Sprachanimation - inklusiv gedacht | Language Animation

Aus der Reihe. Innovationsforum Jugend global: Qualifizierung und Weiterentwicklung in der Internationalen Jugendarbeit Deutsch/English

// Qualifizierung und Weiterentwicklung der Internationalen Jugendarbeit

Sprachanimation – inklusiv gedacht Language Animation – the inclusive way

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Inhalt

Inhalt

Begriffe, Konzepte und Ansatzpunkte . ..........................................................................................................4

Warum Sprachanimation – und warum inklusiv? | Ulrike Werner............................................................4

Verschiedene Blicke auf das Konzept der Sprachanimation........................................................................7 Sprachanimation in interkulturellen Begegnungen des Deutsch-Französischen Jugendwerks | Antje Klambt.......................................................................................................................................8 Sprachanimation im Deutsch-Polnischen Jugendwerk | Małgorzata Schmidt ..................................17 Sprachanimation bei der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch | Henrike Reuther.............21 Der Internationale Jugendaustausch als Chance für die Inklusion | El ż bieta Kosek..................................24 Barrierefreiheit – Grundlage einer gelingenden Partizipation behinderter Jugendlicher | Aristoula Papadopoulou, Christian Papadopoulos ...................................................................................28

Grundlagen einer inklusiven Sprachanimation | Eike Totter, Ulrike Werner ...........................................37

Praxis: Sprachanimation inklusiv denken und gestalten | Eike Totter........................................................44

Wie kann man Methoden inklusiver weiterentwickeln?............................................................................44

Ergebnisse der Werkstatt – Wie kann variiert werden?.............................................................................50

Leitfragen zur inklusiven Gestaltung von Sprachanimation......................................................................59

Literatur und Materialien .............................................................................................................................67

Literaturhinweise zu Barrierefreiheit, Inklusion und Diversität..................................................................67

Literaturhinweise zu Sprachanimation.....................................................................................................70

Kurzfilme über Sprachanimation.............................................................................................................72

Nützliche Links........................................................................................................................................73

Impressum ...................................................................................................................................................74

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Contents

Contents

Terms, concepts and approaches ...................................................................................................................4

Why Language Animation – and why inclusive? | Ulrike Werner..............................................................4

Different perspectives on the concept of Language Animation..................................................................7 Language Animation in the intercultural exchanges of the Franco-German Youth Office | Antje Klambt.......................................................................................................................................8 Language Animation in the German-Polish Youth Office | Małgorzata Schmidt ..............................17 Language Animation at Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch | Henrike Reuther...............21 International youth exchanges as an opportunity for inclusion | El ż bieta Kosek.....................................24 Accessibility – Basis for the successful participation of young persons with disabilities | Aristoula Papadopoulou, Christian Papadopoulos ...................................................................................28

Fundamental principles of inclusive Language Animation | Eike Totter, Ulrike Werner ..........................37

In practice: Language Animation the inclusive way | Eike Totter...............................................................44

How can methods be adjusted to be more inclusive?...............................................................................44

Results of the workshop – What variations are possible?..........................................................................50

Key questions for inclusive Language Animation.....................................................................................59

Literature and materials ...............................................................................................................................67

Useful reading on accessibility, inclusion and diversity.............................................................................67

Useful reading on Language Animation...................................................................................................70

Short films about Language Animation...................................................................................................72

Useful links..............................................................................................................................................73

Imprint .........................................................................................................................................................74

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Begriffe, Konzepte und Ansatzpunkte

Begriffe, Konzepte und Ansatzpunkte Terms, concepts and approaches

Warum Sprachanimation – und warum inklusiv? Why Language Animation – and why inclusive?

Ulrike Werner arbeitet als Referentin für die Qualifizierung und Weiterentwicklung der Internationalen Jugendarbeit bei IJAB. In diesem Zusammenhang beschäftigt sie sich – neben anderen aktuellen Ent- wicklungen – seit 2011 im Rahmen verschiedener Veranstaltungen und Publikationen mit dem Thema der Inklusion in der Internationalen Jugendarbeit. Ulrike Werner is Programme Associate for the professionalization and advancement of international youth work at IJAB. In this capacity, she has examined the subject of inclusion in international youth work and other recent developments at various conferences and in publications since 2011. Kontakt Contact: werner@ijab.de

S eit einigen Jahren wächst das Bewusstsein darüber, dass viele Angebote der Internationalen Jugendarbeit bisher zu einem großen Teil von Gymnasiast(inn)en ohne Beeinträchtigungen wahrgenommen werden. Es wurden daher verschiedene Initiativen gestartet, die die Interna- tionale Jugendarbeit für weitere Zielgruppen öffnen sol- len. Eine der größten Herausforderungen, die sich dabei stellt, ist der Umgang mit Sprache und Kommunikati- on. Nicht alle Jugendlichen sprechen eine oder mehrere Fremdsprachen, manche haben im schulischen Lernpro- zess negative Erfahrungen gemacht und sind überzeugt davon, sprachlich unbegabt zu sein. Für Jugendliche mit geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen gilt das in besonderem Maße. Hier bietet die Sprachanimation eine hervorragende Möglichkeit, Hemmschwellen spie- lerisch zu überwinden und eine andere Sprache ohne

T here has been growing awareness in recent years that international youth work services are used for the most part by high school students without impairments. Various initiatives have therefore been launched to make such services available to other target groups. One of the biggest challenges is related to language and com- munication. Not all young persons speak one or several foreign languages; some have had negative experiences in their school careers and are convinced they are not good at languages. This is especially true of young per- sons with intellectual or physical impairments. Language Animation offers these individuals an excellent opportu- nity to overcome inhibitions in a playful way and to learn another language using all their senses without pressure to perform. Although Language Animation originated in a bilingual context and the approach was developed

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Terms, concepts and approaches

Leistungsdruck mit allen Sinnen zu erleben. Auch wenn die Ursprünge der Sprachanimation im zweisprachigen Kontext liegen und der Ansatz vor allem im deutsch- französischen und deutsch-polnischen Jugendaustausch entwickelt wurde, sind sich viele Expertinnen und Ex- perten einig, dass Methoden der Sprachanimation auch problemlos in einem mehrsprachigen Umfeld eingesetzt werden können und dort das interkulturelle Lernen ver- bessern. Obwohl die Sprachanimation eine hilfreiche Möglichkeit ist, um die Kommunikation in inklusiven Projekten der Internationalen Jugendarbeit zu unterstützen und zu för- dern, gibt es bisher keine Literatur zu der Frage, wie Me- thoden der Sprachanimation inklusiver gestaltet werden können. Daher wurde im Rahmen des Innovationsforums Jugend global von IJAB mittels einer Konzept- und Methoden- werkstatt im Juni 2015 der Frage nachgegangen, wie Sprachanimation inklusiv gedacht werden kann. Zahl- reiche Expertinnen und Experten aus den Bereichen der Sprachanimation und der Inklusionspädagogik erarbei- teten theoretische Grundlagen sowie inklusive Varian- ten von „klassischen“ Methoden der Sprachanimation. Mit dabei waren im Leitungsteam Daniel Wunderer (Villa Fohrde e.V.), Eike Totter (totter.eu), El ż bieta Kosek (Krei- sau-Initiative e.V.), Isabelle Gemehl (Deutsche Sport- jugend) und Kay Lieker (bezev) sowie bei der Werkstatt selbst Vertreter/-innen der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch, vom Centre Français de Berlin, der Deutsch-Türkischen Jugendbrücke, von NatKo – Touris- mus für Alle Deutschland, der Landesvereinigung Kul- turelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen, von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste sowie freiberuflich tätige Expert(inn)en.

mainly in German-French and German-Polish youth ex- changes, many experts agree that the methods of Lan- guage Animation can also be applied to a multilingual setting and thus enhance intercultural learning. Although Language Animation is a useful way of sup- porting and promoting communication in inclusive in- ternational youth work projects, there are still no studies that look at how Language Animation methods can be designed more inclusively. As part of IJAB‘s Innovationsforum Jugend global, a concept and methodology workshop held in June 2015 asked how a more inclusive approach could be taken to Language Animation. Numerous experts from the fields of Language Animation and inclusive education devel- oped a theoretical basis and inclusive variations on “tra- ditional” methods of Language Animation. The team of leaders included Daniel Wunderer (Villa Fohrde e.V.), Eike Totter (totter.eu), El ż bieta Kosek (Kreisau-Initiative e.V.), Isabelle Gemehl (German Sports Youth) and Kay

Wie in der Werkstatt, sollen in dieser Broschüre im ers- ten Teil die konzeptionellen Grundlagen dargestellt und

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Begriffe, Konzepte und Ansatzpunkte

Lieker (bezev), and the workshop itself was attended by representatives of Stiftung Deutsch-Russischer Jugend­ austausch, Centre Français de Berlin, Deutsch-Türkische Jugendbrücke, NatKo – Tourismus für Alle Deutschland, Landesvereinigung Kulturelle Kinder- and Jugendbildung Sachsen, Action Reconciliation Service for Peace as well as free-lance experts. The aim of the first part of this publication, like that of the workshop, is to present and discuss the theoretical foun- dation. What principles does Language Animation follow and how did Language Animation come about? What is behind the term “inclusion”? What does the “inclusive” design of international youth work mean? What obsta- cles can occur and how can we overcome them? The practical section introduces a method that makes it possible to identify excluding factors in all Language Animation exercises and to develop inclusive alterna- tives. This gradually creates an awareness of potentially excluding elements. We have consciously refrained from compiling a collec- tion of methods since that has already been done in nu- merous publications and toolboxes. Instead, this publica- tion concludes with a list of literature recommendations, resources and useful websites.

diskutiert werden: Welche Prinzipien verfolgt die Spra- chanimation und wie ist sie entstanden? Was verbirgt sich hinter dem Begriff der Inklusion? Was bedeutet eine inklusive Gestaltung der Internationalen Jugendarbeit? Welche Barrieren können auftauchen und wie werden sie überwunden? Anschließend wird im Praxisteil eine Methode vorge- stellt, mit der beliebige Übungen der Sprachanimation auf ausschließende Faktoren analysiert und alternative, inklusive Varianten entwickelt werden können. So wird allmählich eine Sensibilität für mögliche exkludierende Elemente geschaffen. Es wurde bewusst darauf verzichtet, eine Methoden- sammlung zusammenzustellen. Dazu gibt es bereits unzählige Publikationen und Toolboxen. Den Abschluss bildet daher eine Zusammenstellung von Literaturemp- fehlungen, Materialien und nützlichen Websites.

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Terms, concepts and approaches

Verschiedene Blicke auf das Konzept der Sprachanimation Different perspectives on the concept of Language Animation

D as Konzept der Sprachanimation wurde in den 1990er Jahren vom Deutsch-Französischen Jugendwerk ent- wickelt und seither vor allem in bilateralen Kontexten von verschiedenen Trägern und Organisationen aufgegriffen und weiterentwickelt. Wichtige Akteure waren und sind dabei vor allem das Deutsch-Polnische Jugendwerk so- wie die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch, Tandem – Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechi- scher Jugendaustausch und ConAct – Koordinierungs- zentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch. In den letzten Jahren wurde Sprachanimation auch verstärkt in tri- und multilateralen Begegnungen eingesetzt, für den deutsch-türkischen Jugendaustausch adaptiert und von der Deutschen Sportjugend auf internationale Program- me im Rahmen des Sports angepasst. Die Schwerpunktsetzung liegt teilweise eher im Sprach­ erwerb, teilweise eher im interkulturellen Lernen und der Gruppendynamik. Manche Träger arbeiten mit einem sehr ausdifferenzierten (sprach-)theoretischen Konzept, bei anderen stehen dagegen die aktivierenden Methoden und Übungen im Vordergrund. Für einige funktioniert Sprachanimation nur in einem zwei- oder mehrsprachi- gen Umfeld, andere setzen sie schon seit Jahren erfolg- reich in einsprachigen Workshops ein. Um die verschiedenen Perspektiven deutlich zu machen, werden im Folgenden drei wichtige Akteure in der Ent- wicklung der Sprachanimation ihre jeweilige Sicht auf das Konzept darstellen.

T he concept of Language Animation was developed in the 1990s by the Franco-German Youth Office and has since been applied and developed further by various agencies and organisations, above all in bilateral con- texts. Important players have been the German-Polish Youth Office, Stiftung Deutsch-Russicher Jugendaus- tausch, Tandem – the German-Czech Youth Exchange Co- ordination Centre, and ConAct – the Coordination Centre for German-Israeli Youth Exchange. In recent years, Lan- guage Animation has also been used more widely in tri- and multilateral programmes, and has been adapted for the German-Turkish Youth Office and by German Sports Youth for international sports programmes. In some cases, the emphasis is placed more on language learning, in others on intercultural learning and group dynamics. Some organisations work with a highly dif- ferentiated (linguistic) theoretical concept, while others focus on activating methods and exercises. For some, Language Animation only functions in a bilingual or mul- tilingual setting, others have used them successfully for years in monolingual workshops. To illustrate the different perspectives, three important players in Language Animation development present their views of the concept in the following.

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Begriffe, Konzepte und Ansatzpunkte

Sprachanimation in interkulturellen Begegnungen des Deutsch-Französischen Jugendwerks Language Animation in the intercultural exchanges of the Franco-German Youth Office

Antje Klambt ist freiberufliche Trainerin und interkulturelle Beraterin, u.a. für das Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW). Antje Klambt is a free-lance coach and intercultural consultant for the Franco-German Youth Office (DFJW), among others.

W as bedeutet Sprachanimation? Viele Pädagog(inn) en stellen sich darunter eine Reihe von Sprachspie- len und Kommunikationsübungen vor, um Schüler(inne) n den Zugang zur Sprache über Spiel und Spaß zu erleich- tern. Tatsächlich gehört das Spielpädagogische auch zu den Kernelementen von Sprachanimation. Doch geht es dabei um weitaus mehr: Sprachanimation wurde als pä- dagogisches Konzept für den Kontext der interkulturel- len Begegnung vom Deutsch-Französischen Jugendwerk in den 90er Jahren entwickelt. Es handelt sich dabei um eine praxis- und zielgruppenorientierte Methodik, die sich durch Kreativität, Interaktivität und ihren spielpäd- agogischen, lebendigen Charakter kennzeichnen lässt. Heute wird Sprachanimation in vielen internationalen Begegnungen und Projekten, sei es mit Kindern, Jugend- lichen oder Erwachsenen, als fester Bestandteil des non- formalen Lernens angewandt. Im Folgenden sollen die Entstehung, der Inhalt und die Bedeutung von Sprachani- mation in der Pädagogik der interkulturellen Begegnung veranschaulicht werden.

W hat is Language Animation? Many education specialists understand it to mean a series of lan- guage games and communication exercises that make languages more accessible to students through play and fun-based activities. And indeed, playful learning is a key element of Language Animation. However, the concept involves a great deal more. Language Animation was de- veloped as an educational concept in the context of the Franco-German Youth Office‘s intercultural meetings in the 90s. It is a practical and target group-based method characterised by creativity, interactivity and a lively, play- ful approach to learning. Today, Language Animation is used in many international exchanges and projects, with children, young persons or adults, as an integral part of non-formal learning. The following section looks at the origins, content and significance of Language Animation in the educational concept underlying intercultural ex- changes.

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Terms, concepts and approaches

Die Vorgeschichte

Historical background

Das Deutsch-Französische Jugendwerk wurde 1963 als Symbol der Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland gegründet. Es sollte dazu beitragen, dass in einem europäischen Kontext in Zukunft so enge Ver- bindungen zwischen der Bevölkerung beider Länder geschaffen würden, dass es nie wieder zu Gewalt und Krieg kommen könnte. Und als Jugendwerk richtete sich diese Institution an Jugendliche und junge Erwachsene in beiden Ländern, überall dort, wo Jugendliche sind, in Vereinen, Städtepartnerschaften, Schulen, Hochschulen, Berufsausbildung usw. und lud sie ein zu Begegnung und Austausch über die Grenzen hinweg: „Das Jugendwerk hat die Aufgabe, die Bande zwischen der Jugend der beiden Länder enger zu gestalten und ihr Verständnis füreinander zu vertiefen; es hat hierzu die Ju- gendbegegnung und den Jugendaustausch anzuregen, zu fördern und gegebenenfalls selbst durchzuführen.“ (Auszug aus: Abkommen über das Deutsch-Französische Jugendwerk, Artikel 2, Absatz 1, S.9, OFAJ/DFJW 2002). Von Beginn an stellte sich das Problem der sprachlichen Verständigung, denn nur eine kleine Minderheit der Ju- gendlichen hatte genügend Französisch- bzw. Deutsch- kenntnisse. Im Kontext der entwickelten interkulturellen, außerschulischen Pädagogik des Jugendwerks sollten aber auch und vor allem solche Jugendlichen in den Begegnungs- und Austauschprozess einbezogen wer- den, die von ihren Bildungsvoraussetzungen her gerade nicht dafür prädestiniert waren. Das führte dazu, dass in der ersten Zeit die Programme vielfach als Besuche von Delegationen abliefen. Die jeweiligen nationalen Gruppen kommunizierten während der offiziellen Pro- grammpunkte mittels Dolmetscher(inne)n miteinander. Es waren eher Ansprachen, die ausgetauscht wurden als unmittelbare Kommunikation. Eine Ausnahme bildeten natürlich die Schulklassen, in denen Französisch oder Deutsch als Fremdsprache unterrichtet wurde. Aber auch da zeigte sich vielfach, dass der Fremdsprachenunterricht

The Franco-German Youth Office was founded in 1963 as a symbol of reconciliation between France and Germany. Its purpose was to create such strong ties between the populations of the two countries within the European context that war and violence would never occur again. As a youth office, this institution addressed young peo- ple and young adults in both countries, wherever young people play a role, in clubs, town partnerships, schools, universities, apprenticeships, etc., and invited them to take part in transnational exchanges: “The aim of the Office is to tighten the bonds be- tween young people in both countries and to strengthen their mutual understanding and, to this effect, to pro- voke, encourage and, where necessary, to set up meet- ings and exchanges between young people.” (Extract from the Franco-German Youth Office Agreement, Arti- cle 2, Para 1, p. 9, OFAJ/DFJW 2002). From the beginning, communication posed a problem because only a small minority of the young participants had an adequate knowledge of French or German. In the context of the Youth Office‘s intercultural, out-of-school educational concept, however, the contact and exchange process was also – and specifically – intended to include young persons who were not predestined to participate in such programmes as a result of their educational backgrounds. This meant that initially the programmes often took place as visits by delegations. The respective national groups communicated through interpreters during the official part of the programme. Speeches were exchanged, but there was little direct communication. Exceptions to this, of course, were school classes that had been taught French or German as a foreign language. But even these showed that foreign language lessons at that time did not necessarily facilitate communication and certainly not the natural contact process.

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Begriffe, Konzepte und Ansatzpunkte

The term “natural communication”, or corresponding phrases, emerged at this time. The organisation realised that real meetings and exchanges, real comprehension and communication would not be possible without a sufficient linguistic component. If young people were to guarantee that possible conflicts between the two coun- tries were resolved in future by peaceful means, success- ful language communication was all the more important, not just between “members of the elite”, but between the wider population of both countries.

zur damaligen Zeit nicht zwangsläufig zur Kommunikati- on befähigte und schon gar nicht zu einem natürlichen Begegnungsprozess. Schon damals tauchte, zumindest sinngemäß, die For- mel von der „natürlichen Kommunikation“ auf. Es wurde gesagt, dass wirkliche Begegnung und Austausch, wirk- liches Verstehen und Verständigung ohne eine ausrei- chende sprachliche Komponente nicht möglich sei. Wenn Jugendliche die Garanten dafür werden sollten, dass eventuelle Konflikte zwischen beiden Ländern in Zukunft stets mit friedlichen Mitteln gelöst werden könnten, sei gelingende sprachliche Kommunikation erst recht wich- tig, und zwar nicht nur zwischen „Eliten“, sondern in der Breite der Menschen in beiden Ländern.

In search of a more attractive form of foreign language teaching

German-French exchange programmes take place on a voluntary basis. On principle, all young persons should be able and allowed to participate in these programmes. Consequently, it would be inconsistent to make German or French language skills a prerequisite for participation. But what if knowledge of the foreign language is still de- sirable? Introduction to the foreign language should then be a part of the exchange programmes. And this should occur in a new, attractive way – one that differs from traditional, formalised school lessons, places greater em- phasis on communication and has a certain emotional impact, which as we know supports the learning process. In the early 90s, DFJW conducted a research project with Bielefeld University under the supervision of Dr. Uli Dausendschön-Gay. The researchers observed and ex- amined natural communication between young persons and their communication strategies in German-French contact programmes. It was noted that the young per- sons who returned from an exchange had made virtually no language progress. DFJW and its partners therefore considered introducing a language dimension to ex- change programmes, without this taking the form of a traditional language course. This is how the concept of Language Animation came about.

Auf der Suche nach einladender Fremdsprachenvermittlung

Die deutsch-französischen Begegnungsprogramme fin- den auf freiwilliger Basis statt. Prinzipiell darf und soll jeg- licher Jugendliche daran teilnehmen können. Damit wäre nicht vereinbar, deutsche oder französische Fremdspra- chenkenntnisse als Teilnahmevoraussetzung zu verlan- gen. Wenn nun aber Fremdsprachenkenntnisse dennoch wünschenswert sind? Dann muss die Heranführung an die Fremdsprache in die Begegnungen integriert werden. Und zwar auf eine neue, freundliche Weise, die sich vom üblichen schulischen, sehr formalisierten Unterricht un- terscheidet, viel direkter auf Kommunikation ausgerich- tet ist und auch eine gewisse emotionale Dichte aufweist, die bekanntermaßen den Lernerfolg stützt. Anfang der 90er Jahre führte das DFJW ein Forschungs- projekt mit der Universität Bielefeld unter Leitung von Dr. Uli Dausendschön-Gay durch. Die Wissenschaftler beob- achteten und untersuchten die natürliche Kommunika- tion von Jugendlichen und deren Kommunikationsstra- tegien in deutsch-französischen Begegnungen. Parallel dazu wurde festgestellt, dass Jugendliche, die aus den Austauschbegegnungen zurückkamen, kaum Sprach-

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Terms, concepts and approaches

In general terms, Language Animation is a way of stimu- lating communication in a complex system that consists of many elements: the conceptual framework of the German-French exchange, the meeting place, the nature of the two groups (age, sex, social situation, previous experience with contact programmes, homogeneous or heterogeneous group, previous experience with foreign language learning, existing foreign language skills, the specific dynamics of the respective group, etc.), the per- sonal situation of each participant, the experiences and professional skills of the animator, and the personal situ- ation of each animator. All these play a role in addition to what science has generally taught us about human com- munication. So what form could or should animation take? How can inhibitions about the foreign language be eliminated and communication stimulated? Language Animation should build as far as possible upon the communication processes that already take place in groups; it should not disrupt or destroy these process, but support them. But what are these communication processes?

fortschritte gemacht hatten. Das DFJW und seine Partner fragten sich deshalb, ob es nicht möglich ist, eine sprach- liche Dimension in die Begegnungen zu integrieren, ohne jedoch reine Sprachkurse anzubieten. So entstand das Konzept der Sprachanimation. Allgemein formuliert ist die Sprachanimation eine Art Ermunterung zur Kommunikation in einem komplexen System, das aus vielen Elementen besteht: der konzep- tionelle Rahmen der deutsch-französischen Begegnung, der Begegnungsort, die Art der beiden Gruppen (Alter, Geschlecht, soziale Situation, Vorerfahrung mit Begeg- nungsprogrammen, homogene oder heterogene Grup- pe, Vorerfahrungen mit Fremdsprachenlernen, vorhan- dene Fremdsprachenkenntnisse, die jeweilige spezifische Befindlichkeit der Gruppendynamik usw.), die persönli- che Situation jedes einzelnen Teilnehmers, die Erfahrun- gen und fachlichen Kompetenzen der Animateure, die persönliche Situation jeder Animatrice, jedes Animateurs – und all das vor dem Hintergrund dessen, was die Wis- senschaft generell zum Verstehen menschlicher Kommu- nikation beizusteuern hat. Wie könnte, sollte die Animation, der Abbau von Hem- mungen gegenüber der Fremdsprache und die Ermuti- gung zu Kommunikation also aussehen? Sie sollte sich möglichst weitgehend an den in den Gruppen ohnehin ablaufenden Kommunikationsprozessen orientieren, die- se nicht stören oder zerstören, sondern eher unterstüt- zen. Aber welches sind diese Kommunikationsprozesse?

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Begriffe, Konzepte und Ansatzpunkte

Die Untersuchungen des „Projekt Bielefeld“ haben ge- zeigt, welche „natürlichen“ Kommunikationsstrategien deutsche und französische Gesprächspartner anwen- den, wenn sie versuchen, sich gegenseitig Botschaften zu übermitteln und wenn dabei Hilfsmittel wie Wieder- holungen, Gesten, Wechsel in eine andere Sprache oder Aufschreiben des Gesagten verwandt werden. Und zwar dann, wenn das, was man übermitteln will, ein selbst ge- wählter Inhalt ist, der einem wichtig ist. (Dies im Unter- schied zu vielen schulischen Situationen, Anfang der 90er Jahre, in denen Rollen simuliert werden: in der Familie, auf dem Bauernhof usw.)

The Bielefeld studies have shown which “natural” com- munication strategies German and French speakers adopt when trying to convey messages to each other and if they use other aids, such as repetitions, gestures, an- other language, or notes. These are situations where the individuals want to communicate information they have chosen themselves and which is of importance to them personally (in contrast to many classroom situations in the early 90s, when roles were simulated: in the family, on a farm, etc.)

Das Konzept der Sprachanimation in interkulturellen Begegnungen

Sprachanimation bietet dank ihrer kreativen und spielpä- dagogischen Ansätze die Möglichkeit, ganzheitlich und somit inklusiv zu wirken. Durch eine Reihe von nonverbalen Aktivitäten wird es zunächst möglich, sich über die eigenen Kommunikati- onsstrategien bewusst zu werden und diese dementspre- chend gezielt einzusetzen. Die Teilnehmenden machen die positive Erfahrung, dass sie mittels Körpersprache, Bewegung, Mimik und Interaktion zu einem Ergebnis kommen, sich erfolgreich verständigen können. Sie ge- winnen zunehmend Selbstvertrauen in das eigene Kom- munikationspotential und erleben eine erste Öffnung innerhalb des Begegnungsprozesses. Verständigung, Begegnung und Miteinander werden möglich und positiv erfahrbar, auch ohne die Sprachkompetenzen der jeweils anderen zu teilen. Vor diesem Hintergrund wurden drei komplementäre Bausteine entwickelt: • der Abbau von Hemmungen • der Spracherwerb • die Systematisierung

The concept of Language Animation in intercultural exchanges

Thanks to its creative and playful approach to education, Language Animation makes it possible to work holisti- cally and therefore inclusively. Through a series of non-verbal activities, participants initially become aware of their own communication strategies, which they can then use in an appropriately targeted way. They realise they can achieve a result and make themselves understood through body language, facial expressions and interaction. They gain confidence in their own communicative potential and gradually open up to others during the contact process. Communica- tion, contact and interaction become possible and are perceived in a positive way even though the participants are unable to speak each other‘s language. In this context, three complementary stages were devel- oped: • elimination of inhibitions • language learning • systematisation

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Terms, concepts and approaches

The phase of eliminating inhibitions runs parallel to the process of recognising personal communication strate- gies. This phase also aims to create an atmosphere in the contact group that is conducive to communication. On the one hand, it means overcoming self-consciousness and fears and gaining confidence and a feeling of belong- ing; on the other it means understanding communica- tion as a phenomenon that goes beyond language and perceiving language-assistive behaviour, as described above, as normal. Playful and creative activities are used, like icebreaker activities in group situations, to eliminate physical and mental shyness. Many of these games come from the field of non-formal learning in out-of-school youth and adult education. But role plays, short theatre scenes and music can also be used, and unfamiliar terms that crop up in the other language can be discussed. This encourages communication. What is crucial in this phase is that participants are under no pressure to perform, but can gain confidence in themselves and in others. Language learning, which follows on from this, does not interrupt previous activities or suddenly become a “seri- ous matter”. Rather, linguistic elements are integrated fluently into joint activities. Depending on the context, these can be group-dynamic games or spontaneously en- acted scenes. What is important is that communicative relationships and communicated content reflect the cur- rent situation of the group and participants. This phase is also about taking initial steps to gradually embed the foreign language in the mind. Participants who are in the partner country during the exchange are overwhelmed by all kinds of linguistic information both from partici- pants who are “at home” and from their environment. For beginners, these processes are far too complex to be learning incentives. This is why the foreign language should become an integral part of the normal contact programme environment, visually and aurally. A personal relationship to the language should develop through the introduction of well-balanced language elements, repeti- tion of terms and phrases, the writing down of vocabu- lary, use of posters, notes on objects, etc.

Die Phase des Abbaus von Hemmungen geht parallel einher mit dem Prozess der Bewusstwerdung über die persönlichen Kommunikationsstrategien. Sie hat eben- falls zum Ziel, in der Begegnungsgruppe eine kommu- nikationsfreudige Atmosphäre zu schaffen. Das bedeu- tet einmal, Befangenheiten und Ängste abzubauen und Zutrauen aufzubauen, zu fühlen, dass man dazu gehört, aber auch, Kommunikation als ein weit über die Sprache hinausreichendes Phänomen zu begreifen und sprach- ergänzendes Verhalten, wie eben beschrieben, als nor- mal zu integrieren. Dazu werden spielpädagogische und kreative Aktivitäten eingesetzt, wie sie in Gruppen zum Kennenlernen, zum Abbau physischer und psychischer Kontaktscheu eingesetzt werden. Viele dieser Spiele stammen aus dem Bereich des non-formalen Lernens, der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung. Aber auch Rollenspiele, kleine Theaterszenen, Musik kön- nen eingesetzt werden, und spontan tauchen Begriffe in der anderen Sprache auf, werden nachgefragt. Die Moti- vation, sich mitzuteilen, soll so gestützt werden. Wichtig ist, in dieser Phase keinen Leistungsdruck aufzubauen, sondern Zutrauen zu sich und den anderen zu entwickeln. Der Spracherwerb, der sich daran anschließt, ist kein Bruch zum Vorhergehenden, kein plötzliches Auftreten des „Ernstfalls“ Fremdsprachenlernen, sondern fließend werden sprachliche Elemente in die gemeinsamen Aktivi- täten integriert. Je nach dem jeweiligen Kontext können dies wieder gruppendynamische Spiele sein, aber auch kleine Stehgreifszenen, wobei stets wichtig ist, dass die kommunikativen Beziehungen und die transportierten Inhalte das Hier und Jetzt der Gruppe und der Teilnehmer widerspiegeln. In dieser Phase geht es auch darum, erste Schritte zu unternehmen, um die fremde Sprache in klei- nen Schritten im Gedächtnis zu verankern. Auf die Teil- nehmenden, die während des Begegnungsprogramms im Nachbarland sind, stürzen ja eine Vielfalt sprachlicher Informationen ein, sowohl von den Teilnehmenden, die sich „zu Hause“ befinden als auch aus der Umgebung. Das sind für Anfänger viel zu komplexe Vorgänge um als Lernanreize zu wirken. Es geht deshalb darum, dosiert

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Begriffe, Konzepte und Ansatzpunkte

The third element is systematisation. This involves sum- marising or structuring what has been learned. Vocabu- lary lists can be written, phrases repeated, some gram- mar rules can even be introduced. Participants should also be shown how they can continue to learn and what aids they can use after the exchange. The three described elements of Language Animation do not necessarily have to be followed in this order. They can be implemented when appropriate in any phase of the exchange, accompanying an exchange continuously. Their purpose becomes particularly apparent if the group members live together; participants then have infinite Language Animation opportunities in their everyday life. Language Animation also supports the group-dynamic process as a whole with its specific educational concept. It boosts the confidence of individuals and the group, promotes team-building, raises awareness of similarities and differences between the participants and thus of the subjects of every exchange. All this is dependent on well-trained, attentive team lead- ers. Every year, the Franco-German Youth Office and its partners train many motivated educators from schools and out-of-school settings in Language Animation to en- sure that Language Animation can take place in any form of intercultural and inclusive exchange. Today, it is hard to imagine international contact pro- grammes without Language Animation; it is an integral part of intercultural education. Its methods, focuses and target group orientation are constantly revised and de- veloped. Apart from offering training programmes, the Franco-German Youth Office has a pool of Language Animation instructors who meet regularly to discuss Language Animation practice. The training courses are adapted on an ongoing basis to current issues in the ped- agogy of exchange, and intercultural exchange concepts are supported by experts from research and practice.

durch Einfügen von sprachlichen Elementen in die Akti- vitäten, durch Wiederholen von Begriffen und Redewen- dungen, durch Aufschreiben von Vokabeln, durch Plaka- te, durch Zettel an Gegenständen usw. visuell und auditiv die Fremdsprache immer mehr zum normalen Umfeld des Begegnungsprogramms werden zu lassen und eine persönliche Beziehung dazu aufzubauen. Das dritte Element ist die Systematisierung. Dabei geht es darum, das Gelernte zusammenzufassen, zu struktu- rieren. Man kann Vokabellisten anfertigen, Redewendun- gen wiederholen, eventuell sogar etwas Grammatik ein- führen. Dazu gehören auch Hinweise darauf, wie und mit welchen Hilfsmitteln nach Ende der Begegnung weiter gelernt werden kann. Die beschriebenen drei Elemente der Sprachanimation stellen keine zwangsläufige Abfolge dar. Wie es sich ge- rade anbietet, können sie in jeder Phase der Begegnung eingesetzt werden, sie begleiten als Gesamtprozess durchgängig eine Begegnung. Ihr Sinn wird ganz beson- ders erfahrbar, wenn die Gruppe zusammen wohnt und lebt, so bieten sich unendlich viele Möglichkeiten für Sprachanimation im Begegnungsalltag. Sprachanimati- on unterstützt darüber hinaus den gesamten gruppen- dynamischen Prozess durch seine spezifische Pädagogik. Sie fördert das Selbstvertrauen der Einzelnen sowie der Gruppe, die Gruppenbildung, unterstützt die Erkenntnis über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Teilnehmenden und somit inhaltlich die Themen jeder Begegnung. Voraussetzung dafür sind sehr gut ausgebildete und auf- merksame Teamer/-innen. Das Deutsch-Französische Jugendwerk und seine Partner bilden jedes Jahr viele motivierte Pädagog(inn)en, aus dem schulischen sowie außerschulischen Bereich, in Sprachanimation aus um weiter zu fördern, dass Sprachanimation in jeder Form der interkulturellen und inklusiven Begegnung stattfin- den kann.

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Terms, concepts and approaches

Heute ist Sprachanimation aus internationalen Begeg- nungen nicht mehr weg zu denken, sie ist fester Bestand- teil der interkulturellen Pädagogik. Ihre Methoden und Ausrichtungen, die Anpassung an Zielgruppen werden permanent weitergedacht und -entwickelt. Zusätzlich zu den Fortbildungen verfügt das Deutsch-Französische Jugendwerk über einen Pool, in dem die Ausbilder/-innen für Sprachanimation sich regelmäßig zusammenfinden und praxisnah mit Sprachanimation auseinandersetzen. Regelmäßig werden die Fortbildungen den Themen der Begegnungspädagogik angepasst und die pädagogische Auseinandersetzung von Fachleuten aus Forschung und Praxis begleitet.

Kontakt und Beratung Contact and advice: Yvonne Holtkamp Deutsch-Französisches Jugendwerk Office franco-allemande pour la Jeunesse Molkenmarkt 1

10179 Berlin, Germany Tel.: +49 30 288 757 25 holtkamp@dfjw.org

Informationen und Materialien zur Sprachanimation des Deutsch-Französischen Jugendwerks

DFJW-Dokumente zur Sprachanimation Definition Sprachanimation Merkblatt Sprachanimation (Förderbedingungen Sprachanimation in Jugendbegegnungen) http://www.dfjw.org/eine-sprachbegegnung-organisie- ren

DFJW Broschüre „Sprachanimation in deutsch-französischen Jugendbe- gegnungen“ / „Animation linguistique dans les rencont- res franco-allemandes de jeunes“ Neuauflage 2013, 293 Seiten. Diese Veröffentlichung stellt das Konzept und sei- ne lernpsychologischen Grundlagen dar und ermöglicht anhand vieler Beispiele und Anregungen die praktische Umsetzung. (zu bestellen im DFJW oder auf der Internetseite http://www.dfjw.org/sprachanimation) Trinationale Broschüre zur Sprachanimation (Herausgeber: BDP, Gwennili, AZS PL) „Sag was! Dis moi! Powiedz cos!“ (zu bestellen im DFJW)

Richtlinien http://www.dfjw.org/richtlinien

Fortbildungen zur Sprachanimation DFJW + Partner http://www.dfjw.org/sprachanimation http://www.dfjw.org/kalender-interkulturelle-aus-und- fortbildung

Video zur Sprachanimation im DFJW http://dfjw.org/sprachanimation-video

DFJW Zertifikat Sprachanimateur/in und Teamerdatenbank

Nach erfolgreicher Teilnahme am Basiskurs Sprachanima- tion kann das DFJW-Zertifikat „Sprachanimateur/in“ aus- gestellt werden. Aufnahme in die Datenbank ist möglich. In der DFJW-Teamerdatenbank befinden sich Teamer, die ein DFJW-Zertifikat erworben haben. https://www.dfjw-zertifikat.org

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Begriffe, Konzepte und Ansatzpunkte

Information and resources on Language Animation published by the Franco-German Youth Office

the names of team leaders who have been awarded DFJW certification. https://www.dfjw-zertifikat.org

DFJW documents on Language Animation Definition of Language Animation Handout on Language Animation (“Förderbedingungen Sprachanimation in Jugendbegegnungen”) http://www.dfjw.org/eine-sprachbegegnung-organi- sieren

DFJW brochure “Sprachanimation in deutsch-französischen Jugendbe- gegnungen” / “Animation linguistique dans les rencon­ tres franco-allemandes de jeunes” new edition 2013, 293 pages. This publication describes the concept and the psychological theory upon which it is based, and it encourages practical implementation by citing numer- ous examples and recommendations. (available from DFJW or at http://www.dfjw.org/sprach- animation) Trinational brochure on Language Animation (editors: BDP, Gwennili, AZS PL) “Sag was! Dis moi! Powiedz cos!” (available from DFJW)

Guidelines http://www.dfjw.org/richtlinien

Language Animation training courses by DFJW and its partners http://www.dfjw.org/sprachanimation http://www.dfjw.org/kalender-interkulturelle-aus-und- fortbildung DFJW certificate for language animators and team leader database After successfully completing a basic course on Lan- guage Animation, participants are awarded the DFJW “Language Animator” certificate and can be included in the database. The DFJW team leader database contains

Video on Language Animation at DFJW http://dfjw.org/sprachanimation-video

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Terms, concepts and approaches

Sprachanimation im Deutsch-Polnischen Jugendwerk Language Animation in the German-Polish Youth Office

Małgorzata Schmidt ist seit 2009 Mitarbeiterin im Förderreferat außerschulischer Jugendaustausch des Deutsch-Polnischen Jugend- werks und ist zuständig für den Bereich Sprache. Małgorzata Schmidt has worked for German-Polish Youth Office‘s funding department for out-of-school youth exchanges since 2009

and is responsible for the area of language. Kontakt Contact: m.schmidt@dpjw.org

Was ist Sprachanimation?

What is Language Animation?

Stellen Sie sich vor, Sie nehmen als junger Mensch an ei- nem deutsch-polnischen Jugendaustausch in Polen teil. Sie kennen das Land nicht, doch der erste Eindruck ist durchaus positiv. Sie sind von netten jungen Polinnen und Polen umgeben. Leider können Sie von deren Sprache kein einziges Wort verstehen. Sie hören ständig die Lau- te „tsch“, „dsch“ und „schtsch“ und glauben, Sie werden Polnisch nie lernen können, nicht einmal die einzelnen Wörter auseinander halten! An dieser Stelle setzt die Sprachanimation an. Sie will durch spielerische Aktivitäten mit Sprachelementen ein Gefühl für die unbekannte Sprache, deren Melodie und Laute vermitteln sowie den Jugendlichen Mut machen, sich in einer anderen Sprache auszuprobieren. Es geht dabei nicht um den traditionellen Fremdsprachenunter- richt, sondern um lockere Kommunikationsübungen, bei denen die Teilnehmenden aus den Partnerländern ungezwungen aufeinander zugehen. So können sie ver- suchen, sich mit Händen und Füßen zu verständigen, ein- zelne Wörter und Wendungen nachzusprechen oder sich

Imagine you are a young person taking part in a German- Polish youth exchange in Poland. You don‘t know the country, but your initial impressions are generally posi- tive. You‘re surrounded by friendly young Polish people, but unfortunately, you don‘t understand a word of their language. You keep hearing sounds like “tsh”, “dsh” and “shtsh” and you‘re convinced you‘ll never be able to learn Polish. You can‘t even make out the individual words! This is where Language Animation comes in. Through playful activities with language elements, it helps individ- uals develop a feel for the unfamiliar language, its melody and sounds, and it encourages them to try out another language. It is not about traditional foreign language teaching, it is about informal communication exercises, where participants from partner countries approach each other in a relaxed and natural manner. For example, they can try to communicate with their hands and feet or re- peat or memorise individual words and turns of phrase. The most important thing is that they have fun and can get to know each other better. With Language Anima-

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Begriffe, Konzepte und Ansatzpunkte

diese einzuprägen. Die Hauptsache ist, sie haben Spaß dabei und lernen sich in der Gruppe besser kennen. Bei der Sprachanimation ist der eigentliche Spracherwerb nebensächlich. Falsche Aussprache wird genauso wenig korrigiert wie grammatikalische Fehler. In erster Linie geht es darum, Hemmungen vor der Partnersprache zu nehmen, Lust auf Kommunikation außerhalb der eigenen Muttersprache zu wecken sowie Neugier auf das andere Land zu fördern. Die Sprachanimation macht zugleich auf die Möglichkeit der nonverbalen Kommunikation im fremdsprachlichen Kontext aufmerksam. Mimik, Gestik, Augenkontakt, Zeichen – das sind alles gleichberechtigte Verständigungsmittel, um das jeweilige Kommunikati- onsziel zu erreichen. Ein wichtiger Nebeneffekt soll sein: Erfolgreiche Kommunikation macht Lust auf mehr!

tion, actual language learning is secondary. Neither mis- pronunciations nor grammatical mistakes are corrected. The main focus is on eliminating inhibitions about the partner language, stimulating an interest in communi- cating in a language other than the mother tongue, and arousing curiosity about the other country. Language Animation also draws attention to the possibilities of non-verbal communication in the foreign language con- text. Facial expressions, gestures, eye contact, symbols – all are equally valid forms of communication that can be used to achieve the respective communication objective. An important side-effect is that successful communica- tion creates an appetite for more!

International exchange programmes: the best possible learning setting

Internationale Begegnung als optimaler Lernort

According to the theory of language teaching, “Those who want to successfully learn a foreign language should begin with their everyday life and existing knowledge, speak as much as possible, know their learning style, use all their senses and keep repeating what they have learned.” 1 In this respect, international exchange pro- grammes are the best possible learning setting. Skil- fully implemented Language Animation can enhance the learning process – which includes intercultural learn- ing and language acquisition. Language animators face several challenges: using the natural, everyday situations in the exchange programme for Language Animation exercises, encouraging young persons to communicate with each other, including as many sensory channels as possible using aids (rhythms, smells, tactile experiences, movement, etc.), and not least of all, remembering to repeat and visualise what has been learnt. One thing is certain: Only when language learning is understood as an opportunity to communicate with friendly people in

Die Sprachdidaktik sagt: „Wer erfolgreich eine Fremd- sprache lernen will, sollte an seinen Alltag und vorhan- denes Wissen anknüpfen, so viel reden wie möglich, seinen Lerntyp kennen, alle Sinne nutzen und: ständig wiederholen.“ 1 In diesem Sinne ist eine internationale Jugendbegegnung ein optimaler Lernort. Gekonnt ein- gesetzte Sprachanimation kann den Lernprozess – ver- standen als interkulturelles Lernen und Spracherwerb – verstärken. Hier stellen sich einige Herausforderungen an Sprachanimateure/-innen: Die natürlichen Alltagssi- tuationen der Begegnung für Sprachanimationsübungen nutzen, Jugendliche zur Kommunikation untereinander motivieren, möglichst viele Sinneskanäle durch Hilfsmit- tel (Rhythmen, Gerüche, Tasterlebnisse, Bewegung usw.) einbeziehen und nicht zuletzt an die Wiederholung und Visualisierung des Sprachmaterials denken. Eins ist si- cher: Nur dann, wenn Fremdsprachenlernen nicht als Ein- pauken von Vokabeln und Grammatik, sondern als Chan-

1 Fanny Jimenez “So lernen Sie schnell eine Fremdsprache” in: “Die Welt”, 27 January 2013, http://www.welt.de/wissenschaft/­ article113142820/So-lernen-Sie-schnell-eine-Fremdsprache.html (ac- cessed on 15 September 2015)

1 Fanny Jimenez „So lernen Sie schnell eine Fremdsprache“ in: „Die Welt“ vom 27.01.2013, http://www.welt.de/wissenschaft/article113142820/ So-lernen-Sie-schnell-eine-Fremdsprache.html (Zugriff am 15.09.2015)

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