MODUL 3: Schritt für Schritt zu inklusiven Strukturen und Praktiken
Was benötigt die PA für die Reise und Unterbringung? Ist die PA über die Pausenzeiten infor- miert? Nicht alle Teilnehmende benötigen ihre PA durchgehend. Falls die Assistenz- kräfte nicht die ganze Zeit dabeibleiben, sollten sie über den Zeitplan informiert sein. Dabei ist es wichtig, sich so gut es geht an den Zeitplan zu halten. Wie können Sie sicherstellen, dass beglei- tete Teilnehmende ihre Entscheidungen eigenständig treffen? Es ist sehr wichtig, dass Sie Fragen direkt an die Teilnehmen- den richten, nicht an ihre Assistenzen. Bitten Sie eine PA auch nicht, etwas in ihrer Rolle als Assistenzkraft zu tun. Spre- chen Sie stattdessen die begleitete Person direkt an und fragen Sie, ob es in Ordnung wäre, ihre PA um etwas zu bitten. Das ist wichtig, da eine PA möglicherweise zustimmt, Ihnen bei etwas zu helfen, das länger dauert und nicht mitbekommt, wenn ihr*e Arbeitgeber*in zur Toilette muss. Wenn die PA dies nicht zuvor mit der begleiteten Person abspricht, kann das zu Problemen führen. Mögliche Herausforderungen in einer inklusi- ven Gruppe mit persönlichen Assistenzen: Eine PA, die nicht nach dem sozialen Mo- del von Behinderung und einer inklusiven Sichtweise handelt, kann den inklusiven Ansatz der Gruppe untergraben. Wenn Gruppenmitglieder nicht mit per- sönlicher Assistenz oder anderen Formen von Unterstützung vertraut sind, können sie versehentlich auf eine Weise reagieren, welche die Teilnahme der begleiteten Per- son untergräbt. Wenn sie beispielsweise eine eigene Beteiligung der PA erwarten, obwohl deren eigentliche Aufgabe darin besteht, die Person mit Behinderung zur Teilnahme zu befähigen.
Es sollte nicht davon ausgegangen wer- den, dass eine PA an den Themen einer Veranstaltung interessiert ist oder sich mit diesen auskennt. Selbst wenn sich Assis- tenzkräfte mit einem Thema auskennen, so sind sie dennoch keine eigenständigen Teilnehmenden. Es gilt, einen Mittelweg zu finden, indem die PA selbst als Mensch, aber auch in ihrer Rolle als Begleitung zur Befähigung eines anderen Menschen anerkannt wird. Manche Teilnehmenden haben nichts dagegen, wenn Sie sich mit ihrer PA un- terhalten, andere bevorzugen es, wenn ihre PA nicht abgelenkt wird. Das wich- tigste hierbei ist, höflich zu sein und die Assistenzkräfte nicht an ihrer Arbeit zu hindern. 18 Input: Unterstützung durch die Gruppe (Peer support) Eine Möglichkeit, individuelle Unterstützung zu gewährleisten, ist das Potenzial der Gruppe und der anderen Teilnehmenden zu nutzen. Zum Beispiel können Freiwillige aus der Grup- pe (mit oder ohne Behinderungen) gebeten werden, beeinträchtigte Teilnehmende regel- mäßig zu unterstützen und mit ihnen zusam- menzuarbeiten. Oder Sie bitten die Gruppe, bei Bedarf Unterstützung und Zusammenar- beit anzubieten. Vergewissern Sie sich sowohl bei den einzelnen Teilnehmenden als auch bei ihren Assistenzen, dass die Unterstützung nicht aufgezwungen, ohne Einwilligung oder auf bevormundende Weise geleistet wird. Ein häufig gewählter Ansatz für die unter- stützende Zusammenarbeit ist das Bilden von Tandems (engl. „buddy system“). Hierfür schließen sich Teilnehmende mit und ohne Behinderungen in Tandems zusammen, um gemeinsam in inklusiven Settings zu arbeiten und sich gegenseitig mit ihren individuellen Stärken und Fähigkeiten zu ergänzen. Dies er-
18 Chupina K., Georgescu M. (eds.), Martin K., Todd Z., Saccone M. and Ettema M. (2017): Yes to Disability in Non-Formal Educa- tion! Making Human Rights Education Inclusive for Youth with Disabilities. Unveröffentlichtes Manuskript. Europarat.
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