WEB_SAM focus 4_22

SAM FOCUS 04 | 2022

Die Generation Y Wie sie «tickt» S. 4-5

Zukunftsgedanken Junger Leute S. 13

Junge Menschen Für einen Einsatz begeistern S. 8-9

DIE JUNGE GENERATION

EDITORIAL

INHALT 02 Editorial Robert Steiner

Robert Steiner Verantwortlicher für Kurzzeiter/innen, Mitarbeiter Kommunikation

03 Ganz persönlich Martha Gafafer

«Hey Bro, was geht?» Wie alt würdest du eine Person schätzen, die so spricht? Zwölf, fünfzehn, vielleicht sieb- zehn Jahre? Hast du auch schon die Augen verdreht und dich leicht genervt gefragt, was mit der Jugend von heute eigentlich los ist? Das bringt uns direkt zum spannenden Thema dieses SAM focus: Die junge Generation. Vielleicht zählst du dich nicht mehr zu diesen jungen Men- schen. Und doch warst du einmal jung und schwärmst heu- te womöglich hin und wieder von «den guten alten Zei- ten». Jene Zeiten, über welche sich deine Eltern damals gewundert haben und ihrerseits an die «guten alten Zei- ten» zurückdachten. «Wir sind alle Kinder unserer Ge- neration», hat mir letztens ein Freund erklärt. Jetzt wird mir gerade bewusst, dass ich dieses Editorial wohl aus einem ganz anderen Blickwinkel geschrieben habe, als du, liebe/r Leser/in, es liest. Was und wie hätte ich wohl geschrieben, wenn ich vierzig Jahre früher zur Welt ge- kommen wäre? Nun, das bleibt wohl ein Geheimnis. Ei- nes aber scheint mir inzwischen klar geworden zu sein: Alle Generationen haben ihre Eigenheiten. Sprache und Kultur verändern sich stetig und eigentlich bleibt nichts gleich – ausser Gott. Ich mag diesen scheinbaren Widerspruch eines beständi- gen Gottes, der eine sich stets wandelnde Welt geschaf- fen hat. Ich schätze beides - den Wandel und die Bestän- digkeit! Aber nur dank der Beständigkeit Gottes kann ich mich überhaupt erst auf den Wandel einlassen. Die Au- tor/innen dieser SAM focus-Ausgabe – jung und schon ein wenig älter – nehmen dich mit auf eine Reise zur jun- gen Generation. Wenn Gott mein Anker ist, darf ich gelassen auf den Wel- len treiben, die sich manchmal schaumig tosend in die Höhe türmen, manchmal aber auch sanft wogend glitzern und säuseln. An keinem Felsen werde ich zerschellen und die Strömungen reissen mich nicht fort. So schätze ich es auch besonders, dass ich viel mit jüngeren Leuten zu tun habe – früher als Primarlehrer, heute als Kurzzeitverant- wortlicher. Es ist und bleibt spannend und ich lerne stets auch etwas über mich selbst dazu.

04 Millennials verstehen Michelle Pfister

05 Zukunftsgedanken

Junge Leute aus Einsatzländern

06 «Ich würde wieder gehen.» Jakob Marty

08 Junge Menschen für einen Einsatz begeistern Luisa Vonarburg

10 ausWIRkung 11 Teste dein Generationen- Wissen!

12 Gleiche Generation – andere Kultur Sandra G.

Robert Steiner

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GANZ PERSÖNLICH

13 Zukunftsgedanken

Junge Leute aus Einsatzländern

Als Davia zu unserem Team hinzukam, war sie sehr zurück- haltend, still und wagte nicht, alleine in die Jugendgrup- pe zu gehen. Die französische Sprache war ihr fremd – sie blieb lieber zu Hause oder bei jemandem von uns, weil sie einfach nicht so recht wusste, wie sie sich verhalten sollte als einzige Weisse. Etwas später kam Manuela, eine neue Kurzzeiterin, ins Projekt. Sie sprach gut Französisch, war neugierig, kühn, fröhlich, spontan und nahm sofort mit den Jungen der nahen Kirche Kontakt auf. Davia konnte Manuela begleiten und blühte so richtig auf. Gemeinsam organisierten sie Ausflüge oder andere Aktivitäten mit der einheimischen Jugend. Davia und Manuela wohnten im gleichen Haus und wurden zu guten Freundinnen. Ich habe von allen Kurzzeiter/innen lernen dürfen: bei- spielsweise das unkomplizierte, natürliche Verhalten frem- den Leuten gegenüber. Ich erhielt von ihnen aber auch vie- le gute Tipps für die Nutzung von Handy und Laptop. Bei Unsicherheiten traute ich mich, bei ihnen nachzufragen. Das empfand ich als sehr wertvoll und das neue Wissen erleichterte mir manche Arbeit. Was ich als eher schwierig empfand, war das häufige Ab- schiednehmen und das Einstellen auf «Neue». Mein Ta- gespensum war oft schon mit meiner eigenen Arbeit mehr als voll. Wie sollte ich es da noch schaffen, gastfreundlich, einfühlend und geduldig mit jungen Leuten zu sein, die «keine Ahnung» von Afrika hatten? Vor ein paar Monaten war ich bei zwei ehemaligen Lern- helferinnen zum Abendessen eingeladen. Zwei weitere ehemalige Kurzzeiterinnen waren ebenfalls dabei (siehe Foto). Wir kannten uns, weil wir alle mehrere Monate in Macenta im Projekt ProESPOIR waren. Ich fühlte mich sehr geehrt und wertgeschätzt, als 65+ inmitten der jun- gen Frauen sein zu dürfen. Ich bin noch ganz durchtränkt von der Herzlichkeit, dem übersprudelnden Erzählen und aufmerksamen Zuhören. Ich staune, wie alle vier in ihrer einzigartigen Schönheit und Eigenheit an Reife und gesun- der Selbstsicherheit gewonnen haben.

14 Ein paar Gedanken aus der Bibel Jürg Pfister

15 JOBS

Arbeiten bei SAM global

16 Pinnwand

Personalbewegungen

17 Aktuell

Neues aus den Ländern

18 Finanzpuls

Peter Röthlisberger

Zum Titelbild dieser Aus- gabe: Schüer/innen von Lighthouse Battambang geben Vollgas bei der Khmer New Year Party. Beim Anlass von Lighthouse Battambang wurden typische Spiele und Aktivitäten durchge- führt. Dazu gehört auch das ge- genseitige besprühen von Mehl oder Babypulver, weil helle Haut in Kambodscha als Schönheits- ideal angesehen wird.

Mireille, Drusilla, Sarah, Martha, Melanie und Christina

Martha Gafafer Ehemals in Guinea im Einsatz

Aus Sicherheitsgründen verzichten wir bei unseren Mitarbeitenden im Ausland auf den Nachnamen.

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MILLENNIALS VERSTEHEN (GEN Y)

Grosse Skepsis Tatsächlich zeigte sich, dass Millennials durchaus anspruchsvoll sind. Sie sind kritisch gegenüber NPOs und wollen beispielsweise genau wissen, wie ihre Spenden eingesetzt werden und wel- che Wirkung sie erzielen. Dabei ist ih- nen Transparenz besonders wichtig. Wie man transparent kommunizieren kann? Natürlich online! Die Generation Y, also Millennials, umfasst «Digital Natives», welche mehrere (je nach Quellen durch- schnittlich fünf) Stunden pro Tag online sind. Sie schauen sich gerne kurze Videos an und spenden am liebsten per TWINT. Durchmischung als Schlüssel Grundsätzlich zeigten gemäss Umfra- ge Millennials keine tiefere Bereitschaft zum Spenden oder zum Leisten von freiwilliger Arbeit und Auslandeinsät- zen als andere Generationen. Aber ins- besondere in den Themen ‘Ansprüche an Transparenz’, ‘Gleichberechtigung’ (Rol- lenbilder), ‘Familie’ (und deren Verein- barkeit mit dem Beruf), ‘Digitalisierung’ und ‘Führungsstil’ zeigten sich zwischen den Generationen starke Abweichungen. Der Schlüssel zum Erfolg sei jedoch die Zusammenarbeit der Generationen, dies zeigen diverse Studien auf. Unterschiede als Ressource Wenn ein gegenseitiges Verständnis er- langt werden kann, wo Akzeptanz und eine konstruktive Zusammenarbeit ange- strebt werden, besteht im Generationen- Mix ein enormes Potenzial. Millennials

zeichnen sich durch ihren Kämpfergeist, Sinn für Gerechtigkeit und Toleranz aus. Schlussendlich ist keine Generation bes- ser oder schlechter, und es gilt auch in diesem Miteinander: «C´est le ton qui fait la musique». Eines Besseren belehrt Im Blick auf meine Masterarbeit 1 stellte ich die Hypothese auf, dass Millennials (Jahrgänge ca. 1980-2000) grundsätz- lich weniger Bereitschaft zum Spenden und zum Leisten von Einsätzen aufwei- sen als die Generationen zuvor. Ich wur- de eines Besseren belehrt. Es zeigte sich, dass Millennials keine si- gnifikant tiefere Spenden- oder Einsatz- leistungsbereitschaft aufweisen als an- dere Generationen. Die Analyse zeigte aber auch, dass Millennials hohe An- sprüche haben (beispielsweise bei The- men wie Gleichberechtigung oder der Vereinbarkeit von Beruf und Familie) und eine Komplexität aufweisen, mit der man sich vertieft auseinanderset- zen muss, um das benötigte Verständnis zu erlangen. Die grössten Unterschie- de, bspw. zwischen Millennials und Baby Boomern zeigten sich im Rollen- verständnis von Mann und Frau, beim Führungsstil sowie in der Haltung zum Thema Digitalisierung. Für Millennials sind Gemeinschaft, Ge- schlechtergleichheit und Familie drei sehr wichtige Werte. Weiter liegen ih- nen Transparenz und Authentizität am Herzen.

Immer mehr Gemeinden und christ- liche Organisationen befassen sich mit der Frage: «Wie können wir junge Menschen ansprechen?» Dass dies für die Zukunft massge- bend ist, scheint unbestritten, doch beim «Wie» stehen viele an … Jürg Pfister hatte sich in seiner Masterar- beit mit Generationenforschung beschäf- tigt und 2003 ist sein Buch «Motivation der Generation X» erschienen. Als ich mich im Rahmen meiner Masterausbil- dung damit beschäftigte, welches The- ma für SAM global relevant sein könnte, wurde mir klar: Wir wollen uns mit der nächsten Generation, nämlich den Mil- lennials (Generation Y) befassen. Dabei wollte ich herausfinden, wie diese Ge- neration «tickt» und was wir als SAM global tun können, um sie zum Leisten eines Auslandeinsatzes oder zum Spen- den zu begeistern. Dazu habe ich unter anderem eine schweizweite Umfrage mit 217 Befragten durchgeführt. Vorurteile Viele Non-Profit-Organisationen kla- gen darüber, dass die Erreichung jünge- rer Zielgruppen sehr anspruchsvoll sei. Einige Menschen sind gar der Überzeu- gung, dass Millennials, also Personen der Jahrgänge etwa zwischen 1980 und 2000, egoistisch, faul und narzisstisch sind. Gleichzeitig sehen viele Millenni- als Non-Profit-Organisationen als ver- staubt, altbacken, aufdringlich oder gar heuchlerisch an. Doch woher kommen diese gegenseitigen Vorurteile und sind sie wirklich wahr?

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Was braucht es, damit Millennials spenden? Aktualität, Dringlichkeit und Trans- parenz sind nötig, damit Millennials spenden. Sie möchten erfahren, was mit der Spende passiert, zum Beispiel durch eine kurze Videobotschaft, und dass sie einen echten Unterschied macht. Als Zahlungsart wurde TWINT am meis- ten genannt. Einmalige Spenden sind einfacher zu erreichen als wiederkeh- rende Spenden, und die Betragshöhe ist durchschnittlich etwas tiefer als bei den Generationen zuvor. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass die jüngeren Angehörigen dieser Generati- on noch in Aus-/Weiterbildung oder im Aufbau der Familie sind. Die Organi- sation, die sie unterstützen, sollte ähn- liche Werte vertreten wie sie selbst und durch eine transparente Mittelverwen- dung auffallen. Von Standaktionen auf der Strasse lassen sie sich kaum beein-

drucken, auch die «Bettelbriefe» per Post nerven sie. Jedoch wünschen sie sich mehr Präsenz der NPOs in den so- zialen Medien. Zum Einsatz motivieren Reisen ist grundsätzlich beliebt, jede/r zweite Millennial möchte die Welt be- reisen. Wichtig ist aber auch, dass ein Auslandeinsatz mit der Familie verein- bar ist und die Arbeit vor Ort wirklich nachhaltig ist und einen Unterschied macht. Tendenziell verpflichten sie sich lieber nicht für allzu lange Zeit im Vor- aus, sind aber offen, kürzere Einsätze zu machen und dann «weiterzuschauen». Sie sind es sich gewohnt, viele Wahl- möglichkeiten zu haben und legen sich ungerne fest. Sie leben in dieser Flexi- bilität und möchten sich diese Freihei- ten nicht nehmen lassen. In wenig hie- rarchischen Konstrukten fühlen sie sich am wohlsten.

Michelle Pfister Ehemalige Co-Leiterin Kommunikation

1 Executive MBA (EMBA) Marketing Management

Hinweis: Die Ergebnisse basieren auf der selbst durchgeführten Umfrage und entsprechender Li- teratur.

Du möchtest mehr wissen? Hier auf alle Erkenntnisse zugreifen.

https://l.ead.me/masterarbeit_mpf

ZUKUNFTSGEDANKEN Junge Leute aus unseren Einsatzländern teilen nachfolgend und auf Seite 13 ihre Gedanken zu ihrer eigenen Zu- kunft, der ihres Landes und ihre persönlichen Wünsche:

Das wichtigste in meinem Leben sind Menschen, die ich liebe. Mein Traum ist es, einen guten Job zu haben und den richtigen Lebenspartner zu finden. Ich wünsche mir eine gute Arbeit und Liebe. Die grösste Herausforderung als junge Kambodschanerin ist der Umgang mit Zwang, emotionalem Druck und drohenden Worten.

Liphing, 17 aus Kambodscha

Die Stärke der Jugend besteht in ihrer Leichtigkeit im Umgang mit den sozialen Medien sowie im Musizieren. Zudem haben einige ein Gefühl für mechanische Vorgänge, insbesondere Motoren. Für viele gibt es aber kaum Möglichkeiten, ihre Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen. Zum Glück haben heute die meisten Kinder die Chance, in die Schule zu gehen.

Sylvain aus Kamerun

Ich wünsche mir, eine starke Persönlichkeit zu werden, eine gute Arbeit und eine erfolgreiche Karriere zu haben, dass ich immer Arbeit habe und meiner Familie dienen kann. Eine grosse Herausforderung ist es, erst Arbeit zu finden oder etwas auf- bauen zu können. Wissen, wie man damit umgehen muss, um erfolgreich zu werden. Es gibt jedoch viele Gründe zu scheitern: es können Leute sein, mit denen du zusammenarbeitest, die nicht aufrichtig/ehrlich sind, oder wenn ich jemandem Geld gebe, um eine Arbeit auszuführen, diese nicht wie ge- plant umgesetzt wird. Es gibt viele Dinge, die dazwischenkommen können.

Amadou, 28 aus Guinea

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«ICH WÜRDE WIEDER GEHEN.» Ein ungewöhnliches Bild muss er geboten haben, als er – nach fast zehn Monaten in Guinea – mit vier prall ge- füllten Koffern am Flughafen Zürich ankam. Und ebenso gestaunt hätte man über den Inhalt: Stoffe in allen Far- ben und Mustern. Und zu jedem hätte er wohl noch eine Anekdote aus einer der vielen Begegnungen und Ge- spräche mit lokalen Schneiderinnen und Schneidern gehabt. Doch das sind andere Geschichten. Wir haben bei Jakob nachgefragt, ob und warum Kurzzeiteinsätze relevant sind und bleiben.

Glaubst du, dass du einen Unterschied machen konntest? Man denkt am Anfang, man könnte etwas bewegen und vie- len Menschen etwas beibringen. Nun bin ich der Meinung, dass die Lernenden auch ohne mich ihre Ausbildung hätten abschliessen können. Insofern wurde ich nicht dringend ge- braucht. Allerdings glaube ich, dass ich einen Unterschied ma- chen konnte durch meine Art, meinen Glauben zu leben. Das ist eher kulturell und persönlich, im Umgang mit den Men- schen. Die Leute beobachten dich und fragen sich: «Wie ar- beitet er? Ist er zuverlässig, nimmt er die Arbeit ernst? Nimmt er sich Zeit und sind ihm Beziehungen wichtig?» Als Weisser wirst du immer beobachtet und ich sah das als Chance. Ein inzwischen guter Freund, Saliou, hat schon lange mit Weis- sen zu tun. Er kann seine Kultur sehr gut reflektieren und versteht auch unsere Probleme damit. So profitierte ich sehr von diesen persönlichen Gesprächen.

Was war deine Motivation für den Ein- satz? Ich wollte nach der Ausbildung und nach einem Teil des Zi- vildienstes etwas Neues machen. Ich war frei, etwas auszu- probieren und konnte mir gut vorstellen, einen Einsatz zu leisten. Meine Mutter brachte mich auf diese Idee und ermu- tigte mich darin. Als junge Erwachsene hatte sie selbst so ei- nen ähnlichen Einsatz geleistet, wenn auch viel kürzer und in Asien. Auch wollte ich etwas Sinnvolles machen, das Ge- lernte weitergeben und den Menschen dienen. Wie sieht das jetzt aus, am Ende deiner Einsatzzeit? Ich bereue meine Entscheidung auf keinen Fall! Nicht jeder Tag war super, aber das ist in der Schweiz nicht anders. Ins- gesamt hatte ich eine grossartige und prägende Zeit und durf- te viel kennenlernen. Ich würde wieder gehen.

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Denkst du, solche Kurzeinsätze sind wichtig... ...für dich ganz persönlich? Ja, man lernt andere Menschen und Kulturen kennen und kann so besser die fremde Perspektive einnehmen. Ich kann nun sagen: Ich habe mal mit diesen Menschen zusammenge- wohnt und gegessen, als Ausländer in ihrer Heimat. Ich ver- stehe auch, wie das afrikanische Leben für Afrikaner/innen aussieht. Zudem habe ich gelernt, dass ich besser verzichten kann als gedacht. ...für die Projektleitenden, welche dich vor Ort betreuen? Manchmal dachte ich, dass es mich hier gar nicht braucht. Aber das gilt nicht für Lernhelfer/innen. Ohne sie wäre ein Langzeiteinsatz oft gar nicht möglich. Am Schluss hatte ich noch ein Gespräch mit Amélie und San- dro, den Projektleitenden. Ich war mir nicht sicher, was ihre Erwartungen an mich gewesen waren und ob sie allenfalls enttäuscht waren. Aber das waren sie nicht, sondern sie ha- ben meine Stärken erkannt und gesehen, dass ich mir viel Zeit für die Leute vor Ort genommen habe. Die Kontakt- pflege ist mir gelegen und ich durfte erleben, wie das ganz natürlich vonstatten ging. ...für die Menschen vor Ort? Für Kurzeinsätze ist das etwas schwierig zu beurteilen, da ein Jahr doch eher kurz ist und sich die Menschen vor Ort im- mer wieder auf neue Leute einlassen müssen. Aber langfris- tig gesehen lohnen sich die Einsätze und auch wenn es nicht alle super finden, dass wir da sind, haben wir viel positives Feedback. Die Leute schätzen uns, unsere Art und Kultur und auch unsere Ehrlichkeit und den Umgang miteinander. Gerade letzteres kann auch dazu führen, dass sie sich für den Glauben an Christus, der uns prägt, zu interessieren beginnen.

Macht es dir nichts aus, dass du nicht unbedingt die erhofften Auswirkungen gesehen hast? Man darf nicht den ganzen Wert des Einsatzes davon abhän- gig machen, was es für andere gebracht hat. Sonst ist man am Schluss enttäuscht. Ich sage mir: «Was ich für die Lernenden gemacht habe, ist gut und einzelne nehmen vielleicht etwas davon mit.» Ich jedenfalls durfte sehr viel profitieren. Das andere kann ich halt nicht messen und hier darf ich auch auf Gottes Hilfe zählen. Wichtig ist auch, dass man sich nicht zu viel Druck macht. Man darf sich ruhig von Gott führen las- sen, aber natürlich ist die Chance kleiner, einen positiven Ein- fluss zu haben, wenn man sich im Zimmer verbarrikadiert. Mit Saliou habe ich immer wieder über den Glauben disku- tiert. Er kennt sich nicht nur im Koran gut aus, sondern weiss auch schon einiges aus der Bibel. Zusammenfassend kann ich sagen: Man sollte nicht zu viel Wert darauflegen, was man diesen Menschen in einem Kurz- einsatz «bringen» kann. Schön ist, wenn ich am Schluss sa- gen kann: «Ich habe sehr viel gelernt, das hat mir echt et- was gebracht». Werden solche Kurzeinsätze auch in Zu- kunft für junge Menschen attraktiv sein? Es wird immer einfacher werden, einen Auslandeinsatz zu leisten. Man kann heutzutage problemlos nach Hause tele- fonieren, erhält auch im Ausland sehr viele Produkte und so wird die Umstellung immer leichter, wodurch die Hürde für junge Leute sinken wird. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht auf vieles verzichten musste. Je weiter entwickelt die- se Länder sind, desto kleiner werden die Unterschiede. Das hat auch einen Haken: Man lernt nicht mehr ganz so gut, zu verzichten. Viele Leute haben zu mir gesagt: «Das könn- te ich nicht, was du da machst.» Aber sie würden bestimmt merken, dass sie das auch schaffen würden. Ich denke, in zehn Jahren werden Einsätze «im Busch» nicht mehr wirklich «im Busch» sein. Die Lebensweisen werden sich aneinander anpassen und man wird auf noch weniger verzichten müssen. Ob das besser ist, sei dahingestellt… der Lerneffekt und Nutzen für dich selbst wird evtl. so kleiner. Je fremder, desto grösser vielleicht der Schock, aber auch die Chance, sehr viel zu profitieren. Du lernst z.B., wie schnell man sich an etwas Neues gewöhnen kann. Das fand ich sehr eindrücklich. Als ich beispielsweise zum dritten Mal nach Co- nakry kam, war ich nicht mehr beeindruckt. Die Armut, der Dreck, das Chaos – ich hatte mich daran gewöhnt.

Jakob Marty Ehem. in Guinea im Einsatz

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JUNGE MENSCHEN FÜR EINEN EINSATZ BEGEISTERN

Altersgruppe (Jahrgänge zwischen 1995 und 2010) beson- ders häufig mit dem eigenen Wohlbefinden und der eigenen Gesundheit auseinandersetzt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Individualisierbarkeit der Produkte, sodass sie ihren Bedürfnissen und Wünschen entsprechen. Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Bedürfnisse der jungen Generation. Zusammenfassend hält die Studie fest, dass die Altersgruppe von 18 bis 24 Jahren sehr gesundheitsbewusst ist und Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielt. In einer Studie, die Nordstrom et al. 2021 6 veröffentlichten, fand man heraus, dass Jugendliche häufig von Non-Profit- Organisationen inspiriert sind, aber nicht genug inspiriert um zu handeln. Sie schätzen ihre eigene Wirkung als zu ge- ring ein. Gab man den Jugendlichen die Möglichkeit, in ei- nem Praktikum Wirkungsmöglichkeiten direkt zu erfahren, schätzten sie ihre Wirkung höher ein. Die Jugendlichen ga-

Seit 133 Jahren existiert SAM global und leistet heu- te in elf Ländern professionelle Entwicklungszusam- menarbeit. Freiwillige Einsatzleistende sind seit jeher ein wichtiger Bestandteil unserer Bestehensgeschichte. Doch seit mehreren Jahren ist ein rückläufiger Trend bei den Mitarbeitendenzahlen festzustellen. Um dem entgegenzuwirken, haben wir uns damit auseinander- gesetzt, wie wir besonders junge Menschen für Frei- willigenarbeit ansprechen und gewinnen können 1 . Freiwillige Einsatzleistende sind nicht nur für Organisationen, sondern auch für die Gesellschaft ein wichtiges Gut. Ohne die- se geleistete Arbeit wäre vieles nicht möglich. In der Schweiz führten im Jahr 2020 rund 1.2 Millionen Personen eine un- bezahlte Tätigkeit bei Organisationen, Vereinen oder öffent- lichen Institutionen aus (Benevol Zug, 2022) 2 . Doch neue ge- sellschaftliche Rahmenbedingungen und der Wertewandel

ben zudem an, dass sie sich nach dieser konkreten Erfahrung im Praktikum nun engagieren würden. Konkret heisst das, dass die Jugendlichen bzw. jungen Men- schen richtig ausstattet und ihnen Hand- lungsmöglichkeiten aufgezeigt und bspw. durch Praktika erlebbar gemacht werden sollten.

beeinflussen das Feld der Freiwilligenar- beit. Die Individualisierung, die demogra- fische Entwicklung und die Verdichtung von Schul- und Studienzeiten sind schon seit längerem wichtige Faktoren (Beher et al., 2000) 3 . Zusätzlich möchten sich vie- le Menschen entsprechend ihres Lebens- abschnitts und der individuellen Moti- ve für die Themen engagieren, die für sie eine hohe persönliche Wichtigkeit aufwei- sen (Freund, 2019) 4 . Junge Menschen im Fokus

Diese Erkenntnisse gilt es nun innerhalb Organisationen aufzugreifen, die Bedürfnis- se abzudecken und an die jungen Menschen heranzu- tragen.

Zeithorizont und Lebensphasen Kelle et al. (2021) 7 halten fest, dass die zeitliche Einbindung in die Freiwilligenarbeit stark mit den persönlichen Lebens- umständen, der Lebensphase und den Anknüpfungspunkten für die Freiwilligenarbeit zusammenhängen. Geschlecht, Al-

PricewaterhouseCoopers 5 hat 2020 eine Studie zur Generati- on Z veröffentlicht. Sie kamen zum Ergebnis, dass sich diese

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ter, Bildung und Familien- und Berufsleben spielen da eine wichtige Rolle.

Doch auch die Jugendlichen werden vom Wertewandel nicht aussen vorgelassen. Wie Freund (2019) 4 schreibt, hat das kon- sumorientierte Freizeitverhalten einen gravierenden Einfluss auf die Freiwilligenarbeit. Dieser Wertewandel führt dazu, dass Freiwilligenarbeit weniger langfristig ausgelegt ist und eher themen- und projektbasiert, geleistet wird. So wurde zusätzlich festgestellt, dass spontane und projektgebundene Engagements an Bedeutung gewinnen. Eigenverantwortung, Gestaltungsmöglichkeiten sowie Flexibilität in der freiwilli- gen Tätigkeit werden zunehmend gewünscht. Um die gewonnenen Erkenntnisse erfolgreich umzusetzen, gilt es gemäss Freund (2019) 4 , die Engagierten in den Pro- zess der Veränderung miteinzubinden und Massnahmen ge- meinsam umzusetzen.

Geschenke, die sinnvoll sind Ein Geschenk will gut überlegt sein und für die Beschenkten soll es sich lohnen. Aus die- sem Grund haben wir in unseren Einsatz- ländern nachgefragt, was sinnvolle und loh- nenswerte Geschenke für unsere Freunde in unseren Einsatzländern sind. Zusammenge- fasst in unserem Geschenkkatalog findest du nun 23 sinnvolle und passende Geschenke. Der Geschenkkatalog ermöglicht es dir, hier Freude zu verschenken und vor Ort Leben zu verändern. Wie das geht? So funktioniert es: Du kaufst ein Geschenk deiner Wahl für ei- ne/n Empfänger/in im Ausland in einem unserer Projekte. Ein abtrennbares Kärtchen dient als symbolisches Geschenk, welches du an Freunde, Familie oder Arbeitskolleg/ innen weiterschenken kannst. Sie erhal- ten zwar kein physisches Geschenk, haben aber für ein sinnvolles Geschenk für jemand anderen darauf verzichtet. Natürlich kannst du dir auch ein Geschenk auf deinen Geburtstag, Weihnachten oder zur Hochzeit schenken lassen.

Du möchtest mehr wissen? Hier auf alle Erkenntnisse zugreifen.

https://l.ead.me/transfer_lvo

Luisa Vonarburg Co-Leiterin Kommunikation, 7. Semester BSc Wirtschafts- psychologie

Anmerkung: Die Studienergebnisse und Literatur beziehen sich grösstenteils auf westliche Kulturen und das Verhalten dieser Menschen. Die Freiwilligen- arbeit in der Literatur bezieht sich auf die Freiwilligenarbeit im eigenen Land.

1 An der Hochschule Luzern im Studiengang Wirtschaftspsycholo- gie mit einer studentischen Arbeit 2 Benevol Zug. (2022, 13. Januar). Zahlen und Fakten zur Freiwil- ligenarbeit. Abgerufen am 5. April 2022, von https://benevolzug. ch/freiwilligenarbeit/zahlen-und-fakten-freiwilligenarbeit/ 3 Beher, K., Liebig, R. & Rauschenbach, T. (2000). Strukturwandel des Ehrenamts. Juventa. 4 Freund, S. (2019). Organisationsentwicklung in Freiwilligenor- ganisationen. Springer Publishing. https://doi.org/10.1007/978-3- 658-28789-4 5 PricewaterhouseCoopers. (2020, Juni). So tickt die Generation Z. PwC. Abgerufen am 5. April 2022, von https://www.pwc.de/de/han- del-und-konsumguter/so-tickt-die-generation-z.html 6 Nordstrom, O., Tulibaski, K. L. G. & Peterson, T. O. (2021). Brid- ging the Gap: A Qualitative Analysis of What It Takes to Inspire Youth to Engage in Volunteering. Nonprofit and Voluntary Sector Quarter- ly, 51 (2), 350–368. https://doi.org/10.1177/08997640211005854 7 Kelle, N., Kausmann, C. & Arriagada, C. (2021). Zeitlicher Um- fang und Häufigkeit der Ausübung der freiwilligen Tätigkeit. Em- pirische Studien zum bürgerschaftlichen Engagement, 167–182. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35317-9_9

www.sam-global.org/geschenke

aus WIR kung

Auf dieser Seite möchten wir dich teilhaben lassen an dem Guten, das hat entstehen dürfen – unter anderem dank deiner Spende. Die Auswirkung einer einzelnen Spende lässt sich kaum messen. Aber «steter Tropfen

höhlt den Stein», heisst es. Der Landwirt Arnaldo er- zählt uns, was die vielen Tropfen über die letzten zehn Jahre in seinem Leben bewirkt haben. Seine Geschich- te ist motivierend – und keine Ausnahme.

«ProSERTÃO kenne ich schon seit acht Jahren und Martin seit zehn Jahren. Von ihm und der Gemeinde habe ich viel gelernt über Gott und sein Wort. Ich habe aber auch viel erfahren über neue Pflanzmethoden, Kompostieranlagen, das Anlegen von Gärten und über die Verbesserung der Böden. Diese werden beispielsweise nicht mehr einfach abge- brannt. Wenn ich gefragt werde, was die Menschen im Sertão-Gebiet am nö- «Ich bin frei geworden»

tigsten brauchen, dann ist das ganz klar: Sie müssen Gott und sein Wort kennen- lernen und sie müssen auch lernen, das Land zu kultivieren und nachhaltige* Äcker anzubauen. Durch die Arbeit, die ProSERTÃO tut, bin ich frei geworden vom Alkohol. Ich hatte eine Bar, aber heute steht an diesem Ort ein Zentrum, damit Kinder, Teenies, Jugendliche und Erwachsene Gottes Wort hören und viel lernen können. Mein Leben wurde zum

Positiven verändert, seitdem ich Jesus Christus nachfolge. Meine Familie hat ein neues Fundament bekommen. Wir haben gelernt, Gemüse anzubauen, und seit letztem Jahr haben wir einen nach- haltigen Acker, der während der sechs- monatigen Trockenperiode bewässert werden kann. Mein Wunsch ist es, dass noch viele Landwirte mit ihren Familien Ähnliches erfahren dürfen.»

Jugendliche kommen mit zum Einsatz in den Dörfern.

Künftige Leitende lernen neue Anbaumethoden und wie Böden wieder fruchtbar werden.

Kinder von damals sind heute junge Männer und Frauen, die in den Dörfern dienen.

«Manchmal vergehen Jahre, bis Menschen aus den Dörfern neuen Boden unter ihre Füsse bekommen. Und jedes Mal ist es eine grosse Freude, wenn ein Mensch den Wunsch hat, mit Christus zu leben und ihm sein Leben anzuvertrauen. Vor 14 Jahren gab es die Gemeinde in Barras noch nicht. Heute dient sie in vielen Inlanddörfern und diese Menschen helfen wiederum in anderen Dörfern. Möge diese AusWIRkung weitergehen und Gottes Segen noch in vielen Dörfern und einzelnen Menschen erkennbar werden.»

Martin und Susanne B. Projektleitende, ProSERTÃO Brasilien

*Es wird nicht nur während den Regenmonaten gepflanzt, sondern permanent. Es wird Bodenverbesserung betrieben, nicht monokulturell bebaut, sondern eine Di- versität gepflanzt, die einander ergänzt und schützt.

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TESTE DEIN GENERATIONEN-WISSEN! Jede Generation durchlebt ihre eigenen Krisen, Fortschritte und hat ihre Vorstellungen zum Arbeits- und Pri- vatleben. Wir haben einige markante Merkmale der Generationen von 1946-2012 herausgesucht und ein Generationen-Quiz zusammengestellt. Deine Aufgabe ist es nun die Merkmale der Generation Z von oben nach unten zu finden und den typischen Begriff der Gen Z herauszufinden. Pro Zeile ist gehört ein Merkmal zur Generation Z. Viel Erfolg!

Jahrgänge 1946-1964

Jahrgänge 1997-2012

Jahrgänge 1981-1996

Jahrgänge 1965-1980

i

H

T

D

Smartphone und Tablet

„Ok, Boomer.“

Personal Computer

Geburtenreichster Jahrgang

E

i

i

P

Internetboom

Wirtschaftskrise

Grösste Population aller Generationen H

Nano-Computing

L

G

G

Digitalisierung

Globalisierung

Aufkommende Scheidungsrate i

Nachkriegsgeneration (2. Weltkrieg) O

H

E

Work-Life-Balance

Wirtschaftswunder

Feste Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben K

Selbstverwirklichung in der Arbeit F

T

N

Selbstverwirklichung privat

Work-Life-Blend

Arbeit als Mittel zum Zweck

Workaholic

E

O

A

E

Ehrgeizig

Arbeit hat höchsten Stellenwert S

Digital Natives

Freie Entfaltung

L

N

Y

Lösungswort zur Generation Z

«Die absolute Wahrheit». Wenn etwas nicht zu leugnen ist.

Wenn es dich interessiert zu welcher Generation welches Merkmal gehört, dann kannst du das auf absolventa.de nach- lesen. Denn manchmal ist es gar nicht so einfach, die Generationen richtig ein- bzw. zuzuordnen. Und wenn du das hier auf die spielerische, herausfordernde Art und Weise gerade erlebt hast, dann soll das ein Sinnbild für den Alltag sein. Häufig gehen wir von unserer eigenen Vorgeschichte aus und betrachten Themen und Menschen aus diesem Blickwinkel.

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https://l.ead.me/bdOPSq

GLEICHE Generation – ANDERE Kultur

Situation verändern zu wollen. Natür- lich hat eine gewisse Gelassenheit auch viele positive Aspekte. Doch es schmerzt mich zu sehen, dass junge Menschen mit so viel Potential passiv in schlechten Umständen verweilen. Ich denke, die Angst, einen Fehler zu machen, ist sehr gross. Gerade weil das Ansehen und der Status so entscheidend sind in der Kultur, unternimmt man lieber nichts,

selbe Absicht auf eine eher subtile Art verfolgen, scheuen sich Kambodscha- ner/innen überhaupt nicht, in der Öf- fentlichkeit für Fotos zu posieren oder den Facebook-Feed in aller Lautstärke in Kaffees oder im Bus durchzuscrollen. In der Freizeit lieben es die städtischen Jungen, mit dem Roller Ausflüge zu un- ternehmen, im Park Badminton oder Khmer (ein einheimisches) Hacky Sack zu spielen, mit Freunden in Kaffees zu gehen oder oft auch einfach zu Hause in der Hängematte zu entspannen. Doch eigentlich ist Freizeit nicht so klar definiert wie bei uns. Auf dem Land hel- fen die Jugendlichen bei den Feldarbei- ten mit und in der Stadt im Familienbe- trieb oder im Strassenrestaurant. Wenn es Arbeit gibt, wird gearbeitet und um- gekehrt d.h. wenn es keine offensicht- liche Arbeit gibt, kann man auch mal gut nichts tun. Ferien hat man an den öffentlichen Feiertagen und sonst wird oft auch das ganze Wochenende «ge- arbeitet». Diese unscharfe Trennung von Arbeit- und Freizeit ist für mich als Schweizerin eine Herausforderung, die mich noch länger begleiten wird. Ich wünsche den jungen Menschen in Kambodscha, dass sie den Mut finden, Verantwortung und Initiative zu ergrei- fen, um ihr Leben und ihr Umfeld ak- tiv zu gestalten und dass sie weiterhin ein Vorbild darin sind, die ältere Gene- ration zu ehren und gemeinsam mit ihr unterwegs zu sein.

Universitätsabschluss, guter Job oder eigenes Business und eine glückliche Familie – davon träu- men junge Kambodschanerinnen und Kambodschaner. Familienzu- sammenhalt und Status sind dabei entscheidende Werte, welche tief in der Kultur verwurzelt sind.

wofür man im Nachhinein beschuldigt werden könnte. Das führt oft nicht nur zu Passivität, sondern auch dazu, dass kaum freiwillig Verantwortung über- nommen wird. Sobald die Verantwortung klar dele- giert ist oder es niemand anderen be- trifft, können die jungen Menschen al- lerdings sehr kreativ und einfallsreich sein. Ich bin immer wieder erstaunt, wie unkompliziert und einfach Lösun- gen gefunden werden und wie sie ihre Talente nutzen, um beispielsweise fan- tastisches Essen zuzubereiten, Anlässe zu organisieren, Dekorationen herzu- stellen, Dinge zu reparieren oder ge- meinsam einen Auftrag auszuführen. Freizeit ist Arbeitszeit Was die junge Generation wie noch nie zuvor vereinnahmt, ist die Selbstdarstellung auf Social Me- dia. Mit sehr auffälligen und inte- ressanten Filtern versucht man mit den Trends und dem Wohlstands- ideal mitzuhalten. Das ist bei der westlichen Jugend ähnlich, aber der Umgang mit Social Media und die Aufnahme von Selfies und Fo- tos ist in Kambodscha eine viel öf- fentlichere Angelegenheit als in der Schweiz. Wo wir in der Schweiz die-

Das sind sehr ambitionierte Pläne für den Grossteil der Bevölkerung, insbe- sondere für junge Menschen auf dem Land, die kaum die Möglichkeit ha- ben, die 12. Klasse abzuschliessen und eine Ausbildung zu absolvieren. Es ist ein grosser Andrang in die Städte zu beobachten, motiviert von der Hoff- nung, genug Geld zu verdienen, um die Familie auf dem Land zu unterstützen. Als ich vor 1.5 Jahren nach Kambo- dscha kam, verstand ich nicht, wie- so viele der Jugendlichen ein Studi- um machen, das sie wenig interessiert. Und manchmal entspricht das ge- wählte Studium kaum den Begabun- gen der jungen Person. Doch solange die Überzeugung besteht, dass ein Ba- chelor-Abschluss für einen guten Job notwendig ist und die Eltern es unter- stützen, wird sich dies nicht so schnell ändern.

Sandra G. Junior Projektmanagerin Lighthouse Battambang, Kambodscha

Passivität und Verantwortung

Du möchtest Sandra live hören? Sandra ist am 4.12.22 in der FEG Effretikon und berichtet von ihrer Projektarbeit bei Lighthouse Battambang in Kambodscha. Weitere Infos: www.feg-effretikon.ch

In meiner Arbeit mit Lighthouse Bat- tambang ist mir aufgefallen, dass Ju- gendliche oft eine etwas passive Einstel- lung haben. Im Gegensatz zur Schweiz sehe ich viel weniger das Bedürfnis, eine

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EIN PAAR GEDANKEN AUS DER BIBEL

te ich damit umgehen. Das hiess nicht, dass ich alles gut fand, aber das Ver- stehen half, mich nicht einfach nur zu nerven, sondern einen konstruktiven Weg mit den Leuten zu gehen. Als ich nach den Jahren in Afrika wieder in der Schweiz war, schrieb ich eine Master- arbeit über die Generation X. Das half mir sehr, diese Generation zu verstehen. Nun gilt es wieder zu investieren, denn die Millennials sind anders.

Was hilft zu einem ver- söhnlichen Miteinander? 1. Unsere Haltung: Die andere Generation ist grundsätz- lich nicht besser oder schlechter – son- dern einfach anders. Wenn ich Leute auf einen interkultu- rellen Einsatz vorbereite, dann ist mir wichtig, dass wir davon ausgehen, dass die andere Kultur mal grundsätzlich nicht besser oder schlechter, sondern einfach anders ist. In jeder Kultur gibt es Werte, die Gott gefallen und andere, die ihm nicht gefallen. Das gilt es he- rauszufinden. Auch in der Schweizer Kultur gibt es Dinge, die man ernsthaft hinterfragen muss. Wenn wir mit dieser Haltung auf eine andere Kultur zuge- hen, dass sie nicht besser oder schlech- ter, sondern einfach anders ist, dann sind wir offen, sie kennenzulernen, ge- nau hinzuschauen und dann anhand von Gottes Wort zu evaluieren. Jede Generation hat eine eigene Prä- gung und eigene Werte , ja eine eige- ne Subkultur entwickelt. Wenn ich da- von ausgehe, dass diese zunächst mal nicht besser oder schlechter ist als mei- ne, dann ist schon viel gewonnen und ich gehe offen auf sie zu, ohne gleich zu richten und zu verurteilen. Jede Gene- ration hat ihre starken und ihre schwa- chen Seiten. 2. Unser Wunsch : Die andere Generation besser verste- hen. Als ich in Guinea lebte merkte, ich: Je tiefer ich in die Kultur eintauchte und die Leute verstand, desto besser konn-

«Diese heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul. Sie wird nie wie- der so sein wie die Jugend vor- her und es wird ihr niemals gelin- gen, unsere Kultur zu erhalten.» Dieses Zitat stammt von einem ba- bylonischen Kulturkritiker und ist ca. 5000 Jahre alt. Es lässt uns er- ahnen, dass Generationenkonflik- te wohl so alt wie die Menschheit sind. Die Versöhnung zwischen den Genera- tionen, dass man sich einander zuwen- det, ist Gott ein grosses Anliegen. Der allerletzte Vers des alten Testamentes lautet: «Er (=Elia) wird Eltern und Kin- der wieder miteinander versöhnen, da- mit ich euch und euer Land nicht völ- lig vernichten muss, wenn ich komme.» Im ersten Kapitel des Lukasevangeliums wird diese Aussage aufgenommen, als von Johannes dem Täufer die Rede ist (Lukas 1,17): «Erfüllt mit dem Geist und der Kraft des Elia wird er vor dem Herrn hergehen. Durch ihn werden sich die Herzen der Väter den Kindern zu- wenden, und die Ungehorsamen wer- den ihre Gesinnung ändern und sich nach denen richten, die so leben, wie es Gott gefällt. So wird er dem Herrn ein Volk zuführen, das für ihn bereit ist.» Damit wird deutlich, dass Gott Versöh- nung zwischen den Generationen will und erwartet, dass die Eltern, Älteren sich den Kindern, Jüngeren zuwenden – sie sollen den ersten Schritt machen und ein nachahmenswertes Vorbild sein, in- dem sie so leben, wie es Gott gefällt.

Unsere Überzeugung:

3.

Wir brauchen einander. Jede Generation hat ihre Schwachstel- len. Nur gemeinsam werden wir opti- mal die Herausforderungen meistern können, die anstehen. Das gilt für Or- ganisationen wie SAM global, aber auch für Unternehmen, Kirchen und Gemeinden. Wir brauchen einander, um bestehen zu können. In Philipper 2,3 steht:

In Demut achte einer den anderen höher als sich selbst.

Wenn wir das leben, auch generationen- übergreifend, dann werden wir einan- der freisetzen und voneinander lernen. Es wird herausfordernd sein, aber es geht kein Weg daran vorbei und lohnt sich definitiv.

Jürg Pfister Leiter SAM global

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FINANZPULS

Peter Röthlisberger Leiter Finanzen

Das Jahr neigt sich bereits dem Ende zu. Dank Eingang eines grösseren Legats sind wir per 30.9.22 um knapp 7 % über den Einnahmen aus Spenden und Legaten im Vorjahr. Die direkten Einzelspenden zu diesem Zeitpunkt sind im Mehrjahres-

vergleich praktisch konstant geblieben. Im letzten Jahr hatten wir ca. 80´000 Franken mehr von Grosspendenden zur frei- en Verfügung. In diesem Jahr haben wir im gleichen Ausmass höhere Projektspenden erhalten – dies insbesondere aus dem Sondermailing «Nothilfe Teuerung» und für eine grosse Investition im Gesundheitszentrum des ProESPOIR Guinea. Auch dieses Jahr haben wir vom Sponsorenlauf wieder Zusagen für über 100´000 Franken erhalten, wovon bis zum Berichtszeit- punkt etwa die Hälfte eingegangen ist. Bisher sind 60 % der Spenden und Legate zusammengekommen, welche für wir für eine ausgeglichene Rechnung benöti- gen. Das Spendenziel liegt dieses Jahr mit knapp 4 Millionen Franken ca. 10 % höher als im Vorjahr. Ein Grund dafür ist der Beginn neuer Projekte in Kambodscha und Burkina Faso. Zurzeit fehlen uns, sofern alle Projekte wie geplant realisiert werden können, bis Ende Jahr noch 1.6 Million Franken (Vorjahr zu diesem Zeitpunkt 1.4 Millionen). Wir staunen immer wieder über Gottes Grösse und Fürsorge, welcher es möglich macht, dass solch grosse Beträge in relativ kurzer Zeit noch hereinkommen können.

Wir danken euch für eure wertvolle Unterstützung unserer Arbeit durch eure Gebete, durch euer Engagement und durch eure Finanzen.

Spenden Vielen Dank für deinen Beitrag.

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Für einen posi- tiven Abschluss fehlen uns noch 1’590'000 Franken

Spendenziel 3’960'000

Spendenziel 2’970’000

Einnahmen 2’370’000

Spendenziel 1’980’000

Einnahmen 1’340’000

Spendenziel 990’000

Einnahmen 680’000

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3. Quartal

2. Quartal

4. Quartal

1. Quartal

IMPRESSUM Redaktion & Layout SAM global Luisa Vonarburg Druck Jordi AG Herausgeberin SAM global Wolfensbergstrasse 47 CH-8400 Winterthur 052 269 04 69 winterthur@sam-global.org www.sam-global.org Auflage 6’600 Exemplare / vier Mal jährlich Bildquellen Bildarchiv SAM global S. 20 unsplash.com / DESIGNECOLOGIST Bankverbindung Schweiz SWISS POST – PostFinance Nordring 8, CH-3030 Bern, Schweiz PC-Konto: 84-1706-5 IBAN: CH58 0900 0000 8400 1706 5 Clearing-Nr.: 09000 SWIFT / BIC: POFICHBEXXX

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Lösungswort zu Seite 11: High key

SAM global ist eine Non-Profit-Organisation, die 1889 gegründet wurde. Mit zahlreichen europäischen und einheimischen Mitarbei- tenden leistet SAM global in elf Ländern nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit: In Angola, Brasilien, Burkina Faso, China, Guinea, Indien, Kambodscha, Kamerun, Nepal, Sri Lanka und im Tschad. Weltweit arbeitet SAM global mit evangelischen Kirchen, einheimi- schen Partnerorganisationen und Hilfswerken zusammen. Zudem engagieren sich viele ehrenamtlich Mitarbeitende für die weltweite Arbeit. SAM steht für S ERVE A ND M ULTIPLY: Wir möchten Menschen verschiedener Kulturen und Religionen mit all ihren Bedürfnissen nach dem Vorbild von Jesus ganzheitlich dienen, sodass sie Gottes Liebe praktisch erfahren und wiederum mit anderen teilen. Der Hauptsitz von SAM global ist in Winterthur (Schweiz). Weitere Vertretungen gibt es in Ecublens (Schweiz), Frankreich und Belgien.

Nächste Ausgabe im Februar:

FOLGEN

@samglobal.org_de

Code d'honneur Ehrenkodex

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In Demut achte einer den anderen höher als sich selbst.

Philipper 2,3

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