AMERIKAS
KOLUMBIEN Landwirtschaft wird digitaler
Der Agrarsektor ist ein Wachstumstreiber in Kolum- bien. 2022 trug er laut vorläufigen Zahlen 8,3 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Und die Aussichten sind weiter positiv: Zwischen 2022 und 2026 soll die Branche real jährlich um etwa 3 Prozent wachsen, so der britische Informationsdienstleister Economist Intelligence Unit. Zudem ist die Landwirtschaft ein wichtiger Devisenbringer Kolumbiens. 7 Prozent der Exporte entfallen auf Agrar- erzeugnisse. Kaffee, Bananen, Blumen und Palmöl sind die wichtigsten Exportprodukte, hier zählt das Land zu den fünf größten Exporteuren weltweit. Zunehmend relevant werden auch nicht-traditionelle Anbauprodukte wie exotische Früch- te und Avocados. Diese werfen in der Regel höhere Margen ab. Doch Kolumbiens Agrarsektor ist noch deutlich weniger produktiv als die Landwirtschaft in Ländern mit ähnlichen Boden- und Klimabedingungen in der Region. Smarte Tech- nik aus dem Ausland kann hier Abhilfe schaffen. Smart Farming für mehr Effizienz Für die vielen Kleinbauern mit begrenztem Kapital sind besonders Softwarelösungen interessant. Künstliche Intelligenz (KI) kann beispielsweise bei der Bodenanalyse genutzt werden und helfen, den Düngemitteleinsatz zu optimieren. Das KI-Programm Watson des IT-Riesen IBM kam in Kolumbien bereits bei über 5.000 Bodenanalysen zum Einsatz. Die kolumbianische Forschungseinrichtung Agrosavia entwickelte diverse Computerprogramme, unter anderem zur Auswertung von Geodaten. Von deutscher Seite bietet das Programm Valora Maíz von Bayer kolum- bianischen Landwirten die Möglichkeit, die Maisanbau- dichte auf Basis von Umweltdaten zu bestimmen. Mit Drohnen gegen Klimafolgen Auch Hardware kann die Landwirtschaft in Kolumbien effizienter machen. Boden- und Wettersensoren, Satelli- tenfotografie sowie Drohnen helfen dabei, Anbaugebiete zu überwachen. Der Klimawandel macht solche Anwen- dungen mittelfristig relevanter, denn durch ihn werden extreme Wetterereignisse zunehmen und die landwirt- schaftliche Produktivität beeinträchtigen. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) arbeitet im Bundesstaat Meta an Pilotprojekten, um mithilfe von Drohnen Ernteschäden durch Überflutung oder Brände einfacher festzustellen. Ein Projekt der CAF und des Massachussetts Institute of Technology testet den Einsatz von Drohnen zur Prognose und Überwachung von Erdrutschen im Bundesstaat Putumayo. Flugroboter lassen sich auch zum Pflanzenschutz einset- zen. Der Chemiekonzern BASF bildete im Rahmen seines Programms „Drones in Agriculture“ knapp 400 kolumbia- nische Landwirte aus, um Fluggeräte bei der Schädlings-
bekämpfung zu nutzen. Bislang greifen die Landwirte hier zum größten Teil noch auf einfache Spritzgeräte zurück. Drohnen seien 50-mal schneller und benötigten 90 Pro- zent weniger Wasser, so BASF. Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung Marktforschungsunternehmen schätzen, dass sich die Nachfrage nach biologischen Betriebsmitteln wie Biopesti- ziden und weiteren ökologischen Produkten in der latein- amerikanischen Landwirtschaft bis 2029 deutlich erhöhen wird. Gerade der Anbau von Exportschlagern wie Avoca- dos, Bananen und Kaffee könnte die Nachfrage ankurbeln. Der deutsche Henkel-Konzern hat im Bundesstaat Bolí- var bereits Standards für die nachhaltige Gewinnung von Palmöl implementiert und seine Produktion zu 100 Pro- zent auf erneuerbare Energie umgestellt. GTAI/IHK
Avocadoernte in den Anden: Kolumbiens Landwirte bringen mit ihren Erzeugnissen wichtige Devisen ins Land. Mit digitaler Hilfe soll der Agrarsektor künftig nachhaltiger und effizienter werden.
13
IHK Global Business 08-09/2023
ihk.de/rhein-neckar
Made with FlippingBook Learn more on our blog