01-2018 D

" Ich kann Menschen einstellen, die am Rande der Gesellschaft stehen "

gen selber festlegen. Dadurch ist es mir möglich, auch Menschen, die am Rande der Gesellschaft ste- hen, einzustellen: Ich hatte schon eine Mitarbeiterin mit AIDS oder Frauen, die ohne den Job im Café in der Prostitution gelandet wären. Ich finde es sehr schön, mitanzusehen, wie die Mit- arbeitenden zusammenhalten und zu einer kleinen Familie werden. Einige von ihnen haben durch ihre Arbeit hier auch Gott kennengelernt. Mein Café ist zudem eine tolle Möglichkeit, mit den Menschen in Battambang in Kontakt zu kommen, ihnen zu dienen und wirklich zu helfen. Hier in Kambodscha ist es ausserdem so, dass die Menschen glauben, sie schulden dir etwas, wenn du ihnen etwas gibst. Wenn du mit ihnen jedoch auf ge- schäftlicher Ebene interagierst, bleibt dieses Gefühl aus und sie behalten ihre Würde. Gibt es auch Herausforderungen? Ja, zum Beispiel gibt es in Battambang eine Gruppe von Auswanderern, die verschiedene Gerüchte über das Café verbreiteten, als sie erfuhren, dass ich Chris- tin bin. Sie behaupteten unter anderem, dass ich die Angestellten zwingen würde, zum Christentum zu konvertieren, was jedoch nicht meiner Art und mei- nen Prinzipien entspricht. Einmal haben Angestellte zudem Geld aus der Kasse gestohlen. Das war sehr schwierig, da ich nicht wuss- te, wie ich damit umgehen sollte. Was würdest du Leuten raten, die selber ein B4T-Un- ternehmen aufbauen möchten? Sie sollten sich drei Fragen stellen: » Bist du von Gott dazu berufen, ein Business zu leiten/ aufzubauen? » Hast du ein Team, das dir auch im Gebet «Rückende- ckung» gibt? » Fühlst du dich dem Business, das du aufbauen möch- test, verpflichtet? Zudem bin ich davon überzeugt, dass man Gottes Füh- rung und die eigene Erfahrung höher gewichten sollte als eine möglicherweise fehlende Ausbildung.

In Battambang, Kambodscha steht das Café von So- phia* – ein typisches B4T-Projekt. Die Gründerin aus den USA erzählt im Interview, wie es dazu gekom- men ist, welchen Herausforderungen sie begegnet und welche Tipps sie anderen mitgeben möchte.

Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Café zu eröffnen?

Schon als Kind spielte ich oft «Café» mit meiner Fami- lie und auch später blieb die Leidenschaft für Gäste- bewirtung. Zudem hat Gott mir den starkenWunsch ins Herz gelegt, anderen zu dienen. Ich war schon drei Jahre als interkulturelle Mitarbei- terin in Battambang, als ich bei einem Spaziergang durch die Stadt ein herrenloses Haus bemerkte – und das brachte mich auf die Idee, dort ein Café zu eröffnen. Damals gab es hier in der Umgebung nur wenige gute Lokale und bei allen fehlte irgendet- was. Mein Café sollte einerseits für die Menschen da sein und andererseits das «ganze Programm» anbie- ten – kostenloses Wasser, guten Kaffee, Hausliefer- dienst, tollen Service, Wi-Fi und eine Klimaanlage. Zudemwar mir wichtig, meine eigene Persönlichkeit einbringen zu können und so das Café zu etwas Ein- zigartigem zu machen. Ich hatte genug von all diesen Projekten, die sich le- diglich auf Spenden aus dem Ausland stützten. Ich wollte etwas Selbsttragendes aufbauen, um dann mit dem erwirtschafteten Geld das Café weiterzu- bringen oder andere Projekte zu unterstützen. Das funktioniert inzwischen schon ziemlich gut und der Hauptteil des Ertrages wird heute zur Bezahlung von fairen Löhnen für die kambodschanischen Ange- stellten verwendet. Was waren die ersten konkreten Schritte? Zuerst haben wir über eine Fundraising-Seite Geld gesammelt und Einrichtungsgegenstände gesucht. Ob Tisch, Stuhl oder Kaffeemaschine – alles wurde verwendet. Danach ging es Schritt für Schritt vor- wärts und im Dezember 2010 konnte das Café seine Tore öffnen. Was schätzt du besonders an deinem Café? Als Managerin kann ich die Anstellungsbedingun- Wieso hast du das Café nach dem B4T-Prinzip aufgebaut?

Das Interview führten Elias Gerber und Lukas Bern- hardt, Mitarbeitende im Lighthouse Battambang, Kam- bodscha.

*Name geändert

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