01-2014 D

DIE KRIEGSJAH HINTERLASSEN I SPUREN

Der Zweite Weltkrieg erschwerte die Kom- munikation und Zusammenarbeit mit dem Deutschen Komitee zusehends. Plötzlich war es in Deutschland nicht einmal mehr möglich, den China-Boten zu produzieren. „Warum erscheint eine Schweizer Ausgabe des China-Boten? Schon anfangs Juni war im „Ber- ner Tagblatt“ unter dem Stichwort „Deutsches Zeitungssterben“ zu lesen, dass aus Gründen der Papier- und Arbeitskraftersparnis gegen 1000 deutsche Zeitungen und Zeitschriften auf 1. Juli ihr Erscheinen einstellen werden. Fast zeitgleich schrieb mir der Vorsitzende unseres deutschen Komitees, Herr K. Dietrich, dass aus wirtschaft- licher Notwendigkeit ausser vielen Zeitungen und Zeitschriften auch christliche Blätter für die Kriegsdauer ihr Erscheinen einstellen sollen. […] Bei G. Jakob in Grosshöchstetten soll der „China- Bote“ gedruckt werden. […]“ (China-Bote; Juni/ Juli 1941) Übrigens: Bis heute drucken wir den SAM- Focus (ehemals China-Bote) bei der Druckerei Jakob in Grosshöchstetten! „…weil er uns Chinesen liebte …“ Leider blieb es nicht bloss bei organisatori- schen Veränderungen, die der Krieg forderte. Eduard Maag, der Schweizer Mitarbeiter der Allianz-China-Mission, berichtet (China-Bote; Mai 1942): „Bruder Wyss 1 hatte die Aufgabe, nach Tsungjen zu eilen, da Bürklins 2 schnell die Station verlassen mussten. Es handelte sich ja damals um die Aus- weisung der deutschen Geschwister. So wollten wir in Nancheng zusammenkommen und die Lage besprechen. […] Etwa um acht Uhr kamen sieben Flugzeuge 3 von Osten her. […] Sie flogen so hoch, dass man eigentlich an Abwürfe nicht dachte. Aber bald fing es an zu pfeifen und zu krachen und das in der Nähe des Missionshauses. Dann ein unheimliches Pfeifen. Da wusste ich, dass eine Bombe niedergeht. Ich lief ins Haus hi- nein – es war nicht weit weg – und schon krach-

te es. Es war mir, als ob ich einen Schlag auf den Kopf bekommen hatte. Die Türen zerbrachen, die Fensterscheiben zersprangen, dann war es still. Da schrie jemand: „Bruder Wyss!“ Dr. Röhm und ich liefen die paar Schritte zu ihm hin. Er lag, aus Nase und Mund blutend, vor uns. Ob er das Sau- sen nicht gehört hat, ob er vergass, sich sofort auf den Boden zu werfen, das weiss ich nicht. Die schreckliche Tatsache war vor uns: Bruder Wyss lag in den letzten Zügen. Noch einige Atemzüge und seine Seele war entflohen. Ein Splitter traf ihn mitten ins Herz. […]“ An der Trauerfeier sagte der chinesische Predi- ger: „Er hat den Tod nicht für die Schweiz erlitten, sondern er hat das Opfer für China, für Gottes Reich, gebracht. Wenn er in der Schweiz gewesen wäre, wäre ihm dieses Unglück sicher nicht be- gegnet. Aber weil er uns Chinesen liebte, obschon er wusste, dass unser Land heute ein Wald von Gewehren ist und dass Granaten fallen wie Re- gen, kam er zum zweiten Mal mit seiner Familie nach China, um uns, seine chinesischen Brüder, zu retten. […]“ (China-Bote; Juni 1942) Der Schweizer Zweig wird geboren Die vielen Umstellungen in der Zusammenar- beit zwischen der Schweiz und Deutschland führte zu Verunsicherungen, sodass sich der damalige Sekretär inWinterthur, Hans Schürch, gezwungen sah, die Verhältnisse zu klären: „[…] Das Komitee hat seinerseits folgendes fest- gelegt: 1. Wir sind durch die gegenwärtige Lage genötigt worden, uns als selbständige schweizerische Mis- sion zu konstituieren; 2. wir betrachten uns dem deutschen Zweig in Barmen gegenüber als koordiniert; 3. die Arbeit auf dem Felde bleibt unverändert. 4. Missionsblätter: China-Bote, Kleiner China-Bo- te, Missionsstunde werden auch fernerhin in der Schweiz herausgegeben. Es bleibt dem Komitee in Barmen freigestellt, für die deutschen Leser ei- nen eigenen China-Boten herauszugeben.

Spital Kalukembe, Angola 1951

Station Ebanga, Angola 1939

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