EXTRA-TIPP der Redaktion
Peter Longerich Unwillige Volksgenossen
In der Öffentlichkeit und der Historikerzunft gilt längst als unumstößliche Tatsache, dass die Deutschen mehrheitlich die ideologisch-politischen Grundsätze des NS-Regimes teilten. Peter Longerich stellt dieses Bild einer „Zustimmungsdiktatur“ nun infrage. Er hat Tausende Berichte von NS-Dienststellen ausgewertet und kommt zum Ergebnis, dass die Unzufrieden- heit damals viel größer war als angenommen, und von einer „Volksgemeinschaft“ keine Rede sein kann. Es gilt, den Machtcharakter des „Dritten Reiches“ neu zu bewerten. 637 Seiten, Siedler Verlag, 2025, 34 Euro
NEUE BÜCHER
Guntram König (Hg.) NVA – Die roten Preußen? Mit Blick auf die NVA spricht man zuweilen von den „roten Preußen“. Aber war die Armee der DDR tatsächlich von preußischem Geist durchdrungen oder ist das ein Mythos? Hier berichten ehemalige Angehörige der NVA von ihrer Dienstzeit und versuchen sich an einer Einordnung.Wer Abstriche an der Objektivität in Kauf nimmt, wird hier über die NVA viel lernen. 222 Seiten, Helios, 2025, 23,95 Euro Richard Overy Hiroshima Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki waren eine beispiellose Zäsur. Wie konnte aber der absehbare Tod von Hunderttau- senden Zivilisten zur Kriegsstrategie werden? Richard Overy beleuchtet die Vorgeschichte der Bombenabwürfe, zeigt, wie sie den Blick auf Kriege bis heute beeinflussen, und vereint dabei in seiner Darstellung die westliche und die japanische Perspektive. 240 Seiten, Rowohlt Berlin, 2025, 24 Euro Carlo Masala Wenn Russland gewinnt Der Militärexperte Carlo Masala blickt drei Jahre voraus und entwirft ein beängstigendes Szenario: Die Ukraine muss im aktuellen Krieg gegenüber Russland kapitulieren, Putin übergibt sein Amt an einen Nachfolger, wodurch sich der Westen in Sicher- heit wiegt. Doch Russland rüstet auf, fällt 2028 ins Baltikum ein und zwingt die NATO zum Schwur ... ein Plädoyer, jetzt entschieden gegenzusteuern. 116 Seiten, C.H.Beck, 2025, 15 Euro
Aus dem Buch: deutsche Heinkel He 111 auf dem Flug nach England ...
... Karte zu Tag- und Nachtjagd- verbänden in der Reichsluft- verteidigung; britisches Propagandaplakat
Europa im Luftkrieg Die deutsche Perspektive auf den Luftkrieg zwischen 1939 und 1945 verengt sich meistens auf die Zerstörung unserer Städte durch alliierte Bomberflotten, wobei wiederum Me- tropolen wie Hamburg oder Dresden im Mittelpunkt stehen. Dabei war der Luftkrieg viel umfassender, er griff einerseits auf halb Europa aus und zog auch kleine Städte in Mitleiden- schaft, andererseits wurde er direkt im Luftraum ausge- tragen, indem Jagdmaschinen versuchten, einfliegende Bomber abzufangen. Der Historiker Harald Potempa hat in der Reihe „Krieg der Moderne“, herausgegeben vom Zentrum für Militär- geschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, eine Überblicksdarstellung zu diesem vielfältigen Thema vorgelegt. Er führt anhand eines Angriffs auf die Kleinstadt Erding vom April 1945 die Schrecken einer Bombardierung vor Augen und spannt dann einen weiten Bogen: von den Anfängen des Luftkrieges ab 1914 über deutsche und alli- ierte Angriffsstrategien und ihre Umsetzung über Flug- zeuge und Abwehrmittel bis hin zur Kriegspropaganda und den Erinnerungen nach 1945 an den Bombenkrieg. JMB
Harald Fritz Potempa: Der Luftkrieg über Europa 1939–1945, 160 Seiten, Reclam, 2025, 18 Euro
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