Militär & Geschichte

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August/ September 2025

Nr. 5/2025

SCHOCK IM BALTIKUM 1941: Als die Wehrmacht erstmals auf Stalins neue Superpanzer traf KETTENTAXI DER BUNDESWEHR M113: Vielseitiger Transporter

FALLSCHIRMJÄGER Knallharte Ausbildung für den Sprungeinsatz

Waffen-SS gegen britische Elitesoldaten: Der letzte große Sieg des „Dritten Reiches“

KRIEG IM KAUKASUS Russlands blutige Expan- sion im 19. Jahrhundert

ahrhundert SS

U-BOOT-ASS Arnauld de la Perière: erfolgreichster U-Boot- Kommandant e: ster nt

der Kriegs- geschichte

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Rollender Stahl

Panzer sind technische 2JNXYJW\JWPJZSI࣢XNJ GJJNS ܫ ZXXJSINJ<JQYZSI 2NQNYईWLJXHMNHMYJ &QQJX <NXXJSX\JWYJ_Z5FS_JWSNR FQQLJRJNSJSZSIXUJ_NJQQ_Z 5FS_JWSNR<JQYPWNJL ܪ SIJS 8NJ࣢MNJW*NSJ\FMWJ+ZSILWZGJ KझWFQQJM NXYTWNXHM.SYJWJXXNJWYJS ZSI2TIJQQGFZJW

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Herausgeber Dr. Guntram Schulze-Wegener über die Konferenz von Potsdam 1945

Stalin gibt den Ton an

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des Verbleibs der deutschen Bevölke- rung in den von Moskau willkürlich zum polnischen Staatsgebiet geschla- genen deutschen Provinzen zeigt er sich unnachgiebig. So fällt der Norden Ostpreußens an die Sowjetunion und alles östlich von Oder und Neiße „provisorisch“ an die unter sowjeti-

lem Bestehendes bestätigt werden soll. Die Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen und die Installation eines Alliierten Kontrollrates sind noch während des Krieges festgelegt worden. In Potsdam gilt es, dem eine endgültige Fassung zu geben und darüber ein Abkommen zu erzielen sowie die Grenzziehungen zu er- örtern – einer der heftigsten Streit- punkte in fast jeder Debatte. DassStalin,dessenTruppentief in Deutschland stehen und Berlin allein eingenommen haben, mit Beginn des Rückzugs der amerika- nischen Truppen aus den von ih- nen besetzten Gebieten in Thürin-

as Potsdamer Abkommen vor 80 Jahren ist ein Epochen- schnitt, der den Aufbruch in

eine neue europäische Ordnung mar- kiert. Vom 17. Juli bis 2. August 1945 treffen in Schloss Cecilienhof die Führer der drei Großmächte USA, Großbritannien und Sowjetunion, Harry S. Truman, Winston Churchill (und nach dessen heimatlicher Ab- wahl Clement Attlee) sowie Josef Sta- lin, zusammen. Die Gespräche verlaufen zäh, denn die Regelung der „deutschen Frage“ als ein zentraler Punkt der Konferenz begreift Stalin im Gegensatz zu den westlichen Vertretern nicht als einen

Die Grenzziehungen in Europa sind ein heftiger Streitpunkt in jeder Debatte.

zu übermäßigen Zugeständnissen hinreißen zu lassen. Das ist einfacher gesagt als getan, zumal ab 26. Juli Clement Attlee an Churchills Stelle tritt und mit dem neuen, unerfahrenen amerikani- schen Präsidenten Truman und des- sen ebenso unerfahrenen Außenmi- nister James Byrnes weitere Green- horns mit dem „Stählernen“ an einem Tisch sitzen. Entsprechend gönnerhaft tritt Sta- lin auf, der sein Ziel einer Verkleine- rung, Ausbeutung und dauerhaften Entmachtung des ehemaligen Deut- schen Reiches zu keinem Zeitpunkt aus den Augen verliert. Gerade in der FragederpolnischenWestgrenzeund gen und Sachsen seit dem 1. Juli in einer sehr vorteilhaften Position ist, ist allen Beteiligten bewusst. Daher geht es bei dem anstehenden Aus- tausch auch darum, den sowjeti- schen Diktator in seinem Sieges- rausch zu bremsen und sich nicht

demokratischen Prozess, sondern als eine Station auf seinem Beutezug durch Europa. Einen solchen demo- kratischen Prozess in einem freien Europa anzustreben, ist nach der Konferenz von Jalta vom Februar des- selben Jahres Stand der Dinge. Doch nach dem siegreichen Vor- marsch der Roten Armee fürchtet Churchill, dass Stalin seine eigene Agenda verfolgt. Um dem ungenierten Vordringen des sowjetischen Impe- rialismus Einhalt zu gebieten, lässt der britische Premier im Frühjahr ins- geheim die militärische Operation „Unthinkable“ prüfen, also den militä- rischen Kampf der Alliierten gegen die Rote Armee. Zutiefst misstrauisch gegenüber dem Kremlherrn, schreibt er am 12. Mai an den amerikanischen Präsidenten,West und Ost trennt ein „eiserner Vorhang“, hinter dem man nicht weiß, was vor sich geht. Chur- chill drängt auf eine erneute Ausspra- che der „Großen Drei“, bei der vor al-

Die „Großen Drei“: Churchill, Truman

scher Kontrolle stehende polnische Verwaltung. Es bleibt ein unverzeihlicher Fehler, dass auf amerikanischen Vorschlag hin die endgültigen Vereinbarungen über die Grenzen erst einem künfti- gen Friedensvertrag vorbehalten sind. Stalin hingegen behandelt das Provisorium als Tatsache. Sein Kalkül, dass eine Umkehr zu einem späteren Zeitpunkt ausge- schlossen ist, geht auf. Die Vorherr- schaft Moskaus in und über Ostmittel- europa ist zementiert und Stalin, der als Letzter der späteren vier Sieger- mächte in die Anti-Hitler-Koalition eintrat, der große Gewinner der Kon- ferenz von Potsdam.

und Stalin auf der Konferenz

von Potsdam. Der britische Premier misstraut dem sowjetischen Diktator und hat auf eine erneute Aussprache gedrängt

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TITEL Arnheim

Britische Fallschirmjäger versuchen 1944, die Rheinbrücke von Arnheim zu erobern. Doch die Waffen-SS leistet energischen Widerstand – und kann am Ende triumphieren ű

Kettentaxi beim Bund Unzählige Bundeswehrsoldaten sind mit ihr unterwegs: die „Alubüchse“ M113 Ŭũ

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Krieg und Kunst Ein deutscher Maler begleitet Russlands Truppen im Kaukasus und hält dessen brutale Eroberung auf der Leinwand fest

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Bescheidenes U-Boot-Ass Mit U 35 wird Perière zum erfolgreichsten U-Boot-Kommandanten

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Schlagkräftig : 1942 erhält der Panzer III endlich eine Langrohr- kanone, die es mit den mittleren Panzern des Gegners aufnehmen kann

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TITEL Die Brücke von Arnheim Der Abwehrerfolg der Waffen-SS an der Brücke von Arnheim ist der letzte große Sieg NS-Deutschlands – und wird später auch für das Kino in Szene gesetzt MENSCHEN & SCHICKSALE Arnauld de la Perière Erster Weltkrieg: Die Feindfahrten eines legendären U-Boot-Kommandanten WAFFEN & TECHNIK Mannschaftstransporter M113 Trotz einiger Mängel ist der vielseitige M113 eine Erfolgsgeschichte KRIEGE & SCHLACHTEN Die Schlacht von Carrhae 53 v. Chr. kommt es in Mesopotamien zum Zusammenprall zweier Großreiche WAFFEN & TECHNIK Fahren auf eigenem Gleis So funktioniert … ein Kettenfahrwerk WAFFEN & TECHNIK Panzer III Ausf. L und M Ab 1942: Langersehnte Kampfwertsteigerung durch 5-cm-Kanone MENSCHEN & SCHICKSALE Theodor Horschelt Ab 1858: Was der Münchner Kriegsmaler im umkämpften Kaukasus erlebt KRIEGE & SCHLACHTEN Die Schlacht von Raseiniai 1941 Im Baltikum trifft die Wehrmacht erstmals auf sowjetische KW-Panzer DOKUMENT Endlich Frieden! Im September 1945 unterzeichnen Japans Delegierte die Kapitulationsurkunde

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Panzer-Schock im Baltikum Deutschlands Panzertruppe wird 1941 im Osten deklassiert, fängt sich aber wieder ƎƊ

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VERBÄNDE & EINHEITEN Fallschirmjäger der Wehrmacht Gründung und Ausbildung der deutschen Fallschirmtruppe

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In Höchstform Die Ausbildung zum Fallschirmjäger ist hart und umfasst auch den Kampf am Boden

Titelthema

RUBRIKEN Kolumne Panorama

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Ɛƈ Einst & Jetzt

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Neu am Kiosk

Auf verlorenem Posten Roms Legionäre erleiden gegen die parthische Reiterei eine historische Niederlage

Zum Titelbild: Oben eine Filmszene aus Die Brücke von Arnheim , unten ein StuG der SS-Division „Hohenstaufen“. Bildquellen: ullstein bild/UA, Sammlung T. Anderson, Sammlung C. Niesner, Morio (CC BY-SA 4.0), p-a/SZ Photo/Scherl, Sammlung D. Zander, Archiv M&G

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ZITAT Ich möchte allen versichern, dass die schlechten Zeiten endgültig vorbei sind. “ Bernhard Montgomery (1887–1976), britischer Generalfeldmarschall, über die Kriegswende in Nordafrika 1942

Wussten Sie, dass ...

… der Regisseur John Ford bei der U.S. Army im Zweiten Weltkrieg diente? Ford, der u. a. zahlreiche Western mit John Wayne und Henry Fonda drehte, war im Rang eines Fregattenkapitäns im Rahmen der Fotoaufklärung an fast allen Kriegsfronten im Einsatz: im Pazifik wie auch beim D-Day in der Normandie. Für zwei im Krieg gedrehte Dokumentationen ( The Battle of Midway und December 7th ) erhielt er jeweils einen Oscar.

Brauchte wenig Platz: Die Fieseler Fi 167 sollte als 7RUSHGRERPEHUXQG$XɍO¦UHUHLQJHVHW]WZHUGHQ

þGLH)LHVHOHU)LŪůŰ eine erstaunliche Fähigkeit hatte? Der für den Flugzeugträger Graf Zeppelin geplante Doppel- decker (Erstflug 1937) war mit diversen Hochauftriebshilfen versehen und hätte auf dem Deck des fahrenden Trägers fast senkrecht landen können; bekanntlich wurde die

Graf Zeppelin aber nicht fertiggestellt. Nach dem Krieg diente die Fi 167 kurz bei den jugoslawischen Streitkräften.

Ganz nah dran: Bei Dreharbeiten während der Schlacht von Midway wurde Ford am Arm verwundet

… britische Gummistiefel nach einem General benannt sind?

Seit dem 17. Jahrhundert wurden kniehohe Lederstiefel vom hessischen Militär verwendet. Ihre robuste Konstruktion schützte vor Stich- verletzungen und die breite Stulpe vor Nässe. In den napoleonischen Kriegen übernahm Arthur Wellesley, Duke of Wellington, das Design für seine Kavallerie.Von da an machten die „Wellington Boots“ (oder „Wellies“) Karriere und später übertrug sich der Name auf moderne wasserfeste Stiefel, die meist aus Gummi gefertigt sind.

Gestiefelter General: Wellington und seine Stiefel in einer zeitgenössischen Satire

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DIE HISTORISCHE ZAHL Divisionen hatten Deutschlands Verbündete Ende 1942 an der Ostfront stehen. Das waren fast 30 Prozent der seinerzeit dort kämpfenden Divisionen. 68,5

Truppenbesuch: Italienische Soldaten an der Ostfront. Die Zahl dort kämpfender nicht deutscher Verbände erreichte Ende 1942 ihren Höhepunkt

… vor Kalifornien ein gesunkenes U-Boot entdeckt wurde? Anfang 2025 hat ein amerikanisches Forschungs- team vor der Küste von San Diego das Wrack von USS F-1 aufgespürt, ein im Ersten Weltkrieg ein- gesetztes U-Boot der US-Marine. Das 1912 gebaute und 44 Meter lange Boot war 1917 bei einer Übungs- fahrt verunglückt und gesunken, nur fünf der 24 Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden. Das seither verschollene Boot liegt in 400 Meter Tiefe und ist erstaunlich gut erhalten.

Blutgetränkt: In Magenta färbte sich 1859 der Boden purpurrot

… die Farbe Magenta im Krieg „geboren“ wurde? Der französische Chemiker François-Emmanuel Verguin synthetisierte 1858 den Farbstoff Fuchsin und erkannte dessen Eignung für die Textilfärbung. Als im folgenden Jahr in der Schlacht bei Magenta der dortige Boden durch das viele vergossene Blut eine solche purpurrote Farbe annahm, benannte er das „Fuchsin“ in „Magenta“ um.

Am Meeresgrund: USS F-1 wurde exakt vermessen und dann als 3D-Modell dargestellt

… Fedor von Bock eine Besonderheit auszeichnet? Fedor von Bock, ab 1940 Generalfeldmarschall und zwei Jahre später in die Führerreserve versetzt, starb am 4. Mai 1945 in Schleswig-Holstein infolge eines englischen Tieffliegerangriffs. Er gilt damit als der einzige Feldmarschall, der während des Krieges durch unmittelbare Feindeinwirkung zu Tode kam.

Hochrangig: Fedor von Bock erlag vier Tage vor Kriegsende seinen Verletzungen

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Am 17. September 1944 landen britische Fallschirmjäger im Rahmen der Operation „Market Garden“ in der Nähe von Arnheim, um die wichtige

Rheinbrücke zu erobern. Doch der Plan scheitert am Widerstand von Waffen-SS und zusammen- gewürfelten Wehrmachteinheiten

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Himmelfahrtskommando: Die bei „Market Garden“ abgesetzten alliierten Fallschirmjäger werden teilweise noch im Flug von deutschen Soldaten EHVFKRVVHQ'LH6]HQHVWDPPWDXVGHP6SLHOɋOP Die Brücke von Arnheim (1977), der zum Bekannt- heitsgrad dieser Schlacht enorm viel beigetragen hat

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m Morgen des 17. September 1944 steuern 2.203 Truppen- transporter, Lastensegler und Schleppmaschinen der 1. alliierten Luftlandearmee auf zwei Luftkorri- doren von Großbritannien aus die Niederlande an. Jede dieser „Marsch- säulen“ ist nahezu 150 Kilometer lang und fünf Kilometer breit. Hinzu kommen 1.500 Jagdflieger, die Geleit- schutz geben. An Bord der Flugzeuge befinden sich drei Luftlandedivisionen der Ar- meen Großbritanniens und der Ver- einigten Staaten: die „Roten Teufel“ der von Generalmajor Robert Urqu- hart befehligten britischen 1. Luft- landedivision; die 82. US-Luftlande- division unter dem Kommando von Brigadegeneral James Gavin mit dem Kampfnamen „All American“ sowie die „Screaming Eagles“ der 101. US- Luftlandedivision, die Generalmajor Maxwell Taylor befehligt. Alles in al-

Eile Einheiten von Luftwaffe, Artille- rie und der 9. SS-Panzer-Division zu einer Kampfgruppe zusammen und bildet mit ihnen westlich Arnheims eine weitere Verteidigungslinie. Zusätzlich erhält die Kampfgruppe Tettau den Befehl, nach Arnheim zu verlegen. Diese Einheit besteht vor- nehmlich aus „Westkämpfern“, deren Einheiten in Frankreich zerschlagen wurden. Ebenso wird ein holländi- sches Bataillon mit SS-Freiwilligen sofort nach Arnheim in Marsch ge- setzt. Östlich Nimwegens sammeln sich indes Einheiten des Korps Feldt, das die Westgrenze am Niederrhein sichert, zum Angriff auf Groesbeek, welches die 82. Luftlandedivision be- setzt hat. Weiter südwestlich rüsten sich Teile der, im Raum Herzogen- busch stehenden, 1. deutschen Fall- schirmjägerarmee unter General Kurt Student zur Hilfe. Bei ersten Scharmützeln finden Students Männer in einem abgestürz-

Alles bereit: 7UDQVSRUWɎXJ zeuge vom Typ Douglas DC-3 warten am 17. September 1944 darauf, Fallschirmjäger nach Holland zu bringen

deutschen Heeresgruppe B, rechnet nicht damit. Der Feldmarschall sitzt gerade mit seinem Stab im Tafelberg- HotelinOosterbeekzuTisch,alsgegen 14 Uhr plötzlich feindliche Fallschirm- jäger auf der Renkumer Heide unweit desHotelslanden.AusAngstvoreiner Entführung durch die Briten befiehlt Model sofort dieVerlegung des Haupt- quartiers ins 30 Kilometer entfernte

lem zählen sie 20.000 Mann. (LQH[DNWHU$QJULɃVSODQ

Fallschirmjäger sollen die Rheinbrücken für die vorstoßenden Bodentruppen sichern.

Die Truppenverbände sind Teil der Operation „Market Garden“, einer kombinierten Luftlande-Bodenoffen- sive. Die Angriffsoperation beruht auf einer Idee des britischen Feld- marschalls Sir Bernard Montgomery. Nach einem exakten Angriffsplan sol- len Luftlandedivisionen in mehreren Wellen hinter den deutschen Vertei- digungslinien am Albert-Kanal lan- den und alle Brücken zwischen Eind- hoven und Arnheim im Handstreich nehmen (siehe Karte S. 15). Anschlie- ßend müssten sie die Brücken nur zwei bis vier Tage halten (Operation „Market“), bis die Bodentruppen des XXX. Korps unter Generalleutnant Bri- an Horrocks entlang der Straße von Eindhoven nach Arnheim vorgesto- ßen sind (Operation „Garden“). Generalleutnant Frederick „Boy“ Browning, Leiter des 1. Britischen Luft- landekorps, stimmt dem tollkühnen Schlachtenszenario grundsätzlich zu. Nur einen Zweifel hegt er: Vielleicht ist das Ganze eine Brücke zu weit ... Es ist ein Satz, der bis heute die Erinne- rung an die Schlacht von Arnheim prägt. Bestsellerautor Cornelius Ryan wird ihn Jahre später als Titel für sein Sachbuch A Bridge too far verwenden, das 1974 erscheint und später sogar verfilmt wird (siehe Kasten S. 16). Zuerst scheint Montgomerys Kal- kül aufzugehen. Überall verlaufen die Landungen planmäßig, die Über- raschung ist perfekt. Selbst Generalfeldmarschall Wal- ter Model, der Oberbefehlshaber der

Terborg. Dann springt er ins Auto und fährt zum Hauptquartier des II. SS- Panzerkorps nach Doetinchem, von wo aus er die erforderlichen Gegen- maßnahmen koordiniert. Deutsche reagieren schnell Auch Models Unterführer reagieren schnell. Major Sepp Krafft vom Aus- bildungsbataillon 16 der SS-Schule Arnheim bildet sofort eine Kampf- gruppe und riegelt zwischen Ooster- beek und Wolfheze zwei Straßen nach Arnheim ab. Obersturmbann- führer Ludwig Spindler rafft in aller

ten alliierten Gleiter unter den Toten einen Aufmarschplan von „Operation Market Garden“. Student zögert keine Sekunde und leitet diesen an Model weiter. Aber der Feldmarschall schenkt der Karte wenig Glauben, da er sie schlicht für eine Täuschung des Feindes hält. Model sucht am späten Nachmit- tag den Kommandeur des II. SS-Pan- zerkorps, SS-Gruppenführer und Ge- neralleutnantderWaffen-SS,Wilhelm Bittrich auf, mit dem er die Lage be- spricht. Bittrich glaubt nicht, dass der Angriff Model gilt. Er vermutet viel- mehr die Brücke von Arnheim als An- griffsziel der Alliierten, was den Feld- marschall letztendlich überzeugt. Die beiden beschließen die Siche- rung der Rheinbrücken von Arnheim und Nimwegen. Gleichzeitig sollen Verbände für den Gegenangriff ge- sammelt werden. Hinsichtlich der beiden Brücken von Nimwegen rät Bittrich zur Sprengung, Model will je- doch beide Bauwerke vorerst verteidi- gen und nicht zerstören. Der Feldmar- schall hofft, sie für einen späteren Gegenstoß nutzen zu können. Verstärkung im Anmarsch Doch dazu braucht Model weitere Streitkräfte.BittrichsTruppenverband, die 9. SS-Panzer-Division „Hohenstau- fen“ und die 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“, sind gerade erst zur Auf-

Überrascht: Generalfeld- marschall Walter Model (l.) wird von der Operation kalt erwischt, rechts von ihm SS-Brigadeführer Heinz Harmel

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6SUXQJLQV8QJHZLVVH Zwei amerikanische und eine britische Luftlandedivision sind beteiligt, zusammen können sie UXQG0DQQDXɂLHWHQ dem Zug quer durch das Reich nach Arnheim transportiert. Auch verfügt Hitler, dass alle an der Westfront ver- fügbaren Luftstreitkräfte im Raum Arnheim eingesetzt und durch zwei Jagdkorps verstärkt werden. Dadurch erreicht er, dass am nächsten Tag be- reits 300 deutsche Kampfflugzeuge zum Empfang der nächsten feind- lichen Luftlandewelle bereitstehen. Dennoch passieren Fehler. Der gra- vierendste ist, dass Bittrich in der Verwirrung vergisst, die Arnheimer Brücke durch eine starke Abteilung zu sichern, wie der Kommandeur der 10. Panzer-Division, Oberführer Heinz Harmel, noch Jahre später anmerkte: „Die Schlacht hätte wohl ganz anders ausgesehen, wenn sofort eine starke deutsche Einheit auf die Brücke in Arnheim geschickt worden wäre.“ Auf zur Arnheimer Brücke Während die Deutschen erste Vertei- digungsmaßnahmen ergreifen, teilt der britische General Urquhart seine 5.700 Mann starke Streitmacht auf: Rund 3.000 Luftlandetruppen bleiben zur Bewachung der Luftlandezonen zurück. Etwa 2.700 Soldaten der 1. Fall- schirmjägerbrigade machen sich der- weil für den Angriff auf die Brücke von Arnheim bereit. Da die Entfernung zwischen Lan- dungszone und Arnheim elf Kilometer beträgt, fährt eine Aufklärungsschwa-

frischung nach Arnheim verlegt wor- den und allein zu schwach. Der größte einsatzfähige, motorisierte Kampf- verband der 9. SS-Panzer-Division ist die SS-Panzer-Aufklärungsabtei- lung 9 von Hauptsturmführer Viktor Graebner, die nur 40 Panzerwagen umfasst. Bittrich schickt Graebner mit 30 dieser Wagen auf eine Aufklä- rungsfahrt nach Nimwegen. Außerdem ruft der Feldmarschall in der Wolfsschanze an und fordert vom OKW Verstärkung: Panzer, Ge- schütze, Flieger und Soldaten. Das Führerhauptquartier reagiert prompt und sagt alles zu. Selbst die schwere Panzer-Abteilung 506 mit ihren Kö- nigstigern wird per Blitztransport mit

+HL¡HU(PSIDQJ Ein von der Flak abgeschossener Lasten- segler; insgesamt aber verlaufen die Landungen nach Plan + L¡ ( I Ei d Fl k b h L t

Richtung Norden: Im Gefolge ihrer Kameraden von den Paratroupers stoßen britische Infanteristen aus Belgien kommend zur Brücke von Nimwegen vor. Links ein ausgeschaltetes deutsches 8,8-cm-Geschütz

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:LHJHKWHVZHLWHU" Am Boden angekommen, müssen die Einheiten auf sich allein gestellt ihre Zielräume erreichen; oben Soldaten der 101. US-Luftlandedivision

dron unter Major Gough mit 26 Jeeps zur Brücke voraus, um diese im Hand- streich zu nehmen. Aber es kommt wie so oft: Der Plan überlebt nicht die erste Feindberührung. Goughs Auf- klärungsschwadron gerät in einen

scheint, entpuppt sich im Laufe des Tages als grundlegendes Problem der gesamten Division, die auch vorerst keinen Funkkontakt zur Luftflotte und Montgomerys Hauptquartier auf- nehmen kann.

Die Deutschen verlieren ein Brückenende, können das andere aber verteidigen.

9RQZRKHUNRPPWGHU)HLQG" Hastig aufgestellte deutsche Kampfgruppen bilden notdürftige Verteidi- gungslinien, vor allem westlich der Stadt Arnheim

Hinterhalt von Kraffts Kampfgruppe und wendet seine Kolonne zur Flucht. Als Gough Urquhart seinen Rück- schlag melden will, stellt sich heraus, dass sein Funkgerät nicht funktioniert. Was zuerst ein Einzelfall zu sein

Auch Urquhart bemerkt bald das Kommunikationsproblem. Da der Ge- neral keine Meldung von Gough emp- fängt, begibt er sich selbst zu den vor- rückenden Truppen, um nach dem Rechten zu sehen. Zu seinem Entset-

ZITAT Sie kennen meine Befehle. Die Brücke von Nimwegen darf nicht zerstört werden, und die Brücke von Arnheim ist innerhalb von 24 Stunden zu nehmen. “ Model gegenüber Bittrich im Gespräch am 18. September 1944

Erobert: Die Brücke von Nimwegen können die Alliierten am 20. September einnehmen und halten, hier mit einer britischen 17-Pfünder-Pak

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(LQ6FKZLPPZDJHQ der SS-Panzer-Division „Hohenstaufen“ eilt zur Front. 'LH9HUE¦QGHGHU:DɃHQ66UHDJLHUHQVFKQHOODXIGLHDOOLLHUWH%HGURKXQJ

Bedingt tauglich: Sturmgeschütze spielen bei der Abwehr der Alliierten eine tragende Rolle, dabei sind sie wegen des fehlenden Dreh- turms für den Kampf in Städten eigentlich kaum geeignet

Doch es gibt eine Alternative: Gegen 20 Uhr erreicht Frost mit seinen Män- nern die zweite Brücke von Arnheim, eine Stabbogenkonstruktion von 600 Meter Länge und 23 Meter Breite.Vor- sichtig pirschen sich die Roten Teufel an das Nordende dieser Straßenbrü- cke heran. Plötzlich schlägt den Fall- schirmjägern aus einem Bunker vor ihnen, und von einem Schützenpan- zer am südlichen Brückenende, hefti- ges Abwehrfeuer entgegen. Die Roten Teufel gehen in Deckung und schalten die Bunkerbesatzung aus, können je- doch das südliche Brückenende nicht einnehmen. Dennoch hat Frost einenTeilerfolg errungen. Durch die Einnahme der Nordseite der Brücke von Arnheim

zen sind das 1. und 3. Bataillon bei Oosterbeek in Gefechte mit den Deut- schen verwickelt und aufgehalten worden, der Vormarsch kommt über- haupt nicht voran. Urquhart trifft nun eine schwere Fehlentscheidung; er bleibt beim 3. Bataillon und kehrt nicht zum Divisionsstab zurück. Da- durch entgleitet ihm die direkte Lei- tung der Division. )URVWV7HLOHUIROJ Das 2. Bataillon unter Führung von Oberstleutnant John Frost stößt da- gegen auftragsgemäß auf einer klei- nen Uferstraße beim Bahndamm auf die Eisenbahnbrücke von Arnheim vor, kann jedoch ihre Sprengung durch deutsche Pioniere nicht verhindern.

blockiert er die einzige, für deutsche Panzer brauchbare, Direktverbindung zwischen Arnheim und Nimwegen. Gefecht auf der Brücke Als Hauptsturmführer Graebner am nächsten Tag von seiner Erkundungs- fahrt aus Nimwegen zurückkommt und die Stellung der Briten angreift, wird die deutsche Angriffskolonne von den Roten Teufeln niedergemäht, wobei Graebner fällt. Als das Gefecht endet, ist die Brücke von Arnheim mit Fahrzeugtrümmern und Leichen übersäht. Im Norden der Stadt erleiden Mo- dels Truppen weitere Rückschläge. Beim Kampf um die Landezone „Gin- keler Heide“ wird ein Bataillon nieder-

Verbandsabzeichen der britischen 1st Airborne Division, deren 2. Bataillon zur Brücke von Arnheim vordringt

:LOKHOP%LWWULFK ŪűŲŭóŪŲŰŲ Überhastet Der Generalleutnant der :DɃHQ66XQG.RPPDQGHXU des II. SS-Panzerkorps versäumt zunächst, die Rheinbrücke von Arnheim zu sichern.

5REHUW8UTXKDUWb ŪŲũŪóŪŲűű „Roter Teufel“ Die von dem Generalmajor kommandierte britische ŪVW$LUERUQH'LYLVLRQODQGHWLQ der Nähe von Arnheim und soll die dortige Brücke einnehmen.

-RKQ)URVW ŪŲŪūóŪŲŲŬ Auf eigene Faust

Der Oberstleutnant erobert mit VHLQHPū)DOOVFKLUPM¦JHUEDWDLOORQ das Nordende der Brücke von Arn- heim und kann es über mehrere Tage verteidigen.

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ländischer SS-Männer aufgerieben, und die 4. Fallschirmbrigade unter Brigadegeneral John Hackett trotz heftigem Flakbeschuss erfolgreich abgesetzt. Doch der 18. September ist für die Deutschen nicht nur ein Tag der Nie- derlagen, auch bei den Alliierten geht einiges schief. In Arnheim selbst scheitern die Bataillone der 1. briti- schen Fallschirmbrigade erneut beim Versuch, zu Frost vorzustoßen. Beim Gefecht im Arnheimer Stadtteil Lom- bek wird General Urquhart zusam- men mit einigen Offizieren versprengt und dazu gezwungen, bei einem hol- ländischen Ehepaar Unterschlupf zu suchen. Für kurze Zeit ist die 1. briti- sche Luftlandedivision führerlos, dann übernimmt Brigadier Pip Hicks das Kommando, bis Urquhart am nächsten Tag durch die 4. Fallschirm- jägerbrigade aus seiner misslichen

CHRONIK Operation „Market Garden“ ƉƏƈƑƉƑƌƌ

– Beginn Operation „Market Garden“. Alliierte Luftlandungen im Raum Arnheim-Eindhoven-Nimwegen. Erster Widerstand deutscher Kampfgruppen im Umkreis der Landezonen – Ein Bataillon britischer Fallschirmjäger unter Befehl von John Frost nimmt das Nordende der Brücke von Arnheim ein – Wachsender Widerstand deutscher Truppen um Arnheim, Einkreisung Frosts – Einnahme Eindhovens durch alliierte Truppen – Briten vernichten auf der Brücke von Arnheim eine Aufklärungsabteilung der Waffen-SS – Wie schon am Vortag scheitern britische Fallschirmjäger bei Durchbruchsversuchen zur Brücke von Arnheim – Beginn der Kämpfe um die britische Igelstellung von Oosterbeek (Perimeter), den die Briten bis zum 26.09. gegen Angriffe von Waffen-SS und Wehrmacht verteidigen – Vergebliche Angriffe der Alliierten auf die Brücken von Nimwegen – Die Briten behaupten weiterhin das Nordende der Brücke von Arnheim – Erstürmung der Brücken von Nimwegen durch alliierte Truppen – Große Fortschritte deutscher Verbände im Kampf gegen Frosts Bataillon dank des Einsatzes von Panzern und Sturmgeschützen

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Stählernes Relikt: Helm der ameri- kanischen 82nd Airborne Division

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ƊƉƈƑ – Brücke von Arnheim wieder in deutscher Hand ƊƊƈƑóƊƎƈƑ – Schwere Kämpfe um Oosterbeek, Veghel und Elst – Evakuierung des Perimeters von Oosterbeek – Ende der Operation „Market Garden“

Dramatisch: Am 18. Septemberscheitert HLQH$EWHLOXQJGHU:DɃHQ66EHLP9HUVXFK die Arnheimer Brücke zurückzuerobern. Eine Schlüsselszene auch im Film von 1977, die hier zur Illustration herangezogen wird

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Lage befreit wird und wieder den Ober- befehl über die Division übernimmt. Von all dem ahnen Browing und Mont- gomery nichts. Noch immer hat Urqu- hart keine Funkverbindung zum bri- tischen Hauptquartier. Auch hinsichtlich Nimwegens, also 15 Kilometer weiter südlich, gelingt Bittrich die Stabilisierung der Lage, in- dem er die 500 Mann starke SS-Kampf- gruppe Eulig zur Verteidigung der bei- den Brücken befiehlt, die in der Stadt über den Fluss Waal führen. Da mitt- lerweile die Straßenbrücke von Arn- heim in britischer Hand ist, überque- ren die SS-Männer den Niederrhein mit der Fähre bei Pannerden (östlich von Nimwegen), bevor sie sich im dor- tigen Hunerpark verschanzen. Einnahme von Eindhoven Wie in Arnheim läuft es auch für das britische XXX. Korps nicht nach Plan. Als dessen Kommandeur Horrocks am

17. September um 14 Uhr mit der Gar- dedivision aus dem Brückenkopf von Nerpeelt am Maas-Schelde-Kanal vor- stößt, schießt deutsche Flak sofort neun Panzer ab.In den folgenden zwei Stunden entspinnt sich ein wildes Gefecht, bis britische Typhoon-Jagd- bomber die deutsche Flakstellung ausschalten. Die Gardedivision setzt ihrenVormarschfort,kommtabernur bis Vaalkenswaard. Erst am nächsten Tag erreichen Horrocks’ Männer zu- sammen mit den Screaming Eagles die Stadt Eindhoven, die sie nach kur- zem Kampf einnehmen. Im Gegensatz zur Offensive der Bo- dentruppen verläuft die Landung der 101. US-Luftlandedivision nörd- lich Eindhoven ohne Probleme. Eben- so gelingt es den Amerikanern, die Brücke von Veghel einzunehmen. Ein- zig beim Ort Son laufen sich die Screa- ming Eagles fest, da die Deutschen die Brücke über den Wilhelmina-Kanal

HINTERGRUND Arnheim im Kino

ŪŲŰŰ läuft in den Kinos weltweit das drei- stündige Film-Epos Die Brücke von Arnheim von Regisseur Richard Attenborough an. Der Streifen ist die Verfilmung von Cornelius Ryans gleichnamigem Bestseller (englischer Originaltitel) A Bridge too far und glänzt mit einem internationalen Staraufgebot und kostspieligen Kampf- inszenierungen. Die Produktion (GB/USA) kostet die für damalige Verhältnisse exorbitante Summe von 21 Millionen US-Dollar, spielt aber allein in den USA und Kanada schon 51 Millionen US-Dollar ein. Starbesetzung: Hardy Krüger (l.) spielt SS-Gruppenführer Ludwig, Maximilian Schell ist als SS-Obergruppenführer Bittrich zu sehen

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rechtzeitig gesprengt haben. Aller- dings ist sie nicht völlig zerstört wor- den,bereitsamnächstenTagkannsie ausgebessert werden. 'HXWVFKH*HJHQDQJULɃH Wie die Screaming Eagles erreicht auch die All-American nach der Lan- dung ihre ersten Angriffsziele. Gene- ralmajor Gavins Männer erstürmen die Maasbrücke bei Grave südwestlich von Nimwegen und besetzen südöst- lich der Stadt die strategisch wichti- gen Höhen von Groesbeek, die in den folgenden Tagen Schauplatz heftiger deutscher Gegenangriffe werden. Denn nun treffen aus allen Front- bereichen und Teilen des Deutschen Reiches die von Model angeforderten Verstärkungen im Raum Eindhoven, Nimwegen und Arnheim ein. Oft wird einfachnurandieFrontgeworfen,was irgendwie eine Waffe tragen kann: Bo- denpersonal der Luftwaffe, Marine-

Zum Gedenken: Diese niederländische Medaille zeigt unter anderem das Verbandsabzeichen der in Arnheim kämpfenden 1st Airborne Division

Nach dem Gefecht vom 18. September ist die Brücke mit Trümmern und Leichen übersäht. Authentische Fotos davon existieren nicht, und ein genauerer Blick DXIGLH)DKU]HXJHRɃHQEDUWGDVVHVVLFKDXFKKLHU um ein Filmbild aus Die Brücke von Arnheim handelt

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Waffen-SS und Wehrmachteinheiten gehen ab dem folgenden Tag mithilfe vonTiger-Panzern,Panthern und Pan- zern IV sowie Sturmgeschützen gegen den Feind vor. Am vierten Tag von „Market Gar- den“ schießen die Deutschen Frosts Stellungen in Grund und Boden. Dä- cher und Häuserwände stürzen ein und begraben die Paras gruppenweise unterTrümmern.Imanschließenden Nahkampf erobern die Panzergrena- diere der Waffen-SS Haus um Haus zurück. Die alliierten Ausfälle häufen sich. Die wenigen Häuser, die Frosts Männer noch halten, sind vollge- pfropftmitLeichenundVerwundeten. Hoffnung auf Entsatz gibt es nicht. „Keine Munition mehr“ Als Frost am 22. September schwer verwundet wird, übernimmt Major Gough das Kommando. Verzweifelt setzen die Briten noch einmal einen Funkspruch ab. Er wird von deutschen Funkern abgefangen. Es ist ein letzter Abschiedsgruß der Tapferen: „Keine Munition mehr, Gott schütze den Kö- nig.“ Wenig später bricht der Wider- stand der Briten endgültig zusammen, die letzten Überlebenden gehen in Gefangenschaft. Obersturmführer Harzer hat seine Aufgabe erfüllt und die Brücke von Arnheim freigekämpft. Feldmarschall Model nimmt die Nachricht erleichtert zur Kenntnis. Getrübt wird seine Laune aber durch die Vorgänge in Nimwegen, denn die- se Stadt haben die All-American nach mehreren vergeblichen Sturmläufen genommen. Sie konnten nach einer

Zuversichtlich: Die Deutschen leisten einen viel stärkeren Widerstand als YRP)HLQGHUZDUWHW'LHVHU:DɃHQ66 Soldat kämpft mit einem MG 42

soldaten, Beamte, Angehörige des Reichsarbeitsdienstes, Magenkranke aus einem Lazarett. Viele haben kei- nerlei Fronterfahrung, beweisen je- doch großen Opfermut. %UHQQSXQNWHGHU6FKODFKW Die frischen Kräfte machen sich sofort an allen Brennpunkten der Schlacht bemerkbar. So können Har- zers Truppen am 19. September noch einen letzten Vorstoß von 2.000 Paras der britischen 4. Fallschirmbrigade zur Stellung Frosts mit Schnellfeuer- waffen und Schützenpanzern zurück- schlagen. Und Panzergrenadiere der

0LWFP)ODN Am 21. Septem- ber greift die :DɃHQ66HUQHXW die Briten am Nordende der Arnheimer Brücke an und schießt ihre Stellungen in Grund und Boden

Verstärkung: Der energische deutsche Gegenschlag wäre ohne die rasche Zuführung weiterer Truppen nicht möglich gewesen

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INTERVIEW

„Die Deutschen wurden unterschätzt“ Der australische Historiker Scott Revell über Fehlkalkulationen vor Arnheim und die strategischen Folgen der alliierten Niederlage. Das Gespräch führte Alain Felkel

Herr Revell, was waren die Gründe für die Niederlage der Alliierten in der Schlacht von Arnheim? Über diese Frage diskutieren Historiker und Militärangehörige schon seit vielen Jahren. Häufig werden die weit entfernten Landezonen, die unzureichende Kommu- nikation, die mangelnden Transporte am ersten Tag, die unerwartete Anwesenheit von zwei SS-Panzer-Divisionen, die unge- nügende Zuteilung von Segelflugzeugen für die gesamte Operation und das Ver- säumnis, die Brücke von Nimwegen zu Beginn der Schlacht einzunehmen, als Gründe genannt. Ein Faktor, der in vielen Darstellungen übersehen wird, ist jedoch die Unter- schätzung der Reaktionsfähigkeit der deutschenWehrmachtdurchdieAlliierten. Während die Beteiligung der 9. SS-Panzer- Division „Hohenstaufen“ und der 10. SS- Panzer-Division „Frundsberg“ gut doku- mentiert ist, waren dies bei Weitem nicht die einzigen Kräfte, denen die Alliierten gegenüberstanden. Meine Nachforschungen ergaben, dass mindestens 30 deutsche Infanteriebatail- lone in der Größe verschiedener Truppen- gattungen, unterstützt von Artillerie- und Panzereinheiten, gegen die neun Bataillo- ne und Unterstützungseinheiten der bri- tischen 1st Airborne Division vorgingen. Die deutsche Verstärkung kam aus den besetzten Niederlanden, aus Deutschland und sogar von einer Einheit aus Dänemark. Meines Erachtens hatten die Planer der Operation „Market Garden“ nicht mit einer so umfangreichen und schnellen deut- schen Reaktion gerechnet – vor allem nicht in dieser späten Phase des Krieges. Diese Unterschätzung spielte eine entscheiden- de Rolle bei der Niederlage der Alliierten in Arnheim. Welches einzelne Gefecht hat in Ihren Augen tatsächlich die gesamte Schlacht entschieden? Meiner Meinung nach waren die Kämpfe in Arnheim am 19. September 1944 der entscheidende Moment, der den Ausgang der Schlacht bestimmt hat. Einerseits startete die britische 4. Fallschirmjäger- brigade einen erfolglosen Angriff auf die

schreiben, sondern allen deutschen Ar- meen, die an der Schlacht beteiligt waren, darunter auch das Heer und die Kriegs- marine. Was waren die strategischen Folgen der Niederlage auf beiden Seiten? Für die Alliierten war das Scheitern der Rheinüberquerung im September 1944 ein entscheidender Wendepunkt. Die Nieder- lage bei Arnheim bedeutete, dass der Weg zum Sieg über das „Dritte Reich“ länger und beschwerlicher werden würde und sich der Krieg letztlich um weitere acht Monate verlängerte. Diese Verzögerung war mit einem ho- hen Preis verbunden – Tausende weitere alliierte Soldaten wurden getötet oder

stark befestigten deutschen Stellungen entlang des Dreijensewegs in Oosterbeek. Die Briten erlitten verheerende Verluste und waren schließlich gezwungen, sich auf ihre Ausgangspositionen zurückzu- ziehen. Die Situation verschlimmerte sich, alsdiedeutschenTruppendieGelegenheit zum Gegenangriff nutzten und die Briten zu einem ungeordneten Rückzug zwangen. Andererseits versuchten drei bis vier britische Bataillone, die deutschen Linien im Westen Arnheims zu durchbrechen und ihre an der Brücke kämpfenden Ka- meraden zu entlasten. Diese Einheiten stießen auf heftigen Widerstand aus gut verteidigten Gebäuden, unterstützt von deutschen Sturmgeschützen und Mörsern. Als die britischen Bataillone versuchten vorzurücken, gerieten sie unter heftiges

„Es war nicht nur ein Triumph für die Waffen-SS, sondern für die gesamte deutsche Wehrmacht.“

verwundet –, aber es war ein Preis, der im Streben nach einer bedingungslosen deutschen Kapitulation gezahlt werden musste. Eine weitere, oft übersehene, strategi- sche Folge der Schlacht waren ihre verhee- renden Auswirkungen auf die niederlän- dische Bevölkerung. Als Vergeltung für die niederländische Unterstützung der Operation „Market Garden“ setzten die deutschen Streitkräfte harte Repressalien ein. Dazu gehörten die Beschlagnahmung von Lebensmitteln, die Zerstörung wichti- ger Infrastrukturen und sogar das Entfer- nen von Haustüren, um sie als Deckungs- schutz für die deutschen Schützengräben zu nutzen. Diese Maßnahmen trugen unmittelbar zum berüchtigten „Hungerwinter“ bei, in dem Tausende von niederländischen Zivi- listen der Kälte ausgesetzt waren oder gar verhungerten.

Flankenfeuer von Maschinengewehren und Flugabwehrkanonen, das einen töd- lichen Engpass bildete und ihren Vor- marsch effektiv behinderte. Erneut erlitten die Briten schwere Verluste und waren zum Rückzug gezwungen. Diese beiden fehlgeschlagenen Angrif- fe am 19. September 1944 legten die Offensivkräfte der britischen 1. Luftlande- division nachhaltig lahm und zwangen sie für den Rest der Schlacht in eine de- fensive Haltung. Kann man den deutschen Sieg als einen Triumph der Waffen-SS bezeichnen? Ich würde sagen, es war nicht nur ein Triumph für die Waffen-SS, sondern für die deutsche Wehrmacht als Ganzes. SS- Obersturmbannführer Walter Harzer, der zeitweilige Kommandeur der 9. SS-Panzer- Division „Hohenstaufen“ während der Schlacht von Arnheim, sagte später: „Wo- rauf ich stolz bin, ist, dass dieser Sieg nicht von regulären Einheiten errungen wurde, sondern auch von Eisenbahnern, Arbeits- dienst und Luftwaffenangehörigen. Das sind Leute, die nie für die Infanterie aus- gebildet wurden und eigentlich für den Häuserkampf ungeeignet waren.“ Der Erfolg ist nicht nur der Waffen-SS zuzu-

Scott Revell ist Oberst- leutnant der australischen Armee, Historiker und Autor zahlreicher Bücher sowie Veröffentlichungen über die deutsche Beteiligung an der Schlacht von Arnheim, die seit 30 Jahren sein For- schungsgegenstand ist.

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spektakulären amphibischen Lan- dung den Waal überqueren und die Eisen- sowie Straßenbrücke erobern, ohne dass es den deutschen Verteidi- gern gelungen war, diese zu sprengen. Zum Glück für Model haben die Ver- bündeten ihren Vorteil bisher nicht genutzt, da eine 8,8-cm-Flak gleich zwei Panzer abschoss und die Briten den Vormarsch aus Angst vor weite- ren Verlusten stoppten. Bedrängter „Hexenkessel“ Bei Arnheim igelt sich Generalmajor Urquhart derweil mit dem Rest seiner Division in einem Umkreis von zwei Quadratkilometern um Hotel Harten- stein in Oosterbeek ein. Die britische

Montgomery weiß mittlerweile um die missliche Lage der Roten Teufel und setzt alle Hebel in Bewegung, Ur- quharts Truppen zu verstärken. In den folgenden Tagen landen Teile der 1. polnischen Luftlandebrigade bei der Fähre von Driel, von wo sie nach meh- reren Fehlversuchen in einer nächt- lichen Aktion nach Oosterbeek zum Perimeter übersetzen. Ein weiterer Landungsversuch einer Einheit der 43.Wessex-Infanteriedivisionschlägt dagegen fehl. Die Luftlandung der Polen in Driel und der parallele Vormarsch des XXX. Korps durch die Betuwe, einer von Pol- dern durchzogenen Landschaft zwi- schen Nimwegen und Arnheim, alar-

HINTERGRUND „Akt der Menschlichkeit“

6FKZHUJH]HLFKQHW Britische Fallschirmjäger sind in Gefangenschaft geraten. Später gibt es einen $XVWDXVFKYRQ9HUZXQGHWHQóHLQHVHOWHQH*HVWH Aufgrund von Verhandlungen zwischen dem britischen Colonel Dr. Graeme Warrack und dem Sanitätsoffizier der „Hohenstaufen“-Division, SS-Sturmbannführer Egon Skalka, einigen sich beide Seiten am 24. September auf einen dreistündigen Waffenstillstand. Noch am selben Tag gehen 200 leicht verwundete Briten in deutsche Gefangenschaft. Des Weiteren werden 250 schwer verwundete britische Fallschirmjäger ins Elisabeth Gasthuis in Oosterbeek überführt, wo sie medizinisch versorgt werden. Dieser Akt der Fairness ist einmalig und rettet vielen der eingeschlossenen Paras das Leben. Gegen Kriegsende wird Skalka von den Briten gefangen ge- nommen, aber nach zwei Jahren wieder freigelassen.

Die Schlacht um die Brücke von Arnheim ist der letzte große Sieg des „Dritten Reiches“.

miert Bittrich. Der General der Waf- fen-SS befürchtet einen feindlichen Panzervorstoß nach Driel und setzt die gerade aus Deutschland angekom- mene schwere Panzer-Abteilung 506, die mehrere Königstiger in ihren Rei- hen zählt, unverzüglich in Marsch. Bei Elst kommt es zwischen dem 22. und 26. September zu intensiven Gefech-

Verteidigungsstellung erhält offiziell denNamen„Perimeter“,wirdabervon den Paras nur der „Hexenkessel“ ge- nannt. Auch hier spielen sich in den folgenden Tagen heftige Kämpfe ab. Wie besessen laufen die deutschen Stoßtruppen dabei gegen den Perime- ter an, den sie unter schweren Verlus- ten immer weiter eindrücken.

)LUHɎ\3DQ]HU Es gelingt den britischen Bodentruppen nicht, bis nach Arnheim vorzustoßen, um die dort feststeckenden Kameraden zu entsetzen

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0LWLKUHQOHLFKWHQ:DɃHQ können die Fallschirmjäger wenig ausrichten. Das Foto geht auch durch die Presse (rechts) ten mit Horrocks’ Kampfwagen, die letztlich aufgehalten werden können. Währenddessen toben in Ooster- beek weiterhin heftige Kämpfe um den Perimeter, wo die Situation der Verletzten immer unerträglicher wird. Zum Glück einigen sich beide Seiten am 24. September auf einen Waffen- stillstand zurVersorgung derVerwun- deten (siehe Kasten Seite 20). Nach diesem Akt der Menschlichkeit flam- men die Kämpfe mit derselben Inten- sität wie zuvor wieder auf. Ende für „Market Garden“ Obwohl Horrocks’ Artillerie aus der Ferne Unterstützungsfeuer gibt, ist der Perimeter für die Alliierten nicht mehr zu halten. Urquhart erbittet da- her am 25. September die Erlaubnis, sich absetzen zu dürfen, was Montgo- mery, der mittlerweile wieder über die Vorgänge im Raum Arnheim infor- miert ist, gestattet. AlsesVerbändenderWaffen-SSge- lingt, den Korridor bei Veghel kurzzei- tig abzuschneiden, gibt Montgomery den Befehl zur Beendigung von „Mar- ket Garden“. Die Rückzugsoperation der Roten Teufel erhält den Decknamen „Code- wort Berlin“ und vollzieht sich bei Nacht unter dem Schutz von Ablen- kungsfeuer. In langen Reihen tasten sich 2.000 britische und polnische Soldaten ab 21 Uhr in der Dunkelheit zumRheinufer,wokanadischePionie- re sie in 16 kleinen Booten im lücken- losen Pendelbetrieb bis zum Morgen- grauen auf das gegenüberliegende Ufer übersetzen. Die Schlacht um Arnheim ist beendet. Als die Deutschen am nächsten Morgen wieder angreifen, finden sie

volle Krankenhäuser und leere Schüt- zengräben vor, was Model mit einem lakonischen „Nun, Gott sei Dank“ er- leichtert zur Kenntnis nimmt. Die Bilanz der Schlacht ist aus alli- ierter Sicht verheerend: Alle Kampf- bereiche zusammengezählt, haben die Verbündeten 17.800 Gefallene zu beklagen, die deutschen Verluste lie- gen bei etwa 8.000 Mann. %HɎ¾JHOWHU.DPSIJHLVW Die Schlacht um die Brücke von Arn- heim ist der letzte große Sieg des „Drit- ten Reiches“. Den Alliierten ist weder die Umgehung des Westwalls gelun- gen, noch die Befreiung Hollands so- wie die Eroberung des Ruhrgebiets. Models erfolgreiche Abwehrschlacht ermöglicht der 15. Armee unter Gene- ral Gustav-Adolf von Zangen den Rückzug über die Westernschelde, waseinebeträchtlicheVerstärkungfür die Heeresgruppe B bedeutet. Auf deutscher Seite stärkt der Erfolg in der Schlacht noch einmal den Kampfgeist und Fanatismus. Im Lager der Alliier- ten kommt indessen Unmut auf, denn denAmerikanerngefälltnicht,wiedie Briten mit der Niederlage umgehen (siehe Kasten links). Für die Völker Europas bedeutet das Scheitern von „Market Garden“ ein großes Unglück. Nun wird sich der Zweite Weltkrieg noch bis Anfang Mai 1945 hinziehen und weiter un- zählige Opfer fordern. 'LH:DɃHQ66 feiert nach Arnheim ihren Erfolg, rechts Kurt Renner von der Division „Hohenstaufen“

'LH,QVHO3UHVVH feiert die Erfolge britischer Fallschirmjäger bei „Market Garden“, beschönigt aber das peinliche Debakel von Arnheim HINTERGRUND Britische Fake-News Der deutsche Triumph ist für die Briten eine Schmach sondergleichen, zumal die Amerikaner alle ihre Operationsziele erreichen. Um das Desaster abzumildern, verfälschen britische Medien daher das Ergebnis. Statt die Niederlage zuzugeben, wird sie in einen Sieg umgemünzt und die Mitwirkung der US-Truppen verschwie- gen, was die Amerikaner erzürnt. Ein klassischer Fall von Desinformation! Das Ganze geht so weit, dass Montgomery sogar behauptet, dass „Market Garden“ ein großer Erfolg gewe- sen sei. Schließlich wären 90 Prozent aller An- griffsziele erreicht worden, nur die Brücke von Arnheim eben nicht. Doch gerade das war der entscheidende Faktor, wie Brigadegeneral John Hackett noch Jahre später nüchtern fest- stellte: „Ohne Arnheim waren die anderen Brücken nichts wert und kein Erfolg errungen.“

$ODLQ)HONHO ist Historiker sowie Fernsehautor und lebt in Köln.

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Militär & Geschichte

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um Großbritannien immer größere Erfolge. Doch als bei zwei Versenkun- gen amerikanische Staatsbürger ums Leben kommen, drohen die neutralen USA mit ihrem Kriegseintritt. Ab Au- gust 1915 verlagern die Deutschen ihren U-Boot-Einsatz daher weitge- hend ins Mittelmeer, wo kaum ameri- kanische Schiffe unterwegs sind. Eine tödliche Bedrohung Am 17. Januar 1916 operiert das deut- sche Unterseeboot U 35 im Seegebiet zwischen Malta und Kreta. U 35 ist knapp 65 Meter lang und hat im ge- tauchten Zustand eine Wasserver-

drängung von 685 Tonnen. Aufge- taucht erreicht es eine Geschwindig- keit von mehr als 16 Knoten, getaucht schafft es fast zehn Knoten. Vier Torpedorohre und ein 8,8-cm-Deck- geschütz machen das Boot für geg- nerische Schiffe zu einer tödlichen Bedrohung. Erst sechs Tage zuvor ist U 35 zur Feindfahrt ausgelaufen, und zwar aus dem montenegrinischen Cattaro (Kotor), das damals zum österreichi- schen Königreich Dalmatien gehört. U 35 ist ein erfolgreiches Boot. Unter seinem ersten Kommandanten Waldemar Kophamel hat es bereits

m Januar 1916 tobt der Erste Welt- krieg schon anderthalb Jahre. Der anfängliche Versuch des deut- schen Heeres, die Gegner nacheinan- der durch schnelle Operationen nie- derzuringen, ist gescheitert; statt- dessen sind die Landfronten im Stel- lungskrieg erstarrt. Die deutsche Füh- rung richtet ihre Hoffnungen daher verstärktaufdieU-Boot-Waffe.Wenn es gelingt, die Britischen Inseln von ihrer Versorgung abzuschneiden, müssen die zähen Engländer irgend- wann einlenken. Im Laufe des Jahres 1915 erzielten deutsche U-Boote in den Gewässern

LOTHAR VON ARNAULD DE LA PERIÈRE

Lothar von Arnauld de la Perière ist der erfolgreichste U-Boot- Kommandant aller Zeiten. Die meisten Feindfahrten führt er auf U 35 durch, das unter ihm zum tödlichsten U-Boot der Kriegsgeschichte wird

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