MIBA Miniaturbahnen

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ZUR SACHE

I n diesem Sommer ist Fernweh kein Grund mehr für exorbitante Kosten. OK, wer unbedingt auf die andere Seite des Globus’ will, sollte ein gewisses Sümmchen einplanen. Wer aber bereits mit Zielen in der Region zufrieden ist, kommt so preiswert hin wie noch nie. Be- ziehungsweise wie schon lange nicht mehr. Beziehungsweise wie zukünftig nie wieder. Voraussetzung war, dass es mit dem Bundesrat klappt. Denn die Länder- kammer musste das sogenannte 9-Euro- Ticket absegnen. Das hat sie am 20. Mai

weil der Vierbeiner doppelt so viele Beine hat …). Und für die Mitnahme von Fahr- rädern gibt es keine Garantie. Als Grund nennt die Deutsche Bahn, dass die Züge von Juni bis August sehr voll werden. Empfohlen wird, sich am Zielort ein DB- Fahrrad zu leihen, welches – da steckt doch ein höherer Plan dahinter! – weitere 9 Euro pro Person erfordert. Wer also die schönste Zeit des Jahres optimal nutzen möchte, möge sich auf dieses Experiment einlassen. Wir sind gespannt auf die Berichte.

planmäßig gemacht, wenn auch nur nolens volens, weil lediglich ein Teil der finanziellen Forde- rungen erfüllt wurde – Födera- lismus halt. Dabei ist das 9-Euro-Ticket doch eine feine Sache: Man kann jeden Nahverkehrs- und Regionalzug nutzen und kommt

… in vollen Zügen genießen

Und wie weit kommt der Modellbahner mit 9 Euro? Nun, das hängt natürlich von der Baugröße ab: Der HaNuller bekommt für 9 Euro gut 1 m Flexgleis, der N-Bah- ner muss sich mit rund 60 cm begnügen. Der Spur-1-Bahner fährt 27 cm weit, wenn er auf Echtholzschwellen reisen möchte, bei Kunststoffschwellen sind es schon 33 cm. Und in 0 reichen 9 Euro für ungefähr einen halben Meter. Wobei der Vergleich natürlich hinkt: Die Benutzung einer Strecke ist nicht ver- gleichbar mit ihrem Bau. Aber dafür be- sitzt man so ein Flexgleis ja auch viel länger als nur vier Wochen. Das ist quasi eine Anschaffung fürs Leben, während das 9-Euro-Ticket durchaus eine Erfah- rung fürs Leben bedeuten kann. Also ich weiß genau, wie ich mich entscheiden werde, meint Ihr Martin Knaden

mit ein wenig planerischem Geschick so- gar von Berlin nach München. Neben dem lächerlich geringen Betrag muss man lediglich ein wenig Zeit mitbringen, denn die Bummelzüge halten im Zwei- felsfall an jeder Milchkanne. Außerdem sind für größere Entfernungen mehrere Bummelzüge zu nutzen, wobei die Um- steigezeiten bisweilen „sportlich“ zu nen- nen sind. Doch wer bereit ist, 9 Stunden für die genannte Distanz aufzuwenden, kann sicherlich auch 10 Stunden mit der Bahn reisen. Der (Schienen-) Weg ist das Ziel. Kinder unter 6 Jahren brauchen gar kein eigenes Ticket. Hunde aber schon, und zwar gemäß den regulären Tarifen. Da kann der Fahrschein für den Vierbei- ner leicht doppelt so viel kosten wie für den Zweibeiner (was ja auch logisch ist,

Die bayerische Idylle mit typischem Umfeld wird im kleinen Bahnhof Massbach trefflich eingefangen. Wir stellen den Bahn- hof und das ganze Diorama ausführlich vor und fragen jetzt schon mal: Hätten Sie gedacht, dass der Maßstab N ist? Foto: Wolfgang Besenhart Zur Bildleiste unten: Dr. Frank Lehmann wollte unbedingt, dass der große Containerkran von Faller voll funktionsfähig ist; Bruno Kaiser beschreibt, wie der Erbauer dabei vorging. Märklin hat das „Deutsche Krokodil“ völlig neu konstruiert und mit zahlrei- chen Digitalfunktionen ausgestattet. Bernd Zöllner bewertet die neue Altbaulok. Eckart Erb zeigt, wie man mit einem Urmodell und einer Silikonform nebst der Gießmasse „Porcelin“ höchst realistische Gebäudemodelle erstellen kann. Fotos: MK (2), Eckart Erb

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Im letzten Teil der Serie über die Anlage von Sebastian Litters geht die Geschichte mit dem jungen Heizer Jakob Bauer weiter – dabei können wir ihn bei seiner Arbeit auf der Strecke zwischen Lau- terthal und Rotwangen begleiten. Foto: Horst Meier 8 22

Der große Container- kran von Faller er- möglicht keinen echten Verladebe- trieb – Frank Leh- mann sorgte dafür, dass auf seinem Containerterminal jetzt auch ein vor- bildgetreues Umla- den stattfinden kann. Foto: Bruno Kaiser

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Ein möglichst leichter Unterbau sollte die Modellbahnanlage tra- gen und zur Unterbringung von Steuerung und sonstigen Utensi- lien dienen. Gerhard Peter zeigt den Bau einer praktischen und univer- sell zu verwendenden Rahmenkonstruktion mit integrierten Schubladen. Foto: Gerhard Peter 32

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MIBA-Miniaturbahnen 7/2022

INHALT

MODELLBAHN-ANLAGE Aus dem Leben des jungen Heizers Jakob Bauer (3. Teil) Anno 1924 – auf der Lok im Lauterthal 8 Auserlesene bayerische Nebenbahnmotive Bf Massbach in N 52 Betriebsablauf im Bahnbetriebswerk „P“ Stationen im Bw 64 VORBILD Die „Friedensausführung“ der Baureihe E 94 Die Ursprungs-194 16 MIBA-TEST Die Baureihe 194 als H0-Modell von Märklin Kraftvolles Kroko 18 MODELLBAHN-PRAXIS

Die ersten Loks der späteren Baureihe 194 wurden 1940 in Dienst gestellt. Bernd Zöllner erläutert, was die Bauserie konstruktiv von den später gebauten Maschinen und den DB- Nachbauloks unterscheidet. Außerdem hat er getestet, ob das aktuelle Modell der 194 050 von Märklin seiner Rolle als starke Güterzuglokomotive gerecht wird. Foto: Günter Tscharn 16

Faller-Containerterminal betriebsfähig umgebaut Voll die Äktschn!

Mit welchen Mitteln sich ein handelsüb- licher Gebäudebausatz verfeinern und außerdem eindrucksvoll beleuchten lässt, zeigt Maik Möritz. Foto: Maik Möritz 45 ohne direkten regionalen Bezug – beim tsche- chischen Hersteller Igra-Model wurde er fündig. Foto: Sebastian Koch 58 Für sein TT-Projekt suchte Sebastian Koch einen schlichten Lokschuppen

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Leicht, stabil und praktisch aus Kiefernleisten und 5-mm-MDF-Platten Funktionaler Leichtbau Zwölf Ausgaben anspruchsvoller Modelleisenbahnbau von A-Z – Teil 7 Vorbildgetreue Häuser und Gebäude auf der Modellbahn Der Bau einer kleinen Einsatzstelle in TT Schuppen mit Lokbehandlung

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Individueller Gebäudeselbstbau mit Gießformen Vom Urmodell zum Modell

Mit einem großen Bahnbetriebswerk lässt sich nicht nur die Loksammlung präsentieren. An den Behandlungsstationen seines Bw kann Helmut Lauckner auch Betrieb machen, wenn die Loks von einer Station zur nächsten rangiert werden. Foto: Gerhard Peter 64

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NEUHEIT H0-Bausätze für einen Gewerbebetrieb von Busch Ein Handwerkerhaus mit Schuppen 28 GEWINNSPIEL

Sommer, Sonne, Rätselfreuden – das große MIBA-Sommergewinnspiel (1/3) Immer nur Bahnhof – aber wo? AUSSTELLUNG Feine, kleine Messe auf Frauenchiemsee vom 15. bis 17. Juli 2022 Die Welt der kleinen Bahnen

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RUBRIKEN Zur Sache

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Leserbriefe

Bücher Termine

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Neuheiten

Kleinanzeigen

Vorschau · Impressum

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MIBA-Miniaturbahnen 7/2022 

LESERBRIEFE

einem durchaus positiven Kaufinteresse dieser schönen Piko-194er geführt. Es werden auch kleinste Mängel wie zu klei- ne Puffer oder die Farbe des Hochspan- nungskabels angemerkt. Im Fazit dann bemerkt „bz“ den „ange- messenen Preis“ der Lok – da bin ich an- derer Meinung. Bei deutlich geringeren Produktionskosten in China (auch wenn Piko dort selber fertigt und besser be- zahlt als einige Mitbewerber bzw. Lohn- unternehmer) kann angesichts eines Preises von über € 420,– uvP bei einem digitalen Vollmodell nicht von „angemes- sen“ geschrieben werden. Denn in dieser Kategorie sollten Selbstschneideschrau-

MIBA 5/2022: Modellbahn-Event – Teil 5 Berge, Wiesen, Täler Auf Seite 52, unten, schreibt Maik Möritz: „Der Klassiker: Aluminiumgewebe und Gips“. In der Tat, noch 1959 beim Bau meiner ersten Märklin-Modellbahnanla- ge stand dem Landschafts-Modellbauer im Prinzip nur der Werkstoff „Gips“ zur Verfügung. Dabei ist das Arbeiten mit Gips eine uralte Handwerkspraxis, ange- fangen z.B. bei den alten Kirchenstukka- teuren. Das Gipspulver bedarf allerdings (von Herrn Möritz unerwähnt) für jede Art von gestalterischer Anwendung zwingend ei- nes „Abbindeverzögerers“. Und so haben auch die Meister des Barock dem An- machwasser für den Gips die Brühe von heißem Knochenleim (Tischlerleim, heute Perlleim) zugesetzt. Dieses Rezept lässt nicht nur eine relativ lange Verwendbar- keit des Gipsbreis zu (die sog. Topfzeit), sondern macht den abgebundenen Gips auch fester, elastischer, säge- und schleif- bar. Natürlich ist der Aufwand zum An- setzen dieses Gipsbreis erheblich größer, zumal es eines besonderen metallenen Doppelgefäßes bedarf, da der Leim (Gela- tine) keinesfalls kochen darf. Schon vor Einführen des recht teuren und eigentlich für die Geländeformung zu weichen Alu-Fliegengitters gab es „Eisen- draht-Gewebe“. Dieses war verzinkt, so- dass die im Gips enthaltenen Schwefel­ anteile keinen Rosteffekt verursachen konnten. Hatte man jedoch die Verzin- kungsschicht bei der Verarbeitung be- schädigt, bildeten sich doch wieder dunk- le Rostflecken im weißen Gips … Heute wende ich für den Basisauftrag meines Modellbahngeländes stellenweise immer noch (neben der Feinarbeit mit veredeltem Gips wie z.B. Moltofill) diese klassische Methode an. Den Perlleim lie- fert ein Bedarf für Möbelrestauratoren. Allerdings lege ich auf das über die Formspanten gezogene Alu-Geflecht zu- nächst Gipsbinden. Andernfalls würde der aufgetragene Gipsbrei durch die Ma- schen nach unten durchklecksen. Ulrich Meyer, per Mail

Service LESERBRIEFE UND FRAGEN AN DIE REDAKTION VGB Verlagsgruppe Bahn GmbH MIBA-Redaktion Infanteriestraße 11a 80797 München

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Verlagshaus GmbH Infanteriestraße 11a 80797 München Tel. +49 (0) 89 13 06 99-523 E-Mail: bettina.wilgermein@verlagshaus.de

ben eigentlich passé sein. Daniel Neumann, per Mail

Anm. d. Red.: Sehr geehrter Herr Neu- mann, ob man den Preis von € 420,– für eine große, hochdetaillierte und digital vollausgestattete Lok als angemessen ansieht, steht selbstverständlich jedem potentiellen Käufer frei. Insofern sind die Bemerkungen im Fazit – nach all den ob- jektiven Beschreibungen – sicherlich auch ein Stück weit subjektiv. Sie sollten aber bedenken, dass eine fernöstliche Produktion heutzutage auch nicht mehr so günstig ist wie noch vor 20 Jahren, zumal insbesondere die Entwicklung der Digitalausstattung komplett hier in Deutschland stattfindet. Und bei Kunststoffteilen sind Selbst- schneideschrauben nach wie vor das Mit- tel der Wahl. Freilich sollte man beim Wiedereindrehen den bereits geschnitte- nen Gang mit ein wenig Gefühl „ertas- ten“ und nicht immer wieder einen neuen schneiden … MIBA 6/2022: Stellwerk Zweckel von Faller Blumenpracht im Eigenbau Es hat mich sehr gefreut, in der Juni- Ausgabe das Stellwerk Zweckel als Mo- dell zu sehen. Das Original hat mich da- mals schon sehr begeistert. Insbesondere den üppigen Blumenschmuck hat Bruno Kaiser sehr treffend nachgebildet. Wenn man aber das Foto mit dem Bausatz­ inhalt anschaut, so ist von diesem Blu- menschmuck nichts zu sehen. Da frage ich mich: Wäre es bei einem Preis von weit über € 50,– nicht besser, wenn Faller ein paar Blumentröge und bunte Flocken gleich beilegen könnte? Das müsste doch kalkulatorisch noch drin sein. Florian Lisantus, per Mail

MIBA ABO-SERVICE Gutenbergstr. 1, 82205 Gilching

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MIBA 5/2022: Test der 194 von Piko Messen und angemessen

Der wie immer sehr fundierte, professio- nelle und verständlich verfasste MIBA- Test von Bernd Zöllner hat bei mir zu

Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Unter Berücksichtigung der gültigen Datenschutz-Grundverordnung können wir Leserbriefe künftig nur noch abdrucken, wenn diese bei Einsendung explizit als Leserbrief gekennzeichnet sind. Personenbezogene Daten werden nur für die Veröffentlichung der Leserbriefe verwendet, eine weitere Nutzung oder Speicherung findet nicht statt.

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E s ist ein kalter spätsommerlicher Morgen, in den vergangenen Tagen hatte es im ganzen Lauterthal intensiv geregnet. Das Ende der tagelangen Re- genfälle ist zumindest ein kleiner Trost. Als sich Lokführer Wartweil und sein Hei- zer Jakob Bauer auf ihrer 94 1036 mit dem Ng 3112 dem Bahnhof Buchenbach nähern, durchdringen die ersten Sonnen- strahlen den Frühnebel, der sich über die noch feuchten Felder und Wiesen gelegt hat. Beide ahnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was sich an diesem 25. Sep- tember im Jahr 1924 ereignen wird. Es ist kurz nach 8 Uhr, die beiden sind schon seit gut zwei Stunden mit ihrer Lok unterwegs. Bereits am Vortag hatten sie ihre „junge Dame“ nach Lauterthal (Wald) gebracht. Im dortigen Eisenbah-

Im letzten Teil der Serie begleiten wir den jungen Heizer Jakob Bauer bei seiner Arbeit auf der Strecke zwischen Lauterthal und Rotwan- gen. Seit dem Beginn seiner Lehrzeit sind inzwischen mehr als zwei Monate vergangen. An der Seite des erfahrenen Lokführers Hans Wartweil verrichtet Jakob vor allem bei dem zu jener Zeit umfangrei- chen Güterverkehr seine Arbeit – so auch auf dem Ng 3112 zwischen Lauterthal und Rotwangen. Aus dem Leben des jungen Heizers Jakob Bauer (3. Teil) Anno 1924 – auf der Lok im Lauterthal

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MODELLBAHN-ANLAGE

Die Lauterthalbahn ist geprägt von Feldern und Wiesen. Nach der Ernte im Frühherbst werden die Felder für das nächste Jahr vorbereitet. 94 1036 passiert mit ihrem Ng 3112 den von Landwirtschaft dominierten Streckenabschnitt.

Zugbegegnung an der südlichen Einfahrt von Buchenbach. Während die Lokmannschaft der 98 einen beladenen Langholzwagen von der Holzverladung in den Bahnhof zieht, verlässt der P 324 den Bahnhof in Richtung Lauterthal (Wald). Der auf der Lauterthalbahn eingesetzte dreiteilige Akku-Triebwagen der Bauart Wittfeld ist eine Besonderheit, denn er trägt noch seine alte Lackierung aus der Länderbahnzeit – es bestand wohl bislang keine Notwendigkeit, die Farbgebung zu ändern. Im Bild unten passiert der Zug gerade das Sägewerk von Joseph Obermaier.

nerwohnhaus konnten sie die Nacht ver- bringen, bevor es in aller Früh an das Anheizen der Dampflok ging. Heute soll- ten sie zunächst mit ihrem Nahgüterzug in Lauterthal (Wald) starten. Die Wagen- anzahl war sehr überschaubar. So wur- den neben einem leeren Klappdeckelwa- gen zwei geschlossene Güterwagen ein- gestellt. Ersterer sollte in Buchenbach wieder ausgestellt werden. Die beiden anderen Wagen sollten bis nach Rotwan- gen im Zugverband bleiben. Bereits hier gab es die ersten Probleme mit dem eingestellten Viehwagen, dessen Bremse nicht voll funktionsfähig war. „Wir haben einen sogenannten Schneller am letzten Wagen“, meint Wartweil, als er nach seinem kurzen Kontrollgang auf die Lok zurückkehrt. Jakob schaut ihn mit

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An der südlichen Bahnhofseinfahrt von Buchen- bach liegt direkt am Bahndamm die kleine Fischzucht. Der Buchenbach liefert mit seinem Frischwasser die optimalen Voraussetzungen für die Aufzucht von Karpfen, die wohl auch bei der örtlichen Geistlichkeit beliebt sind … Während Jakob am Entkuppeln des Wagens ist, witzelt der alte Kronauer mit Hans Wartweil: „Ich habe ein besonderes Schmankerl für euch. Er steht schon auf dem Gleis zur Holzverladung bereit.“ Ja- kob ahnt nichts Gutes, als er das Ge- spräch zwischen dem alten Bahnhofsvor- steher und seinem Lokführer hört. Er schen den beiden Stationen ein leichtes Gefälle, was für ihn als Heizer nicht viel Arbeit bedeutet. In Buchenbach wird ihr Ng 3112 direkt auf das Umfahrgleis gelei- tet. Der alte Kronauer erwartet die Zug- mannschaft schon auf dem Gleis, um kurz die weiteren Rangiertätigkeiten zu besprechen. „Ihr müsst noch warten, bis der P 361 durch ist“, ruft er zu Wartweil in den Führerstand hoch. „Danach könnt ihr loslegen.“ Jakob hat inzwischen die Lok verlassen, um den Klappdeckelwa- gen vom restlichen Zug abzukuppeln. Dieser soll als Erstes an das Freiladegleis am Güterschuppen der BayWa rangiert werden.

94 1036 hat mit einem Zug aus gedeckten Güterwagen aus Richtung Lauterthal (Wald) kommend den Finstertunnel verlassen. Gleich nach dem Tunnel wird auf einer alten Steinbogenbrücke der Schwarze Regen überquert, in den im Vordergrund der Buchenbach mündet.

großen Augen an. Ihm war sichtbar an- zusehen, dass er mit diesem Begriff nichts anfangen konnte. „Das ist eine Bremse, die nicht stetig schließt und so- mit unbrauchbar ist. Wir müssen versu- chen, ohne diese Bremse auszukommen“, fügt Wartweil hinzu. So langsam begreift Jakob die Situation. „Wir können nur hof-

fen, dass wir in Buchenbach einen weite- ren Wagen mit Bremse in den Zugver- band bekommen“, so Wartweil während er zur Ausfahrt den Regler der BR 94 öffnet. Die Fahrt von Lauterthal (Wald) nach Buchenbach ist für Jakob keine große Herausforderung. Die Strecke hat zwi-

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MODELLBAHN-ANLAGE

56 915 passiert mit einem gemischten Güter- zug kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof Buchenbach die Fischzucht. Auf deren Gelände befinden sich zwei Fischteiche. Der kleine Nutz- garten dient dem Anbau von Gemüse und Obst zur Selbstversorgung. lässt seine Arbeit kurz ruhen und taucht unter dem Puffer durch. Sein Blick geht sofort in Richtung des Freiladegleises. „Dort stehen doch eigentlich immer nur die Langholzwagen zur Abholung bereit“, murmelt er vor sich hin – und tatsächlich, es ist genau einer dieser Wagen, vor de- nen er so viel Respekt hat. Zu viele schreckliche Geschichten hatte er schon von solchen Holztransporten gehört. Jakob beendet schnell seine eigentliche Arbeit und läuft den beiden Herren in Richtung Holzladegleis hinterher. Je nä- her er den beiden Wagen kommt, desto langsamer werden seine Schritte. Voller Ehrfurcht erreicht er die beiden Wagen der Bauart Regensburg, die aufgrund der Länge ihrer Beladung nicht fest mitein- ander gekuppelt sind. Die durchnässten Fichtenstämme verbinden lediglich durch ihr Eigengewicht die beiden Wagen miteinander. „Die müssen mit, da führt kein Weg daran vorbei“, gibt der alte Kro- nauer zu verstehen. (weiter auf Seite 14) Gleich hinter der kleinen Fertigungshalle der Küferei befindet sich das Freilager. Hier wird das Holz zur Herstellung der Dauben gelagert. 70 066 hat mit ihrem Nahverkehrszug gerade den Bahnübergang in unmittelbarer Nähe pas- siert.

Die beiden Fischteiche werden durch Frischwasser aus dem benachbarten Buchenbach gespeist, was für eine optimale Aufzucht der Fische wichtig ist. Mit einem Personenzug in Richtung Rotwan- gen am Haken nähert sich 75 004 dem Bahnhof Buchenbach.

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Kurz nachdem sie mit ihrem Ng 3112 im Bahnhof Buchenbach angekom- men sind, beginnen Heizer Bauer und Lokführer Wartweil mit den Ran- giertätigkeiten. Sie werden dabei vom alten Bahnhofsvorsteher Kronauer angeleitet, der den restlichen Zugbetrieb im Auge behält. Das Ein- und Ausstellen der Wagen muss regelmäßig durch kreuzende Züge unterbro- chen werden. Die Rangierarbeiten dauern so fast zwei Stunden, bevor der Zug wieder abfahrbereit ist.

Jakob hat sichtbar Res- pekt vor den beiden Langholzwagen, die mit Fichtenstämmen belade- nen Drehschemelwagen der Bauart Regensburg sind nämlich nicht direkt miteinander gekuppelt. Beim Ankuppeln der im- posanten Wageneinheit wird er von Bremser Jo- seph Butz unterstützt. Da- bei stellen sie fest, dass der Zustand der einge- stellten Wagen nicht der beste ist. Die Idee zu die- ser kleinen Geschichte stammt übrigens aus dem EJ-Sonderheft „Ladegut Holz“ (1/2015).

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MODELLBAHN-ANLAGE

Kurz hinter der Küferei passiert die auf mehreren unglücklichen Umständen beruhende Katastrophe. Die festgesetzte Bremse auf dem hinteren Dreh- schemelwagen sorgt für ein Verrutschen der Fich- tenstämme auf beiden Wagen, nachdem Lokfüh- rer Wartweil den Regler der BR 94 öffnete. Das unheimliche Krachen des Holzes ist selbst im Füh- rerhaus deutlich zu hören. Zum Glück ist niemand zu Schaden gekommen. Die tonnenschwere Fracht hat allerdings enormen Scha- den verursacht. Lokführer Wartweil und Heizer Ja- kob begutachten die Un- fallstelle, während Brem- ser Butz noch immer laut- stark fluchend auf der Bremserbühne des letzten Wagens steht. Jetzt ist guter Rat teuer – und ei- ner der drei, das dürfte sicher Jakob Bauer als Jüngster sein – hat nun einen kleinen Fußmarsch vor sich … MIBA-Miniaturbahnen 7/2022 

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Auf dem Streckenabschnitt zwischen Buchen- bach und Rotwangen (Berg) hat BR 75 mit ih- rem Personenzug gerade den Überwald-Tunnel verlassen. Unmittelbar hinter dem Tunnel wird die Bahnstrecke durch eine Überführung von der Buchenbacher Landstraße gekreuzt. mit eine Zugtrennung der letzten Wagen- einheit direkt im Bahnhof riskieren! Der Zug setzt sich langsam in Bewegung. Vor- sichtig wird die Weichenstraße passiert und der Ng 3112 rollt vorbei am Bahn- steig. Hinter dem Bahnübergang an der Buchenbacher Landstraße nimmt der Zug langsam Fahrt auf. Die Geschwindig- keit des Ng 3112 wurde vom alten Ober- maier auf 30 km/h angeordnet, schneller darf der Zug mit dieser Fracht nicht fah- ren. Die Kommunikation zwischen Lok- führer und Bremser findet über die Pfeife statt. Nach etwa fünf Minuten Fahrzeit errei- chen sie das Lautaschbacher Viadukt. Ab hier fällt die Strecke bis zur Küferei an der Landstraße nach Rotwangen ab. Lok- führer Wartweil gibt Bremser Butz per Pfeife das Signal, die Bremse des letzten Wagens langsam anzuziehen. „Der Zug darf im Gefälle keine Fahrt aufnehmen“, sagt Wartweil zum jungen Jakob, als er langsam die Bremse der 94 schließt. Ja- kob steht sichtlich angespannt neben ihm und hofft, dass sich die Erfahrung der beiden altgedienten Eisenbahner bezahlt macht. Nach weiteren zehn Minuten Fahrzeit – sie kommen Jakob wie eine Ewigkeit vor – passiert der Ng 3112 das Schotterwerk und erreicht das Ende des Gefälles. Lokführer Wartweil und Brem- ser Butz haben es sogar geschafft, den Zug vor dem Bahnübergang an der Küfe- rei auf die vorgeschriebenen 15 km/h abzubremsen. Jakob ist sehr erleichtert. Die restliche Strecke sollte jetzt auch noch klappen. Verklemmt Kurz hinter dem Bahnübergang gibt Lok- führer Wartweil das Pfeifsignal zum Öff- nen der Bremsen. In der Annahme, dass Bremser Butz die Bremse gelöst hat, öff- net Wartweil langsam den Regler der 94. Indessen kämpft der alte Butz immer noch lautstark mit der scheinbar ver- klemmten Bremse. Sein lautes Fluchen wird plötzlich durch ein unheimliches Krachen und Rutschen vor sich übertönt. Mit aller Gewalt versucht er die Bremse zu öffnen, doch ohne Erfolg, Die Fichten- stämme rutschen vom Schemel des letz- ten Wagens. Das schreckliche Geräusch ist bis in den Führerstand der BR 94 zu

Auch im Bahnhof Bu- chenbach wird, wie zu jener Zeit üblich, Milch per Eisenbahn abtransportiert. Der Knecht des Bauern Hupfauer liefert die gefüllten Milchkan- nen mit seinem Las- tenfahrrad direkt an die Ladestraße ab. Fotos: Horst Meier

Verlängerte Fracht Während Jakob der Schrecken über die imposant anmutende Fracht förmlich ins Gesicht geschrieben steht, sieht der er- fahrene Lokführer Wartweil die gesamte Lage etwas entspannter. Er hatte ja auch immerhin im Laufe seiner Dienstjahre schon so einige dieser Wagen mitgeführt. „Wir müssen nur ein paar Besonderhei- ten beachten, dann ist das überhaupt kein Problem“, grummelt er vor sich hin. „Das Wagenpaar wird am Ende des Zugs eingestellt. Dies ist wichtig, da hier am wenigsten Zugkraft auf den Stämmen las- tet. Der hintere Wagen dieser Einheit darf in diesem Fall auch nicht gebremst wer- den. Allerdings haben wir das Problem,

dass wir sonst keinen anderen Wagen mit funktionsfähiger Bremse im Zugverband haben.“ „In diesem Fall können wir nicht auf einen Bremser auf dem letzten Wagen verzichten“, mischt sich der alte Kronau- er ein. „Ihr benötigt einen erfahrenen Bremser mit Fingerspitzengefühl. Auf dem letzten Wagen werde ich euch den Joseph Butz mitgeben, der hat in seinem Leben schon so einige Bremsen geschlos- sen und geöffnet.“ Es dauert ungefähr eine weitere Stun- de, bis die Rangiertätigkeiten in Buchen- bach abgeschlossen sind. Kurz vor 11 Uhr steht der Ng 3112 dann schließlich zur Abfahrt bereit. Sehr behutsam öffnet der alte Wartweil den Regler der BR 94 – nur nicht zu schnell anfahren und da-

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MODELLBAHN-ANLAGE

An der südlichen Bahnhofseinfahrt befindet sich eine kleine Apfelplantage. Die Apfelernte ist zu dieser Jahreszeit in vollem Gange. 94 1036 verlässt den Überwald-1unnel mit einem Nahgüterzug in Fahrtrichtung Rotwan- gen. Im Vordergrund wird das saftige Gras gemäht. Es dient dem Vieh als Futter. hören, ein Ruck geht durch den Zug. So- fort reagiert Wartweil, schließt den Reg- ler und betätigt mit aller Kraft die Brem- se. Der Zug kommt rund 50 m später zum Stehen. Ein kurzer Blick aus dem Führer- haus. „Der hintere Wagen ist abgerissen!“ Als beide den Führerstand der BR 94 verlassen und zum Zugschluss laufen, wird ihnen das ganze Ausmaß der Kata- strophe bewusst. Sichtbar geschockt steht Bremser Butz immer noch fluchend auf der Plattform des letzten Wagens – das hätte für ihn auch schlimmer ausge- hen können! So ist zum Glück niemand verletzt worden – aber welche Schäden die verrutschten Baumstämme angerich- tet haben, lässt sich noch nicht ab- schätzen … Sebastian Litters

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Durch den Moosacher Wald fährt die Nürnber­ ger 194 050 am 25. Mai 1979 mit einem Güter­ zug aus Regensburg. Foto: Wolfgang Bügel, Slg. Eisenbahnstiftung

Die „Friedensausführung“ der Baureihe E 94 Die Ursprungs-194

SBS 38 bezeichnete. Trotz dieser Unter- schiede wurden alle Loks hinsichtlich der Druckluftleitungen und der Grundplatte für den Drehisolatorantrieb identisch ausgeführt, damit im Betrieb immer bei- de Typen einsetzbar waren. Der Vorteil dieses Stromabnehmers war vor allem, dass die zunächst noch 2100 mm breite und vertikal gefederte Wippe als separa- tes Bauteil leicht gegen die 1950 mm breite „Reichswippe“ getauscht werden konnte, welche nach der Annexion von Österreich entwickelt worden war. Da sich die vertikal gefederte Wippe nicht bewährte, wurde der Stromabneh- mer zum SBS 39 mit Pendelwippe weiter- entwickelt; er sollte nach dem Krieg in Verbindung mit dem Drehisolatorantrieb bei der DB zum Standard werden. Den Auftrag zur Entwicklung der E 94 bekam die AEG 1937. Trotz einer weitge- henden Schweißkonstruktion gehörte die Verwendung von Nieten zu den bewähr- ten Konstruktionsgrundsätzen – insbe- sondere an Stellen, an denen Baugrup- pen oder Bauteile bei Bedarf vom Lok- kasten getrennt werden konnten. Dies betraf beispielsweise Deckleisten oder Rahmen von Lüftungsgittern und Fens- tern. Dort wurden allerdings Senkniete verwendet, um eine glatte Oberfläche zu erzielen. In dieser Ausführung wurden die ers- ten 80 Loks geliefert. Kurz nach Kriegs- beginn wurde dann aber versucht, an unkritischen Stellen die Konstruktion zu „entfeinern“. Eine dieser Maßnahmen war die Verwendung von normalen Rundkopfnieten statt Senknieten, was bei den von AEG ab 1943 gelieferten Loks E 94 081 ff. umgesetzt wurde.

Die Baureihe 194 wurde erstmals 1940 auf die Räder gestellt. Er- gänzend zu unseren Beiträgen in MIBA 3/2017 und 5/2022 erläutert Bernd Zöllner, was die Bauserie – zu der auch das Märklin-Vorbild 194 050 zählt – konstruktiv von den späteren Maschinen mit Heim- stoffverwendung und den DB-Nachbauloks unterscheidet.

D ie E 94 ist eine konsequente Weiter- entwicklung der E 93, die ebenfalls bei der AEG entstanden ist. Die gestiege- nen Leistungsanforderungen in den spä- ten 1930er-Jahren und die nicht mehr zeitgemäße Höchstgeschwindigkeit der E 93 von 70 km/h führten zu einer um- fassenden Weiterentwicklung des an sich bewährten Konzepts. Leistungsstärkere Motoren und ein stärkerer Trafo forder- ten ihren Tribut, auch der Einbau einer elektrischen Widerstandsbremse hatte Auswirkungen auf das Fahrzeugkonzept. Im Vergleich zur E 93 (2214 kW) konn- te die Nennleistung der E 94 auf 3090 kW gesteigert werden, die Höchstgeschwin- digkeit wurde auf 90 km/ angehoben. Die höhere Geschwindigkeit war notwendig, um auf den elektrifizierten Strecken den Durchsatz zu erhöhen. Bei den Fahrmotoren konnte die AEG auf den bei der E 44 506 – 509 erprobten Typ EKB 725 zurückgreifen, der leis- tungsstärkere Trafo wurde von der E 18 übernommen. So entstand eine Neukon- struktion, die mit bewährten Baugruppen zum Erfolg führen sollte. Diese Vorge-

hensweise wurde auch vom Reichsver- kehrsministerium als Auftraggeber ver- folgt, denn konzeptionelle Änderungs­ vorschläge von Siemens als weiterem Lieferanten der E 94 wurden grundsätz- lich abgelehnt. Im Ablieferungszustand gab es den- noch kleinere Zugeständnisse an die bei- den Lieferanten der E 94. So erhielten die E 94 von der AEG den bei der E 18 be- währten Druckgasschalter APB 104, während Siemens seinen Expansions- schalter R 628 verwenden konnte. Da- durch gab es geringe Unterschiede in der Dachleitung: Beim Expansionsschalter erfolgte der Anschluss des Trafos inner- halb des Maschinenraums. Der Stromabnehmer war eine Gemein- schaftsentwicklung von AEG und Sie- mens unter dem Dach der Arbeitsge- meinschaft WASSEG. Sie unterschieden sich jedoch im Antrieb. Die AEG verbaute diesen Stromabnehmer als HISE 7 mit dem vom HISE 2 der E 18 bekannten Kol- benfederantrieb, während Siemens den neu entwickelten Drehisolatorantrieb verwendete und den Stromabnehmer als

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VORBILD

Ganz anders verhielt es sich bei den Sandkästen. Sie bestanden ursprünglich aus Silumin und wurden ab der E 94 151 aus Grauguss gefertigt, weil das Gesamt- gewicht der Lok niedriger ausgefallen war als erwartet. Sichtbar wird der Un- terschied an den Verschlüssen bei der ursprünglichen Ausführung, auf die bei der Graugussausführung wegen des Ge- wichts des Deckels verzichtet werden konnte. Auch an anderer Stelle unterschieden sich die erstgelieferten Loks noch von späteren Ausführungen. An der Front des hinteren Vorbaus gab es von Anbeginn zwei Wartungsöffnungen für Tätigkeiten am Kompressor, die bei den Nachbauloks mit Lüftungsgittern ausgeführt wurden, um die Wärme des Kompressors besser abzuführen. Bei diesen Loks wurden auch an der Front des vorderen Vorbaus zwei Wartungsöffnungen ergänzt, um die Zugänglichkeit zu den elektrischen Bau- gruppen zu verbessern. Damit entfielen auch die nach außen geführten Betäti- gungsgriffe zum Entwässern der Haupt- luftbehälter. In der Nachkriegszeit kam es häufig vor, dass bei größeren Instandhaltungs- maßnahmen Drehgestelle einschließlich der Vorbauten getauscht wurden. Das konnte dazu führen, dass zu Bundes- bahnzeiten in gewisser Weise „Mischbau- arten“ entstanden. Zudem führten Bau­ artänderungen und Ergänzungen wie z.B. die Dachverlängerungen oder die Zugbahnfunkantenne oder der Entfall von Sandkästen dazu, dass sich das Er- scheinungsbild der E 94 bis zum Ende Ihres Einsatzes im Jahr 1988 häufig verändern konnte. bz

Oben links: Die 1941 abgelieferte E 94 050 wurde noch mit Senknieten ausgeführt. Zum Aufnahme­ zeitpunkt (5. März 1973) hatte sie aber inzwischen Drehgestelle/Vorbauten einer später gebauten Lok mit sichtbaren Rundkopfniete. Am vorderen Vorbau befindet sich eine Wartungsklappe, die nachgerüstet wurde. Foto: Frank Lüdecke, Slg. Eisenbahnstiftung Oben rechts: Am 16. Juli 1974 blickte der Fotograf auf den hinteren Vorbau. Rundkopfniete und die beiden Klappen ohne Lüftungsgitter deuten darauf hin, dass die Vorbauten aus der Phase der Ent­ feinerung (ab 1943) stammen. Foto: Matthias Maier

Am 25. Juli 1978 zeigt sich 194 050 nach ei­ nem erneuten Tausch. Sie hat nun wieder die ursprünglichen Drehge­ stelle/Vorbauten der Bauserie E 94 001 bis 080 – also ohne Klap­ pen im vorderen Vor­ bau (stattdessen äuße­ re Entwässerungs­ griffe) und Senkniete in der Deckleiste. Foto: Günter Tscharn

Unten: Im Juli 1985 stand 194 050 bereits ihrer Vorbauten und Drehgestelle beraubt auf dem Schrottplatz des AW Freimann. Selten zu sehen: Auch die Stirnseiten des Rahmens trugen zur Ge­ wichtsreduzierung Aussparungen. Foto: MK

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Die Baureihe 194 als H0-Modell von Märklin Kraftvolles Kroko

Beim Modell entsprechen die Fronten der Vorbauten absolut dem Vorbild in der zweiten Hälfte der 70er-Jahre. Der Vor­ bau 1 hat wie ursprünglich abgeliefert keine Wartungstüren, ebenso haben die Wartungsöffnungen beim Vorbau 2 keine Lüftungslamellen. Die Dachausrüstung mit dem Druck­ gasschalter und dem separaten Durch­ führungsisolator ist ebenfalls vorbild­ gerecht. Dies gilt auch für die mittig am Isolator befestigte Dachleitung, die zu­ dem mit Trennschaltern einschließlich des Oberspannungswandlers sehr fili­ gran durchgestaltet wurde. Einzig die „angegossene“ Zugbahnfunkantenne ist deutlich zu kurz geraten. Beachtenswert sind die im Dachbereich besonders fein durchgebildeten Nietreihen, insbesonde­ re bei der Dachhaube. Vorbildgerecht sind auch die beim Vorbild nachgerüste­ ten Gitterrost-Dachlaufstege. Die Stromabnehmer des Typs SBS 39 entsprechen grundsätzlich dem Vorbild. Auch die Nachbildung der längs angeord­ neten Isolatorböcke ist gelungen. Getrübt wird das Bild jedoch durch die nicht mehr zeitgemäße zentrale Befestigungsschrau­ be im massiven Grundrahmen, wodurch der Drehisolatorantrieb fehlt. Bei dem als voluminöses Blechprägeteil ausgeführten Schleifstück ist die Form des Auflaufhorns nur noch rudimentär erkennbar.

Die neue 194 von Märklin wird ihrer Paraderolle als schwere und starke Güterzuglokomotive voll gerecht. Der Hersteller wählte für die erste Ausführung dieser Lok den Bauzustand Ende der 70er-Jahre, als die 194er im Güterverkehr noch unentbehrlich waren. Konse- quenterweise sorgen beim Modell immerhin vier Haftreifen für gute Traktion auf der Schiene. Was das Modell sonst noch auszeichnet, beschreibt Bernd Zöllner in seinem ausführlichen Test.

B ereits 1964 brachte Märklin erstma­ lig ein maßstäbliches Modell der E 94 heraus, das im Laufe der Zeit immer wie­ der einer Modellpflege mit den unter­ schiedlichsten Betriebsnummern unter­ zogen wurde. Wenig änderte sich jedoch am Gesamtkonzept mit dem klassischen Scheibenmotor in einem Drehgestell und identischen Drehgestellblenden. Das ist längst nicht mehr Stand der Technik – ab­ gesehen davon, dass sich beim Formen­ bau das Niveau der vorbildgerechten De­ taillierung enorm gesteigert hat. Grund genug also für Märklin, die Herausforde­ rungen einer zeitgemäßen Neukonstruk­ tion anzunehmen.

Als Vorbild wählte man die von der AEG 1941 gelieferte 194 050 mit den we­ sentlichen Merkmalen der ersten Bau­ serien, bevor es kriegsbedingt zu „Ent­ feinerungen“ kam. Erkennbar ist dies daran, dass für die Befestigung von Deck­ leisten, Fensterrahmen und Lüftungsgit­ tern Senkniete verwendet wurden, die an den entsprechenden Stellen zu glatten Oberflächen führten. Dies wurde bei der Neukonstruktion konsequent umgesetzt. Somit weist das Vorbild tatsächlich für den gewählten Zeitraum diese Merkmale auf, obwohl die konkrete Lok 194 050 durch Drehgestelltausch zeitweise an­ ders aussah.

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MIBA-TEST

Mit einem Güterzug rumpelt 194 050 Ende der 70er-Jahre durch die Lan- de. Am Vorbau ist das UIC-Kabel mit einer hochelastischen Verbindung angeschlossen.

Das Modell verfügt über Führerstandsbeleuchtungen, die separat über F1 (vorn) und F4 (hinten) eingeschaltet werden können. Außerdem hat es noch die sogenannten Anfahrlampen unter dem jeweils rechten Führerstandsfenster, welche über F5 eingeschaltet werden können. Das Anfahrlicht wechselt mit der Fahrtrichtung.

Bei der Gravur der Drehgestell-Seiten- wangen hat Märklin korrekt am hinteren Drehgestell den Zwi- schenkühler und die Ausgleichshebel …

Die Seitenwände überzeugen mit prä­ zisen Gravuren der Lüftungsgitter, auch die Konturen der Führerstandstüren und der großen Wartungsöffnung auf der lin­ ken Seite wurden fein nachgebildet. Die glasklaren Fenster sind passgenau einge­ setzt, an den Stirnseiten wurden die Scheibenwischer mit ihrem Kurbelan­ trieb als farblich angelegte Gravur in ih­ ren Proportionen korrekt dargestellt. Auch die Steckerverbindung des UIC- Kabels zum Vorbau wurde nachgebildet. Die angesetzten Griffstangen an den Führerstandstüren und auf den Vorbau­ ten wurden traditionell wieder aus Draht gefertigt, wodurch deren kugelförmige Kunststoffhalterungen zwangsläufig zu klobig ausfallen. Der markante durchbro­ chene Rahmen des Brückenträgers wur­ de als Kunststoffteil stimmig umgesetzt. Den angedeuteten „Schuppensteckdo­ sen“ fehlt leider die rote Lackierung. Bei den Drehgestellen fand nun auch die unterschiedliche Ausführung der Aus­ gleichshebel bei vorderem und hinterem Drehgestell Berücksichtigung. Luftbehäl­ ter mit Leitungen und Bremszylinder mit dem typischen Winkelhebel sind ebenso separat angesetzt wie die Sandkästen. Die Bremsklötze liegen in Radebene, die Sandfallrohre enden leider daneben. Der Zwischenkühler der Druckluftanlage am hinteren Drehgestell ist fein durchbro­

… sowie am vorde- ren Drehgestell die Indusi-Magneten nachgebildet.

Die Anschriften sind inhalt- lich und typografisch kor- rekt in Weiß aufgedruckt. Die letzte Untersuchung der Nürnberger Lok datiert vom 22. April 1977.

Die Stromabnehmer der Bauart SBS 39 basieren auf einem recht massiven Grundrahmen. Über dem vorderen Führerstand liegt der Hauptschalter der Bauart AEG. Hinter dem Hauptschalter stehen Durchführungsisolator und Oberspannungswandler.

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chen, der zugehörige Ölab­ scheider am vorderen Drehge­

stell ist ebenfalls vorhanden. Die Indusi- Magneten finden sich am vorderen Dreh­ gestellrahmen, auch der Sifa-Schaltkasten mit Antriebswelle ist ein Extrateil. Nur die Nachbildung der für die E 94 typi­ schen Kupplung der Drehgestelle fehlt. Auf der Unterseite der Drehgestelle wurde auf jede Andeutung von Fahrmo­ toren oder Getriebekästen verzichtet, ob­ wohl sie in der Seitenansicht durchaus erkennbar wären. Im Frontbereich gibt es den markanten Bahnräumer und die typischen Bauteile wie Kupplergriffe un­ ter dem Pufferträger und die Griffstange auf dessen Oberseite. Auch der Rangie­ rertritt und die Anschlüsse für die Zug­ heizung fehlen nicht. Die Stirnlampen wurden korrekt dar­ gestellt. Oben die Einheitsleuchte in sepa­ ratem Gehäuse samt ihrer Anschlusslei­ tung und unten die DB-Reflexglasleuch­ ten, denen jedoch die auffälligen runden BBC-Anschlussdosen fehlen. Das Modell ist für den gewählten Zeit­ raum in den richtigen Farben seidenmatt lackiert, sogar der gelbe Warnanstrich an den Vorbautüren ist vorhanden. Alle An­ schriften sind inhaltlich korrekt und an der richtigen Stelle sehr präzise ausge­ führt. Technik Alle wichtigen Teile des Fahrwerks sowie Lokkasten und Vorbauhauben bestehen aus Zinkdruckguss. Letztere können nach dem Lösen von je zwei Schrauben vom Fahrwerk abgehoben werden. Im mittle­ ren Rahmenteil lagert der längs angeord­ nete Motor mit zwei Schwungscheiben; er treibt über Kardanwellen die jeweils äußeren Achsen beider Drehgestelle an. Alle Räder der ersten und letzten Achse haben Haftreifen.

Je zwei M2-Schrauben halten die drei Gehäusekomponenten.

Der sehr effektive Lautsprecher hat eine besonders schmale Bauform und passte daher noch neben den Decoder. Vorn rechts der Lichtleit- körper für die Anfahr- lampe. Die zugehöri- ge LED liegt auf der Unterseite der Haupt- platine.

Die Frontbeleuchtung erfolgt über eine maskierte Platine mit fünf LEDs. Die Führerstandsbeleuch- tung ist ebenfalls kunststoff­ umrandet.

Vom Motor erfolgt die Kraftübertragung mit- tels Kardanwelle auf die Schnecke. Schnecke und Schneckenrad lagern in einem …

… separaten Metallteil, das zugleich auch die Kulissenführung für die Kurz- kupplung der Vorbauten umfasst.

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MIBA-TEST

Der kräftige Motor ist mit zwei Schwungmassen ausgestattet und über Kabel mit der Hauptplatine verbunden. Rechts: In den Drehgestellen sind die jeweils äußeren und inneren Achsen über lange Ketten von Zahnrädern angetrieben. Die äußeren Achsen sind beidseitig mit Haftreifen belegt. Fotos: MK

Fazit Mit dieser Neukonstruktion einer E 94 wurde ganze Arbeit geleistet. Dies gilt nicht nur für den deutlichen Fortschritt im Bereich der elektrischen Dachausrüs­ tung, sondern insgesamt hinsichtlich der Feinheit der Detaillierung. Auch der soli­ de Antrieb, dessen Schnecken und Zahn­ räder durchweg aus Metall gefertigt sind, verspricht eine lange Lebensdauer. Dies gilt auch für die Stromabnehmer, die al­ lerdings gerade deswegen nicht sonder­ lich filigran ausgeführt wurden. Bliebe noch der Wunsch, die wichtige Funktion „Rangierlicht und Rangiergang“ nicht auf dem hintersten Platz (F29) zu verste­ cken. bz

– jeweils in Fahrtrichtung vorn – zu­ schaltbaren Anfahrleuchten (F5) und die Führerstandsbeleuchtungen (F1/F4). Das Betriebsgeräusch der Lok wird vom Lüf­ terantrieb und vom Schaltwerk bestimmt, ergänzt durch Geräusche von Kompres­ sor (F17)und Hilfskompressor (F23). Letzterer wird beim Aufrüsten der Lok zum Heben der Stromabnehmer benötigt. Die Stromabnehmer können nicht digital gehoben bzw. gesenkt werden, das zuge­ hörige Geräusch kann jedoch über F16 abgerufen werden. Das Modell ist mit einem Faltblister in einem stabilen Schuber verpackt. Die Be­ dienungsanleitung enthält alle Hinweise für Inbetriebnahme, Wartung, Digitalaus­ stattung und Spielewelt.

Oberhalb des Motors befindet sich die Hauptplatine mit dem Decoder und dem Lautsprecher. Die Kabel der Führer­ standsbeleuchtung sind durch kleine Ste­ cker mit der Platine verbunden, somit kann die Nachbildung des Maschinen­ raums gut vom Fahrwerk getrennt wer­ den. Die Drehgestelle sind über eine Kulissenführung angelenkt, sodass zwi­ schen Vorbau und Führerstand ein korrekt enger Spalt zu sehen ist. Im Fahrbetrieb bewegt sich das Modell fast geräuschlos. Es lässt sich in der Werkseinstellung über den gesamten Re­ gelbereich gut steuern. Die Höchst­ geschwindigkeit liegt nur minimal über dem nach NEM zulässigen Wert. Der Aus­ lauf nach Abschalten des Fahrstroms be­ wegt sich in einem vernünftigen Rahmen. Wirklich beeindruckend ist die Zugkraft des Modells als Kombination eines leis­ tungsfähigen Motors mit einem hohen „Dienstgewicht“ und insgesamt vier Haft­ reifen. Der Normschacht an beiden Fahr­ zeugenden ist kulissengeführt. Zur Digitalausstattung gehören die mit der Fahrtrichtung wechselnde Stirn- und Schlussbeleuchtung, hinzu kommen die

Maßtabelle Baureihe 194 in H0 von Märklin

Vorbild

1:87

Modell

Längenmaße

Länge über Puffer:

18 600 17 280

213,79 198,62

214,0 199,6

Länge über Pufferträger:

Puffermaße

Pufferlänge:

660

7,59

7,2

Puffermittenabstand: Pufferhöhe über SO: Puffertellerdurchmesser:

1 750 1 050

20,11 12,07

19,9 13,0

450

5,17

5,0

Höhenmaße über SO Dachscheitel:

Messwerte BR 194

3 900 4 560 4 650 3 102 3 150 2 804 1 950

44,83 52,41 53,45 35,66 36,21 32,23 22,41

44,8 52,3 53,4 35,3 36,0 32,3 24,7

Dachhaube für Bremswiderstände: Stromabnehmer in Senklage:

Gewicht Lok:

538 g

Haftreifen:

4

Breitenmaße

Breite Lokomotivkasten:

Messergebnisse Zugkraft Ebene:

Breite Umlauf an den Vorbauten:

302 g 288 g

Breite Vorbauten: Schleifstückbreite:

30‰ Steigung:

Geschwindigkeiten (Lokleerfahrt) V max :

Achsstände Lok

122 km/h bei Fahrstufe 125 90 km/h bei Fahrstufe 102 ca. 2,5 km/h bei Fahrstufe 1 117 km/h bei Fahrstufe 122

Gesamtachsstand: Drehzapfenabstand:

13 700 10 000

157,47 114,94

158,0

V Vorbild :

–*

V min :

Äußere Achse zu mittlerer Achse: Mittlere Achse zu innerer Achse:

2 450 2 150 4 500

28,16 24,71 51,72

28,1 24,7 52,4

NEM zulässig :

Auslauf vorwärts/rückwärts aus V max :

Innere Achsen zueinander:

188 mm 111 mm

*) Am Modell ist der Drehzapfenabstand durch die Kulissenführung der Vorbauten virtuell. Raddurchmesser: 1 250

aus V Vorbild :

14,37

14,4

Schwungscheibe Anzahl:

min. 14,4

max. 14,6

Radsatzmaße entsprechend NEM 310 (Ausgabe 2009)

2

Radsatzinnenmaß:

14,3

Durchmesser:

14,4 mm

Spurkranzhöhe Treibrad:

0,6 0,7 2,7

1,2 0,9 2,9

1,25

Länge:

8,2/5,2 mm

Spurkranzbreite:

0,9 3,1

Radbreite:

Art.-Nr. 39990, digital, Sound, uvP:

€ 479,00

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