EXTRA-TIPP der Redaktion
Rainer F. Schmidt Kaiserdämmerung
Mit dem vorliegenden Buch liefert der Historiker Rainer F. Schmidt einen Beitrag zur Neubewertung des Deutschen Kaiserreiches.Während sich die Zunft seit 1945 stets auf die Schwächen und Defizite des Reiches gestürzt hatte, finden nun auch maßvollere Interpretationen Gehör. Musste die deutsche Politik zwangsweise in den ErstenWeltkrieg,gar zu Hitler führen? Schmidt kann das letztlich verneinen, weil er die internationalen Beziehungen zwischen 1890 und 1918 nicht monokausal von Berlin her schildert und deutet, sondern in den gesamteuropäischen Kontext einbettet. 878 Seiten, Verlag Klett-Cotta, 2021, 38 Euro
Jens Müller-Bauseneik Stellv. Chefredakteur
NEUE BÜCHER
„Der erste Durchbruch“: Aus einer Reihe von Bildern, die den militärischen Jargon im Stellungskrieg verulken
Hagen Seehase Libanon-Syrien-Feldzug 1941 Im Nahen Osten kämpften 1941Vichy ergebene französischeVerbände gegen eine Koalition aus freifranzö- sischen, australischen, britischen und indischenTruppen, die von lokalen Einheiten unterstützt wurden. Ein Feldzug, der die Weichen für die regionale Nachkriegsordnung stellte und den M&G-Autor Hagen Seehase mit seinem neuen, reich bebilderten Buch wieder ins Gedächtnis ruft. 136 Seiten, Milizverlag, 2022, 22 Euro Franco Cardini,Antonio Musarra Große Geschichte der Kreuzzüge Die Kreuzzüge datiert man gemein- hin ins Hochmittelalter, doch religiös überformte und angeheizte Kriege reichen bis in die Neuzeit. Sie werden von den Autoren, beides Koryphäen der Mediävistik, in ihre Darstellung der europäischen Kreuzzüge ein- bezogen, sodass hier erstmals ein zeitlich wie räumlich umfassendes Gesamtbild dieses zentralen Geschichtsthemas vorliegt. 600 Seiten, wbg Theiss, 2022, 49 Euro
„Deckung gegen feindliche Flieger“ ist das obige Bild betitelt. Dem Soldat rechts geht es gut – nur wer sich über Läuse aufregen kann, hat vorerst überlebt
Den Deutschen wird nachgesagt, sie hätten keinen Sinn fürHumor,würdenquasizumLachenindenKellergehen– oder in den Schützengraben,wenn man diesem Buchglau- ben darf. Es präsentiert den „Humor des deutschen Solda- ten im Großen Krieg“ anhand vieler Fotos und Postkarten. Ausgerechnet die Franzosen holen diese Selbstdarstellun- gen des einstigen Kriegsgegnerswieder ansTageslicht;viel- leicht ist das Werk als Revision des Zerrbildes vom „barba- rischen Hunnen“ zuverstehen,das die französische Propa- ganda während des Ersten Weltkriegs untersVolk brachte. Jedenfalls kommt es ohne lange Texte aus (weshalb es hier ausnahmsweise als fremdsprachige Publikation vor- gestelltwird),die Bilder sprechen für sich.Ob deutsche Sol- daten über die verharmlosenden „Frontszenen“ der Pro- paganda-Postkarten selber lachen konnten, muss freilich offen bleiben. Authentischer wirken da beispielsweise die FotosvonUnterständen,denendieMännerlustigeNamen wie „Zu den Sieben Zwergen“ verpasst haben. JMB Deutsche mit Humor
Luca Fregona Das vergessene Vietnam
Im französischen Indochinakrieg (1946–1954) kämpften neben vielen anderen Ausländern auch 7.000 bis 10.000 Italiener, die sich in der Frem- denlegion verpflichtet hatten. Drei von ihnen, alle aus Südtirol, erinnern sich in diesem Buch an ihre Erlebnis- se, die sie später nie wieder losließen. Ungemein bewegende Berichte, illustriert u. a. mit mehr als 50 bislang unveröffentlichten Fotos. 304 Seiten, Athesia, 2022, 19,90 Euro
Stéphane Harig: L’humour du soldat allemand. 95 Seiten, Ysec Editions, 2022, 22Euro
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