Clausewitz

AM HISTORISCHEN ORT: Den Strand vor Arromanches befahren die Besitzer von historischen Militärfahrzeugen gerne vor Schaulustigen Foto: picture-alliance/NurPhoto|Artur Widak

ERINNERUNG AN 1944: Heute ist der ehemalige

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Fischerort Arromanches eine vor allem Anfang Juni jährlich belebte Gemeinde mit dem Musée du Débarquement an der kleinen Strandpromenade Foto: Ulrich Pfaff E r zählt zu Hitlers hartnäckigsten Wider- sachern: Daher ist es kein Wunder, dass der künstliche Hafen, den die Briten nach dem D-Day 1944 im kleinen norman- nischen Küstenstädtchen Arromanches ins- tallieren, den Namen des britischen Premier- ministers Winston Churchill erhält – seinem geistigen Vater. Zwei Jahre zuvor, 1942, gibt es auf dem europäischen Festland nur einen Kriegsschau- platz: Russland. Schon bald nach dem deut- schen Einfall in das Riesenreich im Juni des Vorjahres hat der sowjetische Diktator Josef Stalin seine Forderung nach der zweiten Front an die Westalliierten gerichtet – einen Angriff auf deutsch besetzte Gebiete in Westeuropa, der die bedrängte Rote Armee entlasten soll. Geplatzter „Versuchsballon“ Es kristallisiert sich in der Folgezeit her- aus, dass ein solcher Angriff allein über den Ärmelkanal und mit einer Landungszone in der Normandie Aussicht auf Erfolg haben m n e ff t Wid

würde. Das britische Oberkommando lässt im August 1942 einen „Versuchsballon“ stei- gen und greift mit vorwiegend kanadischen Truppen die französische Hafenstadt Dieppe am Ärmelkanal an. Das daraus resultierende blutige Desaster zeigt den Briten überdeutlich auf: Die Einnahme eines Hafens im frontalen Angriff ist zum Scheitern verurteilt. Der Erfolg eines alliierten Feldzugs gegen die Deutschen in Nordfrankreich hängt jedoch entscheidend davon ab, den erforderlichen Nachschub für die Truppen, die an der Küste der Normandie kämpfen würden, zügig anzulanden. Der Nachschubbedarf einer einzigen Infan- teriedivision im Einsatz beträgt nach dama- ligen Berechnungen 400 Tonnen täglich, der einer Panzerdivision sogar 1.200 Tonnen. Ein direkter Angriff auf die große Hafenstadt Cherbourg an der Nordspitze der Halbinsel Cotentin verbietet sich nach der Lehre von Dieppe ebenso wie der auf Le Havre an der Seinemündung. Beide werden in der Planung für die Landung, die schließlich im Juni 1944 üd D bitihObk d lä t

UNHEIMLICHE KULISSE: Auch 81 Jahre später ragen am Strand vor Arromanches die Beton-Schwimmkörper der Fahrdämme des künstlichen Hafens aus dem Jahr 1944 hervor. Im Hintergrund tauchen vor der Küste die Reste der Phoenix-Caissons auf Foto: Ulrich Pfaff Winston Churchill hatte schon als Marineminis- ter im Ersten Weltkrieg nach der missglückten Dardanellen-Operation die Idee einer künst- lichen Hafenanlage entwickelt. Andere Denker wie Vizeadmiral Lord Mountbatten, Chef des für die Einsätze der britischen Kommandos verantwortlichen „Directorate of Combined Operations“, und der Dieppe-Kommandeur Vice Admiral John Hughes-Hallet kommen in ihren Überlegungen zum D-Day zu dem gleichen Ergebnis: Wenn man keinen Hafen auf die Schnelle einnehmen kann, dann muss man einen solchen mitbringen. Churchill treibt mit der ihm eigenen Rastlosigkeit die auf den ersten Blick bizarre Idee voran: „Sie müssen mit den Gezeiten auf und ab schwim- men. Das Verankerungsproblem muss gelöst stattfinden soll, als nachrangige Ziele ins Auge gefasst – Cherbourg zwar als eines unmittel- bar nach dem D-Day, aber bis zur Einnahme der Stadt muss der Nachschub bereits rollen. Bizarre Idee t ttfi d ll l h i Zi l i A

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Clausewitz 5/2025

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