Internationale Jugendarbeit inklusiv gestalten

MODUL 4: Vielfältige Kommunikationswege nutzen

Argument für den regelmäßigen Aus- tausch im kleinen Kreis oder in einem anderen sicheren Umfeld ist, dass nicht alle Teilnehmenden ihre Bedürfnisse be- reits zu Beginn einer Aktivität kennen. Sie erkennen und artikulieren diese manch- mal besser, nachdem sie mit der Gruppe interagiert haben. Wenn jemand während einer Aktivität nicht sprechen, eine Frage nicht be- antworten oder nicht kommunizieren möchte, forcieren Sie dies nicht. Stellen Sie sicher, dass alle das Gefühl haben, sich frei für oder gegen Kommunikation entscheiden zu können. Menschen mit Sprach- oder Sehbehinderungen sollten beispielsweise nicht ohne ihre vorherige Einwilligung zum Sprechen gedrängt werden. Haben Sie Geduld, wenn jemand Sprach- oder Hörschwierigkeiten hat oder ein TTS-Gerät (Text-to-Speech-Gerät) benutzt. Seien Sie ehrlich, wenn Sie nicht alles verstehen, was jemand sagt. Geben Sie zu erkennen, wenn Sie verstanden haben. Fragen Sie, mit welcher Form der Kommu- nikation sich Teilnehmende am wohlsten fühlen. Manche schreiben lieber Nach- richten, als dass sie anrufen (entweder aus Gründen der persönlichen Vorliebe oder aufgrund einer Beeinträchtigung), andere vermeiden Videos oder bevorzugen ein persönliches Präsenzgespräch.

Erkundigen Sie sich, ob es Fragen oder Themen gibt, die Teilnehmenden unange- nehm sind. Manche Menschen reagieren emotional, wenn Dinge wie der Ursprung ihrer Behinderung, schwierige Lebenssitu- ationen oder Ähnliches zur Sprache kom- men. Fragen Sie, welche Themen nicht angesprochen werden sollten, und halten Sie sich daran. Gehen Sie nicht von Annahmen aus. Gehen Sie nie davon aus, dass Sie die Bedarfe und Einstellungen der Teilneh- menden oder die Antwort bereits kennen. Lassen Sie genügend Raum, in dem sich Menschen ausdrücken und Ihnen die erforderlichen Antworten geben kön- nen. Fragen Sie nach, wenn Sie sich nicht sicher sind. Geben Sie jedem die Mög- lichkeit, sich (anhand von Kommentaren, Fragen, Ideen) selbst auszudrücken. Fra- gen Sie, welche Hilfsmittel und Methoden Teilnehmende am liebsten verwenden, um ihren Ideen und Einstellungen Aus- druck zu verleihen. Prüfen Sie, welche Terminologie und wel- che Sprache bevorzugt werden. Fragen Sie unabhängig vom Thema, wel- che Terminologie oder bevorzugte Spra- che verwendet werden soll, wenn sie mit einzelnen Personen oder mit der Gruppe interagieren. Fragen Sie, warum diese Sprache für die Betreffenden bedeutsam ist und wie sie verwendet werden sollte.

3. Verwendung multisensorischer oder anderer kreativer Ansätze Input:

Für Menschen mit Seh- oder Hörschwächen ist beispielsweise die konsequente Verwendung des Zwei-Sinne-Prinzips 19 erforderlich, um ihre gleichberechtigte Teilhabe sicherzustellen. „Wenn ein Sinn ausfällt, sind entsprechende

Ein multisensorischer Ansatz bedeutet die Ver- wendung von Methoden, die mehrere Sinne zugleich ansprechen. Wir haben fünf Sinne: Se- hen, Hören, Tasten, Schmecken und Riechen.

19 Nach diesem Prinzip müssen mindesten zwei der drei Sinne„Hören, Sehen und Tasten“ angesprochen werden. (DGUV, o.J.).

33

Made with FlippingBook - Online catalogs