Internationale Jugendarbeit inklusiv gestalten

Diversität Der Begriff Diversität spiegelt die Struktur heutiger Gesellschaften wider. Er umfasst eine Spannbreite ethnischer, religiöser und kultu- reller Identitäten sowie eine Vielzahl körperli- cher, sensorischer, geistiger und psychischer Fähigkeiten sowie sexueller Orientierungen. Für manche ist Diversität eine gesellschaftli- che Tatsache, für andere möglicherweise das gewünschte Ergebnis einer konkreten Maß- nahme, wie die Förderung von Diversität in der Belegschaft. Multikulturelle Ansätze, die ausschließlich auf ethnische Minderheiten abzielen, werden zunehmend durch ein allge- meineres Verständnis von Verschiedenheit er- setzt. Alle können Teil der Vielfalt sein. Und alle möchten in dem Sinne divers sein, dass sie ein- zigartig sind und sich von der Masse abheben. Diversität hat viele Dimensionen, unter ande- rem Alter, Gender, Ethnie, Nationalität, Spra- che, Kultur, Religion, sozialer Status, Behinde- rung und sexuelle Orientierung. Übung: Applaus für die Identitäten Dieser Energizer veranschaulicht, dass eine Identität mehr ist als Zuschreibungen, Arten von Behinderung oder wahrgenommene Rol- len und Gender. Auch gut geeignet, um eine Diskussion zu Intersektionalität vorzubereiten. è Übung 1.6. Input: Intersektionalität In Europa wurde dem Begriff der Intersek- tionalität in den letzten zehn Jahren viel Aufmerksamkeit geschenkt. Statt sich auf einzelne Diskriminierungsdimensionen zu konzentrieren (z. B. Gender oder Ethnie oder Behinderung), untersucht der intersektionel- le Ansatz die multidimensionale Natur der menschlichen Erfahrungen und Identitäten. Hautfarbe, Gender, Behinderung und sexuel- le Orientierung beeinflussen sich gegenseitig

und haben Auswirkungen auf die Erfahrungen eines Menschen. Darüber hinaus führen sie zu ungleichen Situationen, die sich nicht nur auf eine Dimension zurückführen lassen. So kann es sein, dass beispielsweise Frauen mit Behinderungen, LGBTQI+-Geflüchtete oder schwarze Frauen qualitativ anders diskri- miniert werden als ihre männlichen, weißen und nicht-behinderten Gegenüber. Wie un- terschiedlich Menschen aufgrund ihrer ver- schiedenen Identitäten von Diskriminierung betroffen sind, wird nur selten in den Anti-Dis- kriminierungs-Gesetzen der EU-Mitgliedstaa- ten behandelt. Auf Ebene der Einzelpersonen kann das zu einer Verletzung ihres Rechts auf Gleichbehandlung führen. Auf Strukturebe- ne können Anti-Diskriminierungs-Gesetze, in denen intersektionelle Diskriminierung nicht berücksichtigt wird, die Diskriminierung der zu schützenden Personen sogar verstärken. Nehmen wir die Kategorie „Frauen“: hier ist das Risiko systemischer Diskriminierung für Migrantinnen, Frauen mit Behinderungen oder Roma-Frauen vergleichsweise höher. Sie werden häufig von Gleichstellungsmaßnah- men, die sich nur auf „Gender“ als Hauptdi- mension konzentrieren, ausgeschlossen, was wiederum zu Gender-Ungerechtigkeit führt. 11 Warum ist Intersektionalität für die Inter- nationale Jugendarbeit wichtig? Ohne die Berücksichtigung von Intersekti- onalität können Programme den konkreten Benachteiligungen und Ausgrenzungsmecha-

11 CIJ and ENAR Report (2020): Intersectional discrimination in Europe: relevance, challenges and ways forward.

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