MODUL 2: Schritt für Schritt zu einer Kultur der Inklusion
Prozess!). Wenn Sie lediglich junge Menschen mit Behinderungen in eine bestehende Grup- pe junger Menschen ohne Behinderungen einladen und dabei nicht auf die individuellen Bedürfnisse aller Teilnehmenden eingehen, er- reichen Sie keine inklusive Gruppe. Reflexion: (individuell oder in der Gruppe) Welche Situationen empfinde ich bei der Ar- beit mit diversen oder inklusiven Gruppen als besonders schwierig? Input: Was könnte die Arbeit mit inklusiven Gruppen erleichtern? Behinderungen als unterschiedliche Formen des Lernens und/oder der Beteili- gung verstehen, auf Stärken und Fähigkeiten der Teilneh- menden konzentrieren (ohne ihre Ein- schränkungen außer Acht zu lassen), sich eine inklusive Aktivität als einen Kurs mit unterschiedlichen Formen des Ler- nens und der Beteiligung vorstellen, mit Unterschieden in Bezug auf Wissensstand, Geschwindigkeit, Sammeln und Deuten von Informationen sowie Formen der Beteiligung. In inklusiven Gruppen gibt es behinderte Ju- gendliche mit unterschiedlichen Vorausset- zungen und Bedürfnissen. Um in einer solchen Gruppe Gleichberechtigung (equality) zu errei- chen, müssen wir einen Gerechtigkeits-Ansatz (equity) verfolgen. So benötigen Teilnehmen- de mit eingeschränkter Sehfähigkeit Handouts in großer Schrift, während Teilnehmende mit eingeschränkter Hörfähigkeit Unterstützung durch Schriftdolmetscher*innen und schrift- liche Handouts benötigen, um den Inhalten folgen zu können. Gehörlose Teilnehmende benötigen eine Verdolmetschung in Gebär- densprache. Jugendliche mit Behinderungen
sind selbst die Expert*innen in Bezug auf die von ihnen benötigte Unterstützung und Bar- rierefreiheit, daher sollten Organisierende und Teamende bei ihnen erfragen, welche Formen der Unterstützung und Anpassung nötig sind, damit sie Teil der Gruppe sein können. Bei der Planung und Durchführung von Aktivi- täten mit inklusiven Gruppen sollte zunächst auf die Barrierefreiheit, Teilhabe und Lernbe- dürfnisse der Teilnehmenden geachtet werden, statt sich (bewusst oder unbewusst) auf ihre Be- einträchtigungen oder Erkrankungen zu kon- zentrieren. Selbst innerhalb einer Gruppe von Menschen mit der gleichen Beeinträchtigung unterscheiden sich die individuellen Bedürfnis- se stark. Dennoch sollten die Verantwortlichen die unterschiedlichen Bedürfnisse für einen barrierefreien Zugang und das Lernen der Teil- nehmenden kennen und über ihre Behinderun- gen bzw. Beeinträchtigungen informiert sein. Diese sensiblen Informationen sollten vorab mit entsprechendem Feingefühl eingeholt wer- den (siehe Materialien in Modul 3). Wenn Sie ein neues, spannendes Projekt mit einer inklusiven Gruppe entwickeln, ist es wichtig ein diverses und inklusives Team von Fachkräften der Jugendarbeit zusammenzu- stellen. Diese strategische Entscheidung kann dabei helfen, mehr über Jugendarbeit im Zusammen- hang mit Behinderung zu lernen, dass sich Teilnehmende mit Behinderun- gen während der Aktivität wohler fühlen, den Teilnehmenden Vorbilder zu zeigen, mit denen sie sich identifizieren können, mehr Einblicke in die verschiedenen Zu- gangs- und Lernbedürfnisse der Teilneh- menden mit Behinderungen zu erlangen. 14
14 Chupina K., Georgescu M. (eds.), Martin K., Todd Z., Saccone M. and Ettema M. (2017): Yes to Disability in Non-Formal Educa- tion! Making Human Rights Education Inclusive for Youth with Disabilities. Unveröffentlichtes Manuskript, Europarat.
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