01-2020 D

Wie können wir ins

Gespräch kommen?

Ich war mehrere Jahrzehnte im Nor- den von Kamerun im Einsatz und war durch die medizinische Arbeit ständig in Kontakt mit Muslimen. Für mich war die Sprache oft eine grosse Bar- riere: Nur mit guten Kenntnissen in Mandara, Kanuri, Choa-Arabisch oder Fulfuldé – alles völlig unterschiedliche Sprachen – hätte ich mich wirklich ver- tieft mit ihnen unterhalten können. Ich freute mich, als verschiedene inter- kulturelle und einheimische Kollegen im Team begannen, sich vermehrt für Kontakte in diesem Bereich einzusetzen, und unterstützte sie im Gebet. Zudem beschaffte ich Material für die Kranken- seelsorger und förderte sie durch Schu- lungen. Viele Patienten waren froh, über ihre Ängste und Sorgen sprechen zu kön- nen und nahmen es dankbar an, wenn man ihnen anbot, für sie zu beten. Auch die medizinische Arbeit selber, dass wir dort waren und so praktisch halfen, war ein starkes Zeugnis. Doch immer hatte ich den Wunsch, selber mehr mit Musli- men über den Glauben ins Gespräch zu kommen. Aus dem eigenen Leben erzählen Die Orientalen und Afrikaner sind oft reli- giöser als wir aus der westlichenWelt, die wir meinen, Religion sei Privatsache. Sie können es nicht verstehen, wenn wir so «neutral» sein wollen und den Glauben

aus unseren Gesprächen ausklammern. Trotzdem fand ich es sowohl in Afrika als auch hier in Deutschland nie einfach, mit Muslimen über den Glauben zu disku- tieren – da fiel Argument um Argument, und mir gingen diese zuerst aus, einfach weil ich den Koran zu wenig kannte. Doch ich merkte: wenn ich einfach wei- tergebe, was ich mit Gott erlebt habe, er- zähle, was Jesus für mich bedeutet, dann kommen Menschen zum Nachdenken und stellen Fragen. Mit dem Al Massira*- Kurs habe ich zudem jetzt ein prima In- strument gefunden, den Plan Gottes mit uns Menschen auf kulturangepasste Wei- se zu thematisieren, klar und respektvoll und ohne sinnlose Debatten auszulösen. Hier in Deutschland arbeiten wir mit Al Massira unter Migranten aus dem Orient. Auch in Kamerun stiess der Kurs auf gros- ses Interesse. Ich freue mich, nun bei der Schulung von Afrikanern mithelfen zu können, damit diese Al Massira dann mit ihren Freunden und Nachbarn durchfüh- ren können. Eine neue Offenheit – durch Boko Haram? Im äussersten Norden von Kamerun hat sich durch den Terror der islamistischen Gruppe Boko Haram vieles verändert. Manche wollen diese Gruppe nicht dem Islam zuordnen. Andere sind enttäuscht und fragen sich, wieso im Namen der

muslimischen Religion so viel Leid verur- sacht wird. Einige beginnen, sich ernst- haft Gedanken zu machen. So beispielsweise A., ein ehemaliger Kor- anlehrer, den ich vor ungefähr zwei Jah- ren in Kamerun kennenlernte. In schwe- rer Krankheit war er immer deprimierter geworden, weil er im Koran keinen An- haltspunkt fand, um mit Gewissheit ins Paradies zu kommen. In einem christli- chen Spital konnte er eine Bibel erste- hen, las tage- und nächtelang und fand Antwort auf seine quälenden Fragen: Es gibt einen Weg zu Gott, es gibt Gewiss- heit, durch Jesus! Dies hat sein Leben völ- lig umgekrempelt. Er wurde gesund und gab seine neue Erkenntnis und Freude weiter, was ihm einiges an Feindschaft einbrachte. Seine Frau konnte den Druck von aussen nicht ertragen und verliess ihn und nahm auch die Kinder mit. Er blieb standhaft und ist heute ein grosser Ermutiger für Menschen auf der Suche.

Hanna WEIBERLE war in Kamerun im Einsatz und unterstützt die Projekte jetzt mit regelmässigen längeren Besuchen vor Ort.

*Al Massira bedeutet auf Deutsch «die Reise». Mehr Informationen: www.almassira.de

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