IJAB journal 02/2023

Japan – Austausch zwischen Tradition und Moderne

2023 02

IJAB journal IM FOKUS: Japan – Austausch zwischen Tradition und Moderne

JAPAN 50 JAHRE FACHPROGRAMME

FORSCHUNG PREVIEW DATENREPORT

EDITORIAL

Liebe Leser*innen, seit den frühen 1950er Jahren gibt es deutsch- japanische Jugendbegegnungen. Sie wurden 1971 durch Programme für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe ergänzt. Damit ist der Austausch mit Japan einer der ältesten und stabilsten im Ju- gendbereich. IJAB ist von Anfang an Teil dieser Be- gegnungen gewesen und bis heute führen wir zu verschiedenen aktuellen Themen der Kinder- und Jugendhilfe deutsch-japanische Fachprogramme durch. Nach einer Verzögerung durch die Corona- Pandemie konnte das am 9. und 10. November endlich in Berlin mit einem Kongress und Festakt gebührend gefeiert werden. In Berlin waren zahlreiche „Ehemalige“ des Fach- kräfteaustauschs dabei. Wer einmal mit ihnen ge- sprochen hat, kennt das Leuchten in ihren Augen, wenn sie von ihren Erlebnissen berichten. Den meisten ist es gelungen, die im Austausch mit Japan gemachten Erfahrungen und Denkanstöße in ihre Arbeit einfließen zu lassen und die eigene Arbeit vor dem Hintergrund des Aufenthalts in Japan zu reflektieren. Der Austausch wirke, so das Ergebnis der Forschung anlässlich des 30-jährigen Bestehens, „vor allen Dingen durch die kulturelle Unterschiedlichkeit zwischen Japan und Deutsch- land in wichtigen Lebensbereichen.“ Der Fach- austausch motiviere dazu, das Programm weiter­

zuempfehlen, von dem Erlebten zu berichten und die interkulturelle Kompetenz im Hinblick auf die Wertschätzung anderer Denk- und Lebensge- wohnheiten zu fördern. Anlass genug, in dieser Ausgabe des IJAB journals genau hinzuschauen, was bei den Fachprogrammen eigentlich passiert. Wir berichten daher aus unseren eigenen aktuel- len Programmen, haben aber auch Kolleg*innen unserer Partnerorganisationen befragt, was die Faszination Japan und die anhaltende Neugier- de auf den Austausch ausmacht. Im Zentrum der Fachprogramme stehen immer die Lebenswelten junger Menschen. Wir haben deshalb unsere ja- panischen Kolleg*innen gefragt, was das Leben junger Menschen in ihrem Land ausmacht und vor welchen Herausforderungen sie stehen. In einer globalisierten Welt sind die Herausforderungen in Deutschland und Japan oft ähnlich – nur dass wir unterschiedliche Antworten darauf finden. Darin liegt der Charme des voneinander Lernens und das ermutigt Sie vielleicht, auch einmal selbst mit uns nach Japan zu reisen. Einblicke in aktuelle Forschungsergebnisse wer- den langsam zum festen Bestandteil des IJAB journals. In dieser Ausgabe gibt es eine Vorschau auf den Datenreport 2021, der Basisdaten zur Internationalen Jugendarbeit liefert. Außerdem erfahren wir, welche Schlussfolgerungen man in unserem Nachbarland Belgien aus dem sprung- haften Anstieg digitaler Projekte in der Jugendar- beit während der Corona-Pandemie gezogen hat.

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und einen guten Start in das neue Jahr!

Ihre

Christina Gerlach und Daniel Poli

Daniel Poli, Direktor von IJAB

Christina Gerlach, Leiterin internationale jugendpolitische Zusammenarbeit

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IJAB journal 2|2023

Inhalt

IM FOKUS: Japan – Austausch zwischen Tradition und Moderne 50 Jahre deutsch-japanischer Fachkräfteaustausch

Nachgefragt Jana Borkamp Kazu Furukawa

32 33 34 36 36 37 37

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Sebastian Gutknecht

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Ulrike Werner

Claudia Mierzowski Medienbildung mit Lebensweltbezug Japanische Fachkräfte zu Gast in Köln Christian Herrmann „Die Menschen sind das Besondere“ 50 Jahre Jugend- und Fachkräfteaustausch der Deutschen Sportjugend Interview mit Kiki Hasenpusch „Unsere Netzwerke unterstützen sich gegenseitig“  Die kulturelle Bildung im Austausch mit Japan Interview mit Susanne Endres „Japan ist das komplett Andere“ Die Japan-Fachprogramme des Deutschen Jugendherbergswerks Interview mit Miriam Wolters KI in der Medienbildung – Angebote in Deutschlandund und Japan

Daniela Sachweh Markus Wimmer

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Austausch mit Japan: Das bietet IJAB

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Forschung

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Kompetenz für die digitale Welt: Empowerment durch digitale Jugendarbeit Lotte Vermeire Der neue Datenreport Internationale Jugendarbeit kommt

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Mareike Ketelaar, Nora Unger

Forum

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Methodik der digitalen Internationalen Jugendarbeit

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Termine 

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Januar bis Juni 2024 Impressum

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Gyde Hansen Kinder und Jugendliche in Japan

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Die aktuelle Situation unter dem Aspekt der psychischen Gesundheit Kazuyo Akiyoshi „Ich bin mit meinen Problemen nicht allein“ Peer-Beratung an einer japanischen Schule Interview mit Shinichiro Tanaka Im Fachaustausch verbunden Atsuko Honda Ein Grund zu feiern: 50 Jahre deutsch-japanischer Fachkräfteaustausch

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Konferenz und Festakt in Berlin Christian Herrmann

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IM FOKUS

Japan – Austausch zwischen Tradition und Moderne

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Japan fasziniert durch die Kontraste zwischen traditionellem Lebensstil und supermodernen Megacitys. Doch zwischen dem Fremden entdecken wir auch Vertrautes. Die Herausforderungen für junge Menschen in Japan ähneln denen in Deutschland. Mit ihnen setzen sich die Fachprogramme von IJAB und seiner Part- nerorganisationen auseinander. Viele Teilnehmende beschreiben sie als besonders eindrückliche Erlebnisse. Was diese besondere Strahlkraft ausmacht, was es im Fachkräfteaustausch zu lernen gibt und wie die aktuelle Situation der Jugendarbeit in Japan ist, beschreiben Akteure aus Deutschland und Japan.

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IM FOKUS – Japan

50 Jahre deutsch- japanischer Fachkräfte- austausch

Claudia Mierzowski

Die aus den vergangenen 50 Jahren des deutsch-japanischen Fachkräfteaustauschs zusammen­ getragenen Zahlen können sich sehen lassen: Seit 1971 nahmen auf Grundlage der bilateralen Vereinbarung an den deutsch-japanischen Fachaustauschprogrammen von IJAB und später auch des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin mehr als 5.500 Fachkräfte teil.

In mehr als 170 durchgeführten Fachprogrammen wurden und werden aktuelle jugendpolitische Themen behandelt, Kontakte geknüpft und Netzwerke gegründet. Hinzu kommen die Austauschaktivitäten des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH), der Deutschen Sportjugend (dsj) und der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ), die mit ihren Partnern in Japan ebenso lange zusammenarbeiten und zahlreiche Austauschmaßnahmen durchgeführt haben. Im Rahmen der jugendpolitischen Zusammenarbeit konnten so in den letzten 50 Jahren wichtige Impulse für die jeweilige Jugendarbeit und Jugendhilfe sowie für die Gestaltung von Jugendpolitik gewonnen werden. Inhalt- lich immer an jugendpolitisch relevanten Themen aus- gerichtet, profitieren beide Länder von dem Erkenntnis­ gewinn und treiben so Innovationen voran. Doch nicht nur auf einer fachlichen Ebene ziehen die beteiligten Fachkräfte und Organisationen einen Nutzen. Sie erfah- ren zudem einen Zuwachs an interkultureller Kompe- tenz und gewinnen neue Perspektiven, die nicht nur, aber auch für ihre Arbeit wertvoll sind. 1

Nicht selten entwickeln sich aus den Begegnungen im Fachkräfteaustausch langjährige Partnerschaften der beteiligten Organisationen, die auch jungen Menschen aus Deutschland und Japan Begegnung und Austausch ermöglichen. So hatte der Fachkräfteaustausch schon immer eine unersetzbare Multiplikationsfunktion für die Austauschbeziehungen beider Länder im Jugendbereich und für die Internationalisierung der Träger. Das Enga- gement reicht dabei oft über die Grenzen von Jugend- arbeit hinaus. Eine Teilnehmerin am Studienprogramm, in ehrenamtlicher Funktion Kinderbeauftragte der Stadt Frankfurt (Oder), initiierte beispielsweise in Folge ihrer Teilnahme das Projekt „Frankfurt macht Frieden“, das unter der Schirmherrschaft des dortigen Oberbürger- meisters an den Atombombenabwurf auf Hiroshima 1945 erinnert 2 . Beim Bundesverband Museumspädago- gik e. V. hat sich, angeregt durch den Austausch, eine AG Internationales gegründet. Bei den Jugendherbergen und im Bereich Sport gibt es zahlreiche Beispiele für neu entstandene Partnerschaften.

1 Die fachlichen, politischen, gesellschaftlichen und individuellen Wirkungen des Austauschs mit Japan sind auch in einer Evaluationsstudie aus dem Jahr 2001 zusammengefasst: Vgl.: Thomas, A., Kammhuber, S., Chang, C. & Ehret, A.. Evaluation der langfristigen Wirkungen des deutsch- japanischen Studienprogramms für Fachkräfte der Jugendarbeit oder: Lohnt sich der ganze Aufwand? In: IJAB (Hrsg.), Forum Jugendarbeit International 2002 (S. 144–161). 2 Vgl. https://www.moz.de/landkreise/oder-spree/frankfurt-oder/artikel9/dg/0/1/1721635/ [aufgerufen am 19.10.2023]

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Der deutsch-japanische Austausch bringt Menschen zusammen, die trotz aller Unterschiedlichkeit das Gemeinsame entdecken.

Und Unterschiede gibt es wahrlich reichlich, wenn man beide Länder betrachtet: Sprache und Schrift, das gesell- schaftliche Miteinander, Arbeitskultur, Essgewohnhei- ten, Strukturen und Professionalitätsverständnis in der Jugendhilfe – kaum ein Bereich, in dem sich Japan und Deutschland nicht fremd wären. Hinzu kommt die nicht unerhebliche Entfernung. Dass der deutsch-japanische Austausch trotzdem so erfolgreich und beständig ist, liegt nicht nur an besonders engagierten Personen – diese gibt es in der Internationalen Jugendarbeit sowieso. Es sind die vorhandenen Strukturen, jugendpolitischen Rahmenbedingungen und das klare Bekenntnis beider Regierungen zu dieser Kooperation, die die Zusammen- arbeit konstruktiv begleiten und möglich machen. Und besonders ist die Zusammenarbeit auch, eben weil das Fremde erstaunt und dazu anregt, vermeintliche Gewissheiten über den Anderen und das Partnerland zu hinterfragen. Man lernt innezuhalten, zu beobachten, zuzuhören und mit interessierter und offener Neugier den Menschen und ihrem Land zu begegnen, Fähigkei- ten, die heutzutage vielleicht noch dringender gebraucht werden als zuvor. So feiern wir 2023 das 50. Jubiläum des deutsch-japanischen Fachkräfteaustauschs auch mit einem Blick auf die Zukunft dieser Kooperation und in gespannter Vorfreude auf die kommenden 50 Jahre.

Kontakt Claudia Mierzowski IJAB / Referentin für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit

Mail: mierzowski@ijab.de

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IM FOKUS – Japan

Medienbildung mit Lebensweltbezug

Christian Herrmann

Japanische Fachkräfte zu Gast in Köln „Das mediale Umfeld junger Menschen“ ist seit mehreren Jahren Gegenstand des deutsch-japanischen Fachkräfteaustauschs. Im Frühjahr war eine deutsche Delegation in Japan unterwegs, im Herbst waren die japanischen Kolleg*innen in Deutschland zu Gast. Was erlebten sie auf ihrer Reise, was interes- sierte sie? Ein Besuch bei der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW in Köln ermöglichte Einblicke.

Am Morgen des 31. Oktober geht es zur Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW. Zur Überraschung der japa- nischen Gäste werden sie von Linda Scholz in fließen - dem Japanisch begrüßt. Und auch Mitarbeiterin Jessica Hackenbroch spricht Japanisch. „Als ich jünger war, war Anime schon ein großes Ding. Das hat mich fasziniert“, erzählt sie, „und in der Nachbarschaft gab es eine japa- nische Familie, bei der ich oft zu Gast war und bei der ich mich immer wohlgefühlt habe“. Die deutsch-japanischen Brücken sind offenbar häufiger, als man annehmen könnte. Anspruchsvolle Projekte, die Spaß machen Die Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW bietet jungen Menschen praktische Medienarbeit, die an ihrer Lebens- welt orientiert ist. Mit dem Computerprojekt Köln kam die Fachstelle ursprünglich aus der Gaming-Szene und der pädagogischen Beurteilung von Computer- und Videospielen. Dank der Landesförderung ist die Palette der Angebote inzwischen deutlich breiter geworden – und auch die damit verbundenen Fragestellungen. Linda Scholz stellt einige Projekte stellvertretend vor.

Kazunari Fujiwara ist gespannt. „Wir wollen uns über Medienbildung und Medienpolitik für Kinder und Jugend- liche in Deutschland informieren. Uns interessieren verschiedene Beispiele und auch die Sicht auf das medi- ale Umfeld junger Menschen in Deutschland.“ Kazunari Fujiwara ist Direktor des National Chuo Youth Friend- ship Center, einer Freizeit- und Bildungseinrichtung mit Blick auf den Mount Fuji. Gemeinsam mit sechs weiteren Kolleg*innen ist er vom 29. Oktober bis zum 11. November als Delegationsleiter in Deutschland unterwegs. IJAB-Referentin Claudia Mierzowski hat für die japanische Gruppe ein Programm in Köln, Fürth, Nürnberg und Berlin zusammengestellt und begleitet sie. Medien- und Jugendzentren mit medienpädagogi- schen Schwerpunkten werden besucht. „Als ich jünger war, war Anime schon ein großes Ding. Das hat mich fasziniert“

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sich am besten live beantworten. Das Team von Linda Scholz hat einige Dinge zum Ausprobieren aufgebaut. Das Spiel „Krypto Kids“ kann getestet und barrierearme Eingabegeräte für Computerspiele erprobt werden. Mit Eyeball Tracking werden virtuelle Kugeln bewegt und im Innenhof können kleine Roboter dazu gebracht werden, Kugeln in ein Ziel zu werfen. Das sorgt für viel gute Laune und Gelächter. Auch Delegationsleiter Kazunari Fujiwara hat Spaß. „Das war ein schöner Einblick in die pädagogische Praxis“, sagt er, „und sehr ertragreich, weil es so interaktiv war und wir vieles ausprobieren konnten“. Und dann geht es auch schon weiter zum nächsten Programmpunkt.

Da sind zum Beispiel die „Hello World Festivals“, mit denen die Fachstelle in Jugendzentren in NRW unterwegs ist und in denen es um Technik, Robotik und Coding geht. Drohnen werden gebaut, ein Virtual-Reality-Escape- Room entwickelt und auch mit Künstlicher Intelligenz wird experimentiert. Bei „Gaming ohne Grenzen“ geht es um Inklusion. „17 % der Gamer*innen definieren sich als behindert und 10 % benutzen spezielle Eingabegerä - te“, erklärt Linda Scholz. „Wir benutzen Games, um Inklu- sion voranzubringen“, sagt sie. Mit „Krypto Kids“ wurde eine App entwickelt, in der es um Datenschutz geht. Das interaktive Spiel kommt in Jugendzentren und Schulen zum Einsatz. Die Projekte sind anspruchsvoll und personalintensiv. Möglich sind sie nur durch einen großen Stamm von Honorarkräften und Praktikant*innen. „Sind aus Hono- rarkräften auch mal Hauptamtliche geworden?“, möchte eine japanische Teilnehmerin wissen. Jessica Hacken- broch bejaht, ihr ist es so ergangen. Die japanischen Gäste haben viele Fragen zu Kosten, Organisation und Bewerbung der Projekte. Die Fragen zur Technik lassen

„17 % der Gamer*innen definieren sich als behindert und 10 % benutzen spezielle Eingabegeräte“

Kontakt Christian Herrmann IJAB / Referent für Öffentlichkeitsarbeit

Mail: herrmann@ijab.de

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INTERVIEW

„Die Menschen sind das Besondere“ 50 Jahre Jugend- und Fachkräfteaustausch der Deutschen Sportjugend „Die Deutsche Sportjugend gehört zu den Pionieren des Austauschs mit Japan. 11.000 junge Menschen konnten in den vergangenen Jahrzehnten an Begegnungen teilnehmen. Auch sie berichten von der Faszination Japan. Kiki Hasenpusch, die die Austausche koordiniert, findet deshalb: „Die Zahlen sollen hoch!“

IJAB: 50 Jahre Jugend- und Fachkräfteaustausch mit Japan ist auch für die Deutsche Sportjugend ein Jubiläum, denn ihr wart von Anfang an mit dabei. Kiki Hasenpusch: Ja, auch wir feiern in diesem Jahr ein 50-jähriges Jubiläum und haben aus diesem Anlass auch ein Jubiläumsbuch 3 herausgegeben. Austausche mit Japan sind immer etwas Besonderes und haben für uns einen hohen Stellenwert. Wir verbinden damit viele Erlebnisse und interkulturelle Erfahrungen – und sogar Ehen sind so zustande gekommen. Es ist irre, was der Austausch mit den Teilnehmer*innen macht. Er ist ein Privileg und eine Ehre. „Sport ist eine Brücke zur Verständigung. Er baut Barrieren zwischen Menschen ab, man findet schnell eine gemeinsame Ebene.“

Wenn man so lange am Austausch mit einem Land festhält, muss es gute Gründe dafür geben. Welche sind das bei euch?

Kiki Hasenpusch: Wir sind davon überzeugt, dass Sport alle Sprachen spricht. Auch wenn man kein Wort der Sprache eines Gastlandes kennt, versteht man sehr schnell, wie ein Spiel oder eine Sportart funktioniert. Das verbindet Menschen. Als ich 2017 die Koordination für den Japanaustausch übernommen habe, habe ich das direkt gespürt. Vielleicht ist die Jugendgruppe beim Erst- kontakt etwas schüchtern, aber das legt sich schnell. Sie sehen traditionelle japanische Sportarten und sind sofort begeistert. Ich habe noch keine Teilnehmenden erlebt, die nicht begeistert waren. 11.000 Jugendliche aus Sport- vereinen haben diese Erfahrung schon machen können und viele kriegen bis heute Gänsehaut, wenn sie davon erzählen. Das geht nie vorbei. Es ist ein unglaublicher Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung und zur Bildung. Wir machen viele inner- und außereuropäische Austau- sche, aber Japan ist immer besonders.

3 https://static-dsj-de.s3.amazonaws.com/Publikationen/PDF/DJS_Jubilaeumsbuch_50_Jahre_SCREEN.pdf

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Sport ist eine Brücke zur Verständigung

Kiki Hasenpusch

Was ist denn das Besondere?

Der Austausch läuft nach der Pandemie wieder an

Kiki Hasenpusch: Ich denke, die Menschen sind das Be- sondere. Man kommt an und ist erstmal total geflasht. Die Schrift, die fremde Sprache, das Essen. Alles wirkt total fremd. Dann wird man an die Hand genommen und taucht in diese fremde Kultur ein. Die Japaner*innen sind unglaublich wertschätzend. Und auch wenn manche Din- ge etwas formeller sind als bei uns, sind die Menschen sehr offen für alles. Man wird sehr herzlich aufgenom - men und fühlt sich schnell wie zuhause. Das habe ich so noch nie erlebt.

Viele japanische Kampfsportarten – Judo zum Beispiel – sind auch in Europa populär. Gibt es welche, die man bei uns nicht auf dem Schirm hat? Kiki Hasenpusch: Es gibt Sumo, das aber in Europa nicht viele Fans gefunden hat, obwohl es die meisten Menschen schon mal gesehen haben. Kendo, Kyudo und Fukidake sind außerhalb von Japan weitgehend unbekannt.

Geht es bei euren Austauschen um Sport, oder ist der Sport eher ein Vehikel für etwas anderes?

Ihr habt während der Pandemie eine Pause einlegen müssen. Läuft der Austausch jetzt wieder an?

Kiki Hasenpusch: Ich würde sagen, Sport ist eine Brücke zur Verständigung. Er baut Barrieren zwischen Menschen ab, man findet schnell eine gemeinsame Ebene. Die Re - geln sind zugleich Werte, die wir gemeinsam leben. Bei den Kampfsportarten, die in Japan sehr populär sind, wird das deutlich. Es geht fair zu, es geht um Respekt, es geht nicht darum, jemanden zu verletzen. Darauf kann man aufbauen, wenn es um den kulturellen Austausch, das Kennenlernen und das gemeinsame Erleben geht. Dazu gehört auch die japanische Alltagskultur, die Tatamis in den Wohnungen, das Essen und das Verstehen von anderen Sichtweisen.

Kiki Hasenpusch: Ja, er läuft sogar gut an, wir haben ja auch lange darauf gewartet. Unsere japanischen Partner sind noch etwas verhalten, denn die Pandemie fand in Ja- pan zeitversetzt statt. Als in Europa die Infektionszahlen runtergingen, gingen sie in Japan hoch. Die Situation hat sich in Japan noch nicht wieder ganz normalisiert. Wäh- rend der Pandemie haben wir unsere Kontakte halten können und eine Reihe von Online-Begegnungen durch- geführt. Wir haben gemeinsam gekocht und unsere Jugendlichen beider Länder hatten viele gute und krea- tive Ideen – es gab zum Beispiel Online-Führungen mit dem Handy durch Stadien und Städte. Unsere Partner- schaften sind unverändert stabil und wir wollen sogar noch mehr Austausch als vor der Pandemie. Die Zahlen sollen perspektivisch wieder hoch und da hoffen wir weiterhin auf politische Unterstützung sowie eine gute finanzielle Ausstattung!

Setzt ihr auch thematische Schwerpunkte?

Kiki Hasenpusch: Ja, als die Olympischen Spiele in Tokio waren, haben wir uns beispielsweise mit Olympia beschäftigt – wo das herkommt und was es bedeutet. Aber auch die Nachhaltigkeitsziele der UN, Engagement, Schule, Gesundheit und Inklusion waren Themen für uns. Während der Pandemie haben wir uns mit den Freiräumen von jungen Menschen beider Länder beschäftigt.

Kontakt Kiki Hasenpusch Deutsche Sportjugend im Deutschen Olympischen Sportbund

Mail: hasenpusch@dsj.de

INTERVIEW

„Unsere Netzwerke unterstützen sich gegenseitig“

Die kulturelle Bildung im Austausch mit Japan Susanne Endres ist Dozentin für Spielkulturpädagogik an der Akademie für Kulturelle Bildung. Die deutschen Spielmobile pflegen seit Jahren eine enge Partnerschaft mit ihren japanischen Kolleg*innen. Der Austausch von Know-how und gegenseitige Unterstützung sind dabei besonders wichtig.

IJAB: Frau Endres, was spielt man in Japan?

Mangas geht. In Osaka hat ein Mangamuseum eröffnet. Im nächsten Austausch möchten wir gerne mehr dazu machen. Bei unseren Austauschen geht es aber nicht nur ums Spielen. Unsere Netzwerke unterstützen sich gegen- seitig. Es geht auch um politische Anerkennung und um das Recht auf Spielen im öffentlichen Raum. Hierbei sind die diversen Spielkulturwelten von besonderem Interesse.

Susanne Endres: Eigentlich alles, was man hier auch spielt, nur mit anderen Materialien. Es gibt traditionel- le Kreiselspiele, bei denen der Kreisel mit einem Faden aufgezogen wird, Steinchenspiele, es wird mit Kreide auf die Straße gemalt sowie viele Kartenspiele. Videospiele spielen ebenfalls eine große Rolle. Um das Recht auf Spiel zu stärken und außerschulische, offene Angebote zu machen, haben sich die Abenteuerspielplätze und Spielmobile in der Japan Adventure Playground Associ- ation 4 zusammengeschlossen. Dieser Zusammenschluss ist unser Partner. Viele Rollenspiele, die sich an Mangas anlehnen, kommen aus Japan und sind auch in Deutschland populär. Hat das bei Ihren Austauschen eine Rolle gespielt? Susanne Endres: Ich hatte das Glück, dass mich mal die Tochter einer Kollegin in eine der riesigen Automatenhal- len mitgenommen hat. Das ist sehr anders als in Deutsch- land und wirklich abgefahren. Rund um Mangas und die entsprechenden Trickfilme gibt es eine riesige Szene. Es gibt siebenstöckige Kaufhäuser, in denen es nur um

Was nehmen Sie für Ihre Arbeit aus Japan mit?

Susanne Endres: Die japanische Gesellschaft ist anders als unsere. Man kann deshalb gut über die eigene Ge- sellschaft nachdenken. Bildung spielt in Japan eine große Rolle und zugleich hat Japan eine alternde Gesellschaft. Es gibt wenig Einwanderung und es wird viel mehr Wert auf Traditionen gelegt – im Vergleich dazu ist unsere Gesellschaft unkonventioneller und diverser. Innerhalb des Austauschs können wir über den Tellerrand schau- en und haben den guten Kontakt mit den japanischen Kolleg*innen. Dass wir alle die gleichen Spiele spielen, ist Teil der Inspiration, denn das schlägt Brücken. Spiele funktionieren immer, auch ohne Sprache. Aber auch die Dinge, die bei uns unbekannter sind und mit der japa- nischen Tradition zusammenhängen, sind spannend – Kalligraphie mit Tusche auf Papier zum Beispiel.

4 http://bouken-asobiba.org

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Susanne Endres

Helfen, wenn es nötig ist

sie für die Menschen ist. Was mich in Japan auch be- eindruckt hat: In Japan steht die Schule im Mittelpunkt der Bildung und zugleich gibt es eine hohe Schulab­ brecherquote – unsere Kolleginnen sind eine Anlaufstelle für junge Menschen, die nicht mehr ins System passen. Das ist sehr wichtig. Könnte man solche Erfahrungen nicht auch andern- orts machen? Der Austausch mit Japan ist schließlich nicht ganz billig. Susanne Endres: Ja, natürlich ist das nicht billig, aber wir sehen den weltweiten Bedarf nach Know-how und gegenseitiger Unterstützung. Erst kürzlich haben sich Kolleg*innen aus Mexiko bei uns gemeldet und wollen sich mit uns austauschen, da sie ein Spielmobil aufbau- en möchten. Dieses Netzwerk ist enorm wichtig. Wir sind dazu auch europaweit unterwegs und im Austausch bzw. organisieren Projekte ( www.playingpeas.de ) und versu- chen unsere Emissionen so gering wie möglich zu halten.

Was nehmen die japanischen Kolleg*innen mit?

Susanne Endres: Die japanischen Kolleg*innen sind hoch motiviert. Sie schauen sich nach Good Practice um und das deutsche Ausbildungssystem ist für sie beson- ders interessant – es gibt ja in Japan keine Ausbildung für Spielkulturpädagogik. Der Austausch ist für beide Seiten hilfreich und wichtig.

Gibt es etwas, das Sie besonders beeindruckt hat?

Susanne Endres: In den Tsunami-Gebieten haben die Spielmobile eine außerordentliche Arbeit geleistet. Die Situation war schrecklich, aber die Spielmobile waren einfach da und haben in einem Moment, der traumatisch war, geholfen. Ähnliches gibt es bei uns auch, zum Bei- spiel in den Erstaufnahmeeinrichtungen für Geflüchte - te. Wer das einmal erlebt hat, weiß, wie viel Kraft und Motivation diese Arbeit braucht und wie immens wichtig „Innerhalb des Austauschs können wir über den Tellerrand schauen und haben den guten Kontakt mit den japanischen Kolleg*innen.“

Kontakt Susanne Endres Akademie für Kulturelle Bildung des Bundes und des Landes NRW

Mail: endres@kulturellebildung.de

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INTERVIEW

„Japan ist das komplett Andere“

Die Japan-Fachprogramme des Deutschen Jugendherbergswerks

Schon seit 1972 führt das Deutsche Jugendherbergswerk Fachprogramme mit Japan durch. Wer einmal daran teilgenommen hat, erzählt noch Jahre später davon. Was macht den besonderen Reiz des Austauschs mit Japan aus? Das haben wir Miriam Wolters gefragt, die den Fachkräfte­ austausch seit 2017 begleitet.

IJAB: Miriam, was macht das Deutsche Jugend­ herbergswerk / DJH mit Japan?

Macht ihr auch Jugendaustausche?

Miriam Wolters: Den Jugendaustausch machen unsere regionalen Landesverbände – insbesondere der DJH- Landesverband Sachsen ist hier sehr aktiv – und wir im DJH-Hauptverband fungieren „nur“ als Zentralstelle. Die Jugendherberge in Sayda im Erzgebirge ist da seit vie- len Jahren besonders engagiert. Die Kolleg*innen aus Sachsen hatten vor der Pandemie eine langjährige Part- nerschaft mit Okinawa, die sie nun mit dem Inuyama International Youth Hostel fortsetzen. Die Erfahrungen und Eindrücke schlagen sich auch im täglichen Angebot der Jugendherberge in Sayda nieder. Es gibt dort zum Beispiel ein „Japan-Zimmer“ mit Tatami-Matte und ent- sprechender Dekoration, das – wie ich höre – besonders gerne gebucht wird. Auch andere DJH-Landesverbände zeigen immer wieder Interesse am Austausch mit Japan, aber es ist eben auch viel Arbeit, eine stabile Partner- schaft aufzubauen. Daran scheitert es oft, aber Sachsen bleibt dran!

Miriam Wolters: Wir führen alle zwei Jahre ein Fachpro- gramm mit Japan durch. Das heißt: Kolleg*innen des DJH fahren nach Japan und unsere japanischen Kolleg*innen kommen zu uns in die Jugendherbergen. Mit unserem Partnerverband Japan Youth Hostels haben wir gewis- sermaßen einen „natürlichen Partner“ für den fachlichen Austausch – das heißt, wir müssen nicht ewig nach ei- ner passenden Partnerorganisation suchen. Das ist ja im internationalen Austausch oftmals schwierig. Bei unseren Austauschen geht es immer um ein Schwer- punktthema, das wir in gemeinsamen Workshops und Besuchen bei Programm- und Projektpartnern inhalt- lich vorstellen und reflektieren. Einige dieser Themen und Fragen begleiten uns schon seit langem, bleiben aktuell und kehren wieder. Wir reisen immer zu jeweils sieben Personen plus Dolmetscher*innen. Nach einer pandemiebedingten Pause gibt es in diesem Jahr end- lich wieder eine Fortsetzung des Fachprogramms. Dank der Sondermittel des Bundesjugendministeriums haben unsere Fachprogramme vergleichsweise gute finanzielle Rahmenbedingungen, dies wirkt sich positiv auf die Qua- lität der Programme aus und dafür sind wir sehr dankbar.

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Nachhaltigkeit, Inklusion und Kultur sind Themen Du hast gesagt, dass eure Fachprogramme immer ein besonderes Thema haben. An welchen Themen arbeitet ihr?

Miriam Wolters: In diesem Jahr beschäftigen wir uns mit allen Aspekten der Nachhaltigkeit und insbesondere mit Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Das heißt, wir schauen uns an, wie nachhaltig unsere Programme und unsere Häuser sind. Was können wir da verbessern? Wie immer drehen wir uns bei dieser Frage nicht um uns selbst, sondern binden Programm-Partner*innen und große Verbände, die DJH-Mitglied sind, ein. Dort schlum- mert oft viel Erfahrung auf diesem Gebiet und von dort können wir uns wertvolle Anregungen holen. Barriere- freiheit und Inklusion sind weitere Themen, mit denen wir uns regelmäßig beschäftigen und die bei früheren Fahr- ten schon mehrfach Schwerpunkt waren. Immer wieder haben wir aber auch kulturelle Themen. „In Deutschland haben wir speziell zertifizierte Kultur|Jugendherbergen mit einem entsprechenden Bildungsprofil und auch in ja - panischen Jugendherbergen gibt es viele kulturelle, meist traditionelle Angebote. Allerdings unterscheiden sich die beiden Länder vor allem bei den Übernachtungsgästen: Während wir in Deutschland vorwiegend Gruppen und Schulklassen in unseren Häusern beherbergen, sind es in Japan oft Individualreisende, die zudem eher aus dem Ausland kommen. Die japanischen Kolleg*innen geben sich große Mühe, all diesen Gästen die örtlichen Sehens- würdigkeiten und die japanische Kultur nahezubringen. Sie machen Stadtführungen, veranstalten Liederabende, stellen mit ihnen Mochis her oder bringen ihnen Origami bei. Das kann man gut adaptieren und bei uns gibt es erste ähnliche Angebote – sie sind aber stärker abgestimmt auf die jeweilige Zielgruppe. In Nürnberg, wo die Jugend-

Miriam Wolters

herberge in der mittelalterlichen Burg ist, bieten wir z. B. für die Jüngeren etwas zum Thema Mittelalter an und für die Älteren etwas zu den Nürnberger Prozessen oder zur medialen Selbstgestaltung mit unserem Bildungsprojekt youpedia.de. Dies wiederum ist für unsere japanischen Partner*innen interessant, denn außerschulische Bildung oder Verbandsstrukturen – in der Breite, wie wir sie ken- nen – gibt es in Japan nicht. Dort steht bei der Bildung meist die Schule im Mittelpunkt. Lange, inspirierende und motivierende Wirkung Was ist für die japanischen Kolleg*innen besonders interessant? Miriam Wolters: Sie suchen oft nach Systemen, die sie übernehmen können. Wie sind die Abläufe in einem Haus geregelt? Wieviel Personal gibt es in einer Jugend- herberge, und für was? Wie viele Zimmer gibt es? Aber auch die Frage, welche Chancen und Möglichkeiten wir in außerschulischen Programmangeboten sehen – fern- ab von touristischen Highlights und der Bedienung von Stereotypen. →

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Gibt es ganz konkrete Beispiele für etwas, das ihr aus Japan mitgenommen habt und in Deutschland implementiert habt?

bekommen. Das hat eine ungeheuer motivierende Wir- kung. Ich bin immer wieder erstaunt, wie frisch unsere Teilnehmer*innen wirken, wenn sie zurückkommen – trotz langem Flug und sehr dichtem Programm. Diese besondere Erfahrung hat sicher auch damit zu tun, dass Japan das komplette Gegenteil vom Alltag zu Hause ist – die Mentalität, die Landschaft, das Essen, die Sprache. Die Kolleg*innen erzählen immer wieder davon – oft noch Jahre später. Der Austausch mit Japan hat somit eine lange, inspirierende und motivierende Wirkung, weshalb wir ihn als DJH noch lange weiterführen möchten.

Miriam Wolters: Das können wir als Dachverband auf Bundesebene nur in Einzelfällen exakt nachhalten. Sicher gibt es Dinge wie einen „Japanischen Tag“ in einzelnen Jugendherbergen. Aber das ist gar nicht so relevant. Wichtiger ist, dass unsere Kolleg*innen sich von ihrem Alltag lösen können, rauskommen, die Welt sehen und dabei für ihre Arbeit neue Inspirationen und Eindrücke

Kontakt Miriam Wolters ist Referentin Kinder- und Jugendhilfe / Internationale Arbeit beim Deutschen Jugendherbergswerk Hauptverband.

Mail: Miriam.Wolters@jugendherberge.de

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IM FOKUS – Japan

KI in der Medienbildung – Angebote in Deutschland und Japan

Gyde Hansen

Künstliche Intelligenz (KI) ist in den vergangenen Jahren in immer mehr Lebensbereiche vorgedrun- gen: Autonomes Fahren, Sprachsteuerung, Übersetzungs-Software, Gesichtserkennungs-Software oder Ergebnisse von Suchmaschinen arbeiten mit KI. Spätestens mit der Veröffentlichung von Chat GPT ist vielen Lehrkräften und Multiplikator*innen der Jugendbildung nachdrücklich bewusst gewor- den, dass sie sich mit der Bedeutung von KI in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen ausein- andersetzen müssen. Dieser Umstand betrifft Deutschland 5 und Japan gleichermaßen.

22 von 64 untersuchten Ländern 7 belegt. Das MEXT 8 stellt daher einen wachsenden Bedarf fest, menschliche Ressourcen auszubilden, die KI „anwenden“ können. Beispielhafte Bildungsangebote zu KI in Japan Circa 20 bis 30 Universitäten in Japan arbeiten derzeit am Einsatz von KI in der Lehre. Um zu verhindern, dass die Studierenden Prüfungsleistungen durch KI erstellen lassen, wird beispielsweise an der Kwansei-Gakuin- Universität in Nishinomiya die Art der Vermittlung und der Aufgabenstellung verändert. Zum einen sind münd- liche Prüfungen geeigneter, um den Missbrauch von KI auszuschließen. Zum anderen sind in schriftlichen Prü- fungsleistungen reine Wissensabfragen in der nahen Zukunft nicht mehr geeignet. Es sollen daher Prüfungs-

Als einen der fünf Megatrends 6 , der 2018 eine Bildungs- reform an Schulen auslöste, hat Japan ausgemacht, dass Arbeitsplätze mit „Routineaufgaben mit geringer Nut- zung von Informationstechnik“ stark abnehmen werden, während Arbeitsplätze mit „Nicht-Routineaufgaben mit hoher Nutzung von Informationstechnik“ stark zuneh- men werden. Heutzutage wird die Kompetenz, Aufgaben selbständig zu lösen, benötigt. Die Nutzung von Infor- mationstechnik wird den Hauptteil vieler Arbeitsplätze ausmachen. Im zentralistischen Bildungssystem Japans wird der Lehrplan vom Ministerium für Bildung, Kultur, Wissenschaft und Technik (MEXT) bestimmt. Anhand des- sen erarbeiten die Schulen die Lernziele je Fach. Global schneidet Japan bei den Fähigkeiten im digitalen Bereich schlecht ab, die digitale Wettbewerbsfähigkeit ist gering. Im IMD World Digital Competitiveness Ranking 2023 liegt Japan auf Platz 35 hinter Deutschland, das Platz

5 Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale“; siehe auch https://www.bundestag.de/ausschuesse/weitere_gremien/enquete_ki 6 Die weiteren vier Megatrends, die die Bildungsreform begründen, sind, dass Japan sich in Zeiten des raschen Wandels befindet, die fortschreitende Globalisierung, die schrumpfende und alternde Bevölkerung sowie das lange Lebensalter der Japaner*innen. 7 World Digital Competitiveness Ranking – IMD business school for management and leadership courses 8 Andreas Schleicher, Director, OECD-Directorate for education and skills „Preparing students for their future, not our past. Insights from OECD’s review of Japan’s education system 2018

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Beispielhafte Bildungsangebote zu KI in Deutschland

aufgaben gestellt werden, zu deren Antwort die Nutzung von KI notwendig ist. Beispielsweise soll die Antwort auf eine wissenschaftliche Frage mit der generativen KI erstellt werden. Deren Antwort ist auf Faktenrichtigkeit zu überprüfen. Der Lernerfolg bemisst sich danach, ob die Studierenden der KI geeignete und genaue Anweisun- gen geben, den Wahrheitsgehalt der generierten Texte beurteilen und die Fakten mit Quellen belegen können. Der Einsatz von KI (im englischen AI, Artificial Intelli - gence) führt zu einer Änderung der Art und Weise der Arbeit in den Unternehmen. Nur das Fachwissen allei- ne wird nicht mehr so viel zählen wie früher. Recherche, Analyse und Routinearbeiten können effizienter als bis - her durch KI erledigt werden. Daher müssen Menschen ausgebildet werden, die Architekten für KI-Lösungen im Business sind und KI sinnvoll nutzen können. Die Kwansei-Gakuin-Universität hat ein „AI Solution Architect Trainings Program“ 9 erarbeitet, das jährlich außer von den 5.000 Studierenden aller Fakultäten von Beschäftigten aus mehr als 100 Unternehmen Japans genutzt wird. Das Blended-Learning-Programm besteht aus Selbstlernübungen und Gruppenarbeiten. Einem Chatbot können Fragen gestellt werden. Ein Online- Forum bietet die Möglichkeit, mit anderen Studierenden über KI zu diskutieren. Die Teilnahme wird durch Online- Tests nachgewiesen. Die Universität stellt das Programm auch Schüler*innen von Senior High Schools zur Verfü- gung. Für jüngere Kinder sind Workshops geplant, in denen sie an KI durch Ausprobieren herangeführt wer- den. Aktuell warten Lehrkräfte auf einen angekündigten Erlass des MEXT zum Umgang mit KI in den Schulen.

Das breit gefächerte non-formale Bildungsangebot in Deutschland ermöglicht es durch seine dezentrale Aus- richtung, schnell auf neue Anforderungen zu reagieren, so dass in der Jugendarbeit bereits innovative Projekte vor allem für ältere Kinder zu Nutzen und Gefahren von KI ausprobiert wurden oder in Planung sind. Beispielhaft sollen an dieser Stelle aus der Vielzahl an heterogenen Projekten zwei Maßnahmen benannt werden, die zeigen, wie spannend Projekte der außer- schulischen Bildungsarbeit das Zukunftsthema KI auf Augenhöhe mit jungen Menschen umsetzen. IJAB – Fach- stelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepub- lik Deutschland e.V. hat im Rahmen des Projekts „Web- Days“ gemeinsam mit Jugendlichen einen Online-Kurs für Jugendliche entwickelt, der einen Blick „hinter die Kulissen von KI-Systemen“ ermöglicht. Der vierwöchige KI-Kurs ist kostenlos und offen für alle ab 14 Jahren. Der Einstieg ist jederzeit möglich. Jugendliche lernen mehr rund um das Thema KI, verstehen das tiefe Innere dieser Systeme, begreifen, wie Gesichts- und Spracherkennung funktioniert, und erfahren, wie sie die Debatte um die Zukunft mitgestalten können. 10 Das Projekt „Schokoroboter und Deepfakes“ der Uni- versität Tübingen greift unmittelbar die Erfahrungs- welt Jugendlicher auf. Auf Grundlage einer Befragung von rund 200 Schüler*innen zwischen 11 und 19 Jah- ren zu ihren Bedürfnissen, Ängsten und Assoziationen im Zusammenhang mit KI hat die Universität einen

9 https://global.kwansei.ac.jp/academics/aisolution 10 https://www.oncampus.de/webdaysmoocKI

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IM FOKUS – Japan

Comic entwickelt, der Kindern und Jugendlichen KI leicht verständlich erklärt und auch für Erwachsene lesenswert ist. 11 Beschäftigung mit KI nimmt breiten Raum ein Die Beschäftigung mit künstlicher Intelligenz in der Bildung nimmt sowohl in Japan als auch in Deutsch- land zu Recht einen breiten Raum ein. Beide Länder haben sich auf den Weg gemacht, die komplexen Sachverhalte für junge Menschen verständlich auf- zubereiten. Neben einem breiten gesellschaftlichen Diskurs und vorausschauender politischer Regulie- rung sind diese Bildungsanstrengungen im Umgang

mit KI notwendig, um eine soziale Spaltung in Gewinner und Verlierer der Entwicklung zu verhindern.

Im Fachaustausch mit Japan wurde mir nachdrücklich bewusst, dass der Bereich der non-formalen Bildung in Deutschland Experimentierräume eröffnet und Mög - lichkeiten schafft, Kinder und Jugendliche selbst an der Erarbeitung von Projekten zu beteiligen. Insbesondere nehme ich Jugendarbeit und erzieherischen Jugend- schutz – Bereiche, die Kinder und Jugendliche, außerhalb ihrer Rolle als Schüler*innen, als eigenständige Persön- lichkeiten in ihrer Lebenswelt respektieren und fördern – verstärkt als innovative Kraft Deutschlands wahr, deren Beitrag zur Funktionsfähigkeit der Gesellschaft allzu oft unterschätzt wird.

Die ungekürzte Fassung des Beitrags findet sich in der Dokumentation des Deutsch-Japanischen Studienprogramms 2023 auf www.ijab.de/japan

Kontakt Gyde Hansen Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein

Mail: gyde.hansen@sozmi.landsh.de

11 Schokoroboter und Deepfakes | Universität Tübingen ( uni-tuebingen.de )

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IJAB journal 2|2023

Kinder und Jugendliche in Japan

Kazuyo Akiyoshi Übersetzung: Reiko Tidten

Die aktuelle Situation unter dem Aspekt der psychischen Gesundheit

Gegenwärtig sind Kinder und Jugendliche in Japan mit vielen Herausforderungen konfrontiert, wie z. B. niedrige Geburtenrate bei Überalterung der Gesellschaft, Kinderarmut, Mobbing, Schul­ absentismus, Selbstmord und geringes Selbstwertgefühl. Der nachfolgende Beitrag betrachtet die aktuelle Situation von Kindern und Jugendlichen in Japan insbesondere unter dem Aspekt der psychischen Gesundheit.

Zuständigkeiten auf staatlicher Ebene Um die verschiedenen Zuständigkeiten der Ministeri- en für soziale Fragen im Zusammenhang mit Kindern besser zu koordinieren und miteinander zu verbinden, wurde im April 2023 „das Amt für Kinder und Familienan- gelegenheiten“ eingerichtet. Es soll die Probleme lösen, indem es die dezentralisierten kinder- und jugendbezo- genen Aufgaben zwischen dem Gesundheitsministerium (MHLW), dem Kultusministerium (MEXT) und dem Kabi- nettsbüro koordiniert, mit dem Ziel, eine „kinderzentrier- te Gesellschaft“ zu schaffen. Zudem ist das „Grundgesetz für Kinder“ in Kraft getreten. Im Rahmen dieses Gesetzes wurde zudem ein sogenanntes Advocacy-System etab- liert, um den Ansichten von Kindern und Jugendlichen Gehör zu verschaffen. Obwohl das Amt für Kinder und Familienangelegenheiten gegründet wurde und eine Zusammenarbeit stattfindet, unterliegen Kitas, Grund - schulen, Junior-High-Schools und Senior-High-Schools weiter der Zuständigkeit der Schulabteilung des MEXT. Um der Vielfalt und dem Wandel der Zeit Rechnung zu tragen, wären hier dringend Reformen notwendig.

Hausarbeit und Kindererziehung – meist Frauensache Die Gesamtquote atypischer Beschäftigungsverhältnisse, z. B. befristete Arbeitsverhältnisse, liegt in Japan bei etwa 40 %. Die relative Armutsquote für Kinder liegt bei 11,5 % und die Armutsquote für Haushalte Alleinerziehender bei 44,5 %. Laut der „Nationalen Erhebung über Fami - lientrends“ des Instituts für Bevölkerungsforschung im Jahr 2022 sind 80,6 % der Ehefrauen für die Hausarbeit zuständig, deren durchschnittlicher Zeitaufwand für Hausarbeit an Wochentagen etwa vier Stunden betrug. Bei den Ehemänner waren es 47 Minuten. In Japan ist es üblich, dass Frauen auch den Großteil der Kindererzie- hung übernehmen. Viele Frauen arbeiten in einem atypi- schen Arbeitsverhältnis und fallen nach einer Scheidung oft unter die Armutsgrenze, wenn die geschiedenen Männer keinen Unterhalt für die Kinder zahlen. Zwar gibt es finanzielle Unterstützung wie kostenlose Kinder - betreuung, Kindergeld, Lernunterstützung für Kinder von Alleinerziehenden, Unterstützung bei Arbeitssuche und steuerliche Hilfen. Es bestehen aber noch zahlreiche Herausforderungen, die zu bewältigen sind.

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IM FOKUS – Japan

Seit Beginn der statistischen Erfassung in Japan nimmt Kindesmisshandlung in den letzten 30 Jahren stetig zu. Die Wurzel dafür liegt in den strengen Erzie- hungspraktiken Japans, die weitaus härter sind als im westlichen Kulturkreis. Im Hintergrund spielt auch die Ungleichheit der Geschlechter (weltweit auf Platz 125 des Gender Gap Index) eine Rolle. Die japanische Gesellschaft ist sich immer noch nicht der Ungleich- heit der Geschlechter bewusst und Frauen tragen noch immer die meiste Last der Kindererziehung. Diese Situ- ation der „de-facto-alleinerziehenden“ Frauen führt häufig zu postnatalen Depressionen, Misshandlungen und weiteren Problemen ohne ausreichende Beratungs- möglichkeiten. Zwar gibt es Maßnahmen wie Hausbesu- che durch staatliches Gesundheitspersonal innerhalb des ersten Monats nach der Geburt eines Kindes sowie Einrichtungen wie Unterstützungszentren für Kinder- erziehung, in denen Kleinkinder spielen und Eltern mit dem Personal sprechen können. Doch reichen diese Maßnahmen nicht aus. Großeltern können, wenn sie verfügbar sind, manchmal in die Kindererziehung einbe- zogen werden. Im Allgemeinen ist die Inanspruchnahme von Babysittern in Japan jedoch gering, und viele Mütter und Kinder fühlen sich isoliert, weil sie niemanden oder keinen Ort haben, an den sie sich wenden können.

Schulabsentismus – auf der Suche nach Lösungen Schulabsentismus ist in den letzten Jahren in Japan zu einem ernsten Problem geworden. Als Schulverweige- rung gilt, wenn Schüler*innen 30 oder mehr Tage pro Jahr der Schule fernbleiben, abgesehen von krankheits- bedingten Fehlzeiten oder Finanzierungsproblemen. Laut einer Umfrage gingen im Jahr 2021 rund 245.000 Schüler*innen nicht mehr zur Schule. Vor allem bei Grundschüler*innen hat sich die Zahl derjenigen, die die Schule verweigern, in den letzten zehn Jahren etwa vervierfacht. Die meisten dieser Schüler*innen bleiben zu Hause, und häufig sind Eltern und Kinder isoliert. Oft ist ein Elternteil dann auch gezwungen, den Job aufzu- geben, oder erhält aufgrund mangelnder Informatio- nen keine Unterstützung. Als Reaktion auf das Problem des Schulabsentismus fördert das MEXT die Einrichtung von „speziellen Schulen für Kinder, die die Schule ver- weigern“ und setzt sich dafür ein, dass sie Möglichkeiten bekommen, online am Unterricht oder an einem Test teilzunehmen. Die Teilnahme von zu Hause soll dann bei der Benotung berücksichtigt werden. Darüber hin- aus wird mithilfe von Tablets, die jedes Kind bekommt, deren psychische und körperliche Gesundheit kontrol- liert, um dadurch Probleme frühzeitig zu erkennen und entsprechende Unterstützungsmaßnahmen anbieten zu können.

MEXT fördert die Einrichtung von „speziellen Schulen für Kinder, die die Schule verweigern“ und setzt sich dafür ein, dass sie Möglichkeiten bekommen, online am Unterricht oder an einem Test teilzunehmen.

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IJAB journal 2|2023

Es gibt immer mehr Möglichkeiten, zu lernen, wie man mit Kindern und Jugendlichen umgehen soll, was bisher einfach dem Personal vor Ort überlassen wurde. Zwar wurde die psychische Gesundheit des Personals vor Ort bisher für wichtig erachtet, jedoch war Supervision oder Ähnliches in Japan nicht üblich. Nicht selten nahmen Mitarbeiter*innen, die Kinder vor Ort betreuten, Prob- leme persönlich. Burnouts waren die Folge, was oft zu ihrem Ausscheiden aus dem Beruf fführte. In der Kinder - beratungsstelle von Kitakyushu werden z. B. Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass Mitarbeiter*innen nicht alleine vor Problemen stehen. Es gibt einen akti- ven Austausch untereinander sowie Schulungsveranstal- tungen, die erfahrene Kolleg*innen auf eigene Initiative organisieren. Die Fortbildung der „Jugendberater*innen“ erfolgt ebenfalls durch Schulungskurse auf der Grund- lage des „Ausbildungs-Entwicklungsprogramms“ des Kabinettbüros mit dem Ziel, in jeder Region ein „Jugend­ unterstützungsnetz“ aufzubauen. Bildungs- und Aufklärungsmaßnahmen zur Suizidprävention werden durch- geführt, des weiteren Früherkennung von Suizidrisiken, ein Beratungssystem über Telefon und SMS wurde geschaffen.

Psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen entgegenwirken Erschreckenderweise ist Selbstmord die häufigste Todesursache bei Kindern und Jugendlichen in Japan: Im Jahr 2022 begingen 514 Schüler*innen aus Grundschu- len, Junior-High-Schools und Senior-High-Schools Selbst- mord, ein Rekordhoch seit Beginn der statistischen Erhebung 1980. Gründe dafür sind u. a. schlechte schu - lische Leistungen, Sorgen um die zukünftige Laufbahn, krankheitsbedingte Sorge und ihre Auswirkungen. Diese Sorgen können zu Depressionen führen, die wiederum zu psychischen Erkrankungen und der Entscheidung für den Selbstmord führen. Laut einer Umfrage des Kabinettsbüros haben japanische Kinder ein gerin- ges Selbstwertgefühl. Es wird vermutet, dass geringes Selbstwertgefühl mit Selbstmord in Verbindung steht. Angesichts dieser Situation in Japan hat das MHLW den „Notfallplan zur Stärkung der Suizidprävention bei Kindern“ als Maßnahme gegen Selbstmord bei jungen Menschen ins Leben gerufen. Bildungs- und Aufklä- rungsmaßnahmen zur Suizidprävention werden durch- geführt, des weiteren Früherkennung von Suizidrisiken, ein Beratungssystem über Telefon und SMS wurde geschaffen. In Anbetracht der aktuellen Situation in Japan bietet das Amt für Kinder- und Familienangele- genheiten Schulungen zur Problemberatung für Kinder und Jugendliche an.

Kontakt Kazuyo Akiyoshi

Kinderschutzbeauftragte in einer Kinderberatungsstelle in Kitakyushu, Präfektur Fukuoka (Region Kyushu, Südjapan)

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