02-2016 D

HIGH lights

2015

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...ganz persönlich:

CHEFÄRZTIN

wider WILLEN

Eine gute einheimische Kollegin schrieb mir per SMS, dass sie starke Bauch- und Kopfschmerzen habe. Von Tag zu Tag ging es ihr immer schlechter. An einem Sonntagmorgen rief sie mich an und wollte mir ein paar von ihren Kleidern verkaufen, um ins Spital zu gehen – ansonsten könne sie es sich nicht leisten. RAT VON DER WEISSEN FRAU Ich bot ihr an, gemeinsammit ihr ins Krankenhaus nach Télimélé zu fahren und vorerst die anfallenden Kosten zu übernehmen. Dort erhielt sie gleich eine Infusion, bevor überhaupt abgeklärt wurde, was ihr fehlte. Ich alsWeisse fiel im Spital natürlich auf und wurde sehr zuvorkommend behandelt. Viele Ärzte sprachen mich an, erzählten mir von ihren Problemen bei der Arbeit oder fragten mich um Rat – eine Ärztin rief mich sogar zu sich ins Nebenzimmer und zeigte mir eine Mutter mit ihrem Baby, die kurz zuvor ins Spital gekommen waren. Sie sagte mir, die Mutter käme immer zu spät zu ihnen, und wollte eine Bestätigung von mir, dass sie als Ärztin nichts mehr für das Kind tun konnte. Das Baby starb nur wenige Augenblicke später. Bestürzt drückte ich der Da meine Kollegin noch einige Tests über sich ergehen lassen musste, setzte ich mich an der frischen Luft auf eine Bank. Nach dem ganzen Trubel tat mir die Pause gut. Es dauerte rund zwei Stunden, bis die Blutergebnis- se da waren und wir wussten, was ihr fehlte: Sie hatte Typhus-Fieber, was mit den richtigen Medikamenten gut behandelbar ist. Erst nach dem Bezahlen bekam sie per Infusion die richtigen Antibiotika und ich konnte mich wieder verabschieden. Ein eindrucksvoller und anstrengender Tag – und ich werde sicher nicht so schnell ver- gessen, wie ich wider Willen plötzlich fast zur Chefärztin geworden wäre. Mutter mein Beileid aus und ging hinaus. MEDIKAMENTE PER INFUSION

Priska MÜLLER, Mitarbeiterin im Projekt ActionVIVRE Télimélé, Guinea

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INHALT

EDITORIAL WORT DES PRÄSIDENTEN

HIGH lights

2015

Es tut gut, innezuhalten und auf die vergangene Wegstrecke zurückzuschauen. „Danach betrachtete Gott alles, was er ge- schaffen hatte. Und er sah, dass es sehr gut war. Und es wur- de Abend und Morgen: der sechste Tag. […] Am siebten Tag vollendete Gott sein Werk und ruhte von seiner Arbeit aus.“ (1. Mose 1,31 & 2,2). Wir brauchen dieses Zurückblicken auf den zu Ende gegangenen Tag, die vergangene Woche oder, wie in diesem SAM Focus, auf das letzte Jahr. Wir brauchen diesen regelmässigen Marschhalt, eine Art Sabbat, ein Zur- Ruhe-Kommen, auch wenn wir noch nicht am Ziel sind. Da können wir mit Gott den zurückgelegten Weg noch einmal ungestört und mit offenen Augen anschauen und mit ihm da- rüber reden. Es gibt so vieles, wofür wir Gott danken und ihm Ehre geben können: Kleine und grosse Siege, Bewahrung, ein gelungenes Projekt, sichtbare Fortschritte in einer Aufgabe, Veränderung im Leben von Menschen, seine Hilfe zum Durchhalten auf schwie- rigenWegstrecken, seine anhaltende Treue und seine Erneuerung unserer Kräfte, wenn wir uns am Ende fühlen. Einiges sehen wir erst im Rückblick – der tägliche Fortschritt scheint manchmal so langsam zu sein, dass wir ihn kaum bemerken. Aber wenn wir uns in Erinnerung rufen, wo wir vor einem Jahr standen, dann staunen wir, was in der Zwischenzeit geschehen durfte. LASTEN ABLADEN UND VERGEBUNG EMPFANGEN Wenn wir gemeinsam mit Gott zurückschauen, dürfen wir ihm auch die Dinge bringen, welche wir lieber verdrängen würden: Momente, in denen wir versagt, falsch reagiert, ihm nicht ver- traut und Chancen verpasst haben. Da gibt es Menschen und Situationen, die uns enttäuscht, verletzt oder bedrückt haben; Momente, in denen wir uns missverstanden fühlten. Es ist so be- freiend, dass wir Lasten bei ihm abladen, Vergebung empfangen, seine unendliche Liebe erfahren und danach befreit und fröhlich weitergehen dürfen. MUTIG IN DIE NÄCHSTE ETAPPE Das Ordnen und Überdenken der vergangenen Etappe hilft uns, mit neuem Mut die nächste Wegstrecke anzupacken. Wir blicken erwartungsvoll zu Gott auf und fragen ihn, was er für uns wohl bereithält. Gleichzeitig gibt uns dieses Zurückblicken die Chance, aus gemachten Erfahrungen zu lernen. Wir dürfen uns von Gott verändern lassen und innerlich wachsen, um so zu immer brauch- bareren Mitarbeitenden für ihn zu werden. Diese Perspektive gibt mir auch persönlich Mut und Freude, in meiner neuen Aufgabe als Präsident der SAM dazu beizutragen, den Auftrag, den Gott uns anvertraut hat, treu auszuführen. Welch unverdientes Vorrecht!

PERSÖNLICH WORT des PRÄSIDENTEN Veränderte WELT – WIE REAGIEREN WIR? ÜBERBLICK PERSONALBEREICH ANGOLA CHINA BRASILIEN GUINEA KAMERUN SRI LANKA TSCHAD BURKINA FASO MISSIOLOGIE in der FRANKOPHONIE FINANZBERICHT 2015 unsere HOMEBASE von A bis Z IMPRESSUM die AKTIVITÄTEN der SAM in ZAHLEN

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Hans STAUB, Präsident der SAM

Veränderte WELT-

wie reagi

Militante islamistische Gruppen, die in unseren Einsatzländern in Afrika grosse Unruhe auslösen, Flüchtlingsströme, wie unsere Generation sie noch nie gesehen hat, und Terroranschlägen überall auf derWelt, selbst in Europa – unser Jahresthema 2015 „Veränderte Welt – wie reagieren wir?“ hätte kaum passender sein können. An der Jahreskonferenz des DEZA Anfang 2016 hielt auch Bundesrat Di- dier Burkhalter fest, dass das letzte Jahr von vielen Krisen und Herausforderungen, unter anderem 44 bewaffneten Konflikten, geprägt war. Die entschei- dende Frage ist – wie reagieren wir? BOTSCHAFTER DER VERSÖHNUNG SEIN Didier Burkhalter sprach von demWunsch, das Umfeld mit einer brückenbauenden Aussenpolitik mitzugestal- ten. Im 2. Korintherbrief 5,20 bezeichnet Paulus uns als Botschafter der Versöhnung. Was für ein Auftrag! Wir versuchten, ihn auch 2015 umzusetzen und Men- schen zu helfen, sich zu versöhnen – mit ihren Ehepart- nern und Familienmitgliedern, mit Angehörigen an- derer Ethnien oder mit Leitern, mit denen sie im Streit lagen. Es geht aber auch um die Versöhnung mit Gott, der uns Vergebung und Wiederherstellung anbietet, und um die Versöhnung mit der eigenen Geschichte, was wir vor allem bei Besuchen in Gefängnissen und Jugendanstalten immer wieder erleben dürfen. Die Pastorinnen und Pastoren in unseren Einsatzlän- dern sollen dabei in besonderem Masse Botschafter der Versöhnung sein und mit Verständnis und Sensibi- lität auf Leute anderer Religionsgruppen zugehen. Ihre Aus- und Weiterbildung war uns daher im letzten Jahr ein grosses Anliegen. NICHT: KOMMT NICHT ZU UNS NACH EUROPA! SONDERN: WIR KOMMEN ZU EUCH … Viele Flüchtlinge kommen im Moment zu uns, weil die Lage in ihrem Land unsicher ist. Aber das ist nicht der einzige Grund: Solange die Jugendlichen in vielen Län- dern Afrikas keine Aussicht auf Bildung und einen Job und somit keinen Ausweg aus der Armut haben, wird Europa attraktiv bleiben. Die Situation vor Ort muss

sich positiv verändern. Deshalb haben wir auch 2015 bewusst in Schulbil- dung investiert: Im Tschad (Am Sénéna) wurde eine neue Primarschule gestartet. In Kamerun (Maroua) halfen wir unserer Partnerkirche, ein neues Oberstufen- schulhaus zu bauen – zuvor hatte es teilweise über 100 Kinder in einer Klasse, da viele Familien aus den Grenz- gebieten vor Boko Haram geflohen und nach Maroua gekommen waren. In Brasilien (Belém) wurde weiter kräftig in den Aufbau von Kindergärten in Favelas investiert und in Guinea freuten wir uns über das neue Lehrerseminar in Conak- ry und darüber, dass über 90 Prozent unserer Schülerin- nen und Schüler unserer Schule in Gaoual den Übertritt in die nächste Klasse schafften – statt der üblichen 30 bis 40 Prozent! Ein weiterer Schwerpunkt war Berufsbildung . Wir möchten, dass die Leute vor Ort etwas lernen, das ih- nen hilft, eine Perspektive zu entwickeln und eines Ta- ges genug zu verdienen, um aus der Armut ausbrechen zu können. Die Berufsschulen in Sri Lanka (Trincoma- lee) und Guinea (Kissidougou, Télimélé und Gaoual) haben sich weiterentwickelt und wurden rege genutzt. Obwohl unser Fachmann Daniel Berger in die Schweiz zurückgekehrt ist, ging auch die landwirtschaftliche Arbeit in Guinea weiter. Mehrere hundert Reisbauern konnten dank besseren Anbaumethoden ihre Erträ- ge wesentlich steigern. In diversen Dörfern wurden Reisbanken errichtet, damit die Bauern lernen, ihren Ertrag selber gut zu verwalten, statt ausgebeutet zu werden. Wenn die Leute genug zu essen haben, sinkt der Wunsch, wegzugehen oder sich von einem terroris- tischen Netzwerk kaufen zu lassen. Auch medizinische Versorgung ist ein wichtiges The- ma. In Angola durften wir sehen, wie die Augenklinik unter einheimischer Leitung weiterhin gut funktionier- te. Besonders dankbar sind wir dafür, dass wir in Gui- nea während der ganzen Ebola-Epidemie die Arbeit in unserem Centre Médical aufrechterhalten konnten. Lei- der ist unser langjähriger Arzt Stefan Strahm an einem

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ren wir? Hirntumor erkrankt und muss sich einer längeren Therapie unterziehen, was für den verbleibenden Arzt David Leuenberger viel zusätzliche Arbeit be- deutet. MÖGLICHKEITEN IN ASIEN – WIE REAGIEREN WIR? Ein weiterer Schwerpunkt im letzten Jahr war, ein stärkeres Engagement der SAM auf dem bevölke- rungsreichsten Kontinent der Welt zu prüfen: Asien. So haben Ulrich Haldemann und ich China, Indien, Sri Lanka und Kambodscha besucht und entschie- den, die Arbeit in Sri Lanka und China nach Mög- lichkeit auszubauen und in Indien und Kambod- scha zu versuchen, Fuss zu fassen, denn in all diesen Ländern gibt es nach wie vor sehr viel Arbeit! Noch ist vieles in Abklärung. Für Indien haben sich aber bereits zwei Partner herauskristallisiert und es steht fest, dass wir uns personell zu Beginn an Sprachschulen in städtischen Quartieren beteiligen möchten, in denen vor allem muslimische Minder- heitsvölker leben. In Kambodscha sind ebenfalls gute Kontakte entstanden, auf denen wir aufbauen können. Die Welt in Bewegung – die SAM in Bewegung: Das ist das Jahresthema 2016. Es ist fast gleich wie 2015 – aber dieses Jahr geht es noch stärker ums Umsetzen. Wir wollen nicht nur darüber nachden- ken, wie wir reagieren wollen, sondern uns bewe- gen und anpacken. Das gilt für die neuen Einsatz- gebiete in Asien genauso wie für die Übergabe von Projekten und Bereichen an Einheimische in unseren Einsatzländern. Eine weitere Reaktion auf die veränderte Welt ist das Überdenken unseres Namens. Auch hier wird sich 2016 etwas bewegen! Gut zu wissen, dass wir ein gutes GPS haben. Gott weiss, in welche Richtung sich die SAM am besten bewegt. Mit ihm wollen wir in Bewegung sein!

ÜBERBLICK PERSONAL bereich 2015

Im 2015 verliessen zwölf Langzeitmitarbeitende die SAM und nur eine neue Mitarbeiterin für Brasilien reiste aus – das ist leider ein Negativrekord! Glücklicherweise wird die Statistik der Neueintrit- te für 2016 wieder besser aussehen: Bereits sind vier Personen für einen Langzeiteinsatz aufgenommen worden und weitere stehen im Bewerbungsprozess. Trotzdem bestätigen diese Zahlen den Trend der Zeit, der weg von Langzeiteinsätzen und hin zu Kurzeinsätzen führt. Mit die- sen Austritten ist die aktuelle Mitarbeiterzahl im Langzeitbereich auf 60 gesunken. Im Bereich Kurzeinsätze blieben die Zahlen hin- gegen stabil: 13 Personen wagten einen Mini-Einsatz (bis neun Monate und ohne Anstellung) und acht reisten für einen Midi- Einsatz aus (sechs bis zwölf Monate und mit Arbeitsvertrag). WECHSEL IN DER HOMEBASE Die Homebase musste im vergangenen Jahr ebenfalls einige Per- sonalwechsel bewältigen: Im Frühling verliess uns Michael Dett- wiler, Leiter Finanzen und Administration, nachdem er seinen Nachfolger Peter Röthlisberger noch bis zum Jahresabschluss begleitet hatte. Im Juli und August folgten die Austritte von Da- maris Peter (Öffentlichkeitsarbeit) und Gundula Hepperle (Koor- dination Kurzzeiter). Dafür stiess Sarah Brühwiler zum Team und übernahm die Bereiche von Damaris und Gundula. Im Bereich Kommunikation erhielten wir zusätzliche Verstärkung durch Es- ther Esenwein, eine langjährige ehrenamtliche Mitarbeiterin, die nun in einem Teilzeit-Pensum angestellt ist. Ein weiterer Wechsel fand im Herbst statt, als Adrian Förster (Län- derverantwortlicher Kamerun und Tschad) seine Aufgaben an Andreas Zurbrügg übergab. Wir sind Gott besonders dankbar, dass er uns für diese anspruchsvolle Stelle rechtzeitig einen Nach- folger geschickt hat. Ende Jahr verliess uns zudem Käthi Huber, welche die letzten Jahre mit einem 40-Prozent-Pensum in der Spendenbuchhaltung tätig war. Ihre Aufgaben wurden intern verteilt. So hatte die SAM Ende Dezember insgesamt 82 Mitarbeitende unter Vertrag. Wir beten, dass Gott weiterhin Mitarbeitende be- rufen wird, sodass wir unsere offenen Stellen im Langzeitbereich auch in Zukunft besetzen können.

Jürg PFISTER, Leiter der SAM

Beatrice RITZMANN, Personalverantwortliche

gAn ola SOLE Angla Boa Vista Lepraarbeit ProLID

Medizinische Arbeit der IESA Radioarbeit ISTEL Radioarbeit

angola sole Solidariedade Evangélica

Die Aktivitäten der SAM in Angola verschieben sichmehr undmehr: Nach der Radioarbeit TWR (TransWorld Radio) Ango- la, dem IESA-Spital in Kalukembe und der theologischen Hochschule ISTEL sind nun die Lepra- und die Augenarbeit zu in angolanischenHänden. Die SAMwird dabei weiterhinmit den einheimischenOrganisationen zusammenarbeiten. Es wird nicht immer einfach sein, aber es lohnt sich auf jeden Fall!

Markus BOSSHART, Projektkoordinator Angola

den entsprechend zu schulen. Im ver- gangenen Jahr haben sich zwei in Ango- la ansässige Organisationen finanziell an den Projekten von SOLE Angola betei- ligt: Die „Africa Innovation Foundation“ und die „Original Foundation“. Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. BOA VISTA Die Zahl der Patienten in der Augenklinik Boa Vista ist im vergangenen Jahr deut- lich zurückgegangen. Ein Grund dafür ist die Wirtschaftskrise: Viele Leute können sich die Reise in die Klinik oder die drin- gend nötige Behandlung trotz der tiefen Preise schlicht nicht mehr leisten. Ein anderer Grund ist, dass es inzwi- schen auch andere medizinische Ein- richtungen gibt, die Personen mit Seh- behinderungen behandeln. Nun haben aber wegen der Wirtschaftskrise viele ausländische Fachkräfte, darunter auch Augenärzte, Angola verlassen. Daher gibt es heute viele Augenkliniken ohne ausgebildete Ärzte. Diese Tatsache könnte die Patientenzahlen in der Boa Vista mittelfristig wieder steigen lassen. PERSONALVERÄNDERUNGEN Nach gut 15 Jahren Einsatz in der Boa Vista ist Dr. José Afonso de Moraes mit seiner Familie Ende 2015 definitiv nach Brasilien zurückgekehrt. Er wird in Zu- kunft die Boa Vista aber noch mehrmals pro Jahr besuchen und den Schwer- punkt auf die Ausbildung der jungen Ärzte legen. Das war seit Langem sein Traum – der nun langsamWirklichkeit zu

werden beginnt! Unser Mitarbeiter Dr. Diavingana Keya- zeko, Dr. Lupsi genannt, ist inzwischen ausgebildeter Kataraktchirurg. Anfang 2015 hat unsere Mitarbeiterin Dr. Fanice Helena Taba mit derselben Ausbildung begonnen. Nach dem Wegzug von Dr. Afonso werden also Dr. Lupsi und Dr. Taba weiter in der Boa Vista operieren. Inzwischen hat zudem Dr. Ernesto Us- sengue eine Spezialisierung zum Au- genarzt an der medizinischen Fakultät Katiavala Buida in Benguela begonnen. LEBENSVERÄNDERNDE OPERATIONEN Die Schweizer Botschaft in Angola hat eine Studie finanziert, mit deren Hilfe die Auswirkungen der Operationen in der Boa Vista untersucht werden sollen. Hier zwei Zeugnisse daraus: Frau Germana João war wegen grauem Star an beiden Augen erblindet und wurde in der Boa Vista operiert. Sie hat- te vorher nur noch Staub gesehen und ihren Mann einzig an seiner Stimme er- kannt. Inzwischen kann sie wieder allei- ne in die Kirche und auf ihr kleines Feld gehen. Auch Frau Engracia Manuel stellte sich für die Studie zur Verfügung, obwohl sie dafür 300 Kilometer weit reisen musste: „Ich habe mein Augenlicht wiederer- halten. Wenn ich eingeladen werde, komme ich gerne, um davon zu erzäh- len, egal, wie weit es ist!“, bezeugte sie fröhlich. Ihre Tochter berichtete, dass die Mutter vor der Operation oft den Heim- weg nicht mehr gefunden hatte. Heute

SOLE ANGOLA Im letzten Juli konnte SOLE Angola das einjährige Bestehen feiern! Bis Mitte 2014 trug die SAM die Verantwortung für die Projekte in Angola, wobei die Ar- beit unter dem Namen „SOLE“ lief. 2014 konnte sich SOLE Angola als eigenstän- diger angolanischer Verein eintragen lassen und die Verantwortung für die Projekte übernehmen. So war 2015 das erste ganze Jahr, in dem SOLE Angola selbständig war. Angola befindet sich derzeit in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit. Haupt- grund dafür ist der tiefe Erdölpreis, denn 70 Prozent der Staatseinnahmen kommen normalerweise aus der Erdöl- förderung. Zudem hat die Inflation das höchste Niveau seit dem Ende des Bür- gerkrieges im Jahre 2002 erreicht. Im Graumarkt ist der Wechselkurs des Dol- lars innerhalb eines Jahres um 125 Pro- zent gestiegen. Der Anteil der Armen in der Bevölkerung war vorher schon hoch, nun ist er noch einmal deutlich gestie- gen. Das stellt auch SOLE Angola vor He- rausforderungen. VERBESSERUNGEN UND UNTERSTÜTZUNG Ein Hauptanliegen des Vorstands von SOLE Angola ist derzeit, die Disziplin, Professionalität und Qualität der Arbeit zu steigern und dafür die Mitarbeiten- STEIGENDE ARMUT IN ANGOLA

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Pro LiD (Projekt Leiterschaft und Entwicklung)

ist das jedoch alles kein Problem mehr. Sie hütet auch gerne ihre Enkel und führt ihren Haushalt wieder ganz selbständig. LEPRAARBEIT 2015 wurden acht Städte in vier verschiedenen Provin- zen durch Mitarbeitende des Lepra-Projekts besucht. Diese Arbeit geschieht in Zusammenarbeit mit dem Verein „ARPAL“ (Verein zur Integration von ehemaligen Leprakranken). ARPAL verfolgt drei Hauptziele: • Information über die Tatsache, dass Lepra heilbar ist, und somit Förderung der Früherkennung • Förderung der Behandlung von Erkrankten, un- ter anderem durch Ausbildung von Gesundheits- agenten • Lobbying in Regierungskreisen, damit die Behand- lung mit dem wirksamen MDT-Medikament auch in entfernten Gebieten ermöglicht wird In den acht besuchten Städten gab es Begegnungen mit insgesamt 74 Leprapatienten. Bei 43 von ihnen war die Krankheit bis zum Besuch unentdeckt gewesen – und einige, teilweise auch Kinder, hatten bereits blei- bende Schäden. Total wurden in diesen Regionen 30 neue Gesundheitsagenten in Lepra ausgebildet und über 13 000 Personen haben Vorträge und Veranstal- tungen von ARPAL besucht. SOLE Angola ist die einzige NGO in Angola, die sich dem Thema Lepra widmet. Für die Regierung gilt Le- pra als eine der „vernachlässigten Krankheiten“ (NTD = Neglected Tropical Diseases) und daher stützt sie sich in ihren Berichten darüber oft auf Informationen von SOLE Angola. Ende 2015 trat der langjährige Projektleiter der Lepra- arbeit, Dr. Jean-Pierre Bréchet, auch in diesem Bereich in den Ruhestand. Wir danken Jean-Pierre Bréchet und seiner Familie herzlich für den grossen Einsatz! Als Nachfolger wurde Dr. Moisés Chitumba ernannt.

Das Projekt „ProLiD“ von SOLE Angola steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber trotzdem konnten bereits erste Schritte gemacht werden: Im Oktober fand ein interessantes Seminar des Rats der christ- lichen Kirchen Angolas (CICA) in Zusammenarbeit mit einer in Angola tätigen norwegischen Kirche statt. Aus diesem Treffen entstand der Wunsch, eine „Agenda 2030“ der Kirchen Angolas zu entwickeln. Im Moment laufen Verhandlungen der CICA mit der AEA (Evangelische Allianz in Angola), um diese Idee zu verwirklichen.

Faustino Paulo MANDAVELA, Geschäftsführer von SOLE Angola

MEDIZINISCHE ARBEIT der IESA (Evangelische Kirche in Angola)

Der Höhepunkt dieses Jahres war die Ankunft von Priscila und Daniel Cummings mit ihren drei kleinen Buben. Priscila ist Gynäkologin und Daniel Allgemeinmediziner. Das Ehepaar hatte bereits vor drei Jahren für eine kurze Zeit in Kalukembe gearbeitet und ist nun für ein längeres Engagement zurückgekehrt. Das bedeutet eine grosse Verstärkung für das Regionalspital Kalukembe, welches über Jahre ausschliesslich mit dem Pflegepersonal und der Unterstützung von Gastärzten funktioniert hat. An der Krankenpflege- und Laborschule schlossen Ende November 118 Personen die vierjährige Ausbildung ab. Derzeit befinden sich zudem mehrere Mitarbeitende des Spitals in Ausbildung an höheren Fachschulen. GELÄHMTE KÖNNEN WIEDER GEHEN In der Rehabilitationsarbeit von körperlich behinder- ten Menschen erleben wir weiterhin viele Wunder

Gottes. Menschen, die teilweise oder manchmal sogar vollständig gelähmt waren, lernen wieder gehen. Bei anderen gelingt es, sie mit ihrer Behinderung geistlich, sozial und wirtschaftlich wieder einzugliedern – ein wichtiger Schritt, denn Menschen mit einer Behinderung werden oft aus der Gemeinschaft und der Arbeitswelt ausgeschlossen. Die vorhandenen Zimmer der Rehabilitationsklinik reichen inzwischen nicht mehr aus, um all diejenigen Patienten zu beherbergen, die aus weit entfernten Gegenden Angolas zu uns kommen. Deshalb wurde ein Projekt gestartet, um die Zimmerkapazität zu erhöhen. Die staatliche Schule für medizinische Berufe bietet seit Kurzem Kurse in Physiotherapie an. Im Rahmen dieser Ausbildung absolvieren alle Kursbesucher ein zweiwöchiges Praktikum in einem Rehabilitationszentrum der IESA, um Praxiserfahrung zu sammeln.

RADIOPROGRAMM: QUELLE, KIRCHE, ZUFLUCHT Im Jahre 2015 wurden 365 TWR-Programme in Kurzwelle von Swaziland nach Angola ausgestrahlt – darunter auch das Yeva Ondaka-Programm, das von der SAM unterstützt wird und das es inzwischen seit 39 Jahren gibt! Dieses Programm spielt eine wichtige Rolle beim Erreichen von Menschen, die weit ab von der Zivilisation in den Bergen leben. Die Auswirkungen der verschiedenen Programme, die in den lokalen Sprachen gesendet werden, sind zahlreich. Ein Hörer berichtet: „Es gibt keine Kirche in meiner Gegend. Das Yeva Ondaka-Programm ist meine Zuflucht, mein Freund und mei- ne Kirche. Es ist meine geistliche Quelle. Danke, dass ihr die Gute Nachricht auf diese Art zu uns bringt und uns ermutigt.“ Isac SILVANO, Mitarbeiter von TWR Angola Theologische HOCHSCHULE ISTEL Eine unserer grössten Freuden ist es, zu sehen, wie unsere Studentinnen und Studenten das Studium abschliessen. Das durften wir in den letzten Jahren immer wieder miterleben – so auch 2015: Am 5. Dezember haben 10 Studierende ihr Bachelorstudium in Theologie beendet. Zudem hatten wir 18 Studierende im ersten Studienjahr, 15 im zweiten, 21 im dritten, 10 im vierten und eine Person im fünften Studienjahr. Das sind insgesamt 65 junge Erwachsene! Neben dem Bachelorstudiengang bieten wir verschiedene Kurse an: Im modularen Kurs studieren 60 Personen und im integralen Bibelgrundkurs 9. 1270 weitere Personen nahmen im Fernstudium an unseren Kursen teil. Unsere Studierenden kommen aus 16 verschiedenen Denominationen und aus 11 der 18 Provinzen Angolas. Wir danken Gott für die Frauen und Männer, die er uns schickt, damit wir sie ganzheitlich für ihre Aufgabe vorbereiten kön- nen. Für das kommende Jahr haben wir noch je 20 freie Plätze für den Theologiekurs und den integralen Bibelgrundkurs. Be- ten Sie mit uns, dass uns Gott die„richtigen“ Personen schickt. Avelino RAFAEL, Direktor vom ISTEL

VERÄNDERUNG – AUCH IN ANDEREN LEBENSBEREICHEN

Wir haben auch im vergangenen Jahr immer wieder erlebt, wie durch die morgendlichen Andachten Menschen Jesus vertrauen lernten und Veränderung erfahren haben. Das ist ein besonderes Geschenk für uns!

Elisabeth GAFNER, Mitarbeiterin in Angola

TRANS WORLD RADIO (TWR) Angola LEITUNG UND ADMINISTRATION

2015 war eine der Hauptaufgaben des neuen Leiters von TWR Angola, Domingos João Antonio, eine Evaluation der letzten zehn Jahre durchzuführen. Sein Fazit: TWR Angola braucht eine neue Vision, eine dynamische Führung und eine enge Partnerschaft mit den Kirchen. So wurde ein Strategieplan für die nächsten fünf Jahre erstellt. Zudem wurde der Vorstand teilweise neu besetzt und hat sich neu dem Auftrag von TWR verpflichtet: „Die gute Nachricht von Jesus für so viele Men- schen wie möglich hörbar machen!“

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China Ausbau der Arbeit Hua Mai CRDF H U A M E I Wir danken Martin an dieser Stelle ganz herzlich für seinen wertvollen Einsatz! Ein JAHR der VERÄNDERUNGEN

In Hanspeter Bamert haben wir bereits einen neu- en, kompetenten Supportgruppenleiter gefun- den. Er hat das Amt im Januar 2016 übernommen. Ulrich HALDEMANN, Länderverantwortlicher für Asien CRDF Am 30. und 31. Oktober konnte die CRDF (Chine- se Relief and Development Foundation) ihr fünf- jähriges Jubiläum feiern! Fünf Aufbaujahre sind seit der Gründung im Jahr 2010 vergangen. Nach dieser Periode steht nach chinesischem Gesetz eine umfassende Erneuerung des nationalen Vor- standes an. Unter Anwesenheit von Behördenmit- gliedern und internationalen Gästen wurden die abtretenden Vorstandsmitglieder geehrt und die neuen eingesetzt. Der Höhepunkt der Jubiläums- feierlichkeiten war ein Wohltätigkeits-Bankett mit 120 geladenen Gästen am 31. Oktober. An diesem Bankett wurde Geld für die Projekte der CRDF ge- sammelt. Ermöglicht wurde der Anlass durch Gön- ner der Stiftung. LEBENSSITUATIONEN VERBESSERN Verschiedene Beiträge an diesem Fest gaben Ein- blick in das, was in den letzten fünf Jahren erreicht werden konnte. Dorfbewohner veranschaulich- ten zum Beispiel, wie sie unter der mangelnden Wasserversorgung gelitten hatten. Die CRDF half ihnen, ein Wasserprojekt zu starten, das auch durch verschiedene lokale Konflikte hindurch die Lebenssituation im Dorf massiv verbesserte. Der Kontrast zwischen diesen einfachen Leuten und dem ganzen Gala-Rahmen war riesig – eine chine- sische Realität. Eine Gruppe junger, blinder Musiker spielte zu- dem an diesem Tag verschiedene Lieder. Abso- luter Höhepunkt war das von ihnen eindrücklich gesungene Amazing Grace (Wunderbare Gnade). Auch in der Öffentlichkeit erhielt das Jubiläum Aufmerksamkeit. Das zeigt, wie viel Akzeptanz die CRDF bereits nach der fünfjährigen Pionierphase erwerben konnte. Martin VOEGELIN, bis Ende 2015 Leiter der Supportgruppe China

Nicht nur China selbst verändert sich in rasantem Tempo – auch für die SAM hat sich letztes Jahr in Bezug auf China vieles verändert. Bereits im Frühjahr beschäftigte sich die SAM- Leitung zusammen mit dem Vorstand damit, wie das Engagement in China zukünftig aussehen soll. Seit 1951 hat die SAM keine eigenen Mitarbeiten- den mehr in China und stattdessen Projekte von einheimischen Partnern unterstützt – so ist bei- spielsweise eine enge Zusammenarbeit mit dem Hilfswerk Hua Mai und der Chinese Relief and De- velopment Foundation (CRDF) entstanden. In den Treffen der SAM-Leitung und demVorstand wurde dann klar: Die SAM würde sich gerne wie- der mit eigenen Mitarbeitenden vor Ort engagie- ren. ERMUTIGENDE VISIONSREISE Im April 2015 besuchte Richard Cai, verantwort- licher Leiter von Hua Mai und CRDF, die Schweiz und motivierte als Referent am SAMfest und am China-Apéro die Besucherinnen und Besucher sich verstärkt für China zu engagieren. Die Schweiz und China hätten sich gegenseitig viel zu geben und eine lebendige Partnerschaft auf Augenhöhe könne eine Menge bewegen. Um weitere Abklärungen über einen möglichen Ausbau unserer Aktivitäten in China zu treffen, haben Jürg Pfister und ich im Juli an einer Visi- onsreise durch China teilgenommen. Wir konnten verschiedene Mut machende Projekte besuchen und haben gestaunt, was in diesem Land alles möglich ist. Mit dem Eindruck im Herzen, dass Gott uns Türen öffnet, sind wir zurückgekehrt und suchen nun neue Mitarbeitende für China. Vor al- lem Lehrpersonen mit einem Mastertitel sind dort sehr gefragt. NEUER SUPPORTGRUPPENLEITER Auch in der Schweiz hat sich bezüglich China et- was verändert: Martin Voegelin, der über viele Jahre die Supportgruppe China geleitet hat, wur- de Ende 2015 pensioniert und hat sich entschie- den, zu diesem Zeitpunkt auch die Leitung der Gruppe abzugeben. Er wird sich aber weiterhin für die Projekte mit Hua Mai und CRDF engagieren.

ProSERTÃO

Brasilien

Bei meinem Besuch in Brasilien im Juni führten wir in jedem Projekt eine strukturierte Projektevaluation durch. Dabei schauten wir auf die letzten fünf bis zehn Jahre zurück und stellten uns diverse Fragen: Wurden die gesteckten Ziele er- reicht? WelcheWirkung haben wir dadurch erzielt? Arbeiten wir nachhaltig und effizient? Es war ein spannender Prozess mit vielen angeregten und guten Diskussionen. Dabei zeigte sich, dass die Resultate der Arbeit nicht überall gleich schnell sichtbar werden. Je nach Projekt und Art der Arbeit braucht es einen langen Atem. Am Schluss der Evaluation konnten wir aber in jedem Projekt mit grosser Dankbarkeit auf die letzten Jahre zurück- blicken. Hier einige Beispiele aus den Projekten: Pro RIBEIRINHO : Bei der Evaluation wurde deutlich, dass sich die allgemeine Situation für die Familien an den Flüssen in vielen Bereichen – beispielsweise im Gesundheitsbereich – in den letzten Jahren stark verbessert hat. Pro VIDA: Dank den PePe-Vorschulen schafften viele Kinder nicht nur problemlos den Schuleinstieg, sondern ihr Verhal- ten änderte sich so positiv, dass es den Familienmitgliedern auffiel und diese motiviert wurden, selber auch Verände- rungen anzupacken. So wäscht man sich in manch einer Favela-Familie heute vor dem Essen die Hände, setzt sich danach zum Essen gemeinsam an den Tisch und spricht ein Tischgebet – anstatt wie vorher alleine vor dem Fernseher zu essen. Bei einem PePe-Kind wurde die Mutter durch den Fortschritt ihres Kindes sogar dazu ermutigt, selber wieder etwas zu lernen. Sie geht heute zur Schule und holt ihren Abschluss nach. Pro SERTÃO: Dank guten Beziehungen konnten reiche Ge- meinden aus dem Süden mit Projekten von ProSERTÃO in Kontakt gebracht und als Spender gewonnen werden. Da- durch konnte beispielsweise in einem Dorf bereits ein Brun- nen gebohrt werden. So kam ich dankbar und ermutigt von der Reise zurück, weil in vielen kleinen Beispielen sichtbar wurde, dass Gott am Wirken ist.

Beatrice RITZMANN, Länderverantwortliche Brasilien

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Pro SERTÃO KONSTANTE VERBESSERUNGEN DES GELÄNDES

Der Sertão ist ein ideales Feld für erste Erfahrun- gen in der transkulturellen Entwicklungszusam- menarbeit, weshalb wir solche Praktika, Einsät- ze und Besuche noch mehr fördern möchten. Die jungen Leute werden durch diese Einsätze zu wertvollen Sprachrohren für unsere Region. Nächstes Jahr findet ein solcher Kongress erst- mals in Brasilien statt. AUF DER SUCHE ... Ein weiterer wichtiger Punkt im letzten Jahr war die Suche nach einem Leiter: Das Ziel ist es, dass ProSERTÃO, trotz SAM-Beteiligung, eine brasilia- nische Identität bekommt. Bis Ende 2015 kamen zwei Bewerbungen herein – und wir hoffen, dass wir im nächsten Jahresbericht den neuen Leiter vorstellen können! Zudem haben wir intensiv nach einem neuen Hauptsitz für unsere Arbeit gesucht. Wir wün- schen uns ein Zentrum, das von verschiedenen Organisationen genutzt werden kann. Bisher wurde noch nichts Passendes gefunden und so geht die Suche vorerst weiter. TEAMWACHSTUM Im letzten Jahr konnten wir neue Mitglieder in unser Team aufnehmen: Einerseits Andres- sa und Davi Rodrigues, ein junges Ehepaar aus Teresina, das sich in die Jugend- und Kinder- arbeit investieren wird. Davi wird uns zudem beim Erstellen von Informations- und Werbe- material helfen. Andererseits wurde unser Sohn Joel Roggensinger von der SAM als Mitarbeiter aufgenommen und wird ab 2017 die Besucher, Praktikanten und Kurzzeiter im Sertão begleiten und coachen. Zuerst wird Joel aber zur Vorbe- reitung ein Jahr mit unserer Partnerorganisation Movida in Costa Rica sein und mithelfen, einen internationalen Jugendkongress zu organisie- ren.

Unser Schulungs- und Tagungszentrum «Rancho da Lua» konnte in baulicher Hinsicht in den letzten Jahren stetig verbessert werden. Zudem ist es mitt- lerweile fast jedes Wochenende von Gruppen und Gemeinden belegt. Das ist sehr erfreulich – denn dadurch wird es je länger desto mehr selbsttragend. BRUNNENBAU FÜR EIN BESSERES LEBEN Sauberes Wasser ist an gewissen Orten im trockenen Nordosten Brasiliens, im Sertão, echte Mangelware. Wir haben daher in den letzten Jahren zwei Brunnen gebaut und weitere sind in Planung – eine reale Le- bensqualitätsverbesserung für die Bewohner. DAS EINMALEINS FÜR SCHÜLER UND LEHRER Auch im Bereich Bildung konnten wir dieses Jahr Fortschritte machen: In verschiedenen Ortschaften wurden in den Kirchgemeinden kleine Klassen er- öffnet, wo Schülerinnen und Schüler in ihrer Freizeit Hilfe bei ihren Schulaufgaben erhalten und wo ihnen gleichzeitig wichtige Werte vermittelt werden. In der Folge kamdie Schulleitung der örtlichen Schu- len bei Ursula Roggensinger vorbei und bat sie, ihre Lehrerinnen und Lehrer in Mathematik zu unterrich- ten und zu coachen. Vielen von ihnen fehlt das Basis- wissen in Mathematik wie das Einmaleins und daher können sie auch ihre Schülerinnen und Schüler nicht weiterbringen. Durch diese Arbeit haben sich nun wertvolle Kontakte und Beziehungen zu Lehrperso- nen und Familien ergeben. NEUE SPRACHROHRE FÜR DEN SERTÃO Im Januar hat ProSERTÃO einen Jugendkongress in Paraguay besucht. Anschliessend fand eine Erfah- rungswoche für die Kongressbesucher statt, wofür zwei Jugendliche aus Paraguay zu uns kamen.

Beat ROGGENSINGER, Projektleiter von ProSERTÃO

ProRIBEIRINHO

Pro RIBEIRINHO ARBEIT AN DEN FLÜSSEN

gemessen und Informationen über Kör- perhygiene, Wurmbefall und Lepra weiter- gegeben. LANDWIRTSCHAFT In den Regionen, in denen sich unsere Flussgemeinden befinden, steigt die Nach- frage nach Lebensmitteln ständig. Unser Team hat sich dieses Problems angenom- men und hilft den Flussbewohnern dabei, eigene Hühnerzuchten und damit Einkom- mensquellen aufzubauen. Im letzten Jahr wurden dafür 1583 Küken gekauft. Dane- ben fanden Einzelberatungen und Kurse über Hühnerhaltung statt. Zudem konnten 381 Kilogramm Reis aus der Produktion der Flussbewohner geerntet werden. 2015 wurden ausserdem acht Brunnen ge- bohrt, von denen nun 60 Personen profitie- ren. Weiter konnte das ProRIBEIRINHO lo- gistische Unterstützung bei der Gründung einer landwirtschaftlichen Genossenschaft für Flussbewohner leisten. Wir haben die Partnerschaft mit einer Schu- le aus der Gemeinde Portel weitergeführt. und ihr für den Unterricht das ganze Jahr über unsere Räume zur Verfügung ge- stellt, was bestens funktioniert hat. Zudem konnten 100 Kinder mit Lernschwierigkei- ten von Nachhilfestunden profitieren und zehn weitere Schüler erhielten Alphabe- tisierungs-Unterricht. Drei von ihnen sind inzwischen so weit, dass sie in die normale Schule wechseln und dort mithalten kön- nen – ein wertvoller Schritt für sie! Daneben konnten wir viele weitere Akti- vitäten durchführen – beispielsweise eine Kinderwoche mit 38 Kindern, zwei „Kids- Games“ mit 255 Teilnehmenden, wöchent- liche Unihockey-Trainings mit je ungefähr 40 Personen, regelmässige Jugendclub- Treffen mit 40 Jugendlichen und Informa- tikunterricht für junge Leute. SOZIALZENTRUM PRORIBEIRINHO

Mit unseren beiden Booten „Salem“ und „SOS Ribeirinho“ konnten wir im letzten Jahr zwölf Reisen zu den Flussbewohnern des Amazonas machen. Zudem wurden beide Boote mehrere Male für soziale Zwe- cke gebraucht, beispielsweise um Material für einen Brunnenbau zu transportieren oder um Zahnarztbesuche zu machen. „SOS Ribeirinho“ muss aus Altersgründen ersetzt werden – deshalb sind wir seit eini- ger Zeit daran,„SOS Ribeirinho 2“ zu bauen. Inzwischen konnte der Unterbau fertigge- stellt werden und wir hoffen, dass das neue Boot noch 2016 einsatzbereit wird! GEMEINDEDIENST Bei unseren Gemeindebesuchen an den Flüssen haben sich 15 Personen entschie- den, mit Gott leben zu wollen, und 16 wur- den getauft. Zudem konnten wir diverse Kurse und Anlässe durchführen – es fan- den ein Leiterschaftskurs, eine Retraite, ein Kids-Event, ein Jüngerschaftskurs und ein theologischer Basiskurs statt, die alle gut besucht waren. Zudem wurden sechs Kin- der eingesegnet. Die Gemeinden wurden durch diese Anläs- se und die dadurch entstandenen Kontakte neu in ihrem Glauben ermutigt. Sie began- nen, sich vermehrt einzusetzen und offener von ihrem Glauben zu erzählen. Jugendli- che bekamen mehr Interesse daran, die Bi- bel kennenzulernen und besuchten dafür Bibelkurse. GESUNDHEIT Unser Projekt konnte in Zusammenarbeit mit Kirchgemeinden und dem Gesund- heitsministerium im letzten Jahr mehrere Kampagnen und Aktivitäten im Bereich Ge- sundheit durchführen. Insgesamt wurden dabei 1964 Personen behandelt: Es wurden gynäkologische und zahnärztliche Unter- suchungen vorgenommen, Impfungen verabreicht, Vitamine verteilt, Blutdruck

Daniel DE SOUZA DA SILVA, Projektleiter von ProRIBEIRINHO

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ProVIDA

Pro VIDA Mit dem Projekt ProVIDA möchten wir uns für benachteiligte Kinder und Jugendliche einsetzen und in ihrem Leben einen Unterschied machen – einerseits durch Prävention, andererseits durch Begleitung und Betreuung. Immer wieder dürfen wir erleben, wie das Leben von jungen Leuten dadurch nachhaltig verändert wird. VORSCHULE PEPE Mit unseren PePes setzen wir bei den Jüngsten an: Wir bieten in Favelas (Slums) in Zusammenarbeit mit lokalen Kirchen Vorschulen an, in denen wir den Kindern einerseits schulische Grundlagen vermitteln, andererseits mit ihnen über Werte sprechen. Dank unseren Partnerkirchen und Freiwilligen konnten wir 2015 nicht nur 11 PePes mit rund 175 Kindern betreuen, sondern auch 120 Familien von PePe-Kindern besuchen! Einige Partner zogen sich letztes Jahr leider zurück, da ihnen die Arbeit in den Favelas zu gefährlich wurde. Die Mütter der Kinder haben sich dann aber dafür eingesetzt, dass die PePes weiterhin stattfinden – und helfen nun aktiv mit. Ein Highlight im letzten Jahr waren die Besuche bei Familien von ehemaligen PePe-Kindern. Dabei durften wir sehen und hören, wie sehr sich die Arbeit lohnt: 80 Prozent der Eltern berichteten, dass ihre Kinder in der Schule problemlos mitkamen und sogar einen Wissensvorsprung hatten. Einige Eltern erzählten uns, dass durch die PePes die ganze Familie positiv verändert wurde – einzelne schafften es sogar, aus der Kriminalität auszubrechen. Was für ein Geschenk! JUNGENHEIM GIRASSOL Die Ämter in Brasilien versuchen derzeit verstärkt, Kinder, die wegen Vernachlässigung, Gewalt oder Misshandlung nicht zu Hause leben können, bei Verwandten statt in Heimen unterzubringen. Die Zahl der Jungs im Girassol schwankt daher teilweise stark und wir müssen darüber nachdenken, in welcher Form das Jungenheim weitergeführt werden soll. Trotzdem hatten wir ein sehr gutes Jahr: Bei allen Jungs waren deutliche positive Veränderungen zu sehen – sie erledigen immer mehr Aufgaben selbständig, helfen aktiv mit und konnten ihr Medikamente und Psychopharmaka auf einMinimumreduzierenoder ganz absetzen. Zudem haben alle das Schuljahr bestanden. Einige konnten im letzten Jahr ausserdem erfolgreich wieder in ihre Familien integriert werden.

KINDERLAGER UND FUSSBALLSCHULEN IM GIRASSOL

Das Gelände des Girassol wurde 2015 wiederum für verschiedenste Aktivitäten genutzt: Zum ersten Mal führten wir ein Kinderlager mit 60 Teilnehmenden aus Favelas durch. Daneben fanden erneut die Fussballschulen statt und wir konnten Nachhilfe- und Präventionsprojekte durchführen, regelmässige Kinderclubs anbieten und verschiedene Feste für die Kinder aus der Umgebung und ihre Familien organisieren. BESUCHE IM JUGENDGEFÄNGNIS „Noch nie hat sich jemand zu mir in den Dreck gesetzt oder sich wirklich für mich interessiert!“, sagte ein junger Mann nach einem langen Gespräch zu uns. Er wurde als Kind missbraucht und ist später in die Kriminalität abgerutscht – und im Gefängnis gelandet, wo wir ihn letztes Jahr besuchten. Insgesamt 308 Besuche in sieben Jugendgefängnissen konnten wir 2015 machen. Dabei setzen wir uns jeweils mit den Jugendlichen hin, hören ihnen zu und bieten ihnen Beratung, Seelsorge, Bibelstudium und Kurse an. Zudem konnten wir erneut verschiedene Aktivitäten in den Gefängnissen durchführen wie zum Beispiel ein dreiwöchiges Ferienprogramm. AKTIVITÄTEN IN KINDERHEIMEN 20 Jahre lang haben wir als Team regelmässige Einsätze im staatlichen Kinderheim EAPI geleistet. Dieses wurde jetzt aufgrund einer Umstrukturierung geschlossen. Wir können unsere wöchentlichen Besuche und Aktivitäten nun aber im Nachfolgeheim sowie in zwei anderen Heimen durchführen. WERTVOLLE PARTNERSCHAFTEN Partnerschaften sind enorm wertvoll für uns. Dadurch erhalten wir einerseits viele Helfer, Freiwillige und Praktikanten für unsere Projekte, andererseits auch verschiedene Hilfsdienste, Materialien und hunderte von Kilos an Esswaren. Und unsere Jungs bekommen Kontakte zu Bezugsfamilien und Zugang zu wichtigen Kursen. Für all das sind wir sehr dankbar.

Martin HOLLENSTEIN, bis Ende 2015 Mitarbeiter im ProVIDA und seit Anfang 2016 im Projekt„Mãos que Criam“ tätig

Guinea Team Conakry ActionVIVRE ProESPOIR ProTIM 2-2-2 ProAGRO

SCHWIERIGES UND ERMUTIGENDES

Labé und Guéckédou. Ich selberwurde imJuli pensioniert und bin in die Schweiz zurückge- kehrt. Die Arbeit konnte ich an drei Guineer – einen Geschäftsführer und zwei Verkäufer – übergeben, die die Buchläden in der zweiten Jahreshälfte alleine weitergeführt haben. Ich werde sie aber weiter- hin ab und zu besuchen, um sie zu ermutigen und zu begleiten. Florence DUBATH, ehemalige Mit- arbeiterin in Conakry AUGENKLINIK BARTIMÉE Die Augenklinik Bartimée hat letz- tes Jahr unter der rein guineischen Führung gut funktioniert – trotz der Ebola-Epidemie und den Präsi- dentschaftswahlen. Mit 1284 gros- sen Operationen und rund 15 000 Erstkonsultationen lief etwas mehr als noch ein Jahr zuvor. Die Operateure, die eingestellt wurden, um den Chefarzt wäh- rend seiner Abwesenheit aufgrund einer Weiterbildung zu vertreten, haben ihre Arbeit leider nicht zu- friedenstellend erledigt und muss- ten ersetzt werden. Noch ein kleines Highlight vom letzten Jahr: Uns wurde ein Ge- nerator mit 60 Kilovoltampere geschenkt – dadurch ist nun eine stabile Stromversorgung gewähr- leistet und die heiklen Apparate werden geschont.

Seit 2015 wissen endlich mehr Leute, wo Guinea liegt. Der Grund dafür ist aber alles andere als posi- tiv: Die anhaltende Ebola-Epidemie hat das Land immer wieder in die Medien gebracht. Wir sind dankbar, dass Guinea Ende 2015 ebolafrei erklärt wurde, denn die Epidemie hat das Land in vielen Bereichen gelähmt – so waren beispielsweise alle Schulen längere Zeit geschlos- sen! Unsere Mitarbeitenden liessen sich aber davon nicht aufhalten und machten alle weiter … ich habe grossen Respekt vor ihnen. Sie waren auch im letzten Jahr rie- sige Hoffnungsträger! NEUE PERSPEKTIVE FÜR DIE ARBEIT Im Oktober fanden Präsidenten- wahlen statt, die für afrikanische Verhältnisse erstaunlich gut und ru- hig verliefen. So konnte im Dezem- ber das von uns geplante Seminar in Mamou durchgeführt werden, an dem 70 guineische und 15 westli- che transkulturelle Mitarbeitende aus dem ganzen Land teilnahmen. Der Redner, Mitautor des Buches „Ihr sollt ein Segen sein“, forderte dazu heraus, Muslime als Cousins zu sehen und zu bezeichnen, da Abra- ham ja nicht nur der Vater von Isaak, sondern auch von Ismael war, dem „Urvater“ der Muslime. Man sollte zudem darauf achten, dass Musli- me, die Isa (Jesus) nachfolgen, in ihrer Gemeinschaft bleiben und in ihren Häusern die Bibel gemeinsam studieren, anstatt gleich in eine be- stehende Kirche zu gehen. Es gab angeregte Diskussionen und viele neue Perspektiven!

Leider hatte unsere guineische Partnerkirche im letzten Jahr ziem- liche Schwierigkeiten auf oberster Leitungsebene – und wir litten mit, ohne wirklich helfen zu können. Es gab aber auch immer wieder Positi- ves: Da sind beispielsweise vier Pas- toren, die wir unterstützt haben, damit sie im Nachbarland Senegal eine Ausbildung für die Arbeit mit Kindern machen konnten – in ganz Guinea gibt es dafür keine Ausbil- dungsmöglichkeiten, da dieser Bereich stark vernachlässigt wird. Sie sind mit viel Know-how, Leiden- schaft und Elan zurückgekehrt und haben sich gleich engagiert an die Arbeit gemacht. Was für eine Ermu- tigung! LITERATURARBEIT AEMEG Im letzten Jahr konnten wir in unseren Bücherläden insgesamt 13 132 Artikel verkaufen. Beson- ders beliebt waren dabei Bibeln – sie haben fast die Hälfte aller verkauften Artikel ausgemacht! Ebenfalls sehr häufig wurden Ka- lender mit Bibelversen oder Bibel- lesehilfen gekauft. Daneben haben wir noch viele weitere Bücher so- wie CDs und DVDs im Sortiment. Von unserem Lager in Conakry aus werden die Artikel dabei ins ganze Land verteilt – nach N’Zérékoré, Kissidougou, Macenta, Kankan, Jürg PFISTER, Leiter der SAM und Länderverantwortlicher Guinea

Claire-Lise WIHER, Gründerin der Augenklinik Bartimée

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ADMINISTRATION UND GÄSTEHAUS Im Büro der Administration in Co- nakry laufen alle Fäden zusam- men. Durchschnittlich verschieben wir pro Woche etwa 40 Millionen Francs Guinéens in Banknoten, was ungefähr 5000 Euro entspricht. Über 100 Millionen Francs Gui- néens überweisen wir via Bank in die verschiedenen Projekte. Dazu kommen die etwa 20 Kubikmeter Medikamente, die wir jedes Jahr abholen und ins Centre Médical, unser Spital in Macenta, verschie- ben. Neben diesen beiden Aufga- ben haben wir noch viele weitere – wir sind dankbar, dass wir ein gutes Team von einheimischen Mitarbei- tenden haben, das uns bei unserer vielfältigen Arbeit unterstützt! Das Gästehaus war letztes Jahr mit durchschnittlich 50 Übernachtun- gen pro Monat gut belegt. Jeder Gast brachte seine Geschichte mit und es war wertvoll, Freud und Leid miteinander teilen zu können. Pro TIM 2-2-2 CONAKRY Für das Projekt ProTIM 2-2-2 wurde letztes Jahr nach einem Mitarbei- tenden aus Europa gesucht – leider bisher ohne Erfolg. Dafür konnten wir weitere einheimische Mitarbei- tende für das Projekt engagieren. Im Rahmen von ProTIM 2-2-2 unter- stützen wir seit einigen Monaten in Zusammenarbeit mit der guin- eischen Studentenbibelgruppe Marianne und Daniel JAKOB, Mitarbeitende in Conakry

Brennholz benötigt wird. Jedoch konnte kein Maurer in Gaoual mit diesen Steinen bauen. Wir fragten Maître Emmanuel, einen Unter- nehmer aus Macenta, ob er uns einen fähigen Maurer nach Gaoual schicken könnte, um einheimische Handwerker für diese Arbeit aus- zubilden. Maître Emmanuel war in den 90er-Jahren von einem SAM- Mitarbeiter ausgebildet worden und hat seither mehrere Auftrage für die SAM ausgeführt, so etwa den Bau der ActionVIVRE-Schule in Gaoual oder Bauarbeiten am Cen- tre Médical in Macenta. Er schickte uns einen qualifizierten, vertrauenswürdigenVorarbeiter. Zu unserem Erstaunen war es schwie- rig, in Gaoual Maurer zu finden, die bereit waren, sich ausbilden zu las- sen. Schlussendlich wurden zwei Guineer direkt am Bau des Berufs- bildungszentrums geschult. Immer wieder hatten wir während des Baus Anfragen von Handwerkern, ob sie nicht bei uns arbeiten könn- ten. Letztlich wollten sie aber nur einen Lohn bei uns beziehen und suchten nicht wirklich Arbeit. Für die anstehenden Zimmer- mannsarbeiten liess sich leider nur ein Fachmann finden – dafür kristallisierte sich mit der Zeit eine Gruppe von Hilfsarbeitern heraus, die gut, treu und zuverlässig arbei- teten.

GBEEG zwei Pastoren, die mit Stu- dierenden und Schülern arbeiten. Zudem zahlen wir den Lohn eines Computer-Fachmannes, der in ei- nem christlichen Jugendzentrum in Conakry engagiert ist. Darüber hinaus unterstützen wir zwei angehende Pastoren aus Co- nakry, die sich vollzeitlich in die Ar- beit mit Kindern investieren möch- ten. Eine enorm wichtige Arbeit – denn obwohl Kinder fast 50 Pro- zent der Bevölkerung Guineas aus- machen, wird ihnen nicht viel Wert beigemessen und es gibt kaum An- gebote für sie. Marianne und Daniel JAKOB, Mitarbeitende in Conakry Action VIVRE Gaoual BAUEN IN GAOUAL IST WIE EIN (SPANNENDER) KRIMI Im Januar 2015 steckten wir die Köpfe zusammen, um darüber nachzudenken, wie die ideale In- frastruktur für das Berufsbildungs- zentrum aussehen könnte, das wir für die Ausbildung von jungen Maurern und Mechanikern erstel- len wollten. Der Hitze von Gaoual wegen beschlossen wir, eine offe- ne Werkstatt zu bauen: ein gerader Betonboden mit Dach, aber ohne Wände. SCHWIERIGE SUCHE NACH MAURERN Die Gebäude sollten mit gepress- ten Zement-Erde-Steinen gebaut werden – diese sind umweltscho- nend, da zu ihrer Herstellung kein

LÖSUNG IM LETZTEN MOMENT

Kopfzerbrechen bereitete uns die Materialbeschaffung: Baumateria- lien wie Zement und Armierungs- stahl kamen jeweils nicht wie ver-

sprochen innerhalb von sieben bis zehn Tagen, sondern meist erst nach mehr als einem Monat an. Dennoch konnte stets weiterge- arbeitet werden, denn wenn alles von Hand gemacht wird, gibt es immer Arbeit. Oft standen wir in diesem gan- zen Prozess vor grossen Fragen und Herausforderungen, jedoch liess sich immer – oft im letzten Moment – eine Lösung finden. Spannend war die Phase des ei- gentlichen Baus – ein echter Krimi und definitiv nichts für schwache Nerven. Mit dem Resultat sind jetzt aber alle zufrieden, die Gebäude sind von guter Qualität. Ebola-Epidemie konnten die Schultore der Action- VIVRE-Schule anstatt im Oktober 2014 erst im Januar 2015 geöffnet werden. Das Schuljahr dauerte so nur sechs statt neun Monate – und entsprechend musste der gesamte Schulstoff in dieser kurzen Zeit ver- mittelt werden. Erschwerend kam hinzu, dass ein Lehrer nach zwei Monaten Unterricht spurlos ver- schwand. Müde wegen dem intensiven Schuljahr, aber zufrieden nahmen wir im Sommer die Prüfungsre- sultate entgegen: 44 von unseren 45 Sechstklässlern schafften die staatliche Prüfung zum Übertritt in die nächste Klasse und 28 von 30 Schülern bestanden die Prüfung am Ende der 10. Klasse – zum Ver- ACTIONVIVRE-SCHULE Aufgrund der

gleich: In den öffentlichen Schulen liegt die Übertrittsquote bei weni- ger als einem Drittel. QUARTIERKINDERGARTEN Mit dem offiziellen Schulstart konn- te Elian Meier endlich mit dem Kin- dergarten beginnen. Ein Einheimi- scher unterstützte sie in vielfältiger Weise und übernahm auch Teile des Unterrichts mit den 22 Kindern. An der kleinen Abschlussfeier zeig- ten sich alle zufrieden mit dem neu entstandenen Kindergarten. Matthias RYCHEN, Projektleiter von ActionVIVRE Gaoual Obwohl Priska und Michael Mül- ler mit ihren Kindern Leandro und Nicolas ihre Zeit in Labé mit dem Sprachstudium positiv erlebten, freuten sie sich – und mit ihnen wir alle –, als sie Anfang 2015 nach Téli- mélé umzogen, um unser Team vor Ort zu verstärken. Voller Elan mach- ten sie sich daran, ihr neues Zuhau- se einzurichten, in dem sie sich von Beginn an wohl fühlten – obwohl es zunächst kein Wasser auf ihrem Grundstück gab, da der Brunnen noch nicht fertiggestellt war. Der Brunnenbau bzw. der Brunnenbau- er kostete einiges an Nerven, weil er nur selten zur Arbeit erschien. Schlussendlich übernahm Micha- el das Ruder und vollendete den Brunnen eigenhändig. Inzwischen Action VIVRE Télimélé

ist das Gelände rund um das Haus kaum wiederzuerkennen: Schö- ne Blumen zieren den Hof, Bäume wurden gepflanzt und es kamen ein Sandkasten, eine Feuerstelle und eine Schaukel dazu. Zudem hat es drei Hunde, einige Ziegen und auch das selbst geschweisste Was- serschloss steht. HERAUSFORDERUNGEN – UND POSITIVE VERÄNDERUNGEN Die ersten Lehrlinge unserer Hand- werkerausbildung haben bereits eineinhalb Jahre ihrer Ausbildung absolviert. Das Teilprojekt läuft sehr gut und hat sich zu einem ei- genständigen und bedeutenden Arbeitszweig von ActionVIVRE Téli- mélé entwickelt. Philippe Toggen- burger und Michael Müller gefällt die abwechslungsreiche Arbeit mit den jungen Männern sehr, auch wenn sie mit ihnen immer wieder vor Herausforderungen stehen. Von den anfänglich elf Lehrlingen sind noch neun mit dabei. In den letzten eineinhalb Jahren durften wir bei ihnen viele positive Veränderun- gen miterleben – sowohl im hand- werklichen Bereich als auch im zwi- schenmenschlichen Umgang. OPTIMALER START IN DIE SCHULE Ebenfalls seit eineinhalb Jahren läuft nun unser Kindergarten. Nach Abschluss des ersten Jahres stand für die Hälfte der Kinder der Über- tritt in die 1. Klasse an. Es ist ermu-

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