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«ICH WÜRDE WIEDER GEHEN.» Ein ungewöhnliches Bild muss er geboten haben, als er – nach fast zehn Monaten in Guinea – mit vier prall ge- füllten Koffern am Flughafen Zürich ankam. Und ebenso gestaunt hätte man über den Inhalt: Stoffe in allen Far- ben und Mustern. Und zu jedem hätte er wohl noch eine Anekdote aus einer der vielen Begegnungen und Ge- spräche mit lokalen Schneiderinnen und Schneidern gehabt. Doch das sind andere Geschichten. Wir haben bei Jakob nachgefragt, ob und warum Kurzzeiteinsätze relevant sind und bleiben.

Glaubst du, dass du einen Unterschied machen konntest? Man denkt am Anfang, man könnte etwas bewegen und vie- len Menschen etwas beibringen. Nun bin ich der Meinung, dass die Lernenden auch ohne mich ihre Ausbildung hätten abschliessen können. Insofern wurde ich nicht dringend ge- braucht. Allerdings glaube ich, dass ich einen Unterschied ma- chen konnte durch meine Art, meinen Glauben zu leben. Das ist eher kulturell und persönlich, im Umgang mit den Men- schen. Die Leute beobachten dich und fragen sich: «Wie ar- beitet er? Ist er zuverlässig, nimmt er die Arbeit ernst? Nimmt er sich Zeit und sind ihm Beziehungen wichtig?» Als Weisser wirst du immer beobachtet und ich sah das als Chance. Ein inzwischen guter Freund, Saliou, hat schon lange mit Weis- sen zu tun. Er kann seine Kultur sehr gut reflektieren und versteht auch unsere Probleme damit. So profitierte ich sehr von diesen persönlichen Gesprächen.

Was war deine Motivation für den Ein- satz? Ich wollte nach der Ausbildung und nach einem Teil des Zi- vildienstes etwas Neues machen. Ich war frei, etwas auszu- probieren und konnte mir gut vorstellen, einen Einsatz zu leisten. Meine Mutter brachte mich auf diese Idee und ermu- tigte mich darin. Als junge Erwachsene hatte sie selbst so ei- nen ähnlichen Einsatz geleistet, wenn auch viel kürzer und in Asien. Auch wollte ich etwas Sinnvolles machen, das Ge- lernte weitergeben und den Menschen dienen. Wie sieht das jetzt aus, am Ende deiner Einsatzzeit? Ich bereue meine Entscheidung auf keinen Fall! Nicht jeder Tag war super, aber das ist in der Schweiz nicht anders. Ins- gesamt hatte ich eine grossartige und prägende Zeit und durf- te viel kennenlernen. Ich würde wieder gehen.

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