Rütter – Das Magazin

Tierschutzhund: Die besten Tipps vom Hundeprofi

Nr.7 5,50 € ISBN 978-3-86517-210-5

MARTIN

Das Magazin

>> Die Geschichten fur die Shows passieren mir taglich<< Martin im Interview

Spaß beim Gassi Angeleint und trotzdem happy

Bindung & Beziehung So gewinnst du sein Vertrauen

Lass uns spielen! Das geht auch ohne Ball & Co.

Probleme lösen! Welches Verhalten normal ist und wie du unerwünschtes abstellst

Klare Körpersprache Effektives Tierarzttraining Aktive Hundesenioren

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dienstags von 10-17 Uhr freitags von 10-13 Uhr

EDITORIAL

In diesem Frühjahr zeigt RTL zwölf brandneue Folgen von „Die Welpen kommen“. Sie alle wollen von Martin Rütter in der Greenbox kommentiert werden

Hallo Leute, zu erkennen, wie und auf welchen Wegen unsere Hunde kommunizieren. Sprechen werden wir diesmal aber auch über weniger schöne Themen wie Qualzuchten. Und um dubiose Vermehrende, die Hundewelpen in irgendwelchen Hinterhöfen regelrecht produzieren, wird es ebenfalls gehen.

schön, dass ihr reinschaut in diese neu- este Ausgabe von „Martin Rütter – Das Magazin“. Auf den nächsten Seiten er- warten euch wieder jede Menge Tipps und Tricks, die euren Hunden den Alltag mit ihren Menschen erleichtern sollen. Ja, richtig gelesen, das war kein Tippfeh- ler, ich meine es wirklich genau so. Denn in 99 Prozent der Fälle sind wir Zwei- beiner schuld, wenn es mit dem Vierbeiner nicht läuft. Das hat mich meine Arbeit mit Mensch und Hund in den letzten 25 Jahren gelehrt. Gründe für Probleme gibt es viele. Manchmal fehlt uns die Disziplin, ein ande- res Mal sind wir mit unseren Regeln nicht beharrlich genug, und dann wird hier und da on top noch ordentlich vermenschlicht. Deswegen werden wir auch in dieser Ausgabe über Bindung und Beziehung sprechen. Und wir werden die Frage klä- ren, was eigentlich normal ist in Sachen Hundeverhalten – und was nicht. Damit sind wir übrigens auch wieder an einem sehr springenden Punkt in Sachen Hunde- erziehung, denn es ist so, so wichtig, wirklich

sinnig viel, weil es endlich so weit ist, dass wir wieder auf Tour gehen können. Seit einigen Tagen sind meine Crew und ich mit Live-Tour Nummer 5 namens DER WILL NUR SPIELEN! unterwegs. Warum es sich dabei um ein echtes Jubiläumsprogramm handelt, erfahrt ihr im Interview auf den nächsten Seiten. Und weil es gerade schon so feierlich wird: Einen ganz besonderen Menschen, mit dem ich etliche Jahre gefühlt jeden zweiten Tag unterwegs war – auch auf Tour –, feiern wir in dieser Ausgabe noch mal so richtig. Seid gespannt. In diesem Sinne wünsche ich euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe meines Magazins.

Beschäftigen werden wir uns aber auch mit dem großen Glück, das man durch einen Tierheim-Hund erfahren kann. Und apropos Glück: Davon empfinde ich gerade so wahn-

Die Haltung mehrerer Hunde – und was dabei zu beachten ist. Das ist das Thema in Martin Rütters neuem Webinar, das am Donnerstag, den 1. September, live ab 19:00 Uhr, auf Sendung geht.

Alle Infos auf www. martinruetter.com/ webinar

7/2022 Martin Rütter 3

INHALT

Sandra Sauer möchte Missverständnisse zwischen Mensch und Hund verhindern, www.martinruetter.com/bad- duerkheim-ludwigshafen 44

38

Laura Müller weiß alles über Bindung und

Beziehung, www.martinruetter. com/muenchen-freising-mueller

INHALT

18

Unterhaltung 06 Interview

Valérie Pöter ist Tierärztin und DOGS Coach und will über Qualzuchten aufklären, www.martinruetter.com/oldenburg

Martin Rütter über seine Jubiläums-Tour

12 Reportage

Die Tierschutz-Kampagne „ADOPTIEREN statt PRODUZIEREN“

Claudia Nussbeck möchte eine Lanze für die oft so ungeliebte Leine brechen, www.martinruetter.com/ langenthal-solothurn 26

70  Das große Wissensquiz

Bestehst du den DOGS Hundeführerschein?

90 Kolumne

Radfahren und Hund

92  Reportage Klaus Grittner Ratgeber 14 Wenn ein Tierschutzhund einzieht Das solltest du beachten 18 „Ich bin nicht süß – sondern krank“ Das versteckte Leiden der Qualzucht-Rassen 26 „ Angeleint und trotzdem happy“ Auch an der Leine kann dein Hund Spaß haben

32

Marc Lindhorst

kennt sich mit Hundeverhalten aus, www.martinruetter. com/kiel, www. martinruetter.com/luebeck

32  Probleme lösen! Welches Verhalten normal ist, wo du eingreifen solltest

4 Martin Rütter x/xxxx Martin Rütter 7/2022

56

Christine Waubke spielt gerne ohne Ball und Co., www.martin ruetter.com/ rostock-stralsund 50

Florian Howind möchte, dass alte Hunde lange aktiv bleiben, www. martinruetter.com/ schleswig-flensburg

62

Katrin Bechtel weiß, wie Tierarztbesuche stressfreier ablaufen, www. martinruetter. com/walldorf- bruchsal

38  Bindung und Beziehung Wie sie entstehen und wie du sie positiv gestaltest 44 „ Hey Mensch, was redest du da?“ So kommt deine Körpersprache bei Hunden an

50 „ Spiel mit mir!“

IMPRESSUM

Soziales Spiel geht ganz ohne Hilfsmittel

Redaktion: Partner Hund Infanteriestraße 11a, 80797 München Redaktionsleiterin: Heike Reinhardt Bildredaktion: Stephanie Landgraf Mitarbeiter dieser Ausgabe: Martin Rütter, Andrea Buisman, Timo Kölsch, Lisa Gruner, Conny Sporrer Valérie Pöter, Claudia Nussbeck, Marc Lindhorst, Laura Müller, Sandra Sauer, Christine Waubke, Florian Ho- wind, Katrin Bechtel, Andreas Gomsi, Viviane Welsch, Myriam Huckschlag, Kristina Gafriller, Claudio Grob, Maxi Lotz, Miro Mäder, Dr. Margit Brand (Korrektur) Layout: Anna Lena Ibiş Herstellung/Chefin vom Dienst: Grit Häussler, Joana Pauli Verlag: Ein Herz für Tiere Media GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München Geschäftsführung: Oliver Märten, Clemens Schüssler, André Weijde Anzeigenleitung: Astrid Fiss E-Mail: astrid.fiss@verlagshaus.de Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 30 vom 01.01.2022 Anzeigendisposition: Rita Necker, rita.necker@verlagshaus.de Vertrieb/Auslieferung: Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriften- handel: MZV Moderner Zeitschriften- vertrieb, Unterschleißheim Gesamtleitung Media: Bernhard Willer Vertriebsleitung: Dr. Regine Hahn

Druck: Svoboda Press Litho: proMedien GmbH, Hamburg

56  „Treue Begleiter auch im Alter“ Was dein alter Hund jetzt von dir braucht 62  „Wer geht schon gerne zum Arzt?“ Wie du den Besuch beim Tierarzt trainieren kannst

ABONNEMENT

PARTNER HUND ABO-SERVICE Gutenbergstraße 1, Gilching

N euabonnenten: 0180/532 16 17 (14 ct/min; Mobilfunkpreise können abweichen) Abonnenten: 08105/38 83 29 (kostenfrei) Fax: 0180/ 532 16 20 @ E-Mail: leserservice@partner-hund.de Preise: 5,50 Euro (D), 6,30 Euro (A), 8,80 sFr (CH), 6,60 Euro (Lux) (bei Einzelversand zzgl. Versandkosten) Postfach 400209, 80702 München 089/130699-100 @ redaktion@partner-hund.de 089/130699-840 (Di 9.00–11.00 Uhr) Bitte geben Sie auch bei Zuschriften per E-Mail immer Ihre Postanschrift an. Für unverlangt eingesandtes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Vervielfältigung, Spei- cherung und Nachdruck nur mit schrift- licher Genehmigung des Verlags. LESERBRIEFE & -BERATUNG PARTNER HUND © Ein Herz für Tiere Media GmbH Gerichtsstand ist München. Verantwortlich für den redaktio- nellen Inhalt: Heike Reinhardt; verantwortlich für Anzeigen: Astrid Fiss

Service 03  Editorial

Von Martin Rütter

05  Impressum

Mitarbeiter dieser Ausgabe

78  Ausbildung

Die Verwirklichung eines Traums

82  Nachgefragt

DOGS goes Europe

96  Shop + Gewinnspiel Unsere Must-haves aus dem Martin Rütter SHOP

INTERVIEW

„DER WILL NUR SPIELEN!“ Die Jubiläums-Tour von und mit Martin Rütter Endlich geht es auf Deutschlands Bühnen wieder lustig und lehrreich zu. Martin Rütter ist mit neuem Live-Programm zurück und freut sich auf seine Fans Interview: Timo Kölsch

S eit 25 Jahren befindet sich Martin Rütter auf tierisch-menschlicher Mission. Immer im Auftrag der Hun- de. Und zur Aufklärung ihrer Halter und Halterinnen. Ein Vierteljahrhundert ganz im Zeichen der besseren Verständigung von Zwei- und Vierbeinern. Ein Vierteljahr- hundert mit kühlem Kopf und scharfer Beobachtungsgabe durch den skurrilen Beziehungsalltag von Hasso und Herrchen. Ein Vierteljahrhundert mit dem Spiegel der gnadenlosen Wahrheit in der Hand. In seiner neuen Live-Show „DER WILL NUR SPIELEN!“ nimmt Martin Rütter sein Publikum jetzt mit auf eine rasante Reise durch die Hundehütten dieser Nation. Er klärt auf, er deckt auf und wenn’s sein muss, holt er auch den Jogger von der La- terne. Dazu beleuchtet der Hundeprofi Nummer 1 die wichtigsten Themen der letzten 25 Jahre. Er präsentiert unterhalt- same Geschichten und aberwitzige Anek- doten. Er liefert aber auch wertvolle Tipps und hilfreiche Hinweise. Und das wie immer in seiner typischen, unvergleich- lichen Rütter’schen Art. Wir haben mit Martin Rütter über sein neues Live-Programm gesprochen und

Es ist immer das Gleiche: Bevor Drehs oder Shootings starten, wird gelegt und gepudert. In der Regel verbringt Martin aber nicht mehr als drei Minuten in der Maske

erfahren, was sich im Laufe der letzten 25 Jahre in Sachen Hundetraining so alles getan hat und warum ihm das Tour-Leben so sehr gefehlt hat. Dazu haben wir den „Hundeprofi“ in der Pause einer seiner ers- ten Warm-Up-Shows getroffen. Martin, endlich bist du wieder auf Tour, wie fühlt es sich an? Einfach sensationell. Ich freue mich so sehr, dass es jetzt endlich wieder losgeht. Und ich bin den Leuten so dankbar, dass

sie hergekommen sind. Die Stimmung in der Halle ist einfach super. Man spürt, dass wir uns gegenseitig vermisst haben. Wir erleben hier und heute ja eine sogenannte Warm-Up-Show. Was kann man sich darunter vorstellen? Ja, die Warm-Ups, ohne sie würde eigent- lich gar nichts gehen. Denn in ihrem Ver- lauf bekommt das Programm seine letzt- endliche Struktur. Die Warm-Ups finden in einem sehr viel kleineren Rahmen statt

6 Martin Rütter 7/2022

„FREISPRUCH!“: Bei Martin Rütters jüngster Tournee nahm der „Hunde- profi“ sein Publikum mit in eine Gerichtskulisse. Die hinter ihm thronende Justitia war mehr als sechs Meter hoch und komplett mit Luft gefüllt

als die Hauptshows. Meistens bewegen wir uns hier in der Größenordnung zwischen 800 und 1400 Zuschauenden. Wir möchten dadurch eine sehr intime Atmosphäre, also im Idealfall Wohnzimmer-Ambiente schaf- fen und genau registrieren können, wie die Leute auf die neuen Programminhalte re- agieren. Auf Leinwände und ein großes Bühnenbild müssen wir in diesen Shows – es sind übrigens in der Regel um die 30 Stück – verzichten, weil in den Hallen schlicht kein Platz wäre. Die Leute lieben die Warm-Ups aber, weil dort eine noch größere Nähe entsteht. Apropos Programm. Schreibst du deine Bühnenprogramme eigentlich alle selber? Ja, ich schreibe sie selber. Geschichten für die Programme sammele ich aber fortwäh- rend, denn sie passieren mir ja tagtäglich in meinem Alltag mit Menschen und ihren

„ Ich sehe mich als Ideensammler und entwickle dann das Programm “ Hunden. Ich sehe mich also im ersten Schritt als Ideensammler und entwickle dann das Programm. Dazu fahre ich mit extrem kreativen Menschen aus meinem Team eine Woche nach Mallorca. Aber ernsthaft nicht zum Feiern, sondern da wartet dann echt sehr disziplinierte Arbeit auf uns. Dort beginnen wir das Programm zu strukturieren. Und uns fällt dann da auch oft noch ein bisschen Blödsinn ein,

der das Programm dann so richtig lustig macht. Dann folgen die Warm-Up-Termine, bei denen noch einmal etwa ein Drittel des Inhalts angepasst wird. Ich filme jede Show, gucke mir sie am nächsten Tag an und analysiere jeden Satz. Da kann ich sehen, welche Nummer funktioniert und welche nicht. Auf der Bühne kommst du ohne Manuskript und Teleprompter aus. Wie machst du das? Auch wenn ich sehr entspannt und locker wirke, bin ich einfach sehr fleißig (lacht). Von Vorteil ist natürlich auch da wieder, dass ich diese Geschichten alle erlebt habe. Ich glaube übrigens, dass das ein Grund für den Erfolg meiner Bühnenpro- gramme ist, dass man sofort spürt, dass das nicht künstlich entstanden ist, son- dern ich Geschichten erzähle, die ich wirklich erlebt habe.

7/2022 Martin Rütter 7

INTERVIEW

Du improvisierst aber auch gern, oder?

Sarah Leidenheimer führt die Martin Rütter DOGS Hunde- schule in Bonn. Die Pfote ihres Hundes

Das liebe ich! Ich kenne Künstler, die Zwi- schenrufe hassen, weil sie dadurch aus dem Konzept gebracht werden. Ich muss eher aufpassen, dass ich nicht überall meine Ohren habe. Ich erinnere mich da zum Bei- spiel an eine Show in Stuttgart. Ich kam auf die Bühne, sagte „Hallo Stuttgart!“ und in der ersten Reihe saß eine 18-Jährige, die in ihr Handy tippte. In solchen Momenten habe ich zwei Möglichkeiten. Variante 1: Ich ärgere mich. Variante 2: Ich fange an, mit ihr Witze zu machen. Als Erstes bin ich aber zu ihr runter und hab mit ihr denjeni- gen angerufen, mit dem sie geschrieben hat (lacht). So jemand bekommt dann in den nächsten zwei Stunden reichlich was ab. Das ist dann charmant und lustig. Ich muss aber aufpassen, dass ich immer wieder die Kurve kriege. „DER WILL NUR SPIELEN!“ ist jetzt bereits dein fünftes Live-Pro- gramm. Hättest du jemals gedacht, einen solchen Erfolg zu haben? Und wachst du manchmal auf und denkst, das alles nur zu träumen? Die erste Frage kann ich mit einem dicken Ja beantworten. Vor vielen, vielen Jahren bin ich noch in Kneipen vor zehn Leuten „aufgetreten“. Mit einer Freundin schaute ich mir in der Kölner Philharmonie, in die 1600 Leute reinpassen, einmal den Geiger Nigel Kennedy an. Ich weiß noch, wie ich zu ihr sagte: Es gibt doch gar keinen guten Grund, warum nicht mal 1600 Leute von mir einen Vortrag über Hunde hören wol- len! Sie hat sich totgelacht. Mir war aber

Cooper ziert das Tour-Plakat von

Martin Rütters neuer Live-Tour „DER WILL NUR SPIELEN!“

damals schon klar, dass das funktionieren kann. Manchmal muss ich mich aber den- noch echt kneifen, weil bei mir nun wirk- lich der große Rock ’n’ Roll losgegangen ist. Wenn ich vom Signieren komme, die Crew die halbe Bühne schon abgebaut hat und die Gabelstapler hin- und herfahren, sitze ich manchmal in der Halle und denke: Wow! Dann bekomme ich noch mal richtig Gänsehaut. So ging es mir mal in der Dortmunder Westfalenhalle. Backstage hängen da unter anderem Fotos von Frank Sinatra und Joe Cocker. Richtige Stars standen dort schon auf der Bühne. Und jetzt der Rütter – das ist wirklich verrückt! Und deshalb bin ich auch total demütig und empfinde eine unglaubliche Dankbarkeit. Ich weiß mein Glück zu schätzen. Deine Programme sind in vielerlei Hinsicht prämiert: Wo bewahrst du eigentlich all die Preise auf, die dir dafür verliehen wurden? Ganz ehrlich, es wäre mir zu peinlich, sie ins Wohnzimmer zu hängen. Sie befinden sich alle in der Gästetoilette. Bei Eventim sind wir manchmal in den Top Ten. Vor einiger Zeit waren Eric Clapton, Helene Fischer und die Toten Hosen hinter uns. Da fragte ich mich: Hä, was geht denn hier ab? Das ist so absurd! Diese Charts habe ich mir auf eine Leinwand ziehen lassen und fordere mein Umfeld des Öfteren auf: Bitte mal vorlesen (lacht). Wie hast du das überhaupt ausge- halten, diese ganze Zeit, in der du nicht auftreten durftest? Für mich war das wirklich grausam. Also es war wirklich gruselig, weil ich das ja ein-

„ Manchmal sitze ich in der Halle und denke: Wow, und habe Gänsehaut “

Mit seinen Live-Shows begeisterte Martin Rütter bishermehr als zwei Millionen Menschen

8 Martin Rütter 7/2022

fach seit 25 Jahren so mache und für mich gehört ja immer dazu, zwischen 80 und 120 Shows im Jahr zu spielen - und auf einmal ist es „bum“ weg. Ein Gefühl, das sicher alle nachvollziehen können, die im Live-Enter- tainment-Bereich tätig sind oder auf einer Bühne stehen. Es wird jetzt, nach zwei Jah- ren ohne, auch einfach wieder Zeit. Und deswegen gibt es jetzt auch wieder Vollgas. Ich freue mich deswegen sehr, dass es mit „DER WILL NUR SPIELEN!“ endlich losge- gangen ist. Eigentlich wollten wir ja im letzten Jahr schon mit Vollgas starten. Vollgas ist das Stichwort. Das ha- ben deine Fans auch an dem Tag ge- geben, als es offiziell wurde, dass du wieder auf Tour gehen wirst. Ja, das stimmt. Wir sind mit dem Vorver- kauf gestartet und haben die ersten 90 Ter- mine öffentlich gemacht. Zehn Minuten später lag der Server lahm und zwei Stun- den später hatten wir schon die ersten Shows ausverkauft. Und das ist wirklich natürlich total skurril für einen Hundefut- zi, ich bin ja nicht Robbie Williams. Aber das Bewusstsein habe ich ja, wie gesagt, sowieso, dass das total schräg ist, dass 10.000 Leute in eine Barclaycard Arena kommen, um sich das anzuhören. Was hat es denn eigentlich auf sich mit diesem Spruch „Der will nur spielen“. Der gehört doch auch zu diesen größten Lügen der Hunde- haltenden, oder? Ja, absolut. Die Aussage „Der will nur spie- len“ ist ja eigentlich immer so eine Art Bankrott-Erklärung. Es ist diese Hilflosig- keit, wenn man merkt, man hat keinen

Nach „Hund-Deutsch / Deutsch-Hund“, „DER TUT NIX!“, „nach SITZen“ und „FREISPRUCH!“ ist „DER WILL NUR SPIELEN!“ Martin Rütters mittlerweile fünftes Live-Programm

„DER WILL NUR SPIELEN!“ ist ja dein Jubiläumsprogramm. Wird das denn so ein Ritt durch die letzten 25 Jahre, in denen du zwischen Mensch und Hund vermittelt hast? Und kommen da auch so ein paar Klassiker wieder rein? Ja total. Das ist auch das, was die Leute wol- len. Deswegen haben wir sie vorab an der Gestaltung des Programms teilhaben las- sen und gesagt: Hey, welche Geschichten, die ich euch in all den Jahren so erzählt habe, wollt ihr noch mal hören? Und das war total schön, wie die Leute sich einge- bracht haben. DER WILL NUR SPIELEN! wird also auch so ein bisschen Best-of- Charakter haben. Wir machen gemeinsam so einen kleinen Abriss der letzten 25

Einfluss. Der Hund brettert zum Beispiel einem Jogger hinterher, es folgt der Ruf sei- nes Halters „Der tuuuuuut nix“, was übri- gens im Endeffekt dann nichts anderes als „Der tut nix von dem, was ich gerne hätte“ bedeutet. Wenn der Hund dann den Jogger anspringt, schiebt der Halter hinterher: „Der will nur spielen“. Und wenn der Hund dann zugebissen hat, heißt es „Das hat er ja noch nie gemacht“. Das ist eigentlich immer so die Reihenfolge. Heißt also: Wenn jemand „Der tut nix, der will nur spielen“ ruft, ist das eher ein Alarmsignal (lacht). Das heißt aber auf der anderen Seite auch nicht, dass es nicht genügend Situationen gibt, die vielleicht bedrohlich wirken, die aber trotzdem nur Spielerei sind. Das ist ja ganz klar.

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INTERVIEW

Jahre, weil als ich angefangen habe, da war ich ein Exot. Da sind die Leute noch mit einem Kettenhalsband über den Hunde- platz gerannt und haben „Platz“ geschrien und der Hund sollte sich hinschmeißen. Dann kam ich und habe gesagt: Ja aber warum eigentlich? Also es macht ja über- haupt keinen Sinn. Ich bin zu Hausbesuchen gefahren, habe die Leute da unterstützt, wo sie Pro- bleme haben und so weiter. Und im Grun- de muss man sich das wirklich so vorstel- len: Heute ist es ja so: Wenn eine durch- schnittliche Hundehalterin spazieren geht und eine Runde um den Block läuft, sieht sie aus, als würde sie auswandern (lacht). Sie hat eine Literflasche Wasser für den Hund dabei, ’ne Wärmedecke, einen di- cken Mantel, sie hat zwei verschiedene Leinen, sie hat drei Spielzeuge, einen Kli- cker und einen Tracker, falls der Hund verloren geht. Sie hat einfach alles dabei. Und als ich angefangen habe, da ist der Opa mit dem Dackel zum Kiosk gegangen, hat sich ’ne Fricko reingefeuert, mit dem Hund geteilt, ’ne Flasche Bier getrunken und ist wieder nach Hause gegangen. Also Hundetraining fand nicht statt. Und auf genau diese Reise begeben wir uns dann auch auf meiner neuen Tour. Muss man eigentlich Hundemensch sein, um Spaß an deinen Shows zu haben? Nein, tatsächlich nicht. In der Zwischenzeit haben ein Drittel der Leute, die bei meinen Live-Shows im Publikum sitzen, gar keinen Hund. Oft kommen sie im Schlepptau mit

anderen Hundeleuten. Und außerdem hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass meine Tipps auch auf die Erziehung des Ehemanns anwendbar oder auf die Kinder- erziehung übertragbar sind (lacht). Was ist deiner Meinung nach der rote Faden, der deine mittlerweile fünf Live-Programme miteinander verbindet? Mein Obersatz ist ja, dass Wissensvermitt- lung Spaß machen MUSS. Und diese Hal- tung resultiert ja aus meiner eigenen Schulzeit. Ich war ja ein sauschlechter Schüler und bin drei Mal von der Schule geflogen. Und dennoch: Ich bin sehr gerne da gewesen, weil ich das als riesengroßes Abenteuer gesehen habe. Es war so lustig in der Schule. Ich habe es mir immer lustig gemacht. Nur der Unterricht an sich hat mich maximal gelangweilt. Denn leider hatten die Lehrer und Lehrerinnen, bis auf eine Ausnahme, kein Entertainment-Po- tenzial. Ich finde es absurd, dass die davon aus-gehen, dass du dich als 14-jähriger Junge automatisch für Mathe interessierst. Tust du doch nicht! Also muss doch ein Lehrender, finde ich, auch ein Talent entwickeln, und sagen: „Wie begeistere ich jemanden für dieses Fach?“ Bei Mathe könnte es doch so sein, dass man zum Beispiel an Hand der Flug- kurve eines Fußballs erklärt, wie weit der Ball fliegt …! Wie dem auch sei, mein über- geordnetes Ziel bleibt es deswegen, wich- tige Infos mit einem guten Schuss Humor zu kombinieren. Die Art, wie man erklärt, ist wichtig, damit Leute zuhören. Ich ver-

suche stets Bilder im Kopf entstehen zu lassen. So, dass es einleuchtet. Und ich glaube, das ist einer der zentralen Punkte, der all meine bisherigen Live-Programme, also „Hund-Deutsch / Deutsch-Hund“, „Der tut nix!“, „nachSITZen“ und „FREI- SPRUCH!“, miteinander verbindet. Und das wird bei „DER WILL NUR SPIELEN!“, wie man heute Abend bereits sehen kann, garantiert nicht anders sein, oder? Ganz genau so ist es. Denn auch Hunde- training und die damit verbundene Wis- sensvermittlung dürfen und sollen Spaß machen. Die Leute können sich also auf einen Mix aus Information und Unterhal- tung freuen. Alle werden jede Menge Spaß haben, aber definitiv auch etwas lernen, das sie für ihren Alltag mit Hund nutzen können. Dieses Ziel werde ich bei meinen Shows immer verfolgen. Leute, ich freue mich schon wahnsinnig auf Euch!!

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DIE TOURTERMINE FÜR „DER WILL NUR SPIELEN!“ IN 2022-2023

15.05.2022–Bingen | 16.05.2022–Neu-Isenburg | 17.05.2022–Buchen | 21.05.2022–Alsfeld | 22.05.2022–Limburg | 23.05.2022–Oberursel | 24.05.2022–Bergheim | 01.06.2022–Aachen | 02.06.2022–Castrop-Rauxel | 03.06.2022–Soest | 15.06.2022–Cuxhaven | 16.06.2022–Stade | 17.06.2022–Lübeck | 18.06.2022–Osterholz- Scharmbeck | 21.06.2022–Legden | 22.06.2022–Osnabrück | 23.06.2022–Gütersloh | 26.10.2022–Villingen-Schwenningen | 27.10.2022–Balingen | 28.10.2022–Günzburg | 03.11.2022–Suhl | 04.11.2022–Aschaffenburg | 05.11.2022–Heidenheim | 09.11.2022–Gera | 10.11.2022–Löbau | 11.11.2022–Frankfurt (Oder) | 15.11.2022–Kempten | 16.11.2022–Neu-Ulm | 23.11.2022–Hildesheim | 24.11.2022–Wolfsburg | 25.11.2022–Ilsenburg | 26.11.2022–Halle (Saale) | 01.12.2022–Hagen| 02.12.2022– Siegen | 06.12.2022–Heilbronn 07.12.2022–Pforzheim | 08.12.2022–Reutlingen | 09.12.2022–Ilshofen | 16.12.2022–Kassel | 17.12.2022–Hannover| 17.01.2023– Koblenz | 18.01.2023–Frankfurt (Main) |19.01.2023–Mannheim | 20.01.2023–Saarbrücken | 21.01.2023–Trier | 26.01.2023–Düren | 27.01.2023–Gummersbach | 28.01.2023–Krefeld | 29.01.2023–Göttingen | 31.01.2023–Nürnberg | 01.02.2023–Regensburg | 02.02.2023–Deggendorf | 09.02.2023–Rosenheim | 10.02.2023–Landshut | 11.02.2023–Passau |16.02.2023–Aurich | 17.02.2023–Bremen | 18.02.2023–Hamburg | 19.02.2023–Kiel | 22.02.2023–Linz | 23.02.2023–Graz | 24.02.2023–Wien |02.03.2023–Hemer | 03.03.2023–Münster | 04.03.2023–Delbrück | 05.03.2023–Bielefeld| 08.03.2023– Augsburg | 09.03.2023–Stuttgart | 10.03.2023–Karlsruhe | 11.03.2023–Zürich | 16.03.2023–Wetzlar | 17.03.2023–Dortmund | 23.03.2023–Schwerin | 24.03.2023–Rostock | 25.03.2023–Neubrandenburg | 28.04.2023–Düsseldorf | 05.05.2023–Lemgo | 06.05.2023–Braunschweig | 13.05.2023– Oberhausen| 01.11.2023–Chemnitz | 02.11.2023–Cottbus | 03.11.2023–Potsdam | 08.11.2023–Siegburg | 22.11.2023–Lingen | 23.11.2023–Oldenburg | 24.11.2023–Bremerhaven | 29.11.2023–Freiburg | 30.11.2023–Ravensburg | 13.12.2023–Bochum | 15.12.2023–Hamm

„DER WILL NUR SPIELEN!“ ist die neue Live-Tour mit und von Martin Rütter. Fachlich fundiert. Erbarmungslos ehrlich. Und natürlich wieder zum Bellen komisch. Tickets und weitere Infos gibt es auf: www.martin-ruetter-live.de UND DAS IST NEU: Tickets für „DER WILL NUR SPIELEN!“ bekommst du jetzt auch im Martin Rütter SHOP auf www.martinruetter.shop

10 Martin Rütter 7/2022

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TIERSCHUTZ

ADOPTIEREN statt PRODUZIEREN

Die Tierschutzkampagne von und mit Martin Rütter Text: Timo Kölsch

D er dubiose Handel mit Hundewelpen auf der einen Seite. Volle Tierheime auf der anderen Seite. Das kann so nicht weitergehen. Das muss sich ändern“, findet Martin

STATT PRODUZIEREN treffen. Neben Martin und seiner Hündin Emma sind an diesem Tag noch sieben weitere Mensch-Hund- Teams vor Ort, die sich allesamt durch eine zentrale Gemein-

Rütter, der aus diesem Grund, gemeinsam mit dem Deut- schen Tierschutzbund, RTL, VOX, Ein Herz für Tiere, dem KOSMOS Verlag und der App Dogorama, die Tier- schutzkampagne ADOPTIE- REN STATT PRODUZIEREN ins Leben gerufen hat. „Mit ihr wollen wir gemeinsam zei- gen, wie das Glück mit einem Hund aus zweiter Hand aus- sehen kann. Und heute legen wir damit los“, freut sich der „Hundeprofi“, den wir am Rande des offiziellen Foto- Shootings zu ADOPTIEREN

samkeit auszeichnen: Sie sind erst auf dem zweiten Weg ge- meinsam glücklich gewor- den. Und das wollen sie jetzt allen zeigen – um ein Zeichen zu setzen für den Gang ins Tierheim und gegen dubiose sogenannte Vermehrer, die Hunde unter schlimmsten Bedingungen regelrecht pro- duzieren. „Unzählige Welpen gelan- gen so gut wie jeden Tag auf obskuren Wegen zu uns. Der Handel mit den jungen Hun- den floriert und ist nach dem illegalen Handel mit Drogen

Martin Rütter ist nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera aktiv

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und Waffen auf Platz 3 der lukrativsten kriminellen Geschäfte in Europa. Corona hat dieses Problem noch einmal verschärft. Die Nachfrage nach den jungen Hunden scheint so groß wie nie zuvor. Ich gehe davon aus, dass pro Jahr eine Million Welpen von dubiosen Vermehrenden quer durch Europa gefahren werden. Und allein 200.000 Hunde davon im deutschsprachigen Raum landen“, erzählt Martin Rütter. Gleichzeitig häufen sich die Hilferufe aus deutschen Tierhei- men, die förmlich aus allen Nähten zu platzen drohen. Tausen- de Hunde werden pro Jahr bei den regionalen Tierschutzvereinen abgegeben. Corona hat auch diese Zahl noch einmal stark an- steigen lassen. Tolle Hunde in unseren Tierheimen Es ist höchste Zeit, hier gegenzusteuern. Das möchte Martin Rütter mit ADOPTIEREN STATT PRODUZIEREN tun: „Adoptie- ren statt Produzieren lautet deswegen meine zentrale und drin- gende Bitte an alle, die darüber nachdenken, einen Hund in ihr Leben zu holen“, appelliert Martin Rütter: „In unseren Tierhei- men gibt es tolle Hunde, man muss sie nur richtig erziehen. Oft haben die Leute Angst, sich für einen Tierheim-Hund zu ent- scheiden, weil sie denken, dass mit ihm auf jeden Fall etwas nicht stimmen kann. Das ist Unsinn. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Hunde, die eine zweite Chance bekommen, einfach wahn- sinnig dankbar sind.“ Auch Emma ist ein „Secondhand-Hund“ Und Martin Rütter weiß, wovon er spricht, lebt er doch selbst mit einem Hund aus zweiter Hand zusammen: „Emma kommt aber nicht aus dem Tierheim, sondern sie ist mir vor ein paar Jahren zugelaufen. Die Situation war völlig schräg. Als ich aus meiner damaligen Wohnung in Köln-Lindenthal kam, saß sie vor der Tür. Wir guckten uns an, dann ist sie an mir vorbeigerannt und hat sich auf die Couch gelegt“, erinnert sich der „Hundeprofi“ und sagt: „Ich bin einfach nur wahnsinnig froh und dankbar, dass sie in mein Leben gekommen ist.“ Erzähle uns deine Geschichte Diese Freude und Dankbarkeit sieht man direkt, wenn man sich das Bild anschaut, dass von Martin Rütter und seiner Emma am Tag des Foto-Shootings entstanden ist. Gleiches gilt für die Auf- nahmen der anderen Mensch-Secondhand-Hund-Teams, die sich an diesem Tag für ADOPTIEREN STATT PRODUZIEREN fotogra- fieren ließen. Glück hat viele Gesichter. Und ADOPTIEREN STATT PRODUZIEREN erzählt sie, die vielen Erfolgsgeschichten vom Glück mit einem Hund aus zweiter Hand. Jetzt kommt es auf deine Geschichte an. Erzähle sie uns und zeige sie allen. Ver- öffentliche dazu das Bild mit deinem Secondhand-Hund in den sozialen Medien und verwende das Hashtag #adoptieren- stattproduzieren. Nutzen kannst du dafür gerne auch den AD- OPTIEREN STATT PRODUZIEREN-Sticker, den du sowohl bei Facebook als auch bei Instagram findest, wenn du den Suchbegriff martin rütter eingibst.

Katharina Adick (oben rechts im Bild) und Martin Rütter: nicht nur in Sachen Podcast „Tierisch menschlich“ ein super Team

ADOPTIEREN STATT PRODUZIEREN CHARITY ARMBAND Erhältlich in sechs schönen Farben • Größenverstellbar dank Schiebeverschluss • Edelstahlanhänger mit MR-Prägung • Unisex 15.00 € | Erhältlich bei: www.martinruetter.shop Mit dem Kauf eines unserer Armbänder erhältst du nicht nur ein schlichtes und stylisches Accessoire für dein Handgelenk, sondern du unterstützt gleichzeitig den guten Zweck. Wir spenden 5 € je Armband an den Deutschen Tierschutzbund. Mehr Infos findest du unter: https://adoptieren-statt-produzieren.org/

Von A wie Abholung bis Z wie Zuhause: Auf den nächsten Seiten haben wir hilfreiche Tipps zusammengetragen, die dich im Alltag und bei der Erziehung eines Hundes aus dem Tierschutz un- terstützen sollen.

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TIERSCHUTZ

Wenn ein Tierschutzhund einzieht Wie bei jeder Anschaffung eines Hundes muss auch bei einem Neuzugang aus dem Tierschutz einiges beachtet und vorab bedacht werden! Text: Conny Sporrer

D u musst dir vorab genau überlegen, was du von deinem adoptierten Hund erwartest. Möchtest du dich lieber für einen Welpen, Junghund oder erwachsenen Hund ent-

anbieten“ eher vermeiden bzw. sehr kritisch überprüfen. Vor allem die Frage, was mit dem Hund passiert, wenn das Zusam- menleben doch nicht klappt, muss im Vorfeld immer geklärt sein. Ein Hund aus dem Tierschutz hat nicht immer schlechte Erfahrungen gemacht oder Traumata durchlebt, die plötzlich auftauchen. Im Gegenteil kann es sogar in vielen Fällen sinnvoller sein, sich für einen bereits „gereiften“ Hund zu ent- scheiden, der in puncto Verträglichkeit, Jagdverhalten oder Umweltsicherheit schon genau eingeschätzt werden kann. Bei Welpen von einem/einer ZüchterIn ist dies nicht automatisch der Fall! Übrigens: Im Tierschutz werden auch immer wieder Welpen verge- ben! In jedem Fall macht aber eine Be- ratung vor jeder Hundeanschaffung in einer guten Hundeschule Sinn – viele TrainerInnen bieten auch an, die Hunde vor Ort anzusehen, zu testen und eine Einschätzung abzugeben.

scheiden? Kannst du für die Anforde- rungen eines Welpen genügend Zeit aufbringen, um Stubenreinheit, Allein- bleiben und Co. ganz von vorn zu trai- nieren? Soll er dich zur Arbeit begleiten oder auch mal allein bleiben können? Soll er eher ein Mitläufer sein oder darf es auch ein etwas fordernder Hund sein? Möchtest du eher einen Couch Potato oder einen echten Sportskollegen? Muss er mit Kindern klarkommen oder mit anderen Hunden zusammenleben? Wohnst du eher ruhig oder in belebtem städtischem Umfeld? Das Wesen, die Vorerfahrungen und der Charakter dei- nes zukünftigen Hundes sind somit entscheidend.

Erste Hinweise darauf ergeben sich, falls bekannt, aus der Ras- se bzw. Rassemischung des Hundes. Doch jeder Hund muss in- dividuell betrachtet werden! Mithilfe eines professionellen Hun- detrainers / einer Hundetrainerin kannst du vorab genau in Erfahrung bringen, ob dein ausgewählter Hund bezüglich seiner Veranlagungen und Motivationen zu dir und deiner Familie passt. Viele Menschen verlieben sich direkt in den ersten Hund, den sie sehen, oder haben das Gefühl, dass sie diesen armen Hund nun nicht zurücklassen können. Doch dem Hund ist ja nicht wirklich geholfen, wenn er nun in einer Familie leben muss, die seine Bedürfnisse gar nicht erfüllen kann. Du solltest dir also bei der Auswahl deines zukünftigen Schützlings Zeit lassen und ggfs. auch mehrere Tierheime besuchen bzw. Vereine kontaktie- ren, um dir ein realistisches Bild zu machen. Insbesondere auch die Vermittlungsstellen spielen eine wichtige Rolle für später: Wenn viele Fragen an dich gestellt werden, eventuell vorab sogar ein Besuch des späteren Zuhauses erwünscht wird und nicht gleich jeder Hund um jeden Preis vermittelt werden soll, spricht das erst mal für einen seriösen Verein. Wie immer sollte auch hier auf das Bauchgefühl vertraut werden. Hab keine Scheu, nicht gleich den ersten Hund auszuwählen. Gut Ding braucht Weile! Wo finde ich einen Hund? Das Wichtigste zuerst: Ein Hund ist keine Ware, die du aus dem Internet bestellst, denn damit hast du keine Möglichkeit, zu über- prüfen, inwieweit die Beschreibung mit dem tatsächlichen We- sen deines ausgewählten Hundes zusammenpasst. Daher solltest du Tierschutzorganisationen, die ihre Hunde „aus der Ferne

Doch wie findest du nun den Traumhund, der zu dir passt?

Bekannte Wenn du einen Secondhand-Hund suchst, höre dich zunächst einmal im Bekanntenkreis um. Immer wieder verlieren Hunde aufgrund einer schweren Erkrankung des Menschen sowie durch Scheidung oder berufliche Veränderung ihr Zuhause. Tierheim Wirst du im Bekanntenkreis nicht fündig, solltest du die Tierhei- me in der näheren, aber durchaus auch der weiteren Umgebung aufsuchen. Denn im Tierheim sitzen nicht nur problematische Hunde, wie das viele Menschen leider immer noch meinen! Oft ist auch die Geschichte hinter den Hunden bekannt, was z. B. für die Einschätzung der Verträglichkeit mit Katzen, Kindern oder anderen Hunden eine Hilfe sein kann. Auch Welpen werden dort immer wieder aufgenommen – ein Tierschutzhund muss also nicht immer automatisch ein erwachsener Hund sein. Rassehunde-Zuchtverein/Rassehunde in Not Suchst du einen erwachsenen Hund einer bestimmten Rasse, kannst du dich an den für die jeweilige Rasse zuständigen Rasse- hunde-Zuchtverein wenden. Diese Vereine inserieren häufig in ihrem Verein gezüchtete Hunde, die ein neues Zuhause suchen, auf ihrer Webseite. Hier gilt es aber - wie bei jeder Übernahme

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eines Hundes - den Abgabegrund sehr kritisch zu hinterfragen. Zudem gibt es Organisationen, die sich für in Not geratene Rasse- hunde einsetzen. Sie kümmern sich um alle Hunde der jeweiligen Rasse, unabhängig davon, woher diese kommen. Das Internet ist auf der Suche nach diesen Vereinen sehr hilfreich. Auslandstierschutz Du kannst dich auch im Auslandstierschutz engagieren, indem du einen Hund aus dem Ausland adoptierst oder dich erst mal als Pflegestelle anbietest. Achte auf eine seriöse Tierschutzorga- nisation. Diese vermittelt dir so viele Informationen wie möglich zu dem zu vermittelnden Hund, also Alter, Rasse, Gesundheits- zustand sowie Verhalten und Charakter des Hundes und etwa- ige vorhandene Probleme. Die Abholung Die Übergabe deines Tierschutz-/Tierheimhundes kann sehr unterschiedlich erfolgen. Deswegen solltest du dich auch dazu im Vorfeld genau über den Ablauf informieren. Je nachdem, ob dein neuer Begleiter aus einem Tierheim in deiner Nähe, über eine Tierschutzorganisation oder aus einem der vielen Tierheime aus dem Ausland kommt, gibt es sehr viele unterschiedliche Vor- gehensweisen. In manchen Fällen (bei Tierheimen im Inland) wird sogar ein Probewochenende angeboten, um sicher herauszufinden, ob sich Hund und Menschen mit der Entscheidung wohl fühlen. Keines- falls sollte ein Hund sofort und ohne große Rückfragen mitgege- ben werden, das spricht gegen die Seriosität des Tierheims. Vor allem bei Hunden aus dem (Auslands-)Tierschutz wäre die beste Option, den Hund auf einer Pflegestelle besuchen zu kön- nen. Dort kann sehr gut festgestellt werden, wie sich dein zu- künftiger Begleiter im Alltag verhält und oft auch, ob er beispiels- weise mit Katzen, Kindern & Co. verträglich ist. Sollte diese Option nicht gegeben sein, gibt es sehr unter- schiedliche Vorgehensweisen: Oft findet eine Übergabe nach einer Sammelabholung (z. B. an Autobahnraststationen oder Flughäfen) statt. Das bedeutet für die Tiere natürlich nicht selten großen Stress und birgt auch einige Gefahren, kann aber auf- grund fehlender Ressourcen oft nicht anders gewährleistet wer- den. Achte darauf, dass du bei der Übergabe alle zum Hund gehörenden Unterlagen erhältst. Dazu gehört in jedem Fall der Impfpass deines Schützlings, in dem alle notwendigen Impfun- gen dokumentiert sind. Zudem solltest du über alle aufgetretenen Erkrankungen deines zukünftigen Hundes und die diesbezüglich erfolgten sowie weiteren notwendigen Behandlungen informiert werden bzw. im Vorfeld schon informiert worden sein. Bei Fragen zu deinem Hund oder falls Probleme auftreten, sollte der vermittelnde Verein jederzeit und lebenslang Ansprech- partner für dich sein. Dies sichert im Normalfall auch ein soge- nannter „Schutzvertrag“, der nach der finalen Aufnahme deines Hundes unterzeichnet werden sollte. Ein paar Wochen nach der Vermittlung findet oft eine Nachkon- trolle statt. Der/Die VermittlerIn besucht dich erneut, um sich ein Bild von der hoffentlich erfolgreichen Vermittlung zu machen. Die ersten Tage zu Hause Genauso wie beim Einzug jedes anderen Hundes, gilt auch beim Secondhand-Hund: Du solltest nicht direkt eine Willkommens-

party veranstalten! Dein neuer Hund muss erst einmal in Ruhe ankommen und das neue Heim sowie alle Familienmitglieder kennenlernen. Vor allem dann, wenn dein Hund eine lange An- reise hinter sich hat, muss er erst einmal durchatmen. Gerade ängstliche oder nicht gut sozialisierte Hunde brauchen unter Umständen Tage und Wochen, bis sie sich an Menschen, neue Geräusche und Umweltreize gewöhnt haben. Daher gilt hier nur eines: Habe Geduld und überfordere deinen Hund nicht. Sicher- heitshalber solltest du deinen Hund in der Anfangsphase bei Spaziergängen auch doppelt sichern oder an einem sogenannten Sicherheitsgeschirr führen, falls er sich unerwartet erschreckt und versucht, Reißaus zu nehmen. Auch ein GPS-Tracker kann im Notfall Sicherheit geben. Je nachdem wie schnell dein Hund sich zu Hause und in deiner Umgebung wohlfühlt, kannst du deinen neuen Vierbeiner nun auch ein wenig an deinen Alltag gewöhnen und erste Grund- signale trainieren. Viele Hunde, die übernommen wurden, be- herrschen aber oft auch schon ein paar Basics. Auch der Besuch einer guten Hundeschule kann jetzt schon geplant werden, schließlich ist eine individuelle Einschätzung eines professio- nellen Trainers, einer professionellen Trainerin auch wichtig, um zu wissen, was bei deinem neuen Hund besonders beachtet werden sollte. Natürlich können aber auch Gruppentrainings für kontrollierten Sozialkontakt und Beschäftigung schon Sinn ma- chen. Wenn du dir für deinen neuen Schützling extra ein paar Tage freigehalten hast, was gerade zu Beginn sehr ratsam ist, solltest du in jedem Fall schon erste Schritte des Alleinbleibens üben, wenn auch erst mal nur innerhalb der Wohnung. DARAUF SOLLTEST DU IN DEN ERSTEN WOCHEN ACHTEN •  Beobachte deinen Hund gut und lerne, seine Körpersprache zu verstehen. •  Bedränge deinen Hund nicht, biete ihm Ausweichmöglichkeiten. •  Gehe nicht frontal auf deinen Hund zu, sondern eher seitlich schlendernd. •  Beuge dich nicht über deinen Hund, um ihn z. B. anzuleinen oder zu streicheln. •  Gewöhne deinen Hund langsam an Reize. Eventuell musst du deine eigene Lebensweise verändern, um deinem Hund eine Anpassung zu erleichtern. •  Verhindere, dass dein Hund sich selbst versorgt (Mülleimer, Wild etc.), indem du zunächst nur mit Geschirr und Schleppleine mit ihm spazieren gehst. •  Lass deinen Hund sich einen Teil seines Futters erarbeiten. •  Trainiere den Rückruf sowie alternative Beschäftigungen (Anti-Jagd-Training). •  Nutze ein Sicherheitsgeschirr sowie einen GPS-Tracker, damit dein Hund nicht entlaufen kann bzw. du ihn im schlimmsten Fall wiederfindest. •  Trainiere Probleme, wie z. B. Stubenunreinheit und Nicht-allein- bleiben-Können, in kleinen Schritten, also genauso, wie du das Training mit einem Welpen aufbauen würdest.

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TIERSCHUTZ

Hast du dich für ein aufgewecktes oder ungestümes Tier entschieden, darfst du nun natürlich auch schon erste Grenzen setzen, Taburäume definieren usw. Gerade bei Second- hand-Hunden überwiegt oft das Mitleid und die Konsequenz in der Erziehung kommt zu kurz. Dabei ist es besonders bei Hunden mit „Ge- schichte“ oft sehr wichtig, ihnen durch Regeln Sicherheit und Ver- trauen zu vermitteln. Viele Hunde sind in den ersten vier bis sechs Wochen noch sehr zu- rückhaltend. Sie orientieren sich erst

sion reagieren können. Nimmt dein Hund in der ersten Zeit auch vor dir sehr viel Distanz ein, kann es sinnvoll sein, ihm eine Hausleine an einem Brustgeschirr anzulegen. Damit bleibt für ihn die Distanz gewahrt, du hast aber dennoch Einfluss, wenn es nötig ist. Nicht allein bleiben können Manche Hunde aus dem Tierschutz haben bisher in einer Hundegruppe gelebt und kennen es daher nicht, al- lein zu sein. Einige Hunde haben aber bisher ein einsames Leben im Zwinger

Hunde aus dem Tierschutz sind oft unsicher beineuen Umweltreizen

einmal und warten ab, wie es im neuen Zuhause so läuft und an wen bzw. was man sich halten muss. Nach dieser Zeit „tauen“ vie- le Hunde erfahrungsgemäß auf und fühlen sich immer sicherer. Daher kann es nun auch zu ersten Überraschungen kommen, die vorher vielleicht nicht erkennbar waren. Fühlt dein Hund sich nun so richtig zu Hause, kann sich z. B. Territorialität bemerkbar ma- chen und dein Hund fängt an zu melden, wenn’s klingelt, oder er beginnt, andere Artgenossen auf der Straße nun kritischer zu be- äugen. Auch jagdliches Interesse könnte beispielsweise nun deut- licher zum Vorschein kommen. Umso wichtiger ist es, von Anfang an liebevolle Konsequenz, klare Regeln und vor allem Sicherheit walten zu lassen.

verbracht und heften sich nun umso mehr an den Menschen, bei dem sie nun angekommen sind. Daher ist es wichtig, von Beginn an sehr kurze Alleinbleib-Sequenzen zu trainieren und von Anfang an ein Verfolgen des Hundes zu verhindern. Eine gut angewöhnte Transportbox kann eine Übergangslösung darstellen, um dem Hund zwischendurch eine sichere Höhle zu bieten und ihn daran zu gewöhnen, auch mal begrenzt zu sein. Allesfresser Einige Tierschutzhunde haben bisher auf der Straße gelebt und waren Selbstversorger. Daher war alles Fressbare auch überlebens- wichtig. Umso schwieriger ist ihnen dann oft im neuen Zuhause klarzumachen, dass das Futter vom Menschen verabreicht wird und Essbares von der Straße tabu ist. Auch, damit es nicht zur Ver- teidigung von Futter kommt, ist es ratsam, von Beginn an faire Tauschgeschäfte zu üben. Weitere wichtige Trainingsschritte sind natürlich auch, einen guten Rückruf zu etablieren, den Hund selbst ausreichend zu beschäftigen und gegebenenfalls ein Tabusignal aufzubauen. Für die Sicherheit des Hundes kann es auch sinnvoll sein, den Hund frühzeitig an einen Maulkorb zu gewöhnen. Der gemeinsame Spaziergang Da manche Secondhand-Hunde sehr reizarm aufgewachsen sind, etwa in einsamen Verschlägen, in sehr ländlicher Gegend, vor al- lem aber oft ohne mit Menschen zusammengelebt zu haben, kön- nen die ersten Spaziergänge überfordernd für den Neuankömmling sein. Wenn Hunde in ihren frühen Lebensmonaten nicht die wich- tigsten Reize wie verschiedene Umweltgeräusche, verschiedene Menschen, Gegenstände usw. kennengelernt haben, müssen sie später jeden dieser Reize neu bewerten. Es kommt dabei natürlich auf das Wesen und die Persönlichkeit des Hundes an. Es gibt durch- aus Hunde, die an wenig gewöhnt wurden, aber durchaus neugie- rig und sehr anpassungsfähig sind. Dennoch gilt es schon bei ersten Unsicherheiten, den „Fels in der Brandung“ für seinen neuen Schützling darzustellen. Der Hund ist durch die Leine (die für ihn womöglich auch neu ist) stark ein- geschränkt in seinen Möglichkeiten und hat den Menschen nun als einzige „Vertrauensperson“. Umso wichtiger ist es, den Hund nicht unbedacht in Situationen zu bringen, die ihn überfordern: z. B. Umgebungen mit vielen Menschen, laute Umgebungen, Hun- deparks usw. – den Hund unbedacht in voller Dröhnung solchen Reizen auszusetzen, kann ein erster Vertrauensbruch für die Mensch-Hund-Beziehung sein. Hunde können ihre Gefühle nicht

Häufige Probleme bei Secondhand-Hunden

Stubenunreinheit Manche Hunde aus dem Tierschutz haben bisher auf der Straße oder im Tierheim gelebt und sind die Wohnungshaltung nicht (mehr) gewohnt. Bei Hunden, die vorher in einem Zwinger gelebt haben, löst sich das Problem aber oft auch von selbst, da sie nun froh sind, ihr „Nest“ nicht mehr beschmutzen zu müssen. Oder aber sie sind durch die neue Umgebung verunsichert und trauen sich erst mal nur, sich drinnen zu lösen. In diesem Fall ist es wich- tig, erst mal sehr ruhige nahe Lösestellen aufzusuchen und den Hund nicht zu überfordern. Sicherheit kommt mit der Zeit. An- sonsten muss die Stubenreinheit erlernt werden wie bei jedem Welpen: geduldig, in vielen kleinen Schritten und ohne Strafe, wenn doch mal was daneben geht. Angst & Unsicherheit – sich nicht anfassen lassen Viele Hunde aus dem Tierschutz haben auf der Straße gelebt und kennen deswegen den Alltagstrubel und oft auch Menschen, wenn sie gefüttert wurden. Manche von ihnen, besonders aus ländlichen Gebieten, sind jedoch nicht bzw. nur schlecht auf Menschen sozialisiert. Das wird häufig sehr ängstlichen Hunden zugeschrieben, auch, wenn schlechte Erfahrungen natürlich nicht immer ausgeschlossen werden können. Hier ist es beson- ders, wichtig erst mal das Vertrauen zwischen dir und deinem Hund zu stärken, erst dann kannst du ihm auch im Umgang mit anderen Menschen Sicherheit geben. Insbesondere mit der Kör- persprache sollte man sehr feinfühlig umgehen, da sich schlecht sozialisierte Hunde oft durch ruppige oder bedrängende Gesten überfordert fühlen und mit Flucht oder auch defensiver Aggres-

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