02-2018 D

A M S g l o b a l

SERVE AND MULTIPLY 2/2018

JAHRESBERICHT

WORT DES PRÄSIDENTEN

Mich beschäftigen derzeit drei grosse Herausfor- derungen: 1. Wie sollen wir uns in dieser bewegtenWelt po- sitionieren? Die Möglichkeiten sind zahllos und die Bedürfnisse enorm. Es ist so leicht, sich zu verlieren und vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr zu sehen. 2. Was von all dem ist Gottes Auftrag für SAM global? Wir können und müssen nicht alles tun. Wir bemühen uns, den Fokus zu schärfen und zu verstehen, auf was wir uns konzentrieren und wo wir «Nein» sagen sollen. 3. Wie kommen wir zu den Ressourcen, die für unseren Auftrag nötig sind? Vor allem eines ist wichtig: Die richtigen Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter – und zwar mehr von ihnen! In dieser schnelllebigen und von Unsicherheit geprägten Zeit fällt es schwerer, Langzeit-Mitarbeitende zu finden. Für nachhaltige Arbeit in den Einsatzlän- dern sind aber gute Kultur- und Sprachkennt- nisse unabdingbar und auch der Erfahrungs- lernprozess ist ein wichtiger Faktor – deshalb braucht es immer wieder Menschen, die sich längerfristig investieren. Für mich also die grösste Herausforderung: Gott für all das zu vertrauen!

INHALTSVERZEICHNIS

Hans STAUB, Präsident von SAM global

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WERTE Partnerschaftlich: Wir arbeiten mit Kirchen und Or- ganisationen im In- und Ausland zusammen. Erfahrbar: Wort und Tat gehören für uns zusam- men. Wir begegnen den Menschen ganzheitlich und glaubwürdig. Respektvoll: Wir begegnen den Menschen unge- achtet ihrer Religion, ihres sozialen Status, ihrer eth- nischen Herkunft, ihres Geschlechts und ihres Alters so, wie Gott uns begegnet: mit Liebe. Diese Liebe ist bedingungslos und schliesst jegliche Art von Druck aus. Langfristig: Eines unserer wichtigsten Ziele ist Nach- haltigkeit – unsere Projekte sollen langfristige posi- tive Auswirkungen haben. Effektiv: Wir nutzen die uns zur Verfügung gestellten Ressourcenoptimal und förderndengabenorientierten Einsatz unserer Mitarbeitenden.

SAM global SAM global ist eine christliche Non-Profit-Organisation, die 1889 gegründet wurde. Mit zahlreichen europäischen und einheimischen Mitarbeitenden leistet SAM global in zehn Ländern nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit. Daneben engagiert sich SAM global in der Schweiz unter Migrantinnen und Migranten. Weltweit arbeitet SAM glo- bal mit evangelischen Kirchen, einheimischen Partneror- ganisationen und Hilfswerken zusammen. SAM global ist als gemeinnütziger Verein organisiert. Ne- ben dem Hauptsitz in der Deutschschweiz gibt es weitere Vertretungen in der Romandie sowie in Belgien und Fran- kreich. Die weltweite Arbeit wird zum grössten Teil über private Spenden finanziert. SAM global hat den Ehrenkodex un- terzeichnet. Das unabhängige Gütesiegel der Stiftung Eh- renkodex attestiert eine umfassende Qualität der Arbeit sowie einen sorgsamen Umgang mit Spendengeldern.

VISION

SAM steht für S erve A nd M ultiply: Wir möchten Menschen verschiedener Kulturen und Religi- onen nach demVorbild von Jesus Christus ganzheitlich dienen (serve), sodass sie Gottes Liebe praktisch erfahren und wiederummit anderen teilen (multiply).

SCHWERPUNKTE mit bildung leben verändern

In all unseren Projekten wollen wir mit Bildung Leben verändern. Einheimischen soll durch Bildung die Türe zu einem besseren, selbstbestimmteren Leben geöffnet werden. Dies setzen wir in ganz unterschiedlichen Formen um: durch die Vermittlung von Grund- und Berufsbildung sowie von praktischem Wissen in den Bereichen Medizin, Theologie und Agronomie.

Grund- und Berufsbildung

Nach wie vor können Millio- nen von Kindern keine Schule besuchen, unzählige junge Er- wachsene haben keinen Job und keine Ausbildungsmög- lichkeit. Dabei ist Bildung ein zentraler Faktor, um die Ar- mut überwinden zu können. Deshalb engagieren wir uns in der Grund- und Berufsbil- dung: Gemeinsam mit lokalen Partnern haben wir Kinder- gärten und Schulen aufge- baut, bilden Jugendliche und junge Erwachsene in ver- schiedenen Berufen aus und bieten Weiterbildungen und Kurse an. Daneben schulen und fördern wir einheimische Lehrpersonen. Gottes Liebe und seine An- nahme und Vergebung zu er- fahren, kann Leben verändern und ganze Gesellschaften und Länder positiv beeinflussen. Auf dieser Basis bilden wir Leitende und Fachkräfte aus Kirche und Wirtschaft an theologischen Schulen aus, begleiten Einzelpersonen auf ihrem Weg mit Gott, enga- gieren uns in der Kinder- und Jugendarbeit und bieten Ehe- und Familienberatung an. Für all diese Angebote arbeiten wir mit lokalen Gemeinden, Schulen und theologischen Ausbildungsstätten zusam- men. Theologische Bildung und Praxis

Medizinische Bildung und Prävention

In vielen Regionen fehlt es heute noch an medizinischer Versorgung – mit schwerwie- genden Folgen: längst heilbare Krankheiten führen zu bleibenden Schäden oder sogar zum Tod. Deshalb haben wir gemeinsam mit Partnern Spitäler und Gesundheitsposten aufgebaut und engagieren uns in der Prä- vention, um die Ausbreitung von Krankhei- ten wie HIV und Tuberkulose zu verhindern. Daneben bilden wir Einheimische aus, damit sie die medizinische Arbeit selber auf gutem Niveau ausführen und auch neue Projekte beginnen können. Die Probleme in unseren Einsatzregio- nen sind vielfältig: fehlende landwirt- schaftliche Kenntnisse und dadurch schlechte Ernten, Unterernährung, verschmutztes Trinkwasser, nicht vorhandene Arbeitsmöglichkeiten, Flucht wegen Terrorismus und eine hohe Kriminalitätsrate sind nur eini- ge von ihnen. Mit unterschiedlichen Projekten wie Ernährungskursen, Brunnenbau, Nothilfe für Flüchtlinge, Kleingewerbeförderung und Schulun- gen im Bereich Landwirtschaft pa- cken wir diese Probleme an.

Verbesserung der Lebensgrundlagen

SENSIBILISIERUNG

Millionen von Menschen weltweit leben in extremer Armut und ohne Perspektive für die Zukunft. In Europa haben wir das Know-how und die Finanzen, um benachteiligte Menschen in anderen Ländern zu unterstützen und zu fördern – und diese Investitionen lösen dort oft mehr aus, als wir uns vorstellen können. Mit Events, Projektreisen und Informationsmaterial sensibilisieren wir deshalb Menschen in Europa für die Situation in unseren Einsatzländern und motivieren sie, sich auf irgendeine Weise zu investieren – und so Leben zu verändern. Nebenbei engagieren wir uns mit Hilfe von Mitarbeitenden, die mit viel interkultureller Kompetenz aus ihrem Einsatzland zurückkommen, für Migrantinnen und Migranten in der Schweiz

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2017 in zahlen

GRUND- & BERUFSBILDUNG Kursteilnehmende Schüler/innen in Ausbildung Berufsschüler/Lehrlinge in Ausbildung Lehrkräfte in Aus- undWeiterbildung

1 457 1 236 166 146 3 005

Medizinische BILDUNG & Prävention Konsultationen / Reha-Besuche Sensibilisierte an Präventionsanlässen Chirurgische Eingriffe Medizinisches Personal in Aus- und Weiterbildung 414 082 37 055 3 300 401 454 838

Theologische Bildung & Praxis Begünstigte von kirchlichen Angeboten Sensibilisierte in Kursen Studierende/Leitende in Ausbildung Gecoachte Personen in Leitungsfunktion

11 823 21 285 342 1 617 35 067

Verbesserung der Lebensgrundlagen Begünstigte von verbesserten Lebensgrundlagen Sensibilisierte in Kursen

42 721 18 965 61 686

Sensibilisierung Teilnehmende an SAM global-Anlässen VersandtePrintpublikationen,Onlinekontakte Engagierte & Unterstützende Standeinsätze an Events

8 109 508 111 5 633 9 521 862

S ERVE A ND M ULTIPLY DIENEN UND MULTIPLIZIEREN

AUS DER LEITUNG Die Frage, wie wir neue Langzeitmitarbeitende gewinnen können, hat uns alle im letzten Jahr stark beschäftigt. Und ich bin Gott dankbar für jeden einzelnen Mitarbeitenden, der 2017 in einem unserer Einsatzländer gedient hat. Es berührt mich, wenn ich spüre, dass sie dies trotz teilweise mühsamen Umständen mit einer tiefen Zufriedenheit tun, weil sie an dem Platz sind, an dem Gott sie haben möchte und sie genau da einen Unterschied machen können.

Auf den 1.1.17 haben wir von Schweizer Allianz Mission auf SAM global umgestellt. Das ist erstaun- lich gut gelungen und wurde fast ausschliesslich positiv aufgenommen. Serve And Multiply, die neue Bedeutung von SAM, war 2017 gleichzeitig unser Jahresthema. Unsere Begeisterung für den neuen Namen ist in diesem Jahr noch gewachsen, denn er drückt einfach sehr gut aus, wie wir unseren Auftrag umsetzen wollen: Unsere Haltung: serve! Jesus Christus ist unser grosses Vorbild. Er sagte: «Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzuge- ben…» (Markus 10,45). Hier wird deutlich, dass dienen seinen Preis hat – das ist auch heute noch so. Leider sind immer weniger Personen aus Westeuropa bereit, diesen Preis zu zahlen und sich aufzumachen, um den benachteiligten Menschen zu dienen. Unsere Realität hier in Europa ist weit entfernt von derjenigen in unseren Einsatzländern: Während die Schweiz auf dem Human Development Index (Index der menschlichen Entwicklung, kurz HDI) gemeinsam mit Australien auf dem 2. und Deutschland auf dem 4. von insgesamt 188. Plätzen liegt, stehen viele unserer Einsatzländer ganz unten: Guinea an 183., Burkina Faso an 185. und Tschad an 186. Stelle. Grösser könnte das Gefälle kaum sein! Wir brauchen wieder Leute, die sich von Jesus inspirieren lassen, ihre Komfortzone zu ver- lassen, um in dieser anderen Realität zu dienen.

Eines meiner Highlights im 2017 war meine Reise nach Brasi- lien. Brasilien gilt schon längst nicht mehr als Entwicklungs- land – aber im Norden und Nordosten sind Armut und Hoff- nungslosigkeit nach wie vor sehr präsent. Ich konnte zwei unserer Mitarbeitenden besuchen, die unter Brasilianern arbeiten, welche am Fuss eines riesigen Abfallbergs leben. Abfallberge von diesemAusmass bekommen wir als Schwei- zer gar nie zu Gesicht – und erst recht nicht, wie Leute mit blossen Händen, umgeben von Geiern, im Müll nach etwas suchen, das ihnen zu überleben hilft. Und da sind Schweizer bereit, diesen Menschen inmitten dieser stinkenden Müll- halden zu dienen. Warum? Weil sie diesen Menschen zeigen

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PERSONAL- BEWEGUNGeN 2017

Nachdem wir 2016 in der Homebase gar keine Personalwechsel hatten, gab es im vergangenen Jahr gleich mehre- re: Die Sachbearbeiterin Finanzen, die Assistentin Frankophonie und die Per- sonalassistentin verliessen SAM global, ihre Stellen konnten aber nahtlos neu besetzt werden. Der Assistent Leitung und Administration, welcher uns im August verliess, wurde nicht ersetzt. Seine Aufgaben wurden intern auf an- dere Mitarbeitende umverteilt und eine Person wurde auf halbehrenamtlicher Basis zu 30 % engagiert. Zudem wurde die Kommunikationsabteilung durch die befristete 50 %-Anstellung einer Studentin zusätzlich verstärkt. Wir sind sehr dankbar, dass wir für alle Vakanzen neue, motivierte Mitarbeitende finden konnten. Im Bereich Maxi-Anstellung (ab 2 Jah- ren) gab es 10 Austritte (davon einen To- desfall und vier infolge Pensionierung) und 6 Eintritte zu verzeichnen. Im Bereich Midi-Anstellung (6–12 Mona- te) sind im Laufe des Jahres 10 Mitarbei- tende ausgereist. Mini-Mitarbeitende (1–6 Monate) hatten wir 16 im Einsatz. Ende Dezember waren insgesamt 85 Personen bei SAM global angestellt.

wollen: Da ist einer, der euch liebt und der für euch ein Leben in Würde vor- gesehen hat. Genauso berührt mich, wenn ich unseren Mitarbeitenden in Guinea zusehe, wie sie eine schreckliche Verbrennungswunde behandeln und diese Fertig- keit Einheimischen beibringen. Oder wenn ich unsere Männer sehe, die zum Teil unglaublich viel Geduld aufbringen, um anderen ihr handwerkliches Können weiterzugeben und dabei ihren Glauben ganz praktisch leben. Oder wenn ich unsere medizinischen Mitarbeitenden beobachte, wie sie Leute ausbilden und gleichzeitig clever und dem Kontext angepasst in die Organi- sationsentwicklung investieren, damit die Arbeit unter einheimischer Leitung weitergehen kann. Nicht nur Serve, sondern auch Multiply Wir wollen nicht nur dienen, sondern auch multiplizieren – Serve And Mul- tiply! Wir wünschen uns, dass unsere Projekte eines Tages an Einheimische übergeben werden können und sich weiterentwickeln und vervielfältigen! Und auch da ist 2017 einiges passiert: Neue Kindergärten und Schulen sind entstanden, viele von ihnen unter der Leitung von Einheimischen. Zudem wurden nicht nur Lehrlinge und Schüler/innen, sondern auch Lehrpersonen und Kindergärtner/innen ausgebildet. Es konnten erfolgreiche neue Projekte und Arbeiten in neuen Gegenden gestartet werden – und vieles mehr! Mich freut auch, dass wir im vergangenen Jahr weitere Schritte beim Über- geben von Verantwortung machen konnten. So funktionieren die Projekte in Angola heute weitgehend ohne unsere ständige Präsenz vor Ort und auch in Brasilien geht es mit grossen Schritten in diese Richtung. Serve And Multiply – das haben auch Sie gelebt! Denn hätten Sie nicht mit Ihren Finanzen gedient und in unsere Arbeit investiert, hätten auch wir nicht dienen und multiplizieren können! Serve And Multiply – das wollen wir gemeinsamweiterhin umsetzen!

Beatrice RITZMANN, Personalleiterin SAM global

Jürg PFISTER, Leiter von SAM global

BRASILIEN Das vergangene Jahr war in Brasilien von verschiedensten Korruptionsskandalen in Politik und Sport geprägt. Hunderte einflussreicher Personen zweigten Millio- nenbeträge der Staatsgelder auf private (Schweizer) Bankkonten ab. Das Geld fehlt nun im Bildungs- und Gesundheitsbereich, in der Wirtschaft, bei der Infrastruktur – kurzum überall. Dadurch haben die Arbeits- losigkeit, die Armut und als Folge davon auch die Kriminalität weiter zugenommen. 2017: Wichtige Fortschritte im Übergabeprozess Unsere Projekte begegnen dieser steigen- den Not in verschiedenen Bereichen, sind aber von den Auswirkungen auch direkt betroffen: Es fehlt uns vermehrt an lokaler finanzieller Unterstützung und an freiwil- ligen Mitarbeitenden. Administrative Ab- läufe sind infolge der Korruptionsvorfälle komplizierter und aufwändiger geworden, was das Tagesgeschäft teilweise massiv erschwert. Einige Mitarbeitende wurden leider auch Opfer von Überfällen und Dieb- stählen. Es gibt aber auch viele erfreuliche Entwick- lungen: So konnten wir motivierte brasili- anische Leitungspersonen finden und im Übergabeprozess der Projekte an Einheimi- sche Fortschritte machen. Die Menschen in Brasilien sehnen sich nach authentischen Leitern, nach Sicherheit und nach Antwor- ten auf ihre geistlichen Fragen. Viele finden in dieser Not zu Gott und möchten – entge- gen demWertezerfall der Gesellschaft – ein Leben nach dem Vorbild von Jesus führen. Oftmals verändert sich dadurch ihr eigenes Verhalten und auch ihr Umfeld wird positiv geprägt. Dies stimmt uns dankbar und er- mutigt uns, trotz Herausforderungen dran- zubleiben.

Pro RIBEIRINHO Das ProRIBEIRINHO besucht per Schiff benachteiligte Flussbewohnerinnen und -be- wohner im Amazonasgebiet und unterstützt sie in der Gemeinde- und Jugendarbeit sowie mit Brunnenbau, medizinischer Versorgung, Kleingewerbeförderung und in vielen weiteren Bereichen. Im sozialdiakonischen Zentrum in Portel finden zudem diejenigen Flussbewohner Unterstützung, die in der Hoffnung auf ein besseres Le- ben in die Stadt gezogen und dort in Armenvierteln gelandet sind. 2017: Das neue Boot, welches 2016 eingeweiht wurde, hat bereits diverse kleine- re und grössere Einsätze hinter sich. Im Februar fand ein medizinischer Einsatz mit sechs Ärzten und vier Zahnärzten statt. Hunderte von Behandlungen konnten in den vielen Dörfern entlang des Amazonas durchgeführt werden, wodurch den Leuten die lange, beschwerliche Flussreise in die nächste Stadt erspart wurde. In einigen der kleinen Flussgemeinden ist vermehrt ein Hunger nach Gott zu spü- ren. Die Menschen sehnen sich nach Gottes Liebe und erleben sein Eingreifen ganz praktisch. So bezeugen einige junge Erwachsene, wie sich ihr Leben durch ihre Be- ziehung zu Gott positiv verändert hat. EIN BESUCH MIT FOLGEN Ein Projektmitarbeiter besuchte bei einemEinsatz die Familie von Angelica. Die da- mals 16-Jährige begann daraufhin, die kleine Flussgemeinde im Dorf zu besuchen undentschiedsich für einLebenmit Jesus. IhreFamilie leistetezunächstWiderstand, aber als ihnen Angelicas positive Veränderung auffiel, legte sich dieser. Manch- mal kommen jetzt andere Familienmitglieder auch zum Gottesdienst. (Daniel, ProRIBEIRINHO) Pro VIDA Das ProVIDA kümmert sich mit verschiedenen Angeboten um vernachlässigte Kin- der und Jugendliche in der Millionenstadt Belém. Es vermittelt ihnen eine neue Le- bensperspektive und kann so dazu beitragen, dass sie nicht auf der Strasse landen. Zudem unterstützt es straffällig gewordene Jugendliche bei der Reintegration in die Gesellschaft. 2017: Im vergangenen Jahr konnten wieder zwei Ferienlager für Kinder aus den Slums durchgeführt werden – für viele der Kids das Highlight des Jahres! Das Ge- fängnis-Besuchsteam ist gewachsen, wodurch nun eine zweite Jugendstrafanstalt für Mädchen regelmässig besucht werden kann. Oft bekommen die Mitarbeitenden zu hören, dass sie häufiger kommen sollen – die Mädchen schätzen diese Gespräche sehr und schöpfen dadurch immer wieder neue Hoffnung. In einer Favela entstand eine kleine Bibellesegruppe mit Kindern, die früher unse- ren Kindergarten besucht hatten. Zudem wurde vermehrt in die Besuche der Fami- lien der Vorschulkinder investiert. Die Vorschulen, Kinderklubs und Sportangebote von ProVIDA konnten fortgeführt werden. Neben all diesen Aktivitäten wurde der Übergabeprozess an die einheimische Leitung weiter vorangebracht und es haben mehrere gute Gespräche mit Mario und Keylla, dem zukünftigen brasilianischen Lei- terehepaar, stattgefunden. Ein schwieriger Moment im letzten Jahr war die Bekannt- gabe, dass das Jungenheim Girassol 2018 geschlossen werden wird. Verschiedene Umstände machten diesen Schritt notwendig. Die anderen Arbeitsbereiche von Pro- VIDA werden jedoch weitergeführt und nach Möglichkeit ausgebaut. «Endlich seid ihr da!» Kürzlich empfingen drei Mädchen in einer Jugendstrafanstalt unser Teammit Ap- plaus und den Worten: «Endlich kommt ihr uns besuchen! Wir haben schon auf euch gewartet. Ihr seid die Einzigen, die kommen. Erzählt uns von Gott, wir möch- ten mehr hören!» Diese Mädchen hatten das ProVIDA-Team in einem anderen Ge- fängnis, in dem sie bis vor kurzemwaren, kennengelernt, und warteten nach ihrer Versetzung auch am neuen Ort sehnlichst auf unseren Besuch. (Debora, ProVIDA)

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PRO

BRASILIEN RIBEIRINHO

209 1 193 72 138 55 690 15

Kursteilnehmende

Konsultationen / Reha-Besuche Sensibilisierte an Präventionsanlässen

Sensibilisierte in Kursen

Team in Brasilien

Studierende/Leitende in Ausbildung Begünstigte von verbesserten Lebensgrundlagen Sensibilisierte in Kursen

Pro VIDA

Pro RIBEIRINHO

Pro RIBEIRINHO

PRO BRASILIEN VIDA

505 180 2 213 102 653

Kursteilnehmende

Schüler/innen in Ausbildung Berufsschüler/Lehrlinge in Ausbildung Begünstigte von kirchlichen Angeboten Gecoachte Personen in Leitungsfunktion Begünstigte von verbesserten Lebensgrundlagen

PRO BRASILIEN SERTAO ~

Pro SERTÃO Das ProSERTÃO motiviert, trainiert und vernetzt christliche Gemeinden, sodass sie sich gemeinsam um die Bedürfnisse der benachteiligten Bevölkerung in der Region Sertão im Nordosten Brasiliens kümmern können. 2017: Seit Anfang 2017 wird das neue Leiterehepaar, Pas- tor Rubens und seine Frau Bete, eingearbeitet. Finanziert werden sie erfreulicherweise zu einem grossen Teil von brasilianischen Freunden und Gemeinden. Als schwieriger erwies sich die Suche nach einem Verwalter für das Schu- lungs- und Freizeitgelände Rancho da Lua – hier konnte bisher noch keine geeignete Person gefunden werden. Im letzten Jahr konnten diverse Schulungen, Konferen- zen, Retraiten und Veranstaltungen durchgeführt werden. Durch die Schulungskurse erhielten viele Gemeindemitar- beitende frische Ideen und neue Motivation für ihre Arbeit. Bewohner eines Inlanddorfes, welches von unseren Mitar- beitenden seit fünf Jahren regelmässig besucht wird, ha- ben begonnen, selber zwei andere Dörfer zu besuchen und diese Menschen praktisch und mit Gebet zu unterstützen. Hier wird unsere Vision «Serve And Multiply» ganz konkret umgesetzt! Mütter von Kindern, die den Stützunterricht von ProSERTÃO besuchen, berichten, dass sich das Verhalten ihrer Kinder positiv verändert habe. Auch im Bereich Landwirtschaft konnten wir Erfolge ver- zeichnen: Die acht Bauern, die beim Futtersiloprojekt mit- gemacht haben, waren begeistert darüber, dass ihre Tiere dank der guten Lagerung des Futters auch in der Trocken- zeit nicht mehr hungern mussten. 160 Sonntagsschullehrer ausgebildet Ein besonderes Highlight: Wir konnten mit unserem Schu- lungsangebot über 160 Sonntagsschullehrerinnen und -lehrer aus verschiedenen Regionen für ihre Tätigkeit mit Kindern und Teenagern ausbilden und neu ermutigen! (Beat und Martin, ProSERTÃO) Mãos que Criam Das Projekt Mãos que Criam (Deutsch: kreative Hände) unterstützt Familien, die auf und von der grossen Müllde- ponie in einem Vorort von Belém leben. 2017: Ein Schwerpunkt im letzten Jahr war der Bereich Schulung und Förderung. Anstelle des jährlichen Kinder- lagers wurde ein Anlass für ganze Familien organisiert. Nebst Andachten, Spielen und Sport wurden verschiedene Alltagsthemen behandelt und praktische Tipps fürs Famili- enleben weitergegeben. Die Kinder haben besonders das gemeinsame Essen am Familientisch genossen. Zudem konnten wir für Familien, welche vom Sortieren und Wie- derverwerten von Müll leben, gemeinsam mit der Stadt ei- nen Weiterbildungs- und Neuorientierungskurs organisie- ren. Sehr geschätzt wurden auch die Geschenke wie Stiefel und Handschuhe, womit ihnen ein würdigeres Arbeiten auf dem Abfallberg möglich ist. Die Familien im Projekt brin- gen uns immer wieder grosse Dankbarkeit für die wöchent- lichen Besuche und Inputs entgegen, mit denen wir ihnen Wertschätzung vermitteln und zeigen möchten, dass sich jemand für sie interessiert.

13 20 20 160 1 461

Kursteilnehmende

Schüler/innen in Ausbildung Lehrkräfte in Aus- und Weiterbildung

Begünstigte von kirchlichen Angeboten

193 Sensibilisierte in Kursen Gecoachte Personen in Leitungsfunktion Studierende/Leitende in Ausbildung Begünstigte von verbesserten Lebensgrundlagen Sensibilisierte in Kursen

50 43 211 80

Verbesserte lebensgrundLaGen

WIE Fussball EIN Leben VERÄNDERTE Moses ist begeisterter Fussballspieler und kam regelmäs- sig in unser Training. Die Inputs weckten sein Interesse und vor eineinhalb Jahren begann er, in die Gemeinde zu kommen. Die Mitarbeitenden sahen sein Potenzial und vermittelten ihm ein Stipendium für ein Pädagogik- studium. Die ersten Prüfungen hat er bereits bestanden. (Martin, Mãos que Criam)

Pro SERTÃO

Mãos que Criam

MAOS QUECRIAM ~

BRASILIEN

257 48 432 402 12 245

Kursteilnehmende

Schüler/innen in Ausbildung

Begünstigte von kirchlichen Angeboten

Sensibilisierte in Kursen Gecoachte Personen in Leitungsfunktion

Begünstigte von verbesserten Lebensgrundlagen

8

Sensibilisierte in Kursen

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ANGOLA In Angola gehören nach wie vor die herrschende Wirtschaftskrise, der Devisenmangel und die hohe Kor- ruption zu den vorherrschenden Themen. 2017 bewegte aber auch die Präsidentschaftswahl die Bevöl- kerung.Mit demneuenPräsidenten hat sich schon einiges positiv ent- wickelt: In den Medien wird offener über die vorhandenen Missstände informiert und mehrere ehemali- ge Regierungsangestellte wurden wegen Korruptionsvorwürfen vor Gericht gestellt oder abgesetzt. Die «Aufräumarbeiten» haben begon- nen, aber das Land hat noch einen langenWeg vor sich.

2017: Fortschritte in der medizinischen Arbeit SAM global engagiert sich in Angola gemeinsam mit verschiedenen Partnern in den Bereichen Medizin (Augenklinik, Gesundheitszentren, Lepraarbeit, Rehabilitation), theologische Ausbildung und christliche Radioprogramme. 2017: In der Augenklinik Boa Vista fehlen weiterhin Fachärzte und so unterstützten ausländische Augenärzte die Klinik mit Kurzeinsätzen. ImOktober wurde erstmals im katholischen Spital in der Hauptstadt Luanda operiert, sodass die vielen Patienten aus Luanda nicht die 600 Kilometer weite Reise nach Benguela in die Boa Vista-Klinik auf sich nehmen mussten. In der Boa Vista wurde im letzten Jahr zudem mit der Her- stellung und dem Verkauf von Brillen begonnen. Dadurch können die Patienten die benötigten Brillen gleich in der Klinik beziehen und müssen dafür nicht mehr extra in die Stadt reisen. Für die Klinik ist das eine wichtige zusätzliche Einnahmequelle. SOLE Angola, eine unserer Partnerorganisationen, engagierte sich weiterhin im Kampf gegen Lepra – momentan als einzige Organisation in Angola. Mitarbeitende besuchen die verschiedenen Provinzen Angolas und unterstützen ehemalige Pati- enten bei der Reintegration in die Familie und die Arbeit. Leider entdecken sie auch immer wieder neue Leprafälle, für deren Behandlung die notwendigen Medikamen- te jedoch oft nicht zur Verfügung stehen. Die Mitarbeitenden haben sich deshalb mit der Regierung in Verbindung gesetzt und sie darum gebeten, die Leprakranken mit den benötigten Medikamenten zu versorgen. Zwei Pfleger, welche durch unsere Unterstützung in Portugal eine Weiterbildung in Physiotherapie absolvieren konnten, haben neue Aufgaben in der Reha-Arbeit über- nommen. Erstmals wurde auch ein in Angola ausgebildeter Physiotherapeut einge- stellt. SAM global unterstützte weiterhin die Ausstrahlung von christlichen Radioprogram- men von Trans World Radio (TWR), die theologische Ausbildung von Pastoren am ISTEL (Hochschule der Evangelischen Allianz) sowie die Arbeit der Partnerkirche IESA, welche 2017 ihr 120-jähriges Jubiläum feiern konnte. Mutter und Kind können zum ersten Mal sehen Flora Chakula war von Geburt an blind. Sie und ihr Mann Luciano haben zwei Kin- der, welche ebenfalls blind geboren wurden. Luciano hörte von der Augenklinik Boa Vista und begann, Geld für die 500 Kilometer lange Reise zur Klinik sowie für die Behandlung zu sparen. Schliesslich kam die Familie mit umgerechnet rund 100 Franken in der Boa Vista an, wo bei Flora und ihren Kindern angeborener grauer Star diagnostiziert wurde. Obwohl das Geld nicht für alle Operationen und die Unterbringung der Familie reichte, konnten dank eines Hilfsfonds Flora und ihr älteres Kind operiert werden. Zum ersten Mal sahen sie danach das Gesicht des anderen! Das jüngere Kind war noch zu klein für eine Operation und der Fa- milie wurde geraten, zu einem späteren Zeitpunkt zurückzukommen. (Elisabeth, medizinische Arbeit)

Boa Vista

Reha-Arbeit

ANGOLA

46 685 10 136 3 031 157 4 516

Konsultationen / Reha-Besuche

Sensibilisierte an Präventionsanlässen Chirurgische Eingriffe Medizinisches Personal in Aus- und Weiterbildung Begünstigte von kirchlichen Angeboten Begünstigte von verbesserten Lebensgrundlagen Sensibilisierte in Kursen

Reha-Arbeit

489 78

Gott, was möchtest du? Leit2e mich!

BURKINA FASO Burkina Faso galt in der jüngeren Vergangenheit insgesamt als fried- liches und politisch stabiles Land. Im vergangenen Jahr hat sich das verändert: Nach einem Anschlag auf ein Restaurant inOuagadougou und vermehrten Aktivitäten

2017: «Muslimen zum Segen werden» SAM global engagiert sich in Burkina Faso im Evangelischen Bildungszentrum für trans- kulturelle Arbeit CEFM. Das CEFM wurde 2004 von der lokalen Kirche EE/SIM gegründet. Seither wurden dort zahlreiche Ehepaare in Theologie und Missiologie geschult und hand- werklich ausgebildet. Nach ihrer Ausbildung ziehen die Ehepaare mit ihren Familien in ver- schiedene Dörfer, wo sie als sogenannte Zeltmacher arbeiten. Ein Zeltmacher lebt nach dem Vorbild von Paulus von seinem gelernten Handwerk und trägt durch seinen zeugnis- haften Lebensstil zur Verbreitung der Guten Nachricht bei. Dabei werden die Familien von der Kirche unterstützt. 2017: Das Jahr 2017 begann für die zwölf auszubildenden Ehepaare am CEFM mit einem einwöchigen Seminar zum Thema «Muslimen zum Segen werden». Der Austausch mit den teilweise von weit her angereisten Teilnehmenden, die im transkulturellen Dienst stehen, war ebenso bereichernd wie die praxisnahen Erklärungen des Referenten. Seine Strategie, wie Muslime auf ihrer Suche nach der Wahrheit kulturangepasst begleitet werden können, hat alle begeistert. Im Rahmen eines neuen Projektes unterstützt nun Pasteur Aristarque, der langjährige Leiter des CEFM, die Einsatzleistenden bei der Umsetzung dieser Strategie. Doppelt so viele Mitarbeitende Anfang 2018 haben dann alle 12 Ehepaare, also 24 Studierende, die Ausbildung abge- schlossen – zum ersten Mal einige davon in der einheimischen Sprache! Zahlenmässig war es ein Rekord. Damit verdoppelt sich die Anzahl der Mitarbeitenden, die unter der EE/SIM im transkulturellen Dienst tätig sind. Dies ist zwar eine gute Nachricht, aber auch eine finan- zielle Last für die Kirche: Trotz ihrer handwerklichen Ausbildung sind die meisten Ehepaare und Familien zu Beginn auf Unterstützung angewiesen. Auch der Betreuungsaufwand ist nicht zu unterschätzen. Ein besonderes Highlight 2017 war, dass der ehemalige Student Dielgou Kibsa nach eini- gen Jahren Erfahrung im interkulturellen Dienst seine Weiterbildung am «Missiologischen Institut Sahel» in Ouagadougou erfolgreich abschliessen konnte. Seither unterstützt er als zweiter vollzeitlicher Mitarbeiter den Schuldirektor, Pasteur Jonathan Ouoba, beim Unter- richt.

radikal-islamistischer Gruppen im Norden haben 2017 erste westliche Organisationen ihre Mitarbeiten- den aus Sicherheitsgründen zu- rückgezogen.

CEFM

CEFM

CEFM

BURKINA FASO CEFM

60 60 25

Sensibilisierte in Kursen

Studierende/Leitende in Ausbildung Begünstigte von verbesserten Lebensgrundlagen

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KAMERUN In der Region «Extrême Nord» (Ho- her Norden), in welcher SAM glo- bal in Kamerun tätig ist, herrscht seit 2014 Ausnahmezustand: die gesamte Grenzregion zu Nigeria wird von der Islamistenorganisa- tion Boko Haram terrorisiert. Über- all, wo Menschen sich versammeln – beispielsweise auf Märkten, in Kir- chen oder in Schulen – muss stets mit Selbstmordattentaten gerech- net werden. Es werden auch immer wieder junge Männer und Frauen aus abgelegenen Dörfern entführt.

2017: Fortschritt bei grossen Projekten Die Arbeit von SAM global in Kamerun begann 1953. Vor knapp 50 Jahren konnte dann der Evangelische Gemeindebund UEEC gegründet werden. Dieser hat sich seither stark entwi- ckelt und ist heute auch in den Bereichen theologische Bildung, Grund- und Berufsbildung, medizinische Arbeit und Nothilfe tätig. Dank der guten partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit der UEEC konnte sich SAM global nach der Evakuierung der europäischen Mitarbeitenden im Sommer 2014 weiterhin in Kamerun engagieren. Die Projekte laufen unter dem Namen «ProSALAAM» (für den Frieden). 2017: Zwei grössere Projekte haben uns im vergangenen Jahr besonders beschäftigt: Sekundarschule Colproma: Leider musste die Eröffnung der Sekundarschule Colproma in Maroua im Herbst 2016 aufgrund fehlender Papiere um ein Jahr verschoben werden. Die Projektleitenden nutzten die Wartezeit, um das Gebäude für die Administration fertigzustellen. Zudem fragten sie regelmässig beim zu- ständigen Amt nach, ob die Papiere nun bereit seien –mit Erfolg: Die benötigte Bewilligung wur- de zwei Wochen vor dem offiziellen Schuljahresstart unterzeichnet und am 2. September 2017 konnte das Colproma mit 6 Lehrkräften und 77 Schülerinnen und Schülern den Schulbetrieb aufnehmen. Gesundheitszentrum Touboro: Das Jahr 2017 stand für das medizinische Werk der UEEC, das Oeuvre Médicale (OM), ganz im Zeichen des Fundraising: Für den Bau eines Gesundheitszentrums in der Flüchtlingsregion Tou- boro mussten mindestens 50 % der benötigten Mittel, rund 150‘000 Euro, mobilisiert werden. Da rechtzeitig genügend Zusagen für Spenden eingetroffen sind, konnte Anfang November der Spatenstich erfolgen. Eine schreckliche Entführung–undeinewundersame Flucht In einer Nacht im August schleicht eine kleine Gruppe von Boko Haram-Kämpfern durch das kamerunische Dorf Moskata. Sie dringen in das Haus von Adam und Sara ein, ermorden den Familienvater und kidnappen die sechs Kinder. Sara fleht die Männer an, sie mit den Kindern mitgehen zu lassen – sonst wolle sie lieber auch sterben. «Kümmere dich umdie Beerdigung deines Mannes», lautet die harsche Antwort. Für die Kinder geht es zu Fuss über die Grenze ins nigerianische Rebellencamp. Hier sollen sie möglichst rasch islamisiert und zu Kindersoldaten und Suizidattentätern ausgebildet wer- den. Durch Fasten und Beten können sie der Gehirnwäsche aber widerstehen. Als ihreWäch- terin eines Nachts einschläft, gelingt den sechs Kindern auf wundersameWeise die Flucht. Zusammen mit ihrer Mutter leben sie heute bei einem Verantwortlichen der Kirchenleitung in einer kleinen Stadt. Hier werden sie seelsorgerlich begleitet und auf der Suche nach einem neuen Zuhause unterstützt. (Hamadina Salomon, Präsident UEEC)

Pro SALAAM

PRO

KAMERUN SALAAM

11 228 3 089 140 338 633 56

Berufsschüler/Lehrlinge in Ausbildung

Konsultationen / Reha-Besuche Medizinisches Personal in Aus- und Weiterbildung Begünstigte von kirchlichen Angeboten Sensibilisierte in Kursen Studierende/Leitende in Ausbildung Begünstigte von verbesserten Lebensgrundlagen Gecoachte Personen in Leitungsfunktion

Pro SALAAM

189 311 100

GUINEA Menschen, die in der Schweiz Asyl suchen, kom- men vor allem aus Eritrea, Syrien, Afghanistan – und aus Guinea: Im ersten Halbjahr 2017 stand das westafrikanische Land an vierter Stelle auf der Liste. Dies erstaunt, denn die politische Situ- ation in Guinea ist im Gegensatz zu derjenigen in den drei anderen Ländern relativ stabil – in der jüngeren Vergangenheit gab es keinen Krieg und keine grösseren politischen Unruhen. Trotz- dem sind viele junge Leute so frustriert und per- spektivlos, dass sie Guinea unbedingt verlassen möchten. Es ist wichtig, Guineerinnen und Gui- neern in ihrem Land eine Perspektive zu geben, damit die Flucht nach Europa nicht die einzige Hoffnung ist.

Pro ESPOIR ProESPOIR setzt sich seit 1981 in der Waldregion Guineas für eine bessere medizinische Versorgung ein, vor allem in den Bereichen HIV/AIDS, Tuberku- lose, Lepra sowie der Behandlung und Versorgung von körperlich behinder- ten Patienten. Daneben engagiert sich das ProESPOIR-Team in der Kinder- und Jugendarbeit. DAS «CM» wird zum «CHRS»

Im vergangenen Jahr investierten wir viel Zeit und Energie, um das Centre Médical (CM) zum «Centre Hospitalier Ré- gional Spécialisé Macenta», kurz CHRS Macenta, umzuge- stalten. 2018 wurde dieser Schritt nun vollzogen. Als SAM global werden wir weiterhin Verantwortung im Verwal- tungsrat haben, im Alltag aber sind wir Partner und nicht mehr Vorgesetzte. Der ganze Prozess war intensiv, aber letztlich sehr erfreulich.

C HR S Macenta Centre Hospitalier Régional Spécial

Auch sonst gab es 2017 einige Highlights: Anfang Jahr kam ein Schweizer Arztkollege für einen Intensivkurs in Ultraschalldiagnostik ins Spital und brachte die langersehnten Ultraschall-Geräte mit. Ein belgischer Prothe- senspezialist war zweimal in Macenta, um ein Projekt zur Verbesserung der Prothesenversorgung aufzugleisen. Ende Jahr durften wir zudem das neue Laborgebäude einweihen, welches von der Schweizer Botschaft finanziert wurde. Im Dezember konnten wir den Abschluss des Projekts zur Wiedereinglie- derung ehemaliger Lepra-Patienten feiern. In 18 Jahren haben Martha, Philippe und ihre Mitarbeitenden Gewaltiges vollbracht und mehr als 1000 behinderte Lepra-Patienten in die Selbständigkeit begleitet. Wo bleiben die Medikamente? Oktober 2017: Seit einer Woche müssen wir neu diagnostizierte Tuber- kulose-Patienten, die auf ihre Behandlung warten, auf später vertrösten. Auch HIV-Medikamente haben wir fast keine mehr, weil im Sommer ein Lager in Conakry abgebrannt ist. Wir beten. Endlich ein Hoffnungs- schimmer: Die notfallmässig bestellten HIV-Medikamente und die längst fälligen Tuberkulose-Medikamente sind in Conakry eingetroffen. Ein Kollege ist bereit, ein paar Tage länger dort zu bleiben, um die grosse Lieferung mitzunehmen. Doch dann kommt die Meldung, die Medika- mente seien doch noch blockiert. Sturmgebete! Ich telefoniere mit jeder Person im Gesundheitsministerium, die ich kenne. Am Freitagnachmit- tag werden die Medikamente in Conakry schliesslich freigegeben, übers Wochenende organisieren wir den Transport und am Montagmorgen können wir endlich die Patienten behandeln, die bereits vor unserem Spital Schlange stehen. Gott ist treu! (David, ProESPOIR) Pro TIM 2-2-2 «Was du gelernt hast, sollst du treuen und zuverlässigen Menschen weiter- geben, die fähig sind, wieder andere zu lehren.» (2. Timotheus 2,2) – Von diesem Vers hat das ProTIM 2-2-2 seinen Namen: Wir möchten Leitende in verschiedenen Bereichen ausbilden, die dann wiederum andere ausbilden können. Pro TIM 2-2-2 Conakry: Zusammenarbeit im Fokus Wir arbeiten in der Hauptstadt Conakry mit verschiedenen guineischen Partnern zusammen, was eine gewaltige Chance, aber manchmal auch eine

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Pro ESPOIR

PRO GUINEA ESPOIR

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Konsultationen / Reha-Besuche

Sensibilisierte an Präventionsanlässen

Chirurgische Eingriffe Medizinisches Personal in Aus- und Weiterbildung Begünstigte von kirchlichen Angeboten Sensibilisierte in Kursen

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Pro ESPOIR

Gecoachte Personen in Leitungsfunktion

Pro ESPOIR

Sensibilisierte in Kursen Begünstigte von verbesserten Lebensgrundlagen

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PRO GUINEA TIM222

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Kursteilnehmende

Schüler/innen in Ausbildung

Action VIVRE

Berufsschüler/Lehrlinge in Ausbildung

Lehrkräfte in Aus- und Weiterbildung

Konsultationen / Reha-Besuche Sensibilisierte an Präventionsanlässen Medizinisches Personal in Aus- und Weiterbildung Begünstigte von kirchlichen Angeboten Sensibilisierte in Kursen Studierende/Leitende in Ausbildung Gecoachte Personen in Leitungsfunktion Begünstigte von verbesserten Lebensgrundlagen

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Pro ESPOIR

Pro TIM 2-2-2

gehören drei Standorte und insgesamt mehrere Kin- dergärten, eine Primar- und eine Sekundarschule, Leh- rerweiterbildungen, zwei Berufsschulen, medizinische Arbeit mit Prävention und Behandlung von Verbren- nungsopfern und Kontaktarbeit. Im Einsatzgebiet von ActionVIVRE leben vor allem Frauen und Männer aus der muslimischen Volksgruppe der Peul. Durch unsere Ar- beit wollen wir erleben, wie sie Gott begegnen und ihr Leben zu blühen beginnt! Action VIVRE NORD: Aus einem Kindergarten werden zwei … und bald drei? Im Herbst konnten wir zusätzlich zu unserem grossen Kindergarten einen kleineren Kindergarten in einem Nachbardorf eröffnen. Die beiden Lehrpersonen wur- den mehrere Monate lang imHauptkindergarten ausge- bildet und erhalten nun durch unsere Mitarbeiterinnen regelmässiges Coaching. Das Modell ist auf grosses Inte- resse gestossen und bereits sind zwei neue Lehrperso- nen in Ausbildung. Erfolg spricht sich herum Die Schülerinnen und Schüler der ActionVIVRE-Grund- schule erzielten bei den Übertrittsprüfungen erneut die besten Resultate der Region. Entsprechend gross war das Interesse an den begrenzten Ausbildungsplätzen. Durch gezielte Förderung der Lehrkräfte möchten wir das Schulniveau weiter verbessern. Grosse Dankbarkeit für praktische Hilfe Es ist früher Nachmittag, als es bei uns klopft: Ein guter Bekannter steht vor der Tür. Bei sich hat er sei- ne Nichte Mariama, welche sich am Vorabend beim Teekochen heisses Wasser über den Fuss geschüt- tet hat. Nach einer kurzen Untersuchung wird die Brandwunde gereinigt, behandelt und verbunden. Am nächsten Tag kommt Mariama zum erneuten Verbinden vorbei, dieses Mal mit ihrem Vater. Of- fensichtlich tief bewegt von unserer Nächstenliebe bedankt sich dieser mit zahlreichen Segenswün- schen für die geleistete Hilfe und erzählt, sichtbar erleichtert, dass seine Tochter nun wieder besser schlafen und auch wieder zur Schule gehen kann. (Tobias und Michelle, ActionVIVRE Nord) Action VIVRE SÜD: Dimplom- feier an der Handwerkerschule Nach drei Jahren Ausbildung schlossen die ersten Lehrlin- ge im Sommer die Handwerkerschule ab. Zwei Jahre wur- den sie bei uns inTheorie undPraxis unterrichtet, eindrittes Jahr absolvierten sie nachMöglichkeit bei einem einheimi- schen Lehrmeister. Von anfänglich 15 Lehrlingen durften wir 7 jungen Männern nun ein Diplomüberreichen. Lösung in letzter Minute Nach demUmzug von Familie Ringenbach nach Conakry führten vier einheimische Assistenten das Studiencenter ein Jahr lang gut weiter. Als klar wurde, dass zwei der Assistenten aufgrund eines weiterführenden Studiums wegziehen würden, musste ziemlich rasch eine neue Leitung her. Wir sind froh, dass wir mit Bienvenu einen

grosse Herausforderung ist. Doch es lohnt sich, denn dank dieser Partnerschaften war es für uns 2017 wiederum möglich, in die Ausbildung von Theologen, Lehrpersonen und Hebammen sowie in die Verbreitung guter Literatur durch Bücherläden zu investie- ren. Pro TIM 2-2-2 KISSIDOUGOU: Dranbleiben trotz Schicksalsschlag In Kissidougou hat das Jahr 2017 grosse Veränderungen gebracht: Annalies Raymann ist im Januar an einem Krebsleiden gestorben – unerwartet und für uns alle viel zu früh. Ihr Mann Fredi Raymann ist im März wieder nach Kissidougou ausgereist. Gemeinsam mit dem Team gelang es, den vielfältigen Aufgaben (theologische Ausbildungsstätte mit angegliederter Handwerkerschule, Berufs- ausbildung, Gesundheitsarbeit, Ehe- und Familienarbeit, Kampf gegen Genitalverstümmelung) gerecht zu werden. Zudem konn- te die neue Ausbildungswerkstatt fertiggestellt und in Anwesen- heit von Behördenvertretern eingeweiht werden. Ausbildung von Landmaschinen-Mechanikern Im letzten Herbst starteten wir mit einem neuen Lehrgang für Landmaschinen-Mechaniker. Die älteren Lehrlinge sind inzwi- schen schon mit den Mäh- und Dreschmaschinen zu Reisbauern unterwegs, um ihnen Unterstützung bei der Ernte anzubieten. Mit den Maschinen werden die Ähren besser, ertragreicher und schneller ausgedroschen als von Hand. Einen Teil des Ertrags be- kommen die Lehrlinge, die die Dreschmaschinen bedienen, als Lohn – eine Win-Win-Situation. Das Gelernte wird angewandt An der Konferenz der Pastorenfrauen erzählt Jacqueline be- geistert, dass sie ihre Kenntnisse über Salbenherstellung und -anwendung nun an andere weitergeben kann. Zum Beispiel hat sie mit selbst hergestellter Artemisia-Salbe bei einem Kind grossflächige Verbrennungen erfolgreich behandelt und die Leute waren begeistert von der Wirkung. Gelernt hat sie all das in der Gesundheitsausbildung, die in die Bibelschu- le integriert ist. Vor ein paar Jahren absolvierte Barthélémy bei uns die Bibel- schule. Kürzlich kam er bei mir vorbei und klagte, dass er sein Motorrad immer teuer reparieren lassen müsse und fragte mich, ob ich ihm nicht ein paar «Geheimnisse» der Töffme- chanik zeigen könne. Ich konnte ihn an Pastor David weiter- vermitteln, der näher bei ihm wohnt und an der Bibelschule nicht nur ein toller Pastor, sondern auch ein guter Mechani- ker geworden ist. (Fredi, ProTIM 2-2-2 Kissidougou) Action VIVRE Mit Entwicklungs- und Bildungsprojekten will ActionVIVRE dazu beitragen, dass die Menschen vor Ort nicht einfach nur überleben, sondern eine Perspektive für ihr Leben entwickeln. Zum Projekt

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Action VIVRE

Action VIVRE

1 600 8 22 625 85

Kursteilnehmende

Schüler/innen in Ausbildung

Berufsschüler/Lehrlinge in Ausbildung

Lehrkräfte in Aus- und Weiterbildung

jungen, sehr engagierten und aufgestellten Uniabsolven- ten von der christlichen Studentenbewegung Guinea ge- funden haben, der bereit war, die Leitung des Studiencen- ters zu übernehmen. Lehmöfen als sichere Alternative Im November haben wir ein neues Projekt gestartet: die Förderung und Verbreitung von Lehmöfen in der Region. Die Lehmöfen haben viele Vorteile gegenüber dem Kochen auf offenem Feuer – zum Beispiel sind sie holzsparend und die Verbrennungsgefahr wird stark reduziert. Wir konnten einen ehemaligen Lehrling für dieses neue Projekt gewinnen, der sich sehr motiviert dafür einsetzt. Gleich zu Beginn des Projekts führten wir mit allen Mitarbeitenden von ActionVIVRE Süd, Christen wie Muslimen, einen Gebetsabend durch und beteten für alle Projekte, die wir hier vor Ort haben. Als wir den neuen Lehmofenbauer später fragten, wie er den Gebetsabend empfunden hatte, meinte er: «Es war sehr gut, denn gleich am Tag darauf bekam ich meinen ersten Bauauftrag!» Nach drei Wochen hatte er schon zehn Aufträge in der ganzen Stadt. (Michael, ActionVIVRE Süd) In unseren zwei Barkinaabhe-Fussballgruppen (Barki- naabhe = die Gesegneten) lernen die Jungs nicht nur die Technik des Spiels, sondern auch Fairplay, den Umgang mit Niederlagen und andere christliche Werte. Daneben un- terstützten wir in mehreren Quartieren die Leitenden von Kinderclubs, in denen biblische Geschichten erzählt, Lieder gesungen und Spiele durchgeführt werden. An einer Privatschule förderten wir die Lehrkräfte der Vor- schulstufe in ihrenpädagogischen,methodischenundprak- tischen Kompetenzen. An einer anderen Schule führten wir für die Sechstklässler erneut den Lebenskundeunterricht durch und konnten sie für einen verantwortungsvollen Um- gangmitihremLebensensibilisieren.EinerunsererMitarbei- ter engagierte sich zudem an der staatlichen Berufsschule im Bereich Automechanik und erteilte den Lehrlingen nicht nur Fachunterricht, sondern auch Nachhilfe in Lesen und Schreiben. Es wurden sieben Leitende für Selbsthilfegruppen ausge- bildet. Eine Gruppe von knapp 20 Frauen trifft sich wö- chentlich, um über den Umgang mit Geld auszutauschen und sich gegenseitig zum Sparen zu motivieren. «Kannst du diese Rolle übernehmen …?» «Ben,dieSchulehatalleElternzueinemEltern-Forumein- geladen. Ich habe niemanden, der da hingehen würde. Kannst du diese Rolle übernehmen?» Diese berührende Bitte von einem Jugendlichen an seinen Fussballtrainer – unseren Mitarbeiter – zeigt, dass hier Vertrauen ge- wachsen ist. Mittlerweile teilen die Jungs immer wieder auch sehr persönliche Fragen und Nöte mit ihm. (Jenny, ActionVIVRE Ost) Action VIVRE OST: Das Potenzial entfalten

Konsultationen / Reha-Besuche

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Sensibilisierte an Präventionsanlässen Medizinisches Personal in Aus- und Weiterbildung Begünstigte von kirchlichen Angeboten

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Gecoachte Personen in Leitungsfunktion

Studierende/Leitende in Ausbildung Begünstigte von verbesserten Lebensgrundlagen Sensibilisierte in Kursen

Pro AGRO Das Projekt ProAGRO möchte die landwirtschaftliche Situation in Guinea verbessern. Dafür werden einheimische Mitarbeitende im Bereich Landwirtschaft ausgebildet, die dann in verschiedene Dör- fer reisen und die Bevölkerung darin schulen, wie sie ihre Anbaume- thoden verbessern und ihre Ernte steigern können 2017: Die Arbeit konnte in den sechs südlichen Präfekturen im bis- herigen Rahmen weitergeführt werden. Die deutsche Organisation «Brot für die Welt» hat das Projekt dabei finanziell stark unterstützt, wofür wir sehr dankbar sind. Im Gebiet des Fouta in Mittelguinea, wo SAM global bereits mit dem Projekt ActionVIVRE tätig ist, konnte ein neues Pionierprojekt gestartet werden. Ein erfahrener Mitarbeiter von ProAGRO hat dafür Abklärun- gen getroffen und begonnen, mit Landwirten in der Region zu arbei- ten. Die Resultate sind ermutigend, sodass für das neue Jahr ein Ausbau geplant ist. Wir glauben, dass dieses Projekt die bestehende Arbeit von SAM global im Fouta ergänzen und als Türöffner wirken kann.

Pro AGRO

PRO GUINEA AGRO

18 851 39 766

Begünstigte von verbesserten Lebensgrundlagen Sensibilisierte in Kursen

TSCHAD Nachdem der Tschad 2016 einen finanzi- ellen Kollaps mit weitreichenden Folgen erlebt hatte, verlief das vergangene Jahr politisch wieder relativ ruhig. Die See- region erhielt umfangreiche internationale Nothilfeleistungen, da sie stark unter der Dschihadisten-Organisation Boko Haram leidet. 2017: Konflikt in der Partnerkirche In der EET, unserer Partnerkirche imTschad, entwickelte sich in der zweiten Jahreshälfte ein interner Konflikt. Eine Volksgruppe, die in der Kirche vertreten ist, fühlte sich be- nachteiligt. Dies führte auf verschiedenen Ebenen zu grossen Spannungen. Leider konnte bis Ende Jahr keine Lösung gefun- den werden. Wir hoffen, dass die Neuwah- len des Nationalkomitees im 2018 zur Ent- spannung der Situation beitragen werden. Neues Einsatzgebiet 2017 konnten wir unser Einsatzgebiet im Tschad erweitern: Helen ist im Oktober in ein Gebiet ganz im Norden des Landes ge- reist, ins Projekt «Oase», das mitten in der Wüste steht. Sie wird dort in einem staat- lichen Spital als Hebamme arbeiten und lokale Mitarbeiterinnen ausbilden. Zuerst geht es für sie aber darum, die Sprache, die Kultur und die ganz neuen Lebensbedin- gungen kennenzulernen. Unser Partner an diesem Ort ist der Verein für Entwicklung und Frieden (ADP).

Pro RADJA' Überfüllte Klassen, tiefes Niveau, kaum ausgebildete Lehrpersonen: Die Zustän- de in den Schulen im Tschad sind katastrophal. Aber nur durch Bildung können die Kinder später einen guten Job erhalten, aus der Armut ausbrechen und dem Land zu den so dringend benötigten Fortschritten verhelfen. Eine weitere grosse Herausforderung in unserem Einsatzgebiet ist die ethnische Vermischung der Bevölkerung: Aufgrund der Nähe zur Hauptstadt ziehen Men- schen unterschiedlichster Herkunft hierher, was zu Spannungen führt. Zudem gibt es derzeit im ganzen Ort noch keine christliche Gemeinschaft. 2017: Die Schule «Moustakhbal wa Radja» (Zukunft und Hoffnung) startete An- fang November mit einer zusätzlichen Klasse ins neue Schuljahr. 2018 und 2019 wird noch je noch eine weitere Klasse hinzukommen und ab Herbst 2019 werden wir den kompletten Grundschulzyklus anbieten können. In der transkulturellen Arbeit schauen wir auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Im Nachbardorf treffen sich nun regelmässig einige Christen zum Austausch und Gebet. Besonders freuen wir uns über eine Gruppe junger Erwachsener aus ei- ner benachbarten Gemeinde, die unser Anliegen teilt, suchenden Muslimen die Gute Nachricht zu erklären. Gemeinsam besuchen wir monatlich unsere Nach- bardörfer und pflegen die entstandenen Kontakte. Zudem konnten wir dieser Gruppe einen vierwöchigen Einsatz unter Nomaden ermöglichen. Eine sehr schwierige Zeit durchlebte das Team im September: Francette, die Frau des Schulleiters Florent, ist nach der Geburt ihres dritten Kindes gestorben. Das Ehepaar war seit vielen Jahren ein Teil des Teams und Francettes Tod war für alle ein grosser Schock. Der neugeborene Junge erhielt den Namen «Consolé» (ge- tröstet), was für den Trost steht, den wir alle durch Gott und den Jungen erfahren konnten. N' DJAMÉNA Das Projekt in der Hauptstadt steckt mitten im Übergabeprozess an Einheimi- sche. Die Schweizer Mitarbeiterin Marie-Christine Prod’homwird Ende 2018 pen- sioniert und hat nun die herausfordernde Aufgabe, ihre jahrelange Erfahrung an einheimische Mitarbeitende weiterzugeben. Wir sind froh, dass die EET die Be- deutung der Jugendleiterbildung erkannt und Verantwortliche für diese Arbeit gesucht und gefunden. Im letzten Jahr wurde für die Produktion der wöchentlichen Radiosendungen für Kinder und Jugendliche ein kleines Team ausgebildet. Obwohl die freiwilligen Mitarbeitenden die beliebten Sendungen schon seit längerer Zeit selbständig produzieren, konnten sie noch einiges hinzulernen, insbesondere wenn es da- rum geht, die Kinder aktiv in die Gestaltung des Programmsmiteinzubeziehen. Für das Programm «Liebe ohne Reue» bildeten wir zum zweiten Mal eine Gruppe von Kursleiterinnen und Kursleitern aus. Im Jugend-Osterlager einer Partnerkir- che konnten diese das Gelernte gleich weitergeben. Viele Jugendliche begeg- nen der Thematik sehr kritisch, was von den jungen Leiterinnen und Leitern viel Selbstvertrauen sowie eine solide Schulung erfordert. Dem neuen Jugendarbeit-Verantwortlichen in der EET, Pasteur Faustin, ermög- lichten wir im Herbst eine dreimonatige Weiterbildung bei Kids-Team in Yaoun- dé. Das dort erworbene Wissen kann er jetzt vor Ort in den Kinderclubs in die Praxis umsetzen. Highlight: Tabus überwinden Im Oktober führten wir das Programm «Liebe ohne Reue» in zwei Klassen mit Schülern im Alter von 10 bis 13 Jahren durch. Wir zeigten das Zeugnis-Video – und ob der hitzigen Diskussion im Anschluss vergassen die Kinder sogar die Pau- se. (Marie-Christine, N’Djaména)

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