Internationale Jugendarbeit inklusiv gestalten

MODUL 1: Es ist normal, verschieden zu sein

Input: Eine häufige Fehlannahme ist, Barrierefreiheit mit Inklusion gleichzusetzen. Doch dem ist nicht so. Die Barrierefreiheit ist ein nötiger Schritt auf dem Weg hin zur Inklusion, ersetzt diese jedoch nicht. Tatsächlich stellt Barrierefreiheit für Men- schen mit Behinderungen eine Grundvorausset- zung für gesellschaftliche Teilhabe auf Augen- höhe dar. Wie eine Behindertenrechtsaktivistin sagte: „Barrierefreiheit ist schön, aber nicht alles. Ich war schon an vielen barrierefreien Orten mit einer dürftigen Einstellung.“ Hier sind einige Beispiele einstellungsbe- dingter Barrieren : è Factsheet 1.4. Inklusion bedeutet die Bedürfnisse eines je- den Menschen zu respektieren. Um eine tat- sächliche Inklusion von Menschen mit Behin- derungen zu erreichen, muss eine Umgebung geschaffen werden, in der vollständige Teilha- be möglich ist und jegliche in der Gesellschaft verankerten, behindertenfeindlichen Haltun- gen eliminiert werden. Inklusion = Barrierefreiheit + Gerechtigkeit + Einstellung + Teilhabe + Nichtdiskriminierung Behindertenfeindlichkeit ist diskriminierendes, repressives, miss- bräuchliches Verhalten, das aus dem Glauben heraus entsteht, dass behinderte Menschen minderwertiger als andere sind,

ist eine Form der Unterdrückung, ver- gleichbar mit Rassismus, Sexismus und Homophobie, ist institutionalisierte Diskriminierung oder persönliches Vorurteil, erfolgt oft unbewusst. Ein Beispiel für Behindertenfeindlichkeit ist die sogenannte „Inspirationspornographie“. Falls Sie Stella Youngs Video zu dem Thema noch nicht gesehen haben, klicken Sie bitte hier:

“I am Not Your Inspiration, Thank You Very Much”: https://www.youtube.com/ watch?v=8K9Gg164Bsw

(Englisch)

Viele meinen, dass behinderte Menschen vor allem mit ihren Behinderungen oder den Fol- gen ihrer Beeinträchtigung zu kämpfen haben, dabei stellt für viele behinderte Menschen die Behindertenfeindlichkeit in der Gesellschaft die größte Barriere für die Inklusion dar. Übung: Diese Übung in Form einer Debatte stößt die Teilnehmenden dazu an, aktiv über Behinde- rung und Inklusion zu reflektieren, Stereotype zu entlarven, unterschiedliche Meinungen zu respektieren und sich in Empathie zu üben. è Übung 1.5.

3. Reflexion über Normalität, Diversität und Intersektionalität Input: Normalität

wählte Eigenschaften, ohne die Menschen als Ganzes, einschließlich ihrer unterschiedlichen Identitäten zu betrachten. Inklusion verlangt jedoch einen Paradigmenwechsel hin zu ei- ner Gesellschaft, in der Vielfalt die akzeptierte Norm darstellt. 10

Unsere Wahrnehmung dessen, was normal ist, hat sich im Laufe der Zeit verändert. Soge- nannte„Normalität“ wird von mächtigen Men- schen in Schlüsselpositionen definiert. Der Begriff reduziert Personen auf wenige ausge-

10 IJAB (Hrsg.) (2017): VISION:INKLUSION Eine Inklusionsstrategie für die Internationale Jugendarbeit.

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