WIssen & Personen ∕ Lena Müller
»In einer 2-Grad- Welt wollen wir nicht leben « Seit ihrer Ecopoint-Begehung der schwierigen Trad-Route »Prinzip Hoffnung« ist Lena Müller in der Kletterwelt ziemlich präsent. Ihr Anliegen: die Outdoor-Gemeinde für die Klimakrise sensibilisieren. Ihr Motto: informieren und inspirieren.
Interview: Franziska Haack
Z wischen Forschung, Vorträ- gen und Klettertrips findet Lena Müller Zeit für ein Vi- deo-Interview. Im Hinter- grund hängen eine Klimm- zugstange und tibetische Gebetsfahnen von der Zimmerdecke. Sie erzählt mit Be- geisterung von der positiven Resonanz auf ihr Buch »Klimafreundlich klettern«. BERGSTEIGER: Gerade ist »Klimafreund- lich klettern« von Ihnen und Deniz Scheerer erschienen, wie kam es dazu? LENA MÜLLER: Ich kenne Deniz vom Biologiestudium, wir haben uns ähnlich entwickelt. Sie arbeitet mittlerweile als Managerin der Klimamodellregion um Innsbruck und setzte Projekte zu Stadt- entwicklung und Mobilität um. Als sie mich letztes Jahr für einen Podcast der Austrian Biologist Association interview- te, hatten wir die Idee, Infos zu öffentli- cher Anreise zum Klettern zu sammeln. Und dann haben Sie einfach losgelegt? Wir wollten das mal ausprobieren. Deniz hat mich motiviert und Professionalität reingebracht. Ich wusste vorher nicht, dass man Förderanträge stellen kann.
Es ist kein klassischer Kletterführer. Nein, es ist mehr eine Anreise-Hilfe mit zusätzlichen Hintergrundinformationen zur Klimakrise und nachhaltiger Mobili- tät. In der Print- sowie der Online-Version kommt man über QR-Codes bzw. Links gleich zu den entsprechenden Topos auf Climbers' Paradise. In dem Buch steckt ein dreiviertel Jahr Arbeit, ganz schön viel. Gegen Ende hin war es, zugegebenerma- ßen, echt mühsam. Aber jetzt, wo es alle in der Hand halten, zahlt es sich aus. Bei der Präsentation waren viele Leute da und wir haben so viel positive Rückmel- dung bekommen. Es müssen ja nicht alle sofort ganz aufs Auto verzichten, aber es mal ausprobieren. Dafür ist die Hemm- schwelle jetzt niedriger, man kann ins Buch schauen und Gebiete aussuchen. Woran liegt es, dass Kletterer so selten öffentlich unterwegs sind? Es ist wahrscheinlich ein Zusammenspiel aus verschiedenen Gründen. Wer ein Auto besitzt, hat beim Bahnfahren sicht- bare Zusatzkosten, das schreckt viele ab. Da müsste sich politisch etwas tun. Dann
» Die Hemmschwelle, die Öffi-Anreise auszuprobieren, ist jetzt niedriger .« Was war Ihre Motivation? Es war ein sehr ideelles Projekt. Öffentli- che Anreise bedeutet viel Recherche. Das machen nur die Fanatischen. Wir wollten die Informationen für alle zur Verfügung stellen – am besten kostenlos. Die Druck- version des Führers liegt zum Beispiel im Kletterzentrum Innsbruck aus und ich verteile Exemplare bei Veranstaltungen.
08/22 DER GRÜNE BERGSTEIGER 9
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