Schiff Classic

837 von 2.280 Männern konnten geret- tet werden. Dabei hatte die deutsche Admira- lität U-Boot-Einsätze zunächst ledig- lich im Küstenvorfeld und als Unter- stützung für Großkampfschiffe im rückwärtigen Gebiet geplant. Von die- ser Konzeption der Seekriegsführung verabschiedete sich die Marinefüh- rung aber früh, da eine von der Royal Navy angelegte Fernblockade den Aktionsradius der deutschen Hochsee-

tisch gegenüber, obwohl längst be- kannt war, dass sie europäische Alli- ierte unterstützten. Aber gerade die Versenkung des Passagierschiffes Lusitania vor der Südostküste Irlands am 7. Mai 1915 durch U 20 (Kapitänleutnant Walther Schwieger) hatte gezeigt, wie dünn das diplomatische Eis zwischen Deutsch- land und den USA tatsächlich war. An Bord des britischen Luxus-Liners wa- ren 1.198 Menschen, darunter 128 ame-

NICHT GESUNKEN: SSSussex wurde beim Angriff von UB 29 zwar schwer beschädigt, aber nicht vernichtet, dennoch starben mindestens 50 der 378 Passagiere und Besatzungsangehörigen Foto: Interfoto/Mary Evans

rikanische Männer, Frauen und Kinder, ums Leben gekommen. Mehrere Fälle Ein weiterer Zwischenfall verschärfte noch- mals die Beziehungen zu den USA, als am 19. August 1915 U 24 unter dem Kommando von Kapitänleutnant Rudolf Schneider den britischen Passagierdampfer Arabic versenk- te und 44 Menschen starben, unter ihnen drei Amerikaner. Zu diesem Zeitpunkt waren die Amerikaner immer noch über die Ver- senkung des als Maultier-Transporter ver- wendeten Passagierschiffes Armenian vorder Küste Cornwalls am 28. Juni, ebenfalls durch U 24, verstimmt. 29 US-Amerikaner sowie 1.400 Tiere hatten dabei ihr Leben verloren. Der Kommandant von U 24 war auch den Briten kein Unbekannter. Er hatte am 1. Ja- nuar 1915 bereits das britische Schlachtschiff HMS Formidabl e versenkt. Bei dem nächt- lichen Unterwasserangriff kamen 547 Ma- rinesoldaten ums Leben. Der Royal Navy war damit erneut ein empfindlicher Prestige- verlust zugefügt worden, nachdem bereits am 27. Oktober 1914 das Schlachtschiff HMS Audacious durch eine vom deutschen Hilfskreuzer Berlin gelegte Mine verloren gegangen war (siehe Schiff Classic 7/2021).

Seit Kriegsbeginn hatten die U-Boote der Kaiserlichen Marine beachtliche – und zu- nächst nicht erwartete – Erfolge erzielen können. Kapitänleutnant Otto Hersing ver- senkte mit U 21 am 5. September 1914 den Leichten Kreuzer HMS Pathfinder . Nur elf von 270 Besatzungsangehörigen überlebten den Angriff. Am 22. September 1914 ver- senkte U 9 unter dem Kommando von Kapi- tänleutnant Otto Eduard Weddigen im Eng- lischen Kanal innerhalb von 75 Minuten die drei veralteten Panzerkreuzer HMS Aboukir , HMSHogue und HMS Cressy . Gerade mal

flotte beschnitten hatte und die angenom- mene Entscheidungsschlacht somit nicht zustande kam. Politik: Kein Krieg mit den USA! Ab 1916 wurden U-Boote zu einem bestim- menden Element der deutschen Seekriegs- führung gegen den britischen Gegner zur See. Einem Gegner, der über den Atlantik von den USA, trotz Neutralität, unterstützt wurde. Mit diesem transatlantischen Ver- bündeten wollte das Deutsche Kaiserreich jedoch einen Krieg vermeiden – zumindest

„In militärischer Hinsicht erachte ich die Stärkung durch den Eintritt der USA in den Krieg auf Seiten unserer Gegner für null“ Admiral Eduard von Capelle, ab März 1916 Staatssekretär im Reichsmarineamt

GEFAHR AUS DER TIEFE: Die U-Boote, denen die Marineführung anfänglich nur eine Nebenrolle im strategischen Konzept zugebilligt hatte, gewannen mit Kriegsdauer immer größere Bedeutung Foto: Interfoto/Friedrich

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