NATIONAL GEOGRAPHIC SPECIAL

EUROPÄISCHE EROBERER

Die Trajanssäule ragte über einem prächtigen, neuen Forum mit zwei Bibliotheken,

V ieles, was wir über Rom zur Zeit des Kaisers Trajan wissen, geht auf Plinius den Jüngeren zurück. Eigentlich hieß er Gaius Plinius Caecilius Secundus (um 61 bis um 113). Plinius der Jüngere war ein renom- mierter Redner und Senator – und verfasste zehn Bücher in Briefform, die Philosophie, Geschichte und Dichtkunst in sich vereinten. Auch Themen des häuslichen Lebens oder Senatsdebatten behandelte er. Plinius’ Schreibkunst entwickelte sich unter Anleitung seines Onkels und Namenspatrons Plinius des Älteren, Verfasser der enzyklopä- dischen Naturalis Historia . Im Jahr 79 erlebte er den Ausbruch des Vesuvs mit, bei dem sein Onkel ums Leben kam. Seine Schilderungen der Katastrophe wurden berühmt: „Ein dich- ter Qualm kam […] bedrohlich hinter uns her, wie ein auf die Erde ergossener Sturzbach.“ ZEITGENOSSEN Plinius der Jüngere, der Historiker

den Trajansmärkten und einem von Säulen eingefassten Platz auf.

genössischer Bericht auf eine halbe Million Pfund Gold und eine Million Pfund Silber schätzte. Die Einnahmen aus dem Dakischen Krieg wusste Trajan im gesamten Reich nutzbringend einzuset­ zen. Von Spanien über den Balkan bis nach Nord­ afrika ließ er Straßen, Brücken, Aquädukte und Häfen bauen. In Rom selbst versorgte ein neuer Aquädukt die Bewohner mit Wasser aus dem Nor­ den. Die Trajanssäule ragte über einem prächtigen neuen Kaiserforum auf, das zwei Bibliotheken, die Trajansmärkte und einen großen, von Säulengängen eingefassten Platz beherbergte. Gegenüber den Bürgern Roms war Trajan groß­ zügig. Er kümmerte sich um das Sozialwesen und erhöhte die Abgabemenge an Getreide für die Armen. Er erlaubte den Provinzen, Gold zu behalten, das eigentlich dem Kaiser zustand, und senkte die Steu­ ern. Außerdem ließ Trajan sich von seinem Freund, dem Geschichtsschreiber Plinius dem Jüngeren, und dessen privater Alimentarstiftung inspirieren: In ganz Italien förderte er die Einrichtung sogenannter alimenta , um arme Kinder zu unterstützen. In einem seiner vielen Briefe an den Kaiser schrieb Plinius: „Mögest du, und die Welt durch dich, jeg­ lichen Wohlstand genießen, der deiner Herrschaft würdig ist.“ ◆ LINKS: Plinius der Jüngere schrieb zehn Bücher – wichtige Zeitdokumente über Philosophie, Geschichte und Poesie.

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DENKER, HERRSCHER, MACHER

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