03-2015 D

Guinea

MITARBEITENDE in GUINEA Team CONAKRY Daniel & Marianne JAKOB: Teamsupport, Administration und Gästebetrieb, Alphabetisation Pro ESPOIR Gideon & Sarah BÜCHLI mit Keren, Ruben und Amos: Leitung Unterhalt, Jungschar-Teeniearbeit, Kontaktarbeit Martha GAFAFER: Rehabilitation ehem. Leprapatienten David & Drusilla LEUENBERGER mit Jael, Jonatan und Josua: Leitung HIV/AIDS-Arbeit, Sonntagsschularbeit Stefan & Rahel STRAHM: Projektleitung, Jüngerschaft Action VIVRE Gaoual Simon & Elian MEIER: Handwerkerausbildung, Kindergarten Matthias & Priska RYCHEN mit Ruven und Luna: Projektleitung, Arbeit mit Kindern Daniela SEITZ: Förderung von Kindern Tobias & Michelle VÖGELI mit Céline: Handwerkerausbildung Naemi SCHELLING – Kindergarten (Projekt noch offen) Action VIVRE Labé (mit BMS) Brad & Ruth BIDDULPH mit Ethan und Samuel (BMS): Sprachlernphase Andy & Jutta COWIE (BMS): Sprachlernphase Eric & Sarah HARRIS-BAFENDE mit Gabriel und Joachim (BMS): Projektleitung Jenny KOELBING (WEC): Kontaktarbeit Sitonga & Lynne LAUSSU (BMS): Sprachlernphase Action VIVRE Télimél é Michael & Priska MÜLLER mit Leandro und Nicolas: Handwerkerausbildung, Arbeit mit Kindern Stefan & Thirza RINGENBACH mit Levi und Noa: Projektleitung, Kindergarten Philippe & Sandra TOGGENBURGER mit Erinn, Amael und Eloan: Handwerkerausbildung, Betreuung von Verbrennungsopfern Pro TIM 2-2-2 Fredi & Annalies RAYMANN: Handwerkerausbildung, Handarbeitsunterricht, Gefängnisarbeit Christoph & Seraina KUHN mit Elischa und Timea: Landwirtschaftlicher Unterricht, Gefängnisarbeit

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INHALT EDITORIAL

Schon langewünschte ichmir, in der Schweiz eine Freundschaft mit einer Afrikanerin zu pflegen. Aber weder im Quartier, wo mein Mann und ich seit mehr als neun Jahren wohnen, noch in der Kirche hat sich bisher eine Möglichkeit ergeben. Ende letzten Jahres sah ich eines frühen Morgens einen Zügelwagen vor dem Nachbarhaus stehen. Ein paar Tage später erfuhr ich, dass eine Eritreerin mit ihrer Tochter eingezogen sei. So ging ich hin und stellte mich vor. Wir verstanden uns auf Anhieb und fanden zudem heraus, dass wir im gleichen Alter sind. Seither essen wir hin und wieder zusammen oder ich werde zu einer traditionellen eritreischen Kaffeezeremonie eingeladen. Letzthin haben wir ge- meinsam den Geburtstagskuchen für die Tochter ge- backen. Ich geniesse diese Beziehung, die sich lang- sam entwickelt. Es könnte gut sein, dass diese Frau meine Gebetserhörung ist. Obwohl Gott für sie diese Wohnung organisiert hatte, lag es doch an mir, den Kontakt aktiv zu suchen. Im täglichen Leben treffen wir uns nämlich nicht einfach so, obwohl die Woh- nungen nur ein paar Meter voneinander entfernt sind. Dieses Erlebnis aus dem Alltag wurde mir einmal mehr zum Sinnbild für das geheimnisvolle Zusam- menspiel von Gottes Handeln und unseremmensch- lichen Beitrag. Thomas von Aquin (Philosoph und Theologe des Mittelalters) formulierte dies so: „Für Wunder muss man beten, für Veränderungen muss man arbeiten.“ Wenn Sie die Artikel in diesemSAM-Focus lesen, wer- den Sie erkennen, dass die beschriebene Interaktion auch in der Arbeit in Guinea zumTragen kommt. Das Leben und Schaffen der SAM-Mitarbeitenden vor Ort ist geprägt davon, Wunder zu erbeten und sich gleichzeitig aktiv zu engagieren, damit Veränderung möglich wird. Ich wünsche Ihnen interessante und bereichernde Leseminuten, wenn Sie nun in die Artikel rund um die Arbeit der SAM in Guinea eintauchen! WUNDER erbeten – VERÄNDERUNG suchen

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Editorial

Guinea – ein Land mit Potenzial!

Theologische Bildung & Praxis

Medizinische Arbeit & Prävention

Grund- und Berufsbildung

Verbesserung der Lebensgrundlagen

Bewegungsmelder

Finanzpuls

Damaris PETER Öffentlichkeitsarbeit

Impressum

PS: Lesen Sie auf Seite 25, womit man in Guinea Mäuse fängt!

GUINEA einLAND mit POTENZIAL Die Arbeit der SAM in Guinea ist in den letzten Jahren weiter gewachsen. Sowohl das Gesundheitsministerium wie unsere Partnerkirche Eglise Protestante Evangélique (EPEG) und die lokale Bevölkerung schätzt unsere Präsenz vor Ort und die Art und Weise, wie wir in Partnerschaft mit ihnen versuchen, anstehenden Herausforderun- gen nachhaltig zu begegnen. Highlights der letzten Jahre: • Aufbau von Berufsschulen an drei verschiedenen Orten • Aufbau von kleinen Kindergärten im Fouta • Fördern von Kindern und Jugendlichen mit Englisch- und Informatikkursen sowie Sportangeboten (z.B. Volleyball und Unihockey) und Freizeiten • Mithilfe beim Aufbau eines Lehrerseminars in Conakry • Starke Investition mit guten einheimischen Mitarbeitenden in der Prävention gegen HIV/Aids, Ebola und Mädchenbeschneidung • Einführung und Umsetzung der antiretroviralen Therapie für Aidskranke in Macenta und erfreuliche Beteiligung der Regierung mit Medikamenten, was mit den guten Re- sultaten zu tun hat, die auch an internationalen Kongressen dokumentiert werden • Erfolgreiche Behandlung von vielen anderen Krankheiten wie Lepra, Tuberkulose (auch multiresistente), Diabetes etc. • Nachhaltige Rehabilitation von ehemaligen Leprakranken, sodass jedes Jahr deutlich weniger noch auf Hilfe angewiesen sind. • Übergabe der Leitung der Augenklinik Bartimée in Conakry und des Centre Médical an einheimische Direktoren • Ganzheitliche Ausbildung von Theologen, d.h. sie lernen neu auch etwas im hand- werklichen und landwirtschaftlichen Bereich, damit sie auch im ländlichen Kontext gut über die Runden kommen • Erstellen von Material und Durchführen von Alphabetisationskursen • Hilfe beim Betreiben von mehreren christlichen Buchläden Wir haben viel Positives erlebt. Unsere Mitarbeitenden arbeiten und leben mit den Leuten vor Ort, werden genau beobachtet und wir freuen uns, dass sich da und dort Menschen entschieden haben, dass sie auch Jesus nachfolgen zu wollen!

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Es kostet einen Preis! Neben viel Freude hat uns Guinea in den letzten Jahren aber auch Kopfzerbrechen bereitet. Nach wie vor lässt beispielsweise die Infrastruktur zu wünschen übrig und selbst die Verbindungsstrassen zwischen den Präfektur-Hauptstädten sind oft in schlechterem Zustand als alles, was in der Schweiz nur von Landwirtschaftsfahr- zeugen befahren werden darf. Dies hat teilweise Durchschnittsgeschwindigkeiten von 25 bis 30 km/h zur Folge, was Distanzen von 180 km zu mühsamen Tagesreisen werden lässt. Auch politisch ist Guinea instabil. Bei den letzten Wahlen wurde ein Malinké Präsi- dent, womit die Peul, die grösste Volksgruppe Guineas, einmal mehr den Eindruck hatten, übergangen zu werden. Da der aktuelle Präsident viele seiner Versprechen nicht einhalten konnte, hat sich die Zufriedenheit nicht gesteigert und wir sind ge- spannt, was bei den Wahlen, die grundsätzlich auf Oktober 2015 geplant sind, ge- schehen wird. Auch sonst gab es da und dort massive Spannungen zwischen den unterschiedlichen Volksgruppen und politischen Lagern. Eine der grössten Herausforderungen der letzten Jahre war zweifellos die Ebola- Epidemie, die uns 2014 und bis zur Abfassung dieses Artikels im Atem hielt, zumal das Zentrum der Epidemie längere Zeit in Macenta war. Hier wurde einmal mehr deutlich, wie leicht eine vom Animismus geprägte Bevölkerung mit tiefer Schul- bildung Lügen und Gerüchten Glauben schenkt. So sind viele an Ebola gestorben, weil man die Krankheit einfach nicht ernst genug nahm oder nicht wusste, wie man sich vor diesem tödlichen Virus schützen kann. Umgekehrt erlebten wir auch, dass auf unsere Leute gehört wurde, weil man sie kennt und sie Vertrauen geniessen. Ein Imam sagte nach einer Schulung zum Thema Ebola einem unserer Ärzte: „Jetzt haben wir verstanden und jetzt glauben wir. („On écoute la personne, pas le mes- sage.“) Das heisst, wichtiger als was gesagt wird, ist die Glaubwürdigkeit der Person, die etwas sagt. Im Herbst 2014 hatten die meisten Ausländer das Land verlassen. Die Versiche- rungen und auch das DEZA meldeten uns, dass sie keine Garantie mehr für die Rückschaffung von Mitarbeitenden übernehmen können. Wir bangten um unsere Mitarbeitenden. Im November – beim Höhepunkt der Epidemie – besuchten die Personalleiterin und ich (es hatte sehr viele freie Plätze im Flieger) alle Teams in Gui- nea. Wir waren beeindruckt, dass alle vor Ort bleiben wollten und viele uns konkret dankten, dass sie bleiben durften. Wir konnten uns überzeugen, wie weise sie mit der Situation umgingen und wie das Vertrauen in Gott eine Gelassenheit bewirkte, sodass auch wir nach diesen Wochen in Guinea viel entspannter waren. Hätten wir unsere Leute abgezogen, wäre wohl auch unser guineisches medizinisches Perso- nal zu Hause geblieben und die Therapien von Lepra-, Aids-, und Tuberkulose-Kran- ken hätten nicht weitergeführt werden können. Wir sind dankbar für das Vertrauen, welches uns im Allgemeinen die Angehörigen der Mitarbeitenden auch in dieser heiklen Phase entgegenbrachten. Und unsere einheimischen Kollegen haben es sehr geschätzt und waren teilweise auch erstaunt, dass unsere Mitarbeitenden ge- blieben sind. Es war ein starkes Zeichen der Hoffnung und der Verbundenheit! Was ist unsere Vision für Guinea? Wir möchten sehen, dass sich dieses Land in jeder Beziehung entwickelt, Guineer und Guineerinnen Frieden mit Gott und zueinander finden, Verantwortung über- nehmen, sich engagieren und nicht mehr das Auswandern in den Westen das höchste Ziel ist! Wir arbeiten auch darauf hin, dass Christen mit einer positiven Grundhaltung und Respekt auf Muslime zugehen, ohne dabei ihre eigene Identität zu verleugnen. Wir werden weiter in Schul- und Berufsbildung investieren, in ganzheitliche theo- logische und missiologische Ausbildung (inkl. Erlernen von Handwerk) und in Aus- bildung und Begleitung von Guineerinnen und Guineern in medizinischen, land- wirtschaftlichen und kirchlichen Bereichen. Dabei sind und bleiben Kinder und Jugendliche, die rund 50% der Bevölkerung ausmachen, ein besonderes Anliegen. Guinea – ein schönes und fruchtbares Land mit freundlichen Menschen und noch sehr viel ungenutztem Potenzial. Es lohnt sich, hier zu investieren und Zeuge zu werden, wie Gott trotz vielen Schwierigkeiten am Wirken ist! Wir suchen dringend strategisch denkende Trainer/Ausbildner für Capacity Building in verschiedenen Bereichen – damit das vom Schöpfer in die guineischen Menschen hineingelegte Potenzial zur Entfaltung kommt.

Jürg PFISTER: Leiter der SAM, Länderverantwortlicher Guinea

RELIGION i st in

in GUINEA allgegenwärtig

Einen Unterschied machen Viele Christen hier kennen die Bibel nur schlecht, weil kaum jemand darin liest. Auch mangelt es an Begleitung von Menschen, die erst seit Neuem ihr Leben mit Jesus leben. Neue Denominationen, die das Wohlstandsevangelium verkünden, schiessen wie Pilze aus dem Boden. Als GBEEG (Groupes Bibliques d’Elèves et Etudiants de Guinée – Bibel- gruppen für Schüler/innen und Studierende) wollen wir be- sonders junge Menschen in ihren Glaubensfragen beglei- ten, unterrichten und fördern. In Partnerschaft für die jungen Menschen Seit Beginn der GBEEG im Jahr 1994 existierte eine informel- le Partnerschaft mit der SAM: Mitarbeitende nahmen an den Aktivitäten der GBEEG teil, beteten dafür, unterstützten sie finanziell, begleiteten lokale Bibelgruppen oder engagier- ten sich als Redner in einer GBEEG-Freizeit. Ihrerseits genos- sen sie Weiterbildungen und waren Teil der Gemeinschaft. Im Jahr 2000 heirateten ein Mitarbeiter der GBEEG und eine SAM-Mitarbeiterin, was die guten Kontakte zwischen den beiden Organisationen weiter verstärkte. Aktive Mitglieder der GBEEG wurden Mitarbeitende der SAM, beispielsweise der ehemalige Generalsekretär der GBEEG, Edmond Nora- mou, der in der Augenklinik Bartimée in Conakry arbeitet oder Jean Zaoro, der sich im ProAGRO in Kissidougou en- gagiert. 2013 wurde die gewachsene Partnerschaft institutionali- siert. Es werden nun einige spezifische Projekte definiert, damit Jugendliche in ihrem Glauben gestärkt werden und Gottes Reich in Guinea wächst.

„Gott sei Dank!“, „Wenn Gott will …“ – in Guinea spre- chen alle von Gott – als Schöpfer der Erde und des Him- mels. Rund 85% der Bevölkerung sind Muslime, etwa 10% Animisten und 5% Christen (3,5% Katholiken, 1% Evangelische, der Rest sind kleine Gruppierungen). In Guinea gibt es noch nicht viele Menschen, die von Jesus Christus völlig verändert sind und ihr Leben mit ihm gestalten. Im Alltag ist es der Animismus, der das Denken und Leben von fast allen Guineerinnen und Guineern bestimmt. Der Islam und der Animismus sind stark vermischt, ein sogenannter Volksislam. Zauber ist tief verankert Der Volksislam wirkt sich im Alltagsleben so aus, dass die Zauberei einen starken Einfluss hat: Wenn man beispiels- weise ein gesundheitliches Problem hat, geht man zum Zauberer („Marabout“). Er wird wissen, wie die schlechten Geister vertrieben oder vernichtet werden können, sodass das Schlechte verschwindet und Heilung Einzug hält. Vor einer Prüfung kann der Zauberer den Kugelschreiber so „behandeln“, dass letzterer gute Antworten schreibt. Der Zauberer weiss auch, was man tun muss, damit man Ar- beit findet oder eine Beförderung erhält. Oder ein Amulett (Ring, Armband, Halskette etc.) schützt vor bösen Geistern oder bringt den erwünschten Erfolg. Sogar in den Kirchen sieht man noch Amulette, vor allem an kleinen Kindern, aber auch Verantwortungsträger zählen teilweise auf sie. Dieses Denken ist tief in den Menschen verankert, auch wenn sie sich einer christlichen Kirche anschliessen. Bei- spielsweise wird vor der Prüfung zwar gefastet und gebe- tet, doch schliesslich wird von vielen geschummelt, wie es die meisten anderen auch tun. Oder man geht zur Kirche, betet, singt, engagiert sich, aber im alltäglichen Leben greift man auf die Tradition und korruptes Verhalten zu- rück, weil das„funktioniert“. 6

David Foromo GUILAVOGUI: Generalsekretär der GBEEG, Kankan

VORBILDER

MULTIPLIZIERENsich

Pro TIM 2-2-2 Kissidougou In einem kleinen Buschdörfchen nord-östlich von Kissidougou befindet sich eine kleine EPEG Kirche (Evangelische Kirche Guineas). Ein Pastor verrichtet hier seit Jahren seinen Dienst. Am Sonntag besucht eine Handvoll Christen den Gottesdienst. Die Kollekte beträgt vielleicht gerade einmal 5000 guineische Franken. Das ist umgerechnet knapp ein Schwei- zerfranken und reicht für zwei Mahlzeiten. Es ist alles, was der Pastor für seine Arbeit erhält. Den Lebensunterhalt selber erwirtschaften Auf diese Weise arbeiten eine ganze Reihe EPEG-Pastoren und -Missionare. Sie können kaum auf fi- nanzielle Unterstützung durch den Kirchenverband zählen. Doch sind genau diese kleinen Kirchen enormwichtig, tragen sie doch die gute Nachricht in verschiedene Teile des Landes. Wir wollen alles daran setzen, diesen mutigen Pastoren, die oft auf einsamem Posten arbeiten, einen Lebensunter- halt zu ermöglichen. Seit kurzem bietet das Bibelinstitut in Télékoro deshalb einen kombinierten Lehrgang an. Dabei erlernen die Studierenden nicht nur die Arbeit eines Pastors und Missionars, sondern auch ein Handwerk: als Schreiner, Mechaniker oder Landwirt. In diesem Bereich sind wir als ProTIM 2-2-2 –Team von Kissidougou involviert und arbeiten eng mit den Dozierenden der Schule zusammen. Der theologische und missiologische Bereich ist jedoch vollständig in einheimischen Händen. Das Gelernte weitergeben Um an dieser kombinierten Ausbildung teilzunehmen, ziehen die Studenten mit ihren Familien für drei Jahre in das Studentendorf Télékoro. Morgens findet jeweils der theologische und missiologi- sche Unterricht statt, am Nachmittag die praktische Ausbildung. Einzelne Frauen beherrschen das Französisch ausreichend, um am Unterricht teilzunehmen. Die übrigen nehmen am Alphabetisie- rungsprogramm teil. Die Frauen werden im Bereich Handarbeiten ausgebildet. Das Ziel ist es, dass die Studierenden das Gelernte an ihrem späteren Arbeitsort weitergeben, um anderen ebenfalls das Überleben zu erleichtern. So wird die Vision von ProTIM 2-2-2 Wirklichkeit: Treue Mitarbeitende werden ausgebildet, welche wiederum andere ausbilden. Pro TIM 2-2-2 Conakry Hinter demNamen ProTIM 2-2-2 steckt die Idee, Mitarbeitende auszubilden, die ihrerseits wie- der andere ausbilden. Dieses Konzept wird seit Jahren in Kissidougou umgesetzt. 2013 kam der Gedanke auf, eine ähnliche Arbeit auch in der Hauptstadt Conakry aufzubauen. Mit zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohner lebt ein Fünftel der Gesamtbevölkerung Guineas da! Keine leichte Suche In der ersten Phase suchten wir in Europa Mitarbeitende für die Bereiche „Kinder“, „Jugend“, „Ehe- paare“, „Coaching von Pastoren/Unterricht an den Bibelschulen“ und „Coaching von Buchhaltern“. Leider hatten wir bisher noch keinen Erfolg bei der Personalsuche. Da uns die Arbeit aber sehr am Herzen liegt, sind wir nun dran, einheimische Mitarbeitende auszubilden, damit sie in diesen Berei- chen arbeiten können. Zwei angehende Pastoren liessen sich im Senegal in einem dreimonatigen Kurs für die Arbeit mit Kindern schulen. Der Sohn unseres Chauffeurs steigt eventuell im Bereich „Jugendarbeit“ ein. Zudem unterstützen wir zwei einheimische Pastoren, die unter Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden arbeiten. In diesen Bereichen hat sich eine Zusammenarbeit mit der guineischen Studierendenarbeit (GBEEG) als Partner sehr bewährt. Trotzdem suchen wir auch in Europa weiter. Gerade für die Administration brauchen wir dringend Er- satz und imBereich„Coaching für Pastoren/Unterricht an Bibelschulen“ wäre die Unterstützung durch eine Person mit einem soliden theologischen Hintergrund sehr bereichernd. Wir beten weiter … Christoph KUHN: Mitarbeiter im ProTIM 2-2-2 , Kissidougou

Daniel JAKOB: Mitarbeiter in Conakry

Damit KINDER un J fürs LEB

Pro TIM 2-2-2 Kissidougou

„Bring einem Kind am Anfang seines Lebens gute Gewohnheiten bei, es wird sie auch im Alter nicht vergessen.“ (Sprüche 22,6) Die CEEG (Koordina- tionsstelle für die Arbeit mit Kindern) engagiert sich dafür, dass Kinder altersgerecht erfahren, dass Gott sich für sie interessiert. Das dafür zu- ständige nationale Koordinationsteam evaluiert Aktivitäten und sucht Lösungen, wenn es Schwie- rigkeiten gibt. Begleitet wird dieses Team von ei- Das Ausbilden von Personen, welche Leitungsfähig- keiten haben und Sonntagsschulen oder Kinder- klubs mitgestalten wollen, ist eine zentrale Aufgabe. Wir pflegen eine gute Zusammenarbeit mit verschie- denen anderen Einrichtungen, welche ebenfalls unter Kindern arbeiten. Dadurch geniessen wir bei- spielsweise die soliden Aus- und Weiterbildungen oder hilfreiches Unterrichtsmaterial der Partnerorga- nisationen. Wir unternehmen Reisen in verschiedenen Präfektu- ren und Regionen, um Verantwortliche in der Vision zu stärken, in ihrer lokalen Kirche eine Sonntags- schule zu gründen. Dafür müssen sie reife, geeignete Erwachsene suchen, welche die Kinderprogramme gestalten können. Prägende Erlebnisse dank Kinderfreizei- ten Während den Ferien organisieren wir Bibelcamps an verschiedenen Orten. Das Lagerleben fördert Freundschaften unter den Kindern und durch die Programme lernen die jungen Menschen wertvolle Inhalte aus der Bibel, welche sie ihr Leben lang be- gleiten. Ohne Schulbildung und doch engagiert! Eine Herausforderung ist, dass nicht alle in der Sonn- tagsschule Engagierten lesen und schreiben können. Nun haben wir aber Bilderbibeln erhalten, welchen Aufzeichnungen der jeweiligen Geschichten in ver- schiedenen lokalen Sprachen beiliegen. Die Betreu- ungspersonen können sich die Geschichten anhören und dann den Kindern erzählen. nem Beratungskomitee. Freiwillige stärken

Die Literaturarbeit der guineischen Allianz (AEMEG) hat die Vision, den Menschen Bibeln und wertvolle Literatur zugänglich zu machen. Dies hilft den Kirchen und Chris- ten hier, um selber im Glauben zu wachsen, aber auch um Menschen auf Jesus aufmerksam zu machen. Ein weiteres Ziel ist es, durch Bücher und Broschüren Lebenshilfen zu spezifischen Themen (z.B. Familie, Finanzen, Gebet usw.) anzubieten – unabhängig davon, welcher Religion jemand angehört. Nach der Bibel ist das meistverkaufte Buch jenes über „Jesus und Mohammed“. Verschiedenste Leute inter- essieren sich für das Thema. Die Arbeit erfordert eine gute Koordination Die AEMEG hat ein eigenes Departement für die Literaturarbeit mit neun Verantwortlichen. Florence Dubath war bis Sommer 2015 die Koordinatorin der Arbeit. Koly Pierre Guilavogui ist der Buchhalter, der die zwei AEMEG-Buchhandlungen führt. Er tä- tigt auch die Einkäufe der Bücher und Bibeln – bisher gemein- sam mit Florence – und entwickelt die Arbeit im Landesinnern durch Kontakte zu Kirchen weiter. Zwei Buchhandlungen im Landesinnern werden regelmässig mit Verkaufsprodukten be- liefert. Jährlich wird eine grosse Buchbestellung in der Schweiz ge- macht, welche dann per Container nach Guinea geliefert wird. Weitere Bücher werden bei der guineischen Bibelgesellschaft oder bei Lieferanten in Frankreich sowie der Elfenbeinküste ein- gekauft. Veränderungen in der Literaturarbeit Weil ich im Sommer 2015 pensioniert wurde und in die Schweiz zurückkehrte, hat Koly Pierre Guilavogui die Aufgaben von mir übernommen. Weiterhin biete ich von der Schweiz aus Unter- stützung und, wenn es mir möglich ist, auch durch Besuche in Guinea. Die Mitglieder des Literaturdepartementes unterstüt- zen die Arbeit. LITERATURARBEIT in Conakry

Florence DUBATH: begleitet die Literaturarbeit (aus der Schweiz)

Pastor Simon Pierre LAMAH: Koordinator der Arbeit mit Kindern

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GENDLICHE N lernen Pro ESPOIR Jungschar bedeutet hier an jedem Wochenende ein Gruppenerlebnis in Uniform. In den Kindern wird das Interesse für guteWerte und die Liebe zu Gott geweckt – ihnen wird sinnvolle Freizeitbeschäftigung aufge- zeigt. Identität von jungen Menschen stärken Teenager und Jugendliche planen, organisieren und leiten ihre Treffen. Was geschieht da? • Sie werden für lebensfördernde Werte gewonnen. • Mädchen wird die kostbare Einmaligkeit ihres Körpers bewusst gemacht – sie werden in ihrer Identität ge- stärkt, um sie in ihrer fragilen Situation vor Ausnut- zung und Missbrauch zu schützen. • Jugendlichen wird die Relevanz der Bibel verständlich und Gottes Wirken in ihrem Alltag sichtbar gemacht (sogenannte Trio-Treffen). • Teenager werden begleitet und im Treffen von guten Entscheidungen gefördert. • Ein verantwortungsvoller Lebensstil sowie Leiterin- nen und Leiter wachsen heran. Lernen, gute Entscheidungen zu treffen Moïse, 18-jährig, seit rund vier Jahren mit dabei, berich- tet:„Durch die Teenagertreffen, die Trio-Sitzungen und die persönliche Begleitung habe ich Neues entdeckt! Zuerst einmal lernte ich Gottes Wort kennen. Das hat sich posi- tiv auf mein Verhalten und meinen Lebenswandel ausge- wirkt. Ich lernte gute Entscheidungen zu treffen, zum Bei- spiel in meinem Umgang in der Familie und mit meinen Freunden. Da entdeckte ich einige Prinzipien im Buch der Sprüche. Ich wurde ermutigt, habe mehr Selbstvertrauen gewonnen und lernte zu kommunizieren. Ja, auch Gottes gute Nachricht weiss ich nun besser weiterzugeben. Wenn ich heute in der Schule, in der Jungschar oder in der Teen- agerarbeit vor einer grossen Gruppe stehe, habe ich keine Angst mehr, weil ich reden und leiten gelernt habe.“ Junge Menschen: Zukunftshoffnung Vom ProESPOIR-Team sind drei Personen involviert: Dru- silla Leuenberger in der Sonntagschulleitung, Gideon Büchli in der Jungschararbeit und Rahel Strahm mit den Teenagertreffen. Es geht dabei meist um die persönliche Begleitung von Leiterinnen und Leitern der jeweiligen Gruppen, sowie um die Entwicklung der nationalen Struk- turen in der Jungschararbeit. In Kinder und Jugendliche zu investieren, ist eine Aufgabe voller Zukunftshoffnung!

Rahel STRAHM: Mitarbeiterin von ProESPOIR, Macenta

MedizinischeArbeit und Prävention...

Guinea ist eines der unterentwickeltsten Länder der Welt. Auf dem UNO-Entwicklungsindex war Guinea im Jahr 2014 auf Rang 179 von 187 Ländern (zum Vergleich: die Schweiz befindet sich auf Rang 3). Die Lebenserwartung beträgt nur gerade 56 Jahre (Schweiz: 83 Jahre). Die häufigsten Todesursachen sind typisch für arme Länder: Malaria, Atemwegsin- fekte, Durchfallerkrankungen (diese drei vor allem bei Kindern), HIV/AIDS und Tuberkulose – alsomehr- heitlich Krankheiten, welche vorbeugbar und be- handelbar wären. Ungenügendes Gesundheitswesen Ein wichtiger Faktor ist das völlig ungenügende Gesund- heitswesen. Auffällig ist, dass dies nicht nur die Basis be- trifft – auch eher privilegierte Personen leiden darunter. Im Januar 2013 erkrankte die Chefin der regionalen Tu- berkulose/Lepra-Arbeit, eine Ärztin, die schon lange mit der SAM zusammenarbeitete und sehr geschätzt wurde. Sie war keine arme Frau, trotzdem verzögerte sich die Behandlung und sie verstarb kurz darauf ohne Diagno- se. Die Ebola-Epidemie, welche Guinea seit Anfang 2014 heimsucht, ist ein weiteres Beispiel für die strukturelle Schwäche des Gesundheitswesens – die Menschen ge- hen lieber zu traditionellen Heilern als in weit entfernte, oft schlecht ausgerüstete Spitäler mit unmotiviertem Personal. Was tut die SAM? Als SAM engagieren wir uns langfristig für eine besse- re Gesundheitsversorgung auf verschiedenen komple- mentären Ebenen. Wir bieten selber Abklärungen und Behandlungen an, vorwiegend im Centre Médical in Macenta; wir arbeiten mit den Gesundheitsbehörden zusammen als Beitrag zur Stärkung des Gesundheits- systems; und wir sind sowohl in der Prävention (Vorbeu- gung) als auch in der Rehabilitation (Nach-Behandlung) aktiv. Dabei fokussieren wir uns auf Krankheiten, wel- che besonders stigmatisierend sind sowie langwierig und komplex in der Behandlung, hauptsächlich Lepra, Tuberkulose und HIV/AIDS. Es ist ein Privileg, diesen an den Rand der Gesellschaft Gedrängten die Liebe Gottes praktisch zeigen und ihnen dienen zu können. GESUNDHEIT ist kostbar

Dr. David LEUENBERGER: Mitarbeiter im ProESPOIR, Macenta

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Menschen mit VERBRENNUNGEN

HOFFNUNG für

Action VIVRE Télimélé "Bei Verbrennungen, die grösser als eine Handfläche sind, sollten Sie zum Arzt gehen." Solche Rat- schläge liest man zwar in Erste-Hilfe-Büchern, allerdings nützen sie den Menschen in Guinea nur we- nig. Erstens haben hier viele Familien nicht die notwendigen Finanzen, um den Arztbesuch zu bezahlen. Zweitens ist sogar das regionale Spital in Télimélé nicht genug ausgerüstet, um Verbrennungen zu behandeln. Drittens versuchen viele erst mal eine traditionelle Behandlung: abgewaschene Koranverse auftragen, Motorenöl oder Zahnpasta draufschmieren oder ein Hasenfell um die betroffene Stelle wickeln. Inzwischen entscheiden sich aber einige, die „Porto“ (= weisse Frau) aufzusuchen. Meistens sind die Betroffenen Kinder, die sich am Koch- feuer, am heissen Wasser oder an einer Sauce verbrannt haben. Mittlerweile habe ich schon Verbrennungen behandelt, die mehr als 50% der Körperoberfläche ausmachten! Die Dankbarkeit ist gross! Dieser Dienst am Nächsten hat sich ergeben. Als wir noch in der Sprachlern-Phase waren, hörte ich von ei- ner Frau, die schwere Verbrennungen erlitten hatte. Eins führte zum anderen und eine befreundete Kran- kenschwester erklärte mir, wie man solche Verletzungen behandelt. Nun hat es sich herumgesprochen, und wir sind inzwischen gut eingerichtet und haben während der Jahre viele Erfahrungen gesammelt. So ist zum Beispiel der Kontakt zu unserem jetzigen Wächter entstanden, dessen Tochter sich am Arm verbrannt hatte. Heute assistiert er mir nicht nur bei den Behandlungen, er kann sie auch selbständig durchführen. Die Familien sind sehr dankbar für diese Arbeit und es sind bereits viele gute Kontakte entstanden.

Sandra TOGGENBURGER: Mitarbeiterin im ActionVIVRE, Télimélé

„PUBLIC-PRIVATE-Partnership" MedizinischeArbeit und Prävention...

Pro ESPOIR „Ich habe keinen Anwalt. Gott ist mein Anwalt“, so stellte sich Layé, eine von Lepra schwer gezeichnete Frau, beim Gericht in Kankan vor. Sie klagte dort das Recht auf ein Stück Land ein, welches sie von ihrem Vater geerbt hatte und das ihr von der Familie streitig gemacht wurde. Unermüdlich kämpfte sie während Wochen für ihr Recht, das ihr end- lich auch zugesprochen wurde. Sie widerstand dann aber dem Druck, durch eine Bezahlung nachzuhelfen, um die nötigen Papiere zu erhalten. Noch ist das letzteWort nicht gespro- chen, aber Layé hält tapfer durch. Wir kennen Layé seit vielen Jah- ren als Patientin im Centre Médical (CM). Sie gehört aber auch zu den Klientinnen des Lepra-Rehabilitati- onsprojekts und ist Präsidentin der Vereinigung ehemaliger Leprapati- enten der Waldregion. Layé ist ein ermutigendes Beispiel für das, was Gott durch das Projekt ProESPOIR getan hat. Begonnen hat alles im Jahr 1981. Ein prägendes Jahr: 1981 * Es ist rund 40 Jahre her, seit die ers- ten Antibiotika entdeckt wurden. Zum ersten Mal in der jahrhundertelangen Geschichte von Lepra und Tuberkulose (TB) gibt es wirksame Mittel zu deren Behandlung. * Damals war die SAM auf der Suche nach einem neuen Arbeitsfeld in Afrika. Durch den ehemaligen Angola-Mitar- beiter Rodolphe Bréchet entstand ein Kontakt zu Guinea. Seit 1958 regierte dort Ahmed SékouTouré. Missionsarbeit war verboten. Die SAM wurde jedoch eingeladen, in der entlegenen Waldre- gion eine heruntergekommene Station für Leprakranke wieder aufzubauen und damit ein Pilotprojekt zur Bekämpfung von Lepra und TB zu initiieren. AnWeih- nachten 1981 trafen die ersten Mitarbei- tenden der SAM in Macenta ein. In den folgenden Jahren entstand mit dem CM ein spezialisiertes Spital.

* Eine bisher unbekannte Krankheit wurde erstmals beschrieben: AIDS. In- nert weniger Jahre wurde daraus eine Pandemie, die vor allem Afrika traf. Betroffene Personen litten an vielen Krankheiten, unter anderem auch an TB, und starben innert weniger Jahre. Heute: 100 Betten und 16‘000 Patientenkontakte jährlich Heute kümmert sich ProESPOIR vor allem um die drei Krankheiten HIV/ AIDS, TB und Lepra. Die mehrmona- tige, beziehungsweise lebenslange Therapie (bei HIV/AIDS) muss den Pa- tienten gratis abgegeben werden. Um dies zu ermöglichen, arbeitet die SAM mit verschiedenen Partnern zusam- men, allen voran dem guineischen Ge- sundheitsministerium. Diese „Public- Private-Partnership (öffentlich-private Partnerschaft)“ hat sich bewährt. Dazu unterstützen internationale Organi- sationen die Arbeit. Das CM hat heute knapp 100 Betten und 16‘000 Patien- tenkontakte pro Jahr. Die Leitung des Spitals ist seit November 2014 ganz in einheimischen Händen. Von den rund 80 einheimischen ProESPOIR-Mitarbei- tenden arbeiten knapp 60 im CM, die übrigen in den Bereichen HIV-Präven- tion, Lepra-Rehabilitation, Fahrzeug- und Gebäudeunterhalt. Die Mission, die Afrikanerin- nen und Afrikaner liebt 2014 sorgte die weltweit grösste Ebola- Epidemie in Westafrika für Schlagzei- len. Die SAM-Mitarbeitenden blieben im Land und führten die Arbeit weiter. Gott schenkte Bewahrung und täglich die nötige Energie. Zusammen mit der einheimischen Kirche setzten sie sich für die Aufklärung der Bevölkerung ein, welche durch Gerüchte und Fehl- informationen verunsichert war. Dabei kam einmal mehr zum Ausdruck, was „Mission Philafricaine“ (Name der SAM in Guinea) heisst: „Die Mission, die Afri- kanerinnen und Afrikaner liebt“.

Dr. Stefan STRAHM: Projektleiter von ProESPOIR, Macenta

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Rund 60% der guineischen Bevölkerung ist unter 24 Jahre alt (CIAWorld Factbook). Da die Geburtenrate sehr hoch ist, steigt auch die Nachfrage nach Bildungsangebo- ten stetig. Der Ist-Zustand – trotz Unterstützung durch den privaten Bildungssek- tor, der rund 20% der benötigten Schulangebote abdeckt – ist jedoch weit davon entfernt, der Nachfrage in Sachen Bildung nachzukommen. Trotz den Bemühungen der Regierung, in Zusammenarbeit mit Entwicklungspartnern und dem privaten Bildungssektor, schätzt man, dass nur 82,9% der Kinder im schulpflichtigen Alter die erste Klasse besuchen. Nur 75,5%der Mädchen, imGegensatz zu 90,2%der Kna- ben, werden zur Schule geschickt. Häufiger Rückfall in den Analphabetismus Das guineische Gesetz sieht vor, das Kind bis zum 16. Altersjahr im Bildungssystem zu behalten. Damit ist hier jedoch erst die Grundbildung, also die Primarschule, abgeschlos- sen. Es ist erwiesen, dass der Teenager, obwohl er lesen, schreiben und rechnen kann, rasch wieder in den Analphabetismus fallen kann, wenn er in dieser Zeit den Schulbesuch abbricht. In der guineischen Gesellschaft mangelt es nicht an Beispielen dafür. Um die- se Situation zu korrigieren, hat das Bildungsministerium begonnen, Möglichkeiten einer Nachprimar-Ausbildung im handwerklichen Bereich in Betracht zu ziehen. Die Resultate sind jedoch noch nicht überzeugend. Ausserdem wird eine Bildungsreform in Betracht gezogen. Diese sieht die Erweiterung der Grundbildung bis zum Abschluss der Sekundarschule vor. So würde die obligatori- sche Schulzeit bis zur 10. Klasse erweitert werden. Hochschule vs. Berufsbildung? Die zehn Schuljahre sind auch das Niveau, welches die jungen Leute brauchen, um eine Berufsausbildung in Angriff nehmen zu können. Das Ungleichgewicht zwischen dem grossen Bedarf des Arbeitsmarktes an Fachkräften und der Anzahl der Ausgebildeten gilt es zu korrigieren. Doch ist das Ministerium für Berufsbildung jenes, welches vom gesam- ten Bildungssystem am wenigsten Finanzen erhält. Seit 1999 ist der Anteil des Budgets von 11% auf 3,29% gesunken. Dieser deutliche Rückgang hat verschiedene Gründe, un- ter anderem das mangelnde Interesse der jungen Leute an einer Berufsausbildung. In der guineischen Bildungsstruktur werden sie mehr und mehr darauf getrimmt, dass die höhere Bildung das Ziel sei. Diese Veränderung geschieht vorwiegend auf Kosten von handwerklichen und praktischen Berufen, welche aber einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des Landes haben. Das Ergebnis ist, dass es nicht mehr genügend qua- lifizierte Arbeitskräfte hat, jedoch einen Überschuss an höherem Kader. Dies ist auch der Grund für die wachsende Arbeitslosenquote unter jungen Hochschulabsolventen. Lehrpersonen ganzheitlich ausbilden Wir als christliches Ausbildungszentrum für Lehrpersonen erkennen, dass die Pädagogik eine Methode ist, Wissen wie auch Lebenskompetenz weiterzugeben. Wir möchten des- halb Lehrpersonen ausbilden, die einerseits ihren Schülerinnen und Schüler den Schul- stoff vermitteln können, sich aber gleichzeitig für das ganzheitliche Wohlbefinden der Kinder und Teenager interessieren: geistig, physisch, psychisch und geistlich. Das Programm, welches auf einem staatlichen Ausbildungsprogramm basiert, nimmt die Bibel als Grundlage für Werte und Lebenskompetenz. So kann die Vision einer Welt, die Gott im Zentrum hat, in alle Bereiche einfliessen. BILDUNG- einSchlüssel zur ARMUTSBEKÄMPFUNG Grund - und Berufsbildung...

Dr. Samuel KAMANO: Präsident der EPEG

Grund - und Berufsbildung...

Pro TIM 2-2-2 Kissidougou „Marie ist wirklich intelligent: Sie ist erst in der siebten Klasse und kann bereits ein bisschen lesen!“ Dass die Kinder in der Schule vorwiegend auswendig lernen, ist sicherlich einer der Faktoren, weshalb die Alpha- betisierungsrate in Guinea laut UNICEF lediglich bei 25,3% liegt. Viele Kinder, besonders Mädchen, verlas- sen die Schule bereits nach der sechsten Klasse – noch bevor sie überhaupt Zeit gehabt hätten, lesen zu ler- nen. Dazu kommt, dass hier das Interesse für Literatur grundsätzlich gering ist. Die Alphabetisierungsarbeit hat in Guinea also vollste Berechtigung! Die Kirche sieht das Bedürfnis Die guineische Kirche sucht danach, wie sie in dieser An- gelegenheit eine Rolle spielen kann, aber das Problem sind immer wieder fehlende Finanzen und zu wenige Frei- willige. Die Freiwilligenarbeit ist in der guineischen Kultur noch nicht verankert, was meiner Meinung nach jedoch ein wichtiger Schlüssel für die Entwicklung ist. Die letzten Jahre haben wir verschiedene Komitees ge- gründet, welche die Hauptsprachen der Waldregion Guineas vertreten. Sie haben das nötige Wissen, um ihre eigenen Projekte zu gründen. Dieser Aufwand lohnt sich: Wenn jemand es schafft, eine ganze Seite ohne Hilfe zu lesen, wenn die Person in der Kirche oder dem Dorf dank ihrer neuen Kenntnisse plötzlich etwas zählt, wenn sie ihre Kinder lehren kann, was sie selber gelernt hat, dann rücken die investierten Stunden in den Hintergrund. Einheimische Verantwortliche Ich bin in diesem Sommer in die Schweiz zurückgekehrt und keine ausländische Fachkraft hat die Arbeit von mir übernommen. Die Guineer, in erster Linie mein Kollege, Pastor Jean Faya Millimouno, führen die Alphabetisie- rungsarbeit selber weiter. Die finanziellen Sorgen blei- ben – mögen sie Nährboden für neue Ideen sein, wie die Arbeit für diejenigen Menschen in Guinea weitergehen kann, die noch nicht das Privileg hatten, lesen zu lernen! NOTSTAND Al phabe t i s i e r ung

Madeleine DERIAZ: bis Sommer 2015 Mitarbeiterin im ProTIM 2-2-2 , Kissidougou

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Team Conakry Als wir im Herbst 2011 in Conakry ankamen und mit der Arbeit in der Administration und imGästehaus begannen, wünschte ich mir mehr Kontakte direkt mit den Einheimi- schen. Gleichzeitig beklagte sich Marie, unsere Haushalts- hilfe, dass in den 15 Jahren, in denen sie nun bei den Eu- ropäern arbeitete, ihr noch niemand Lesen und Schreiben beigebracht habe. Einige Anfänge wurden aus verschie- denen Gründen wieder abgebrochen. Da ich selber viele Jahre lang unterrichtet habe, war für mich die Herausfor- derung gegeben. Der Unterricht beginnt! Ich startetemit einer Gruppe von sechs Frauen. Bald stellte sich heraus, dass es eifrigere und auch weniger lernwillige ‚Schülerinnen‘ in der Gruppe hatte. Gleichzeitig wurde ich von Anfragen überhäuft. Schliesslich stellte ich drei Lern- gruppen zusammen, mit total 12 Personen im Alter zwi- schen 15 und etwa 45 Jahren. Nun unterrichte ich jeden Dienstag- und Donnerstagnachmittag. Ich bin begeistert! Erfolgserlebnisse motivieren Die ersten zwei Frauen, unter ihnen ist auch Marie, kön- nen nun selbständig die Bibel lesen, SMS schreiben und die Einkaufsliste für den Markt erstellen. In einer der Grup- pen hat es auch zwei Männer. Alseny ist besonders eif- rig. Er schreibt die Unterrichts- und Bibeltexte, die ich als Hausaufgabe zum Lesen mitgebe, gleich drei- bis fünfmal ab. So lernt er nicht nur lesen, sondern auch schreiben. Jede Woche habe ich Anfragen von Personen, die ins Pro- gramm einsteigen möchten. Da ich nächstes Jahr in die Schweiz zurückkehre und die Nachfolge noch nicht gere- gelt ist, muss ich sie abweisen. Liessen sich dafür guinei- sche Freiwillige finden?

Marianne JAKOB: Mitarbeiterin in Conakry

Grund - und Berufsbildung...

Gute RAHMEN-

BEDINGUNGEN schaffen

Action VIVRE Gaoual Das Schulgelände, das in den ersten Jahren gross wirkte, ist nun, seit alle zehn Klassen geführt werden (seit 2013), gerade genügend: über 450 Schülerinnen und Schüler sorgen für Leben in der ActionVIVRE-Schule. Zehn Fest- angestellte sowie zehn Fachlehrpersonen unterrichten an der Schule. Jährlich schaffen jeweils nahezu alle Schü- lerinnen und Schüler (95 bis 100%) die staatlichen Über- trittprüfungen. Die Eltern sind deshalb bereit, für ihre Kinder das Schulgeld zu bezahlen. Bei der Einschreibung in die 1. Klasse müssen jeweils viele Kinder abgewiesen werden. Ein solides Umfeld Die öffentlichen Schulen sind dagegen in desolatem Zu- stand: Nur 25 bis 40% der Schülerinnen und Schüler schaf- fen die staatlichen Examen, es fehlt an Schulmaterial sowie an Lehrpersonen. Letztere erscheinen auch nicht immer zum Unterricht – manchmal aufgrund von fehlenden Lohnzah- lungen. An der AV-Schule sind die Rahmenbedingungen besser: Inf- rastruktur und Material sind vorhanden; die Lehrepersonen kommen pünktlich zur Arbeit; Kindern, die in der Schule feh- len, wird nachgegangen. Die Gewinnung von verlässlichen, qualifizierten Lehrpersonen, die bereit sind, nach Gaoual zu kommen, ist eine Herausforderung für die AV-Schule. Seit Gründung der Schule ist das Tagesgeschäft in den Hän-

den Einheimischer. Die SAM-Mitarbeitenden engagieren sich punktuell beim Unterrichten, führen Weiterbildungen durch und coachen den Direktor sowie den Buchhalter. Die Zusammenarbeit mit der Partnerschule Emmaüs Enta in Co- nakry wurde verstärkt. Ziele werden gemeinsam vereinbart, das interne Reglement sowie die Anstellungsverträge wer- den von ihnen und uns unterzeichnet. Nachhilfeunterricht wird geschätzt Bereits vor der Eröffnung der AV-Schule bot Daniela Seitz Nachhilfeunterricht an. Willkommen sind Kinder von der öf- fentlichen wie von der AV-Schule. Dieses Angebot wird von den Kindern sehr geschätzt. Sie bekommen häufig nur mi- nimale Unterstützung, da viele der Eltern bildungsfern sind und/oder die Wichtigkeit der Schulbildung verkennen. So sind beispielsweise die Väter selten zuhause und die wenigs- ten Mütter können lesen. Das Angebot für die Kleinen Elian Meier startete 2014 einen Kindergarten in ihremWohn- quartier. So werden zwanzig Kinder gefördert und auf die Schule vorbereitet. Die Kleinen haben meist das erste Mal ein Buch, einen Schreiber oder eine Kreide in der Hand und lernen, im Kreis zu sitzen und zuzuhören. Die Zusammenar- beit mit dem einheimischen Mitarbeiter ist spannend und für beide Seiten ein Gewinn.

Matthias RYCHEN: Projektleiter ActionVIVRE Gaoual

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Action VIVRE Télimélé

und wissen, dass Gott positiv über sie denkt. Sie sollen verstehen, wie ein Leben in versöhn- ten Beziehungen zu ihren Mitmenschen und zu Gott möglich ist. Pro Schuljahr schreiben sich jeweils bis zu 80 Jugendliche im Studienzent- rum ein. Viele kommen seit Jahren regelmässig, wodurch gute Beziehungen entstanden sind. Die Kleinen werden gefördert In ganz Télimélé gibt es gerade mal zwei offi- zielle Kindergärten (zum Vergleich: 12 Primar- schulen). Deshalb haben wir einen kleinen Kindergarten gestartet, in welchem die Klei- nen Französisch, logisches Denken sowie das Spielen in der Gruppe lernen. Zudem werden sie in ihren motorischen Fähigkeiten gefördert, hören Geschichten, bekommen viel Aufmerk- samkeit und werden mit Geduld und Liebe behandelt. Dadurch sollen sie einen positiven Selbstwert entwickeln und optimal auf den Schuleintritt vorbereitet werden. Weder das Studienzentrum noch der Kin- dergarten könnten in dieser Form betrieben werden, würden wir nicht in jedem Schuljahr tatkräftige Unterstützung von jungen Erwach- senen im Rahmen eines Kurzzeiteinsatzes er- halten. Herzlichen Dank an dieser Stelle an alle ehemaligen sowie zukünftigen Kurzzeiterin- nen und Kurzzeiter!

Rund die Hälfte aller in Guinea lebenden Menschen ist unter 15 Jahre alt. Alleine die- se Kennzahl macht deutlich, dass die Zukunft dieses sehr armen Landes in der jungen Ge- neration steckt. Wer zu einer positiven Ent- wicklung beitragen möchte, kommt nicht da- rum herum, in die Kinder und Jugendlichen zu investieren. Aus diesemGrund engagieren wir uns in Télimélé mit viel Herzblut im Studi- enzentrum und im Kindergarten. Leider ist der durchschnittliche Bildungsstand eines Schulabgängers in Télimélé erschreckend tief. Aus diesem Grund bieten wir in unserem Studienzentrum den Jugendlichen ein schuler- gänzendes Bildungsangebot. In mehreren Kur- sen eignen sich die jungenMenschen Informatik- und Englischkenntnisse an. Daneben erhalten sie Hausaufgabenhilfe und Zugang zu Wissen – sei dies durch die Bibliothek, durch das offline- Wikipedia oder durch zahlreiche Lehr- und Bi- belfilme. Unser Ziel ist es, die Jugendlichen beim schulischen Lernen zu begleiten, zu fördern und sie zu selbständigem Denken anzuregen. Wir sind überzeugt, dass dadurch ihre Chancen auf eine erfolgreiche schulische Laufbahn und spä- ter auf eine bezahlte Arbeit steigen. Zudem ist es uns ein grosses Anliegen, dass die jungen Men- schen auch ethische Grundwerte verinnerlichen Schulergänzendes Angebot für Jugendliche

Stefan RINGENBACH: Projektleiter von ActionVIVRE Télimélé

Grund - und Berufsbildung...

HANDWERKER ausbilden Action VIVRE Télimélé Schon seit der Gründung des SAM-Teams in Télimélé hatten wir den Traum, das bestehende, theoretisch ausgerichtete Studienzentrum durch ein Aus- bildungsangebot im praktischen Bereich zu ergänzen. Nach gründlicher Vorbereitung und der Bewältigung einiger bürokratischer Turbulenzen wurden wir zu stolzen Besitzern eines ansehnlichen Grundstücks im Zent- rum der Stadt. Viele Stunden Arbeit, manchen Schweisstropfen und einige Spendenfranken später stehen wir glücklich und dankbar vor zwei gut ein- gerichteten Werkstätten und einer elfköpfigen, vielversprechenden Lehr- lingsschar. Lokale Begebenheiten nutzen Unser Konzept ist eine dreijährige Ausbildung von jugendlichen Schulabgän- gern. Davon sind zwei Jahre Grundausbildung in allen gängigen Bauberufen, die bei uns gelernt werden können. Ein weiteres Jahr, das der Spezialisierung in einem vom Lehrling gewählten Metier dient, wird bei einem lokalen Lehrmeister absolviert. Nun beendete die erste Gruppe das erste Lehrjahr und wir schauen zurück auf eine sehr spannende und bereichernde Zeit. Die Lehrlinge machen in allen Bereichen gute Fortschritte. Unser Arbeitsalltag sieht vor, von Montag bis Donnerstag praktisch zu arbeiten. Natürlich streben wir eine wirtschaftlich relevante Ausbildung an. Deshalb be- mühen wir uns nicht nur um handwerklich herausfordernde, sondern auch fi- nanziell interessante Aufträge aus der Bevölkerung. So dürfen wir momentan für den Präfekten die gesamte Möblierung seines neuen Hauses herstellen.

Lebenskompetenzen und Versöhnung An jedem Freitag gibt es Theorieunter- richt. Zwei Stunden Fachkunde oder Mathematik und zwei Stunden soge- nannte „Compétences de vie“ (Lebens- kompetenzen). Dabei vermitteln wir grundlegende Themen wie Hygiene, Konfliktbewältigung, Lebensgestal- tung, erste Hilfe und anderes. Gerade diese Stunden sind wertvoll für das Erreichen eines unserer Hauptziele, nämlich den Menschen zu helfen, in versöhnten Verhältnissen mit sich sel- ber, zueinander und zu Gott leben zu können. So entstehen immer wieder gute Diskussionen im Arbeitsalltag, Fragen über Gott und die Welt, welche die Lehrlinge beschäftigen und die wir dann jeweils freitags ansprechen kön- nen.

Philippe TOGGENBURGER: Verantwortlicher Hand- werkerschule Télimélé

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Pro TIM 2-2-2 Kissidougou Ein guter Handwerker ist ein Garant für solide Arbeit. Unter widerlichsten Umständen wird er nicht nur überleben, son- dern sein Selbstwertgefühl steigt, was ihn Teil einer stabi- leren, friedenstiftenden Generation werden lässt. Wenn er Christ ist, wird seine ehrliche und gute Arbeit ein Zeugnis zur Ehre Gottes. Ausbildung für künftige Berufsschullehrer Aktuell unterrichten drei unserer „Lehrlinge“ (alle mit Universi- tätsabschluss) an der staatlichen Berufsschule in Kissidougou die Fächer Autotechnik, Physik und Elektrotechnik. Die Lektionen wer- den bei uns vorbereitet, teilweise hier gehalten und schliesslich gemeinsam verbessert. Der Direktor der Schule, der Präfekt und diverse andere Autoritä- ten in Kissidougou beobachten die Entwicklung mit Wohlwollen: Da wird etwas gemacht für die Jugend! Wir sind keine NGO, die Geschenke verteilt, sondern in die Bildung investiert, die niemand wegnehmen kann. Kurse an der staatlichen Berufsschule Hier kann Fredi aus demVollen schöpfen: Die rund 30 Männer und Frauen im dritten Lehrjahr an der staatlichen Berufsschule saugen das Wissen richtiggehend auf. Er ist (momentan noch) der einzi- ge Lehrer, der gedruckte Unterlagen abgibt, mit Modellen veran- schaulicht, in Gruppen arbeiten lässt, modernste (elektronische) Technik erklärt und teilweise repariert. Hier bräuchten wir Verstär- kung in Person eines Automechanikers! Besonders ermutigend ist, dass die morgendlichen Kurzandach- ten geschätzt werden. Fredi konnte schon dutzende Bibeln wei- tergeben. Die Jungen suchen nach dem Sinn des Lebens – und der lässt sich finden! Ausbildung von angehenden Pastoren und trans- kulturellen Mitarbeitenden Jeden Freitag erleben die Studierenden an der Bibelschule Télé- koro, wie einfach es wäre, beispielsweise einen Töff zu reparieren oder eine Reisschälmaschine in Schwung zu halten – vorausge- setzt man versteht etwas davon. Diese Kurse möchten wir gerne ausbauen, aber wir sind dazu aus personellen Gründen noch nicht in der Lage. „Ateliers de Formation Professionelle“ Die Erweiterung der kleinen, dezentralisierten Berufsbildungszen- tren ist imGange. Aktuell sind zwei solcherWerkstätten imAufbau. Sie werden mit Anfragen von neuen Lehrlingen überhäuft. Die Be- gleitung der jungen Menschen in Glaubens- und Lebensfragen ist in diesem Konzept zentral.

Action VIVRE Gaoual Viele Jugendliche in Gaoual schaffen den Sprung ins Gymnasium nicht, lungern stattdessen auf den Strassen herum oder suchen in der nächsten Grossstadt nach dem grossen Glück. Um diesen Teenagern eine Alternative zu bieten, wurde das Berufsbildungszentrum (Centre de Formation Professionelle – CFP) in Gaoual ins Leben geru- fen. Es soll den jungen Menschen eine Perspek- tive für ihre Zukunft bieten und nach erfolgtem Abschluss ein Einkommen ermöglichen. So leis- ten sie ihren Beitrag zum Lebensunterhalt der Familien. Zudem soll das Ansehen von Handwer- kern und die Qualität ihrer Arbeit angehoben werden. Den Absolventen möchten wir Freude am Beruf vermitteln, damit sie durch ihre Art und Arbeit einen konstruktiven Beitrag zur Stärkung der Gesellschaft leisten können. Lehrgänge Mechanik und Bauhandwerk Soeben wurden die ersten Gebäude für den praxis- orientierten Unterricht fertig gestellt, so dass nun im Herbst mit den ersten Lehrgängen in den Bereichen Mechanik und Bauhandwerk angefangen werden kann. Weitere Ausbildungsgänge sollen bei Bedarf und Möglichkeit ins Programm aufgenommen wer- den. Zusätzlich sollen am CFP fachliche Vertiefungs- kurse stattfinden. Deren Bedarf und Durchführung wird fortlaufend eruiert und flexibel ins Programm aufgenommen. An den Kurstagen möchten wir ge- meinsam mit den besten Meistern aus Gaoual den Unterricht gestalten. Dabei sollen neben dem Fach- wissen auch Lebenskompetenzen gefördert werden. Gemeinsammit lokalen Lehrmeistern Um die Ausbildung am CFP antreten zu können, müssen die Lehrlinge bereits bei einem Lehrmeister angestellt sein. Die Lehrlinge kommen für den fach- technischen Unterricht ins CFP. In Extrakursen wer- den die Lücken beim Französisch und Rechnen ge- stopft. Das Ausbildungsmodell ist dual, ähnlich wie in der Schweiz. An den Tagen, an welchen kein Un- terricht stattfindet, besuchen die SAM-Mitarbeiten- den die Lehrlinge in ihren Betrieben. So sehen wir, ob Gelerntes angewendet wird und dient sowohl zur Vertiefung der Beziehungen wie auch als Informati- onsquelle, inwiefern weitere fachtechnische Ausbil- dung nötig ist.

Tobias VÖGELI: Mitarbeiter Handwerkerschule Gaoual

Fredi RAYMANN: Projektleiter ProTIM 2-2-2 , Kissidougou

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