Bergsteiger

Fünf Tage durch die Dolomiten

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September 2025 6,90 € A 7.60 € CH 11.50 sFr I 8.70 € LU 7.70 € F 7.70 €

Weil wir die Berge

lieben

Wandern, Hochtouren, Kultur & Kulinarik: Im Vinschgau lässt sich all das bestens kombinieren Das sonnigste Tal in Südtirol

Hütten mit Kind Vier Mehrtagestouren, die auch Teenies begeistern

Idyll überm Achensee Ein Wochenende auf der aussichtsreichen Dalfazalm Palagruppe Einsame Klettersteige zwischen Belluno und Trient

SONTHOFEN, VILLACH, IDRljA & CO. Alpenstädte des Jahres

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RUHE GENIESSEN. DURCHATMEN. WANDERN!

Erleben Sie unvergessliche Abenteuer und finden die perfekten Routen für die nächsten Wanderungen. Einfach in die faszinierende Alpenwelt abtauchen. gessliche Abenteuer ekten Routen für die ungen. Einfach in die penwelt abtauchen.

224 Seiten · ca. 350 Abb. ISBN 978-3-7343-3147-3 € [D] 29,99

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Editorial ∕ Erlebnisse und Begegnungen

UNTERWEGS Dolomiten, Rofangebirge und Allgäuer Alpen

»Einige meiner ersten BergErfahrungen habe ich an den Vinschger Waalwegen gemacht.«

Astrid Därr: »Auch wenn ich mit meinem kleinen Sohn unterwegs war, ist die neue Dolomites Ronda nicht nur etwas für Familien. Der Weitwanderweg führt in fünf Etap- pen zu den schönsten Plätzen der Dolomiten. Das Besondere: Man kann jeden Tag zwischen einer einfa- chen, einer mittleren und anspruchs- vollen Variante wählen.« (S. 38–42)

Stefan Moll, Chefredakteur

Gute Geschichten IM VINSCHGAU verbrachte ich als Kind viele Urlaube. Die geographische Ein- ordnung war mir damals aber herzlich egal. Das einzige, was ich mit der Regions- bezeichnung verband, waren die Vinschgauer, Fladenbrötchen aus Roggen-Wei- zen-Sauerteig, die ich wegen des enthaltenen Kümmels nicht besonders mochte. Heute weiß ich selbstverständlich, dass als Vinschgau der obere Teil des Etsch- tals mit seinen Seitentäler bezeichnet wird, und er mitunter als sonnigste Region Südtirols gilt. Unsere Autorin Franziska Haack hat dort erlebt, wie sich eine junge Generation um die Zukunft dieses herrlichen Fleckens Erde bemüht. Für uns Bergsteiger lässt sich dies auf besonders vielfältigen Touren nachvollziehen. Schöne Anregungen dazu lesen Sie in unserem Topthema (S. 18–29). EINE GANZ BESONDERE und vor allem sehr persönliche Geschichte finden Sie am Ende dieser Ausgabe: Bergsteiger -Leser Alexander Maier hatte 2020 zum 90. Geburtstag unseres Magazins ein Trekking in den peruanischen Anden ge- wonnen. Die Corona-Pandemie verzögerte die Reise allerdings um mehrere Jah- re. 2024 war es aber endlich so weit. Von der Umrundung des Alpamayo hat uns Alexander spannende Eindrücke und großartige Bilder mitgebracht (S. 98–103).

Michael Pröttel: »Manchmal ver- steht man sich auf Anhieb. So war es bei meinem Besuch auf der Dal- fazalm im vergangenen Herbst mit Wirtin Renate Moser und mir. Auch wenn ich als langjähriger Vegetarier mit Jagen nichts am Hut habe und das von ihr selbst geschossene Wild zum Abendessen ausgeschlagen habe.« (S. 50–53)

Sloweniens Wildnis Die schönsten Bergbilder

Ich wünsche Ihnen viel Freude mit den Geschichten in dieser Ausgabe!

Bettina Willmes: »Fürs mehrtägige Wandern mit Kindern die richtige Tour auszusuchen, ist eine Kunst für sich. Die Wünsche der Eltern sollten sich nicht nach vorne drängeln, ein ›wird schon passen‹ rächt sich leider oft. Nicht nur die Gesamt-Höhen- meter zählen, sondern auch deren Verteilung. So wie bei unseren vor- gestellten Touren.« (S. 64–67)

11 ALLROUND- RUCKS Ä CKE IMTEST D ß er gro e Vergleich

Ihr

Cover: Wanderer in der Nähe des Schlinigpass

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18 / Das sonnigste Tal Südtirols Vom sanften Wandern bis zur Hochtour: Auf kleinem Raum bietet der Vinschgau enorm viele Möglichkeiten.

9 /

Inhalt September 2025

50 / Aussichtsloge im Rofan Schön urig und herrlich gelegen über dem Achensee: willkommen auf der Dalfazalm

4 BERGSTEIGER 09/25

98 / Abenteuer in den Anden Einmal um den Alpamayo: Eindrücke von einer ganz besonderen Trekking-Reise

54 / Ferrata-Paradies Pala Auf den Klettersteigen der Palagruppe geht es noch vergleichsweise ruhig zu.

84 Fluss-Serie: Die Gezähmte

Topthema

12 Tourenkarten zum Mitnehmen Spitzige Lun Oberetteshütte Weißkugel Starkenberger

Die französische Durance bietet eine großartige Kulisse für Touren.

18 Frischer Wind

Urlaub für jeden Geschmack: Im Vinschgau lassen sich Kultur, Kulinarik, sanftes Wandern sowie Hochtouren beliebig kombinieren.

98 Abenteuer in den Anden

Die Umrundung des Alpamayo – ein Erlebnisbericht in Bildern

Wissen & Personen

Touren & Regionen

Panoramaweg 1&2 Panoramaweg 3&4 Panoramaweg 5–7 Dalfazalm Hochiss Via Ferrata Bolver-Lugli Pyramidenspitze Mont Thabor Mont Chaberton

60 Mammut-Aufgabe

32 Auf den Spuren der Ritter Burgen, Klammen, Seen: Der

Hütten zu modernisieren ist ein großes Projekt. Ein Praxischeck

Starkenberger Panoramaweg führt von Landeck bis nach Ehrwald.

70 Der Mann und der Berg

Jochen Hemmleb und das Rätsel um die Everest-Erstbesteigung

38 Zwischen Zacken und Zirben Ein neuer fünftägiger Weitwander- weg führt an die schönsten Ecken der Dolomiten.

Service & Events

44 Visionäre der Alpen

16 Fotografie als Sprachrohr

Seit 1997 werden sie gekürt: Alpen- städte des Jahres. Eine Übersicht

Jetzt im Trentino: Ausstellungen mit Bildern von Sebastião Salgado

50 Hüttenzauber: Dalfazalm Die Dalfazalm bietet mehr als eine tolle Aussicht auf den Achensee. 54 Trutzburg über San Martino Die Klettersteige in den Pala- Dolomiten sind selten überlaufen, aber immer eine Reise wert.

88 Kaufberatung Rucksäcke

Elf Modelle für klassische Berg- und Hochtouren im Vergleich

64 Verhandlungssache

Vier Mehrtagestouren mit Kindern, bei denen an alles gedacht ist

Jochen Hemmleb, Autor und Everest-Experte, im Interview ab Seite 70

Fixpunkte 6 Bergbilder / 12 Bergszene / 68 Medien / 69 Auflösung Bergrätsel / 83 Markt & Impressum / 96 Härtetest / 104 Kolumne Klemmers Keile / 105 Ausstieg / 106 Ausblick

Die Seitenzahlen der Themen auf der Titelseite sind rot hervorgehoben

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Bergbilder ∕ Slowenien

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»Klein Kanada« in den westlichen Julischen Alpen: Der Raibler See liegt zwar schon in der Region Friaul-Julisch Venetien, der Gipfel der Jerebica (2126 m) allerdings genau auf der italienisch-slowenischen Grenze.

Zwischen Karst und Küste Berge und Meer, Wildwasserflüsse, Tropfsteinhöhlen, unberührte Wälder: Sloweniens vielfältige Natur begeistert. In einem Bildband präsentieren preisgekrönte Fotografen das facettenreiche Land.

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Links: Alles im Fluss: Ein Gebirgsbach im Valbruna, im Hintergrund ragt der Jôf Fuart/Viš (2666 m) auf. Rechts: Fenster in eine andere Welt: Einst war die Höhlendecke der Karstschlucht Rakov Škocjan komplett geschlossen. Wasser und der Zahn der Zeit haben sie kollabieren lassen.

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Bergbilder ∕ Slowenien

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Bereits ab Mitte Oktober frieren im Triglav-Nationalpark die Seen im Sieben-Seen-Tal zu. In der Bildmitte die steile Wand der Tičarica. Ihr höchster Gipfel, die Velika Tičarica misst 2091 Meter.

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Bergbilder ∕ Slowenien

BUCH DES MONATS: Naturparadies Slowenien

Ein kleines Land mit großer Natur, festge- halten in einem Bildband mit faszinierenden Fotos von den prämierten Naturfotografen und Autoren Marc Graf, Michael Lechner und Christine Sonvilla. Die Julischen Alpen, die Küste, Wildwasserflüsse, Tropfstein- höhlen, Schluchten und Wälder. Dazu eine vielfältige Tierwelt, aber auch Klöster und Burgen mit spannender Geschichte. »Ein Jahr ohne Trip nach Slowenien ist ein ver- lorenes Jahr«, sagt Michael Lechner. Man glaubt es ihm aufs Wort. 240 Seiten, Format 29,8 x 23,2 cm, Frederking & Thaler, 39,99 €

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Bergszene 09∕25 NEWS / MENSCHEN / HIGHLIGHTS

DEUTSCHE BEZEICHNUNGEN IN DER DISKUSSION Neue Namen für Südtiroler Berghütten?

Ein »Denkanstoß« von Ingrid Beikircher, der Vizepräsidentin des Südtiroler Alpenvereins, in der Zeitschrift des Vereins sorgt derzeit für kontroverse Diskussionen. Südtiroler Schutzhütten, die Namen deutscher Städte tragen, sind laut Beikircher »nicht mehr zeitgemäß«. Sie schlägt vor, die Hütten »nach dem Standort, der Gegend oder der alpinen Lage« zu benennen. Damit wäre für sie auch die italienische Übersetzung stimmig. Tatsächlich tragen viele Hütten in Südtirol zwei oder drei Namen, die auf die wechselhafte politische Geschichte der Region zurückgehen. Die meisten Häuser wurden im 19. Jahrhundert von Sektionen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins erbaut und nach diesen benannt. Nach dem Ersten Weltkrieg gingen 78 Hütten an Italien über. Die deutschen Namen blieben erhalten, wurden aber teilweise durch italienische ergänzt. 1999 über- nahm schließlich die Provinz Südtirol 25 dieser Hütten, so etwa die Kasseler Hütte, die Regensburger Hütte oder die Marburger Hütte. Um diese Hütten geht es in der aktuellen Debatte. Kritik an Beikirchers Vorschlag kommt vor allem von Politikern und dem Südtiroler Heimatbund (SHB). Dieser warnt, die jahrzehntealte geschicht- liche Verwurzelung vieler Hüttenbezeichnungen leichtfertig zu kappen. »Namen wie ›Regensburger Hütte‹ sind Ausdruck der alpinen Erschlie- ßungsgeschichte und Teil unserer kulturellen Identität«, so der SHB. Klar ist, dass das Namensrecht beim Eigentümer, der Provinz Südtirol, liegt. Die Landesregierung äußerte sich allerdings noch nicht zum Vorstoß. –sm–

Flaggerschartenhütte, Marburger Hütte und Rifugio Forcella Vallaga: Gleich drei Namen sind für das Haus am Flaggersee gebräuchlich.

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Bergszene ∕ September

Mühlendorf Gschnitz für immer verloren

Massive Murenabgänge am Abend des 30. Juni im hinteren Gschnitztal haben die Tiroler Gemeinde schwer getroffen und ganze Ortsteile verwüstet. Nach heftigen Regenfällen trat der Gschnitzbach über die Ufer, Schlammmassen bahnten sich ihren Lauf und rissen alles mit, was sich in ihrem Weg befand. Am schlimmsten erwischte es das Mühlendorf, ein beliebtes Freilichtmu- seum mit historischen Wassermühlen. Es wurde nahezu vollständig zerstört und kann – zumindest an seinem bisherigen Standort – nicht mehr aufgebaut werden. Stattdessen soll rund um die verschonte Kapelle ein Erinnerungsort entstehen.

ZWEITES GIPFELKREUZ AUF DER ZUGSPITZE Seit Anfang Juni gibt es ein zweites Gipfelkreuz auf der Zugspitze. Der Nachbau des Künstlers Bernhard Rieger befindet sich in der Ausstel- lung in der bayerischen Gipfelstation und soll den rund 600 000 jährlichen Gästen ermög- lichen, den beliebten Selfiespot ganz ohne risikoreiche Kletterei zu erreichen. Auch das Bekleben mit Aufklebern soll dort möglich sein. Denn gerade für das Anbringen von Stickern am Gipfelkreuz nehmen Besucher laut Bayeri- scher Zugspitzbahn teils ein hohes Risiko in Kauf. An besucherreichen Tagen wird es am Gipfel und am ausgesetzten Zustieg deshalb oft eng und gefährlich.

BABSI ZANGERL ERHÄLT PAUL-PREUSS-PREIS

Mit Babsi Zangerl hat die Internationale Paul- Preuss-Gesellschaft 2025 zum zweiten Mal nach Catherine Destivelle (2021) einer Frau den Paul-Preuss-Preis verliehen. Die 1988 in Blu- denz geborene Zangerl gilt aktuell als die beste Allround-Kletterin der Welt und beeindruckte die Jury mit ihren extremen Klettertouren, so dass sie sich unter mehreren Konkurrenten durchsetzen konnte. Der Preis ist nach Paul Preuss (1886-1913), dem »Vater des Freiklet- terns«, benannt und soll dessen Werte in die Zukunft tragen. → Ein ausführliches Interview mit der Gewinnerin Babsi Zangerl lesen Sie in unserer Ausgabe 7+8/25. BERGLUFT-FESTIVAL AM STÜMPFLING Es soll ein neues Format und Open-Air-Erlebnis mit Panoramablick werden: Das »Bergluft einfach lässig Festival« findet am 13. Septem- ber 2025 zum ersten Mal zwischen Tegernsee und Schliersee am Stümpfling statt. Auf 1530 Metern gibt es dort ein Konzert mit Loisach Marci und der Mundartband Loamsiada. Darü- ber hinaus kann man den oberbayerische Whisky der Slyrs Whisky Destillerie verkosten, gut essen und feiern. Tickets und weitere Informationen gibt es in der Tegernsee App unter www.tegernsee.bayern.

FUNDSTÜCK DES MONATS

Mit einer außergewöhnlichen Spendenaktion sammelt die DAV-Sektion Schwaben Gelder für die Sanierung der Schwarzwasserhütte: Für 49 Euro können Interessierte eine originale Holzschindel aus der Außenfassade der Schwarzwasserhütte erwerben – ansehnlich aufbereitet und gerahmt. Ab Oktober 2025 beginnt der dringend not- wendige Teilrückbau und Neubau der Hütte in energetisch optimierter Bauweise. Moderne Sanitäranlagen, eine neue Materialseilbahn sowie nachhaltige Infrastruktur sollen die

Hütte für kommende Generationen erhalten. Im Frühjahr 2027 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein und die Hütte wieder eröffnet werden. Alle Einnahmen aus der Aktion fließen direkt in das Sanierungsprojekt. Wer kein Erinnerungsstück möchte, kann auch einen selbst gewählten Betrag spenden. Alle Informationen unter: www.alpenverein-schwaben.de/schwarzwasserhuette

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Bergszene ∕ September

Alpine Highlights Herausragende Unternehmungen und Leistungen in den Bergen der Welt

2 LOCAL-HERO

Spantik / Pakistan / 12. Juni 2025 Am Ostgrat des Spantik (7027 m) haben der Pakistaner Mueez Ud Din und der Franzose Mathieu Maynadier eine neue technische Linie gefunden, die »Zinda- bad-Route« (M5, A1). Zwar mussten sie 28 Meter unterhalb des Gipfels wegen einer Wechte umdrehen, dennoch ist die Route die erste Neutour an einem hohen Berg in Pakistan, die von einem einheimischen Kletterer eröffnet wurde.

1 ZU ZWEIT AUF DREI Yosemite Valley / USA / 8. Juni 2025 Laura Pineau und Kate Kelleghan ist als erste Frauenseil- schaft die begehrte Triple Crown im Yosemite Valley in weni- ger als 24 Stunden gelungen. Für die Aneinanderreihung von drei Bigwallrouten am El Capitan, am Half Dome und am Mount Watkins benötigten sie 23 Stunden und 36 Minuten.

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4 RAKETEN-TRIO

Ultar Sar / Pakistan / 11. Juni 2025 Ethan Berman, Maarten van Haeren und Sebastian Pelletti sind am Ultar Sar, dem markanten 7388 Meter hohen Gipfel über dem Hunza-Tal in Nordpakistan, eine neue Route geklettert. Das Trio verbrachte acht »wilde Tage« wie sie selbst schreiben, am Süd- ostpfeiler des Berges und überwanden für ihre Route »Shooting the Moon« im Alpinstil Schwierigkeiten bis WI4, M5.

3 MODERNE PIONIERE Nanga Parbat / Pakistan / 24. Juni 2025

Zusammen mit Tiphaine Duperier und Boris Langenstein konnte sich David Göttler seinen Traum erfüllen und den Nanga Parbat (8126 m) im Alpinstil über die Rupalwand (Schell-Route) besteigen. Doch damit nicht genug: Göttler konnte von 7700 Metern als erster mit dem Gleitschirm abfliegen, während seinen Begleitern die erste Skiabfahrt der 4500 Meter hohen Wand gelang.

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FÜNF FRAGEN AN … … CELINE LORENZ (26), EXTREMSPORTLERIN »Ich wäre gerne bis zum Ende geflogen!« Das Hike&Fly-Rennen Red Bull X-Alps gilt als eine der größten Herausforderungen im Abenteuersport. 2025 als einzige Frau am Start: Die Deutsche Celine Lorenz

Sie sind als einzige Frau unter 34 Athleten beim diesjährigen Rennen gestartet. Mit welchem Ziel? Ich wollte bis ins Ziel nach Zell am See kommen, fliegend oder zu Fuß, egal wie hart es wird. Aber es ging mir auch darum, als einzige Frau in diesem Jahr zu zeigen, was möglich ist. Und mein Team und ich wollten dieses Aben- teuer in vollen Zügen erleben. Am 24. Juni war das Rennen in Les Deux Alps für Sie zu Ende. Warum? Ich habe zwei taktische Fehler gemacht, die viel Zeit gekostet haben. Am Ende hat es dann leider nicht mehr gereicht, das nächste Zeitlimit zu schaffen. Bitter, aber bei einem Rennen wie diesem gehört das auch dazu.

22. Internationales Bergfilm-Festival Tegernsee

Sind Sie enttäuscht? Ein bisschen schon. Klar, ich wäre gern bis zum Ende geflogen. Aber ich bin auch wahnsinnig stolz auf das, was wir geschafft haben. Ein Ziel war für mich auch, sicher zu bleiben und mir nicht weh zu tun und das habe ich geschafft. Die Erfahrung war intensiv, aber wir sind alle gesund rausgegangen, und das ist definitiv ein großer Erfolg.

Was war für Sie die größte Herausforderung, das schönste Erlebnis in diesem Jahr? Die größte Herausforderung war der mentale Aspekt: jeden Tag neu zu starten, trotz Erschöp- fung, Druck und Rückschlägen. Das schönste Erlebnis? Ein Abendflug entlang der Hoch- alpen, mit goldenem Licht, komplett allein in der Luft, das war purer Zauber. Was sind Ihre weiteren sportlichen Pläne in naher Zukunft? Im August geht es direkt weiter mit der Gleitschirm-Weltmeister- schaft in Brasilien und davor steht auch noch die Deutsche Meisterschaft im Paragliding an. Kein Hike&Fly-Format, aber ich freue mich total darauf. Langfris- tig geht mein Blick schon jetzt Richtung Red Bull X-Alps 2027. Interview: Petra Rapp

Mit Gleitschirm und zu Fuß geht es bei den X-Alps 1300 Kilometer durch die Alpen.

15. bis 19. OKTOBER 2 0 2 5

Online Tickets ab September unter www.bergfilm-tegernsee.de

Service & Events ∕ Sebastião Salgado und seine Bilder

A U SSTELL UN GE N IN TR I E N T UN D R O VERET O Fotografie als Sprachrohr

D ie Fotografien von Sebas- tião Salgado wirken wie Gemälde – schwarz-weiß und voller Anmut. Sie zei- gen die Schönheit und Zer- brechlichkeit der Erde, vor allem aber die Ausbeutung von Mensch und Natur. In sei- ner brasilianischen Heimat kämpfte der Fotograf zudem gegen das Verschwinden des Regenwaldes. Im Mai ist er mit 81 Jah-

ren in Paris gestorben – wohl an den Spät- folgen einer Malaria-Erkrankung. Einige seiner Fotografien, die sich Glet- schern und ihrer Bedrohung widmen, sind aktuell im Trentino zu sehen: im Museum für moderne und zeitgenössische Kund in Rovereto (Mart) noch bis zum 21. Septem- ber und im Museum der Wissenschaften (Muse) in Trient bis 11. Januar 2026. Einige der Bilder sind bisher unveröffentlicht.

Während im Mart rund 50 Fotografien großflächig zu bewundern sind, schweben sie im Muse als große Installation im so- genannten »Großen Vakuum«, ein offener Raum im Zentrum des Museums (siehe Bild links unten). Rund 50 Jahre lang bereiste Salgado mit seiner Kamera die Welt. Dabei studier- te er zunächst Wirtschaft und arbeitete im Anschluss für eine internationale Kaffee- organisation. Eher nebenbei fotografierte er auf seinen Dienstreisen nach Afrika und Lateinamerika. Nach und nach wurde die- ses Hobby zu seinem Beruf und der Foto- graf zum gefeierten Künstler. Doch nicht allen gefielen seine Werke: Immer wieder wurden Stimmen laut, die eine gewisse spätkoloniale Überheblichkeit gegenüber den Menschen empfanden, die er fotogra- fierte. Dies verstärkte sich, als er seine Bil- der nicht mehr in Nachrichtenmagazinen sehen wollte, sondern in Galerien und groß- formatigen Bildbänden. Auch seine Koope- ration etwa mit einem brasilianischen Berg- bauunternehmen stieß auf Kritik. 2019 erhielt er für sein Werk den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. -bw- Sebastião Salgado: Gletscher. Zu sehen im Muse (Trient) bis 11. Januar und im Mart (Rovereto), bis 21. September

Im Wissenschaftsmuseum Muse in Trient werden Salgados Fotografien schwebend präsentiert.

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Gletscher als fragile Schönheiten – auf den Südlichen Sandwichinseln (oben, Aufnahme von 2009) sowie im Nationalpark Torres del Paine in Chile (2007)

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Topthema ∕ Vinschgau

Frischer Wind Eine junge Generation bringt neue Ideen in den Vinschgau. Für Wanderer bietet die Gegend beste Voraussetzungen für einen abwechslungsreichen Aufenthalt.

Text: Franziska Haack

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Wildromatisch ist die Gegend rund um die Sesevennahütte, wie hier in der Nähe des Schlinigpass.

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»Es ist schön, die Veränderung von Jahr zu Jahr zu sehen und wie schnell die Renaturierung geht.«

Das Bergsteigerdorf Matsch ist ein guter Stützpunkt für einen entspannten Wanderurlaub.

Elisabeth Prugger bewirtschaftet ihre Flächen bio-intensiv – mit speziellen Kleingeräten statt großen Maschinen.

W acholderbüsche, Berbe- ritze und Zwergsträu- cher: An den Hängen des Vinschger Son- nenbergs, der sich über weite Teile der nördlichen Talseite des Vinschger Etschtals zieht, findet sich steppenartige Vegetation. Kein Wunder. Bei Unterschieden in der Bodentemperatur von 50 Grad zwischen Tag und Nacht über- leben hier nur hartgesottene Gewächse. Zumal die Dreitausender rundherum den Vinschgau gegen Regenwolken abschotten: Mit 550 Millimetern Niederschlag im Jahr ist das Südtiroler Ost-West-Tal eine der trockensten Regionen der Alpen. Und trotzdem wird unten im Tal intensiv Land-

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Topthema ∕ Vinschgau

wirtschaft betrieben, insbesondere Obst- bau. Wohin man in den tieferen Lagen auch schaut: Dicht an dicht stehen die Apfelbäu- me, stets an Gerüsten, oft unter Hagel- schutz-Netzen. Je nach Ausrichtung schim- mern die ordentlichen Reihen in einem anderen Grün, ein adrett gebürsteter Fli- ckerlteppich. Und ein saftiggrüner Kontrast zu den trockenen Hängen weiter oben. Bei Elisabeth Prugger stehen die Obst- bäume – hauptsächlich Marille (Aprikose) und eine lokale Birnensorte – auf einer bun- ten Streuobstwiese. Elisabeth stammt von einem typischen Vinschger Hof, macht aber alles ein bisschen anders. »Mein Vater war vor etwa 30 Jahren einer der ersten hier mit Obstbäumen. Die Region ist gut

dafür geeignet. Und heute bringt Obstbau am meisten Rendite pro Fläche«, erzählt die Gründerin des Bio-Betriebs Greiter- haus in Laas – einer Vielfaltsgärtnerei, wie sie es bezeichnet. Während der konventio- nelle Obstbau auf Pflanzenschutzmittel, Dünger und künstliche Bewässerung setzt – und angewiesen ist –, bewirtschaftet Elisa- beth Prugger ihre Flächen sanfter. Sie hat sich dem Marktgärtnern (vom englischen market gardening) verschrieben. Bei dieser biointensiven Anbau-Methode wird dank verschiedener, teils eigens entwickelter Kleingeräte mit wenig Arbeitskräften viel Ertrag generiert. Gezielter Humusaufbau verbessert gleichzeitig den Boden. Ihre Pflanzen sollen

sich aussuchen dürfen, was sie »essen«. Generell findet Elisabeth Prugger: »Wir wissen noch viel zu wenig über Zusammen- arbeit von Mikroorganismen, Mycel und Pflanzen.« Die studierte Landschaftspla- nerin ist nach dem Studium an der Univer- sität für Bodenkultur in Wien zurück in den Obervinschgau gekommen. Zunächst unterrichtete sie an der Landwirtschafts- schule, dann gründete sie vor sechs Jahren nebenbei das Greiterhaus. Ihr Partner Si- mon Platter, der eigentlich Architekt ist, sie aber in Teilzeit unterstützt, kommt eben- falls von einem Bauernhof. Beide haben Flächen von ihren Familien bekommen und noch etwas dazu gepachtet. Und sie sehen bereits Ergebnisse: »Unsere Böden sind

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Auf der Oberetteshütte sind die Gäste buntgemischt: Familien, Mehrtageswanderer und Hochtourengeherinnen. Für alle gibt es passende Touren – und tolles Essen.

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Topthema ∕ Vinschgau

schon viel lockerer. Es ist schön, die Ver- änderungen von Jahr zu Jahr zu sehen, und wie schnell die Renaturierung geht.« Ihr Gemüse verkaufen sie hauptsächlich als Abo-Kisten. Über eine Genossenschaft ver- markten sie auch Veredeltes wie Tomaten, Marillen und die Früchte der Palabirne, auch Apothekerbirne genannt. »Frisch schmeckt sie nicht so sonderlich, aber als Dicksaft, Mus oder Chutney ist sie sehr fein.« Zusätzlich bietet Elisabeth Prugger Catering für Events an – natürlich mit eige- nem Gemüse. Tradition & Moderne Elisabeth und Simon gehören zu einer jun- gen, engagierten Generation von Einheimi- schen, die mit vielen Ideen und Verände- rungswillen vom Studium im Ausland in ihre Heimat zurückgekommen sind und frischen Wind mitgebracht haben. Im na-

hegelegenen Glurns – ein beschaulicher Mittelalterort mit vollständig erhaltenen Stadtmauern und hübschen Laubengängen – macht der mehrfach ausgezeichnete Jung- Gastronom Thomas Ortler seit einiger Zeit von sich reden. Bereits parallel zu seinem Geschichtsstudium in Wien und Berlin sammelte er Erfahrung in verschiedenen (gehobenen) Küchen. 2018 eröffnete der gebürtige Bozener das Restaurant Flurin in Glurns, 2025 kam das Wirtshaus Steinbock dazu. In beiden gibt er traditionellen Süd- tiroler Gerichten seine eigene Handschrift. »Ich will keine Labels wie bio oder vegan, aber nachhaltiges Wirtschaften ist mir sehr wichtig. Dazu gehören Zutaten, die so re- gional wie möglich sein sollen, und die voll- ständige Verwendung von Tieren, von der Schnauze bis zum Schwanz«, erklärt er. Die Karten seiner Restaurants sind klein, saiso- nal und stets für eine Überraschung gut.

Thomas Ortler jongliert nicht nur mit Pfannen, sondern vor allem mit regionalen Zutaten.

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Topthema ∕ Vinschgau

Auf dem Vinschger Höhenweg, hier südlich von St. Martin im Kofel, hat man stets einen guten Blick über das Tal.

Einen weiteren besonderen Ort im Vinschgau haben auch Simon und Anna Messner geschaffen. Der Alpinist, Bergfilm- produzent und Sohn des wohl berühmtes- ten Bergsteigers Südtirols, bewirtschaftete einige Jahre mit seiner Frau den Oberortl- hof bei Schloss Juval am Eingang des Schnalstals. Nebenbei haben die beiden liebevoll drei der fünf Ferienwohnungen renoviert und mit einer gelungenen Mi- schung aus traditionellen Elementen und Mitbringseln aus dem Himalaya gestaltet. Mittlerweile ist der Hof verpachtet. Nach- dem Simon und Anna ein Kind bekommen hatten, war die mühsame Bergbauern-Ar- beit zu zweit nicht mehr zu schaffen. Die jungen Pächter Lisa und Markus Götsch werden den Hof und die Ferienwohnungen weiterführen. Zeit, endlich selbst in die Berge zu ge- hen: In drei Tagen vollen wir aus den grü-

nen Tallagen bis hinauf in die Gletscher- welt und auf die Weißkugel, den zweithöchsten Berg der Ötztaler Alpen, steigen. Zu Beginn erwandern wir uns ein Stück des Vinschger Höhenwegs, der auf über 100 Kilometern von der Etschquelle am Reschensee am Oberortlhof und Schloss Juval vorbei nach Staben führt. Unsere Variante von Etappe 2 des Höhen- wegs – mit Gipfelabstecher – ist eine unge- wöhnliche Wanderung, nicht nur wegen des drastischen Wechsels der Landschaft von feuchten, nordseitig ausgerichteten Wäldern zum trockenen Sonnenberg und der grandiosen Aussicht, sondern vor allem wegen der kleinen Dinge, die es am Weges- rand zu entdecken gibt. Tiziana Scisci, die vor ihrer Ausbil- dung zur Bergwanderführerin und Mental- trainerin als Bankkauffrau gearbeitet hat, legt Wert darauf, achtsam unterwegs zu

Ein Bild aus Simon Messners Zeit als

Bergbauer. Auch Esel, Schweine und Schafe gehörten zu seinem Hof.

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Der Vinschger Höhenweg führt stets am Sonnenberg entlang mit tollen Ausblicken Richtung Osten.

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Die Saldurseen bilden Südtirols höchstgelegenes Seenplateau. Es wird auch KleinTibet genannt.

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Topthema ∕ Vinschgau

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sein. Ihre Gäste sollen die Bergwelt mit an- deren Augen sehen. Unterwegs vom Berg- dorf Planeil ins Bergsteigerdorf Matsch bleibt sie immer wieder stehen, bückt sich und zeigt Besonderheiten am Wegesrand. »Das ist hier ist die Landkartenflechte«, sagt sie und deutet auf neongrün-gelbe, münzgroße Flechten auf einem Stein. »Bis sie diese Größe erreichen, dauert es etwa 80 Jahre. Sie sind also alle sehr alt und sie mögen die feuchte Umgebung hier im Wald, genauso wie der Baumbart.« Usnea filipen- dula ist eine weitere Flechtenart, die von den Zweigen der Nadelbäume hängt und dem Wald ein verwunschenes Aussehen

verleiht. Tiziana hebt einen Zirbenzapfen vom Boden auf. »Der Tannenhäher hat schon alle Kerne, die Pinienkernen ähneln, herausge- pickt. Wenn man die Kerne früh genug erntet, kann man daraus Likör machen. Weil die Zap- fen sehr harzig sind, schmilzt man in der Regel vorher im Holzofen das Harz heraus.« Schatten & Sonne Dann kommen wir auf das offene Plateau der Spitzigen Lun, die überhaupt nicht spitz ist. Rundum eröffnet sich ein toller Blick: unter uns der Obervinschger Talkessel mit den Or- ten Mals und Glurns. Auf der anderen Seite des Tals erheben sich die Ortler-Alpen und die

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Topthema ∕ Vinschgau

Sesvenna, ebenfalls ein wunderbares Wan- der- (und Skitouren-)gebiet mit der gemüt- lichen Sesvennahütte mittendrin, die ins- besondere für ihre hervorragende Küche bekannt war. Ja, war, leider. Im Sommer 2025 ist die Hütte wegen umfassender Sa- nierungsmaßnahmen geschlossen, an- schließend wird die Pacht neu vergeben. Vom Nachbargipfel der Spitzigen Lun steigen wir ein Stück ab und bekommen einen guten Eindruck vom Sonnenberg. In sanftem Auf und Ab führt der Pfad nach Nordosten ins Matscher Tal hinein. Die Ve- getation hat sich merklich verändert, viele prächtige Silberdisteln sind zu sehen. »Das

Innere, der Blütenboden, ist essbar und er- innert an Artischocken«, erzählt Tiziana. »Früher waren die Distelherzen sehr be- liebt bei den Hirten, die sie auf ihr Butter- brot gelegt haben. Eine willkommene Er- gänzung zu ihrer sonst sehr einfachen Kost.« Mittlerweile ist die Distel geschützt. Ein anderes Exemplar der alten Küchen- schule können wir wenig später kosten: Erdbeerspinat. An langen Stielen hängen feingezackte Blätter und knallrote Früchte, die optisch eher an Himbeeren erinnern. Der recht fade Geschmack hat aber tat- sächlich etwas von zu früh geernteten Su- permarkt-Erdbeeren und passt nicht so recht zum extravaganten Aussehen. An einer Alm lädt uns ein Kind auf einen Hol- lersaft ein, gegen eine kleine Spende. Es ist eine willkommene Erfrischung, denn längst brennt die Sonne unerbittlich vom Himmel. Die Etappe endet im ersten Bergstei- gerdorf Südtirols. Von Matsch aus ließen sich unzählige Wanderungen unternehmen, aber wir wollen am nächsten Tag weiter hinauf in die Ötztaler Alpen und zur Ober- etteshütte. Nicht auf dem direkten Zustieg, sondern mit Umweg über die Saldurseen, Südtirols höchstgelegenes Seenplateau, auch Klein-Tibet genannt. Inmitten beein- druckender, aber sehr karger Bergkulisse liegen die farbenprächtigen Seen, manche rötlich, manche strahlend blau. Eine uner- schrockene Familie geht baden. Uns reicht der Anblick. Einfach & gut Über einen teils etwas erodierten Weg geht es schließlich einen steilen Hang entlang zur Oberetteshütte. Bei Apfelstrudel und Kaffee auf der sonnigen Hüttenterrasse werden wir uns wenig später fragen, ob wir wirklich dort entlanggelaufen sind. Zum Abendessen gibt es Spinatnocken und Po- lenta mit Tomatensoße – für alle. Auch auf der Tageskarte finden sich mehr vegetari- sche Gerichte als solche mit Fleisch. »Weil es besser für die Umwelt und auch für uns Menschen ist, haben wir 2023 angefangen, weniger Fleisch zu kochen«, erklärt Hütten- wirtin Karin Heinisch, die auch Teil der Arbeitsgruppe Bergsteigerdorf ist. Die Nachfrage nach vegetarischem Essen war zuvor gestiegen. »Und eigentlich sind die Leute oft ganz froh, wenn es nicht jeden Tag Fleisch gibt. Viele unserer Gäste blei- ben etliche Tage – eine Familie ist aktuell schon seit über einer Woche da.« Weitere Vorteile: weniger Aufwand in der Küche,

wenn nur ein Gericht gekocht werden muss. Und es bleibt weniger übrig. Auch Karin und Edwin setzen auf Regionalität und nut- zen bevorzugt Bio-Produkte. Vom Bach- saibling über das Gemüse bis zum Ziegen- quark kommt vieles aus dem Matscher Tal. Seit 16 Jahren bewirtschaften Karin und ihr Mann die Oberetteshütte. Als sie sie übernommen hatten, war das Schutz- haus nach häufigem Pächterwechsel ziem- lich heruntergewirtschaftet und es war insgesamt wenig los. Das hat sich längst geändert. Das Berghaus ist beliebt bei Fa- milien und als alpiner Stützpunkt. Die Paradetour führt zur Weißkugel, Grenz- berg zwischen Italien und Österreich und zweithöchster Gipfel der Ötztaler Alpen. Bergführer Josef Plangger aus dem Langtauferer Tal nordöstlich der Weiß- kugel wird uns begleiten – und biegt gleich zu Anfang vom überschwänglich markier- ten offiziellen Weg ab. Denn er kennt eine angenehmer zu gehende Alternative auf Schafsteigen. Rötliches Gestein und klei- ne Gletscherseen prägen den Weg zum Matscher Ferner, wo wir die Steigeisen anlegen. »In diesem Jahr liegt noch unge- wöhnlich viel Schnee«, sagt Josef und packt das Seil aus. Nur im untersten Teil ist das Eis blank, bald ist guter Stapf- schnee erreicht. Am Hintereis-Joch zeigt Josef auf den Weg, der von der Schönen Aussicht Hütte heraufkommt, ein sehr beliebter Anstieg, auch als Skitour. Nach der unberührten Natur, durch die lediglich eine schmale Trittspur führte, wartet am Wintergipfel – »bei den meisten endet die Skitour hier« – eine unschöne Überraschung: Eierschalen und Pfirsichkerne, Gutti-Papierl und Alu- folien-Fetzen, Kabelbinder und sonstige Plastikreste liegen überall auf dem blan- ken Eis herum. Ein bisschen Plastik auf- sammeln und schnell weiter zum Gipfel. In einfacher Kletterei gelangen wir zum modern-künstlerisch gestalteten Kreuz. Aufziehende Wolken verdecken den Blick ins Tal. Sie umspielen die Felsen und sor- gen für noch alpineres Ambiente. Außer uns ist keine Menschenseele weit und breit. In drei Tagen vom hübschen Glurns hierauf in die alpine Einöde: so viele Kon- traste in so kurzer Zeit, das gibt es nicht an vielen Orten.

Unterwegs in »Klein-Tibet«: Beim Übergang zur Oberetteshütte lohnt sich ein Blick zurück auf die Saldurseen.

Vor einigen Jahren entdeckte Franziska Haack in der Kraut-Haupt-

stadt Laas etwas Besonderes: Sauerkraut-Gorgonzola-Pizza.

Für weitere Tipps bitte umblättern →

09/25 BERGSTEIGER 29

Topthema ∕ Vinschgau

Vielfältige Wege im Vinschgau Ob Klettersteig, Hochtour oder sanfte Wanderung: Im Vinschgau gibt es verschiedenste Möglichkeiten, in die Berge zu gehen.

Schlanders

Bozen

TRENTINO- SÜDTIROL

1/ Hoachwool Klettersteig schwierig (D)

2/ Vinschger Höhenweg mittel

– Rimpfhöfe – Schlanderser Sonnen- berg – Schloss Schlandersberg – Hofschank Egg (Einkehr) – St. Martin im Kofel (1360 Hm auf, 1120 Hm ab, 25 km, 8 ½ Std.) Etappe 5: St. Martin im Kofel – Trumsberg – Ansitz Kasten – Galsaun – Tschars – Waalweg nach Schloss Juval – Staben (290 Hm auf, 1400 Hm ab, 13 km, 4 ½ Std.) 3/ Spitzige Lun (1972 m) mittel 7 ½ Std. 1230 Hm 17 km Charakter: Kurzweilige Tour auf einen aussichtsreichen Gipfel, auf den verschiedene Wege führen. Dieser Anstieg lässt sich auch mit der Variante von Etappe 2 des Vinschger Höhenwegs zu einer Über- schreitung kombinieren, wahlweise ins Bergsteigerdorf Matsch oder nach Planeil. Start/Ende: Bushaltestelle Mals, Hauptplatz (1090 m) Route: Bushaltestelle – teils auf Kühlrastweg, teils auf Steigen Rich- tung Malettes – Richtung Westen –

Spitzige Lun – retour auf demselben Weg oder Varianten Einkehr: unterwegs keine → Tourenkarten 1 in der Heftmitte 4/ Über die Saldurseen zur Oberetteshütte (2670 m)

4 ½ Std.

5 Tage 4830 Hm 5780 Hm 106 km

670 Hm 630 km

Charakter: Der lange und sehr an- spruchsvolle Klettersteig gegenüber von Schloss Juval führt im Mittelteil entlang des bis 1910 betriebenen Waalwegs Hoachwool, der in beeindruckend steile Felswände gebaut wurde. Im obersten Teil gibt es mit der Plattenpanzer-Variante die Möglichkeit eine E/F-Stelle zu bewältigen, sonst D. Ein vorzeitiger Ausstieg ist nur zu Anfang an der Alten Talstraße möglich. Start/Ende: Parkplatz Unterstell- Seilbahn, Naturns (550 m) Route: Parkplatz – Schnalser Bach – Einstieg Klettersteig – Bachquerung – Alte Talstraße (Notausstieg) – über steilere Stücke und einfachere Passagen im Wechsel hinauf – Rast- Bankerl – Plattenpanzer-Variante/ Alternative – Riesenleiter/Variante – Klettersteigende an Zaun – am Zaun entlang Richtung Bergstation – Abstieg oder Fahrt mit Bahn

Charakter: Abwechslungsreicher Höhenweg mit langen Etappen, der in den Tallagen am Reschensee startet und immer am Sonnenberg

mittel 7 ½ Std. 1260 Hm 9 km

entlang nach Osten führt Start: Reschen (1500 m) Ende: Staben (550 m)

Charakter: Eine landschaftlich sehr schöne Alternative zum normalen Hüttenzustieg. Die zwischen kargen Bergen gelegenen Saldurseen bieten sich für eine ausgiebige Pause an. Trittsicherheit erforderlich, kurz versichert. Wer auf der Hütte übernachtet (sehr empfehlenswert), hat am ersten Tag nur 400 Hm im Abstieg. Start/Ende: Matsch, Glieshof (1820 m) Route: Glieshof – auf Vinschger Höhenweg zur Inneren Matscher Alm – rechts auf Weg Nr. 4 – Saldurseen – Übergang auf 3010 m – Abstieg zur Oberetteshütte – über normalen Hüttenzustieg zurück zur Inneren Matscher Alm Einkehr: Oberetteshütte (2670 m), von Mitte Juni bis Ende September/ Anfang Oktober geöffnet, Tel. 00 39/04 73 83 02 80 →Tourenkarte 2 in der Heftmitte 5/ Weißkugel (3739 m) mittel 7 Std. 1260 Hm 5,5 km Charakter: Klassische Hochtour auf den zweithöchsten Gipfel der Ötzta- ler Alpen. Es sind steilere Gletscher-

Route: Etappe 1: Reschen – Ufer- promenade – St. Valentin – Plawenn – Alsack – Ulten – Planeil (956 Hm auf, 920 Hm ab, 21 km, 6 ½ Std.) Etappe 2: Planeil – Muntetschinig – oder über Spitzige Lun – Gonda Alm – Matscher Alm – Matsch, Glieshof (1260 Hm, 1030 Hm ab, 25 km, 8 ½ Std., mit Abstecher über Spitzige Lun etwas mehr Höhenmeter, aber weniger Strecke) Etappe 3: Glies- hof – Runhöfe – Gschneier Waal- weg – Gschneierhöfe – (Abstecher Jausenstation Birkenhof) – Unterfri- nig – Tanas (780 Hm auf, 1060 Hm ab, 22 km, 6 Std.) Etappe 4: Tanas

Insgesamt sieben Seen gehören zu den Saldurseen über dem Vinschgauer Matschertal.

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Service

Der Vinschger Höhenweg ist bestens markiert und beschil- dert – mit einem Fußsymbol.

7/ Über die Uinaschlucht ins Engadin mittel 5 ½ Std. 630 Hm 1230 Hm 19 km Charakter: Über den sanften Schlinigpass gelangt man in die beeindruckende Uinaschlucht mit tosendem Wasser und hohen Fels- wänden. Stücke sind seilversichert.

Start/Ende: Schlinig (1730 m) Route: Schlinig – Weg Nr. 1A – Hir- tenhütte – Weg Nr. 8A – Sesvenna- hütte – Weg Nr. 5 – Sesvennasee (auch Föllasee genannt) – Sesvenna- hütte – Schliniger Alm – Schlinig Einkehr: Schliniger Alm (1872 m), von Ende Mai bis Anfang No- vember täglich 9–15 Uhr geöffnet, www.schlinigeralm.com

Schwindelfreiheit nötig Start: Schlinig (1730 m) Ende: Sur En (1120 m), zurück in den Vinschgau mit dem Postbus Route: Schlinig – Sesvennahütte – Schlinigpass – Uinaschlucht – Berg- bauernhof Uina Dadaint – Sur En (Engadin) Einkehr: Uina Dadaint (1780 m), im Sommer bewirtschaftet

passagen und kurz einfache Kraxelei zu bewältigen. Hochtourenerfahrung und -ausrüstung (und/oder ein Berg- führer) sind nötig, der Gletscher hat durchaus Spalten. Start/Ende: Oberetteshütte (2670 m) Route: Oberetteshütte – an Gabe- lung kurz nach der Hütte links – bald rechts auf Weg Nr. 5 – kleiner Sattel – leicht absteigend zu Matscher Ferner – Hintereisjoch (3469 m) – Matscher Wandl (steil!) – Gipfelgrat – Weißkugel (3739 m) – retour Einkehr: Oberetteshütte (2670 m) →Tourenkarte 3 in der Heftmitte 6/ Sesvennahütte (2262 m) & Sesvennasee (2634m)

TIPPS & ADRESSEN / Urlaubsparadies im Nordwesten Südtirols Lage & Anreise: Der Vinschgau liegt im Nordwesten Südtirols an der Grenze zu Tirol und Engadin. Der Ober- vinschgau umfasst die Ortler- und Ötztaler Alpen sowie die Sesvenna-Gruppe. Die öffentliche Anreise ist sowohl über den Brenner und Meran mit dem Zug oder über den Reschenpass mit dem Bus ab Landeck-Zams möglich. Übernachten: Ob einfache Pension, Berghütte, Alm-

Mehr erfahren: 1 Ferienregion Obervinschgau, St. Benediktstraße 1, I-39024 Mals, Tel. 00 39/04 73/83 11 90, www.ferienregion-obervinschgau.it  2 Markus & Janina Meier »Zeit zum Wandern. Vinsch- gau«, Bruckmann Verlag 3 Karten: Tobacco 1:25 000, Nr. 043 »Vinschg. Oberland« & Nr. 044 »Vinschgau, Mals, Sesvenna« & Nr. 045 »Latsch, Martell, Schlanders« Essen: 1 Im Bistro Vinterra der Sozialgenossenschaft gibt es hausgemachte Köstlichkeiten aus regionalen Bio-Zutaten: Tagesgerichte, Knödel- und Teigtaschen, ein buntes Salatbuffet und Kuchen. Dienstags Ruhetag, www.vinterra.it 2 Das Steinbock in Glurns ist das zweite Restaurant von Thomas Ortler. Südtiroler Klassiker mit be- sonderem Dreh in sympathischer Wirtshausatmosphäre. Mittwoch und Donnerstag Ruhetag, www.steinbck.it (sic!) Nicht versäumen: Ein Spaziergang durch Glurns, einzige Stadt im Vinschgau und mit 930 Einwohnern eine der kleinsten Städte der Alpen. Sehenswert ist auch die Aus- stellung zur Stadtgeschichte im Schludernser Torturm.

mittel

6 ½ Std.

oder Luxushotel: Im Vinschgau gibt es Unterkünfte für jeden Gusto und Geldbeutel. 1 Almhotel Glieshof (1824 m), gehobene, aber auf Wandertouristen ausge- richtete Unterkunft im Matscher Tal, www.glieshof.it  2 Oberetteshütte (2670 m), von Mitte Juni bis Ende September/Anfang Oktober geöffnet, 46 Zimmerbetten, 43 Matrazenlager, Umweltgütesiegel, »Mit Kindern auf Hütten«, »So schmecken die Berge«, Tel. 00 39/04 73 83 02 80, www.oberettes.it 3 Die Ferienwohnungen des Oberortlhofs bei Schloss Juval haben Simon und Anna Messner teils mit Schätzen aus dem Himalaya eingerichtet: www.oberortlhof-juval.com

1100 Hm

17 km

Charakter: Schöne, sonnseitige Wanderung ins landschaftlich tolle Grenzgebiet Südtirol–Schweiz mit hohen Bergen und einem imposan- ten Wasserfall. Die Sesvennahütte ist aktuell wegen Sanierung ge- schlossen, die Wiedereröffnung ist für 2026 geplant.

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Auf den Spuren der Ritter Der Starkenberger Panoramaweg führt von Landeck über Imst bis nach Ehrwald und durchquert die Heimat des früheren Adelsgeschlechts. Ein gemütlicher Weg, reich an Burgen und Kirchen, Klammen und Badeseen.

Text: Andrea Strauß Fotos: Andreas Strauß

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Touren & Regionen ∕ Tirol

Der Burghügel mit der Ruine Kronburg. Unten der gleichnamige Wallfahrtsort Kronburg

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Lange duftet es nach Wald, denn der Weg steigt die Südflanke über Mils an und quert dann nach Gunglgrün, einem kleinen Dorf bei Imst. Nur schnell die Wasserfla- sche am Brunnen auffüllen, dann geht es weiter hinauf und über die Blaue Grotte von oben hinein in die angenehm kühle Rosen- gartenschlucht. Sie bringt uns direkt nach Imst hinab. In den letzten 2000 Jahren ha- ben sich hier ein paar Kleinigkeiten geän- dert, aber auch die Römer hatten in Imst schon beschlossen: »Für heut ist's gut.« Imst war »mansio«, eine Übernachtungs- station auf ihrem Weg über die Via Claudia Augusta. Zumindest in groben Zügen folgen wir ihr schon seit Landeck. Später am Fern- pass werden wir sogar die Vertiefungen er- kennen, die die römischen Karren auf dem Felsuntergrund hinterlassen haben. Gut ausgeruht geht es ins Stammland der Starkenberger. Adel mit diesem Namen gibt es heute nicht mehr, die Starkenberger hatten sich mit dem Landesfürsten ange- legt und das hatte keiner der männlichen Starkenberger überlebt. Mitte des 15. Jahr- hunderts starben sie aus. Aber ihre Stamm- burg existiert und das Bier, das in ihrem Namen gebraut wird, schmeckt köstlich. Nach unserem Weg über das Imster Wet- terkreuz und den Starkenberger See wer-

An der Burg Fernstein im Ortsteil Fernstein der Gemeinde Nassereith

Z um Schutz vor feindlichen Lanzen und Schwertern hat- ten sie sich in Rüstungen aus Eisen gekleidet. Weil sich so Freund und Feind aber nicht mehr unterscheiden ließ, hatten sie ihre Fantasienamen auf Schilde und Wimpel gemalt. Dickere Rüstungen versprachen besseren Schutz, am Ende wogen sie 50 Kilo und ein Ritter kam nicht mehr auf, wenn er erst mal vom Pferd gefallen war. Ritter gibt es schon lange nicht mehr, sie faszinieren uns aber immer noch. Ihre Burgen sind Ausflugsziele, ihre Wappen noch heute in Gebrauch, ihre Geschichten der Stoff für Filme. Und ihre Familienge- schichte der rote Faden für Wanderwege: Die Starkenberger aus Tirol haben dem Panoramaweg, der von Landeck nach Ehr- wald führt, ihren Namen gegeben. Sieben gemütliche Tage ist man in ihrer Heimat unterwegs und erlebt nicht nur friedliche Wiesenterrassen über dem Inntal und wil- de Schluchten, sondern auch versteckte Badeseen und stille Wälder. Und das alles in einer Gegend mit guter Infrastruktur, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, einer ku- scheligen Bettdecke in der Nacht und ei- nem Frühstücksbüffet am Morgen. Viel Zeit für Historisches Überaus stilgerecht beginnt der Starken- berger Weg in Landeck am Schloss. Das »Schloss« ist eine imposante Ritterburg aus dem 13. Jahrhundert und heute ein Mu- seum. Für die Besichtigung haben wir Zeit, denn die erste Tagesetappe ist kurz. Wir

wandern über Wiesen und an Pferdekop- peln vorbei zu den beiden Tramser Wei- hern, durchqueren Waldstreifen, passieren Dörfer, in denen die Hühner frei zwischen Obstanger und Misthaufen laufen können, und kommen nach nicht einmal drei Stun- den Gehzeit in Kronburg an. Kronburg kennt man. Vielleicht nicht deshalb, weil es einst im Besitz der Starken- berger Ritter war, aber weil die Burgruine unten aus dem Inntal so markant gegen den Himmel steht. Heute erleben wir sie aus der Nähe. Was für ein Unterschied! Statt Motorbrummen hören wir die Grillen zirpen. Weltabgeschieden auf einer Wiese unter dem Burghügel liegt die Wallfahrts- kirche Mariahilf mit einem Mesnerhaus, einem ehemaligen Kloster und einem Wirtshaus. Hier endet der erste Tag. Hatte uns Schloss Landeck zurück ins Mittelalter geführt und der Weg hierher auf Entschleu- nigungskurs gebracht, dann ist Kronburg das Zentrum der Zeitlosigkeit. Uns erwar- tet ein Tagesausklang, der mit manch Well- nesswoche mithalten kann. Einen Tag später sind wir in Mils, unten am Inn. Die schaurig enge Kron- burger Schlucht haben wir gesehen, den Blaumeisen im Wald nach Obsaurs »Hallo« gesagt und die alten Fresken an der Kirche St. Vigil bestaunt. Dazwischen war viel Zeit zum Ratschen und um die eigenen Ge- danken zu ordnen. Natürlich hätten wir nach nur zwei Stunden Gehzeit in Mils noch weiterwandern können bis nach Imst, dem Ziel der nächsten Etappe. Aber war- um sollten wir?

den wir die Brauerei besuchen. Ausklang mit Ausblick

Damit könnte der Starkenberger Weg zu Ende sein? Nein, es geht überaus lohnend und abwechslungsreich weiter. Schon die Querung des Salvesenbachs auf dem 40 Meter hohen »Hohen Übergang« ist ein Er- lebnis, dann die Ruheoase am Sinnesbrunn, einer Lichtung auf gut 1500 Metern mit Marienkapelle, gefasster Quelle und Brot- zeitbank, und schließlich das Etappenziel Nassereith. Der fünfte Tag ist lang und schön. Oben am Schloss Fernstein werden wir Burg-Nachbarn der Starkenberger ken- nenlernen und schließlich über den Blind- see, den Mittersee und Biberwier nach Ehrwald kommen. Hier erst verabschieden wir uns von den Starkenbergern, deren Weg uns am letzten Tag zusätzlich zum reichen Kulturangebot auch noch herrliche Bergblicke geschenkt hat.

Den tollen Mix aus Kultur, Berg und Badesee fand Andrea Strauß am Starkenberger Höhenweg prima. Eine schöne Tour für heiße Tage.

Für weitere Tipps bitte umblättern →

34 BERGSTEIGER 09/25

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