Flugzeug Classic

9

Zeitzeuge Schießtraining und Napalm: F104- Ausbildung in den USA

Heinkel HD 30 Das »Postflug- zeug« für die Reichsmarine

EUR 7,50 Sep. 2025 A: EUR 8,30 CH: CHF 12,20 BeNeLux: EUR 8,70 I: EUR 10,20 DK: DKK 81,45

Die Geschichte des letzten »Uhu«

In norwegischen Diensten Bald wieder eine Ca.310 am Himmel?

Meuterei der Jagdflieger 1945 Als Göring beinahe am Ende war

2 für1 statt € 15.–* 7,50 € Jetzt die Hälfte gespart!

8

B-26 bei Midway Das spektakuläre Debüt der Marauder als Torpedobomber

Fotoschatz Ju 88 Seltene Bilder von Einsätzen im Mittelmeer

EUR 7,50 Aug. 2025 A: EUR 8,30 CH: CHF 12,20 BeNeLux: EUR 8,70 I: EUR 10,20 DK: DKK 81,45

Das Magazin für alle Freunde der Luftfahrt-Geschichte. Mit Exklusiv-Berichten über Bergungen und brillianten Bildern aus der Luftfahrt-Historie. Im Mittelpunkt stehen Technik und Historie von Oldtimer- Flugzeugen sowie bedeutsame Persönlichkeiten der Luftfahrt. Die Leser finden hier Reportagen über flugfähige Warbirds und Porträts der Männer, die im Cockpit saßen. Im Mittelpunkt stehen Technik und Historie von Oldtimer- Flugzeugen sowie bedeutsame Persönlichkeiten der Luftfahrt. Die Leser finden hier Reportagen über flugfähige Warbirds und Porträts der Männer, die im Cockpit saßen.

Bf 109 G-6 – die bissigste »Gustav«

Nachbau einer Ta 152 Mit dem Cockpit Meilenstein erreicht

Englands fatales Träger-Handicap Graf Zeppelin hätte leichtes Spiel gehabt

FC_2025_08_u1_u1.indd 1

16.06.25 10:57

Wie geht es weiter? Wenn Sie zufrieden sind, erhalten Sie Flugzeug Classic ab dem dritten Heft bis auf Widerruf für € 7,20 pro Heft (statt € 7,50 am Kiosk) 12x im Jahr frei Haus (Jahrespreis: € 86,40).

Online bestellen unter abo.flugzeugclassic.de

Von Nachtvögeln und Meuterern

Als das »Dritte Reich« in Trümmern lag, rissen sich die Alliierten die wenigen verbliebenen He 219 unter den Nagel und testeten sie, wobei sie nicht schlecht staunten. Letzten Endes landeten alle überlebenden »Uhus« bis auf einen auf dem Schrottplatz. Peter W. Cohausz stellt uns den Ausnahmevogel bis zur letzten Schraube vor. Während die »Uhus« 1944/45 noch ver- suchten, die Niederlage abzuwenden, stieg in der Luftwaffe die Unzufriedenheit mit Hermann Göring. Als er immer offensiver gegen seine Konkurrenten vor- ging, war das Maß voll. Meuterei lag in der Luft .... Kurt Braatz zeigt ab Seite 12, warum der Aufstand der Jagdflieger scheiterte. Ihr Markus Wunderlich

Es gibt wahrscheinlich kaum Kriegsgerät, um das sich mehr Mythen ranken als um die Waffen, Flugzeuge und Schiffe des »Dritten Reichs«. Hier gilt wohl nur eine Regel: umso legendärer der Ruf, desto weniger Exemplare scheinen die Wirren des Kriegs überstanden zu haben. Eine dieser sagenhaften Maschinen war die He 219 – der wohl beste Nachtjäger des Krieges. Der »Uhu« ließ seine Vorgänger in Sachen Leistung meilenweit hinter sich. Und mit der zweimotorigen Heinkel schien die Luftwaffe auch den perfekten Vogel dafür zu haben, englische Bomber und Mosquitos zu jagen. Doch wie bei vielen ähnlichen Geräten holte die Realität die Deutschen bald ein und nur wenige »Uhus« gingen an die Front.

Markus Wunderlich Chefredakteur

Mit der He 219 hofften die Deutschen, den alliierten Bombern adäquat entgegentreten zu können. Doch bei allem technischen Fortschritt waren es zu wenige »Uhus«, um etwas bewirken zu können

Foto Sammlung Cohausz

3

FLUGZEUG CLASSIC 9 | 2025

INHALT

32

Obwohl fast 300 He 219 gebaut werden, ist nur eine erhalten geblieben. Erleben Sie die Geschichte des letzten »Uhu« hautnah!

12

12

46

In den letzten Kriegsmonaten schließen sich führende Luftwaffenoffiziere zusammen, um Göring zu entmachten

Zunächst scheint die Heinkel HD 30 das ideale Aufklärungsflugzeug für die Kriegsmarine zu sein – bis man sie aufs Katapult setzt

22

52

Job Savage ist einer der jüngsten Warbird-Piloten – von ihm kann sogar manch älterer Kollege fliegerisch noch einiges lernen

Weltweit gibt es nur noch eine einzige Ca.310. Nun nähert sich die Restaurierung der Maschine ihrem Ende

4

74

64

Jochen Steit will unbedingt einen Starfighter fliegen. In den USA ist es schließlich so weit. Doch eines enttäuscht den jungen Piloten …

Viele Raritäten stehen im Gifu-Flugzeugmuseum in Japan – darunter die einzige verbliebene Ki 61 »Hien« Nippons

Zeitgeschichte: Meuterei der Jagdflieger »Der Dicke muss weg« Oldtimer: TBM Avenger »Als hätte er selbst Flügel« Typengeschichte: HE 219 Der letzte Heinkel-»Uhu« Technik: Heinkel HD 30 Geheimer Flottenerkunder

Oldtimer: Caproni Ca.310 Es kann nur einen geben Zeitgeschichte: Jochen Streit Schneller als der Schall Museum: Gifu-Flugzeugmuseum Schlanker Jäger im Silberkleid

12 22 32 46

52 64 74

RUBRIKEN

3 Editorial 6 Bild des Monats 8 Panorama

Titelthemen

9

Zeitzeuge Schießtraining und Napalm: F104- Ausbildung in den USA

Heinkel HD 30 Das »Postflug- zeug« für die Reichsmarine

EUR 7,50 Sep. 2025 A: EUR 8,30 CH: CHF 12,20 BeNeLux: EUR 8,70 I: EUR 10,20 DK: DKK 81,45

44 Background 60 Modellbau 72 Termine/Bücher/Briefe 81 Unterhaltung 82 Vorschau/Impressum

Flugzeuge in dieser Ausgabe Avro Lancastrian 30 Beechcraft Bonanza 11 Boeing B 707 11 Caproni Ca.310 52 de Havilland Canada DHC-1 9 Fieseler Fi 156 8 Focke-Wulf Fw 190 17 Grumman TBF Avenger 22 Heinkel HD 30 46 Heinkel He 60 51 Heinkel He 219 32

74 80 80 64

Kawasaki Ki 61 »Hien«

Kawasaki P-2J

Die Geschichte des letzten »Uhu«

Kawasaki KV-107A Lockheed F-104

In norwegischen Diensten Bald wieder eine Ca.310 am Himmel?

Meuterei der Jagdflieger 1945 Als Göring beinahe am Ende war

8 9

Let C-11

FC_2025_09_u1_u1.indd 1

22.07.25 10:06

Titelbild Streit: Joachim Streit HD 30: N. A. Hjelmevoll Avenger: U. Glaser Profil: C. Sundin He 219: P. Briden/ Alamy Stock Foto Caproni: T. Løkling Meuterei: pa/SZ Photo

Martin JRM

16 19 25 10 81

Messerschmitt Bf 109 Messerschmitt Me 262

Titelseite: Im NASM steht die Heinkel He 219 zwischen weiteren seltenen Luftwaffe- Exponaten wie der Do 335 und der Fw 190

Mitsubishi A6M

Nord 1500

Shin Meiwa US 1A

5

FLUGZEUG CLASSIC 9| 2025

BILD DES MONATS

6

Raimund Riedmann Chefpilot der Flying Bulls aus Salzburg, Österreich, am Steuer der Lockheed P-38-5LO. Sie ist die einzige »Lightning« Europas. Dieses seltene Schmuckstück ist ein begehrter Gast auf Flugtagen im In- und Ausland. Seit 2009 fliegt die 1944 gebaute Zweimot in der Flotte der Flying Bulls. Die radikale Designstudie von Lockheed für einen neuen Höhenjäger Österreichischer »Blitz«

zu Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte viel Aufmerk- samkeit auf sich gezogen. Ein Doppelrumpfkonzept mit zwei turboaufgeladenen Zwölfzylinder-Allison-Triebwerken sowie ein Bugfahrwerk waren damals nicht nur innovativ, sondern gaben der Lightning auch ihr unverwechselbares Äußeres. Die Piloten der deutschen Luftwaffen gaben der P-38 den Namen »Gabelschwanzteufel«. Text und Foto Uwe Glaser

7

FLUGZEUG CLASSIC 9| 2025

PANORAMA

nde Juni rollte ein mit besonderer Fracht beladener Lkw zum Kent Battle of Britain Museum nach Hawkinge unweit des Dover Fährhafens. Der originale Fieseler Fi 156C-7 Storch (übrigens der einzige in Großbritannien erhaltene), welcher seit 1989 im RAF- Museum Coshford ausgestellt war, verstärkt ab sofort die beein- druckende Sammlung in Englands Süden. 1944 lief der Storch mit der Seriennummer 475081 bei Mraz in der damals besetzten Tschechoslowakei vom Band. Er war einer von drei Fieseler Storch der Luftwaffe, die im Mai 1945 von der britischen Armee in Flensburg erbeutet werden konnten und wurde im September des Jahres beim legendären Tag der offenen Tür in Hendon vom berühmten britischen Testpiloten Eric »Winkle« Brown vorgeflogen. Nur noch bis September ist der Neuerwerb im Freigelände des Museums zu besichtigen. Danach wird er im Stuart Buttle Memo- rial Hangar des Museums renoviert sowie neu lackiert und soll ab 2026 dann dauerhaft in dieser großen Ausstellungshalle präsentiert werden. Noch ist nicht entschieden, welche Farbgebung der Fieseler Storch erhalten wird. Er soll entweder das persönliche Flugzeug des Generalfeldmarschalls Albert Kesselring (zur Zeit der Luftschlacht um England Kommandeur der Luftflotte 2) repräsentieren oder eine Maschine aus dem Jagdgeschwader 26. Nach der Heinkel 111 sowie der Junkers Ju 52 ist der Fieseler Storch bereits das dritte originale Flugzeug deutscher Herkunft, das hier in Hawkinge neben vielen nachgebauten britischen Ma- schinen aus der Zeit der Luftschlacht um England präsentiert wird. Laufende Informationen über das spannende Kent Battle of Britain Museum finden Sie unter www.kbobm.org Stefan Schmoll STORCH IN ENGLAND Welche Lackierung soll’s sein? E Noch bis September 2025 kann man den einzigen Fieseler Storch in Groß- britannien auf dem Gelände des Kent Battle of Britain Museum besichtigen Foto Stefan Schmoll

m 29. März 2025 war der Flugplatz Saint-Nazaire Montoir (Westfrankreich) Schauplatz des Rollouts einer Let C-11 – ein tschechischer Lizenzbau einer Yak-11 – nach einer zehn- jährigen Restaurierung. Die Maschine mit der Seriennummer 171814 lief 1956 in den LET-Werken in der CSSR vom Band. Sie kam in der Magyar Légierő (Ungarische Luftwaffe) zum Einsatz, nach aber nur fünf Jahren legte man sie mit 472 Flug- stunden still. 1973 ging die Let in den Bestand des Museums Magyar Republestorteneti Muzeum Alapitvany auf dem Militärflug- platz Szolnok über, rund 110 Kilometer südöstlich von Buda- pest. 2006 konnte der französische Sammler und heutige Besitzer Laurent Lecomte die Maschine erwerben und begann 2015, den Jäger, seinen Ash-21-Motor und die originale Cock- pitausstattung umfangreich zu überholen. Nachdem sie die französischen Kennzeichen »F-AZYL« bekommen hatte, konnte sie ihre ersten Flüge absolvieren. In wenigen Monaten soll die C-11 in den originalen Farben der Magyar Légierő der Öffentlichkeit präsentiert werden. Eric Janssonne TSCHECHISCHE YAK-11 Rollout einer Let C-11 Bald soll die tschechische Yak-11 offiziell in den ungarischen Landesfarben gezeigt werden Foto Laurent Lecomte A

8

Die FDHC-1 »Chipmunk« »F-AZNS« im März 2025 im Museum Espace Air Passion Fotos Paul Bannwarth

nfang 2025 stießen eine DHC-1 »Chipmunk« sowie eine Mac- chi MB308 zur Ausstellung des Museums »Espace Air Pas- sion« auf dem Flugplatz Angers in Westfrankreich. Die De Havil- land Canada DHC-1, Mark 20, Baujahr 1953, mit der Seriennummer C1-0942 ist das letzte von 56 Exemplaren, die die ägyptische Regierung 1951 bestellte. 1999 konnte Nigel Stevens das Wrack kaufen und sie in Frankreich restaurieren. Nach 5200 Arbeitsstunden stand die Schulmaschine nicht nur wieder makel- los da, sie hatte auch ihre originalen ägyptischen Farben zurück- bekommen und durfte 2018 mit dem französischen Kennzeichen F-AZNS wieder in die Luft. Die Macchi MB-308 – die einzige in Frankreich – entstand 1949 mit der Baunummer 5826. Nach einigen Jahren auf Schwim- mern in Italien kam der mit einem Continental-C-90-Motor mit 90 PS ausgerüstete Zweisitzer nach Frankreich und erhielt das Kennzeichen »F-BEHM«. In den 1980er-Jahren von ihrem Besit- zer Eric Knauss flugfähig restauriert, machte ihm die kleine Ita- lienerin viele Jahre Freude, bis er sich Ende 2024 entschied, sie dem Museum zu überlassen. Dort kam sie per Straßentransport an und wartet nun auf eine Grundüberholung. Es wird erwartet, dass sie schon bald wieder am Himmel über dem Elsass zu sehen sein wird. Eric Janssonne PROPELLERMASCHINEN FÜRS MUSEUM Chip Chip Hurra

Die Macchi MB-308 »F-BEHM« – die einzige in Frankreich – kann nun im Museum Espace Air Passion bestaunt werden

A

eim dritten Versuch klappte es: Am 9. Februar machte die »Philippine Mars« mit ihrer Typschwester »Hawaii Mars« – die letzten verbliebenen Exemplare des größten flugfähigen Flug- boots der Welt – ihren letzten Flug. Nach zwei Fehlschlägen, ver- ursacht durch Motorprobleme, hatte das Team der Firma Coulson die Motoren zwei und vier durch die der »Hawaii Mars« ausge- wechselt. Zusätzlich mussten sie alle vier Propeller ersetzen. Diese Maschine steht in der Ausstellung des British Columbia Aviation Museum, nachdem sie im August 2024 dorthin überführt worden war. Im Gegensatz zu ihrer Typschwester war die »Philippine Mars 2007 das letzte Mal in der Luft und ist seitdem eingelagert. Eigentlich sollte sie in das National Naval Aviation Museum in Pensacola kommen und hatte deshalb einen passenden Navy- Anstrich aus der Zeit von 1944 bis 1959 erhalten – doch dieser Plan platzte. Nach einem Zwischenstopp in Alameda, San Francisco, was- serte die Mars am 10. Februar auf dem Lake Pleasant in Arizona. Teilweise zerlegt, legte die Maschine die letzten 241 Kilometer in das Pima Air & Space Museum in Tucson per Lkw zurück, wo sie am 16. Mai ankam. Seitdem wird sie wieder zusammengesetzt und wird demnächst nach ihrer Fertigstellung in der Außenaus- stellung des Museums zu sehen sein. Dave McDonald DIE LETZTEN GRÖSSTEN FLUGBOOTE Per Truck ins Museum B

Aktuell steht die »Philippine Mars« noch in der Werkstatt, doch bald ist das Flugboot im Museum zu bestaunen Foto John Bezosky

9

FLUGZEUG CLASSIC 9 | 2025

PANORAMA

FLUGZEUGTEILE-BÖRSE IN SPEYER Sammlerparadies

H

angar 10 im Technik Museum in Speyer war im April der Schauplatz der 51. Flugzeugteile-Börse 2025. Dieser Markt für gilt als der attraktivste seiner Art weltweit und bietet Flugzeugenthusiasten reichlich Gelegenheit, sich mit Teilen für ihre Projekte zu versorgen oder einfach mit Gleich- gesinnten zu fachsimpeln. Wer besondere Stücke sucht, wird hier sicher fündig. Die- ses Jahr wurde beispielsweise ein Jumo-211-Motorblock angeboten – möglicherweise aus einer Heinkel He 111 oder einer Junkers 87 Stuka. Oder ein komplettes Cockpit aus einer F-104F Starfighter. Die Börse hat so viele Fans, dass es jedes Jahr eine lange Warteliste für Anbieter gibt. Eric Janssonne

Auch 2026 wird die Börse in Speyer wieder alles bieten, was die Herzen von Flugzeugfans höher schlagen lässt Foto Eric Jansonne

Vor 70 Jahren – Rekordjäger aus Frankreich

Spektakuläre Rekorde, welche die Griffon II ab Februar 1957 nach Europa holt. Glanz- punkt ist zwei Jahre später die neue Welt- bestmarke von durchschnittlich 1634 km/h über 100 Kilometer Distanz. All das ruft die USAF auf den Plan. Sie schickt eigene Piloten und steuert Geldmittel zum Testprogramm bei. Mit Mach 2,19 stößt die Griffon II im Oktober 1959 an ihr Geschwindigkeitslimit – mehr kann die Zelle nicht verkraften. Der Antrieb dagegen ist keineswegs außer Puste. Dass im Juni 1961 nach 337 Versuchsflügen trotzdem Schluss ist, hängt schlicht am Geld. Längst hat Dassault sich mit der Mirage III durchgesetzt. Sie ist billiger, technisch ein- facher und reicht militärisch völlig aus. Die Griffon II wandert, wie viele andere Rekord- vögel aus Frankreich, nach Paris ins Museum. Hier kann man sie bis heute bestaunen. Wolfgang Mühlbauer

das Stau-Strahltriebwerk entfaltet seinen vollen Leistungsumfang erst bei hoher Flug- geschwindigkeit. Die Idee überzeugt; zwei Prototypen werden im August zum Bau freigegeben. Vor nunmehr 70 Jahren feiert der erste, die 1500-01 Griffon I, Premiere am Himmel. Er punktet rasch mit problemlosen Flugeigenschaften, bleibt aber dennoch ohne Ramjet. Erst die Griffon II, die am 23. Januar 1957 erstmals abhebt, trägt den Mischantrieb im Bauch. Die Crux daran: Das Stau-Strahltriebwerk lässt sich kaum regeln – faktisch gibt es bloß »an« oder »aus«. Davon abgesehen bleibt sein Ver- halten meist temperamentvoll; wirklich wohl fühlt sich der brachiale Kraftprotz nur bei hohen Geschwindigkeiten. Dafür ist die Beschleunigung phänomenal: Mach 1,85 im Steigflug, eine Minute und 41 Sekunden vom Stillstand rauf auf 9000 Meter.

Ein echter Hingucker, dazu ohrenbetäubend laut und rasend schnell … treffender kann man die Nord 1500 Griffon kaum beschrei- ben. Wenngleich alles zusammen eigentlich nur auf das zweite gebaute Exemplar dieses ungewöhnlichen Experimentalflugzeuges zutrifft. Dem ersten Flugzeug fehlt nämlich ein wesentlicher Bestandteil: das Stau-Strahl- triebwerk mit seinem urweltlichen Brüllen. Das Gesamtkonzept der Griffon reicht ins Jahr 1953 zurück. Damals verlangt Frank- reichs Militär einen ultimativen Abfangjäger, um die Grande Nation vor hoch fliegenden Atombombern zu schützen. Als Antwort präsentiert SNCAN (später Nord Aviation) einen Deltaflügler mit Canardflächen und voluminösem Fassrumpf, in dem ein Misch- antrieb aus konventioneller Strahlturbine und Ramjet Platz findet. Die Antriebs- kombination ist unausweichlich, denn

Echter Hingucker: Nord 1500-01 Griffon

Rekordjäger: Nord 1500-02 Griffon II Fotos Nord Aviation/Sammlung Wolfgang Mühlbauer

10

… die vierstrahlige Boeing B 707 (Erstflug: 1957) das erste zivile Düsenverkehrsflugzeug mit Schubumkehr war? Große »Buckets« schlossen sich wie zwei Schaufeln hinter den Triebwerken und lenkten den Abgasstrahl nach vorn um.

… die Beechcraft Bonanza (Erstflug 22. Dezember 1945) den Rekord für das am längsten durchgehend gebaute Flugzeug der Welt hält?

… die Swissair im Mai 1934 auf der Linie Zürich–Stuttgart– Berlin Europas erste Flugbegleiterin Nelly Diener einsetzte? Sie starb wenig später erst 22-jährig beim Absturz einer Curtiss AT-32C Condor.

… der Luftfahrtpionier Earle Ovington am 17. Mai 1911 mit seiner Blériot IX ein Wettrennen gegen den Long Island Rail Road Expresszug gewann? Er schaffte die zehn Meilen lange Strecke von Garden City nach Mineola in zwölf Minuten und war damit zehn Minuten schneller als der Zug.

nach Paris startete. Das schwere Flugzeug verfehlte die Telefondrähte am Ende der Startbahn nur knapp. 450

Gallonen (rund 1704 Liter) Kraftstoff hatte Charles Lindberghs Ryan NYP »Spirit of St. Louis« an Bord, als sie am 20. Mai 1927 von Long Island

… der erfolgreiche belgische Jagdflieger Fernand Jacques (1888–1947) die Nase seines Farman-40- Doppeldeckers mit einem furchterregenden Totenschädel verzierte?

11

FLUGZEUG CLASSIC 9| 2025

ZEITGESCHICHTE MEUTEREI DER JAGDFLIEGER

Im Laufe des Krieges zeigten sich die Jagdflieger immer unzufriedener mit ihrem Oberbefehlshaber Hermann Göring, der systematisch linientreue Offiziere wie Oberst Hajo Herrmann (Mitte) in der Jagdwaffe installierte, ...

12

FLIEGER GEGEN GÖRING

Das Heer hatte Stauffenberg, die Marine hatte Admiral Canaris. Welche Widerständler hatte die Luftwaffe? Mit einem Hauch von Staatsstreich wurde die sogenannte »Meuterei der Jagdflieger« am Jahreswechsel 1944/45 umweht. Zu Recht? Versuch einer Rekonstruktion Von Kurt Braatz

D

len tausender Sternmotoren herunter, über- lagert vom aggressiven Glissando hochdre- hender Jägertriebwerke. »Bitte dringend ans Telefon« Der Divisionskommandeur Oberst Günther Lützow und seine Männer drängen ins Freie. Von den 36, die mit ihrem Vorgesetzten nach oben starren, tragen 17 das Ritterkreuz oder höhere Auszeichnungen. Es sind alte Freun- de von ihm darunter wie Walter Kienzle aus gemeinsamer Ausbildungszeit Anfang der 1930er-Jahre, heute Kommandeur der II./ JG 103: er war 1940 über England abgeschos- sen worden und ist 1943 bei einem Gefan-

er Kommandeur der 4. Fliegerschul- Division hat alle seine Verbandsfüh- rer nach Altenburg gebeten. Es gibt viel zu besprechen an diesem 30. November 1944: die Treibstoffknappheit in der Jagdflie- ger-Ausbildung, den Mangel an erfahrenen Taktiklehrern, den schier unersättlichen Be- darf der Frontverbände an neuen Flugzeug- führern, weil die Geschwader unter der alli- ierten Luftüberlegenheit immer schneller ausbluten. Es ist einer jener Spätherbsttage, an denen die Sonne lange braucht, um den trägen Frühnebel wegzubrennen. Aber dann lichtet sich der Dunst und gibt den Blick auf den Himmel frei. Von dort schallt das Grol-

genenaustausch als Beinamputierter zurück- gekehrt. Hans von Hahn, Kommodore des JG 103, war unter Lützow als Gruppenkom- mandeur beim JG 3 geflogen. Henning Strümpell und Walter Jänisch vom JG 107 hatten den Spanischen Bürgerkrieg mit ihm erlebt, Karl-Heinz Schnell, der Kommodore des JG 102, war einer seiner Kapitäne in Wer- neuchen gewesen. Gerhard Koall, Waldemar Wübke, Reinhard Seiler, Günther Rübell, Rolf Hermichen, Josef Fözö – sie alle kennen das Drama, das dort oben aufgeführt wird; es hat die meisten von ihnen ihre Gesundheit gekostet und sie hassen es. So stehen sie da, Virtuosen ihres Fachs, aber machtlos, erbit-

... bis schließlich im Januar 1945 eine Reihe von Piloten wie Günther Lützow (zweiter von Links, rechts neben ihm Walter Dahl) ihren Chef stürzen und durch Robert Ritter von Greim ersetzen wollten. Doch aus dem Sturm wurde schnell ein laues Lüftchen

13

ZEITGESCHICHTE MEUTEREI DER JAGDFLIEGER

Und Brauchitsch beginnt zu berichten. Davon, daß Göring mit ihm am Morgen nach Jüterbog zu Dahl gefahren ist, eigent- lich, um dem Mann, dessen Geschwader mehr Viermotorige als irgendein anderes abgeschossen hat, das Eichenlaub zum Rit- terkreuz zu verleihen. Göring habe aus der Verleihung einen großen Auftritt mit Presse- begleitung und Wochenschau machen wol- len: Es seien Einflüge auf Berlin gemeldet worden, eine wunderbare Gelegenheit, packende Bilder von Alarmstarts, Schlag- kraft und Führungsenergie zu filmen. Aber Dahl habe die in Jüterbog liegende Gruppe seines Geschwaders nicht starten lassen, weil

tert und beschämt und wollen doch die Blicke nicht abwenden. »Herr Oberst, bitte dringend ans Telefon!« Lützow fährt herum. Das gilt ihm. Wer mag jetzt so nachdrücklich nach ihm verlangen? Es ist Bernd von Brauchitsch, der Chef- adjutant des Reichsmarschalls, ein weiterer der Wenigen noch Lebenden aus Lützows Ausbildungszeit. Bei Truppe und Generalität gilt Brauchitsch als übler Einflüsterer und Strippenzieher; er ist der Kopf jenes hybri- den Gebildes, das Göring selbst gerne als seinen »kleinen Generalstab« preist: einer Handvoll durchaus qualifizierter junger Offiziere, die der Oberbefehlshaber der Luft- waffe rücksichtslos benutzt, um sich seine Wahrheiten zurechtzimmern zu können. Dies zu erkennen, sind sie alt genug; es kon- sequent zu verweigern, fehlen ihnen jedoch Reife und Größe. Und dennoch: Für Günther Lützow ist Bernd von Brauchitsch ein Kamerad; einer, der nicht gänzlich verdorben sein kann von dem Mann, der ihn sich über die Jahre gefü- gig gemacht hat, denn Bernd flog mit ihm schon 1931, als sie alle noch voller Begeiste- rung und ohne Hoffnung waren, aus dem Fliegen je einen Beruf machen zu können, und weiß Gott: Auch er wird Augenblicke haben, in denen er sich wünscht, daß alles einen anderen Weg genommen hätte. Göring will Dahl erschießen lassen »Franzl«, spricht Brauchitsch den Divisions- kommandeur mit seinem Spitznamen an, »wie ist das Wetter bei euch?« »Mittlerweile recht gut«, gibt Lützow ver- dattert zurück, »der Bodennebel hat sich aufgelöst und die ersten Pulks ziehen über uns weg …« „»Franzl, ich stehe in Treuenbrietzen auf dem Gefechtsstand des I. Jagdkorps«, raunt Brauchitsch durch die Leitung, »und wir brauchen deine Hilfe. Jetzt.« »Um Himmels Willen, Bernd – wer ist das: Wir?« »Das ist in erster Linie der Kommodore des JG 300, Major Walter Dahl « »Ich kenne Dahl. Mein Adjutant in Rußland…« »Dahl steht an der Wand. Der Reichsmar- schall will ihn erschießen lassen, weil er den Einsatz seines Geschwaders gegen die Amerikaner wegen schlechten Wetters ver- weigert hat.« »Feigheit vor dem Feind? Ausgeschlossen. Man kann manches über Dahl sagen, aber er ist tapfer. Wenn er seine Leute nicht hinauf- schickt, hat er handfeste Gründe dafür.«

nicht zurückgewichen und nun ginge es kurz und gut um die Frage, ob der Reichsmar- schall ein Exempel an dem Kommodore statuieren werde. Brauchitsch beschwört Lützow, einzuschreiten. Wenn jetzt nichts geschehe, werde ein Standgericht zusammentreten. Lützows Eingreifen Kurz darauf hält Göring ein Fernschreiben von Günther Lützow in Händen. Darin legt Lützow die Wetterlage dar und schreibt: »Von den für den Einsatz eingeteilten 30 Flugzeugführern waren 15 im Besitz von Blindflugscheinen … Von den 15 hatten

Göring hatte Dahl gedroht, die eigenen Jäger von der Flak abschießen zu lassen, weil sie feige seien

nach Meldung des Gruppenkommandeurs vier keine Erfahrung auf Me 109. Die herr- schenden Sichtverhältnisse ließen einen Ver- bandsstart auch der elf voll blindflugfähigen und auf Me 109 eingeflogenen Flugzeugfüh- rer nicht zu. Ein Einzelstart dieser elf Flug- zeugführer wäre ohne weiteres möglich gewesen. Ein Einzelstart der übrigen 19 Flug- zeugführer hätte zu Todesstürzen geführt Grund: keine Sicherheit im Fliegen ohne Horizontalsicht. Zur Sicherstellung des Starts und der Landung bei derartigen Wetterlagen schlage ich vor: Ausbildung jedes Jagdflug- zeugführers zum Blindflugschein III …« Walter Dahl wird am Ende kein Haar gekrümmt. Aber derartige Vorfälle zerren unaufhörlich an Günther Lützows Nerven.

er seine jungen, schlecht ausgebildeten Flug- zeugführer nicht durch die dicke Hochnebel- decke über dem Platz stoßen lassen wollte. Das habe den Reichsmarschall in un- glaubliche Rage versetzt, aber auch Dahl habe einen Zorn entwickelt, der jenem des Reichsmarschalls nicht mehr nachgestanden sei. Es habe einen äußerst erregten Wort- wechsel vor den Pressekorps-Leuten gege- ben. Der Reichsmarschall habe Dahl die zahlreichen Fallschirmabsprünge seiner Flugzeugführer als Beweis dafür vorgehalten, daß sie lieber vor der Feindberührung aus- stiegen, statt zu kämpfen, und er habe damit gedroht, die eigenen Jäger von der eigenen Flak abschießen zu lassen, weil sie samt und sonders feige Krüppel seien. Aber Dahl sei

Am Grab von Walter Oesau: Der General der Jagdflieger Adolf Galland (ganz links) trägt im Mai 1944 aus Protest gegen Göring seine Auszeichnungen nicht mehr

14

Hermann Göring im Sommer 1941 am Kartentisch. Stehend sein Adjutant – Bernd von Brauchitsch. Er ist dem Reichsmarschall treu ergeben und er ist auch zugegen, als die Verschwörer Göring ihre Forderungen nennen Foto picture alliance / SZ Photo

Franzl Lützow goß sich einen neuen Cog- nac ein und begann: ›Das ist in der Tat eine ernste Lage, meine Herren. Der Reichsmar- schall scheint entweder Großes mit Ihrem Kommodore vorzuhaben – oder er schickt ihn in Pension. Ja, das wird es sein, er wird ihn pensionieren und ihm eine der großen Staatsdomänen für Ritterkreuzträger geben, die in den fruchtbaren Ebenen am Fuße der Kaukasusberge liegen… Nur hat man ihm nicht gesagt, daß die Russen nicht mehr weit vor Karinhall stehen.‹ Er ist heute zynisch, dachte ich, immer wenn er deprimiert ist, wird er zynisch und sagt Dinge, die ausreichen, ihn sofort hinter Schloß und Riegel zu bringen. Danach wird er betrunken sein und das heulende Elend kriegen.« Der 32-jährige Lützow ahnt, wie Steinhoff zumute sein muß: auch er ist in der Luft- waffe tief gefallen. Schon in der Weimarer Republik zum Jagdflieger ausgebildet, hoch- intelligent und ein legendärer Verbandsfüh- rer, war er nach über 100 Luftsiegen 1942 aus

Er wird geradezu von ihnen heimgesucht und immer wieder von Kameraden bedrängt, bei Göring seinen Kopf für andere hinzu- halten: ein Leichtes für jeden, der Lützows Gerechtigkeitssinn und seine Hilfsbereit- schaft kennt. Lützow sagt, was andere denken Es gibt Männer in seinem weiteren Umfeld, die sich seine Freunde nennen, so beispiels- weise Johannes Steinhoff, der über Nacht und ohne Begründung als Kommodore des JG 7, des ersten Düsen-Jagdgeschwaders der Luftwaffe abgesetzt wird. Aber wenn sie sich Jahrzehnte nach dem Krieg in ihren Büchern an ihn erinnern, sagen sie am Ende doch mehr über sich selbst als über ihn: »Lützow hatte sich angesagt und traf gegen Abend ein. Er sagt, er wolle über Nacht bleiben. Mit einigen Getreuen tranken wir schweigend französischen Kognak und Bier. Das Fernschreiben hatte ich ihm über den Tisch zugereicht, er hatte es gelesen und wortlos zurückgegeben.

Johannes Steinhoff wird die Vorgänge um die »Meuterei« nach dem Krieg bedeutender schildern, als sie waren Foto Walter-Frentz-Collection

15

FLUGZEUG CLASSIC 9| 2025

ZEITGESCHICHTE MEUTEREI DER JAGDFLIEGER

dem Fronteinsatz genommen worden, um sich auf Höheres vorzubereiten. In den Ver- wendungen, die Lützow dann durchlief, brauchte er nicht lange für die Erkenntnis, daß die Jagdwaffe rücksichtslos verheizt wurde und der Krieg nicht mehr zu gewin- nen war. Lützow sprach offen aus, was ande- re nur hinter vorgehaltener Hand zu sagen wagten und galt damit bei Göring als weich- licher Defätist. So ging es für ihn die Karrie- releiter wieder hinunter bis zu seiner jetzigen Funktion als Kommandeur einiger Jagdflie- gerschulen. Ein neuer Geist in der Jagdwaffe Auch Adolf Galland, der einst verherrlichte General der Jagdflieger, ist Ende 1944 bei Göring und seiner Entourage längst in Ungnade gefallen. Systematisch plaziert der Reichsmarschall ehemalige Kampfflieger wie General Dietrich Peltz und Oberst Hajo Herrmann in der Jagdwaffe, um den ver- meintlich schlappen Jägern Beine zu machen. Es weht ein neuer, von oben angefachter Geist. Man will jetzt unverhohlen »…ein vom nationalsozialistischen Gedankengut erfülltes, in Willen, Kampfgeist und Haltung einheitliches Führerkorps« und proklamiert: »Die nationalsozialistische Erziehung und Ausrichtung der Truppe ist heute die wich- Obwohl die Luftwaffe bei Unternehmen »Bodenplatte« viele alliierte Flugzeuge zerstörten – wie hier in Belgien – war es ein Pyrhhussieg und fachte die Unzufriedenheit der Jagdflieger weiter an Foto pa/SZ Photo

Diese Bf 109 G-10 gehörte zum JG 300 – Walter Dahls Einheit. Nach Kriegsende fiel sie den Alliierten in Praha-Kbely in die Hände Foto Sammlung Hans-Heiri Stapfer

tigste Aufgabe jedes Einheits- und Verbands- führers.« Galland selbst beteiligt sich am rhetorischen Gedröhne, wohl in der falschen Annahme, mit dem Kniefall vor der Ideo- logie verhindern zu können, daß der neue Geist ihn wegfegt. So befiehlt er in seiner Dienstanweisung für den Leiter seiner Ver- bandsführerschule, daß jener die ihm anver- trauten Offiziere »… im fanatischen Glauben an den Sieg« auszurichten habe. »Ziel des Lehrgangs ist es, der Jagdwaffe Geschwader- kommodores und Gruppenkommandeure zu geben, die Meister der besten Angriffs- taktik, Träger des Angriffs- und Vernich-

tungswillens, stahlharte, rücksichtslose, überlegte und mitreißende Führer in der Luft sind … Das Endziel muß sein, daß die Füh- rer und damit die gesamte Jagdwaffe in der Treue zum Führer, mit unerschütterlichem Glauben an den Sieg, moralisch gefestigt, mit fanatischem Kampfes- und Siegesmut im Bewußsein der eigenen Stärke für den End- kampf bereitsteht.« Herrmann soll übernehmen Es hilft ihm nicht mehr. Die wesentlichen Entscheidungen werden bereits über seinen Kopf und die Köpfe seines Stabes hinweg

16

te das JG 53 von der Luftschlacht um England bis zu den trostlosen Rückzugsgefechten in Süditalien, wurde dann Ia beim Luftwaffen- befehlshaber Mitte und danach Jagdflieger- führer Oberitalien, bevor ihn Galland in seinen Stab holte. Eduard Neumann war Kommodore des JG 27 gewesen und folgte auf Maltzahn als Jagdfliegerführer; seine Position an der Spitze des JG 27 hatte darauf- hin der ebenfalls anwesende Gustav Rödel erhalten. Johannes Steinhoff war als Staffel- kapitän und Gruppenkommandeur beim JG 52 an der Ostfront zu Ruhm gekommen, hatte dann das JG 77 in Nordafrika übernom- men und war bis zu seiner plötzlichen Ablösung mit der Aufstellung des JG 7 betraut worden. Hannes Trautloft war Kommodore des JG 54 im Nordabschnitt der Ostfront gewesen und ist seit anderthalb Jahren Ins- pizient der Tagjagd beim General der Jagd- flieger. Hans-Heinrich Brustellin hatte als Gruppenkommandeur unter Mölders und Maltzahn gedient, bevor er zum Stab des Generals der Jagdflieger stieß; von dort hat ihn Günther Lützow vor wenigen Wochen Die von Leutnant Theo Nibel geflogene Fw 190 D-9 »Schwarze 12« der 10./JG 54 griff von Varrelbusch, Niedersachsen, aus die Alliierten bei Unternehmen »Bodenplatte« an Zeichnung Claes Sundin

getroffen. So starten im ersten Büchsenlicht des 1. Januar 1945 über 900 deutsche Jagd- flieger ins Unternehmen »Bodenplatte«, einer Idee des Bombergenerals Peltz zur Ver- nichtung der westalliierten Luftstreitkräfte am Boden. Hunderte Flugzeugführer fallen in diesen Morgenstunden oder geraten in Gefangenschaft, unter ihnen zwei Kommo- dores, drei Gruppenkommandeure und 17 Staffelkapitäne. Was noch an Köpfen übrig und nicht auf der gewünschten Linie ist, soll nun rollen. Der Reichsmarschall läßt sich um die Jahreswende 1944/45 Oberst Hajo Herr- mann kommen, um ihm seine neueste Ver- wendung zu eröffnen: »Setzen Sie sich sofort mit Galland zusammen und lassen Sie sich von ihm die Sache übergeben.« Front gegen Göring Es regt sich jedoch Widerstand gegen die geplante Ernennung Herrmanns, so daß plötzlich auch Gordon Gollob als Nachfolger Gallands ins Gespräch gebracht wird. In die- sem Durcheinander sind die Jagdflieger einstweilen ohne Waffengeneral. Von Gün- ther Lützow alarmiert, findet sich nun eine Reihe von Verbandsführern, höheren Jäger- führern und Offizieren aus dem Stab Gal- lands zusammen, um eine Front gegen Göring aufzubauen. Sie treffen sich kurz

nach Neujahr 1945 erstmals zur Konspira- tion, und zwar in der Jagdhütte von Oberst Hannes Trautloft am Wannsee. Die Männer, mit denen sich Lützow dort bespricht, genießen Achtung bei den Flie- gern an der Front. Die wenigsten von ihnen sind allein durch ihre Luftsiege ins Rampen- licht geraten, sondern verdanken den Res- pekt, den man ihnen in der Truppe zollt, ihrem Anstand und ihren Führungsquali- täten. Da ist Günther von Maltzahn: Er führ-

Göring wollte Galland durch Gordon Gollob als General der Jagdflieger ersetzen, worauf sich Widerstand im Fliegercorps regte Foto Walter-Frentz-Collection

Diese Fw 190 A hebt im Januar 1945 ab, um die Alliierten bei Unternehmen »Bodenplatte« zu bekämpfen Foto Sammlung Hans-Heiri Stapfer

17

FLUGZEUG CLASSIC 9| 2025

ZEITGESCHICHTE MEUTEREI DER JAGDFLIEGER

als Kommodore zum JG 106 geholt. Die Kon- spirateure haben ihre Offizierspatente durch- weg schon vor Hitlers Machtergreifung erhalten. Sie haben die Entwicklung der Luft- waffe noch aus ihren geheimen Anfängen miterlebt, kennen Göring und den größten Teil der höheren Generalität seit über einem Jahrzehnt, können jeden Mißstand benen- nen, der in die augenblickliche Lage geführt hat und wissen, daß die Fehler der Vergan- genheit vor dem kommenden Zusammen- bruch von niemandem mehr korrigiert wer- den können. Es kann nur noch darum gehen, weitere Fehler und sinnlose Menschenopfer Strukturen, Prozesse und Rahmenbedingun- gen zu analysieren, um daraus sachliche Schlüsse zu ziehen, haben sie kaum gelernt. Jedesmal, wenn sie in dieser Jagdhütte über das Sachliche zu sprechen versuchen, ent- gleitet es ihnen wie ein nasses Stück Seife und übrig bleibt Persönliches. Günther Lüt- zow bringt es auf die einfache Maxime: »Der Dicke muß weg. Der Dicke muß weg und mit ihm die ganze Kamarilla. Wir müssen überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, ihn kaltzustellen.« Das ist insofern schlau, als es darauf abzielt, den Führerstaat mit seinen eigenen Mitteln auszuhebeln: Kann Göring unschädlich gemacht werden, bevor er und seine willigen Vollstrecker den Rest der Jagd- zu verhindern. Aber wie? »Der Dicke muß weg«

Von Göring kaltgestellt: Günther Lützow inspiziert als Kommandeur der 4. Flieger-Schuldivision das JG 104. Links dessen Kommodore Reinhard Seiler

ihrem abservierten Waffengeneral stehen. Ob dieser Waffengeneral immer loyal zu ihnen stand, ob er bei nüchterner Betrach- tung seiner Aufgabe noch gewachsen ist – solche Fragen bleiben außerhalb ihrer Pers- pektive, die sich auch hier ganz auf die Person verengt: Galland oder keinen. Am liebsten würden sie dazu unmittelbar bei Hitler vortragen, aber das verwehrt der Dienstweg. Zum Glück für sie. Ohne daß sie es wissen können, hält der »Führer« Galland

flieger auslöschen, so hat man das Spiel gewendet. Aber gewonnen hat man es damit noch nicht. Im Gegenteil: Die Konspirateure verspie- len ihre Chance schon im nächsten Schritt. Sie verknüpfen ihre Absicht, Göring zu stür- zen, mit dem Ziel, Galland zu halten. Hätten sie die Grundzüge politischer Taktik begrif- fen, wäre ihnen das Unmögliche dieses Gedankens aufgegangen, aber sie sind eben einfach nur Truppenführer, die loyal zu

Die hohen Verluste an Mensch und Material bei Unternehmen »Bodenplatte« – hier eine zerstörte Bf 109 bei Brüssel – nutzt Göring, um ihm unliebsame Offiziere kaltzustellen. So soll Hajo Herrmann Adolf Galland ersetzen – zum Unmut vieler Offiziere Foto picture alliance/SZ Photo

18

Göring überwindet seine scheinbare Ner- vosität im Handumdrehen. Das hier ist keine Herausforderung für ihn. Die Aufmüpfigen brauchen zuerst einmal richtigen Zeitdruck; zweitens läßt er durch Koller eine Reihe von Kommodores nach Berlin befehlen, die nicht zum engsten Kreis der Konspirateure gehö- ren und deren Forderungen nur im Groben kennen. Eilig werden Hermann Graf, Ger- hard Michalski, Helmut Bennemann, Kurt Bühligen, Erich Leie und Herbert Ihlefeld von ihren Geschwadern in die Reichshaupt- stadt geholt. Man wird sehen, was von diesen Forderungen und dem geschlossenen Wider- stand übrigbleibt, wenn erst einmal alle bunt gemischt vor ihm sitzen. Am 22. Januar um 12:00 Uhr ist es soweit. Die Forderungen der Flieger Die Verschwörer haben die beiden letzten Tage und Nächte durchgearbeitet, um etwas Schlüssiges zu Papier zu bringen. Das muß jemand vortragen. Günther Lützow greift sich die sechs Blätter. Er wird es machen. Noch einmal überfliegt er die Zei- len, bevor Göring mit seinem Chefadjutan- ten Bernd von Brauchitsch und General- stabschef Koller den Raum betritt: »Die Jagdwaffe erlebt zur Zeit aufgrund der vorgenommenen bzw. geplanten Perso- nalveränderungen eine schwere Krise. Folgende Gründe führten zu dieser Krise: 1.) Der Abgang General Galland wird von der Truppe nicht verstanden, da er in der Waffe als der überragendste Kopf und Führer anerkannt ist und – trotz seiner Härte nach unten – das Herz der Jagdflieger besitzt. 2.) Oftmaliger Vorwurf der Feigheit der Jagdflieger von Seiten des Herrn Reichsmar- schalls, obwohl gerade die Jagdwaffe Ver- luste erlitten hat wie wohl kaum eine Waffe, auch nicht eine in anderen Wehrmachtteilen. Wenige Monate nach der Meuterei, im April 1945, startete Günther Lützow mit dieser Me 262 von München-Riem, um US-Bomber abzufangen. Er sollte nicht mehr zurückkehren Zeichnung Claes Sundin

schon längst für einen »…Theatermann, der nur Kokolores redet.« Hans-Heinrich Brustellin schlägt vor, es über die SS zu versuchen. Man könne bei dem SS-Obergruppenführer Otto Ohlendorf vorfühlen, ob Himmler den Sturz Görings bei Hitler unterstützen wolle; Ohlendorf sei ihm persönlich bekannt. Wenn das erfolglos bliebe, fügt Hannes Trautloft hinzu, müsse man eben den Generalobersten Ritter von

Absetzung sie eben noch besprachen, ihnen die Gnade einer Audienz gewährt, aber der läßt sich gar nicht lange bitten: Bereits am 20. Januar ist er ganz Ohr. Hannes Trautloft erinnert sich: »Am 20. Januar 1945 war ich mit Franzl und Rödel beim Reichsmarschall im Haus der Flieger, um ihm in voller Klarheit über die Stimmung in der Jagdfliegerei nach Dienstenthebung von Galland zu berichten.

Der Aufstand scheitert im Ansatz, denn Ohlendorf und Greim lassen die Verschwörer abblitzen

In aller Schärfe tragen wir dem Reichsmar- schall den Grund der Vertrauenskrise vor und schlagen ihm vor, General Galland unter allen Umständen auf seinen Posten als Gene- ral der Jagdflieger zurückzuholen. Der Reichsmarschall ist sehr nervös und unsicher. Als Ergebnis unserer Ausführungen wird jedoch eine Besprechung mit mehreren Jagd- flieger-Kommodores für den 22. Januar in Aussicht gestellt. Wir arbeiten in aller Eile dafür eine Denkschrift aus.«

Greim dafür gewinnen, das Heft in die Hand zu nehmen. Bei alledem fällt den Verschwö- rern gar nicht auf, daß Adolf Galland, für den sie sich in die Zone der Kopfschüsse begeben wollen, in eigener Sache nicht das Geringste unternimmt, obwohl er nichts mehr zu ver- lieren hat. Nach Steinhoffs Darstellung erscheint Galland erst bei diesem Stand der Dinge, um sein Plazet zu geben. Er läßt put- schen; selbst versucht er es nicht. Audienz bei Göring So scheitert der Aufstand schon im Ansatz. Otto Ohlendorf läßt Brustellin, Steinhoff und Hauptmann Hugo Keßler vom Stab des Generals der Jagdflieger kalt ablaufen. Robert von Greim, wenig später von Günther Lüt- zow und Johannes Steinhoff in seinem Gefechtsstand an der Ostfront aufgesucht, gibt sich den jungen Männern verständnis- voll, verweigert aber seine Unterstützung. Stattdessen informiert er unverzüglich den Chef des Generalstabs der Luftwaffe, Karl Koller, über den Sturm im Wasserglas. Weni- ge Tage später sitzen Günther Lützow, Johan- nes Steinhoff und Gustav Rödel vor Koller, um ihre Anliegen vorzutragen. Dieser mel- det die Konspiration seinem Oberbefehls- haber Hermann Göring und schlägt ihm vor, die Herren zu einer »… offenen und reini- genden Aussprache« zu empfangen. Nun müssen sie warten, bis der Mann, dessen

Die Meuterer hofften, über den Otto Ohlendorf Himmlers Unterstützung zu bekommen – vergeblich Foto pa/SZ Photo

19

FLUGZEUG CLASSIC 9| 2025

ZEITGESCHICHTE MEUTEREI DER JAGDFLIEGER

es völlig gleichgültig ist, ob er dieses Kon- volut nun vortragen wird oder nicht, denn alles, was hier geschrieben steht, haben sie Göring bereits vor zwei Tagen gesagt und nun fehlt ihnen der Wind in den Segeln. Der Reichsmarschall wird bestens vorberei- tet sein. Görings Rage Nachdem Göring und sein Gefolge den Raum betreten haben und alle sitzen, bleibt Günther Lützow als einziger stehen. Was er in den Händen hält, liegt auch vor Göring auf dem Tisch. »Herr Reichsmarschall!«, beginnt er mit fester Stimme, »Namens dieser Versamm- lung muß ich Sie bitten, mir 50 Minuten

Göring nach wenigen Minuten mit hoch- rotem Kopf an, »ich hätte keine starke Luft- waffe aufgebaut?« Lützow bleibt unbewegt stehen und blickt Göring in die Augen. »Jawohl, Herr Reichs- marschall«, gibt er zurück, »Sie haben eine starke Luftwaffe aufgebaut und in Polen und Frankreich Erfolge mit ihr gehabt. Dann aber, Herr Reichsmarschall, von da ab haben sie geschlafen!« Wuchtig schlägt Göring auf den Eichen- tisch. »Was sagen Sie da?«, schreit er, »Das ist ja die Höhe! Das ist ja Meuterei! Ein Soldaten- rat ist das hier!« Und dann, die Besprechungs- vorlage verächtlich von sich schiebend, gefährlich leise in den Saal hinein: »Wer ist bereit, mir damit die Treue zu brechen?«

3.) General Peltz kann trotz Achtung sei- ner Person und seiner Leistungen niemals das Vertrauen der Jagdwaffe haben, da er a) das IX. Korps in dieser schweren Zeit der Nation infolge übertriebener Ausbil- dungsforderungen vom Einsatz zurückhält, während gleichzeitig die schlecht ausgebil- deten Tagjäger rücksichtslos in den Kampf geworfen werden müssen, b) kein Jäger ist, c) für die Durchführung des Einsatzes am 1. Januar 1945, der die Jagdwaffe 2 Kommo- dore, 3 Kommandeure, 17 Staffelkapitäne und 199 Flugzeugführer kostete, verantwort- lich war, d) nachhaltig für die Me 262 als Kampf- flugzeug eingetreten ist, obwohl dieses Flug- zeug nach Ansicht der Jagdwaffe als Kampf- flugzeug bei weitem nicht so geeignet ist wie als Jagdflugzeug, e) für die den Jägern gegenüber feindliche Einstellung des IX. Korps verantwortlich ist, f) und da er eng mit Oberst Krafft von Dellmensingen zusammenarbeitet, der in der Jagdwaffe als der größte Jägerhasser angesehen wird. 4.) Oberst Gollob und Oberst Herrmann werden in der Jagdwaffe nicht anerkannt und werden sich das Vertrauen der Jäger nicht erwerben können. Die Gründe hierfür sind: a) Oberst Gollob ist Abschießer gewesen, niemals aber Verbandsführer. Er stellt per- sönliche Interessen über die Sache. Beweis dafür ist, daß er in seiner Unzufriedenheit, statt sich durchzubeißen, den Versuch mach- te, zu einem anderen Wehrmachtteil über- zuwechseln. b) Bei Oberst Herrmann wird anerkannt, daß er dem Vaterland in schwerer Stunde, jedoch – und dies muß besonders betont werden – mit Hilfe von General Galland geholfen hat. Die Jagdwaffe macht ihm aber den Vorwurf, daß er, als die taktischen Vor- aussetzungen nicht mehr erfüllt waren, dies aus persönlichen ehrgeizigen Gründen nicht nach oben zugab und dadurch untragbare Verluste bei nicht nennenswerten Erfolgen verschuldete. 5.) Die Jagdwaffe ist der Überzeugung, daß die Umgebung des Herrn Reichsmar- schalls diesen falsch berät. Sie ist der Auf- fassung, daß sämtliche Offiziere ausgetauscht werden müssen, wobei den augenblicklichen Verhältnissen entsprechend die Austausch- offiziere aus dem Kreis erfahrener Jagdflieger herausgezogen werden müssen …« Es gibt noch weitere Blätter, auf denen unter der Überschrift ›Vertrauenskrise‹ sehr Verschiedenes zusammengefaßt ist. Bevor er beginnt, weiß Günther Lützow bereits, daß

›Das ist ja die Höhe! Das ist ja Meuterei! Ein Soldatenrat ist das hier!‹

Günther Lützow steht. Seine Haltung strafft sich noch einmal. Hinter ihm macht Hannes Trautloft den Ansatz, sich zu erhe- ben, blickt sich um und setzt sich wieder, nachdem kein anderer seinem Beispiel folgt. »Da haben Sie es!«, kommt es nun von vorn, »Sie und Galland, Sie sind die einzigen Stänkerer hier!« »Ich werde Sie füsilieren lassen!« Dann hagelt es Vorwürfe und Beschimpfun- gen, durchsetzt von Versuchen, Keile zwi- schen die Konspirateure und ihre Kamera- den von den Frontverbänden zu treiben. Helmut Bennemann wird auf Kosten der anderen mit Lob überschüttet, Hermann Graf wird mit gebrochener Stimme die Ver- sicherung zuteil: »Ich lasse Sie zurück an die Ostfront, weil ich mit Ihnen und Ihrem Geschwader zufrieden bin. Widmen Sie Ihre gesamte Kraft dem Abwehrkampf im Osten. Das deutsche Haus steht lichterloh in Flam- men…«, und so geht es in einem fort. Ver- wünschungen, Selbstmitleid, Drohungen und Anflüge von Lagebeurteilung. Günther Lützow ist nicht bereit, sich dieses Programm ein weiteres Mal bieten zu lassen. »Herr Reichsmarschall«, unterbricht er Göring, »in der gleichen Weise wie Sie besorgt über der Entwicklung des Krieges und in der Über- zeugung, daß der ›Führer‹ über die Vorgän- ge in der Luftwaffe nicht orientiert ist, bitte ich, mich morgen zum Frührapport bei ihm melden zu dürfen…« »Lützow!«, wird er nun angeschrien, »Wenn ich nicht wüßte, daß Sie im Grunde ein aufrechter Offizier sind, würde ich Sie erschießen lassen!«

Redefreiheit zu geben mit der Versicherung, daß Sie nichts dazwischensagen. Sonst ist unser Vorhaben, Sie aufzuklären, zwecklos.« Mit einer unwirschen Handbewegung bedeutet der Reichsmarschall dem Obers- ten, fortzufahren. Dabei ruht seine üppig beringte Rechte auf dem Papier der Kons- pirateure, während ihm allmählich das Blut zu Kopfe steigt. Lützow trägt die einzelnen Punkte vor und gibt in freier Rede Erläute- rungen dazu, aber er kommt nicht weit. »Wollen Sie mir vorwerfen«, herrscht ihn

Kaum ins Vertrauen gezogen, meldet Robert von Greim die Verschwörung an den Chef des Generalstabs der Luftwaffe

20

Page 1 Page 2 Page 3 Page 4 Page 5 Page 6 Page 7 Page 8 Page 9 Page 10 Page 11 Page 12 Page 13 Page 14 Page 15 Page 16 Page 17 Page 18 Page 19 Page 20 Page 21 Page 22 Page 23 Page 24 Page 25 Page 26 Page 27 Page 28 Page 29 Page 30 Page 31 Page 32 Page 33 Page 34 Page 35 Page 36 Page 37 Page 38 Page 39 Page 40 Page 41 Page 42 Page 43 Page 44 Page 45 Page 46 Page 47 Page 48 Page 49 Page 50 Page 51 Page 52 Page 53 Page 54 Page 55 Page 56 Page 57 Page 58 Page 59 Page 60 Page 61 Page 62 Page 63 Page 64 Page 65 Page 66 Page 67 Page 68 Page 69 Page 70 Page 71 Page 72 Page 73 Page 74 Page 75 Page 76 Page 77 Page 78 Page 79 Page 80 Page 81 Page 82 Page 83 Page 84

Made with FlippingBook flipbook maker