Mein Haus & Grund - Unser Garten

Mein Haus & Grund - das Magazin für Grundeigentümer. Es bietet privaten Grundeigentümer einen vielfältigen, interessanten und abwechslungsreichen Themenmix aus Reportagen, Interviews und Expertentipps rund um die Immobilie.

Mein Haus &Grund Eigentum. Schutz. Gemeinschaft. Schleswig-Holstein

Wo Garten und Kunst zusammentreffen Und strömt und ruht Sprangsrade

Kein Garten ist wie der andere

Unser Garten

Blütenpracht mit Blick in herbe Weiten Ein „Königreich“ mitten in Dithmarschen

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

als Rechtsanwalt stellt man ja gelegentlich seltsame Fragen; zum Beispiel: Was ist eigentlich ein Garten? Laut Wikipedia ist ein Garten ein abge- grenztes Stück Land, in dem Pflanzen oder Tiere vom Menschen in Kultur genommen und somit gepflegt (kultiviert) werden. Im Gegensatz zu Parks werden Gärten meist privat genutzt. Dabei gibt es verschiedene Formen beziehungsweise Nutzungen von Gärten, wie Haus-, Nutz-, Natur- oder Obstgärten aber auch botanische und – besonders schön – Lustgärten. Das hört sich doch schon einmal ganz gut an und macht neugierig, welche Gärten wir Ihnen in dieser Ausgabe präsentieren wollen. Um einen Gar- ten vorzeigbar zu gestalten, braucht der Besitzer entweder einen Gärtner oder Zeit. Wenn man sich so liebevoll um seinen Garten kümmert, wie die Haus & Grund-Mitglieder in dieser Ausgabe, ist der Begriff „Hobby“ fast zu schnöde, Muße und Leidenschaft charakterisieren deren Gartenarbeit schon besser. Sich das Ergebnis dann anschauen zu können, macht Freude, sowohl dem Besitzer als auch – hoffentlich – Ihnen.

Unser Garten – ein Ort, der Platz für die ganze Familie bietet.

Wir wünschen Ihnen jedenfalls viel Spaß bei der Lektüre!

Herzlichst

Jede Familie wünscht sich einen Raum, in dem sich Kinder und Erwachsene gleich wohl fühlen. Schaffen auch Sie sich ein zweites

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Hans-Henning Kujath Verbandsdirektor

Alexander Blažek Vorsitzender

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Junger Garten 15

INHALT | 5

Garten und Kunst

INHALT

Fakt

Menschen

26

6

41 Anne Bayer

Die Zahl der Ausgabe und was sich dahinter verbirgt

Rechtstipp 46 Versicherungstipp 48 Kulturtipp 50 Expertentipp 52 Genusstipp 58 10

Von Bienen und Menschen

Titelthema: Unser Garten

Ratgeber

54

46 Rechtstipp

10 Wo Garten und Kunst zusammentreffen Und strömt, und ruht!

Ein Blick ins Gesetz erspart viel Geschwätz

Blütenpracht

48 Versicherungstipp Start in die Gartensaison

15 Junger Garten – noch ganz frisch Den ganzen Boden durchgesiebt

Chef.Koch.Tipp.

50 Kulturtipp

Das SHMF 2020 – von Poplegende Tom Jones bis zu Beethovens „Fidelio“

18 Sprangsrade

Kein Garten ist wie der andere. Dieser schon gar nicht.

32 Grüne Oase

52 Expertentipp

24 Bunte Blätter fallen… Ein Schatz inmitten der Stadt

Rettet den Vorgarten

Sprangsrade

Verschiedenes

26 Blütenpracht mit Blick in herbe Weiten Ein „Königreich“ mitten in Dithmarschen 32 Grüne Oase am Stadtrand Wenn das Pflanzen und Ernten im Blut steckt

54 Chef.Koch.Tipp.

Dem Gast ein Lächeln auf das Gesicht zaubern

18

60 Mitglied werden

Wie es geht, warum es sich lohnt

62 Impressum

Standpunkt

24 Anne Bayer

36 Natur zulassen

36

Was auf kleiner Fläche leben kann

41

Standpunkt

Bunte Blätter fal len…

6 ZAHL DER AUSGABE

2/3 Die Zahl der Ausgabe

Zweidrittel aller Deutschen ab 14 Jahre arbeitet zumindest ab und zu im Garten. Gärtnern ist, nach dem Entspannen zu Hause, die zweitliebste Freizeitbeschäftigung. Jeder zweite Privathaushalt besitzt einen eigenen Garten. Insgesamt gibt es in Deutschland 17 Millionen Gärten. Damit sind wir in Europa führend.

Einige besondere Beispiele zeigt Ihnen Mein Haus & Grund. Zum Nachahmen oder wenigstens zum Bewundern.

Gartenpracht als Ruhepol

TITELTHEMA 9

Unser Garten

Einen Garten findet man vor oder legt ihn an. Was daraus werden kann, wenn man Zeit, Arbeit und manchmal auch ein wenig Geld investiert, sieht man hier: Künstle- risch durchgestaltet, wie auf S.10 oder als großartige Symbiose von Gartenkultur, Natur und Erholung auf S.18 . Ein Garten als „König- reich“ wie auf S. 26 in voller Blüte, kann für Bienen ein wahres Para- dies sein, weiß eine Imkerin, S. 41 .

TITELTHEMA 11

Wo Garten und Kun st zusammentreffen

Dieser Garten erinnert an ein Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer. Wenn auch nicht wie dort aus einem Brunnen, strömt auch in diesem Garten das Wasser, während die Badenixe auf dem Steg vollkommen entspannt ruht. Und strömt, und ruht!

TITELTHEMA 13

Eine „stille Straße“, so nennt man es wohl. Nicht weit weg von einer Haupt- verkehrsader in Kiel liegt in einer Seiten- straße ein Haus jenen Typs, der auf den ersten Blick nicht das zu versprechen scheint, was er in Wahrheit beinhaltet. Das Gebäude aus dem Jahre 1937 fügt sich ein in eine Reihe von zweigeschos- sigen Doppelhäusern, allesamt aus den für Schleswig-Holsteins Städte so typi- schen Backstein. Erst wenn man näher tritt, fallen einem besondere Details auf. Sei es der modern gestaltete Eingangs- bereich mit einer Skulptur (siehe S.14) oder aber die interessante Gestaltung des nicht sehr großen Vorgartens. Auch die Türkommunikationsanlage und

andere, kleinere Elemente zeigen, dass hier jemand nicht nur mit Liebe zum De- tail lebt, sondern auch mit Geschmack. Das setzt sich innerhalb des Hauses fort, soll aber nicht Gegenstand dieser Re- portage sein. Denn uns interessiert der Garten, hinter dem Haus gelegen und deshalb von der Straße nicht einsehbar. Was so für die Bewohner ein Vorteil ist, ist für den Gartenfreund als Passant ein Nachteil. Denn dieser Garten lohnt sich und würde sicherlich den einen oder anderen dazu bewegen, kurz stehen- zubleiben und sich das ganze genau- er anzuschauen. 500 Quadratmeter Grundstücks- und 200 Quadratmeter Wohnfläche ergänzen einander. Durch den verglasten Wintergarten ist der Bezug zum Haus und seinem Inneren immer vorhanden. Umgekehrt gilt das natürlich auch, zumal im Oberge- >>

Cortenstahl und ein alter Ginkgo: Blick durch das rückwärtige Gartentor. Seh-Terrasse, Garten und künstlerische Ruhepole.

Zu einem gepflegten Garten gehört auch ein gepflegtes Haus. Wichtig und gelungen ist hier der gegenseitige Bezug vom Drinnen zum Draußen.

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14 TITELTHEMA

Junger Garten – noch ganz frisch

als Mittelpunkt dieser gestalteten Gartenlandschaft hervorragend ein. Das Gewässer strahlt sowohl Ruhe als auch mit dem beständig plätschernden Zufluss Lebendigkeit aus. Skulpturen wie der „Gute Hausgeist“, eine Kopie jener bekannten Figur vom Rathaus- platz in Kiel, ein Werk des estnischen Bildhauers Tauno Kangro. Oder aber die apart geformte, modernistisch wirkende Gartenbank. Dies sei eine „Möbius- schleife“ erläutert uns unser Gastgeber. So bezeichnet man eine Fläche, die nur eine Kante und eine Seite hat. In der Tat kann man so wirklich nicht zwischen In- nen und Außen unterscheiden. August Ferdinand Möbius, ein Leipziger Mathe-

schoss große bodentiefe Gaubenfenster einen herrlichen Überblick über die ge- staltete Gartenlandschaft ermöglichen. Seit ca. 30 Jahren leben die beiden Eigentümer, er Maschinenbauingenieur, sie Anästhesistin, in diesem, von ihnen umgestalteten Wohnhaus. Viele kleine Details zeigen die liebevolle Zuwendung der Bewohner zu ihrem Eigentum. Wie zum Beispiel der mit den Fensterrah- men farblich abgestimmte Granit oder die wunderbar restaurierte Treppe ins Dachgeschoss.

Tauro Kangro: Der „gute Hausgeist“.

matiker des neunzehnten Jahrhunderts, hat dieses Phänomen beschrieben. Das „Mathematische“ passt zu einem Maschinenbauingenieur. Ein Vorteil dieses Gartens ist, dass er im hinteren Bereich eine eigene Zuwegung hat. Was sehr praktisch ist, zum Bei- spiel, wenn Gartenabfälle ab- und neu einzusetzende Pflanzen hergefahren werden müssen. Auch hier zeigt sich Sinn für Qualität und Geschmack. Der dort vorhandene Zaun mit Tor be- steht aus Cortenstahl, dessen gewollte rostige Anmutung je nach Lichteinfall schöne Farbspiele entstehen lässt.

So wurde ein Badeteich mit Holzsteg vor 20 Jahren angelegt und fügt sich

Auch Stahl kann in einem Garten schön aussehen

Wesentlich beeindruckender allerdings ist der, auf diesem Teil des leicht anstei- genden Grundstücks stehende Ginkgo (Bild unten links). Er soll schon vor dem Bau des Hauses dort gestanden haben und zu den ältesten seiner Gattung in der Landeshauptstadt gehören. Nur im alten Botanischen Garten und am Geibelplatz gibt es ältere Exemplare. Wir verstehen den dezenten Stolz der beiden für das von ihnen geschaffene kleine Paradies inmitten einer großen Stadt. Hier kann man sich wohlfühlen und tut es auch. Mit zunehmendem Genuss. <<

Dass ein Garten Arbeit machen kann, ist bekannt. Doch so viel Arbeit wie hier kommt nur selten vor. Den ganzen Boden durchgesiebt

Unendliche Entspannung. Eine Bank, die mehr ist als sie selbst.

TITELTHEMA 17

Praxistipp

und sichere Spielmöglichkeiten. Erste Erfolge bei der Ansiedlung von Anpflan- zungen sind gemacht und erscheinen vielversprechend. Wenn alles fertig ist, es grünt und blüht, wird dieses Haus, dieses Grundstück sich positiv auf Nach- barschaft und Ortsbild auswirken. Es lohnt also, sich auf dem Immobilien- markt auch nach solchen Häusern um- zusehen, die auf den ersten Eindruck als Fass ohne Boden oder gar hoffnungs- loser Fall erscheinen. Mit dem richtigen Blick fürs Wesentliche, der notwendigen Energie und einigem Durchhaltewillen kann man daraus eine tolle Immobilie für die ganze Familie machen. Man muss es eben nur wollen. <<

gesellschaft von Haus & Grund Kiel. Er ist daher mit allem, was rund um eine Immobilie anfällt gut vertraut. „Das härteste Stück Arbeit am Außengelände war wohl das Abtragen des Mutterbo- dens. Der wurde komplett durchgesiebt, um ihn von allen möglichen Überresten der letzten Jahrzehnte zu befreien.“ Aber die Familie hat bei allen Arbeiten tüchtig geholfen und natürlich haben die jungen Leute viel Freizeit geopfert. Gartenarbeit kann sehr aufwändig sein. Für den Garten wurden Steine herbei- geschafft, um eine attraktive Gestal- tung zu schaffen. Den ursprünglich geplanten Teich hat man kurzerhand in eine Spielecke mit Sandkiste umfunkti- oniert. Da hat der Nachwuchs schöne

Eigentümer-Tipps von Thilo Reer:

 Planen Sie für alle Arbeiten genügend Zeit ein… und verdoppeln Sie diese. Dann setzen Sie sich auch nicht so stark unter Druck und können sich auch an kleinen Fortschritten erfreuen.  Lösen Sie sich von der Vorstellung, Sie können einen Garten aus einer Zeit- schrift oder aus dem Internet „Kopie- ren“. Jedes Grundstück ist anders und ein „Nachbau“ wird scheitern. Aber ist dieses Individuelle nicht genau das, was man sich für seinen Garten wünscht?  Ich habe nicht den gesamten Gar- ten geplant, sondern habe mich von „Ecke“ zu „Ecke“ weitergearbeitet – dabei kamen die besten Ideen!  Haben Sie Geduld mit der Natur. Pflanzen wachsen schneller und werden größer als man glaubt. Haben Sie Mut zu „leeren Flächen“, diese werden schneller Grün als Sie denken. Ich musste immer wieder Pflanzen umsetzen, da sie bereits nach kurzer Zeit keinen Platz mehr hatten.  Sehen Sie es als Ihr Hobby! Wenn das neue Projekt Sie stresst, nehmen Sie sich eine Auszeit, lassen Sie den Spa- ten ruhen. Mit neuer Energie macht es gleich wieder doppelt so viel Spaß!  Haben Sie Mut zu Ebenen und Hügeln – auch wenn das Kind nur bedingt Fußball spielen kann – nichts wirkt unnatürlicher als eine glatte Rasen- fläche.

Dank „Muskelhypothek“ zu einem Schmuckstück geworden: Innen wie außen ist so gut wie alles neu.

saniert und in einen modernen Zustand versetzt werden. Davon sieht man nicht mehr sehr viel, so gut ist alles instand- gesetzt worden. Der unkundige Passant könnte meinen, es handelt sich um eine komplett neue, schicke Immobilie.

Eine prachtvolle Gartenanlage ist das noch nicht. Wie denn auch? Denn erst seit 2014 wohnt ein junges Paar in diesem Haus in Ascheberg in guter Ortslage. Thilo Reer und seine Partne- rin Ramona Adam und der dreijähri- ge Lennart, Sohn aus einer früheren Beziehung. Eigentlich sollte man ein eingewachsenes Grundstück erwarten, denn das Gebäude wurde bereits 1890 errichtet. Doch davon ist nicht viel übrig geblieben. Erfreulicherweise, möchte man meinen, spricht man mit den Eigentümern und hört, in welchem Zu- stand sie das Haus übernommen haben. Total verwohnt wäre wohl die richtige Bezeichnung. Nachbarn und Angehö- rige haben den Mut bewundert, sich an ein solches Projekt heranzuwagen, haben doch alle mit einem Abriss des maroden Gebäudes bei einem Verkauf gerechnet.

Wem mochten sie mal gehört haben? Fundsachen aus der Umbauzeit.

Nach der Wohnung kam der Garten dran

Erst einmal war also die Wohnung wichtig und nun ist das Grundstück dran. „Hier gab es jede Menge zu tun“, sagt Thilo Reer, Leiter der Kundenbe- treuung Zinshaus bei der Immobilien-

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Erst einmal kam das Haus dran. Hier musste im Grunde fast alles entkernt,

Sprangsrade

TITELTHEMA 19

Eingebettet in die sanften Hügel der holsteinischen Schweiz liegt Sprangsrade westlich des Plöner Sees und inmitten von Feldern und Wiesen: Ein Feld führt von einer Nebenstraße direkt in ein kleines Paradies. Kein Garten ist wie der andere. Dieser schon gar nicht.

20 TITELTHEMA

Der Garten selbst besteht aus vielen verschiedenen Räumen, unterteilt nach Themen und Strukturen. Es gibt das Rote Beet, das Weiße Beet, den Sauna- garten, den Kräutergarten und den Grä- sergarten. Es gibt Staudenrabatten und Wasserläufe, Teiche und ein Glashaus mit angrenzendem Gemüsegarten. „Seit über zwei Jahrzehnten jäte, schneide, grabe und pflanze ich auf diesem sich stetig wandelnden Stück Land“ All diese Vielfalt ist über die Jahre suk- zessive entstanden. Teils geplant, teils eher spontan. Heute gibt es zahlreiche und ganz unterschiedliche Gartenräu- me, die uns in Erstaunen versetzen. Sie eröffnen immer neue Blickwinkel oder verstellen den Blick auf schon Gesehe- nes und bieten ganz neue Perspektiven. „Seit mittlerweile über zwei Jahrzehn- ten jäte, schneide, grabe und pflanze ich auf diesem sich stetig wandelnden Stück Land im Osten Schleswig-Hol- steins. Und da ich Gärten auch immer als einen Ort der Begegnung und >>

de, fast eine Allee. Die Hofanlage liegt inmitten von fruchtbaren Feldern und Wiesen nahe der Gemeinde Ascheberg. Historisch gesehen ist Sprangsrade Teil einer alten Siedlung, die vor mehr als tausend Jahren angeblich größere Aus- maße hatte als das damalige Ascheberg. Als die Grafs Sprangsrade mitsamt der Restfläche von rund 10.000 m 2 erwar- ben, war die gesamte Anlage in einem bemitleidenswerten Zustand. Landwirt- schaft wurde schon lange nicht mehr betrieben. Die größten Flächen waren längst verkauft. „Der fruchtbare – wenn auch teils sehr schwere – Boden in Verbindung mit dem hohen Grundwas- serspiegel trägt noch heute dazu bei, dass sich viele Pflanzen und Gehölze be- sonders gut entfalten können und wir keine großen Probleme mit Trockenheit im Sommer haben. Dafür teils mit zu großer Nässe im Winter – aber das ist ein anderes Thema“, erfahren wir von den Eigentümern.

„Das schönste am Gärtnern ist der stete Wandel, das Gedeihen und Vergehen, ohne das ich je sagen könnte, jetzt sei es Perfekt, so wie es ist.“ Diese Aussage von Fenna Graf sagt eigentlich alles über die Motivation, eine so außerge- wöhnliche Gartenanlage zu unterhal- ten. Wobei das Wort „Gartenanlage“ ebenso untertrieben ist, wie „unter-

Das schönste am Gärtnern ist der stete Wandel

Saunahaus (oben), Teich oder Hochbeete bieten jede Form von Rekreation und Betätigung. Und immer genügend gesundes Gemüse (unten).

halten“. Es ist ein Garten, ja. Aber auch Park, Erholungsort für Leib und Seele, Anbaufläche für Obst und Gemüse. Kunst findet sich dort und das Wohn- haus der Eheleute Graf einschließlich notwendiger Nebengebäude. Und nur „unterhalten“ reicht nicht, es ist viel Arbeit, wie wir noch sehen werden.

Ob Weg, ob Steg. Alles fügt sich harmonisch in die Anlage ein.

Ein langer, wassergebundener Weg führt nach Sprangsrade, schnurgera-

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FÜR S I E IN DEN BESTEN LAGEN

und kam durch ihr Sprachenstudium nach Deutschland. Dort lernte sie Ihren Mann, den Plöner Arzt Dr. Friedrich P. Graf, kennen. Das Paar hat drei er- wachsene Kinder. „Urlaub allerdings ist im Sommer nicht drin“, sagt Frau Graf, aber ganz ohne klagenden Unterton. Wie auch bei einer solchen Anlage und den zahlreichen Besuchern, nicht nur am Tag des offenen Gartens? Ganze Busgesellschaften kommen manchmal, um sich diese gärtnerische Pracht nicht entgehen zu lassen. Schließlich wollen Gartenfans sich einmal die Anlage an- sehen, die den Preis für den besten Pri- vatgarten Deutschlands bekommen hat. Auch Friedrich Graf ist aktiv und hilft, wo er kann und sein Beruf ihm die Zeit dazu lässt. Im „Saunahaus“ im hinteren Teil des Grundstückes hält er medi- zinische Seminare für Geburtshelfer und Gynäkologie ab. Überhaupt fügt sich dieses Gebäude trotz seines vom Haupthaus völlig abweichenden Baustils prima in das Ensemble ein. Oder gerade wegen seiner unaufdringlichen Anders-

Hummeln und Bienen tummeln sich.

artigkeit. Fenna Graf bietet Gartensemi- nare an, die angesichts dieses Gartens mit Sicherheit fundiert und für die Teilnehmer ertragsreich sein dürften. „Mein Garten ist für mich Inspiration und Quelle der Freude und Erfüllung zugleich. Jedes Frühjahr freue ich mich aufs Neue auf das, was der Garten hervorbringt und bin immer wieder erstaunt, welch eine Fülle an Blüten und Farben sich daraus entwickeln.“ Das hat natürlich seinen Preis. Mittlerweile ist aus dem Hobby eine zeitfüllende Aufga- be geworden, was dazu führt, dass sie teilweise schon um 5 Uhr morgens im Garten zu finden ist und ihn erst abends um 21 Uhr verlässt.

Falls mal Zeit ist: „Ruhepole“ gibt es einige.

des Austauschs begreife, habe ich be- reits vor vielen Jahren angefangen, Sprangsrade für interessierte Besucher zu öffnen und mich aktiv für die Ent- wicklung der Gartenkultur in Schleswig- Holstein einzusetzen“, berichtet Fenna Graf. Sie ist geborene Niederländerin

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Der Garten ist Inspiration, Freude und Erfüllung

Sprangsrade – der alte Name soll auf eine Quelle hindeuten. Heute steht er gleichberechtigt für einen Quell der Freude an Gartengestaltung und landschaftlicher Schönheit. Und er steht für beide dafür, ihren „Garten“ in anregenden Mußestunden auf einer der zahlreichen Sitzgruppen genießen zu können – einschließlich Katze. <<

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Fenna Graf und ihr Mann Dr. Friedrich Graf nebst Katze im „GrafGarten“.

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24 TITELTHEMA

Bunte Blätter fallen…

Alte Bäume sollte man nicht verpflanzen, sagt man. Aber bewundern darf man sie im Alten Botanischen Garten in Kiel. Ein Schatz inmitten der Stadt

Die Laubfärbung macht aus jedem Baum eine leuchtende Symphonie der Farben, wie hier am Topfhaus. Und das bei freiem Eintritt.

Südwestlich des Pavillons befindet sich das Topfhaus, das 1884/85 zusammen mit dem Botanischen Institut entstan- den ist. Es wird seit 2016 auf Initiative der Topfhausstiftung und dank großzü- giger Spenden restauriert. <<

Verschlungene Pfade führen den Besucher zu unterschiedlichen Kleinbio- topen, vorbei an Hängen mit einer Viel- zahl von Sträuchern, Stauden, Zwiebel- und Knollengewächsen mit, vor allem im Frühjahr, außergewöhnlicher Blüten- pracht. Seit Gründung des Fördervereins wurden mehr als hundert interessante und schöne Gehölze gepflanzt. Darun- ter befinden sich Magnolien, Japani- sche Zierkirschen, Schneeballarten und Rhododendren, Japanische Sicheltanne, Japanische Schirmtanne und Chinesi- sche Spießtanne. Auf dem höchsten Punkt des Gartens wurde 1891 ein Aussichtspavillon mit schmiedeeiserner Krone errichtet. Der achteckige Backsteinbau bietet von seiner Aussichtsplattform einen schönen Ausblick über den Garten und die Kieler Förde.

täglich von 9-15 Uhr. Dank der Initiative des Vereins zur Erhaltung und Förde- rung des Alten Botanischen Gartens existiert dieser alte Garten noch heute und ist seit 1992 in seiner Gesamtheit ein Natur- und Kulturdenkmal. Das ca. 2,5 ha große hügelige Gelände zeichnet sich aus durch einen teilweise sehr alten Gehölzbestand von einzigarti- ger Schönheit, geprägt durch exotische Pflanzen wie dem Küstenmammutbaum und einem der ältesten und höchsten Urweltmammutbäume des europäi- schen Festlandes, einem bedeutenden Ginkgobaum, einem seltenen Amur- Korkbaum, einem japanischen Nadel- Wacholder und einer Gruppe von über 20 Meter hohen Sumpfzypressen.

langen Tradition. Er liegt nördlich der Innenstadt in unmittelbarer Nähe zur Kieler Förde, der Kunsthalle und den Unikliniken. Im Jahre 1978 erfolgte der Auf dem höchsten Punkt des Gartens wurde 1891 ein Aussichtspavillon errichtet Umzug der Botaniker in die Olshausen- straße in den 5. Botanischen Garten und damit eine Umsiedlung in das neue Universitätsgelände. Auch er ist öffentlich zugänglich und bietet ein prachtvolles Blütenmeer aus allen Konti- nenten. Seine Adresse: Am Botanischen Garten 1-9, 24118 Kiel, seine Öffnungs- zeiten einschließlich der Gewächshäuser

Alles hat ein Ende, auch das Gartenjahr. Der Abschied fällt dem Gartenfreund schwer. Jedes Jahr ist das so. Doch es gibt einen kleinen Trost, die Laubfär- bung. Wie prächtig wandeln sich da Bäume und Sträucher in ein Farben- meer! Unsere Wälder zeugen davon. Doch auch für den Stadtbewohner gibt es Möglichkeiten, dies zu bewundern. Parkanlagen dienen dazu und in der Landeshauptstadt Kiel gibt es dafür einen ganz besonderen Schatz: der inzwischen als sogenannter „alter“ bezeichnete botanische Garten. Er wurde 1884 eröffnet. Er diente von 1884 – 1978 der Universität Kiel als zu dem Zeitpunkt vierter Botanischer Garten und stand schon damals in einer

Tipp

Jeden 2. Sonntag im Monat um 10.30Uhr (außer im Dezember und Januar) Botanische Lehrwanderungen mit Michael Treichel und seinem Team. Treffpunkt am Schaukasten im Schwanenweg. Der Eintritt ist frei. Son- derführungen gibt es nach Absprache: Michael Treichel, T. 0431 9 21 04. Die Öffnungszeiten des Alten Botanischen Gartens am Schwanenweg sind von 9.00 -19.00 Uhr, des neuen (Ols- hausenstraße/Am Botanischen Garten) einschließlich der Gewächshäuser von 9.00 -15.00 Uhr, jeweils täglich.

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Blütenpracht mit Blick in herbe Weiten

Zugegeben, in der alten Bauernrepublik Dithmarschen sah man Könige nicht so gern. Aber eine so schöne Gartenanlage als das Königreich seiner Eigentümer zu bezeichnen, ist zu Recht auch dort erlaubt. Ein „Königreich“ mitten in Dithmarschen

TITELTHEMA 29

Wir schauen uns um. Es ist eigentlich gar kein Garten, sondern ein Park. Mit Teich, großen Bäumen, und vielen, vie- len Sträuchern. Vor allem Rosen sind „Nicht ganz so üppig, wie in England“, sagt Lothar Schwemmer – womit er etwas untertreibt es, die diese wunderschöne Anlage prägen. Wie verzaubert, geht man zwischen ihnen auf verschlungenen Wegen hindurch. Hier, mitten in der weiten Landschaft Dithmarschens, sind Geräusche der Zivilisation eher selten zu hören. Dafür umso mehr Vögel und na- türlich der unablässige Wind. Vor dem kann man an vielen, lauschigen Plätzen Schutz finden. >>

für Binnenländer: einem kleinen Hügel. Der stammt, so erzählt uns Lothar Schwemmer, wohl schon aus vorchrist- licher Zeit. Das stattliche Wohnhaus ist ebenfalls schon älter, jedoch in der Zwischenzeit umfassend saniert und modernisiert worden. Seinen Charakter als marschbäuerliches Anwesen hat es behalten. Als Reetdachhaus mit weißen Außenmauern steht es inmitten eines wildromantischen Gartens und ist eine Augenweide. Auch Lothar Schwemmer ist nicht mehr der allerjüngste. Geist und Körper scheinen das aber zu wider- legen. Doch zurück in den Garten und zu den Rosen. Das, was das Ehepaar Schwem- mer auf ihren Reisen in England sucht, kann man auch hier finden. „Nicht ganz so üppig wie da“, sagen sie bescheiden.

Lothar Schwemmer reist mit seiner Frau gern nach England. Das liegt bestimmt an der wunderbaren Gartenkultur auf der Insel, vor allem an den üppigen Rosengärten. Denn Rosen haben es ihm angetan. Zusammen mit seiner Frau Helga lebt er in, sagen wir mal, nicht gerade beengten Wohnverhältnissen. In einer kleinen Ansiedlung – Gemeinde wäre schon fast hochgestochen – nahe der dithmarscher Stadt Marne liegt das wunderbare Haus der beiden. Umgeben von 10.000 Quadratmetern. Es ist ein traditionsbehafteter Ort, auf dem dieses Haus steht. Im Außenbe- reich gelegen, wurde es vor langer Zeit als kleiner Bauernhof errichtet. Wie es in der damals durch Deiche nur unzureichend gesicherten Marsch üblich war, liegt es auf einer „Wurth“;

Englands Gärten liegen kurz vor Marne

„Nach der Arbeit bleibt auch mal Zeit für einen guten Riesling.“

30 TITELTHEMA

Stunden, erledigt. Wobei, wenn es Spaß macht, dies eigentlich keine „Arbeiten“ sind. Es bleibt genügend Zeit, an schö- nen Abenden gemütlich einen Riesling zu vernaschen und sich in diesem Gartenparadies als kleiner „König“ zu fühlen. <<

Lothar Schwemmer bleibt allerdings nicht viel Zeit, um diese Stellen in aller Ruhe zu genießen. Denn 10.000 Qua- dratmeter wollen gepflegt sein. Allein zweimal die Woche muss er die Ra- senflächen zwischen den Pflanzen und Gebüschen mähen. Vier Stunden nimmt das jeweils in Anspruch. Und im Som- mer kommen dann noch die zahlreichen Besucher hinzu, die sich dann zum Tag des offenen Gartens anmelden. Ende Juni ist bei Schwemmers Hochsaison, da die Rosen in voller Blüte stehen. Nicht selten sind es 500 Personen, die dann erstaunt, begeistert und vielleicht der eine oder andere auch neidvoll die Blütenpracht bewundern. Sowas kommt nicht von ungefähr, zumal an dieser Stelle. Der schwe- re Marschboden ist eigentlich zum Anpflanzen von Rosen nicht unbedingt geeignet. So musste Lothar Schwemmer eigenhändig die Erde dort austauschen, wo Rosen angepflanzt werden sollten. Wer einmal Lehm-, Ton- und Kleiboden mit dem Spaten ausgehoben hat, weiß, was das bedeutet. Die so entstandenen Pflanzlöcher hat er mit vom Geestrand – im Pkw-Anhänger – herangefahrener Erde pflanzfertig vorbereitet. Auf diese Weise und mit viel Arbeit ent- stand das gar nicht so kleine Paradies dieser beiden sympathischen Menschen. Für Helga Schwemmer, einer aus der Landwirtschaft stammenden Dithmar- scherin, liegt die Heimat im wahrsten Sinne des Wortes direkt vor der Haustür. Und Lothar Schwemmer hat sich in den letzten fast 60 Jahren buchstäblich nach oben gearbeitet. Als früherer Bergarbei- ter zum Eigentümer eines Hauses und eines Gartens, von dem man wunder- bare Blicke in die Natur und in die herbe Weite der Landschaft an der Nordsee- küste genießen kann.

Man könnte meinen, fernab der Welt zu sein. Doch der weite Blick über die Marsch gibt Orientierung und Erdung zugleich.

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32 TITELTHEMA

Ein Garten ist längst nicht wie jeder an- dere. Fast jeder hat etwas Besonderes. Das gilt auch für die Eigentümer. In die- sem Fall handelt es sich um die Eheleute Schargus, die sich in einer Randgemein- de Kiels nicht nur eine Bleibe, sondern ein Paradies am Stadtrand geschaffen haben. Im Mai 1993, also zur schönsten Jahreszeit, zogen sie mit zwei Kindern in dieses Haus ein. Die Größe des Grund- stücks war ein entscheidendes Argu- ment auf der „Pro-Seite“, als es um die Kaufentscheidung ging. Doch hören wir es von Ute Schargus selbst, wie sie das heute sieht: „Damals gab es hier nur Obstbäume, oder viel mehr, zum Glück. Es waren Apfel-, Pflaumen- und Kirschbäume, der klassische Besatz eines großen Gartens der 60er-Jahre. Einer der alten Bäume starb langsam ab und sollte weg. Gut, dass er stehenblieb. Nun hat er so schöne Baumpilze und der Specht kann lautstark seine Löcher hinterlassen. Er wird noch ein bisschen bleiben.“ Schon bevor Ute Schargus und ihr neun Jahre älterer Mann Dieter einzogen, gab es das Gewächshaus. Das passte gut. Frisches Gemüse war ihnen immer wichtig. „Ich bin in der Landwirtschaft aufgewachsen, da steckt das Säen, Pflanzen und Ernten wohl im Blut. Für das Rasenmähen gilt das nicht so, gehört aber leider dazu. Da können 1.600m² schon sehr groß werden,“ weiß Frau Schargus. >>

Grüne Oase am Stadtrand

Üppiges Grün, ein großer Teich und ein Gewächshaus. Daneben noch Hochbeete, machen aus einem Obstgarten eine Oase mit Selbstversorgungsaspekten. Hier am Stadtrand von Kiel findet sich diese schöne Anlage. Wenn das Pflanzen und Ernten im Blut steckt

TITELTHEMA 35

Vor einem Viertel- jahrhundert wurde der Feigenbaum gepflanzt. Und das Gewächs- haus macht Ute Schargus viel Freude, besonders wenn die Tomaten gereift sind.

drei Jahren kam ein kleiner Pfirsichbaum dazu, der möglichweise der Feige bald den Rang abläuft. Die Pfirsiche seien köstlich, was sich letzten Sommer bei Vögeln und Schnecken herumgespro- chen hat. Den „Gärtnern“ blieb nur wenig davon übrig. „Derzeit wird meine Gartenfreude durch niedliche Gäste etwas getrübt. Seit der Hund verstorben ist, haben die Rehe meine Duftrosen und andere Leckereien für sich ent- deckt. Und das, obwohl wir mitten im Ortskern leben und das Grundstück eingezäunt ist. Aber lieber Rehe, als Wildschweine.“ <<

Details begeistern. Zum Gewächshaus kamen Hochbeete dazu. Der Vorteil: Tolles Gemüse ohne auf Knien den Boden entlang zu rutschen. „Da aus unserer Sicht Frischwasser nicht im Garten verschwendet werden sollte, hat mein Mann ein ausgeklügeltes Bewäs- serungssystem gebaut. In großen Tanks wird das Regenwasser aufgefangen und von einer kleinen Pumpe zu den Beeten gebracht.“ Die Aufgaben sind klar verteilt. Der Mann ist fürs Gießen zuständig, dafür sind alle Hecken Frauensache. „Ich habe mein Herz an die kleinen, filigranen Buchsbaumhecken verloren, wie man sie aus klassischen Bauerngärten kennt. Alle liebevoll selbst aus Stecklingen gezogen“, ergänzt Ute Schargus. Eine elektrische Heckenschere kommt nur bei der den großen Thujas zum Einsatz. Die „Buchsis“ werden ausschließlich von Hand frisiert, was meditativen Cha- rakter haben soll. Weitere Lieblinge sind die Exoten. Vor rund 20 Jahren haben sie einen Feigenbaum gepflanzt, der jedes Jahr voller Früchte ist. Mittlerweile so viele, dass man sie nicht mehr alle selbst essen und einkochen kann. Vor

Alles in diesem Garten, wurde in Eigen- leistung gestaltet. Einen Landschafts- gärtner oder -planer hat das Grund- stück nie gesehen. Viele Pflanzen waren Ausschussware aus dem Baumarkt, „Der Freundeskreis Botanischer Garten ist ein Fundus für tolle Ableger und Inspirationen“ kommen von Tauschbörsen oder aus dem botanischen Garten. „Wir sind Mitglieder im „Freundeskreis Botani- scher Garten“ in Kiel, ein wunderbarer Fundus für tolle Ableger, Pflanzenmärk- te und Inspirationen“, weiß Ute Schar- gus. Spannend sei auch immer wieder die Aktion „Offener Garten“. Sie liebt Gartenzeitschriften, aber auch mal in fremden Gärten herumzustöbern, findet sie großartig. „Da ist nichts geschönt, man kann Unkraut nicht einfach weg retuschieren. So wird das Verhältnis zum eigenen Unkraut entspannter.“ Allerdings sind die Schargus’ keine großen Freunde von perfekten, sterilen Gärten. Am liebsten sind ihnen solche, die bunt und bienenfreundlich sind, Nutzflächen haben und mit kleinen

Um dem etwas Einhalt zu gebieten, hat man sich für die Anlage eines großen Teichs entschieden. „Ich erinnere mich noch an die Anfänge, wo wir Goldfi- sche und Froschlaich einsetzten. Frö- sche, dachten wir, wären doch toll. Die gold-leuchtenden Fische allerdings hat der Reiher ‚zeitnah’ entdeckt, so gibt es jetzt nur noch graubraune Goldfische.“ Die Froschpopulation hat sich zum Är- ger der sonst sehr toleranten Nachbarn, prächtig entwickelt. Offensichtlich ge- hören sie nicht zu den Lieblingsspeisen des Reihers. Zur Paarungszeit quaken, so erfahren wir, mittlerweile ca. 20 bis 30 Frösche um die Wette. Das ist wirk- lich sehr laut, aber doch auch schön. Denn es ist Natur und gehört mittler- weile einfach dazu, meint Ute Schargus.

Die „Buchsis“ – natürlich von Hand beschnitten – verströmen einen meditativen Charakter.

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Natur zulassen

Wespenarten nicht besonders geschützt sind, bitten die Anrufer um Tipps. Fragen zu Fledermäusen kommen meist nur im Sommer, wenn die Tiere aktiv sind oder wenn sie bei Baumaßnahmen entdeckt werden. Aber natürlich ist das die wichtigste Zeit auch für Krähen, Schwalben, Bäume und den Maulwurf im Garten.

Alte Bäume sollten unbedingt erhalten bleiben

Was mache ich denn, wenn ich auf dem Grundstück alte Bäume habe, die die Verkehrssicherheit gefährden? Drews : Alte Bäume sind immer po- tenzielle Habitatbäume, das heißt, sie haben Höhlen, die zum Brüten genutzt werden und auch schon einige tote Äste, die für Insekten wichtig sind. Grundsätzlich sollte man sich auch hier- zu erstmal bei der Unteren Naturschutz- behörde oder dem LLUR erkundigen. Zu klären ist auch, ob es in der Gemeinde eine Baumschutzsatzung gibt. Wenn die Verkehrssicherheit es erfordert, ist manchmal eine Fällung notwendig, aber vielleicht reicht es auch, die bruchge- fährdeten Äste zu entfernen oder die Krone zu entlasten. Maulwürfe sind der Liebling aller Gärtner. Wie ist da eigentlich die Rechtslage? Drews : Maulwürfe finden immer weni- ger Lebensraum. Die intensive Landwirt- schaft und langanhaltende Trockenheit setzen auch ihnen enorm zu. Es ist daher wünschenswert, ihnen zumin- dest in unseren Gärten mit Toleranz zu begegnen. Wer sich dazu gar nicht durchringen kann, darf Vergrämungs- maßnahmen versuchen. Töten darf man sie nicht. Nur auf Sportplätzen werden ggf. mal Ausnahmen gemacht, wenn sie dort trotz Abschirmmaßnahmen auftreten. Aber auch nur dann.

Arne Drews

Rüdiger Albrecht

Gartenliebhaber gibt es viele, Vorstellungen über Gartengestaltung noch viel mehr. Zwei Experten berichten, wie ein einvernehm- liches Miteinander von Gärten und Natur möglich werden kann. Was auf kleiner Fläche leben kann

Zurück in den Garten. In letzter Zeit stehen besonders die sogenannten Schottergärten in der Kritik. Manche Städte wollen sie sogar verbieten. Was sagt der Natur- und Arten- schutz dazu? Drews : An der Gartengestaltung scheiden sich die Geister. Wie ein Garten aussieht, richtet sich danach, was man schön findet, wieviel Zeit man für Gartenarbeit aufbringen kann oder möchte und was im Trend liegt. Schot- tergärten liegen leider im Trend und das ist für Pflanzen und Tiere eine schlechte Nachricht, denn diese Gärten verdienen diesen Namen nicht. Sie sollen wenig Arbeit machen und nur gut aussehen – sofern man das denn mag. Ein Garten könnte kaum naturferner als ein Schot- tergarten sein und je naturferner ein Garten ist, desto weniger taugt er als Lebensraum. Vor allem für Familien >>

Die meisten unserer Leser sind dem Natur- und Artenschutz wohlgeson- nen und würden gern mehr dafür tun. Was raten Sie denen? Albrecht: Haus-, Grund- und Garten- besitzer haben in der Tat für den Natur- und Artenschutz ein großes Potenzial, denn auf den intensiven landwirtschaft- lichen Nutzflächen haben wildlebende Pflanzen und Tiere kaum noch eine Chance. Fragen Sie uns oder beispiels- weise den NABU und informieren Sie sich. Wer sein Haus z.B. fledermaus- freundlich oder schwalbenfreundlich gestaltet, kann sich über eine Aus- zeichnung als „Fledermausfreundliches Haus“ oder „Schwalbenfreundliches Haus“ freuen. Sie bekommen dann eine Plakette, die sichtbar am Haus ange- bracht wird. Sie dokumentieren damit, dass Sie unseren Mitgeschöpfen den benötigten Raum zugestehen.

Herr Albrecht, Sie und Herr Drews sind beim LLUR in der Abteilung Naturschutz und Forst tätig. Was machen Sie da genau? Albrecht: Herr Drews und ich sind sowohl für den fachlichen als auch für den gesetzlichen Artenschutz zuständig. Dies umfasst sowohl Artenhilfsprogram- me für bedrohte Arten, als auch die Berücksichtigung dieser Arten bei der Planung von Großvorhaben. Darüber hinaus sind wir auch die zuständigen Ansprechpartner bei Problemen mit ge- schützten Arten sowohl bei Konflikten

oder der Maulwurf im Rasen sind häu- fige Themen. Und das illegale Ablegen von Gartenabfällen in der freien Natur führt zu einer schädlichen Ausbreitung von hier nicht heimischen Pflanzen, zum Beispiel dem Indischen Springkraut. Das nimmt immer mehr zu. Welche Fragen stellen Ihnen die Bürger? Albrecht : Wenn Probleme in ihrem un- mittelbaren Wohnumfeld auftreten. Im Spätsommer geht es um Hornissen am oder im Haus. Auch wenn die anderen

in der Landwirtschaft als auch für den privaten Hausbesitzer.

Gibt es denn Probleme zwischen Hauseigentümern und Natur- bzw. Artenschutz? Albrecht: Doch, ja. Häufig leben geschützte Arten auch im Siedlungsbe- reich und dann kann es zu Konflikten kommen, wie z. B. bei „lärmenden“ Saatkrähenkolonien im Wohnbereich oder bei Hornissennestern auf der Dachterrasse. Aber auch Fledermäuse im Dach, Schwalben über dem Balkon

38 STANDPUNKT

Praxistipp

xen Systems, bei dem alle Teile mitein- ander verbunden sind. Der Garten muss ihnen Nahrung und Brutmöglichkeiten bieten und dieses System funktio- niert nur als Ganzes. Das heißt, wenn Insekten fehlen, weil ihnen die Nah- rungspflanzen fehlen, dann fehlt auch den Vögeln die Nahrung und das gilt auch für Vogelarten, die sich selbst von Sämereien ernähren, denn ihre Jungen benötigen auf jeden Fall Insekten. Aber von Insekten und Spinnen leben auch viele andere Tiere. Auch die bekommen zunehmend Probleme. Worauf kommt es bei der Anlage eines naturnahen Gartens an? Kann das der Laie? Drews : Natürlich kann man das von einem kundigen Dienstleister machen lassen, aber auch selbst in Angriff nehmen. Es kommt im Wesentlichen auf die eigenen Ansprüche an und wie man zur Natur steht. Wer etwas Mut zur Un- ordnung und Geduld hat, kann sich an das Thema herantasten. Alles auf einmal und sofort muss auch gar nicht sein. Der Garten kann auch nur in Teilen naturnah sein und sich über die Jahre entwickeln. Als Gartenbesitzer sollte man das als fortlaufendes Projekt betrachten und gelassen bleiben, auch wenn der Garten zeitweise, z.B. im Winter, nicht pikobello aussieht. Hilfreich ist schon, für die He- cke heimische Gehölzarten zu wählen, z.B. Buche, Hainbuche, Weißdorn o.ä., denn an diese sind z.B. zahlreiche Insek- tenarten angepasst. Ihre Früchte dienen Vögeln und anderen Tieren als Nahrung. Eine gemischte Hecke bietet dann für alle etwas. Kirschlorbeer, Thuja & Co. hingegen haben unserer heimischen Tierwelt nichts zu bieten. Und wer nur einen Balkon hat, ist außen vor? Drews : Bei der richtigen Gestaltung kann man das schon auf kleinstem Raum schaffen, selbst ein Balkon kann einiges in der Richtung leisten.

auch. Schöner ist es natürlich, wenn Hausbesitzer von sich aus den Wunsch verspüren, den Garten mit wildleben- den Pflanzen und Tieren zu teilen. Ein naturnaher Garten sieht für Sie aus, wie…? Drews : Ein naturnaher Garten sollte Lebensraum für die verschiedensten wildlebenden Tiere und Pflanzen sein. Vögel, Säugetiere, Insekten und Spin- nen, Amphibien, Reptilien und natürlich Pflanzen. Sie alle sind Teil eines komple-

mit Kindern ist das schlecht, denn wo keine Natur ist, können Kinder auch keine Tiere beobachten und Naturliebe entwickelt sich ja größtenteils in der Kindheit. Diese Kinder werden später auch keine Schmetterlinge oder Vögel vermissen, denn sie haben sie nie ken- nengelernt. Wenn dieser Trend anhält und Gärten möglicherweise immer häufiger so aussehen, dann muss man vielleicht auch den Außenbereich von Privatgrundstücken regeln. Bei Dächern und Geschosshöhen macht man es ja

Rüdiger Albrecht und Arne Drews sind bereit, den Leserinnen und Lesern von „Mein Haus & Grund“ mit Rat und Tat engagiert zur Seite zu stehen. Ganz um der Sache Willen und gar nicht hoheit- lich. Hier die Kontaktmöglichkeiten:  ruediger.albrecht@llur.landsh.de T. 04347 704 359  arne.drews@llur.landsh.de T. 04347 704 360 Sie raten im Übrigen zu mehr Gelas- senheit in den Gärten. Das heißt, es sollte nicht zu aufgeräumt zugehen und auch Pflanzen, die sich in Rissen und Fugen entwickeln, nicht immer gleich entfernt werden. Gerade dort bilden sich wichtige Lebensräume auf manchmal kleinster Fläche.

Unterschlupf im Garten. Alte Dach- ziegel sind

dafür gut geeignet.

Eine Blumenwiese ist ja für viele Gartenbesitzer Inbegriff eines naturnahen Gartens. Wenn man in einen bestehenden Rasen einsät, kommt da meist nicht viel oder ist nur von kurzer Dauer. Drews : Das ist richtig. Bei einem in- tensiv gedüngten Rasen ist das schwer zu erreichen. Das Zauberwort heißt:

„Nährstoffmangel“. Eine Wiese darf höchstens 1 - 2 mal pro Jahr gemäht werden. Nur so haben Kräuter eine Chance. Wenn ich aber jede Woche mähe bzw. mähen muss, weil das Gras so wüchsig und zudem dominant ist, dann wird das nie was. Einfacher ist es, wenn der Garten natürlicherweise sandig und damit nährstoffarm ist. >>

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Bunte Wiese – blauer Zaun. So schön kann ein Naturgarten sein. Und Totholz (unten) ist ein wichtiger Lebensraum. Arne Drews vom LLUR und seine Kollegen geben gerne Tipps.

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oder Laubsauger nehmen alles mit und töten jedes Tier. Sie werden regelrecht geschreddert. Auch die Mähroboter sind gefährlich, da sie nicht vor Igel & Co. haltmachen und ihnen mit ihren scharfen Messern schwere Verletzun- gen zufügen. Man sollte sie nur unter Aufsicht einsetzen und auf keinen Fall in der Dämmerung oder in der Nacht. Wo bekomme ich genauere Informa- tionen zur Anlage eines naturnahen Gartens her? Drews : Für die konkrete Umsetzung kann man sich detaillierte Informatio- nen vom NABU, BUND oder anderen Anbietern im Internet einholen. <<

Laubhaufen liegt, dient einer Vielzahl an Tieren als Rückzugsraum. Blüten- pflanzen sollten unbedingt ungefüllt sein, da sie sonst keinen Pollen und Nektar liefern. Sehr wichtig sind auch Bereiche, in denen sich Wildpflanzen ansiedeln dürfen, denn Insektenarten sind oftmals nicht sehr flexibel, was ihre Nahrungspflanzen angeht. Nisthilfen für Vögel, Insekten oder Fledermäuse sind natürlich ebenfalls hilfreich.

Auf gut durchlässigen Böden lässt sich auch gedüngter Boden schneller aushagern. Man kann natürlich auch den Oberboden abnehmen und sandi- ges Substrat einbringen. Dann haben Blumen eine Chance, auch längerfristig unser Auge zu erfreuen. Was hätten Sie sonst noch für Tipps? Drews : Offene, sandige Bodenflächen oder Fugen in Pflasterflächen sind für bodenlebende Wirbellose wichtige Lebensräume. Das gilt übrigens auch für Totholz, das in einer Ecke liegt oder aufgeschichtet sein kann. Ein kleiner Tümpel kann als Tränke und Lebensraum, für an Wasser angepasste Tierarten, dienen. Überhaupt ist es sinn- voll, nicht bis in die hinterletzte Ecke aufzuräumen. Eine Ecke, in der vielleicht ein Komposthaufen oder ein Reisig- und

Anne Bayer

Nicht jedes Gartengerät ist auch sinnvoll

Mähroboter, Laubbläser, Laub- sauger werden viel gekauft und sind ja eine große Hilfe für den Gartenbesitzer. Drews : Solche Geräte sollte man wirklich nicht benutzen. Laubbläser

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tem durch die auf Dauer in geringer Menge konsumierte Allergen-Menge, z.B. durch das tägliche Honigbrot zum Frühstück, an diese gewöhnt und eine Allergie nicht mehr so stark vom Körper bekämpft wird. Wo stehen Ihre Stöcke und warum dort? Wieviel sind es? Wieviel Zeit wenden Sie dafür auf? Unsere Bienen stehen in Ostholstein, bei meiner Mutter. Ich hätte auch gerne einige Bienen in meinem jetzigen Hei- matort Kiel, leider fehlt mir hier nur der Platz für das Imkerei-Equipment. Der Vorteil des landwirtschaftlich gepräg- ten Ostholsteins ist, dass die Bienen dort zur Frühtracht meinen Lieblings- honig in großen Mengen erzeugen: Den cremigen, perlmuttfarbenden und mild schmeckenden Rapshonig. Das Nahrungsangebot ist durch viele Lindenbäume auch zur Spättracht sehr ausgeprägt, sodass unsere Bienen viel Honig eintragen können. Derzeit haben wir sieben Völker, die auf drei Standorte verteilt sind. Gerne möchten wir die Völkeranzahl in diesem Jahr auf zwölf erhöhen – indem wir neue Völker züchten und vielleicht auch einen Bienenschwarm einfangen. „Unsere Bienenarten sind friedlich, im Umgang ange- nehm und agieren ruhig“ Der Arbeitsaufwand fürs Imkern ist über das Jahr unterschiedlich ausgeprägt. (Derzeit sitzen die Bienen noch fest zusammengedrängt in der sogenannten Wintertraube, das heißt, dass sich alle Bienen im Bienenstock um die Königin schmiegen, um diese bestmöglich vor den niedrigen Temperaturen und Au- ßeneinwirkungen zu schützen. In dieser Zeit versuchen wir die Bienen überhaupt nicht zu stören, sodass sie möglichst

Anne Bayer, vor 30 Jahren in Olden- burg/Holstein geboren, war zum Zeitpunkt des Interviews stellvertre- tende Referatsleiterin, Ressortkoor- dinierung in Angelegenheiten aus dem Geschäftsbereich des Minis- teriums für Energiewende, Land- wirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in der Kieler Staatskanzlei. Sie wechselt in ein großes Kieler Unternehmen für Stadt- und Pro- jektentwicklung. Zu ihren Hobbys zählen Imkerei, Jagd, Politik, Reisen, Kochen und Sport. Frau Bayer, spätestens seit dem Erscheinen von Maja Lundes „Die Geschichte der Bienen“ sind diese Insekten in das Bewusstsein vieler Menschen gerückt. Was hat Sie zu Ihrem Hobby gebracht? Seit ich ein kleines Kind bin, habe ich meinem Großvater beim Versorgen sei- ner Bienen und auch bei der Honigernte geholfen. Er hat sich immer gewünscht, dass ich später auch seine Bienenvölker übernehme und sein Hobby fortsetze. Je mehr ich mich mit diesen wunder- baren Tieren auseinandergesetzt habe, desto faszinierter war ich. Die Imkerei betreibe ich nun zusammen mit meiner Mutter und meiner kleinen Schwester. Wie geht man da heran? Braucht man dafür eine Ausbildung oder könnte das jeder machen? Ich selbst habe es von klein auf gelernt, mit diesen sensiblen und zarten Tieren zu arbeiten und mit ihnen umzuge- hen. Für Interessierte, die noch keine oder wenig Berührungspunkte mit der Imkerei haben, empfehle ich, eine Imkerin oder einen Imker bei der Arbeit mit den Bienen zu begleiten. Auch wir bieten das Interessierten regelmäßig an. Dabei stelle ich häufig fest, dass viele Menschen Angst haben, sich einem Bienenvolk anzunähern und diesem mit

Frei nach Wilhelm Busch: „Sie fliegen ein und fliegen aus in Anne Bayers Bienenhaus“

Das führt dazu, dass die Anzahl an Imkern in Deutschland immer weiter steigt. Auch wenn weit über 90 Prozent aller Imker dies als Hobby betreiben und nur wenige Bienenvölker halten, steigt die Anzahl an Bienenvölkern in Deutschland seit Jahren kontinuierlich an und liegt mittlerweile wieder bei ca. 1 Million Völkern, Tendenz steigend. Wie reagieren die Leute, wenn sie von Ihrem Hobby erfahren? Die meisten Menschen, die von meinem Hobby erfahren, sind sehr interessiert und fragen dann auch oft Honig an. Das allgemeine Interesse und die Wert- schätzung gegenüber der Imkerei hat merklich zugenommen. Ich denke, dass liegt auch daran, weil die Menschen heimische Produkte immer stärker nachfragen. Einige Allergiker desensi- bilisieren ihre Pollenallergien auch mit heimischem, regionalem Honig. Denn durch die im Honig enthaltenen Pollen kann das Immunsystem ähnlich wie bei einer schulmedizinischen Desensi- bilisierung trainiert werden. Das kann dazu führen, dass sich das Immunsys-

viel Respekt und Ehrfurcht begegnen. Diese Hemmungen sollten zunächst einmal abgebaut werden. Beim Landesverband Schleswig-Hol- steinischer und Hamburger Imker e.V. werden regelmäßig unterschiedliche Imkerkurse angeboten, auch sogenann- te Schnupperkurse. Hier wird Inter- essierten die Imkerei nähergebracht. Wer mit dem Imkern beginnt, sollte optimalerweise eine erfahrene Imkerin oder einen Imker an seiner Seite haben, damit auch kurzfristig jemand zur Seite stehen kann, wenn Fragen zu den Bie- nen auftreten oder sich Komplikationen entwickeln. Mit der Entscheidung, sich ein Bienenvolk anzuschaffen, über- nimmt man die Verantwortung für bis zu 50.000 Bienen. Ich finde, dass man sich dessen immer bewusst sein muss. Gibt es eigentlich viele Imkerinnen? Meine Erfahrung zeigt, dass sich immer mehr Menschen, gerade vor dem Hintergrund des Insektenrückgangs, mit dem Thema Bienen auseinandersetzen.

Imkerin sein bedeutet Verantwortung für viel Leben.

liche Bienenart, die im Umgang sehr angenehm und ruhig agiert. Stresst man die sensiblen Tiere aber, so kommt es vor, dass sie den Menschen stechen, weil sie das Volk oder sich in Gefahr sehen. Durch meinen Imkeranzug und Handschuhe schütze ich mich bei der Arbeit mit den Bienen, wodurch ich auch Bienenstiche unbeschadet über- stehe. Vermarkten Sie Ihren Honig selber? Einen Großteil unseres Honigs verschen- ken wir an Freunde und die Familie. Aber wir verkaufen unseren „Küstenhonig“ auch an Interessierte. Hierfür habe ich ein eigenes Etikett erstellt. Steuerrecht- lich gilt unsere Imkerei als „Liebhaberei“, also als steuerfreies Hobby, was den Verkauf unkompliziert ermöglicht. >>

ruhig ins Frühjahr starten können.Erst wenn die Temperaturen steigen und das Bienenvolk wieder aktiv wird, beginnt die arbeitsintensive Zeit. Insbesondere im Mai und Juni müssen die Völker sehr regelmäßig kontrolliert werden. (Sind unsere Bienenvölker von der Varro- amilbe befallen, müssen diese dann im Winter behandelt werden.) Pro Volk rechnen wir ca. 15 bis 20 Stunden pro Jahr ein. Sind Sie schon mal gestochen worden? Es kommt immer wieder mal vor, dass ich von einer Biene gestochen werde. Hierzu muss ich aber sagen, dass das immer auf fehlerhaftes Verhalten im Umgang mit den Bienen geschieht. Un- sere Honigbiene, die Westliche Honig- biene Apis mellifera ist eine sehr fried-

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