IJAB journal 1|2022: Nachhaltig unterwegs

Der Diskurs zu Klimawandel und Nachhaltigkeit findet heute auch auf der Straße statt und es sind in großen Teilen junge Menschen, die Träger der Proteste sind. Es geht es um ihre Zukunft – und die fordern junge Menschen ein. Im Fokus des neuen IJAB journals steht daher Nachhaltigkeit und wie sie zu Internationaler Jugendarbeit in Beziehung gesetzt werden kann.

2022 01

IJAB journal IM FOKUS Internationale Jugendarbeit – nachhaltig unterwegs

JUGENDBETEILIGUNG WAS HAT YOUTH7 GERMANY GEBRACHT?

LEITUNGSWECHSEL IJAB-DIREKTORIN GEHT IN DEN RUHESTAND

EDITORIAL

Liebe Leser*innen,

tionale Beispiele guter Praxis. In dieser Ausgabe des IJAB journals finden Sie daher Beiträge und Interviews mit Partnern aus der Türkei, Finnland, dem Vereinigten Königreich und Deutschland. Bei aller Selbstreflektiertheit wollen wir die Politik nicht aus der Verantwortung lassen und haben die Bundestagsfraktionen nach ihrer Unterstüt - zung des nachhaltigen Jugendaustauschs gefragt. Am 24. Februar dieses Jahres hat Russland die Ukraine überfallen. Millionen junger Menschen werden durch die russische Aggression um ein selbstbestimmtes Leben in Frieden und Freiheit gebracht. Wir haben daher eine Jugendarbeiterin in Bila Zerkwa in der Zentralukraine gefragt, wie sie mit der Situation fertig wird. 2022 ist IJAB vom Bundeskanzleramt mandatiert, gemeinsam mit dem Nationalkomitee für Inter - nationale Jugendarbeit den jugendpolitischen Dialogprozess Youth7 der G7 durchzuführen. Er ist das Sprachrohr der jungen Generation im Konzert der sieben großen Industrienationen. Jugendbeteiligung ergibt nur Sinn, wenn sie auch wirksam ist. Ob das der Fall war, erfahren Sie in diesem Heft. Zum Schluss ein Wort in eigener Sache: Ende Sep - tember gehe ich in den „Ruhestand“. Meine Jahre bei IJAB habe ich als große Bereicherung erlebt, für die ich zutiefst dankbar bin, gab sie doch die Möglichkeit zu einem besseren Miteinander in Europa und der Welt einen kleinen Beitrag leisten zu können. Für die großartige Zusammenarbeit mit all den Menschen im In- und Ausland sage ich ganz herzlich DANKE! Meinem Nachfolger Daniel Poli wünsche ich für seine künftige Aufgabe alles erdenklich Gute.

der Diskurs zu Klimawandel und Nachhaltigkeit findet heute auch auf der Straße statt und es sind in großen Teilen junge Menschen, die Träger der Proteste sind. Es geht es um ihre Zukunft – und die fordern junge Menschen ein. Das Thema Nachhaltigkeit wirft Fragen an unser Arbeitsfeld auf und es sind nicht zuletzt die Teilnehmer*innen von internationalen Aus - tauschprogrammen, die auf Antworten drängen. Wie reisen wir zu einer Jugendbegegnung an? Was essen wir während eines Workcamps? Wie viel Bewusstsein können wir für die Zusammen - hänge zwischen dem Klimawandel und unserem eigenen Handeln schaffen, ohne das Thema zu entpolitisieren? In unserem Projekt Learning Mobility in Times of Climate Change (LEMOCC) haben Forscher*innen des Instituts für Sozial- und Organisationspädago - gik der Universität Hildesheim nachgefragt, was junge Menschen von einem nachhaltigen Aus - tausch erwarten und wie er ihr eigenes Bewusst - sein verändert. LEMOCC sammelt zudem interna -

Ihre

Marie-Luise Dreber, Direktorin von IJAB

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IJAB journal 1|2022

Inhalt

Nachhaltig unterwegs

4 6

Krieg gegen die Ukraine

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Den nachhaltigen Handabdruck fördern

„Wir sind eine starke Gemeinschaft“ 29 Jugendarbeit während des Krieges in der Ukraine 29 Ein Interview mit Liliia Steptschenko

Claudia Mierzowski

LEMOCC 

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Jugendbeteiligung

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Learning Mobility in Times of Climate Change

Youth7

Studie zur Sicht junger Menschen auf Mobilität und Klimawandel Elisa Brahimi, Senka Karic, Florian Rück, Wolfgang Schröer, Agnetha Bartels

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Aktive Jugendbeteiligung am G7-Prozess Carolina Claus und Christina Arkenberg

Dein Europa – Dein Jahr!

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Das Klimakompetenzprogramm von YUVA

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Natascha Schmitt

Erdem Vardar

Wir sagen Dankeschön!

38 39 40

Nachhaltigkeit muss von oben kommen

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Leitung mit Engagement und Herzblut Navigieren im Bermuda-Dreieck

Ein Interview mit Mari Puranen

Rolf Witte

Wir wollen die Aktivist*innen zusammenbringen

16

Neuer Länderbereich USA bei IJAB Startschuss für mehr deutsch-US- amerikanischen Jugendaustausch

46

Gute Praxis in der Umweltbildung aus dem Vereinigten Königreich. 

16

46

Ein Interview mit Andy Smith

Cathrin Piesche

Jugendmobilität in Zeiten der Klimakrise

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Neue Gesichter

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Tobias Thiele

Termine September bis Dezember 2022

„Wir müssen solche Räume wahrnehmen“ Was wurde für junge Menschen beim G7-Gipfel erreicht? 

22

22

Ein Interview mit Benjamin Günther

Nachgefragt Anke Hennig

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Matthias Seestern-Pauly

Silvia Breher

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IM FOKUS

Nachhaltig unterwegs

Jugendfreizeit der Naturfreundejugend Deutschland

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IJAB journal 1|2022

Es sind vor allem junge Menschen, die sich für einen nachhaltigen Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen engagieren. Das Arbeitsfeld Internationale Jugendarbeit kann das nicht unberührt lassen. Wie können wir Austausch und Begegnung weiterhin ermöglichen und gleichzeitig zu Klimaschutz und mehr Nach- haltigkeit beitragen? Und wie können wir junge Menschen dazu ermutigen, sich nicht frustrieren zu lassen und ihr Engagement gemeinsam mit anderen weltweit zu vertiefen?

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IM FOKUS – Nachhaltig unterwegs

Den nachhaltigen Handabdruck fördern

Claudia Mierzowski

Bildung für nachhaltige Entwicklung ist kein neues Thema, aber das Engagement junger Menschen gegen den Klimawandel hat zu einer neuen Dynamik geführt. Die hat auch die Internationale Jugend­ arbeit erfasst. Nachhaltige Angebote werden populärer und werden auch von der Zielgruppe von Austauschen und Begegnungen erwartet.

Viel Bewegung in den vergangenen Jahren An die UN-Dekade schloss sich 2015 ein Weltaktions - programm BNE an, das in Deutschland von einem Nati - onalen Aktionsplan begleitet wurde. Unter dem Motto „vom Projekt zur Struktur“ sollten Entwicklungen ange - stoßen werden, die langfristig zu einer systematischen Veränderung des Bildungssystems führen 2 . Bildung soll ganzheitlich und transformativ sein und auf Grundlage eines partizipativen Bildungsverständnisses Kompeten - zen und Fähigkeiten wie kritisches Denken und Teamfä - higkeit fördern. Menschen sollen dadurch nicht nur zu einem nachhaltigen Lebensstil motiviert und befähigt werden, sondern auch dazu, einen aktiven Beitrag zu einer gerechten und nachhaltigen Gestaltung der Welt zu leisten. Ebenfalls 2015 haben die Vereinten Nationen die globale Nachhaltigkeitsagenda verabschiedet, dessen Herzstück die 17 Sustainable Development Goals sind. Auch hier spielt Bildung für nachhaltige Entwicklung eine zentrale Rolle. Was all diesen Programmen und Strategien gemein ist: Der Jugend, und auch den Jugendorganisationen, wird eine bedeutende Rolle zugewiesen. Junge Menschen sind diejenigen, die besonders mit den Folgen nicht-nachhal - tiger Entwicklungen umgehen müssen und gleichzeitig eine nachhaltige Entwicklung vorantreiben sollen. Es wird an ihre Kreativität und Entschlossenheit appelliert,

2010 wurde im IJAB journal ein erster Beitrag zu Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Internationalen Jugendarbeit veröffentlicht. Es war die Zeit der von der UNESCO initiierten und in der Bundesrepublik mit viel - fältigen Aktivitäten unterstützen „UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung“. In diesem und weiteren Beiträgen 1 ist auf den pädagogischen Zusammenhang von BNE und Internationaler Jugendarbeit eingegan - gen worden. Internationale Jugendarbeit ist besonders geeignet, die Ziele von BNE umzusetzen. Daran hat sich nichts geändert. Viele befassen sich mit der Frage, wie ihr eigenes Leben nachhaltiger gestaltet werden kann, wie sie sich ernähren, welche Konsumentscheidungen sie treffen, wie sie mobil sein wollen.

1 Vgl. IJAB journal 1/2010 und Forum Jugendarbeit international 2011–2012 2 Vgl. https://www.bne-portal.de/bne/de/bundesweit/das-unesco-programm-in-deutschland/das-unesco-programm-in-deutschland.html [letzter Aufruf am 02.06.2022]

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IJAB journal 1|2022

„machbare und innovative Lösungen zu finden“ 3 . Apropos Entschlossenheit: Im Sommer 2018 protestiert Greta Thunberg erstmals für eine bessere Klimapolitik. Es dauerte nur wenige Monate, bis sich weltweit Jugend - liche in der Bewegung Fridays for Future organisierten. Aktivist*innen dieser Bewegung sind auch an der Kla - ge gegen das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung beteiligt. Das Bundesverfassungsgericht sieht die Gene - rationengerechtigkeit nicht ausreichend berücksichtigt und setzt der Bundesregierung bis Ende 2022 eine Frist, das Gesetz nachzubessern. Die junge Generation ist also längst aktiv geworden. Viele befassen sich mit der Frage, wie ihr eigenes Leben nachhaltiger gestaltet werden kann, wie sie sich ernäh - ren, welche Konsumentscheidungen sie treffen, wie sie mobil sein wollen. Gleichzeitig bleibt ihr Engagement für Umwelt- und Klimaschutz nicht bei Fragen persön - licher Entscheidungen stehen. Sie gehen auf die Straße, mischen sich aktiv in die Politik ein. Nachhaltige Angebote machen Auf der strategischen Ebene lässt sich also festhalten, dass die Internationale Jugendarbeit für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsagenda als Anbieter einer qualitativ hochwertigen Bildung für junge Menschen eine relevante Rolle spielt. Was aber bedeuten diese jüngsten Entwick - lungen nun für die Arbeit mit und für junge Menschen? Die Ergebnisse der Jugendbefragung des Projekts „Learning Mobility in Times of Climate Change“ zeigen deutlich, dass junge Menschen auch von der Interna­ tionalen Jugendarbeit erwarten, Verantwortung zu über - nehmen und für eine klimasensible und nachhaltige Umsetzung ihrer Aktivitäten Lösungen zu entwickeln.

Sie wissen aber auch den Wert internationaler Begeg - nung und Austausch zu schätzen. Sie wollen die Möglich - keit haben zu reisen, Neues zu entdecken und interkul - turelle Erfahrungen zu machen. Für die Praxis heißt das, im Rahmen des Möglichen zu prüfen, wie Programmteile klimasensibel organisiert und durchgeführt werden kön - nen. Inhaltlich muss Nachhaltigkeit und Klimawandel nicht das explizite Thema sein. Auch im Kleinen lassen sich einzelne Aspekte thematisieren und für Nachhal - tigkeit sensibilisieren. Ohne zusätzlichen Aufwand lässt sich beispielsweise an einem Tag vegetarische Ernäh - rung anbieten. Wird dies mit einer kurzen Einheit beglei- tet, wie sich eine fleischhaltige und im Vergleich dazu eine vegetarische Ernährung auf das Klima auswirken, kann man Bewusstsein fördern und gleichzeitig Alterna - tiven erleben lassen. Und das ist das eigentlich Entschei - dende: Erfahrungsräume bieten, Nachhaltigkeit erlebbar machen und junge Menschen empowern, sich im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung in gesellschaftliche Pro - zesse einzubringen. Die Aufgabe der Internationalen Jugendarbeit lässt sich also in der Formel zusammenfas - sen, die Tobias Thiele von der Naturfreundejugend so treffend formuliert hat: „Den ökologischen Fußabdruck reduzieren und den nachhaltigen Handabdruck des Einzelnen fördern“.

Kontakt Claudia Mierzowski IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschand Referentin für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit Mail: mierzowski@ijab.de

3 Deutsche UNESCO-Kommission e. V. (DUK) (Hg.): UNESCO Roadmap zur Umsetzung des Weltaktionsprogramms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Deutsche Übersetzung, S. 21f.

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IM FOKUS – Nachhaltig unterwegs

LEMOCC

Wie kann Internationale Jugendarbeit nachhaltiger und umweltfreundlicher gestaltet werden? Das Projekt Lear- ning Mobility in Times of Climate Change (LEMOCC) hat sich zum Ziel gesetzt, Empfehlungen für eine klimasensible Internationale Jugendarbeit zu entwickeln. Dazu arbeitet IJAB mit 17 nationalen und internationalen Partnern aus Deutschland, China, Estland, Finnland, Frankreich, Großbritannien und der Türkei zusammen. Die Organisationen und öffentlichen Träger kommen aus den Bereichen der Internationalen Jugendarbeit und des Umweltschutzes. Aufbauend auf den Ergebnissen der im folgenden Beitrag vorgestellten Jugendbefragung werden die beteiligten Partner gemeinsam mit Forscher*innen und jungen Menschen Empfehlungen für die Praxis und die Politik entwickeln.

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IJAB journal 1|2022

Learning Mobility in Times of Climate Change

Studie zur Sicht junger Menschen auf Mobilität und Klimawandel

Elisa Brahimi, Senka Karic, Florian Rück, Wolfgang Schröer, Agnetha Bartels

Junge Menschen wolle die Welt erleben, aber Jugendmobilität ist nicht immer klimasensibel. Müssen Begegnung und Austausch neu gedacht werden? Und vor allem: Was wünschen sich junge Menschen? Ein Team des Instituts für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim ist dem nachgegangen.

aus unterschiedlichen Ländern zu diesen Fragen erhoben. Im Laufe des Jahres 2021 wurden so insgesamt 1548 junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren aus sieben Ländern zum Zusammenhang von Klimawandel und Jugendmobilität befragt. Dies geschah mithilfe einer quantitativen Fragebogenerhebung in sieben Sprachen sowie anhand von vier transnational besetzten, auf Eng - lisch geführten Gruppendiskussionen. Dieser Beitrag stellt ausgewählte Ergebnisse dieser Studie vor 1 . LEMOCC zeigt: Jugend und Mobilität sind miteinan - der verknüpft, denn Mobil-Sein ist für junge Menschen wichtig. Ein Großteil (65,4 %) der Befragten reist ins Aus - land – etwa im Rahmen von Urlauben, Klassenfahrten, um Freund*innen zu besuchen oder zum Zwecke des freiwilligen Engagements. Lernmobilität stellt darunter einen wichtigen, jedoch bei Weitem nicht den einzigen Grund dar. Mit 57,8 % bewerten mehr als die Hälfte der befragten jungen Menschen die Verbindung zwischen Reisen und dem Klimawandel als stark bis sehr stark – und durch Reisen, Transport und Produktion verursach - te Schadstoffemissionen werden mit 77,5 % als eine

Viele junge Menschen sind mobil. Sie verbinden damit eine persönliche und kulturelle Öffnung ihres Lebens - alltags, Bildung sowie soziale Aspirationen und sozia - les Engagement. Transnationale Jugendmobilität wird zudem von vielen Gesellschaften und Regierungen gefördert. Ein Feld des Engagements, das mit dem Enga - gement junger Menschen in Zusammenhang gebracht wird, bilden Interventionen gegen den Klimawandel. Aber: Nicht alle Formen der (Jugend-)Mobilität sind kli - masensibel. Dieser Zusammenhang wirft Fragen auf: Ist die Mobilität im Jugendalter neu zu betrachten und sind neue Formen zu finden? Wie kann eine klimasensible Jugendmobilität aussehen? Und was bedeutet das für eine klimasensible internationale Mobilität zu Lernzwecken? Die internationale LEMOCC-Studie, die im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozial- und Organisationspädagogik (ISOP) der Universität Hildes - heim und IJAB durchgeführt wurde, hat erstmalig die Sichtweisen, Stimmen und Haltungen junger Menschen

1 Der Abschlussbericht wurde unter dem Titel: ‚Listening to young people: Mobility for future. Zentrale Ergebnisse der Studie. Learning Mobility in Times of Climate Change (LEMOCC)‘ veröffentlicht.

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IM FOKUS – Nachhaltig unterwegs

Listening to young people: Mobility for future.“

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IJAB journal 1|2022

Ebenfalls wird der Wunsch an Angebote der Internatio - nalen Jugendarbeit formuliert, bereits von vorn herein klimabewusste sowie nachhaltige Angebote zu konzipie- ren, um die jungen Menschen so nicht erst in eine „klima­ unfreundliche Zwickmühle“ zu bringen. Die LEMOCC- Studie macht deutlich, dass junge Menschen vielfältige Ideen und Ansätze einbringen und es begrüßen, (mehr) gehört zu werden sowie Möglichkeiten zu bekommen, sich transnational in ihrem Engagement und ihren Diskussionen vernetzen und austauschen zu können. Sie begrüßen es sehr, dass ihre Stimmen gehört und sie beteiligt werden, um den Zusammenhang von Jugend - mobilität und Klimawandel zu diskutieren. Mit einer sol - chen Studie ist allerdings erst ein Anfang gemacht. Die Einladung, die Stimmen zu erheben und sich zu betei - ligen, muss fortgesetzt werden – heute und in Zukunft.

der drei wichtigsten Ursachen des Klimawandels betrachtet. Insgesamt sind sich die jungen Menschen nahezu einstimmig einig, dass dem Klimawandel eine hohe Bedeutung zuzuschreiben ist: Nur 0,3 % sehen im Klimawandel keine ernsthafte Herausforderung. Betrachtet man jedoch das Ausmaß der Sorgen, die sich die Befragten über ihren Umwelteinfluss machen, so zeigt sich, dass dieses mit dem Ausmaß und der Art der individuellen, grenzüberschreitenden Mobilitäts - erfahrungen zusammenhängt: Junge Menschen, die weniger grenzüberschreitende Mobilität erfahren, neh - men auch die Herausforderungen des Klimawandels als weniger dringlich wahr. Die LEMOCC-Studie macht also deutlich, dass die Wahr - nehmung des Zusammenhangs von Klimawandel und Jugendmobilität ein Teil der Mobilitätserfahrungen jun - ger Menschen selbst ist. Unabhängig von länderspezi - fischen Erfahrungen wird immer wieder herausgestellt: Das Engagement beginnt im Alltagshandeln. Insbesondere in den Gruppendiskussionen geben junge Menschen hierzu vielfältige Anregungen, welche sie auch auf Angebote der transnationalen Mobilität zu Lernzwecken beziehen. Hierzu gehört es, neu(er)e Reiseformate mitzudenken wie etwa das „slow travelling“, selteneres Reisen, längere Auf - enthalte sowie ein bewussteres Konsumverhalten vor Ort. Diesbezüglich werden sowohl die Ernährung, als auch die Unterbringung oder die vor Ort genutzten Transportmittel genannt.

→ “Listening to young people: Mobility for future” – Eine Broschüre zu den zentralen Ergebnissen der Studie können Sie auf ijab.de im Bestellservice kostenfrei herunterladen

Kontakt Dr. Agnetha Bartels und Senka Karic Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Institut für Sozial-und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim Elisa Brahimi und Florian Rück Studentische Mitarbeiter*innen am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim Prof. Dr. Wolfgang Schröer Hochschullehrer für Sozialpädagogik am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim

Mail: karic@uni-hildesheim.de Web: uni-hildesheim.de

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IM FOKUS – Nachhaltig unterwegs

Das Klimakompetenz- programm von YUVA

Erdem Vardar

Ein Mensch in der Türkei braucht heute durchschnittlich mehr als zwei Erden, um seinen Konsum zu befriedigen. Das ist weniger als in anderen Ländern. Erdem Vardar, Gründungsdirektor von YUVA, beruhigt das nicht. Seine Organisation macht junge Menschen dafür fit, sich gegen den Klimawandel einzusetzen – und die geben ihr Wissen an ihre Peers weiter.

Klimakompetenz für den Wandel YUVA versucht, jungen Menschen Möglichkeiten zu eröff - nen, sich über das Problem und die Lösungen zu infor - mieren und Wege zu finden, selber Teil des Wandels zu sein. Wir bieten dafür seit 2013 Klimakompetenztrainings an. Es handelt sich dabei um vier 45-minütige Schulun - gen, die jeweils unterschiedliche Lernziele verfolgen. Das übergeordnete Ziel ist nicht, Klimawissenschaftler*innen zu schaffen, sondern das Bewusstsein zu schärfen und Grundwissen zu vermitteln. In der ersten Sitzung, der „Klima-Lotterie“, sprechen wir über grundlegende Kon - zepte des Klimawandels, in der zweiten Sitzung, dem „Klimamuseum“, gehen wir kurz auf die Klimawissen - schaft ein, in der dritten Sitzung geht es um unsere Rolle als Menschen in der Klimakrise und um Klimagerechtig - keit und schließlich darum, was wir dagegen tun können. Wir verwenden nicht-formale Peer-Education-Methoden. Unser Ansatz ist es, junge Menschen als Trainer*innen auszubilden, die wiederum Gleichaltrige ausbilden. Hierdurch erreichen wir einen größeren Multiplikations - effekt. Mittlerweile haben Tausende von jungen Men - schen teilgenommen. Unsere Zielgruppe sind eigent- lich alle Altersgruppen ab 13 Jahren, wobei wir uns in letzter Zeit besonders auf die Altersgruppe der 13- bis 17-Jährigen konzentrieren. Ursprünglich haben wir mit Universitätsstudent*innen begonnen. Aber auch jünge - re Altersgruppen haben ein riesiges Handlungspotenzial, wie wir in den letzten Jahren überall auf der Welt sehen.

Wir stehen am Rande einer Klimakatastrophe. Wenn ich „wir“ sage, dann sind wir alle gemeint, unabhängig davon, wo wir leben. Wir haben bereits die Grenzen der Menge an Treibhausgasen überschritten, die wir in unsere Atmosphäre einbringen können – im Mai 2022 waren es 421 ppm CO 2 –, weit mehr als die 350 ppm, die als sicher gelten. Das bedeutet, dass wir eine harte Wende vollziehen müssen, indem wir unseren Lebensstil, unsere Wirt - schaft und unsere Energiesysteme radikal ändern, um die Menge der von uns verbrannten fossilen Brennstof - fe drastisch zu verringern. In vielen Teilen der Welt hat die Jugend bereits begonnen zu reagieren, und bei den Entscheidungsträger*innen ist ein gewisser Sinneswan - del festzustellen. Dennoch müssen wir die Menschen mobilisieren, um zu zeigen, dass der Status quo nicht fortbestehen kann. Selbst ein Land wie die Türkei, wo YUVA seinen Sitz hat, hat seine Treibhausgasemissionen seit 1990 fast verdrei - facht. In der Türkei verbraucht ein Mensch heute durch - schnittlich mehr als zwei Erden, um seinen Konsum zu befriedigen. In den Vereinigten Staaten von Amerika werden durchschnittliche fünf Erden benötigt und in Deutschland drei. Das bedeutet, dass wir überall han - deln müssen, wir müssen uns informieren, organisieren und mobilisieren und Teil eines dringenden globalen Wandels sein.

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IJAB journal 1|2022

Netzwerk für Umweltbildung

In den letzten Jahren haben wir unser Mandat erweitert, um andere Orga - nisationen zu erreichen und deren Kapazitäten zu erhöhen, indem wir das Environmental Literacy Network (ELN), ein Netzwerk europäischer zivilgesellschaftlicher Organisati - onen und Kommunen, gegründet haben. Als Sekretariat dieses Netz - werks bieten wir Schulungen zum Kapazitätsaufbau an, darunter Schu - lungen für Ausbilder*innen und Workshops zur Beobachtung und Evaluation von Bildungsaktivitäten, Interessenvertretung, Mittelbeschaf -

fung und Kommunikation für Mitarbeiter*innen und Freiwillige der Mitgliedsorganisationen. Derzeit haben wir mehr als 50 Mitgliedsorganisationen, und das ELN steht allen Verbänden, Stiftungen, Nichtregierungsnetz - werken und -plattformen, Berufsverbänden, Stadträten und Gemeinden sowie Jugendorganisationen offen, die Schulungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen im Bereich Umwelt und Klimawandel organisieren. YUVA arbeitet auch aktiv daran, Organisationen und Praktiker*innen, die im internationalen Jugendaus - tausch und in der Jugendarbeit tätig sind, im Rahmen des LEMOCC-Projekts „klimakompetent“ zu machen. Kürzlich haben wir im Rahmen des SMALEI-Projekts mit der Ent - wicklung einer Nachhaltigkeitsmatrix für Organisationen der Erwachsenenbildung begonnen. Ein praktischer Leit - faden und ein Bildungsprogramm werden für Organisa - tionen entwickelt, die ihr Handeln verändern wollen.

Die Methodik von YUVA ist von der modernen Ökopä - dagogik-Bewegung beeinflusst. Wir wollen Bildungspro - gramme schaffen, die die Überschneidung von sozialen, politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Syste - men hinterfragen. Richard Kahn fasst die Ökopädagogik in drei Dimensionen zusammen: Die „kosmologische“ Dimension konzentriert sich darauf, wie Ökokompetenz, also das Verständnis der lebenserhaltenden natürlichen Systeme, die Weltsicht der Menschen verändern kann. So können beispielsweise Annahmen über das Recht der Gesellschaft, die Natur auszubeuten, in ein Verständnis für die Notwendigkeit eines ökologischen Gleichgewichts umgewandelt werden, das die Gesellschaft auf lange Sicht unterstützt. Die technologische Dimension hat zwei Aspekte: Kritik an den umweltschädlichen Technologien, die zur bisherigen Entwicklung beigetragen haben, sowie an einigen, die unter dem Vorwand der nachhaltigen Ent - wicklung eingesetzt oder missbraucht werden, und die Förderung sauberer Technologien, die das ökologische und soziale Gleichgewicht nicht beeinträchtigen. YUVA versucht, jungen Menschen Möglichkeiten zu eröffnen, sich über das Problem und die Lösungen zu informieren und Wege zu finden, selber Teil des Wandels zu sein.

Kontakt Erdem Vardar Gründungsdirektor von YUVA Mail: erdem.vardar@yuva.org.tr Web: http://yuva.org.tr

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IM FOKUS – Nachhaltig unterwegs

INTERVIEW

Nachhaltigkeit muss von oben kommen Ein Interview mit Mari Puranen Für die Finnish Youth Centres’ Association ist Nachhaltigkeit nichts neues und Umweltbildung gehört seit langem zu ihren Lernzielen. Warum das so ist, erklärt Mari Puranen, Koordinatorin für den internationalen Austausch, im Interview.

IJAB: Mari, kannst du uns kurz etwas zu deiner Organisa- tion und deiner Rolle sagen?

Interessant, dass das Bildungsministerium das von euch verlangt. In Deutschland ist es ja eher umgekehrt: Die jungen Menschen fordern von der Regierung, dass sie aktiver ist.

Die Finnish Youth Centres’ Association ist die Dach­ organisation der 9 nationalen Jugendzentren in Finnland, die in unterschiedlichen Regionen des Landes existieren. Wir werden vom Finnischen Ministerium für Bildung und Kultur gefördert. Die Aktivitäten der Jugendzentren sind ziemlich vielfältig – Umweltbildung und Internationale Jugendarbeit spielen dabei eine wichtige Rolle. Unser Koordinationsnetzwerk versucht den Jugendzentren da - bei zu helfen, sich weiterzuentwickeln. Ich bin dabei für die Weiterentwicklung des internationalen Austauschs zuständig.

Die jungen Menschen sind auch in Finnland sehr aktiv und setzen die Regierung unter Druck. Aber eigentlich sind die Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit längst bei der Regierung angekommen. Nachhaltigkeit ist eine Bedingung für staatliche Förderung. Die andere häu - fige Bedingung ist die Entwicklung und Nutzung digita - ler Tools. Berücksichtigt man beides, ist es leichter an Fördermittel zu kommen. Das ist auch wichtig für die Entwicklung der unterschiedlichen Regionen.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für euch?

Es ist also wichtig, dass Nachhaltigkeit ein Kriterium für öffentliche Förderung ist?

Nachhaltigkeit gehört zu unseren Werten und hat schon immer einen hohen Stellenwert für uns gehabt. Unsere Jugendzentren liegen alle an besonders schönen Orten mit Wäldern oder Seen und sogar am Meer. Outdoor- Aktivitäten in der Natur bieten sich hier an und das legt den Gedanken an Umweltbildung und Nachhaltig- keit nahe. Wir beziehen dabei auch wirtschaftliche und soziale Aspekte mit ein. Inzwischen verlangt auch das Bildungsministerium von uns, dass wir Nachhaltigkeit berücksichtigen. Aber eigentlich war das nicht nötig, wir haben das schon immer getan, auch wenn das Thema heute mehr an Bedeutung gewonnen hat, als das in der Vergangenheit der Fall war.

Ich denke, ja. Es hilft dabei, Nachhaltigkeit bei jedem Schritt von Planung und Umsetzung zu berücksichtigen und wirkt auf Organisationen auf allen Ebenen. Natürlich ist das nicht immer einfach, denn unsere Regionen sind unterschiedlich aufgestellt. Zum Beispiel recycelt nicht jede Gemeinde den Müll so effizient. In dünn besiedel - ten Gebieten muss der Müll manchmal zu einer 300 Kilo­ meter entfernten Sortieranlage gebracht werden. Unsere Vorgaben stoßen daher nicht bei jeder Gemeinde auf Gegenliebe.

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IJAB journal 1|2022

Interviewpartnerin Mari Puranen

Wie geht ihr im internationalen Austausch mit dem Thema Nachhaltigkeit um? Schon An- und Abreise werfen ja Fragen auf.

Das setzt bei Organisator*innen und Teamer*innen viel Wissen voraus. Wo kann das herkommen?

Das stimmt. Zu den Verrücktheiten beim Fliegen zählt zum Beispiel, dass Flüge über die Drehkreuze der Airlines oft billiger sind als Direktflüge – und dabei fallen dann natürlich mehr Flugkilometer an. Die Mehrkosten bei Di - rektflügen können wir aber nicht an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durchreichen, wenn wir allen jungen Menschen ermöglichen wollen, von unseren Angeboten zu profitieren. Wir brauchen also mehr Geld. Hätten wir mehr Zeit – und auch die kostet Geld – wären Züge eine Alternative, aber nicht jedes Ziel lässt sich mit dem Zug erreichen. Wenn im Austausch etwas gelernt wird, ergibt es aus meiner Sicht Sinn, Flüge in Kauf zu nehmen. Man muss sich zunächst ein Bild vom Vorwissen der Teilneh - menden machen. Dann kann man gezielt mit ihnen ar- beiten und ihnen zum Beispiel etwas über Recycling bei - bringen. In internationalen Gruppen staune ich immer wieder über die großen Unterschiede. Wir hatten einen Austausch mit jungen Menschen aus Irland. Sie berich - teten, dass ihre Kommune überhaupt nicht recycelt und entsprechend gering war ihr Wissen. Außerdem achten wir darauf, dass die Orte, an denen wir Austausche orga - nisieren, für Nachhaltigkeit zertifiziert sind. Auch die An- und Abreise muss im richtigen Verhältnis zu den Lernzie - len stehen. Ein Austausch von zwei oder drei Tagen ist unsinnig. Für Flüge leisten wir Ausgleichszahlungen.

Es gibt jede Menge Qualifizierungsangebote in Form von Trainings und Seminaren für Jugendarbeiter*innen über Erasmus+. In Finnland hat die Nationale Agentur Trai - nings, wie Erasmus Goes Greener, angeboten. Ich denke, das ist in vielen Ländern in Europa so. Viele kleinere Organisationen sind beim Personal schwach aufgestellt. Deren Leitungen sind möglicher- weise nicht begeistert, wenn Mitarbeitende Fortbil- dungen in Anspruch nehmen. Hast du Argumente, sie zu überzeugen? Wenn die Förderung an Nachhaltigkeit gebunden ist, fangen Leitungen an nachzudenken. Die EU macht in diese Richtung Druck und die jungen Menschen tun es auch. Zertifikate für nachhaltiges Wirtschaften sind eben - falls ein gutes Druckmittel, wenn die Förderung an sie geknüpft ist. Nachhaltigkeit muss von oben kommen.

Kontakt Mari Puranen

The Finnish Youth Centres’ Association Developer of International Youth Work

Mail: mari.puranen@snk.fi

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IM FOKUS – Nachhaltig unterwegs

INTERVIEW

Wir wollen die Aktivist*innen zusammenbringen

Gute Praxis in der Umweltbildung aus dem Vereinigten Königreich. Ein Interview mit Andy Smith Junge Menschen brauchen nicht nur Leidenschaft, sie brauchen auch Know-how, wenn sie etwas für die Umwelt erreichen wollen. Die Organisation Enviro Education geht daher im Vereinigten Königreich den Weg über die Schulen und unterstützt engagierte Lehrer*innen. Wie dabei poten- zielle „Enviro Leaders“ ausgebildet werden, erklärt Direktor Andy Smith im Interview.

IJAB: Andy, wie ist Enviro Education organisiert?

Was ist ein Enviro Leader?

Wir sind eine Gruppe von Menschen mit einer Leiden - schaft für die Umwelt und Fähigkeiten in den Berei - chen Ausbildung und Führung. Wir haben uns 2020 zusammengetan, um ein Unternehmen zu gründen, und arbeiten seit Sommer 2021 mit Schulen zusammen. Bislang haben wir mit rund 500 Menschen zusammen - gearbeitet – Lehrer*innen, Schüler*innen und jungen Führungskräften.

Die Klimaerwärmung und ihre Folgen sowie weitere Umweltprobleme, wie etwa die Verschmutzung der Meere, zwingen uns zu massiven, globalen Veränderun - gen. Wir brauchen eine Kultur des Wandels, eine wirk - liche Umstellung, etwas das tatsächlich Wirkung zeigt. Junge Menschen haben das verstanden und seit Jahren geht der Druck für Veränderungen hauptsächlich von ihnen aus. Wir erleben viel Leidenschaft, wenn wir mit ihnen sprechen. Leidenschaft ist wichtig, aber es braucht

auch Know-how, wenn man gehört werden und zum Beispiel eine Kampagne starten möchte. Wir verbin - den also Leidenschaft mit Know-how und der Fähig - keit zu führen. Das nennen wir Enviro Leader.

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Wie macht ihr das?

Menschen aufgefordert wegzugehen, während er in ei - nem Versteck Vögel beobachtete. In vielen Gesprächen haben wir gefragt, „was können wir tun, wie können wir helfen?“ Lehrer*innen und Angehörige sind oft die einzi - gen Ansprechpartner und Vertrauenspersonen für junge Menschen, daher konzentrieren wir uns bei der Durch - führung unserer Trainings bewusst auf diese Personen. Wir müssen so viele Schulen wie möglich erreichen. Wir wollen die Aktivist*innen zusammenbringen, ihnen das Gefühl geben, dass sie nicht allein sind, und sie be - fähigen, sich gegenseitig zu helfen. Aus diesem Grund hat unsere Arbeit auch eine soziale Dimension in den sozialen Medien. Du hast gesagt, Schulprojekte sollten auf ein ganzes Schuljahr angelegt sein. Gibt es jetzt schon Projekte, die über das Schuljahr hinaus selbstständig von jun- gen Menschen fortgeführt werden? Ich würde jetzt gerne ein positives Bild malen und gelun - gene Beispiele benennen. Aber uns gibt es erst seit etwa zwei Jahren und einen großen Teil davon hatten wir mit der Pandemie und dem Lockdown zu kämpfen. Trotzdem sehen wir, was Lehrer*innen und Schüler*innen in sozia - len Medien tun und welche Aktivitäten sie dort entfalten. Was wir tun ist offensichtlich nachhaltig. Dies stimmt uns optimistisch, dass sich unsere Trainings, unser Paket von Tools, das Aufarbeiten der Herausforderungen auszahlen werden.

Wir gehen an die Schulen und bilden Lehrer*innen aus, damit sie einen Enviro-Leader-Kurs geben können. Teil - weise wenden wir uns auch direkt an junge Menschen, aber hauptsächlich ist unsere Methode „train the trai - ner“. Wir befähigen Lehrer*innen, ein Projekt über ein ganzes Schuljahr laufen zu lassen und glauben, dass sie das richtige Medium sind, um junge Menschen zu errei - chen. Zunächst erhalten sie von uns Informationen über Umweltthemen, dann geben wir ihnen Instrumente an die Hand, mit denen sie herausfinden können, was ihre Schüler*innen begeistert. Anschließend bringen wir ih - nen bei, wie sie Führungspersönlichkeiten herausbilden können, um im Umweltbereichen etwas zu bewirken. Diese Führungspersönlichkeiten sind wichtig, weil wir für Veränderungen sehr viele Menschen brauchen und wir sie für Umweltprobleme sensibilisieren und akti - vieren müssen. Nach unseren Trainings lassen wir die Lehrer*innen nicht allein. Wir hinterlassen ein Paket mit Unterstützungsmaterialien und ein „Buch der Herausfor - derungen“. In jeder Phase ermutigen wir die jungen Men - schen, alle Schwierigkeiten, auf die sie gestoßen sind, und das, was sie dabei gelernt haben, aufzuschreiben. Müssen junge Menschen noch für Umweltthemen sensibilisiert werden und haben sie nicht schon bewiesen, dass sie sich gut selbst organisieren kön- nen? „Fridays for Future“ ist schließlich eine globale Kampagne, die von jungen Menschen organisiert wird. Das ist richtig, aber wir wissen auch aus vielen Gesprä - chen, wie isoliert einzelne Aktivist*innen manchmal sind. Niemand tut, was sie tun – so scheint es ihnen zumindest. Selbst wenn sie von außen als „role models“ wahrgenom - men werden, spüren sie wenig Unterstützung. Eine Per - son, mit der wir sprachen, erzählte, dass ältere Menschen sie oft ausgrenzen. In einem Fall wurde er von älteren

Kontakt Andy Smith Director Enviro Education Ltd Mail: andy@enviroeducation.co.uk

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IM FOKUS – Nachhaltig unterwegs

Jugendmobilität in Zeiten der Klimakrise

Tobias Thiele

Jugendreisen und Freizeiten können Vorreiter beim Klimaschutz werden. Das zeigt die Natur­ freundejugend aktuell in einem bundesweiten Projekt mit vier Regionalstellen. Schlüssel dabei ist die Schulung von ehrenamtlichen Jugendleiter*innen. In der Klima-Juleica lernen sie alles, was sie brauchen, um den ökologischen Fußabdruck ihrer Maßnahmen zu reduzieren.

Den ökologischen Fußabdruck verringern

Unterwegs sein ist ein zentrales Element der Sozialisati - on. Jugendreisen, internationale Freiwilligendienste und Jugendaustausche sind Meilensteine in der individuellen Entwicklung junger Menschen. Im Rahmen von nationa - len und internationalen Reisen bildet sich ein Bewusst - sein der eigenen Rolle in der Welt, werden Freundschaf - ten geschlossen, neue Lebensstile ausprobiert und Haltungen und Werte ausgebildet. Doch gegenwärtige Krisen haben die scheinbare Selbstverständlichkeit des Unterwegsseins in Frage gestellt. Der Verkehrssektor verursacht in Europa rund ein Drittel der klimaschädlichen Emissionen an Kohlendioxid. Ange - sichts der globalen Klimakatastrophe steht das vorherr - schende Mobilitätsverhalten auf dem Prüfstand. Das Ziel der EU, bis zum Jahr 2030 die Emissionen insgesamt um 55 Prozent zu senken, erfordert massive Veränderun - gen in diesem Bereich. Hierbei werden technische Ver - besserungen allein nicht ausreichen. Junge Menschen fordern deshalb eine umfassende Verkehrswende, die eine ökologische, soziale, partizipative, gesunde, siche - re, ehrenamtsfreundliche und internationalen Mobilität ermöglichen kann 1 . Klar ist, auch die nationale und inter - nationale Jugendmobilität muss nachhaltiger werden. Dabei dürfen aber die Bildungsmöglichkeiten und die gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen nicht einge - schränkt werden.

Der ökologische Fußabdruck gibt an, wieviel CO 2 -Emis- sionen eine Jugendreise oder – begegnung verursacht. Dabei werden die Anreise, die Unterkunft, die Verpfle - gung und das Programm vor Ort berücksichtigt. Als Beispiel mag die Teilnahme an einer internationalen

1 vgl. DBJR Position „Junge Menschen bewegen – Eine nachhaltige Mobilitätswende für alle!“

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Auch Jugendmobilität muss nachhaltiger werden. Dabei dürfen Bildungsmöglichkeiten und gesellschaftliche Teilhabe

junger Menschen nicht eingeschränkt werden.

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IM FOKUS – Nachhaltig unterwegs

Mit gezielten Maßnahmen lässt sich der ökologische Fußabdruck von Maßnahmen zum Teil verringern.

Neues Lernen auf Reisen Mit gezielten Maßnahmen lässt sich der ökologische Fuß­ abdruck von Maßnahmen zum Teil verringern. Gerade wenn diese Maßnahmen mit den Teilnehmenden thematisiert werden, bieten sich Lernchancen für neue nachhaltigere All - tagspraktiken. Jugendreisen und internationale Begegnun - gen sollten deshalb auch als Lernräume und Praxislabore für die Erprobung von nachhaltigen Verhaltensweisen gesehen werden. Ein besonders attraktives Feld stellt hier die Ernäh - rung da, insbesondere wenn die Gruppe gemeinsam ihre Verpflegung organisiert. Wird hier darauf geachtet, vegeta - risch oder vegan mit regionalen und saisonalen Lebensmit - teln zu kochen und dieses auch mit der Gruppe besprochen, so ergibt sich nicht selten ein Umdenken auch im Alltag nach der Maßnahme. Ändert ein*e Teilnehmer*in ihre Ernäh - rungsgewohnheiten aufgrund dieser Erfahrung, so werden die durch die Maßnahme verursachten Emissionen um ein Vielfaches wieder ausgeglichen. Auf der individuellen Ebene stellt vegane oder vegetarische Ernährung die wirkungsvolls - te Handlungsoption gegen die Klimakatastrophe dar. Die Naturfreundejugend hat deshalb unter dem Titel „Fairspei - sen“ ein Konzept entwickelt, wie nachhaltigere Ernährung im Kontext von Reisen und Freizeiten geplant, umgesetzt und thematisiert werden kann. Dieses findet sich auf der Websei - te www.naturfreundejugend.de/go/fairspeisen. Die passen - den Rezepte für die Gruppenküche mit Mengenrechner sind dort ebenfalls verlinkt. Der ökologische Handabdruck Die beschriebenen Möglichkeiten zur Verkleinerung des öko - logischen Fußabdrucks sind aber nur eine Seite der Medaille. Es geht auch darum, dem ökologischen Fußabdruck einen Handabdruck entgegenzusetzen. Dieser symbolisiert die Handlungskompetenzen, die wir unseren Teilnehmer*innen im Rahmen unserer Maßnahmen vermitteln. Bei Jugendrei - sen, Freiwilligendiensten und Jugendbegegnungen handelt es sich um Maßnahmen der nonformalen Bildung für nach - haltige Entwicklung (BNE). In den nationalen und internatio - nalen Dokumenten hierzu wird die große Bedeutung dieses Bildungskonzeptes für den Klimaschutz und die sozial-öko - logische Transformation unserer Gesellschaft insgesamt

Begegnung der Naturfreundejugend in Italien dienen. Die Anreise der deutschen Gruppe mit zehn Personen erfolgt mit dem Zug. Die Teilnehmer*innen sind 14 Tage lang in einem Naturfreundehaus am Mittelmeer untergebracht. Die Verpflegung ist vegetarisch und regional. Zum Programm gehören gemeinsame Workshops, Fahrten nach Pisa und Florenz mit dem ÖPNV, viel Natursport und auch ein freier Tag, der von der Gruppe zum Shopping genutzt wird. Insge - samt verursacht diese Gruppenfahrt 5,5 Tonnen CO 2 . Da bei der Anreise auf das Flugzeug verzichtet wurde und auch die Verpflegung schon sehr klimaschonend ist, verursacht die Unterbringung den größten Teil der Emissionen. Würde die Gruppe zelten, könnte sie weitere Einsparungen erreichen. Nachdem die Naturfreundejugend im Frühjahr die ersten Schulungen zur Klima-Juleica durchgeführt hat, erproben die Jugendleiter*innen im Sommer die App cliMATE, die die Berechnung und Reduzierung des ökologischen Fußab - drucks von Reisen und Freizeiten ermöglicht. Ab Frühjahr 2023 können die App und Schulungen für alle interessierten Organisationen angeboten werden.

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Geeignete Förderinstrumente Veranstalter*innen benötigen für die nachhaltigere Planung von Maßnahmen, die Auswahl von klima - schonenden Verkehrsmitteln und Unterkünften sowie die Ermöglichung einer entsprechenden Verpflegung zusätzliche Ressourcen. Dies ist in den Fördersätzen im Kinder- und Jugendplan (KJP) leider bislang noch nicht ausreichend berücksichtigt. Positiv hervorzuheben sind die höheren Fördersätze für Green Travel bei Erasmus+ und im Europäischen Solidaritätskorps. Dieses Instru - ment sollte unbedingt auch im KJP genutzt werden. Hinzu- kommen müssen Honorarmittel für Multiplikator*innen der Bildung für nachhaltige Entwicklung und höhere Fördersätze für Vor- und Nachbereitung, die auch für einen Klimacheck und Beratung zur Reduktion des öko - logischen Fußabdrucks eingesetzt werden können.

hervorgehoben 2 . Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt den Teilnehmer*innen Gestaltungskompe - tenz für eine unsichere und von zunehmenden Krisen gezeichnete Zukunft. Sie werden befähigt, die gegen - wärtigen und zukünftigen Konsequenzen ihres eige - nen und kollektiven Handelns zu verstehen. Sie ler - nen in komplexen Situationen nachhaltig zu handeln und Entscheidungsprozesse in vielfältigen Gruppen zu gestalten. Sie werden so empowert, sich gemeinsam mit anderen politisch für mehr Klimaschutz zu engagie - ren. Mit diesem Bildungsverständnis tragen Organisati - onen der nationalen und internationalen Jugendarbeit letztlich dazu bei, junge Menschen für die Beteiligung an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen zu stärken.

Kontakt Tobias Thiele, M. A. Stellvertretender Geschäftsführer der Naturfreundejugend Deutschlands Mail: thiele@naturfreundejugend.de Web: naturfreundejugend.de

2 vgl. z. B. der Nationale Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung von 2017

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IM FOKUS – Nachhaltig unterwegs

INTERVIEW

„Wir müssen solche Räume wahrnehmen“ Was wurde für junge Menschen beim G7-Gipfel erreicht? Ein Interview mit Benjamin Günther Vom 26. bis 28. Juni fand der G7-Gipfel auf Schloss Elmau statt. Die Vorbereitung des Gipfels wurde durch die Zivilgesellschaft begleitet, dazu gehörte auch Youth7 als Sprachrohr der jungen Generation. Benjamin Günther war einer der beiden Chairs, die den Jugendbeteiligungsprozess leiteten. Die Redaktion von ijab.de hat ihn gefragt, was für junge Menschen und den Klimaschutz erreicht werden konnte.

IJAB: Benjamin, was ist beim G7-Gipfel für den Klima- schutz und für Nachhaltigkeit herausgekommen?

Das ist angesichts der russischen Aggression gegen die Ukraine und der Abhängigkeit von russischem Gas und Öl erstaunlich. Das wird natürlich gesehen, aber es gibt andere Mecha - nismen, wegen denen trotzdem weitergemacht wird. Das Interesse an fossilen Rohstoffen ist im Globalen Süden nicht verschwunden. Senegal zum Beispiel will neue Gas - felder erschließen. Wer auf fossile Brennstoffe setzt, wird sich immer in Abhängigkeit begeben. Angesichts des Krieges gegen die Ukraine sind wir jetzt dabei auf Gas aus Katar auszuweichen, ein Land in dem der Umgang mit

Das Thema wird im „Leaders’ Communiqué“ angespro - chen und die Gründung eines „Klima-Clubs“ ist geplant. Ich glaube aber nicht, dass die beschriebenen Maßnah - men ausreichend sind, um die Zunahme der Erderwär - mung bei 1,5 °C anzuhalten. Der Y7 Summit hatte sehr konkrete Empfehlung zur Eindämmung der Treibhaus - gase ausgesprochen, das Leaders’ Communiqué bleibt hingegen sehr vage und das Interesse an fossilen Brenn - stoffen ist weiterhin vorhanden.

Menschenrechten nicht im Einklang mit unserem Wertekodex steht. Die Ergebnisse des G7-Gipfels zum Klimaschutz sind aber nicht nur klimapo- litisch fatal, sie sind auch eine jugendpolitische Katastrophe, denn es sind die jungen Menschen, die unter den Folgen des Klimawandels leiden werden, und sie sind diejenigen, die sich seit Jahren für eine andere Klimapolitik engagieren. Was habt ihr insgesamt mit den Forderungen des Y7 Summits erreichen können? Hat man euch zugehört? Innerhalb der ministeriellen Tracks Arbeit und Umwelt hat man uns zugehört. Wir haben das Thema Psychische Gesundheit im Leaders’ Com - muniqué verankern können, das war ursprünglich

Bundesjugendministerin Lisa Paus im Gespräch mit Y7-Delegierten

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Co-Chairs Carolina Claus und Benjamin Günther beim Y7 Summit mit Bundeskanzler Olaf Scholz

nicht vorgesehen gewesen. Dafür gab es viel Zuspruch aus den USA und aus dem Vereinig - ten Königreich. Insgesamt kommt das Wort Jugend aber im Communiqué nicht vor. Es ist mal von „adolescence“, mal von Kindern die Rede, aber den ganzen Bereich Jugend gibt es einfach nicht. Ich habe mehr erwartet. Ein Grund dafür mag sein, dass es bei G7 alle

möglichen Minister*innen-Runden gibt, aber kein Tref - fen der Jugendminister*innen. Die Frauen sind da ein Stück weiter, einige ihrer Anliegen wurden aufgegriffen.

verschwinden und auch nicht unsere Interaktion mit un - seren internationalen Partnern. Demnächst gibt es eine Evaluation des Gipfels im Kanzleramt. Da wird dann dar - über zu sprechen sein, was erreicht wurde und was nicht. Japan übernimmt 2023 den G7-Vorsitz und Youth7 geht in die nächste Runde. Wie stellt ihr Kontinuität sicher? Wir werden zunächst eine abschließende Pressekonfe - renz haben, in der wir den deutschen Vorsitz evaluieren und darstellen, was wirksam war und was nicht. Dann geben wir den Staffelstab an Japan weiter und werden bereden, was gut war und was problematisch. In jedem Fall empfehlen wir, den ganzen Prozess früh bekannt zu machen und darauf zu dringen, dass die Zivilgesellschaft ernst genommen wird. Noch ein Wort zur Ukraine. Bei Youth7 war ja auch eine ukrainische Gastdelegation dabei. Wie ist das gelaufen? Wir hatten ja extra einen fünften Track zu Jugend, Frieden und Sicherheit eingerichtet. In dessen Forderungen wird die ukrainische Jugend ausdrücklich benannt. Uns ging es aber nicht so sehr um Einzelforderungen, wie zum Beispiel die Lieferung schwerer Waffen, sondern dar - um, die Zivilgesellschaft vor den Folgen des Krieges zu schützen und ihr Funktionieren zu gewährleisten. Dazu gehört, dass trotz des Krieges Jugendverbandsstrukturen erhalten bleiben müssen.

Wie frustrierend ist das und wie erklärt man das den Delegierten von Y7?

Das ist sehr frustrierend. Die Delegierten haben sechs Monate ehrenamtliche Arbeit in ihr Communiqué ge - steckt, und es geht ja mit den nationalen Konsultationen noch weiter. Vielleicht sind diese nationalen Konsultati- onen der Ort, an dem wir noch etwas erreichen können und nicht der G7-Gipfel selbst, auf dem einfach zu viele Interessen ausgeglichen werden müssen.

Wenn so wenig dabei rauskommt, wie ernst ist dann der Beteiligungsprozess gemeint?

Das kommt auf die einzelnen Fachministerien an. Zum Arbeitsministerium haben wir zum Beispiel einen sehr guten Draht, andere würden wohl lieber den Dampf aus der ganzen Sache rauslassen. Und wir sind ja auch nicht die einzigen, denen es so geht. Für Fridays for Fu - ture war es eine große Herausforderung, in Elmau eine Pressekonferenz abzuhalten. Immerhin repräsentiert Youth7 ein sehr großes Spektrum und ist demokratisch legitimiert. Wir sind nicht einfach nur eine einzelne NGO, wir sind groß und ich bin sehr dafür, solche Räume wahr - zunehmen. Von einem echten Dialog sind wir aber noch weit entfernt.

Der G7-Gipfel ist vorbei. Wie geht es jetzt weiter?

Die deutsche Präsidentschaft bei G7 dauert ein volles Jahr und solange werden wir weitermachen, die Ministe - rien begleiten und für die Implementierung unserer For - derungen einstehen. Unsere Kommunikation wird nicht

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