Ehrenamt und Herzenssache: Türkei und Deutschland

treffen, und die Idee, gemeinsam etwas zu organisie - ren, sehr attraktiv. Für die Menschen mit Migrations - erfahrung wiederum boten die Festivals die Möglich - keit, mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt zu treten und ihre Talente mit einem interessierten Publikum zu teilen. Ich denke, sehr wichtig war für alle Freiwilligen die Erfahrung, mit ihren Ideen und Fähigkeiten wertge - schätzt und ernst genommen zu werden, das Gefühl, Teil eines gemeinsamen Projekts zu sein. Die wenig formalisierte, unparteiische Form der Initiative war für viele zentrale Voraussetzung. Außerdem die Aus - sicht, gemeinsam eine fröhliche, aktivitätsreiche Zeit miteinander zu verbringen, neue Menschen kennen zu lernen und dabei noch etwas Gutes für die Ge - meinschaft und die lokale Atmosphäre zu tun. Welche Gelingensfaktoren gibt es aus Ihrer Sicht bei der Arbeit mit einem kulturell diversen Team von Freiwilligen? Tillie Kluthe: Die zum Teil vorhandene Sprachbar - riere erfordert eine mehrsprachige Struktur sowohl mündlich als auch schriftlich, daher war es von gro - ßem Vorteil, mehrsprachige Mitglieder im Team zu haben. Für die Mehrsprachigkeit muss Zeit und Ar - beitsaufwand eingeplant werden. Wichtig ist auch, gerade aufgrund der sehr offenen, inklusiven Struk - tur, grundsätzlich zunächst einmal ein Kernteam mit Hauptverantwortlichen aufzubauen, an die sich die restlichen Teammitglieder dann jeweils wenden kön - nen. Verlässlichkeit und Vertrauen sind ein wichtiges

Element in der Organisation, daher war es förderlich, dass einige Mitglieder sich über Jahre hinweg in der Initiative engagierten und sich aus dem gemeinsamen Engagement viele Freundschaften entwickelten. Dazu haben auch gemeinsame Freizeitaktivitäten außer - halb der Organisationstreffen als wichtiger Ort des Kennenlernens und Vertrauensaufbaus beigetragen. Hier war ein Ort, an dem auch innerhalb des Teams auftretende Missverständnisse geklärt und Vorurteile abgebaut werden konnten. Aufgrund des kaum vor- handenen Budgets – lediglich einige Schreibwaren und Sportartikel wurden mit Hilfe lokaler Kleinsponsoren angeschafft – gab es keinerlei finanzielle Anerkennung für die Mitglieder des Teams und auch nicht für die Bei - tragenden auf den Festivals. Umso wichtiger war die symbolische Anerkennung, sei es durch Namensschil - der auf den Festen, durch die namentliche Erwähnung der Beitragenden im Festivalprogramm und in der Werbung. Soweit vorhanden, wurden die jeweiligen Lo - gos abgedruckt und bei der digitalen Werbung deren Profile in Sozialen Medien verlinkt.

Welche Rolle haben digitale Medien in diesem Projekt gespielt?

Tillie Kluthe: Gerade auch um viele junge Leute zu erreichen, war die Einbindung von Facebook und In - stagram ein wichtiger Faktor. Der Grundstein der

36

Made with FlippingBook - Online catalogs