Internationale Jugendarbeit inklusiv gestalten

MODUL 6: Vielfalt wertschätzen

ten vor eine Herausforderung. Bereits vorab zu wissen, was zu erwarten ist, und Tatsachen zu akzeptieren sind wichtige Schritte zur Auflö- sung solcher Spannungen und Ambivalenzen. Zu grundlegenden Spannungen und Ambiva- lenzen gehören die folgenden Beispiele: Spannung zwischen individuellen und kollektiven Interessen, zwischen dem Gefühl, man selbst zu sein, und dem, der Gemeinschaft zu dienen. Beide Seiten sind wichtig, und dies ist ein weiterer Hin- weis darauf, dass Teamwork letztendlich ein Balanceakt ist. Spannung zwischen der Notwendigkeit von Wandel, Flexibilität und Innovation und dem Bedürfnis, sich an feste Struktu- ren, Prinzipien und Richtlinien halten zu wollen. Spannung zwischen dem Wunsch, Ideal- ziele zu setzen und zu erreichen, und dem Wissen, dass diese nie vollständig verwirk- licht werden. 29 Gleichgewicht zwischen Herausforderung, Kapazität und Einbindung Um Ihre Grenzen festzulegen, müssen Sie er- kennen, ob manche Aspekte Ihrer Arbeit zu viel Zeit oder Aufwand von Ihnen fordern. Ein einfaches Modell der wirkungsvollen individu- ellen Beteiligung, das sich auf Fachkräfte der Jugendarbeit anwenden lässt, beinhaltet die „drei C für erfolgreiche Partizipation“, nämlich „Challenge“, „Capacity“ und „Connection“. In der Domäne der Herausforderung („Challen- ge“) möchten Menschen aktiv werden. Kapa- zität („Capacity“) bezeichnet ihre Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten, um aktive Schrit- te zu ergreifen, und Einbindung („Connecti- on“) bezieht sich auf die Fähigkeit von Men- schen, mit anderen Personen, Organisationen und Institutionen in Beziehung zu treten und deren Unterstützung anzunehmen. Zwischen diesen drei Elementen sollte ein dynamisches

Gleichgewicht herrschen. Die Herausforde- rung sollte Personen motivieren, für ihr An- liegen zu kämpfen. Sie sollte einerseits groß genug sein, um ihnen ein Erfolgserlebnis und Stolz zu ermöglichen, andererseits aber nicht so groß sein, dass sie Fachkräfte der Jugend- arbeit, Organisierende oder Teamende davon abhält, sich auf das Anliegen, die grundlegen- de Idee oder das Projekt einzulassen. Kapazi- tät wiederum, d. h. die für die angestrebten Maßnahmen erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten, bedeutet, dass mangelnde Ka- pazität in Frustration und einem Gefühl der Ohnmacht mündet. Wenn alle drei Dimensio- nen miteinander im Gleichgewicht sind, ist der Grundstein für eine aktive Partizipation gelegt. Reflexion: Betrachten Sie das Modell. Sind in Ihrer Tätig- keit alle Komponenten im Gleichgewicht? Er- halten Sie von Ihrer Organisation und Partner- organisationen ausreichend Unterstützung? Was fehlt? Welche Fertigkeiten oder Kenntnis- se würden Sie in Ihrem Aufgabengebiet gerne stärken oder ausbauen? Gibt es in Ihrer Tätig-

29 Pohl, Michael & Witt, Jürgen (2000): Innovative Teamarbeit. Heidelberg.

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