristig Aufgaben zu über - nehmen. Und auch im kulturellen und künstlerischen Bereich sowie im Sport soll die Freiwilligenarbeit angeregt und unterstützt werden. Ganz wichtig: En - gagement soll sich für die Jugendlichen auch lohnen! Freiwillige und ehrenamtlich tätige Jugendliche sollen bei Bewerbungen zum Jugendleiter, Jugendcamplei - ter oder zur Teilnahme an Jugendcamps vorrangig be - handelt werden. Ganz wichtig ist uns auch das Thema Qualifizierung: Es sollen Online-Fortbildungen und Seminare zum Thema Freiwilligenarbeit und Verwal - tung von Freiwilligenarbeit weiterentwickelt werden. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Behörden und Ämtern sollen Weiterbildungen in den Bereichen Natur- und Umweltschutz, Katastrophenschutz, Frei - willige Feuerwehr und ehrenamtlicher Sanitäts- und Rettungsdienst angeboten werden. Außerdem wollen wir Studien zum Thema Freiwilligenarbeit unterstüt - zen, um gezieltere Politik zu machen. Sie haben eben schon die Zusammenarbeit mit Behörden und Institutionen angesprochen. Haben Sie hierfür ein konkretes Beispiel, Frau Toprak? Ümran Dilek Toprak: Wir haben mit zahlreichen Be- hörden und NGOs „Protokolle zur Zusammenarbeit in der Freiwilligenarbeit“ unterzeichnet. Ein wichti - ges Beispiel ist das zwischen dem Hochschulrat YÖK und unserem Ministerium unterzeichnete Protokoll. Ab dem Studienjahr 2020-2021 wird an den Univer - sitäten das Wahlfach „Freiwilligenarbeit“ angeboten. Dieses Wahlfach bietet Studierenden die Gelegenheit, nach einem erarbeiteten Plan und in einem bestimm - tem Bereich Freiwilligenarbeit zu übernehmen und die daraus gewonnenen Ergebnisse wissenschaftlich aufzuarbeiten und zu teilen.

Das ist interessant. Und wie reagiert Ihr Ministerium auf diesen Befund, Herr Şamiloğlu?

Erkan Şamiloğlu: Wir haben sehr schnell reagiert. Der Minister für Jugend und Sport, Herr Dr. Mehmet Muharrem Kasapoğlu, hat am 7. Dezember 2018, am UN-Freiwilligentag, einen landesweiten Aufruf zum Thema Ehrenamt und freiwilliges Engagement gestar - tet und hierfür das Jahr 2019 zum „Jahr der Freiwilli - genarbeit“ erklärt. In diesem Rahmen wurde mit 954 NGOs und mehr als 100 Vertretern der Print-, Film- und sozialen Medien sowie Universitätsrektoren ein Einführungsprogramm für das Jahr der Freiwilligen - arbeit 2019 durchgeführt und das Strategiepapier zur Freiwilligenarbeit 2019 veröffentlicht.

Welche Themen umfasst denn das Strategiepapier?

Ümran Dilek Toprak: Wir wollen den Begriff des Eh - renamtes bei Jugendlichen und in der Gesellschaft festigen. Das Strategiepapier zur Freiwilligenarbeit umfasst deshalb sechs Themen, die wir als grundle - gend für das Feld der Freiwilligenarbeit identifiziert haben, darunter die Stärkung der Freiwilligenkultur,

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