04-2018 D

A M S g l o b a l l l

SERVE AND MULTIPLY 4/2018

Stabübergabe

damit es weitergeht

...ganz persönlich: Andere Kulturen, andere Sitten

Stabübergabe damit es weitergeht

Seit knapp einem Jahr arbeite ich jetzt im ProRIBEIRINHO in Brasilien. Ich bin die einzi- ge Gringa (so nennt man die Ausländer hier) imTeam – und gerate immer wieder in Situati- onen, die mich überraschen. Hier wird grundsätzlich davon ausgegangen: Was dein ist, ist auch mein. So könnte ich jeden Sonntag neue Farbstifte in den Kinderclub mit- bringen, denn die alten verschwinden regel- mässig. Und wenn ich nicht mit Adleraugen auf meine Sachen aufpassen würde, so würden auch mein Radiergummi, Papier und Spitzer in Besitz der Kollektivgesellschaft übergehen. Für die Kin- der hat dies nichts mit Stehlen zu tun – wenn ei- ner etwas hat, gehört das einfach allen. So komme ich dann auch in Verlegenheit, wenn ich irgendwo zu Besuch bin und eine grosse Schüssel Açaí-Fruchtpüree mit ein paar Löffeln auf den Tisch gestellt wird. Während sich alle fröhlich die Löffel und das Açaí teilen, kann ich nur beten, dass die Bakterien, die jetzt gerade ausgetauscht werden, mir nichts anhaben. Gibt es etwas zu essen, gehört es allen – inklusive Besteck. Inzwischen kann ich schon freundlich lächelnd und ohne das Gesicht zu verziehen mit- essen. … aber es funktioniert Eine weitere Herausforderung ist die Kommuni- kation. In Schamkulturen wird nicht offen kom- muniziert, sodass immer mal wieder Kreativität gefragt ist, um herauszufinden, was die Leute wirklich gesagt respektive gemeint haben. Kürzlich organisierten wir einen Event. Im Vorn- herein diskutierten wir ausgiebig, was wir ma- chen wollten und wer wofür verantwortlich sein könnte. Entschieden wurde aber nichts. Mit ge- mischten Gefühlen bereitete ich mich auf alle Eventualitäten vor, denn niemand konnte mir so genau sagen, wer sich nun worum kümmerte und was meine Aufgabe war. Erstaunlicherweise hat das Ganze dann doch ganz gut geklappt. An- scheinend hat in demganzen Chaos jeder irgend- wie seinen Job gefunden und dank einer grossen Portion Spontanität von allen Seiten merkte nur die Gringa, dass kaum jemand das gemacht hat, wofür er ursprünglich mal vorgesehen war. An- dere Kulturen – andere Sitten. Aber es funktio- niert. Einfach anders, als ich es gewohnt bin.

Damaris LIECHTI, ProRIBEIRINHO, Brasilien

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EDITORIAL

Jetzt erst recht! Aus irgendeinem Grund beginnen wir, ein Pro- jekt zu unterstützen – meistens, weil wir die in- terkulturellen Mitarbeitenden dort persönlich oder über Freunde kennen. Wenn diese in die Schweiz zurückkehren und «nur noch Einhei- mische» vor Ort arbeiten, fehlt uns häufig der Bezug zum Projekt. Die Identifikation nimmt ab, wir fühlen uns für die Arbeit nicht mehr verant- wortlich – und hören auf, dafür zu spenden. Aber eigentlich ... Auch für uns in der Kommunikation verändert sich vieles, wenn ein Projekt an Einheimische übergeben wird: Wir erhalten weniger Geschich- ten, der Austausch ist umständlicher, es gibt mehr Hürden. Irgendwie mühsam ... aber halt – eigentlich sollte ich glücklich darüber sein, ja, re- gelrecht ausser mir vor Freude! Denn es ist doch gerade unser Ziel und unser grösster Wunsch ist, dass Projekte übergeben werden können. Dass sie ohne unsere Mitarbeitenden vor Ort gut funktionieren und weitergehen. Das ist der Grund, weshalb wir überhaupt Zeit, Finanzen und Mitarbeitende investieren. Nachdem die Verantwortung vor Ort übergeben wurde, braucht es meistens für eine bestimmte Zeit noch Unterstützung in Form von Coaching und Finanzen. Und anstatt mich aus einem Pro- jekt zurückzuziehen, wenn «meine» Mitarbei- tenden nach Hause kommen, möchte ich ab jetzt sagen: Jetzt erst recht! Jetzt, wo diese wich- tige Hürde geschafft ist, wo ich sehe, dass die- ses Projekt auf dem richtigen Weg ist, wo wir so nahe am Ziel sind, möchte ich erst recht in diese Arbeit investieren! Keine Unbekannten mehr In diesem Focus möchten wir Sie in dieses The- ma hineinnehmen. Wir möchten Ihnen auf- zeigen, weshalb es so wichtig ist, dass wir die Verantwortung für Projekte an Einheimische übergeben können und was das für uns be- deutet. Wir möchten Ihnen zeigen, bei welchen Projekten die Übergabe schon gelungen ist und wo sie heute stehen (Seite 10). Und wir möchten Ihnen unsere wertvollen einheimischen Mitar- beitenden vorstellen (Seite 16) – damit diese zu greifbaren Personen werden und nicht länger einfach irgendwelche Unbekannte bleiben.

Sarah BRÜHWILER, Kommunikation

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Weshalb Projekte scheit und wie wir das verhinde

Wer bereits in ein Entwicklungsland ge- reist ist, kennt die Bilder: halbverrostete Traktoren, eingefallene Getreidespeicher und defekte Wasserpumpen stehen ein- sam in der Gegend herum. Sie lassen erah- nen, dass hier gutgemeinte Projekte nach demWegzug der Initianten ein jähes Ende gefunden haben. Als SAM global ist es uns ein grosses Anlie- gen, dass unsere Arbeit nachhaltige Wirkung hat. Dieser Wunsch ist auch in unserem Na- men verankert: das M in SAM steht für «multi- ply» (multiplizieren) – unsere Projekte sollen auch ohne uns weitergehen und wo möglich weiterentwickelt und vervielfacht werden. Wo liegen die Gefahren? Damit das gelingt, müssen wir zuerst wis- sen, weshalb Projekte scheitern. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Oft wird mit dem Weggang der Expats die finanzielle Unter- stützung eingestellt. Manchmal wird wich- tiges Know-how nicht ausreichend an die richtigen Personen vermittelt. In anderen Fäl- len ist das Projekt für das benötigte Material von einer bestimmten Firma abhängig, aber aufgrund der sprachlichen und technischen Hürden bricht dieser Kontakt ohne Expats ab. Ein weiterer Stolperstein: Westliche Einsatz- leistende arbeiten «gratis», ihr Lohn wird von einem Freundeskreis oder einer Organisation finanziert. So können beispielsweise Schwei- zer Ärzte Patienten im Entwicklungsland günstig behandeln, da sie ihnen nur die Kos- ten für die Medikamente und das Material verrechnen müssen. Der einheimische Arzt, der die Arbeit übernimmt, muss seinen Lohn aber selber erwirtschaften. Dadurch verlangt er höhere Preise für die Behandlungen, was von der Bevölkerung als Affront empfunden werden und einen Patientenrückgang zur Folge haben kann.

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rn – n können

Wie können wir erreichen, dass Projekte eine langfristige Wirkung haben?

Als SAM global müssen wir dafür vor allem in zwei Bereiche investieren: in «Ow- nership» und «Capacity Building». «Ownership» (Englisch: to own something = etwas besitzen): Ownership be- deutet, dass die Projekte nicht als Projekte von SAM global gelten und wahr- genommen werden sollen, sondern als Projekte der lokalen Partnerorganisa- tionen, der einheimischen Mitarbeitenden und der Bevölkerung vor Ort. Um richtige Ownership zu erlangen, müssen wir: 1. Auf ein echtes Bedürfnis eingehen und nicht das tun, was wir für die Bevölkerung als wichtig erachten. In der Entwicklungszusammenarbeit sprechen wir von «Relevanz für Begünstigte». 2. Lokale Mitarbeitende in das Projekt miteinbeziehen – und zwar von der Idee über die Umsetzung bis zur Verselbständigung. 3. Verantwortung von Anfang an delegieren und Kompetenzen der Part- ner vor Ort fördern. 4. Den Ausstieg der Einsatzleistenden und das Einstellen der finanziellen Unterstützung von Beginn weg planen und klar kommunizieren. 5. Genügend Zeitreserven einplanen. «Capacity Building» (zu Deutsch etwa «Aufbau von Kapazitäten»): Im Capa- city Building geht es darum, durch Bildungsaktivitäten – ganz gemäss unserer Vision «Mit Bildung Leben verändern» – unsere Partner in den folgenden vier Bereichen zu stärken: 1. Individuelle Kompetenzen: Wir bilden Mitarbeitende in professionellen, kommunikativen, organisatorischen und spirituellen Fähigkeiten aus und weiter. 2. Organisationsentwicklung: Wir überprüfen unsere Strukturen sowie die der Partnerorganisation stetig und passen sie bei Bedarf an, um die Ef- fizienz zu erhöhen. 3. Stärkung der Netzwerke: Wir und unsere Partnerorganisationen betei- ligen uns an der Entwicklung übergeordneter Netzwerke und Bezie- hungsnetze. 4. Stärkung des Systems und der Institutionen: Wir und unsere Partner- organisationen arbeiten mit staatlichen und privaten Institutionen zu- sammen und versuchen, die Rahmenbedingungen für Entwicklungszu- sammenarbeit zu optimieren.

Andreas ZURBRÜGG, Länderverantwortlicher Sahel

Projekte übergeben –wie

Als SAM global ist es unser Ziel, dass unsere Arbeit irgendwann ohne unsere Unter- stützung funktioniert und weitergeht. In den letzten 130 Jahren konnten wir mehrere Projekte erfolgreich an Einheimische übergeben. Meistens war es ein geplanter Pro- zess, der mehrere Jahre dauerte, in einigen Fällen musste die Übergabe aber schnell gehen, da sich die Visa- oder Sicherheitssituation verschlechterte oder nicht mehr ge- nügend Mitarbeitende gefunden werden konnten. Aber wie funktioniert eine solche Übergabe und was braucht es dafür?

Als SAM global sind uns bei der Übergabe von Projekten drei Sachen besonders wichtig:

• dass die Arbeit gut weitergeht • dass das ganzheitliche und das geistliche Anliegen erhalten bleibt • dass eines Tages finanzielle Unabhängigkeit erreicht werden kann

Was braucht es dafür?

Die richtigen einheimischen Mitarbeitenden: Folgendes müssen diese mitbringen: Fachkenntnisse: Sie müssen über Fachwissen verfügen und dieses auch an andere weitergeben kön- nen und wollen. Sind keine Fachkräfte vor Ort, müssen geeignete Personen gefunden und entsprechend aus- und weitergebildet werden. Die richtige Einstellung: Die Mitarbeitenden müssen die ganzheitliche Vision des Projekts teilen. Sie sollten ihre Arbeit nicht einfach als Broterwerb sehen, sondern ein persönliches Anliegen dafür haben, den Menschen zu dienen und ihnen Gottes Liebe praktisch weiterzu- geben. Sie müssen bereit sein, Verantwortung zu übernehmen und Neues zu wagen. Charakterstärke und gute Grundwerte: Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Standhaftigkeit und Durchhaltevermögen – all das brau- chen die Mitarbeitenden, um Projekte gut weiterführen zu können, der weit verbrei- teten Korruption zu widerstehen und auch in schwierigen Zeiten nicht aufzugeben. Als SAM global unterstützen wir die Mitarbeitenden mit Coaching und Begleitung. Verlässliche Partner: Es braucht verlässliche Partner (beispielsweise Kirchen, Organi- sationen oder Vereine), die sich für das Projekt verantwortlich fühlen (Ownership), die Verwaltung und Überprüfung der Arbeit vor Ort übernehmen und die Vision und das Projekt weiterentwickeln. Idealerweise hat der Partner ein grosses Beziehungsnetz und kann ausgebildete Fachleute vermitteln und bei der Auswahl von Verantwortungsträ- gern helfen. Finanzen: Häufig ist es eine grosse Herausforderung, im Einsatzland genügend finanzi- elle Mittel zu generieren, da die Organisationen, Kirchen und Einzelpersonen nur über begrenzte Ressourcen verfügen. Es benötigt in diesem Bereich deshalb innovative Ideen, Aufbau von Kleingewerbe, Quersubventionierungen und Fundraising-Schulungen für die Mitarbeitenden. Oft braucht es aber für eine längere Zeit noch finanzielle Unterstüt- zung aus Europa.

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funktioniert das?

klare Definitionen, wie der Zusam- menschluss genau abläuft, was mit den Mitarbeitenden passiert und wer die Gesamtleitung übernimmt. Übergabe an den Staat: Insbesondere bei medizinischen Pro- jekten kann eine Übergabe oder Teil- übergabe an den Staat bzw. das Ge- sundheitsministerium sinnvoll sein. Dafür braucht es Abklärungen mit den staatlichen Ämtern, die Erfüllung aller staatlichen Vorgaben und den Abschluss verschiedener Verträge, damit die Arbeit auf gutem Niveau weitergeführt wird. Übergabe einzelner Bereiche: Teilweise werden einzelne Bereiche eines Projekts an lokale Partner (Ein- zelpersonen oder Organisationen) übergeben, während die Gesamtver- antwortung bei SAM global bleibt. Dadurch können Expat-Mitarbeiten- de entlastet und Einheimische ge- fördert werden. Gleichzeitig können dadurch erste Schritte in Richtung Projektübergabe gemacht werden. In einigen Fällen (z. B. COI in Indien oder CEFM in Burkina Faso) unter- stützen wir als SAM global bewusst bereits laufende Projekte mit Finan- zen, Coaching, Beratung und Mit- arbeitenden. Mit unserer Erfahrung und unserem Know-how können wir helfen, diese Projekte weiterzuent- wickeln, ohne Abhängigkeiten zu schaffen. Eine Alternative: Unterstützung von bestehenden Projekten

Wie läuft eine Projektübergabe ab? Im Idealfall findet beim Aufbau von Projekten schon von Beginn weg eine enge Zusammenarbeit von Expats und Einheimischen statt. Die Projekte werden gemeinsam un- ter Berücksichtigung des lokalen Kontextes geplant und umgesetzt, Ideen und Wissen ausgetauscht und Kompe- tenzen weiterentwickelt. Einheimische Mitarbeitende wer- den gestärkt und gefördert. Wenn der Expat das Land ver- lässt, kann sein lokaler Stellvertreter somit die Arbeit ohne Unterbruch weiterführen. In der Praxis klappt das jedoch aus verschiedenen Grün- den nicht immer so reibungslos. Deshalb muss in jedem Fall eruiert werden, welches der beste Weg für eine Über- gabe ist. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten: Übergabe eines Projekts an eine bestehende Organisation, Kirche, einen Verein oder eine Einzelperson: Falls das Projekt ausschliesslich von Expat-Mitarbeitenden aufgebaut wurde, wird frühzeitig ein geeigneter einheimi- scher Partner gesucht und miteinbezogen, an den das Pro- jekt übergeben werden kann. Da in solchen Fällen meist ein grosser Teil der Finanzen aus dem Ausland kommt, liegt bei der Übergabe ein Schwerpunkt auf Schulungen im Bereich Finanzen und Fundraising. Ein weiterer Fokus ist die Förderung und Ausbildung der Leitungspersonen sowie das Vermitteln der Vision und Ziele des Projekts. So- bald passende Leitende gefunden wurden und eine aus- reichende finanzielle Abstützung im Land vorhanden ist, kann die Verantwortung für das Projekt der entsprechen- den Organisation übergeben werden. Gründung einer Organisation oder eines Vereins, sodass eine Übergabe möglich wird: Wenn es vor Ort keine passenden Partnerorganisationen gibt, müssen für eine Übergabe zuerst entsprechende Strukturen geschaffen werden. Das braucht mehr Vorbe- reitung, da ein Verein oder eine Organisation gegründet und geeignete Vorstandsmitglieder und Leitungsperso- nen gefunden werden müssen. Capacity Buildung muss hier auf Organisationsebene stattfinden. Zusammenschluss mit einem anderen Projekt: Wenn es ähnliche Projekte oder Vereine vor Ort gibt, kann ein Zusammenschluss mit diesen angestrebt werden. Da- für muss im Vorfeld eingehend geprüft werden, ob die Projekte wirklich zusammenpassen, und es braucht eine

Beatrice RITZMANN, Länderverantwort- liche Brasilien und Angola

Was bedeutet die Übergabe von Projekten für SAM glo Unsere beiden Kinder sind in einem mehrjährigen Prozess Schritt für Schritt selbständiger und inzwischen erwachsen geworden. Unsere Rolle als Eltern hat sich in dieser Zeit verändert – unsere Kinder haben immer mehr Verantwortung übernommen und wir sind zunehmend zu Coaches und Freunden geworden. Heute versuchen wir, uns als Erwachsene gegenseitig zu unterstützen. Es gibt Dinge, da haben wir als Eltern mehr Erfahrung, und Bereiche, wo wir von unseren Kindern lernen und sie uns coachen, wie beispielsweise im Um- gang mit neuen Medien. Wir sind regelmässig in Kontakt und froh, dass wir einander haben. Ähnlich verhält es sich, wenn wir als SAM global Projekte an Einheimische übergeben: Bei der Übergabe gibt keinen abrupten Abbruch der über Jahre gewachsenen Beziehungen, sondern die Rollen verändern sich und wir nehmen immer mehr eine beratende und unterstützende Funktion ein. 1. Projektverantwortung vollständig bei SAM global: Das ist vor allem in Pioniersituationen der Fall, wenn es (noch) keinen geeigneten Partner vor Ort gibt. Dann übernimmt SAM global zu Beginn die gesamte personelle und finanzielle Verantwortung für ein Projekt und bildet dann vor Ort mit der Zeit Mitarbeitende aus und Part- nerschaften auf. Beispiel: ActionVIVRE, Guinea. 2. Gemeinsame Projektverantwortung: Wann immer möglich starten wir ein Projekt gemeinsammit einem Part- ner vor Ort. So identifiziert sich dieser von Beginn weg mit der Arbeit und die Verantwortung liegt nicht alleine bei uns. Der Partner kann das Projekt dadurch eines Tages einfacher übernehmen. Beispiel: ProAGRO, Guinea – das Projekt wurde zusammen mit der Organisation OGDC vor Ort entwickelt und gestartet. 3. Projektverantwortung bei Partnern vor Ort: In diesem Fall gibt es verschiedene Möglichkeiten für die Rolle von SAM global: a. Unterstützung durch Expats: Manchmal haben wir (noch) europäische Mitarbeitende vor Ort, die Lei- tung des Projektes liegt aber bei einem lokalen Leiter – entweder, weil die Verantwortung von SAM global an ihn übertragen wurde oder weil das Projekt schon von Einheimischen gestartet wurde. Beispiele: Pro- SERTÃO, Brasilien: das Projekt wird inzwischen von einem Brasilianer geleitet und es sind noch Mitarbeiten- de von uns vor Ort. ProTIM 2-2-2 Nord, Guinea: Unsere Mitarbeiterin hilft, guineische Christen darin auszu- bilden, wie sie sensibel auf Muslime zugehen können, wobei die Arbeit von einem Guineer geleitet wird. b. Coaching und Besuche: In einigen Fällen unterstützen wir Projekte mit regelmässigen Besuchen und Coaching vor Ort. Beispiel: Oeuvre Médicale (OM), Kamerun: Über Jahre wurde darauf hingearbeitet, dass lokale Leitende die Verantwortung übernehmen können – mit Erfolg. Die grosse medizinische Arbeit funk- tioniert inzwischen gut ohne europäische Mitarbeitende vor Ort. Die Leitenden sind aber dankbar, dass Hanna Weiberle, die beim Aufbau des Projekts dabei war und das OM lange geleitet hat, jedes Jahr ein bis zwei Mal vor Ort ist, um mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, ihre Erfahrungen zu teilen und zu helfen, Teil- projekte zu entwickeln und umzusetzen. c. Beratung und finanzielle Unterstützung: Einige Projekte werden schon länger von lokalen Partnern verantwortet. Wir beraten sie regelmässig per Skype und unterstützen sie finanziell. Beispiele: Theologische Ausbildung in Sri Lanka oder Lepraarbeit in Guinea. 4. Völlige Unabhängigkeit: Ein Projekt wird übergeben und ist finanziell und auch sonst völlig unabhängig von uns. In den meisten Fällen wird auch dann der Kontakt aufrechterhalten. Sind die Beziehungen gut, schätzt man die gegenseitige Ermutigung. Generell kann sam global unterschiedliche rollen einnehmen – je nachdem, wie ein projekt funktioniert und wo es gerade steht:

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al?

Eine grosse Herausforderung: Die finanzen

Aus Sicht der Entwicklungszusammenarbeit und missiologisch gesehen macht es Sinn, Einheimische zu fördern und die Verantwortung für Projekte wenn immer möglich zu übergeben und auch Projekte ohne Expats zu starten. Doch es gibt in all dem eine grosse Herausforderung für SAM global: Ohne europäische Leute vor Ort gibt es weniger Spenden. Die Gründe: • Spenden sind oft an Beziehungen zu Mitarbeitenden gebunden . Kehren diese in die Schweiz zurück, bleiben auch die Spenden weg. Dies ist für SAM global eine Schwierigkeit, denn das Projekt soll auch nach der Abreise der Mitarbeitenden funktionieren und oft braucht es dafür weiterhin finanzielle Unterstützung. • Die Kommunikation wird schwieriger. Europäische Mitarbeitende ha- ben oft ein natürliches Interesse zu kommunizieren – sie möchten ihre Erfahrungen mit ihren Freunden teilen und sind sich bewusst, wie wich- tig solche Berichte für die Unterstützung der Projekte sind. Lokale Mitar- beitende haben mehr Mühe, zu spüren, welche Informationen und Ge- schichten für Leute in Europa interessant sein könnten. Zudem kommen viele von ihnen aus einer eher oralen Kultur und es fällt ihnen schwerer, schriftlich zu kommunizieren. • Das Vertrauen sinkt. Ist ein Europäer vor Ort, ist das Vertrauen automa- tisch grösser – und es nimmt ab, wenn niemand mehr dort ist, den man kennt oder mit demman sich identifizieren kann. Haben die lokalen Mit- arbeitenden zudem Mühe, die hohen Anforderungen betreffend Berich- te zu erfüllen (z. B. saubere finanzielle Abrechnung), springen Geldgeber ab. Finanzielle Unabhängigkeit ist nicht überall möglich Als SAM global arbeiten wir daraufhin, dass Projekte auch finanziell selbsttragend werden. Oft gelingt das, zumindest was die Betriebskosten anbelangt. Wenn aber ein spezielles Projekt ansteht – wie beispielsweise derzeit das neue Gesund- heitszentrum für Flüchtlinge in Kamerun – braucht es nach wie vor Unterstützung. In bestimmten Projekten, beispeilsweise in den Bereichen Ausbildung oder Lepra, HIV und Tuberkulose, ist es schwierig bis unmöglich, die Betriebskosten mit den Einnahmen zu decken. Würden wir für all diese Angebote so viel Geld verlangen, wie es braucht, um diese zu finanzieren, würden wir gerade die Ärmsten benach- teiligen. Solange es noch finanzielle Unterstützung braucht, möchten wir nicht einfach aufhören, sondern dazu beitragen, dass die Arbeit weitergehen kann. Dan- ke allen, die mit ihren Spenden dazu beitragen, dass das möglich ist!

Jürg PFISTER, Leiter SAM global

Es geht weiter!

Ein paar Beispiele

IESA

Einige Projekte, die SAM global gestartet hat – und die heute teilweise oder ganz unter derVer- antwortung von Einheimischen laufen:

Angola

IESA (Igreja Evangélica Sínodal de Angola) Projekt: Die IESA ist ein Gemeindeverband in Angola, zu dem mehr als 2500 Ge- meinden und über 1.5 Millionen Mitglieder gehören. In den letzten Jahren ent- standen auch in Brasilien, Sambia und Namibia IESA-Gemeinden. Zur IESA gehören zudem eine medizinische Arbeit (Spital, Rehabilitation, Ausbildung von Pflegefach- personal, Gesundheitsposten), eine Radioarbeit und ein theologisches Seminar. Geschichte und aktuelle Situation: Die ersten Angola-Mitarbeitenden von SAM global wollten den afrikanischen Völkern, die durch den Sklavenhandel entwürdigt wurden, Hilfe bringen. Daraus entstanden viele kleine christliche Gemeinschaften, die sich irgendwann in einem Gemeindeverbund zusammenzuschlossen – der IESA. Von Anfang an gehörten zum Komitee der IESA sowohl Angolaner als auch Euro- päer. Parallel dazu wurde eine medizinische Abreit aufgebaut, die stetig wuchs. Ein Schwerpunkt war dabei die Ausbildung von einheimischem medizinischen Perso- nal, was sich als grosser Segen erwies, denn während des Bürgerkriegs in Angola (1961–1974 und 1975–2002) mussten die ausländischen Mitarbeitenden zeitweise das Land verlassen und die Verantwortung wurde ganz an die IESA übergeben – dank der guten Ausbildung konnte die Gesundheitsarbeit weitergeführt werden. SAM global unterstützt den Verband heute mit kleineren finanziellen Beiträgen so- wie einer pensionierten Mitarbeiterin vor Ort. SOLE Angola (Solidariedade Evangélica de Angola) Projekt: SOLE Angola leitet die Augenklinik Boa Vista und setzt sich für die Ausbil- dung von Augenärzten ein. Daneben engagiert sich der Verein in der landesweiten Lepraarbeit. Geschichte und aktuelle Situation: Der Verein SOLE Angola wurde 2014 gegrün- det, um die medizinische Arbeit, die von SAM global gestartet wurde, zu überneh- men. Die Gründung des Vereins und die Übergabe der verschiedenen Aufgabenbe- reiche geschahen schrittweise: Es wurden geeignete Vorstandsmitglieder engagiert, neue Strukturen geschaffen und Abläufe neu definiert. Zudem wurden angolani- sche Partner gesucht, die bereit waren, die Arbeit finanziell zu unterstützen. SAM global ist nach wie vor regelmässig mit SOLE Angola in Kontakt und unterstützt den Verein mit Beratung, Ideen, Besuchen und finanziellen Beiträgen. Letztere können jährlich reduziert werden.

sole

solidariedade evangélica

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Brasilien

Pro RIBEIRINHO

meindeverbände. SAM global fungiert «nur» als einer der Gründungspartner – wenngleich als sehr wichtiger. Im letzten Jahr wurde die Leitung von Beat Roggensinger an Pastor Rubens Coutinho übergeben und es stossen im- mer mehr brasilianische Mitarbeitende zumTeam. Die meisten kämpfen jedoch damit, ihren Unterhalt zusammenzube- kommen. Kirchen und Privatpersonen in Brasilien tun sich schwer damit, sich auf diese Weise zu verpflichten. Pro VIDA Projekt: In der Millionenstadt Belém sind Kriminalität und Drogenhandel weit verbreitet. ProVIDA möchte be- nachteiligten Kindern und Jugendli- chen Schutz, Hoffnung und eine neue Lebensperspektive geben, sodass sie nicht in dieses Umfeld abdriften bzw. daraus ausbrechen können. Dafür arbei- tet ProVIDA in der Prävention (vor allem mit Vorschulprogrammen, Sportaktivi- täten, Nachhilfeunterricht und Kinderbi- belclubs) sowie in Jugendgefängnissen. Geschichte und aktuelle Situation: Von Anfang an wurde darauf hingear- beitet, das Projekt an einheimische Lei- tende zu übergeben. Deshalbwurde viel Wert auf die Schulung und Förderung von Mitarbeitenden gelegt – es wurden Praktika angeboten und viele der Prak- tikanten konnten danach als Mitarbei- tende im Projekt bleiben. Mit Keylla und Mario Praxedes Filho haben nun zwei langjährige ProVIDA-Mitarbeitende die Leitung übernommen. Die beiden wur- den schrittweise auf ihre Aufgabe vor- bereitet und auch nach der Übergabe von Expat-Mitarbeitenden begleitet. Eine Herausforderung für sie ist der administrative Teil der Projektleitung. Zudem müssen die beiden wegen der Schliessung des Jungenheims Girassol neue Projektschwerpunkte fürs ProVI- DA definieren. Als SAM global tauschen wir regelmässig mit Keylla und Mario aus, coachen sie und helfen dabei, Ent- scheidungen zu treffen. Das Projekt wird nach wie vor grösstenteils mit Spenden aus der Schweiz finanziert.

Pro RIBEIRINHO

Projekt: Das ProRIBEIRINHO-Team ist regelmässig auf drei Nebenflüssen des Amazonas unterwegs, um die Men- schen, die zerstreut in kleinen Siedlun- gen an den Flüssen leben, zu besuchen und ihnen ganzheitliche Hilfe zu brin- gen: es werden medizinische Behand- lungen und Schulungen sowie Ausbil- dungen in Landwirtschaft angeboten, Gottesdienste durchgeführt und Ge- meinden unterstützt. Geschichte und aktuelle Situation: Die ersten Mitarbeitenden von SAM global reisten 1993 in das Projekt. Als sie 2002 infolge Pensionierung in die Schweiz zurückkehrten, wurde ein bra- silianischer Verein gegründet, der die Arbeit weiterführte. Seit 2006 leitet der Brasilianer Daniel de Souza das Projekt. Zu Beginn wurde er eng von SAM glo- bal begleitet, heute ist das einheimi- sche Team grösstenteils selbständig unterwegs und mit anderen Organi- sationen gut vernetzt. Unsere Aufgabe besteht jetzt darin, bei Entscheidungen und in schwieriegen Situationen zu beraten. Eine grosse Herausforderung stellt zudem die Mittelbeschaffung dar – die Gemeinden im Norden Brasiliens sind selber sehr arm und teilweise fehlt die Sicht für die ganzheitliche Arbeit. Deshalb unterstützen wir das Projekt nach wie vor stark finanziell und auch die Buchhaltung läuft über uns. Pro SERTÃO Projekt: ProSERTÃOmöchte Leiter und Leiterinnen fördern, die Lebensgrund- lagen der Bevölkerung im Sertão, dem Nordosten Brasiliens, verbessern und christliche Gemeinschaften und Ge- meinden mobilisieren, vernetzen und stärken, sodass sie wachsen und sich multiplizieren können. Geschichte und aktuelle Situation: ProSERTÃO wurde 2013 bereits als bra- silianische Organisation gegründet. Von Anfang an bestand die Leitung aus Vertretern verschiedener lokaler Ge-

Pro SERTÃO

Guinea

Augenklinik Bartimée Projekt: Die Augenklinik Bartimée in Conakry möchte im muslimi- schen Guinea Gottes Liebe weitergeben – durch spezialisierte Augen- behandlungen, seelsorgerlichen Dienst und einen würdigen Umgang mit den Patienten ohne Bevorzugung von Rang, Geschlecht, Religion oder Ethnie. Die Augenärzte, Augenpflegefachkräfte und angelernten Pflegefachleute behandeln pro Tag 80 bis 100 Patienten, führen pro Monat rund 100 Kataraktoperationen durch und bilden angehende Augenärzte aus. Geschichte und aktuelle Situation: Die Augenklinik steht seit 2013 unter guineischer Leitung. Sie ist heute selbsttragend und bezahlt die Löhne der 30 Angestellten sowie sämtliche Reparaturen, Medikamen- te und den Diesel für den Strom mit dem erwirtschafteten Ertrag. Bei der Beschaffung von Spezialgeräten erhält sie noch Unterstützung von aussen. Primar- und Oberstufenschule ActionVIVRE (Action VIVRE Nord) Projekt: ImOktober 2006 eröffneten wir die Primarschule ActionVIVRE mit drei Klassen. Jedes Jahr kam eine Schulklasse dazu und seit 2013 ist nun die ganze Primar- und Oberstufe von der 1. bis zur 10. Klasse abge- deckt. Derzeit werden über 500 Schülerinnen und Schüler ausgebildet. Geschichte und aktuelle Situation: Den Unterricht und die Leitung übernahmen von Anfang an einheimische Fachkräfte. Sie unterrichten grundsätzlich den gleichen Schulstoff wie die öffentlichen Schulen und führen die Schule auf ihre Weise. Das Team vor Ort kann aber ei- niges mitbestimmen und beeinflussen. Als christliche Privatschule soll die ActionVIVRE-Schule einen Unterschied machen. Uns sind ein en- gagierter und zuverlässiger Unterricht, faire Beurteilung der Schüler, korrekte Buchhaltung und Religionsunterricht wichtig. Darin brauchen der Direktor, der Buchhalter und die Lehrkräfte je nach Person mehr oder weniger Anleitung und Unterstützung. Die grosse Kunst ist, zu- verlässige, treue und ehrliche Leute zu finden, welche auch bei wach- sender Verantwortung und bei Leitungsaufgaben «auf dem Boden» bleiben. Centre d’études – Studiencenter (Action VIVRE Süd) Projekt: Im Studiencenter bieten wir Jugendlichen Informatik- sowie Englischkurse auf verschiedenen Niveaus an. Zudem führen wir eine kleine Bibliothek mit einer Leseecke. Durch die Kurse entstehen wert- volle Kontakte und Beziehungen und es ergibt sich die Möglichkeit, die Gute Nachricht zu teilen. Geschichte und aktuelle Situation: Bis vor zwei Jahren wurde das Studiencenter von Schweizern geleitet. Als wir einen Nachfolger für die Arbeit suchten, vermittelte uns die GBEEG (Pendant zu den Verei- nigten Bibelgruppen in der Schweiz) den jungen gläubigen Guineer Bienvenu. Dieser leitet das Studiencenter nun sehr engagiert und ar- beitet dabei eng mit dem Team vor Ort zusammen. Er teilt die Vision des Projekts und es ist ihmwichtig, nicht nur Fachwissen zu vermitteln, sondern ganzheitlich zu arbeiten.

Augenklinik Bartimée

Primar- und Oberstufenschule ActionVIVRE

Centre d’études

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CHRS Macenta (Pro ESPOIR ) Projekt: Das CHRS (Centre Hospitalier Régional Spécialisé) Macenta ist ein regionales Referenzspital für chronische Krankheiten wie HIV/AIDS, Tuberkulose, Lepra und verschiedene körperliche Behinderungen. Geschichte und aktuelle Situation: Das Spital wurde von SAM global ab 1981 als «Centre Médical» aufgebaut. In einemmehrjährigen Prozess wurden die Verantwortungen schrittweise an Guineer übergeben. Im Februar 2018 hat der Gesundheitsminister ein neues Abkommen mit SAM global unterschrieben, wodurch das Spital unter dem neuen Na- men «CHRS» autonom wurde. Das Spital wird jetzt von der einheimi- schen Spitaldirektion unter der Aufsicht eines Verwaltungsrats, in dem SAM global, das Gesundheitsministerium und die lokale Kirche vertre- ten sind, geführt. Weiterhin sind Mitarbeitende von SAM global vor Ort, um die Spitaldirektion zu stärken und dabei zu unterstützen, das christ- liche Zeugnis und die Qualität der medizinischen und der administrati- ven Arbeit aufrechtzuerhalten.

C HR S Macenta Centre Hospitalier Régional Sp écialisé

CHRS Macenta

KAMERUN

Oeuvre Médicale de l’UEEC (Pro SALAAM ) Projekt: Das Oeuvre Médicale (OM) gehört zum Evangelischen Gemeindebund UEEC in Kamerun und betreibt sieben Gesundheitszentren. Ein weiteres befindet sich der- zeit im Aufbau. Durch die rund 130 Mitarbeitenden werden jährlich über 70‘000 Pati- enten versorgt und eine umfangreiche Präventionsarbeit geleistet. Mehrere der Zen- tren bestehen schon seit über 50 Jahren und funktionieren seither ohne Unterbruch. Geschichte und aktuelle Situation: Seit 2015 läuft das OM unter kamerunischer Lei- tung. Was hat dazu beigetragen, dass die Arbeit gut übergeben werden konnte? • Die Übergabe war ein mehrjähriger Prozess, der lange vorbereitet wurde. • Es wurde viel Wert darauf gelegt, begabte und geistlich motivierte Mitarbeitende zu gewinnen und zu fördern. • Es gelang, frühzeitig handlungsfähige und effiziente Organisations- und Entschei- dungsstrukturen zu schaffen. • Die Expats haben über die Jahre hinweg zu vermitteln und zu leben versucht: Wir dürfen grosse Ziele haben, doch wir müssen die vielen kleinen Schritte gehen, um zum Ziel zu gelangen! • Als wegen der Probleme mit Boko Haram die letzten Expats das Land verlassen mussten, haben wir in der Entscheidung, wer die Hauptverantwortung des Werks übernimmt, die Leitung Gottes erfahren. Heute findet immer noch ein enger Austausch statt. Die Kommunikation zwischen dem OM und Hanna Weiberle, die als Beraterin regelmässig vor Ort ist, läuft gut, weil sie sich und die jeweiligen Arbeitsweisen gut kennen und Vertrauen gewachsen ist. Unterstützung ist weiterhin in finanziellen Angelegenheiten sowie in der Planung, im Fundraising, in Personalfragen und in der Berichterstattung über neue Projekte wichtig.

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TSCHAD

Schule «Mustakhbal wa Radja’» (Pro RADJA’ )

Projekt: An der Schule erhalten 245 Kinder eine solide, praktische und ihrem Umfeld angemes- sene Ausbildung. Geschichte und aktuelle Situation: Während der ersten vier Jahre des Aufbaus wurde die Schu- le von einem Gründungskomitee geleitet, das aus Schweizer Einsatzleistenden und tschadischen Fachpersonen bestand. Dieses Komitee hat die Statuten und Reglemente erstellt, den Direktor und die Lehrkräfte eingestellt und Beziehungen zu Finanzpartnern, Schulinspektion und Kirche gepflegt. Alle Stellen (Lehrpersonen, Direktion etc.) wurden von Beginn weg mit Tschaderinnen und Tschadern besetzt. Seit kurzem ist ein Administrativrat für die Schule verantwortlich. Als Fi- nanzpartner hat SAM global mit einer Vertreterin Einsitz in diesem Rat.

Kinder- und Jugendarbeit N’Djaména, Tschad

Projekt: Ausbildung und Begleitung von Leitenden für die Kinder- und Jugendarbeit Geschichte und aktuelle Situation: EineMitarbeiterin von SAMglobal hat sich über Jahre für die Aus- und Weiterbildung junger Leitungspersonen eingesetzt. Die Kirche schätzte diesen Dienst sehr, hat sich aber selber lange Zeit kaum dafür engagiert. Seit einigen Jahren ist das glücklicher- weise anders: heute gibt es allein für die Sonntagsschularbeit einen nationalen Koordinator, der sich mit viel Enthusiasmus in diese Arbeit investiert. Somit kann unsere Mitarbeiterin ihre Projek- te und ihr Material Schritt für Schritt weitergeben, bevor sie Ende Jahr pensioniert wird.

Dürfen wir vorstellen?

Ein entscheidender Faktor, um Projekte übergeben zu können, sind die richtigen Mitarbeitenden. In diese möchten wir als SAM global ganz be- wusst investieren: Während vor ein paar Jahren noch vor allemWachper- sonal und Haushaltshilfen auf unseren Lohnlisten standen, sind heute im- mer mehr professionelle einheimische Mitarbeitende aus den Bereichen Bildung, Gesundheit, Gemeinde und Administration bei uns angestellt. Einige von ihnen stellen sich hier vor:

ANGOLA

Ruth, Rehabilitationsarbeit

Ich heisse Ruth, bin 56 Jahre alt und ich habe sechs Kinder und 18 Enkelkinder. Ich bin Krankenschwester und konn- te mich vor etlichen Jahren durch einen internen Kurs auf Rehabilitation spezialisieren. Inzwischen arbeite ich seit vielen Jahren in diesem Bereich – ich leite die Abteilung «Elavoko» (Umbundu für «Hoffnung») des Spitals in Kalu- kembe und betreue das Prothesenzentrum hier. Es ist für mich ein Vorrecht, in meiner Arbeit Gottes Liebe durch Worte und Taten weitergeben und Mitarbeitende anleiten zu können. Es berührt mich immer wieder neu, wenn Patienten durch unsere Behandlung geheilt werden und viel bessere Aussichten auf soziale und wirtschaftliche Integration erhalten. Wir sind sehr dankbar, dass Menschen aus Europa bis heu- te die Reha-Arbeit unterstützen und somit Menschen ihre Würde zurückgeben.

kambodscha Sovorth, Lighthouse Battambang

Ich heisse Sovorth Tes Chan und bin 24 Jahre alt. Seit Januar 2017 bin ich Projektmanager von Lighthouse Serving: Ich wähle die Bauern für das Projekt aus, schule und betreue sie, kaufe und verkaufe die Kühe, die bei den Bauern eingestellt werden, und pflege die Datenbank, in der Informationen über die Kühe erfasst sind. Ich sehe es als meine Aufgabe, nicht einfach viel Geld zu verdienen, sondern etwas für die Allgemein- heit zu tun. Ich möchte den Menschen auf dem Land die Gute Nachricht näherbringen und ihnen aufzei- gen, wie wichtig eine gute Ausbildung für sie und ihre Kinder ist. Insbesondere die Bauern hier haben oft Schweres erlebt. Dadurch, dass wir ihnen mit Liebe begegnen, dürfen sich Herzen wieder öffnen und neu gefüllt werden.

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Brasilien

Daniel, Pro RIBEIRINHO

Mein Name ist Daniel de Souza. Ich bin ausgebildeter Land- wirtschaftstechniker und Pastor und leite seit 2006 das Pro- RIBEIRINHO. Ich liebe diese Aufgabe – es ist mir ein grosses Anliegen, meinen Mitmenschen mit praktischer Unterstüt- zung und im Glauben zu helfen, und mit dem ProRIBEIRIN- HO ist beides möglich. Ein grosses Danke an alle Spender und Beter. Ohne Ihre Gebete und die finanzielle Hilfe würde es dieses Projekt nicht geben. Keylla, Pro VIDA Ich bin Keylla Ciane Praxedes und arbeite seit elf Jahren im ProVIDA in der Prävention. Vor einem halben Jahr habe ich gemeinsam mit meinem Mann Mario die Leitung des Pro- jekts übernommen. Es ist für mich ein Privileg, im ProVIDA zu arbeiten und mein Leben für Gott einzusetzen. Er gibt mir immer wieder neu Freude an dieser Aufgabe und es berührt mich, die Veränderungen im Leben der Kinder zu sehen. Liebe Spender: Sie sind ein grosses Vorbild und ge- ben grosszügig, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Sie investieren in uns, ohne uns jemals gesehen zu haben. Da- für bin ich sehr dankbar und wünsche Ihnen Gottes Segen!

BURKINA FASO

Dielgou, Evangelisches Bildungszentrum für transkulturelle Arbeit (CEFM) Ich heisse Dielgou Kibsa und gehöre seit 2009 zum CEFM. Angefangen habe ich als Student. Nach meiner Ausbildung wurde ich in das Gebiet des Senoufo-Volkes im Westen von Burkina Faso gesandt, das noch nie von der Guten Nachricht gehört hatte. In ganz Burkina Faso gibt es rund 80 ethnische Gruppen – und nur 20 haben wirklich etwas von Jesus gehört. Dort habe ich von 2011 bis 2016 gearbeitet und konnte eine Kirche aufbauen. Seit 2017 bin ich nun als Lehrer am CEFM und bilde Mitarbeitende für den transkulturellen Dienst aus. Ich unterrichte Kurse inMissiologie und gebe den Studierenden meine Erfahrungen weiter. Meine Motivation ist meine Liebe zu Jesus. Ich möchte in den Studierenden den Wunsch und die Freude wecken, den Menschen, die noch nie von Jesus gehört haben, zu dienen – und das in allen Herausforderungen, die das mit sich bringt. Es begeistert mich, dass Gott mich dafür brauchen kann.

guinea

Bienvenu, Action VIVRE Süd

Mein Name ist Bienvenu Lamah und ich bin 26 Jahre alt. Seit Ok- tober 2017 arbeite ich als Leiter des Studiencenters im ActionVIV- RE Süd. Diese Arbeit ist mir wichtig, weil sie mir erlaubt, tiefe und vertrauensvolle Freundschaften zu jungen Menschen aufzubau- en und ihnen aufzuzeigen, wie es möglich ist, versöhnte Bezie- hungenmit anderen Menschen undmit Gott zu haben. Ichmöch- te die Hoffnung teilen, die Gott mir gegeben hat – und empfinde viel Freude und Frieden in meiner Arbeit. Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer, ich danke Ihnen. Vie- len Dank, dass Sie sich Jahr um Jahr engagieren. Indem Sie unser Projekt unterstützen, sei es finanziell oder auch mit Ihrer Zeit, er- möglichen Sie es SAM global, kontinuierlich gegen die Armut zu kämpfen und den Menschen eine gesunde und lebendige Iden- tität zu geben. Nochmals ein grosses Dankeschön an Sie alle für Ihre Grosszügigkeit. N’Kossa, Pro TIM 2-2-2 Kissidougou Mein Name ist N’Kossa Mansaré. Ich bin 33 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Ich bin ausgebildeter Soziologe und gehöre zur evangelischen Kirche. Seit 2014 arbeite ich als Verwalter undWerkstattleiter in den Aus- bildungsprojekten von SAM global in Kissidougou. Unsere Arbeit hier ist sehr wichtig, weil wir nur durch eine gute Ausbildung in der landesweiten Entwicklung Fortschritte machen können. Zaoro, Pro AGRO Mein Name ist Zaoro Dongbo Maomy und ich bin Direktor von ProAGRO. Ich bin in Guinea aufgewachsen und habe ein Studium als Kulturingenieur an der landwirtschaftlichen Universität absol- viert. Mit dem Studium kam der Wunsch, mich in einem Projekt zu engagieren, das unserem Land hilft. Zuerst arbeitete ich als Übersetzer bei einer internationalen Organisation. 2011 bin ich dann zu ProAGRO gekommen, weil ich sah, dass dieses Projekt meiner Vision genau entsprach. Am Anfang war ich für die Her- stellung und den Vertrieb von Fachbroschüren verantwortlich. Als Daniel Berger, der das Projekt aufgebaut hatte, 2014 in die Schweiz zurückkehrte, übernahm ich die Hauptleitung. Das Ziel von ProAGRO ist die Verbesserung der Ernährungssitua- tion und die wirtschaftliche Entwicklung in Guinea. Unsere Kurse haben schon sehr viel bewirkt. Sie helfen den Bauern, mehr und günstiger zu produzieren. Zudem helfen wir, Getreidebanken zu gründen und zeigen auf, wie Fehlernährung vermieden werden kann. Mein Glaube und die sichtbaren Resultate motivieren mich, dieses Projekt weiter voranzutreiben. Insgesamt arbeiten jetzt 28 Leute für ProAGRO. Ich danke SAM global für die grosse Hilfe, die durch dieses Projekt in unser Land gebracht wurde.

18

kamerun

Sanda, Pro SALAAM

Sanda, was machst du genau? Gemeinsam mit einem Team der UEEC (Partnerkirche von SAM global in Kamerun) bin ich in Dörfern und Städten unterwegs, um den Menschen einen Film über das Leben von Jesus zu zeigen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Es ist uns ein Anliegen, jeweils auch die Gemeindemitarbeitende in den verschiedenen Ort- schaften zu schulen und zu ermutigen. Daneben betreue ich soziale Projekte wie Alphabe- tisierungskurse und Brunnenbau für einen interkulturellen Mitarbeiter, der aus Sicherheits- gründen nicht umherreisen darf. Was motiviert dich? Ich tue diese Arbeit aus Liebe zu Jesus. Wenn ich von Jesus reden kann, verspüre ich einen grossen Frieden und innere Freude. Wenn ich hingegen zuhause bleibe, fühle ich mich nicht wohl. Ich liebe die Menschen und wünsche mir für sie, dass sie befreit von Angst leben können. Und ich liebe es, wenn ich miterleben darf, wie Freude in ihre Herzen einkehrt und sich ihr Leben zum Guten verändert.

tschad

Florent, Pro RADJA’

Mein Name ist Florent Nang-Tour. Ich hatte schon als Kind Kontakt mit den interkul- turellen Mitarbeitenden hier im Ort und habe ihnen bei praktischen Arbeiten gehol- fen. Nach meinem Studium habe ich Teilzeit als Lehrer gearbeitet und Teilzeit auf der Station. Als die Primarschule Mustakhbal wa Radja’ geplant wurde, konnte ich beim Konzept mitarbeiten und danach immer mehr Verantwortung übernehmen. Heute bin ich Direktor der Schule und seit Mai 2018 Projektleiter von ProRADJA’. Ich engagiere mich gerne für Kinder und möchte ihnen Werkzeuge mitgeben, damit ihr Leben gelingt und sie Hoffnung und eine Perspektive für ihre Zukunft haben. Zu unterrichten bedeutet, den Kindern zu ermöglichen, ihr Potenzial zu entfalten und den Weg einzuschlagen, den Gott für sie vorgesehen hat. Es bedeutet auch, junge Menschen zu prägen, sodass sie später kompetente und integre Führungspersonen werden und zur positiven Veränderung der Gemeinschaft und der ganzen Gesell- schaft beitragen können. Ich finde es sehr schön, dass wir dank Ihren Spenden auch Kinder aus sehr bescheidenen Verhältnissen aufnehmen und ihnen eine Ausbildung und damit eine bessere Zukunft bieten können. Ein besonderes Anliegen ist für mich die Lehrerausbildung. Es berührt mich zu sehen, wie Lehrpersonen ihre Berufung entdecken, wie sie neue Arten des Unterrichts aus- probieren und den Kindern durch ihre liebevolle Art Gottes Liebe zeigen. Ein solch wertschätzender Umgang mit Kindern ist aussergewöhnlich im Tschad – und den möchte ich weiter fördern.

Braucht es denn angesichts der immer besser qualifizierten einheimischen Mitarbeitenden noch westliche Fachkräfte?

Das wollten wir Anfang Jahr in Guinea herausfinden und befragten dort Personen verschiedener sozialer Schichten zu diesemThema. Die Antwort lautete fast überall klar «Ja». Die Gründe dafür: Die Vermittlung von fundiertem Fachwissen ist insbesondere in der Be- rufsbildung (Handwerk, Pädagogik, Medizin) nach wie vor notwendig und willkommen. Interkulturelle Mitarbeitende bringen zudem Kreativität, technisches Wissen, ein grosses Beziehungsnetz, finanzielle Unterstützung sowie oft hilfreiches Material und Equipment mit, das es in den Einsatzländern noch nicht gibt. Das grosse Potenzial in der Entwicklungszusammenarbeit ist für uns offensichtlich. Wir sind überzeugt, dass wir mit dem Einsatz von Fachkräften nach wie vor einen sehr eiffzienten Beitrag leisten können. Andreas Zurbrügg

Ein Tag im Leben von Rafael Pereira

Rafael ist 35 Jahre alt und in Belém aufge- wachsen. Er kam ursprünglich als Prakti- kant zu ProVIDA und arbeitet jetzt im «Novo Rumo» (Besuche in Jugendgefängnissen) mit. Um 5.50 Uhr läutet meinWecker – aufstehen ist angesagt! Ich starte den Tag mit einer Gebets- zeit, dann helfe ich meiner Frau, unseren 5-jäh- rigen Sohn für die Schule bereit zu machen. Bevor ich selber aus dem Haus gehe, überprüfe ich meine Mails und lese die Nachrichten des Tages. Da in meinem Quartier nur selten ein Bus fährt, gehe ich meistens zu Fuss bis zur Hauptstrasse und nehme dort den Bus zu einem der elf Ju- gendgefängnisse, die ich regelmässig besuche. Die Reisezeit beträgt je nach Gefängnis zwi- schen 30 Minuten und zwei Stunden. Hoffnung für die Hoffnungslosen Belém gehört zu den gefährlichsten Städten der Welt. Insbesondere in den Favelas ist die Lage prekär. In vielen Familien herrschen Ge- walt und Missbrauch, Drogenhandel und Pro- stitution sind weit verbreitet – so landen viele Kinder und Jugendliche schon früh auf der Strasse und driften in die Kriminalität ab. Die Jugendgefängnisse in Belém sind voll mit jun- gen Frauen und Männern im Alter von 13 bis 17 Jahren. Einige haben einen einfachen Diebstahl begangen, andere mit Drogen gedealt, wieder andere Raubüberfälle verübt oder jemanden ermordet. Oft haben diese Jugendlichen nie- manden, der für sie da ist, und keine Hoffnung mehr für ihr noch so junges Leben. Vor 15 Jah- ren haben wir deshalb als ProVIDA begonnen,

Mädchen- und Jungengefängnisse zu besuchen. Es ist uns wichtig, den Jugendlichen zuzuhören und zu vermitteln, dass sie wertvoll sind und geliebt werden. Wir zeigen ihnen, dass sie neu anfangen und einen anderen Weg einschlagen können – und unterstützen sie dabei, Schritte in diese Richtung zu ma- chen. Es erstaunt mich immer wieder, wie dankbar sie dafür sind, dass sich jemand Zeit nimmt und ihnen einfach mit Liebe begegnet. Seit ich für ProVIDA arbeite, konnte ich schon meh- rere Jugendliche begleiten, die neue Hoffnung gefasst und sich für ein anderes Leben entschieden haben. Nach ihrer Ent- lassung haben sie eine Ausbildung absolviert und gehen heute einer normalen Arbeit nach. Familienzeit am Abend Heute ist Mittwoch – und so steht nach dem Mittagessen mit den Jugendlichen im Gefängnis unsere Teamsitzung auf dem Programm. Zum ProVIDA-Team gehören fünf Personen. Wir beten, lesen gemeinsam in der Bibel und planen die nächsten Wochen. Ich schätze diese Treffen, denn sie geben uns Gele- genheit, auszutauschen und uns gegenseitig zu ermutigen. Dann geht es nach Hause – wegen dem Feierabendverkehr dauert die Busfahrt heute zwei Stunden. Daheim helfe ich mei- ner Frau bei der Hausarbeit und spiele mit meinem Sohn. Ich geniesse diese Zeit mit meiner Familie sehr, denn hier kann ich richtig auftanken und mich erholen. Um 20 Uhr bringe ich mei- nen Sohn ins Bett und erzähle ihm eine Bibelgeschichte. Dann habe ich noch etwas Zeit mit meiner Frau, bevor ich beginne, die Aktivitäten für den nächsten Tag vorzubereiten. Um 1 Uhr geht es ins Bett.

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Festtag im Oeuvre médicale (OM) Der 1. Mai ist auch in Kamerun der «Tag der Arbeit» – und dieses Jahr war er im Oeuvre Médicale (OM) ein besonderer Festtag: An fünf Mitarbei- tende konnten wir Medaillen für 25 Jahre Treue im OM überreichen. Vier von ihnen tragen Verantwortung in einem der Zentren bzw. in der Zen- tralapotheke und einer sorgt seit Jahren in grosser Treue für Ordnung und Sauberkeit auf dem Gelände in Djarengol. Wir sind dankbar, dass zahlreiche Mitarbeitende sich schon so lange imOM engagieren. Dies ist ein Vorrecht und mit ein Grund für das gute Zeugnis der ganzen Arbeit. Gleichzeitig ist es für die «alten Hasen» wichtig, offen für Neues zu blei- ben und die jungen Mitarbeitenden gut zu integrieren. Dranbleiben – auch in schwierigen Situationen Der Alltag in den Zentren ist geprägt von Kontakten mit Patienten und Angehörigen. 2017 ist die Zahl der Konsultationen wieder gestiegen. Es gilt, jeden Einzelnen im Blick zu haben und ihm die ganze Aufmerksam- keit zu schenken. Durch die zuverlässige Arbeit, das Zeugnis des Per- sonals und den Einsatz der Krankenseelsorger haben die Patienten die Möglichkeit, etwas von Gottes Zuwendung zu spüren und mehr über ihn zu erfahren. In jedem Zentrum sieht die aktuelle Situation derzeit anders aus: In der näheren Umgebung von Tourou leiden die Menschen unter regelmäs- sigen Übergri en von Boko Haram-Anhängern. Im Januar wurde das Nachbardorf schlimm zerstört. Trotzdem setzt sich unser Team vor Ort für die Bevölkerung ein. Bei einigen Mitarbeitenden machen sich durch die anhaltende Bedrohung aber gesundheitliche Auswirkungen be- merkbar, sodass die Leitung des OM einige Versetzungen plant. Das Zentrum in Limani ist aufgrund der angespannten Sicherheitssi- tuation seit einiger Zeit geschlossen. Von einem anderen Standort aus können jedoch mehrere Dörfer in der Region Limani besucht und eine Dorfgesundheitsarbeit angeboten werden. Immer wieder werden wir gebeten, das Zentrum wieder zu erö nen, doch bisher ist es noch zu riskant. Das Zentrum in Godigong ist gut frequentiert, auch weil es gut erreich- bar ist und andere Zentren näher zur nigerianischen Grenze nur be- grenzt oder gar nicht in Betrieb sind. In Maltam kommen langsam wieder mehr Patienten in die Augenklinik, da sich die Situation etwas beruhigt hat. Leider ist Abel, ein wichtiger Mitarbeiter, kürzlich nach einem Schlaganfall verstorben. Eine neue Per- son muss eingearbeitet werden. Die Zentren in Tala-Mokolo, Soulédé und Djarengol scheinen von den Problemen mit Boko Haram am wenigsten betro en. Allerdings leben dort überall Menschen, die aus der Grenzregion fliehen mussten. Viele von ihnen sind traumatisiert und konnten bisher keine neue Existenz aufbauen. Ihre Versorgung ist eine besondere Herausforderung in un- seren Zentren. Durch die Stadtnähe weist das Zentrum in Djarengol weiterhin steigen- de Patientenzahlen auf. 2017 war es eines der meistbesuchten Gesund- heitszentren Kameruns. So wird auch das Team ständig grösser; inzwi- schen sind es über 35 Mitarbeitende. Aus- und Weiterbildungen Mitte 2017 starteten erneut zehn Praktikanten mit der internen Ausbil- dung am OM. Aus über 80 Kandidaten wurden sie nach gründlicher Prü- fung ausgewählt. Alle sechs bis acht Wochen haben sie eine Woche lang gemeinsam Unterricht, dazwischen werden sie in verschiedenen Zent- ren praktisch ausgebildet. Gibt es ein Projekt oder Land, von demSiemehr erfahrenmöchten? Zweimal jährlich erscheinen über jedes Projekt solche «Projektnews» – jetzt kostenlos bestellen! winterthur@sam-global.org oder 052 269 04 69

news kamerun

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