Ehrenamt und Herzenssache: Türkei und Deutschland

Flexibilität. Die angebotenen Akti - vitäten zielten darauf ab, verschie - denste Altersgruppen anzuspre - chen und aktiv einzubeziehen. Menschen mit verschiedenster Herkunft und aus verschiedens- ten gesellschaftlichen Gruppen waren involviert: Infostände loka - ler Vereine und Initiativen wurden dabei kombiniert mit Workshops zum Beispiel zu Tanz, Kunst,

ihren individuellen Ideen und Interessen in die Pla - nung, Vorbereitung und Durchführung einzubinden. Um Anwohner*innen mit und ohne Migrationserfah - rung zusammenzubringen, war Mehrsprachigkeit der Teamsitzungen, Werbung, Moderation und Gästebe - treuung auf den Festivals eine wichtige Vorausset - zung. Eigentlich hatten wir dann nur noch zwei Prob - leme zu meistern: viel mehr Ideen als in einer einzigen Aktivität umsetzbar waren und die Sorge, das Wetter könnte nicht mitspielen, was glücklicherweise im zu - meist sonnigen Mersin nicht der Fall war. Die Terminplanung war dennoch nicht immer leicht, da Feiertage, Schul- und Semesterferien, Prüfungszei - ten u.ä. berücksichtigt werden mussten. »» Wir sind alle Menschen und haben Menschenliebe in uns. Wenn wir direkt für ein freiwilliges Engagement ange­ sprochen werden, dann überwinden wir Hemmschwellen und sind froh, dass wir wirklich helfen können. « Mehmet Ali Selvi

Sport, Theater, Bildung und einem ganztägigen Büh - nenprogramm mit Tanz und Musik. Auf Spendenbasis wurden Essen und Kinderschminken für wohltätige Zwecke angeboten. Die Festivals wurden in kürzester Zeit immer belieb - ter und wir zählten bis zu 1.000 Besucher*innen. Die Vorbereitung der Festivals folgte dem Grundsatz der flachen Hierarchie und Inklusion – jede*r konnte bei - tragen was er oder sie wollte und konnte, sofern es in das Gesamtkonzept passte. Sehr wichtig waren vielen Beteiligten und Gästen dabei die politische Unpartei - lichkeit, die nicht-kommerzielle Ausrichtung und der wohltätige Zweck. Im Vordergrund stand jedoch vor allem die Idee des lokalen interkulturellen Dialogs, was bei vielen Anwohner*innen auf Begeisterung stieß. Denn trotz der existenten Vorurteile gegenüber „Fremden“ zeigten viele Menschen ebenfalls eine gro - ße Neugierde und Offenheit dafür, Menschen aus an - deren Herkunftsländern kennenzulernen. Wie und wo haben Sie Freiwillige in Mersin angespro­ chen? Welche Herausforderungen oder Hindernisse gab es dabei? Tillie Kluthe: Nachdem ich zunächst Personen an - sprach, die ich durch vorherige Projekte bereits kann - te, begannen wir zügig damit, auch soziale Medien, insbesondere Facebook zu nutzen. Facebook-Grup - pen der Selbstorganisation von Anwohner*innen mit Migrationserfahrung waren dabei sehr hilfreich, um Personen mit verschiedensten Herkunftsländern zu erreichen und als Teammitglieder, Beitragende und Gäste zu gewinnen. Alle weiteren Kontakte entstanden im Schneeball - effekt, durch mündliche Weiterempfehlung. Wichtig war uns besonders die flache Hierarchie innerhalb des Teams. Unabhängig von Alter, Herkunft, Bildungs - grad etc. war es das Ziel, alle Freiwilligen jeweils mit

Wie haben Sie die Freiwilligen motiviert, bei der Orga­ nisation der Festivals mitzuwirken?

Tillie Kluthe: Um die Freiwilligen zu motivieren, haben wir zunächst offene Freiwilligentreffen organisiert, um die Grundidee vorzustellen und gemeinsam weiterzu - entwickeln. Große Motivationsschwierigkeiten gab es dabei nicht, denn zumeist waren alle Teammitglieder und Beitragenden begeistert von der Idee, in diesem Rahmen aktiv zu werden. Für Anwohner*innen ohne Migrationserfahrung war oftmals die Neugierde, auf Menschen mit verschiedensten Herkunftsländern zu

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