Festbroschüre Zertifikatsverleihung Arbeitgeber 2020

FÜHREN UND MOBILES ARBEITERN IN CORONA-ZEITEN

Krisensituationen gelebt werden können. „Wir haben neue Skills entwickelt, können noch besser mit Virtualität umgehen und wis- sen, dass wir einander vertrauen können. Übrigens auch, dass es einen gewissen Knigge braucht: sprich, man zieht sich auch beim Work at Home ordentlich an.“

Firma, die Wert auf die Unternehmenskultur legt, nur empfeh- len“, unterstreicht Gusel.

EIN QUÄNTCHEN IMPROVISATIONSVERMÖGEN

Wichtig sei allerdings, dass die Belegschaft beim vermehrten mo- bilen Arbeiten/Home Office mitzieht. „Nicht alle sind für neue Technologien offen“, hat Gusel gemerkt. Teilweise habe er durch- aus Überzeugungsarbeit leisten müssen. Ein Vorteil für die Kanz- lei ist, dass jedes Schriftstück digitalisiert vorliegt. Absprachen erfolgen nun über ein digitales Kommunikationstool, Videokon- ferenzen hat man noch keine gebraucht. „Meine Mitarbeiterinnen kommen alle ein, zwei Wochen unter Einhaltung der Hygieneauflagen ins Büro, um Unterlagen zu ho- len und Dinge zu besprechen.“ Die Aufgabenverteilung funktio- niere gut. Schwieriger sei es, die Einschränkungen bei den Kun- denkontakten auszugleichen. „Unsere Klientinnen und Klienten brauchen uns gerade jetzt sehr. Wir möchten ihnen das Gefühl geben, dass alles ohne Nachteile für sie weiterläuft.“ Auch im Notfall ist dank Rufumleitungen immer jemand erreichbar. „Vor der Pandemie war so etwas unkompliziert, aber jetzt ist es doch ein beträchtlicher organisatorischer Aufwand, damit das nahtlos klappt.“ Alles in allem brauche man viel Lernbereitschaft und oft auch Improvisationsvermögen. Ein bislang ungelöstes Problem ist das Einstellen von neuem Per- sonal. „Hier stellt sich die Frage der Einschulung und des Ein- arbeitens.“ Heftig vermisst man in der Kanzlei den monatlichen Stammtisch in einem Lokal. „Der zwischenmenschliche Kontakt ist das Fundament für den Teamgeist und lässt sich durch vir- tuelle Tools auf Dauer schwer ersetzen“, meint der Steuerberater. „Aber ich bin sicher, dass wir die Krise durchtauchen werden.“

KLARHEIT DURCH SCHRIFTLICHE VEREINBARUNG

Wie sich ein kleines Unternehmen durch die Corona-Krise manö- vriert schildert Mag. Walter Gusel, Chef einer Grazer Steuerbera- tungskanzlei mit sieben Mitarbeiterinnen. Home Office ist auch hier nichts Unbekanntes und wurde schon vor der Pandemie von Einzelnen genutzt. „Jetzt ist das Ausmaß allerdings aus der Balan- ce geraten“, erzählt Gusel. Zusammen mit seiner Office-Manage- rin und einer Buchhalterin hält er im Büro die Stellung – jeder in einem eigenen Raum. Der Rest der Belegschaft arbeitet seit dem ersten Lockdown von zu Hause aus. „Wir brauchen jetzt weniger Kaffee“, schmunzelt der Chef, der die Situation nicht einfach findet, seinen Humor aber trotzdem nicht verloren hat. „Was uns sehr hilft, ist die Betriebs- vereinbarung, die wir im Rahmen des Schwerpunkts „Mobiles Arbeiten/Home Office“im Spätsommer gemacht haben.“ Dieser ist ein zusätzlicher Teil des Zertifikats berufundfamilie . Zuvor habe es in puncto mobiles Arbeiten/Home Office nur mündliche Abspra- chen gegeben. „Aber das Ganze schwarz auf weiß zu haben, schafft viel mehr Klarheit“, berichtet Gusel. Wertvoll sei auch der Prozess der Erarbeitung gewesen: „Wir ha- ben uns alle zusammengesetzt und jede Mitarbeiterin konnte sich einbringen, um wirklich auf unseren Betrieb zugeschnittene Lö- sungen zu finden.“ Dazu komme die Expertise des Auditors, das habe zu einem optimalen Fahrplan geführt. „Ich kann das jeder

Mit zu viel HomeOffice umzugehen ist nicht leicht, aber die Tatsache, dass wir schon vorher digita- le Tools undHilfsmittel etabliert hatten und im letzten Jahr auch noch eine schriftliche Richtlinie erarbeitet haben, hilft uns in der Krise sehr.

Mag. Walter Gusel, Geschäftsführer der Gusel Steuerberatung

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