Service: Augen auf beim Traktorkauf – Stolperfallen erkennen
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6/2025 Okt./Nov.
DAS MAGAZIN FÜR HISTORISCHE LANDMASCHINEN DAS MAGAZIN FÜR HISTOR
Der Ackerporsche So wurde dieser Zweizylinder zum außergewöhnlichen Bestseller
Gewinde kaputt? So repariert man Schrauben und Gewinde wie ein Profi
Schweizer Meilenstein Warum der Bührer Typ C in den 1930ern für Aufsehen sorgte
Sicher heben! Schritt für Schritt: Neue Fanghaken montieren b !
Die legendäre 50er-Serie Stark: John Deeres Top-Schlepper der 1980er und 1990er im Einsatz!
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EDITORIAL
Technik, die begeistert Liebe Traktorfreunde,
FÜR SCHLEPPER, LAND- UND BAUMASCHINEN
lang lang ist’s her, dass wir einen Schlepper der Marke Porsche-Diesel auf dem Titel hatten. Die Zweizylinder der „Standard 218“-Reihe sind aber allemal einen Platz auf dem Titel wert – schon allein, weil sie nicht so teuer sind wie die Typen mit drei und vier Zylindern, ja sogar heutzutage
Während die Porsche Standards sich sehr gut als Ausflugschlepper und für kleinere Hobby-Arbeiten eignen, zei- gen wir ab Seite 28, wie man mit einem seit über 25 Jahren nicht mehr gebau- ten Fendt-Youngtimer noch hochpro- fessionelle Arbeiten erledigen kann:
Hätten Sie gedacht, dass DDR-Landtechnik heutzutage tief im Westen punkten kann?
nicht unbedingt mehr kosten als der ein- zylindrige Junior. Nicht schnell, aber günstig Der Anteil interessanterTechnik ist zudem bei Porsche-Diesel-Schleppern angenehm hoch – lesen Sie ab Seite 12 mehr über die Besonderheiten des Radialkühlgebläses, der Ölschleuder und der Strömungskupp- lung aus dem HauseVoith. Wer übrigens denkt, Porsche-Diesel- Schlepper seien damals die teuren Edel- karossen gewesen, der täuscht sich: Mehr- fach waren Schlepper der Marke die güns- tigsten ihrer Leistungsklasse, so auch die abgespeckte „V 218“-Version ab 1958!
Helmut Breithaupt setzte seinen Far- mer 308 LSA mittels hydraulisch ab- senkbarer Gleisachsen auf Schienen. Dieser übernimmt nun als Basisfahr- zeug die komplette Bahndammpflege der Überwaldbahn im Odenwald – per angebautem Mulcher, Heckenschere oder Häcksler wird Jahr für Jahr wu- cherndem Geäst und vielem mehr zu Leibe gerückt. Unser Autor Michael
Schäfer war für Sie dabei. Fortschritt im Westen
ROBUSTE LACKE FÜR STARKE MASCHINEN
Hätten Sie gedacht, dass DDR-Land- technik über 35 Jahre nach der Wie- dervereinigung tief im Westen Deutsch-
lands ihre Arbeit verrichtet? Und das zur vollsten Zufrie- denheit von Familie Wolff, die zwischen Aachen und Köln, im Kreis Düren, eine Hobbylandwirtschaft be- treibt? Ihr Fortschritt-Mäh- drescherTyp E 514 kostete nur den Bruchteil eines ver- gleichbar leistungsstarken Claas-Mähdreschers. Aber das ist noch lange nicht alles. Wie gut es sich mit Technik, Betrieb und Er- satzteilversorgung im De- tail verhält, lesen Sie ab Seite 76. Und nun viel Spaß mit dieser Ausgabe!
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Bernhard Kramer, Redaktionsleitung
Der Lackspezialist seit 1852
TRAKTOR CLASSIC 6 / 2025
Ausgabe 6/2025
INHALT
Traktor-Check Porsche-Diesel Standard 218
Mehr als Standard Den Namen Standard tragen fast alle Porsche- Diesel mit Zweizylindermotoren. Meistverkaufter Typ ist der 218, den wir hier mit allen seinen Varianten unter die Lupe nehmen. Taugt er zum Einstieg ins Alteisenhobby?
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Schlüter Super 1500 TVL
Szene-Bericht
Süffige Bärenauslese Der Super 1500 TVL verkaufte sich ab Sommer 1972 in seiner Leistungsklasse bestens, aber es gab auch Kritik ...
Landtechnik anno dazumal Das Dorf Eckwälden am Fuße der Schwäbischen Alb ist ein Mekka für Kramer- und Stationärmotoren-Fans
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Titelthema 12 Porsche-Diesel Standard 218 im Check
Wir schauen den Zweizylindern der 218er-Reihe von Porsche-Diesel unter die formschöne Haube Museum 20 Alteisen hinter Klostermauern Nicht verpassen: Das Hennebergische Museum im Kloster Veßra ist ein Kleinod im Süden Thüringens Szene 22 Technik mit Schwung Stationärmotorentreff auf der Schwäbischen Alb Report 28 Bahndammpflege mit Fendt Farmer 308 LSA Dieser Fendt ist auf Eisenbahnschienen unterwegs! Einsatz 34 Söhne Mannheims Die legendäre 50er-Serie zementierte John Deeres Vorrang- stellung in der deutschen Zulassungsstatistik 76 Fortschritt im Westen Ein ehemaliger DDR-Mähdrescher arbeitet tief im Westen. Seine Besitzer können nicht zufriedener sein Porträt 42 Schlüters Topseller Super 1500 TVL Traktor Classic traf ein frühes von 148 Exemplaren der ersten Serie, welches seine 145 PS noch eindrucksvoll einsetzt 64 Kraftprotz am Kap - MF 9240 Wie bewähren sich zwei 240-PS-Youngtimer im Einsatz? Wir begleiten ihre Arbeit auf einer südafrikanischen Farm 72 Kleiner Kraxler Bührer Typ C Nur echt mit seinen markanten Zwillingsrädern! Werkstatt / Service 82 Augen auf beim Gebrauchtkauf Worauf es beim Traktorkauf aus Käufer- und Verkäufersicht juristisch ankommt, erklärt Dr. Christian Peter im Interview 88 Traktor mit Haken Die ausgeschlagenen Kugelgelenke an den Unterlenkern von Wolfgangs IHC 554 werden durch Fanghaken ersetzt
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Söhne Mannheims – live! Wir zeigen alle in Mannheim gebauten Vier- und Sechszylinderschlepper der 50er-Serie im Einsatz
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Kraftprotz am Kap Zwei MF 9240 malochen auf der 600-Hektar-Farm von Wesley Smals
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Porträt
Bührers Beginner Das Modell C gehört zu den ersten Traktoren des Schweizer Herstellers
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Feste Rubriken
3 Editorial 6 Der besondere Schlepper 8 Panorama 53 Kleinanzeigen und Veranstaltungstipps
86 Technik-Leserfrage 94 Postkasten 95 Traktor-Quiz 96 Schatztruhe 98 Vorschau, Impressum
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Landtechnik in dieser Ausgabe Hersteller/Typ Seite Bührer Modell C 72 Claas Xerion 12.650 9 Deutz D 15 96 Deutz F3L 514 10 Deutz-Fahr Agrostar 8.31 66 Fendt Farmer 308 LSA 28 Fendt Favorit 926 Vario 10 Ford-Serie 100/600 10 Güldner AZK 86 Fortschritt E 514 Mähdrescher 76 IHC 554 88 Hersteller/Typ IHC 955 John Deere 50er-Serie Kramer K 12 V
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22 Lamborghini Traction 265 66 MF 9240 64 Porsche-Diesel Junior 83 Porsche-Diesel Standard 218 12 Primus P 22 06 SAME 265 66 Schlüter Super 1500 TVL 48 Schlüter Compact 850 V (Mod.) 8
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Fortschritt Tief im Westen haben die Wolffs aus dem Kreis Düren die Marke „Claas“ durch „Fortschritt“ ersetzt
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TRAKTOR CLASSIC 6/2025
Primus P 22
DER BESONDERE SCHLEPPER
Klassenprimus
Mit dem P 22 betätigte sich die damals noch in Berlin-Lichtenberg ansässige Primus-Traktorengesellschaft 1938 als Pionier des Ein- heitsschleppers. Ihr Gründer und Chef Johannes Köhler hatte bei der ebenfalls in Berlin beheimateten Getriebefabrik Prometheus die Entwicklung desTreckertriebes ASS 14 vorangetrieben, welcher ein 4/1-Gang-Getriebe zuzüglich Zapfwellen-, Riemenscheiben- und Mähantrieb sowie Hinterachse in einem Block vereinte, damit praktisch einen kompletten Hinterwagen bildete und den Fahr- zeugbau damit erheblich erleichterte. Nach Kombination mit dem zum Einheitsmotor erkorenen, 22 PS starken Deutz-Zweizylinder F2M 414 fehlte zum kompletten Schlepperrumpf nur noch der Vorderachsträger. Bald darauf folgten viele Hersteller diesem Beispiel, doch die rundliche Kühler- und Motorverkleidung blieb ein charakteristisches Erkennungs- merkmal der Primus-Erzeugnisse. Bis 1942 wurden in Lichtenberg etwa 1.500 dieser Bauernschlepper gebaut, nach dem Krieg ging es im oberbayerischen Miesbach weiter. Charmantes Extra Ungefähr auf halber Strecke von Berlin ins 600 Kilometer südwest- lich gelegene Miesbach, am Rande des thüringischen Landstädt- chens Ziegenrück an der Saale, spürte Johann Horstkamp diesen P 22 im Oktober 1992 auf. Gut zwei Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung stand der Oldtimer in Diensten eines Klein- bauern, der damit das Futter für sein Selbstversorgungs-Vieh trans- portierte. Die im Laufe eines halben Jahrhunderts entstandene Patina und die großräumige Holzkabine Marke Eigenbau verleihen dem Fahrzeug einen ganz speziellen Charme. Bei näherem Hin- sehen offenbart sich auch der geradlinige, übersichtliche Aufbau. Selbst die linke Motorseite wirkt ausgesprochen aufgeräumt. Getreu dem Motto „Was nicht dran ist, kann nicht kaputtgehen“ wird nicht zuletzt die mit dieser Einfachheit einhergehende Pflegeleichtigkeit zur enormen Lebensdauer beigetragen haben, daneben aber vermutlich auf die Tatsache, dass motorisierte Hof- helfer für Privatleute in der DDR stets Mangelware blieben und entsprechend gepflegt wurden. Klaus Tietgens
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TRAKTOR CLASSIC 6 / 2025
Modellneuheiten
PANORAMA
Die neueste Erscheinung von Agrarfox ist ein Fendt Favorit 614 S(A) in der ersten Edition mit Kabine. Er kostet 189 Euro. Erhältlich bei www.eilbote-onlineshop.de
nenen Modelle wie den Schlüter Compact 850V und die Hanomag-Typen Brillant 600 und Granit 500 (Auflage je 350). Nicht sehr günstig Alle diese Modelle sind ein echter Augen- schmaus – sofern man bei denTränen, die ob des saftigen Preises fließen werden, noch etwas erkennen kann. Unter 100 Eu- ro pro Modell geht hier gar nichts. So kostete der Fendt Favorit bei Redak- tionsschluss rekordverdächtige 189, der Schlüter Compact 850 V stolze 145 Euro, die Hanomags jeweils 125 Euro. Da wun- dert es nicht, dass auch die älteren Model- le trotz relativ kleiner Auflagen noch nicht ausverkauft sind. Gibt man dieses Geld aber aus, steht in der eigenen Vitrine schließlich etwas Besonderes, das längst nicht jeder andere hat, und vielleicht sogar genau derTraktor ist, den man schon immer als Modell haben wollte. Sascha Jussen
A NEUES SPIELFELD In den letzten Jahren hat sich fast unbemerkt ein neuer Name in der Szene etabliert: Die Rede ist von Agrarfox. Dabei handelt es sich um eine Eigenmarke der renommierten Eilbote Boomgaarden Verlag GmbH. Wir stellen vier Modelle vor Auf zur Fuchsjagd harz) hergestellt, die Anbauteile bestehen aus Kunststoffspritzdruck. Präzise nachgebildet
grarfox bereichert die Modellwelt im Maßstab 1:32 inzwischen um einige Traktortypen, an die sich bisher noch kein anderer Hersteller gewagt hat; darunter nicht nur Youngtimer, sondern auchTraktoren der 1950er- bis 1970er-Jah- re. Die neueste Erscheinung ist ein Fendt Favorit 614 S(A) in einer „ersten Edition“ mit Edscha-Aufbaukabine. Offiziell von AGCO lizensiert, wird der Favorit 614 in einer original Fendt-Ver- packung geliefert. Wie alle Modelle von Agrarfox ist er limitiert, in diesem Fall auf 600 Stück. Das hochgradig detaillierte Modell ist fast vollständig aus Resin (Kunst-
Auf Funktionen wie aufklappbare Türen oder einen beweglichen Kraftheber muss man wie bei fast allen Resinmodellen ver- zichten. Immerhin lassen sich die Räder drehen und die Vorderachse ermöglicht einen Lenkeinschlag. Optisch scheint uns der Favorit auf Basis der vorliegenden Fo- tos so gut umgesetzt, dass man durchaus das Prädikat „auf den ersten Blick kaum vom Original zu unterscheiden“ vergeben kann. Das gilt auch für die vorher erschie-
Hanomag ist bei Agrarfox durch die Modelle des Brillant 600 (mit Verdeck) und des Granit 500 vertreten. Beide sind in einer Auflage von je 350 Stück erschienen und kosten je 125 Euro
Ebenfalls eine Augenweide sind die verschiedenen Schlüter-Modelle von Agrarfox. Der Schlüter Compact 850 V ist für 145 Euro zu haben
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Panorama
Liebe Fans der Traktor Classic , wir wollen wieder einmal wissen, wie Ihnen unser Heft gefällt und was wir noch besser machen können. Unter www.traktorclassic.de/ leserumfrage können Sie uns Ihre Einschätzungen und Wünsche, was die Zukunft unserer Zeitschrift angeht, mitteilen – wovon würden Sie zum Beispiel gerne bald mehr im Heft sehen, wovon weniger? Und damit es noch mehr Spaß macht, die Fragen zu beantworten, stellen wir einen schönen Sack voller Preise zur Verlosung bereit – von unseren renommierten Schrauber-Ratgebern bis hin zu Gratis-Jahres-Abos! Hier geht’s zur Umfrage: www.traktorclassic.de/leserumfrage Ihre Redaktion Dabei sein und gewinnen! PREISE VON ABOS BIS BÜCHERN
Case IH zeigte sich bei der letzten Agritechnica mit einem wie neu erstrahlenden Farmall Super FC traditionsbewusst
Tradition und Moderne AGRITECHNICA 2025
Messe-Star: Stärkster in Europa hergestellter Schlepper ist der Claas Xerion 12.650 mit 653 PS
Die größte agrartechnische Fachmesse der Welt ist und bleibt die Agritechnica! Alle zwei Jahre öffnet sie ihreTore – und diesen November ist es wieder so weit. Man darf gespannt sein, wie viele Gäste nach dem Besucherrekord im Jahre 2023 (470.000) den Weg in die nieder- sächsische Hauptstadt finden. Mit dem Leitthema „Touch Smart Efficiency“ hält sich die Messe zukunfts-
sicher im Spannungsfeld zwischen Forderungen nach Effizienz, Produk- tivität und Nachhaltigkeit. Platz für Old- undYoungtimer wird jedoch allemal sein – Marken und Unternehmen werden auch dieses Jahr mit beliebten Traktorklassikern Tradi- tionsbewusstsein demonstrieren und die Zuschauer zu ihren Ständen locken. www.agritechnica.com
Seit 25 Jahren gibt es die Schlüterfreunde Nordhessen, vor 24 Jahren veranstalteten sie ihren ersten Feldtag, seitdem ging es auf unterschiedlichen Betrieben in der Region reihum, und in diesem Jahr startet die Sause wie zu Beginn wieder auf dem Gelände am Dorfgemeinschaftshaus in Morschen-Wichte. An beidenTagen sind Feldvorführungen geplant, am Samstagabend gibt es Livemusik. Anreise ab Freitag und Abreise ab Montag sind nach Rücksprache möglich. Bären im Dienst 34326 MORSCHEN-WICHTE, NORDHESSEN
Action satt: An beiden Veranstaltungstagen sind in Morschen-Wichte Vorführungen geplant!
Schlüterfreunde Nordhessen, frank-matthaeus@t-online.de, Tel. +49 (0)160 103 82 89
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TRAKTOR CLASSIC 6/2025
Meilensteine
PANORAMA
Meilensteine – vor 75, 50 und 30 Jahren Vor 75 Jahren setzte Deutz seine Luftkühlungs-Offensive mit dem Dreizylinder fort. Vor einem halben Jahr- hundert brachte Ford die 100/600-Serie auf den Markt. Der vor 30 Jahren erschienene 926 Vario ähnelte den bekannten Großschleppern des Hauses wie ein Ei dem anderen, hatte es aber faustdick im Getriebegehäuse
Vor 75 Jahren: Deutz F3L 514
Im November 1950 setzte Deutz seine zu Beginn des Jahres mit den Ein- und Zweizylindertypen begonnene Luftkühlungs-Offensive fort. Jetzt war mit einer Vorserie von 60 Exemplaren der F3L 514 an der Reihe, dessen gleichnamiger Dreizylindermotor aus knapp vier Litern Hubraum 42 PS bei 1.450 U/Min schöpfte. Das Getriebe mit fünf Vorwärtsgängen wurde vom F2M 417 übernommen, der noch bis 1952 in Ulm gefertigt wurde. Neu waren zwei Optionen. Ein Kriechvorgelege wirkte auf die
ersten beiden Vorwärtsgänge und den Rückwärtsgang, wodurch sich insgesamt 7/2 Fahrstufen ergaben. Außerdem war erstmals bei einem Schlepper des Hauses eine Motorzapfwelle erhältlich. Ende Januar 1951 lief die Serien- fertigung des F3L 514/51 genann- ten Schleppers an, Anfang 1954 stieg die Motorleistung auf 45 PS, bis 1956 wurden es – zuletzt als F3L 514/54 – insgesamt 3.560 Exemplare, danach erfolgte die Umstellung auf das ZF- Getriebe A-23.
Mit neuem, luftgekühltem Dreizylindermotor und bekanntem Getriebe ging zu Beginn des Jahres 1951 der Deutz F3L 514/51 in Serie
Vor 50 Jahren: Ford-Serie 100/600
Als Nachfolger der 1968 lancierten „Force“-Serie (Typ 6Y) schickte Ford im Herbst 1975 die 100/600er-Reihe mit den Typen 2600 bis 7600 ins Rennen. Hierzulande setzte die Auslieferung im November ein. Optisch fielen ein neuer Kühlergrill sowie ein geändertes Farb- und Beschriftungsschema ins Auge. Technisch blieb großenteils alles beim Alten, jedoch wurde die Modellpalette feiner abgestuft. Fortan gab es fünf Dreizylinder- typen mit 34 bis 61 PS und drei Vierzylindertypen mit 68 bis 90 (bzw. je nach Absatzmarkt bis zu
93) PS, den stärksten davon mit Turbolader. Das serienmäßige Gruppengetriebe verfügte über 8/2 Gänge bis 25 oder 30 Kilometer pro Stunde. Mit der optionalen, ab 68 PS ver- fügbaren Lastschaltstufe „Dual Power“ verdoppelte sich die An- zahl der Fahrstufen. In Deutsch- land ließ die Nachfrage stark nach. Während die Vorgänger inner- halb von sieben Jahren mehr als 15.000 Mal verkauft wurden, brachten es die 100er und 600er binnen sechs Jahren nur noch auf etwas über 5.000 Stück.
Mit 68 PS füllte der Ford 5600 die bisherige Pro- grammlücke zwischen 60 und 75 PS. Die rundliche Kabine (Q-Cab) gab es hierzulande noch nicht
Vor 30 Jahren: Fendt Favorit 926 Vario
Unbestrittener Star der Agri- technica 1995 war der Fendt Favorit 926 Vario. Optisch glich er bis auf wenige Details – beispiels- weise einem geglätteten Kühler- grill – dem bekannten Favorit 800, hatte es technisch aber in sich. Durch Leistungssteigerung des aus dem 800er bekannten MAN- Sechszylindermotors mit 6,9 Litern Hubraum auf 260 PS war hier der seinerzeit stärkste Serienschlepper aus heimischer Fertigung ent- standen. Clou war das stufenlose Getriebe, dessen Wirkungsgrad dank Leistungsverzweigung auf
einen mechanischen und einen hydrostatischen Strang jenem kon- ventioneller (Last-)Schaltgetriebe nur wenig nachstand. Daraus ergab sich ein bislang unerreichter Be- dienkomfort bei – trotz des hohen Preises von 240.000 Euro (brutto) – überzeugender Gesamtwirtschaft- lichkeit. 1996 lief die Serien- fertigung an, 1997 ergänzte Fendt die Baureihe um schwächere Typen ab 170 PS, 2000 wurde das Blech- kleid abgerundet. Bis zur nächsten Modellpflege im Jahr 2002 kamen über 6.000 Exemplare zusammen, davon ungefähr die Hälfte 926er.
Vom bisherigen Flaggschiff Favorit 824 unterschied sich der 926 Vario durch den geglätteten Kühlergrill, die gesteigerte Leistung und das stufenlose Getriebe
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Panorama
Das Fendt-Forum präsentiert Fendt als Landtechnik- hersteller. Regelmäßig wechselnde aktuelle Maschinen weisen den Weg ins Forum – hier ein Fendt 300 Vario mit Zettwender der Baureihe „Lotus“
FENDT-FORUM IN MARKTOBERDORF
Forum für Fendt-Fans
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on den einst mehr als 50 deutschen Traktorherstellern ist Fendt einer der wenigen, der weiterhin als eigene Mar- ke mit einer eigenständigen Produktion besteht – trotz der Eingliederung in den AGCO-Konzern. Kein Wunder, dass Fendt nach wie vor eine große Fan-Gemeinde hat. Wir besuchten den Standort Marktoberdorf und schauten, was dort angeboten wird, bis das angekündigte Fendt-Museum in einigen Jahren errichtet sein wird. Eins vorweg: Eine Stippvisite lohnt sich auf jeden Fall, wenn es einen einmal in die Nähe des bayerischen Landkreises Ostall- gäu verschlägt. Denn das so genannte Fendt-Forum ermöglicht schon jetzt den ein oder anderen spannenden Einblick in die Geschichte und Gegenwart des Premi- um-Traktorherstellers: Auf rund 5.000 Qua- dratmetern präsentiert Fendt seine neues- ten Maschinen in einer ständig wechseln- den Ausstellung der aktuellsten Trak- toren- und Erntetechnik. Markenwelt und Shop Ein besonderes Highlight ist die Fendt- Markenwelt. Besucher können sich hier unter anderem perTouch-Terminal über alle Themen rund um die Marke Fendt infor- mieren. Der große Fendt-Shop mit Beklei- dung, Modellen und Fan-Artikeln sowie das Dieselross-Restaurant laden ebenfalls zu einem Besuch und zumVerweilen ein. Für Fans klassischerTraktoren sind die aktuell vier im Foyer ausgestellten Schlepper aus der Frühzeit des Unternehmens besonders interessant. Im Forum ist auch derVeranstaltungsort für die FarmCon, ein jährlich im Sommer stattfindendes Event für Landwirtschafts- simulator-Fans. Nächsten Sommer finden
außerdem wieder die Fendt Holiday Weeks statt – eine Veranstaltung für die ganze Familie, mit Schnitzeljagd,VR-Simulatio- nen, Fotobox, Hüpfburg und vielem mehr! Führung für Clubmitglieder Werksführungen im nach eigenen Angaben „modernsten Traktorwerk der Welt“ sind derzeit nur für Kunden undVertriebsmitar- beiter möglich – oder für Fans, die Mitglie- der im Fendt Classic Club International e.V. werden, der sich auch für das eingangs erwähnte Museum engagiert.Wer sich also für Letzteres interessiert, der sollte einen Clubaufnahmeantrag stellen.
Das Fendt Dieselross F 20 G ist ein Top-Bestseller aus den 1950er-Jahren
Notlösung im 2. Weltkrieg: Der 1942 entwickelte G 25 mit Holzgasgenerator
Der große Fendt-Shop bietet Bekleidung, Modelle und Fan-Artikel
Aber auch außerhalb der sommerlichen Holiday Weeks und der Führungen lohnt sich inVerbindung mit einem Aufenthalt im schönen Allgäu durchaus der Besuch des Fendt-Forums und der Markenwelt, der einige spannende Stunden garantiert. Der Eintritt ist in der Regel kostenfrei. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 bis 17 Uhr. Sascha Jussen
Oben: e 107 V Vario und 200 Vario Unten: Feldspritze „Rogator“
Info: www.fendt.com / www.fendt-classic.com
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TRAKTOR CLASSIC 6/2025
Porsche-Diesel Standard 218
TRAKTOR-CHECK
STANDARD MIT EXTRAS Den Namen Standard tragen fast alle Porsche-Diesel mit Zweizylindermotoren. Meistverkaufter Typ ist der 218, den wir hier mit sämtlichen Varianten unter die Lupe nehmen. Taugt er zum Einstieg ins Alteisenhobby? Porsche fahren – aber richtig!
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er kleine rote Traktor erregt Aufse- hen, als wir damit auf der Suche nach schönen Fotokulissen durch
werden wir freundlich gegrüßt, immer wie- der ergeben sich kurze Gespräche über
Mensch und Maschine. Der Name der Roten
das Nordseebad Otterndorf kurven. Neben der Kanalschleuse und dem Na- turstrand bietet sich der Yachthafen an – und auf einmal wird der Schlepper zum beliebten Fotomotiv. Während Christian Ahl seinen Porsche-Diesel Standard lang- sam auf den Fotografen zusteuert, lassen die Gäste der benachbarten Gastronomie sich den Namen „Porsche“ auf der Zunge zergehen, erheben sich gleich reihenweise und zücken ihre Mobiltelefone. Ähnlich ergeht es uns, als wir auf Her- mann Luikens Standard gut zwei Wochen später eine Runde durch das pittoreske Friesenstädtchen Jever drehen. Überall
Mit einem Deutz, Hanomag oder Primus wäre uns es vermutlich kaum anders ergan- gen, aber der Name Porsche regt doch immer wieder zum Philosophieren an. Markenkenner stolpern zunächst einmal über dieVielfalt der Standard-Typen.Von 1956 bis 1958 gab es den Standard/AP (18–22 PS) in unterschiedlichen Ausführun- gen, 1957/58 den Standard N 208 (25 PS) sowie von 1960/61 bis 1963 dieTragschlep- per StandardT und Star (20–30 PS). In die Lücke von 1958 bis 1961 passen die beiden hier vorgestellten 218er-Typen (22–25 PS), bei denen einst wiederum die Qual der Wahl zwischen diversen Varian- ten bestand. Christian hat einen Standard U 218 von 1958, Hermann einen Standard V 218 von 1959, doch beginnen wir erst
Im Standard U 218 leistet der Motor nur 22 von 25 möglichen PS. Die Hydrokupplung gehört zur Serien- ausstattung
einmal mit den Gemeinsamkeiten. „Alumotor“ mit Stammbaum
Für den Antrieb sorgt in jedem Fall der luft- gekühlte Wirbelkammer-Zweizylindermo- tor desTyps F 218, bei dessen Entwicklung gewissermaßen das Beste aus zwei Welten kombiniert wurde. Keimzelle ist der AP-17-Motor, der im Sommer 1950 zusammen mit dem gleich- namigen Allgaier-Schlepper „System Por- sche“ in Serie ging, womit das zu Kriegs-
Der Standard V 218 war seinerzeit der preisgünstigste 25-PS-Schlepper auf dem deutschen Markt. Die Zierleisten gehörten nicht zum Serienumfang
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TRAKTOR CLASSIC 6/2025
Porsche-Diesel Standard 218
TRAKTOR-CHECK
Öldruck (l.), Betriebsstunden (M.),Tem- peratur im Kühlluftkanal (r.), darüber die Vorglühüberwachung („Salzstreuer“). Mehr Anzeigen waren 1958 nicht nötig tig war der Motor F 218, der wiederum für 25 PS gut war, aber wahlweise auch mit 22 PS angeboten wurde. Obwohl hierfür großenteils bekannte Baugruppen verwen- det wurden, gab es Kinderkrankheiten, wobei sich zwei fehlende Gegengewichte auf der Kurbelwelle besonders gravierend auswirkten. In einer groß angelegten Kundendienst- aktion mussten einige hundert der haus- intern als „Schüttler“ verschrienen Moto- ren ausgetauscht werden, darunter zahl- reiche in Frankreich, womit ein merklicher Imageverlust einherging. Anstelle eines herkömmlichen Öl- filters sind die „Silumin-Motoren“ mit ei- ner Ölreinigungsschleuder ausgestattet, bei welcher das Öl in einem glockenförmi- gen Gehäuse mittels eines Schaufelrades permanent in Zentrifugalbewegung ge- halten wird. Feste Partikel – beispielsweise Metallabrieb – werden an die innere Wand des Gehäuses geschleudert, welches sich nach dem Lösen von Spannbügeln prob- lemlos öffnen und reinigen lässt. Christian ist damit vollauf zufrieden: „Die Ölschleu- der funktioniert ebenso gut wie in Schiffs- motoren, von denen ich diese Technik ebenfalls kenne. Allerdings muss der Schlepper bei mir auch kaum etwas leisten.
Christian Ahl erfüllte sich vor elf Jahren den Traum vom eigenen Porsche Ch i ti Ahl füllt i h lfJ h
zeiten erdachte Volksschlepper-Projekt letztendlich in dieTat umgesetzt wurde. Im Interesse einer rationellen Fertigung wur- den die meisten Teile in einer Leichtme- tall-Legierung (Silumin) gespritzt oder gepresst, so auch das zweiteilige Motor- gehäuse, dessen unterer Teil die Ölwanne beinhaltet, während im oberen Teil die Kurbelwelle gelagert ist. Aus 90 Millime- tern Bohrung und 108 Millimetern Hub resultierten knapp 1,4 Liter Hubraum, wo- raus 18 PS bei 2.000 Umdrehungen pro Minute gewonnen wurden. Für den AP 22 wurde die Bohrung Ende 1953 auf 95 Mil- limeter erweitert, entsprechend einem Hubraum von 1.531 Kubikzentimetern. Daneben gab es ab März 1953 den A 122 mit einteiligem Grauguss-Motorgehäuse in Tunnelbauweise. Ein auf 116 Millimeter verlängerter Hub sorgte für 1.644 Kubik- zentimeter Hubraum, doch blieb es vorerst bei 22 PS. Nach Übernahme des Schlep- perbaues von Allgaier optimierte Porsche- Diesel dieVerbrennung mittels Änderung der Wirbelkammer und der Steuerzeiten, wodurch sich im Standard N 208 ab Okto-
Handlich und übersichtlich: Man sieht genau, wo man hinfährt, und hat alle wichtigen Bedienelemente im Griff ber 1957 bei unveränderter Nenndrehzahl 25 PS gewinnen ließen. Die AP-Typen wur- den weiterhin parallel angeboten, doch ab Sommer 1958 beschränkte sich das Werk zwecks Rationalisierung vorübergehend auf eine einzige Zweizylinder-Konstruktion. Öl: Schleuder statt Filter Im zweiteiligen Silumin-Gehäuse ließ sich der Kurbeltrieb des Graugussmotors mit 116 Millimetern Hub unterbringen. Fer-
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ser Zweizylinder gefertigt wurden, wirkt als beruhigendes Polster bei der Ersatz- teilversorgung. Die Hydrokupplung Wenn wir den Kraftfluss in Richtung Getrie- be verfolgen, stoßen wir auch schon auf die nächste Besonderheit – zumindest im Falle von Christians Standard U 218. Hier ist nämlich die Hydro- beziehungsweise Strö- mungskupplung vonVoith installiert, wel- che schon den ersten Allgaier AP 17 aus- zeichnete. Sie ermöglicht das Anfahren in jedem Gang, mit dem sich die jeweilige Anhängelast bewältigen lässt. Außerdem schützt sie denTriebstrang vor Lastspitzen, wenn beispielsweise der Pflug im Boden auf einen Stein trifft. Der Motor lässt sich nicht abwürgen, sondern geht mit der Drehzahl nur so weit herunter, bis in der Hydrokupplung hin- reichender Schlupf auftritt. Ganz ohne
Literatur Armin Bauer Porsche-Schlepper 1937–1966; 2. Auflage Schwungrad-Verlag 2009 35,00 Euro Armin Bauer Allgaier/Porsche-Diesel – Datenbuch Schwungrad-Verlag 25,00 Euro Reparaturhandbuch Allgaier und Porsche-Diesel Werksliteratur, Reprint im Schwungrad-Verlag 45,00 Euro Bedienungsanleitung für Standard 218 Werksliteratur, Reprint im Schwungrad-Verlag 13,00 Euro Ersatzteilliste für AP 18, AP 22 und Standard 218 Werksliteratur, Reprint im Schwungrad-Verlag 25,00 Euro Ersatzteile Dieselluft www.dieselluft.de/ Tel. +49 (0)78 24-66 42 80 0 Senger Traktorteile www.senger-traktorteile.de/ Tel. +49 (0)62 38-99 99 10 0 Traktormuseum Lackner http://traktormuseum-lackner.at/ Tel. +43 (0)6 64-79 29 75 1 Granit Parts
Nach der Reinigung überprüfe ich im- mer den Öldruck, denn da kann man ver- sehentlich etwas falsch einstellen.“ Cha- rakteristisch für alle Allgaier-System-Por- sche- und Porsche-Diesel-Motoren ist das Serienmäßig gab es eine Getriebe- und Wegzapfwelle sowie eine feste Ackerschie- ne. Hier kamen zwei Kugelköpfe hinzu
Radialkühlgebläse, Ölschleuder und Strömungs- kupplung waren Spezialitäten des Hauses
Radial-Kühlgebläse, welches die Luft vor- ne ansaugt und in einem ringförmigen Kanal umlenkt, bis sie die Zylinderrohre quer zur Fahrtrichtung umströmt. Der ausladende Kühlkanal prägt die rechte Seitenansicht und benötigt einiges an Bauraum, was im Schlepper aber nicht allzu sehr stört. Dass mehr als 50.000 die-
Schlupf arbeitet die Kupplung auch bei Nenndrehzahl nicht, sodass auf dem Weg zu den Rädern und zur Zapfwelle ungüns- tigenfalls ein PS verloren geht. Zum An- fahren ist zudem eine etwas höhere Dreh- zahl nötig. Bei der Erprobung des AP 17 zeigten sich allerlei Ölundichtigkeiten, weshalb eine andere Gusstechnik erfor-
www.granit-parts.com/ Tel. +49 (0)42 81-71 27 12
Kurzum: Der Standard hat weniger als 1,7 Meter Radstand und braucht keine sieben Meter zum Wenden
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TRAKTOR CLASSIC 6/2025
Porsche-Diesel Standard 218
TRAKTOR-CHECK
derlich war. In den Serienschleppern gab es keine nennenswerten Probleme mehr. Ein nützliches Extra war die Hydrostop- Einrichtung, welche eine zum Beifahrer- sitz hin verlängerte Lenksäule sowie einen Handhebel zur Betätigung des Drehzahl- reglers und der Bremse beinhaltete. So ließ sich das Gespann beispielsweise beim Aufsammeln von Stroh anfahren und anhalten, ohne dass man auf- und ab- steigen musste. Darauf war Porsche-Die- sel damals so stolz, dass das zusätzliche Lenkrad zum künftigen Markenlogo wur- de. Erstaunlicherweise setzte sich die Hy- drokupplung bei der Konkurrenz damals noch nicht durch. Fendt und Schlüter führten sie beispielsweise erst 1966, also 16 Jahre nach Allgaier/Porsche ein. V wie vereinfacht Porsche-Diesel installierte sie serienmäßig in allen Drei- undVierzylinderschleppern (33–50 PS), aber unter anderem auch im Junior H, im Standard H 218 sowie im davon abgeleiteten U 218 mit auf 22 PS reduzierter Motorleistung. Der Preis des H 218 lag mit 8.740 DM Ende 1958 auf Augenhöhe mit den meisten Konkurrenten, allerdings gab es den 24-PS-Deutz (F2L Lenksäule zwischen Kraftstofftank und Kühlluftkanal, darunter (in der runden Glocke) die Ölschleuder
Abgesehen vom Auspuffrohr ist beim seitlichen Auf- stieg kaum etwas zu beachten, auch nicht der optionale Kraftheber
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612/5) schon ab 8.055 DM und den 24-PS-IHC (D-324) ab 8.325 DM. Um auch am unteren Ende der Skala mitmischen zu können, schickte Porsche-Diesel in einer groß angelegten Werbekampagne die ver- einfachten Schlepper Junior V 108 und StandardV 218 ins Rennen. Durch Verzicht auf Zierleisten, Kriech- gang sowie die bei den Wettbewerbern ohnehin nicht vorhandene Strömungs- kupplung konnte das Werk den Preis seines 25-PS-Schleppers auf 7.800 DM drücken und lag im Preiskampf wieder einmal vorne – wie schon 1950, als der
AP 17 für 4.450 DM angepriesen wurde und die Konkurrenz teilweise in Schock- starre versetzte. Zusätzlich gab es den Schmalspurschlepper Standard S 218. Ne- ben diesem blieb nach Einführung der neuen Tragschlepper Standard T und Star gegen Ende des Jahres 1960 nur noch das Basismodell StandardV im Programm. Schlichtes Getriebe Das Getriebe war im Prinzip aus dem AP 17 bekannt und wurde mit diversen Anpassungen letztendlich in Schleppern von 12 bis 50 PS verwendet. Im StandardV beinhaltete es serienmäßig fünfVorwärts- gänge von 2,6 bis 20 Kilometer pro Stunde, im Standard H, U und S kam jeweils ein Kriechgang um 1,3 Kilometer pro Stunde hinzu. DieVerbindung zum Motor respek- tive zur Strömungskupplung stellt eine Einscheiben-Trockenkupplung her. Es gibt eine einfache Getriebezapfwelle mit der „alten“ Normdrehzahl von 540 Um- drehungen pro Minute sowie eine Wegzapf- welle, welche von der Handbremstrommel abgezweigt wird und ständig mitläuft. Auf die Zapfwelle lässt sich – wie damals al- lenthalben üblich – ein Riemenscheiben- antrieb aufstecken.Von Fall zu Fall kommt am Heck noch der damals aufpreispflich- tige Kraftheber ohne Regelfunktion hinzu. Den StandardV verkaufte Porsche-Die- sel ausschließlich im Inland. 1959 waren es 2.019 Exemplare. Der Standard H mit Hydrokupplung brachte es auf 2.163 In- lands- und 2.066 Auslandsverkäufe, der Standard S auf 19 plus 102 Stück. 1960 war ein Rückgang von etwa 20 Prozent zu ver-
Das Radialgebläse saugt die Kühlluft vorne an und lenkt sie im voluminösen, ringförmigen Kanal um, bis sie die Zylin- derrohre quer zur Fahrtrichtung umströmt
Porsche-Diesel Standard 218
H/U/V 218
Modell
Produktionszeit Produktionszahl
H: 7/58 bis 11/60, U: 10/58 bis 11/60, V: 10/58 bis 6/61
ca. 15.000 ca. 10.000
Neuzulassungen in D
Motor
F 218
Radialluftkühlung, Wirbelkammer, Diesel
Kühlung, Arbeitsverfahren
Zyl./Bohrung x Hub (mm)/Hubr. (cm 3 ) 2 / 95 x 116 / 1.644 PS/bei U/min 25/2.000; U: 22/2.000 Motorgewicht (kg) 235 Spez. Kraftstoffverbrauch opt./bei 190/200 Nennleistung (g/PSh) Kraftstoffvorrat (l) 46 Kupplung
Einscheiben-Trockenkupplung, bei H und U zus. ölhydraulische Strömungskupplung
Getriebe Gänge v/r
Eigenfertigung
5/1; mit Kriechgang 6/1
Vmax (km/h) Vorderachse
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Teleskopierbare Pendelachse mit Einzelradfederung
Zapfwelle (U/min)
G, 600; Wegzapfwelle
L/B/H (mm)
2.835–2.900 / 1.570 / 1.600
Radstand (mm)
1.668
Hermanns Kinder lernten auf dem Porsche fahren. Der kleine rote Traktor blieb bis heute
Spurweite vorne (mm) Spurweite hinten (mm) Bodenfreiheit (mm) Wendekreis o./m. Lkbr. (m)
1.260–1.855 1.260–1.855
375
6,7 / 5,7
Bereifung vorne Eigengewicht (kg)
4.50-16; 5.00-16 / 10-28; 11-28; 8-32
1.300–1.436
Zul. Gesamtgewicht (kg) Neupreis Ende 1959 (DM) Gebrauchtpreis (Euro)
2.300 (v/h: 700/1.600)
V: 7.990; H: 8.770
4.500–15.000
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Porsche-Diesel Standard 218
TRAKTOR-CHECK
Viel muss Christians Standard nicht mehr leisten, aber er kriegt Auslauf
Im Interesse der Reisetauglichkeit hat Christian einen bequemeren Sitz aufgebaut. Mitfahrgelegenheiten gibt es auf beiden Kotflügeln
zeichnen, weil vor allem das recht einfa- che Getriebe unübersehbar in die Jahre kam. Aus heutiger Sicht ist das kein Nach- teil, denn ungeachtet mancher Besonder- heiten ist an diesen Fahrzeugen nicht viel dran, womit sie sich wie die meisten ihrer
Ruhe fahren lernen können. Unsere Hoff- nung, dass der Führerschein dadurch billi- ger wird, bewahrheitete sich leider nicht. Wieder hergeben wollte den Trecker nie- mand, aber leider war er optisch und tech- nisch ziemlich heruntergekommen.
Menschen durchgeführt wurde, der WfbM in Jever. Im September 2010 ging es los, doch im April 2011 sprang der erste Pro- jektleiter ab. Weil Mitarbeiter der Werk- statt sehr genau auf die verstreut herum- liegenden Schlepperteile geachtet hatten, ging es 2014 unter Anleitung meines Freundes Theo Memmen in Zusammen- arbeit mit Rolf Portal trotz der langen Pau- se recht reibungslos weiter. Im Juni 2015 war der Porsche fertig. Billig war der Spaß nicht, aber das wunderschöne Endergeb- nis entschädigt für alles.“ Rat, Tat und Teile Christian ist allein schon aus familiären Gründen darüber informiert, dass sein U 218 seit der Auslieferung stets im Dunst- kreis von Unterelbe und Nordsee beheima- tet war: „1958 wurde er über den Händler Bellin in Warstade an einen Landwirt in
Projekt Junior: Eine Werkstatt für behinderte Menschen restaurierte Hermanns Porsche
Altersgenossen vorzüglich als Hobby- schlepper eignen. Projekt Junior Für Hermann Luiken war zunächst gar nicht abzusehen, wie stark der kleine rote Traktor einmal in die Familie hineinwach- sen würde: „Wir haben den Porsche in den 1990er-Jahren für unsere Kinder gekauft, damit sie auf unserem Grundstück in aller
Aus der Zeitung erfuhr ich, dass auf der Gefängnisinsel Hahnöfersand bei Ham- burg im Rahmen des „Projektes Junior“ ein alter Porsche-Diesel restauriert wurde. Daraufhin erlangte ich Kontakt zu Harald Stegen, dem leider im letzten Jahr verstor- benen Präsidenten vom Porsche-Diesel- Club Europa. Die Besonderheit bestand in unserem Fall darin, dass die Restaurie- rung in einer Werkstatt für behinderte
Kurz hinterm Deich ist Christians Standard seit seiner Neuzulassung vor 67 Jahren zu Hause
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Herzlich willkommen sind Hermann
und sein Standard
auf dem Hof des Schloss- museums Jever
Von Ameland über den Großglockner bis Zell am See – Hermann Luikens Porsche kriegt viel von der Welt zu sehen
Christian war mit seinem Porsche unter anderem schon auf Fehmarn sowie in Dänemark, den Niederlanden und Sach- sen-Anhalt. Als besonderes Highlight hat er eine Fahrt auf dem Grenzpatrouillenweg der ehemaligen innerdeutschen Grenze bei Helmstedt in Erinnerung. Hermann und seine Frau haben ihren Standard bereits in einem gewaltigen „roten Meer“ aus zig wei- teren Porsche-Schleppern über den Groß- glockner gescheucht. Dass diese Touren ohne nennenswerte Zwischenfälle über die Bühne gingen, ist nicht zuletzt der gepflegten Technik der roten Renner zu verdanken. Im Neuzu- stand waren sie einst nicht so überlegen, wie ihr großer Name vermuten lassen könnte. Vor allem dieser Name beschert ihnen im Zusammenspiel mit dem attrak- tiven Aussehen aber heutzutage eine her- vorragend organisierte Szene. Das begann in diesem Fall schon beim Aufspüren ge- eigneter Foto-Objekte und erstreckt sich über Fachliteratur, Ersatzteile sowie Werk- stattservice bis hin zu allerlei gemeinsa- men Aktivitäten. Einziger Wermutstropfen ist der Ein- trittspreis: Schon ein unrestaurierter Stan- dard schlägt mit knapp 5.000 Euro zu Bu- che und ist damit ungefähr doppelt so teu- er wie ein vergleichbarer Deutz oder IHC. Andererseits erfordert eine Komplettres- taurierung weniger Idealismus als bei den genannten Konkurrenten, denn sie lässt den Marktwert auf fünfstellige Beträge steigen. Insofern taugt der Porsche noch am ehesten als Wertanlage. Es macht aber auch einfach nur Spaß, mit ihm durch Feld, Wald und Flur zu brausen. Klaus Tietgens
Ankelohe ausgeliefert, 1964 an einen Obst- bauern weiterverkauft. Weil jener beim Ölwechsel einmal versehentlich Leinöl einfüllte, kam der Trecker gegen Ende des Jahrzehntes zu meinen Eltern – dem Schmiedemeister Oskar Ahl und seiner Frau Trinchen – in die Werkstatt, wo der Motor komplett zerlegt und mechanisch mit Scheuermilch gereinigt wurde. Vom Enkel des Obstbauern konnte ich den Porsche vor nunmehr elf Jahren er- werben und habe ihn daraufhin restau- riert. Reparaturen sind das tägliche Ge- schäft unserer Werkstatt, Teile bekomme ich bei Senger, Lackner und Granit. Wie bei allen älteren Maschinen muss man mitunter kreativ sein, aber für Por- sche-Diesel wird wegen der großen Nach- frage sehr viel nachgefertigt. Wenn es knifflig wird, kann ich meinenVater leider nicht mehr fragen. In jungen Jahren war er bei Bellin Kundendienstmonteur mit eige- nem Bulli. Tipps erhalte ich gelegentlich von Karl-Heinz Grins, der in der Szene nicht ganz unbekannt ist.“ Wertanlage Hart arbeiten müssen die Schlepper von Christian und Hermann zwar nicht mehr, aber sie stehen sich auch nicht kaputt.
Vor- und Nachteile recht leichter, durchschnittlich sparsamer Zweizylindermotor mit wartungsarmer, keilriemenloser Luftkühlung und stabiler Ersatzteil- versorgung einfaches, in zigtausenden Exem- plaren gebautes Schubradgetriebe hauseigener Machart mit ent- sprechend guter Ersatzteilversorgung, in der Regel nur Tempo 20 offene Plattform, teilweise Verdecke, Aufstieg von der Seite hinreichend bequem, mittels Änderung der Stufe in vielen Fällen optimierbar einer der preisgünstigsten Porsche- Diesel, in der Regel nicht teurer als der schwächere Junior, taugt für kleinere Arbeiten und vor allem als handlicher Hobbyschlepper Getriebe- und Wegzapfwelle, keine Motorzapfwelle teilweise keine Hydraulik, optional einfache Hydraulik ohne Regel- funktion wie bei allen älteren Maschinen muss man mitunter improvisieren, aber für Porsche-Diesel wird wegen der großen Nachfrage vieles nachgefertigt
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TRAKTOR CLASSIC 6/2025
Agrarhistorisches Museum Kloster Veßra
MUSEUMSTIPP
Traktoren im Klostergarten MAUERSPECHTE Wenn man durch Thüringen reist, sollte man das Hennebergische Museum Kloster Veßra nicht verpassen. Dass sich ein Besuch insbesondere für Traktorfreunde lohnt, wissen viele nicht. Wir werfen einen Blick hinter die Klostermauern
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m Werratal, unweit der Bundesstraße 89 von Themar nach Hildburghausen, liegt der kleine Ort Kloster Veßra mit seinem sechs Hektar großen Freilicht- museum. Die 1975 vom Rat des Bezirkes Suhl zunächst als Agrarhistorisches Mu- seum in Kloster Veßra gegründete Aus- stellung ist in den letzten 50 Jahren stetig gewachsen. Sie bietet heute neben der romanischen Klosteranlage des Prämons- tratenserordens, mehreren hierher umge- setzten Bauernhöfen aus dem Henneberger Land, einem historischen Wasserkraftwerk mit Mühlgraben sowie großzügigen Garten- anlagen die größte Sammlung an Land- maschinen aus DDR-Produktion inThürin- gen. AlsTechnikfan wird man also den Be- such ganz und gar nicht nicht bereuen. Anlässlich des runden Jubiläums läuft noch bis zum 2. November die Sonderausstel- lung „50 Jahre.Wir machen Museum“. Traktoren aus alter Zeit Der Start der Mechanisierung in der Land- wirtschaft wird mit einem Lokomobil de- monstriert. Daneben stehen in Reih und GliedVorkriegsmodelle von Deutz, Kramer, Lanz & Co., alle mit typischen Gebrauchs- spuren und leichter Patina. Wie die daran
anschließenden jüngeren Exemplare aus Ostproduktion sind aber offensichtlich alle prinzipiell einsatzbereit. Auch der Geräte- träger RS 08 15 mit Mähwerk sieht so aus, als könnte er gleich auf die Wiese fahren. An beiden Seiten des Gangs findet man noch so manches seltene Exemplar. Für viele Bauern waren der RS 03/30 Aktivist oder die Brockenhexe RS 02 sicher bei der Erstanschaffung eine echte Arbeitserleich- terung. Doch den wirklichen Fortschritt merkt man erst an dem bereits mit einer Kabine ausgerüsteten Belarus MTS 52. Während man die hier ausgestellten Schlepper noch gelegentlich auf Treffen sieht, sind die Erntehelfer in der Nachbar- halle kaum noch im Einsatz zu erleben: Die Mähdrescher stehen, oft dekoriert mit den jeweiligen Getreidesorten, nebeneinander, mit dem Mähwerk zum Besucher.Wer sich zu weit darüberbeugt, wird direkt von einer Computerstimme angesprochen und auf die Abstandsregel hingewiesen – die Fahr- zeuge und Besucher schützt. Zu jedem Exponat gibt es eine Schautafel mit Bildern
Lanz-Lokomobil mit zwei Meter langem Kessel und 3,45 Meter hohem Schornstein
Ein Belarus MTS 50. Er und sein Bruder MTS 52 hatten einmal 1,25 Millionen Geschwister
Das Museumsgelände mit mehreren Höfen, dem Kloster Veßra und den dahinter liegenden Ausstellungshallen
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Neben den motorgetriebenen Fahrzeugen findet man im Museum auch eine sehenswerte Sammlung von Kutschen, Handkarren und anderen Gerätschaften
Der in Schönebeck produzierte, legen- däre Gerätetrager RS08 wird von einem Zweitakt-Vergasermotor angetrieben
und technischen Daten sowie zu jeder Fahrzeugart eine aufschlussreiche Vor-
stellung der Arbeitsweise Von klein bis groß
Das Museum ist so gut gestaltet, dass man nicht unbedingt eine Führung benötigt. Ob Mähdrescher SK 4, E 512 oder E 175 Patriot, Räum- und SammelpresseT 242 oder Mäh- und Sammellader E 062, die Vielfalt ist beeindruckend. Neben den großen Maschinen werden auch Ersatzteile, Werkzeuge und andere Utensilien ausgestellt. Insbesondere auf den Museumshöfen findet man noch ältere, von Pferden oder Ochsen gezogene Wagen, Pflüge, Schlitten und so weiter. Je nach persönlichem Interesse kann man mehrere Stunden im Freilichtmuse- um verbringen und sich über die vierThe- menbereiche Klostergeschichte, Fachwerk- architektur und Alltagsgeschichte(n) der Menschen des Henneberger Landes und Technik der Landwirtschaft informieren sowie auch im Museumscafé speisen. Wer durchThüringen fährt, sollte unbe- dingt in Kloster Veßra einen Zwischen- stopp einlegen. Für mitreisende Kinder bieten die Spielscheune mit Rutsche und Sandkasten, die „Kindermedienlaube“ und derTraktor-Parcours genügend Raum für Spiel, Spaß und Entdeckungen. Martin Menke
Der aus der UdSSR importierte Mähdrescher Stalinez S 4 aus den 1950er-Jahren gilt als Vorgänger der DDR-Typen E 171 bis 177
Weitere Informationen: www.museumklostervessra.de
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Schwungradfreunde Bad Boll
SZENE
Es knallt, knattert und raucht, wenn die Stationärmotoren in Schwung gebracht werden, um dann über Riemenantriebe Sägen, Dresch- und Fördereinrichtungen oder andere Mechaniken in Gang zu setzen
Technik mit Schwung LÄUFT ALLES RUND Das Dorf Eckwälden bei Bad Boll am Fuße der Schwäbischen Alb ist ein Mekka für Kramer- und Stationärmotoren-Fans. Der Verein „Schwungradfreunde“ hat sich vor knapp 30 Jahren aus der Leidenschaft für Kramer-Traktoren heraus entwickelt, pflegt eine außergewöhnliche Museumssammlung und veranstaltet spannende Aktionstage
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Hier wird ein Deutz MAH 914 Verdampfer-Motor, der auch im Kramer K 12 V verbaut wurde, fachgerecht angeworfen
Am traditionellen Holzsägetag der Schwungrad- freunde sind es natürlich histori- sche Bandsägen, für welche die Stationärmotoren da sein müssen
E
s knattert, rattert und qualmt an allen Ecken und Enden auf und rund um den Dorfplatz von Eckwälden, wenn die „Schwungradfreunde Bad Boll e.V.“ mal wieder zu einem Thementag eingeladen haben. Ob zum Holzsägetag im Frühling, dem Stationärmotorentreffen im Sommer oder dem Bertatag zur Erntedankzeit – immer sind dann auch die vielen Schmuck- stücke aus der Museumssammlung in Ak- tion zu sehen. Seit seiner Gründung 1987 haben sich etliche alte Maschinen angehäuft. Dem Museum angegliedert ist eine Werkstatt, die regelmäßig einem Marktplatz gleicht, auf dem zwischen eingefleischten Exper-
ten oft auch Einsteiger sind, die dankbar Erfahrungen und Tipps aufnehmen. Bei den Schwungradfreunden herrscht eine familiäre Atmosphäre mit vielVerständnis auch für Einsteiger-Fragen. Am Anfang war das Hasenfutter Achim Döring ist Werkstattleiter und stell- vertretender Vorsitzender. Zusammen mit Gründungsmitglied Gerhard Gölz undVer- einschef Dr.Wolfgang Bögel beschreibt er die Anfänge der Schwungradfreunde. „Es ging in einer Familie und bei Freunden zunächst eigentlich nur darum, Hasenfut- ter ins Dorf zu bringen und eine Obstbaum- wiese zu bewirtschaften. Hierzu wurde ein
günstiger Traktor gesucht.“ Bei einem Nebenerwerbslandwirt in Gruibingen auf der Schwäbischen Alb sei man damals fündig geworden: ein Kramer K 12 V von 1951. Der Oldtimer mit seinen markanten Schwungrädern hätte augenscheinlich schon etliche Jahre unbeachtet in einer Garage gestanden. Gerhard Gölz erinnert sich, dass diese Begegnung auf den Bekannten- und Inter- essenskreis als eine Art Liebe auf den ers- ten Blick gewirkt habe. Im Winter 1986/87 sei mit vereinten Kräften der schwer betag- te Kramer von der Schwäbischen Alb hin- unter nach Bad Boll gebracht worden, um ihn in Augenschein zu nehmen. Sieben,
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TRAKTOR CLASSIC 6/2025
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