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Ein Straßenmensch bei Straßenhunden: Gerd Schuster dokumentiert das Leben von Streunern

Gerd Schuster, 49, klärt über Auslandshunde auf In die Sache mit den Auslandshunden ist Gerd Schuster hineingeraten, könnte man sagen. Wer weniger an Zufall glaubt, könnte auch annehmen, dass es so kommen musste. Schuster, Beruf Hundetrainer, ist ein großer und kräftiger Mann mit einer Vergangenheit voller Brüche. Als Kind erlebte er Jahre im Heim, später zerbrochene Familien und Gewalt. Früh ist er ausgerissen und hat auf der Straße gelebt. Bis heute nennt er sich „Straßen- mensch“. 2011 hat er mit seiner Frau Carmen das Hun- dezentrum Mittelfranken gegründet. Schnell machte die Runde: Der Schuster kann gut mit Aggressionshunden. Die Nachfrage stieg. Nebenbei arbeitete er als Rettungs- ››Der Import von Straßenhunden ist am Ende Hundehandel‹‹

sanitäter, baute ein Haus, war Vater, war Chef. Viel Ver- antwortung, wenig Freiheit. Bevor er ganz ausbrannte, holte sich Schuster, der Straßenmensch, seine Freiheit zurück. Er ging weg. Sein Ziel: Bulgarien. Dort, auf der Straße, begegnete er den Hunden. Er sah sie auf den Straßen, in den Parks, schlafend zwischen Autos und Geschäften. Nicht ausgemergelt, nicht verängstigt. Es gab auch die kranken Tiere, keine Frage. Doch die Mehr- heit der Straßenhunde waren gesunde, eigenständige Tiere, sozial integriert. Freie Tiere, die an der Seite der Menschen leben. Schuster, der aus dem Westen ein ganz anderes Bild von Straßenhunden mitgebracht hatte, war fasziniert. Seitdem dokumentiert er mit der Kamera das Leben der Straßenhunde in Europa, schwerpunktmäßig im Balkan. Seine Filme zeigen: In vielen Regionen wer- den die Tiere von der örtlichen Bevölkerung akzeptiert, teilweise versorgt und können ihren Tagesablauf selbst bestimmen. Solche Hunde brauchen keine Rettung, sagt Schuster. Deutlich kritisiert er deshalb die sogenannte Rettung dieser Tiere: „Für mich ist der massenhafte Im- port von Straßenhunden eine Form des Hundehandels.“ Seine Filme entlarven die dunklen Seiten des Tierschut- zes. Was ihm viel Anfeindung eingebracht hat. Doch davon lässt sich Schuster nicht beirren. Er engagiert sich für einen Tierschutz, der sachkundig und „ohne Hysterie“ auf Notlagen reagiert und sowohl Hunden wie auch den Menschen in Südosteuropa ihre Würde lässt. www.strassenmensch.de

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