JugendBarcamp: Leitfaden für offene Veranstaltungsformate

Der Leitfaden thematisiert eine besondere Form des Veranstaltungsformates Barcamp: Barcamps für Jugendliche und mit Jugendlichen.

Jugend Barcamp

Leitfaden für ein offenes Veranstaltungsformat

Diese Broschüre ist ein Leitfaden zur Planung, Organisation und Durchführung von Jugendbarcamps, herausgegeben von IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. für das Projekt jugend.beteiligen.jetzt.

Inhalt

Prinzipien und Merkmale von Barcamps

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˪ Barcamps für Jugendliche und mit Jugendlichen ˪ Bericht: Ein Barcamp als Schulveranstaltung ˪ Werkzeuge für Jugendbarcamps

Konzeption, Planung und Organisation ˪ Themenfindung und Formate ˪ Interview über die Barcamps der Jugendtheaterwerkstatt Spandau

Bekanntmachung, Kommunikation und Ansprache ˪ Interview über das JugendPolitCamp

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Durchführung eines Jugendbarcamps ˪ Interview über das EconomyCamp

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Varianten in der Durchführung

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˪ Bericht: Ein Barcamp als Online-Veranstaltung ˪ Interview über das Gamescamp

Dokumentationsformen und Nachbereitung 52 ˪ Bericht: Ein Barcamp als interkulturelle Begegnung 56

FAQs – Häufig gestellte Fragen ˪ Interview über Jugendbarcamps

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im Rahmen des Praxiscamp #mppb19

Weiterführendes, Lizenzhinweise, Impressum

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jugend.beteiligen.jetzt - für die Praxis digitaler Partizipation ist ein Kooperationsprojekt der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR) und IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V., gefördert vom Bundes- ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Inhalte dieses Leitfadens sind erstmals in einer Artikelserie auf dem Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe (www.jugendhilfeportal.de) erschienen und wurden für diese Broschüre angepasst.

Der Leitfaden thematisiert eine besondere Form des Veranstaltungsformates Barcamp: Barcamps für Jugendliche und mit Jugendlichen.

Er besteht aus Informationen, Hinweisen und Tipps zu Planung, Organisation und Durchführung eines eigenen Jugendbarcamps. Darüber hinaus beinhaltet der Leitfaden Berichte zu speziellen Ausrichtungen sowie Portraits bekannter Jugendbarcamps in Form von Interviews. Bei jedem Interview gibt es Verweise zu den ausführlicheren Audio-Interviews auf dem Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe. In einzelne Projektphasen aufgeteilt, erlaubt der Leitfaden die individuelle Auseinandersetzung mit der Thematik, orientiert an den eigenen Vorkennt- nissen und dem jeweiligen Projektstand. Es ist also möglich, je nachdem, wo das eigene Vorhaben steht und Unterstützung benötigt wird, den Leitfaden von vorne beginnend (mit „Prinzipien und Merkmale von Barcamps“) durchzu- arbeiten oder punktuell zu lesen (etwa zu „Varianten in der Durchführung“). Die Inhalte des Leitfadens stehen unter der freien Lizenz CC BY 4.0. Weitere Informationen sind unter „Lizenzhinweise“ am Ende zu finden. Dieser Leitfaden ist eine Weiterentwicklung des ersten Leitfadens zu Jugendbarcamps des Projekts youthpart aus dem Jahr 2014.

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Prinzipien und Merkmale von Barcamps Ein Barcamp (häufig auch Un-Konferenz genannt) ist ein offenes Veranstaltungsformat, dessen Inhalte von den Teilnehmer*innen zu Beginn der Veranstaltung selbst entwickelt und im weiteren Verlauf ausgestaltet werden. Ein Barcamp dient dem Austausch und der Diskussion auf Augenhöhe. Im Treffen spielen digitale Medien vor allem im Hinblick auf Kommunikations- und Informationskanäle eine besondere Rolle. Auch für Jugendliche und mit Jugendlichen können Barcamps veranstaltet werden. Ein Jugendbarcamp kann zum Beispiel ein Auftakt zum Beteiligungsprozess sein. Um in das Thema Jugendbarcamps einzusteigen, wird zuerst das Format Barcamp erläutert. Im Folgenden geht es um Merkmale und Prinzipien, die für alle Bar- camps und somit auch für Jugendbarcamps gelten.

Mit der Website www.jugendbarcamps.de existiert eine zuverläs- sige Anlaufstelle für die Organisation, Planung und Durchführung eines Jugendbarcamps. Als weitere Quelle für Barcamps allgemein ist das Buch „Barcamps & Co. – Peer to Peer-Methoden für Fortbildungen“ von Jöran Muuß- Merholz mit vielen vorbereiteten und unterstützenden Materialien zu empfehlen. Das Buch ist über den Beltz Verlag bestellbar und auf selbstlernen.net/barcamp-buch/about/ kostenlos verfügbar.

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1. Auf Augenhöhe austauschen Ein Barcamp ist ein Format für Veranstal- tungen, bei denen der Fokus besonders auf dem (Erfahrungs-)Austausch liegt. Das Format ist wie eine Tagung, ein informelles Treffen oder auch eine lange, organisierte Kaffeepause. Weil das Programm und die Referent*innen nicht vorher feststehen, werden Barcamps auch „Un-Konferenzen“ oder „Mit-Mach-Konferenzen“ genannt. Alle, die ein Thema einbringen wollen, können dies tun. Sie werden damit zu so- genannten „ Sessiongebenden “. In einem Barcamp gibt es keine Hierarchien oder ex- klusives Wissen, das nur bei wenigen Per- sonen liegt. Vielmehr finden die Begegnun - gen auf Augenhöhe statt. Im Fokus steht das Teilen von Wissen und Erfahrungen, welches und welche jede*r Teilnehmende mitbringt. Jede*r gibt das rein, was sie oder er kann und möchte. 2. „Teilgeben“ Das Format zeichnet sich durch ein hohes Maß an Beteiligungsmöglichkeiten aus. Die Beteiligung beginnt nicht erst auf der Ver- anstaltung, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch die Vorbereitung, die Durch- führung und die Evaluation. Die Teilnehmenden bestimmen selbststän- dig und gemeinsam die Themen, die sie

bearbeiten wollen. Im Barcamp wird davon ausgegangen, dass alle so viel Interesse am Thema mitbringen, dass sie auf der einen Sei- te Teilnehmende sein möchten und auf der anderen Seite jede*r auch etwas beisteuern kann. Deswegen wird für die Teilnehmen- den eines Barcamps auch häufig der Begriff „ Teilgeber*innen “ verwendet. Zum Start der Veranstaltung bringen diejenigen, die wollen, ihre eigenen sogenannten „Session- vorschläge” ein. Sich einzubringen ist nicht an bestimmte Kriterien und Voraussetzun- gen, wie Expert*innenwissen oder eigene Erfahrungen, gebunden. Eine Frage reicht zum Beispiel aus, um miteinander in den Austausch zu kommen und Wissen und Er- fahrungen zusammenzubringen. Die sogenannte „ Session “ ist wie ein Workshop oder eine Diskussionsrunde, hier kommen die Menschen zum Austausch zu- sammen. Im Barcamp können alle Teilnehmenden Sessionvorschläge machen und legen so das Pro- gramm fest. Die Sessions werden in Kapitel „Konzeption, Planung und Organisation“ näher erklärt.

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3. Spontan & strukturiert Am Veranstaltungstag selbst entscheiden alle Anwesenden gemeinsam über das, was im Barcamp passieren soll. Dafür gibt es eine verlässliche Struktur mit ausreichend Räumen und Zeitschienen. Die Programm- punkte finden parallel und nacheinander statt. Nach der Einführung in das Vorgehen können alle Interessierten, während der so- genannten „ Sessionplanung “, eigene ge- wünschte Programmpunkte vorstellen, die dann in einen Sessionplan eingetragen wer- den. Die Teilnehmenden entscheiden vor Ort, an welchen Sessions sie teilnehmen. 4. Offen & partizipativ In seiner Struktur verankert das Barcamp partizipative Ansätze, indem es Menschen motiviert, sich zu beteiligen und durch eige- ne thematische Vorschläge das Barcamp zu auszugestalten. Die Verantwortung für das gute Gelingen wird auf mehrere Schultern verteilt. Das Barcamp setzt auf Selbstorganisation und Improvisation der Anwesenden, denn alle können und sollen sich an der Gestaltung, Durchführung und Dokumentation des Barcamps beteiligen. Organisator*innen eines Barcamps stellen

also „nur“ die Infrastruktur bereit: Die feste Raum- und Zeitstruktur gibt den Teil- nehmenden den nötigen Rahmen und bie- tet Orientierung. Deswegen ist es wichtig, die Infrastruktur in diesem offenen Format gut und überlegt zu planen. 5. Vor Ort & vernetzt Das Barcamp verfolgt das Anliegen, nach außen und auch im Nachgang zu wirken. Durch den Einsatz digitaler Werkzeuge wird die Präsenzveranstaltung mit ihren Inhalten auch zugänglich für Menschen, die von anderen Orten aus das Barcamp verfolgen. Dadurch ist es auch möglich, im Nachgang Inhalte weiter zu verfolgen. Sozi- ale Medien und digitale Werkzeuge, die den Fokus auf die Vernetzung legen, spielen im Vorfeld, währenddessen und im Anschluss eine wichtige Rolle. So ist es eine der weni- gen Regeln eines Barcamps, dass jede Ses- sion dokumentiert wird und die Ergebnisse im Netz zur Verfügung gestellt werden. Ein Barcamp ist auch als reines Online-Format möglich. Wie ein Barcamp ausschließlich online umgesetzt werden kann, wird auf Seite 44 thematisiert.

Zu vielen der im Folgenden aufgeführten Jugendbarcamps finden sich in dieser Broschüre Interviews mit den Verantwortlichen, die Fragen rund um Jugendbarcamps aus der Praxis beantworten. Langversionen der Interviews in Form von Audio-Interviews stehen ebenfalls unter jugendhilfeportal.de/ jugend-beteiligen-jetzt zur Verfügung.

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Barcamps für Jugendliche und mit Jugendlichen

Ein Jugendbarcamp unterscheidet sich in seinen Prinzipien und Merkmalen kaum von einem Barcamp mit Erwachsenen. Alle haben die Möglichkeit, sich einzubringen und gehört zu werden. Die teilnehmenden Jugendlichen werden innerhalb des Barcamps als Expert*innen ihrer eigenen Situation verstanden. Sie entwickeln eigene Ideen in einem Umfeld, das ihnen dafür die nötigen Ressourcen bietet. Ein Barcamp schafft für die teilnehmenden Jugendlichen Möglichkeiten, die eigene Selbstwirksamkeit zu spüren und sich über Themen auszutauschen, die für sie von Be- deutung sind. Bereits in der Vorbereitung können sie in die Themenfindung eingebunden werden. Der Austausch und die Diskussionen auf einem Barcamp zwischen den Jugend- lichen untereinander sowie mit ggf. eingebundenen Erwachsenen, wie zum Beispiel Politi- ker*innen, Fachkräften aus einem bestimmten Bereich oder anderen Involvierten, finden auf Augenhöhe statt und eröffnen neue Wege und Einsichten, die bisher im Alltag nicht entdeckt wurden. Folgende Tabelle zeigt Beispiele für erfolgreich durchgeführte Jugendbarcamps, die alle in Interviews oder Berichten in diesem Leitfaden vertieft werden:

Thema Gaming

Name

Veranstalter*in

Turnus

Seite

alle ein bis zwei Jahre seit 2011 jährlich seit 2012 jährlich seit 2014

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Gamescamp

viele medienpädagogi- sche Institutionen und Initiativen

Politische Bildung JugendPolitCamp ABC Hüll

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Jugendbarcamps der JTW deutsch-griechi- sches Jugendbar- camp

Jugendtheaterwerk- statt Spandau

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Gesellschaftspoliti- sche Themen

IJAB

2019

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Interkultureller Austausch

2019

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Förderung von Medienkompetenz

DigiSnick

Eichenlaubschule Weiskirchen

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Wirtschaftsthemen EconomyCamp Joachim Herz Stiftung jährlich seit 2015

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Ein Barcamp als Schulveranstaltung Ein Bericht von Julia Frei und Anika Kirsch

Steckbrief Das Jugendbarcamp „DigiSnick“ an der Eichenlaubschule in Weiskirchen (Saarland) fand am 31. Oktober 2019 mit 500 Jugendlichen statt. Das Thema war Medienkompetenz, teil - genommen haben Schüler*innen, Lehrer*innen, Eltern sowie externe Referent*innen.

Die Eichenlaubschule hat ihren Medien- kompetenztag „DigiSnick“ 2019 als Barcamp gestaltet – einen kompletten Schultag lang mit der gesamten Schulgemeinschaft, zu der neben Schüler*innen und Lehrer*innen auch die Eltern gehören. Das hieß: Einmal die Kontrolle abgeben und die Schüler*in- nen das Programm gestalten lassen. Der DigiSnick sollte zu einem besonderen Tag an der Schule werden. Statt am üblichen Fachunterricht teilzunehmen, durchliefen die Schüler*innen Sessions zur Förderung der Medienkompetenz. Auch sie selbst konnten Sessions anbieten und wurden so zu Teilgeber*innen der Veranstaltung.

Veranstalter*in: Eichenlaubschule Weiskirchen

Film mit Impressionen:

 Film mit Impressionen

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Erfahrungswelt der Schüler*innen konn- ten die Erwachsenen bei zwei Sessions zu TikTok bekommen. Diese informierten auch über das Online-Spiel Fortnite, wobei es hier sowohl um Faszination als auch um Gefahren ging. Dieses Wagnis war für die Schulent- wicklung und das Gemeinschaftsgefühl ein großer Zugewinn. Den Tag mit mehr als 600 Teilnehmer*innen in einem so offenen Format wie dem Barcamp zu veranstalten war mutig, doch die Schüler*innen wurden für ihren Mut belohnt. Sie hatten Gelegen- heit, den Erwachsenen zum Beispiel ihre Faszination für Computerspiele zu erklä- ren. Außerdem stellten sie sich kritischen Fragen. Es war eine tolle Erfahrung für alle Beteiligten.

Die Eichenlaubschule öffnete sich an dem Tag noch auf weitere Weise: Eingela- den waren eine Vielzahl an Expert*innen aus den Bereichen Medien/Digitalisierung, der Polizei, dem Jugendschutz und Eltern/ Erziehungsberechtigte, sowohl als Teilneh- mer*innen als auch als Teilgeber*innen von Sessions. Der übliche Zeitrahmen eines Schultages wurde durchbrochen und die Schüler*in- nen waren eigenständig in den verschiede- nen Bereichen des Hauses unterwegs. Die Schüler*innen als Teilgeber*innen teilten so in Sessions etwa ihr Wissen zur Arbeit mit iPads, zum mediengestützten Präsen- tieren mit Keynote oder dem GreenScreen. Schüler*innen der Klasse 10 hatten eine spannende QR-Code Rallye durchs Schul- haus konzipiert. Einblick in die mediale

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Werkzeuge für Jugendbarcamps

¼ Der Camper zur Organisation Der „Camper“ ist ein Online-Tool, das bei der Planung, Vorbereitung, Durchführung und Dokumentation eines Barcamps unterstützt. Speziell für Jugendbarcamps entwickelt und verfügbar in den Sprachen Deutsch und Englisch eignet sich das kostenlose Tool für die ge- samte Organisation eines eigenen Barcamps. Der Camper ist erreichbar unter barcamps.eu. Mit dem Camper bekommt das eigene Barcamp ein Zuhause mit einer Adresse (URL), die für die Kommunikation über das Barcamp genutzt werden kann. Schritt für Schritt können Interessierte informiert werden und es kann eine Veranstaltungsseite mit Veranstaltungs- tagen und Programmpunkten angelegt werden.

In der Planungsphase können mit Hilfe des Cam- pers wichtige organisatorische Schritte abgebildet, die Anmeldungen der Teilnehmenden organisiert und die Vorab-Kommunikation über die Newslet- ter-Funktion umgesetzt werden. Zudem haben die Angemeldeten die Möglichkeit, bereits im Vorfeld der Veranstaltung eigene Ideen für eine Session aufzuschreiben und den anderen zugänglich zu machen. Diese Vorschläge können kommentiert und mit einem Daumen-hoch versehen werden. So entstehen erste Ideen und Kontakte. Der zunächst digitale Ort des Barcamps kann in der späteren Durchführung auch für die Session-

Abbildung: Screenshot „Camper – das Barcamptool, „Neues kostenfreies Barcamp anlegen“ von Deutscher Bundesjugendring e.V. für „jugend.beteiligen.jetzt - für die Praxis digitaler Partizipation“

planung vor Ort genutzt werden. Über das Barcamptool lässt sich der zeitliche Ablauf des Barcamps in einem Raster darstellen und über einen Beamer o.Ä. präsentieren, wodurch auch die einzelnen Sessionslots (Zeiten) sichtbar werden. Wer sich weitere Einblicke verschaffen will, liest weiter auf jugendbarcamps.de/ werkzeuge/camper. Der Camper ist eine Möglichkeit und eignet sich besonders, wenn (noch) keine eigene Infrastruktur für die Organisation einer Veranstaltung besteht. Er kann auch mit anderen Tools oder Vorgehensweisen kombiniert werden, mit denen man selbst schon vertraut ist und die erfolgreich waren.

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¼ Etherpads zur Dokumentation Ein Etherpad ist eine einfache onlineba- sierte Arbeitsoberfläche zur kollaborativen Textarbeit, Ideensammlung und Diskus- sion, die auf Open Source Software basiert. Etherpads sind ähnlich wie gängige Text- bearbeitungsprogramme aufgebaut. Unter yopad.eu ist beispielsweise ein Angebot er- reichbar, mit dem Etherpads erstellt werden und das alle kostenlos nutzen können.

Abbildung: Screenshot „yopad.eu“ von Deutscher Bundesjugend- ring e.V. für „jugend.beteiligen.jetzt - für die Praxis digitaler Par- tizipation“

Für die gemeinsame synchrone Arbeit und Kommunikation eignet sich zusätzlich die eingebaute Chatfunktion. Für Zwischenstände oder zur Ergebnissicherung empfiehlt es sich, das Etherpad lokal zu speichern – auch, da Etherpads je nach Anbieter ein Ablaufda- tum haben und nach einiger Zeit gelöscht werden. Das Exportieren kann in verschiedenen Dateiformaten erfolgen. Etherpads sind in der Regel nicht durch ein Passwort geschützt, somit können alle, die den Link kennen, darauf zugreifen und mitmachen. Etherpads werden bei Barcamps oft und gerne zur gemeinsamen Dokumentation einzel- ner Sessions genutzt, jede*r kann etwas hinzufügen und im Nachgang der Veranstaltung die Session noch einmal nachvollziehen. Die Etherpads werden üblicherweise vom Orga-Team vorbereitet und sind durch die direkte Verlinkung im Sessionplan für alle Teilnehmenden schnell zu erreichen.

Wie einfach ein Etherpad funktioniert und welche Vorteile die Nutzung mit sich bringt, ist auf jugendbarcamps.de/werkzeuge/etherpad nachzulesen. Neben Etherpads können auch Flipcharts oder Sketchnotes für die Dokumen- tation (offline und online) genutzt werden. Im Kapitel „Dokumentationsformen und Nachberei- tung“ sind weitere Möglichkeiten zur Dokumen- tation von Sessions erläutert.

Wenn der Camper zur Planung der Sessions ge- nutzt wird, wird automatisch für jede im Plan eingetra- gene Session ein Etherpad angelegt. Damit erhält jede Session einen gemeinsamen Ort zur Dokumentation.

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Bevor das Barcamp starten kann, steht die Konzeptarbeit an. Zentral hierbei ist zu Anfang die Klärung folgender Fra- gen: Was ist das Ziel und wer ist die Zielgruppe? An wen soll sich das Jugendbarcamp (außerdem) richten? Um was soll es uns gehen? Ist es öffentlich oder für eine bestimmte Gruppe Jugendlicher bestimmt, zum Beispiel eine Jugend- gruppe oder einen Sportverein? Zudem werden die wichtigsten Rahmenbedingungen festgelegt. Dazu gehören das Thema sowie die räumlichen und zeitlichen Kapazitäten, welche die Größe des Barcamps mitbestimmen. Bevor der Schritt der Themenfindung angegangen wird, soll erst einmal ein üblicher Tagesablauf eines Jugendbar- camps dargestellt werden. Denn auch wenn ein Barcamp ein offenes Format ist, heißt das nicht, dass es keine Struk - tur und keine Verabredungen gibt. Danach werden Möglich- keiten der Partizipation sowie weitere Schritte der Planung eines Jugendbarcamps mit verschiedenen Aufgaben und Verantwortlichkeiten näher erläutert. Die gesamte Planung eines Jugendbarcamps funktioniert nicht nach einem bestimmten Schema, in dem ein Schritt abgeschlossen wird und ein anderer folgt. Vielmehr sind es ineinander übergehende Vorgänge. Viele Prozesse sind parallel anzusehen, der hier beschriebene ist ein möglicher Weg, der in erster Linie dazu dienen soll, die Bestandteile zu verdeutlichen. Konzeption, Planung und Organisation

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¼ Der Ablauf eines typischen Jugendbarcamptages Zu Beginn eines jeden Jugendbarcamptags steht ein gemeinsamer Start mit allen Teilneh- menden und eine Begrüßung durch den oder die Moderator*in oder ein Moderationsteam, mit ein paar organisatorischen Hinweisen sowie dem Tagesprogramm (Programmpunkte wie Essenszeiten oder Warm-Ups, die um das Barcamp herum stattfinden). Dazu gehört auch eine Einführung in das Format Barcamp mit seinen Regeln und Prinzipien und eine Vorstellungsrunde, in der sich alle mit Namen und drei Schlagwörtern („Hashtags“) zu oder über sich vorstellen. Mit diesem Vorgehen ist die Vorstellungsrunde auch bei größeren Ver- anstaltungen schnell und kurzweilig geschafft. Im Anschluss folgt die zeitliche und thema - tische Planung der Sessions, mit der das Programm des Tages festgelegt wird. Die Sessions sind die „Workshops“, aus denen das Barcamp besteht und in denen die Menschen zusam- menkommen, um sich über ein Thema auszutauschen. Jede Session ist üblicherweise 45 Minuten lang und wird bei der Planung in nur zwei bis drei Sätzen kurz vorgestellt, ehe sie in das Zeitraster eingetragen wird. Danach beginnt das Barcamp mit den verschiedenen Session-Slots. Üblicherweise kommen zum Abschluss der Veranstaltung alle zu einer Ab- schlussrunde zusammen, um das Barcamp gemeinsam zu reflektieren. •

Bei einem Barcamp verläuft die Vorstellungsrunde kurz und knapp, indem sich alle der Reihe nach mit dem Namen und drei Stichworten (auch Hashtags genannt) zu sich vorstellen. Auf diese Weise kann sich eine große Anzahl von Menschen in relativ kurzer Zeit vorstellen.

Die Länge und das Rahmenprogramm von Jugendbarcamps können variieren. Der fol- gende zeitliche Ablauf ist nur eine Variante von vielen. Es gibt Jugendbarcamps, die an einem Nachmittag stattfinden, eine eintägige Veranstaltung sind oder solche, die sich über mehrere Tage oder ein Wochenende strecken. Zu manchen Jugendbarcamps reisen die Jugendlichen jeden Tag neu an oder es findet dort statt, wo sie sich sowieso aufhalten (zum Beispiel in einem Jugendzentrum). Jugendbarcamps können aber auch Übernach- tungen und ein Abendprogramm beinhalten und so zu einer Art Camp werden.

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Uhrzeit Programmpunkt 09:00 - 09:45 Uhr Opener, Begrüßung,

Einführung, Vorstellungsrunde

Ein typischer Jugendbarcamptag könnte zum Beispiel so aussehen:

09:45 - 10:30 Uhr Sessionplanung 10:45 - 11:30 Uhr Sessionrunde 1 11:45 - 12:30 Uhr Sessionrunde 2 12:30 Uhr Mittagspause 13:30 - 14:15 Uhr Sessionrunde 3 14:30 - 15:15 Uhr Sessionrunde 4 15:30 - 16:15 Uhr Sessionrunde 5 16:30 Uhr

Gemeinsamer Abschluss

Themenfindung und Formate Für die inhaltliche Ausgestaltung eines Jugendbarcamps ist im Grunde jedes Thema mög- lich. Es gibt zum Beispiel erfolgreiche Jugendbarcamps zu den Themen Politik, Interkultur- alität, Wirtschaft oder Gaming. Wichtig ist, dass das Thema den Jugendlichen entspricht, für die das Jugendbarcamp sein soll. Es sollte sich an ihrer Lebenswelt und ihren Interessen orientieren oder im Idealfall von ihnen selbst kommen. Geht es um die Wahl eines Themas und/oder die Wahl eines Veranstaltungsformates, stehen das Format Jugendbarcamp und sein Thema in einer Wechselwirkung. Die Festle- gung beider Entscheidungen ist daher fließend und an dieser Stelle nur zur Veranschau - lichung auseinandergenommen: • Thema Format: Jugendliche und/oder Erwachsene möchten über ein bestimmtes Thema sprechen (zum Beispiel die Neugestaltung des Jugendzentrums) und wählen dafür das Veranstaltungsformat Jugendbarcamp. • Format Thema: Das Veranstaltungsformat Jugendbarcamp soll ausprobiert werden und die Suche nach einem geeigneten Thema beginnt mit der Planung der Veranstaltung. • Format Thema: Für den strukturierten Austausch über ein bestimmtes Thema (zum Beispiel verschiedene Möglichkeiten nach dem Schulabschluss) ist das Veran- staltungsformat Jugendbarcamp das geeignetste.

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¼ Partizipation von Anfang an Ein Barcamp ist auf Partizipation angelegt – und das nicht erst in seiner Durchführung, son- dern schon in der Konzeption, Planung und Organisation. Bei einem Jugendbarcamp bietet es sich an, aus Sicht der Jugendlichen zu denken, von Beginn an mit ihnen gemeinsam zu arbeiten und sie bereits in die Themenfindung einzubeziehen. Durch die Einbindung von Jugendlichen von Anfang an können stets ihre Ideen, Interessen und Themen im Fokus stehen. Der Austausch und die Diskussionen untereinander sowie mit Erwachsenen eröff - nen neue Wege und Einsichten, die bisher nicht entdeckt wurden. Die Freiräume, die mit diesem Format gegeben werden, müssen sich junge Menschen oft erst aneignen. Ihnen sollten deswegen Möglichkeiten gegeben werden, sich an diese Freiräume zu gewöhnen, die sie oft aus ihrem Alltag nicht kennen. Denn viele junge Menschen haben wenige bis keine Möglichkeiten, sich selbst, ihre Fragen und ihre Ideen einzubringen. Sie werden bei Entscheidungsfindungsprozessen oder auch ganz im Allgemeinen eher selten so gefragt oder eingebunden, dass ihre Meinungen im Mittelpunkt stehen und berücksichtigt bzw. gehört werden. ¼ Hilfestellungen durch feste Rahmungen Ein Barcamp kann durch seine Offenheit auch verunsichern. Die Freiräume für eigene Ideen und die eigene Ausgestaltung sind für viele ungewohnt. Viele Jugendliche müssen an diese Form der Veranstaltung erst herangeführt werden, damit ihnen deutlich wird, dass es wirklich um sie geht und sie hier mit anderen zusammen neue Möglichkeiten ha- ben, ihre Anliegen zu besprechen. Zum einen kann das Jugendbarcamp, um die Jugend- lichen auf die Offenheit des Formates einzustellen und den Raum für Ideen und Freiräume nutzen zu können, über anderthalb oder zwei Tage geplant und/oder können mehrere Sessionplanungen an einem Tag durchgeführt werden. Damit kann es sich entwickeln und sich ein Wohlfühlgefühl einstellen. Zum anderen können Hilfestellungen gegeben werden, indem zum Beispiel einige Ju- gendliche sehr stark in die Konzeption und Planung eingebunden werden. Dies unterstützt gleichzeitig eine erfolgreiche Partizipation. Hier bietet sich ein Vorbereitungsworkshop mit ein paar wenigen Jugendlichen an, die das Barcamp von Anfang an mit ausgestalten. Bei dem Vorbereitungsworkshop sollte genau geklärt werden, was ein Barcamp ist oder es soll- te schon während der Planung ein Mini-Barcamp simuliert werden, damit die Jugendlichen

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die Idee und das Vorhaben weitertragen können. Außerdem können in diesem Rahmen auch Themen und Anliegen gesammelt werden, die die Jugendlichen interessieren. Darüber hinaus können Teams gebildet werden, die jeweils eine bestimmte Aufgabe im Vorfeld des Barcamps übernehmen. Hierbei bieten sich Gruppen für die Konzeption, die Organisation (Raumplanung, Dekoration, Catering), Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, Technik, Moderation sowie Finanzierung an. Eine andere Möglichkeit zur Rahmung der Veranstaltung ist die der vorab von Jugendlichen, Kooperationspartner*innen oder Erwachsenen geplanten Workshops als fes- ter Bestandteil an einem der Veranstaltungstage. Diese Fixpunkte können als Input und zur Inspiration dienen. Zusätzlich können Erwachsene mit einer bestimmten Expertise zum Barcamp eingeladen werden, die in den Sessions von Jugendlichen in Anspruch genommen werden, wenn sie Unterstützung benötigen. ¼ Infrastruktur durch Organisation und Technik Zur Organisation gehört, wenn dies nicht aus den Gegebenheiten heraus feststeht, auch die Suche nach einer geeigneten Location. Es ist wichtig, dass neben einem großen Raum für eine gemeinsame Begrüßung und Verabschiedung, genügend Einzelräume zur Verfügung stehen, damit mehrere Sessions parallel angeboten werden können. Diese Räume sollten idealerweise dicht beieinander liegen, damit die Teilnehmenden den Ort des Barcamps als Ganzes wahrnehmen und nicht durch große Distanzen getrennt sind. Zusätzlich zu Räumen können auch Ecken und Nischen als Orte für Sessions dienen, in die sich eine kleine Gruppe Menschen zurückziehen kann. Auch Extraräume für informel- le Treffen zwischen den Sessions bieten sich an. Wichtig ist, dass schon die Location eine angenehme, kooperative und vielleicht kreative Atmosphäre ausstrahlt, damit sich alle wohlfühlen. Für Fragen und Anliegen ist es ratsam, eine zentrale Anlaufstelle zu haben. Dies kann ein Infopoint im Eingangsbereich, eine Telefonnummer oder Chatgruppe sein. Der Ort der Veranstaltung sollte stabiles WLAN für alle Teilnehmenden bereitstellen, da dies eine Voraussetzung für die Dokumentation der Sessions und die Vernetzung unter- einander darstellt. Es ist besonders wichtig, die Räume mit Moderationsmaterial (Flipchart, Stifte, Pinnwand, Moderationskoffer etc.) und technischem Zubehör auszustatten, um den Teilnehmenden die nötige Infrastruktur für ihre Sessions anzubieten. Ebenso elementar ist es, sich über die Verpflegung Gedanken zu machen. Wie lange geht die Veranstaltung? Ist ein Mittag- bzw. Abendessen einzuplanen? Ist ein geeigneter

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Raum zum gemeinsamen Essen vorhanden? Bei mehrtägigen Veranstaltungen und für den Fall, dass die Teilnehmenden an-

reisen, sollte ebenfalls die Unterbringung berücksichtigt werden. Ist es dem Veranstalter bzw. der Veranstalterin möglich, die Reise- und Unterbringungskosten zu übernehmen, sind Zimmer zu organisieren. Generell ist es hilfreich, vorab zu recherchieren und die Teil- nehmenden darüber zu informieren, wo es Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Bei mehr- tägigen Veranstaltungen empfiehlt sich ein gemeinsames Abendessen mit anschließendem Abendprogramm, bei dem alle noch einmal in entspannter Atmosphäre zusammenkom- men können, vielleicht mit einer gemeinsamen Unternehmung, einem Spiel oder einem gemütlichen Zusammensitzen. Ist das Jugendbarcamp offen für alle Interessierten angelegt, kann es sinnvoll sein, eine Anmeldung zur besseren Planung vorauszusetzen. Damit kann ein Überblick ge- wonnen werden, wie viele Teilnehmende zu erwarten sind. Diese Anmeldung kann über den Camper realisiert werden. Bei einer offenen Veranstaltung sollte außerdem mit einer „No-Show-Quote“ geplant werden, da in der Regel weniger Teilnehmende tatsächlich zur Veranstaltung kommen, als angemeldet sind. ¼ Vielfältige Möglichkeiten und kreative Lösungen für die Finanzierung Die anfallenden Kosten sind abhängig davon, wo die Veranstaltung stattfindet, wer an - gesprochen werden soll, wie umfangreich das Programm ist und wie lang das Barcamp geht. Zu berücksichtigen sind unter anderem Kosten, die auch bei anderen Veranstaltun- gen anfallen: Raummiete, Werbekosten, Honorare für Moderation, Ausleihgebühren für Technik und Verpflegung. Gängige Finanzierungsmöglichkeiten für Jugendbarcamps sind Sponsoring oder För- dermittel (Dritter). Denn – auch für Jugendliche – sind Barcamps besonders attraktiv, wenn diese kostenlos angeboten werden und sie keine bzw. recht geringe eigene, zusätzliche Ausgaben haben. Beim Thema Finanzierung ergeben sich verschiedene Möglichkeiten, je nach dem Thema des Barcamps, Gegebenheiten des Veranstalters oder der Veranstalterin und denkbaren Kooperationen. Auch kleinere Spenden, beispielsweise von der Bäckerei um die Ecke, sind natürlich möglich. Bereits an dieser Stelle können Jugendliche aktiv ins Fundraising eingebunden werden. In manchen Fällen ist es denkbar und möglich, auch die Reisekosten und Unterkunft für die Teilnehmenden zu übernehmen.

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Interview über die Barcamps der Jugendtheaterwerkstatt Spandau

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Die Jugendtheaterwerkstatt Spandau veranstaltet seit 2013 jährlich ein Jugend- barcamp zu ganz unterschiedlichen, in erster Linie gesellschaftlichen Themen, wie zum Beispiel dem Klimawandel oder Sexismus. Die Organisator*innen und die Teilnehmer*innen der Barcamps sind bunt, divers, laut, sie sprechen Themen provokativ und engagiert an. Ihr macht nicht immer das gleiche The- ma, sondern seid sehr vielfältig. Wie kam das zustande? Angelina: Wir haben 2013 angefangen mit einem Probebarcamp und versucht, das erst einmal für uns und unser Haus zu nut- zen, gar nicht groß in die Gesellschaft oder Öffentlichkeit hinaus zu treten. Für uns war das erst einmal ein guter Entwurf, ein guter Gedanke, eine Art Hausversammlung zu- sammenzufügen mit den Ideen, wie nächs- tes Jahr der Spielplan gefüllt werden kann. Es hat angefangen damit, dass wir über- legt haben: Wie kriegen wir dieses Haus voll? Um dann zu gucken, was passiert aus diesen Ergebnissen, die wir gesammelt ha- ben, heraus? Und irgendwann hat sich das gedreht. Auch der Bedarf oder der Wunsch

Im Interview berichten Anja Kubath , Meli Jaenicke und

Angelina Streich von den Jugendbar - camps der JTW Spandau. Sie erzählen davon, wie die vielfältigen Themen zustande kamen und kommen und wie junge Menschen in hohem Grad in Planung und Durchführung ein- bezogen werden. Außerdem wird speziell die Frage angesprochen, wie mit der Unsicherheit, die ein offenes Format oft mit sich bringt, umgegan - gen werden kann.

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entstand, etwas mehr zu machen als „nur” das Haus zu füllen, sondern zu schauen: Was ist gerade wichtig? Was ist für uns wichtig und was ist für uns relevant? Und dann ging es in hohe gesellschaftspoliti- sche Themen wie Feminismus, Politik und den Klimawandel. Das war dann quasi ein Prozess, ein Schritt von etwas Kleinem nur für uns bis hinaus in die weite Welt. Anja, du hast einmal eine Fortbildung zu Jugendbarcamps besucht. Und was ist dann passiert? Anja: Und dann war ich auf der Suche nach Jugendlichen, die Lust haben, so etwas zu machen. Die eigentlich auch nicht wis- sen, worum es geht. Und Lust haben auf ein Wagnis. Und ich hatte Unterstützung von Barcamper-Fachkräften, die sich aus- kennen. Wo ich wusste, ich kann sie dazu buchen und sie begleiten den Prozess. Ich wusste nicht, was auf mich zukommt. Die Jugendlichen wussten es auch nicht. Aber was ich dabei gemerkt habe, ich wollte kei- ne Themenvorgabe. Ich wollte, dass die Jugendlichen das Thema selber benennen, sonst macht es keinen Sinn. Es ist ja ein partizipativer Ansatz im Barcamp. Was dabei wichtig für mich war, wo ich unglaublich viel gelernt habe, war, dass die jugendlichen Tutor*innen die eigentlichen Fachkräfte sind. Auch die technische Seite, die mich anfänglich ein bisschen verwirrt

hat und ich dachte: Warum machen wir das eigentlich oder wofür brauchen wir das ei- gentlich? Wie vernetzen wir uns dann? Sie haben mir gezeigt: „Also techni- scher Art kannst du QR-Codes nehmen und dann kommt man auf ein Etherpad. Und Etherpads sind ganz klar, die funktionie- ren so und so.“ Es kamen immer sehr viele Ideen und Lösungen von den Jugendlichen selbst. Und da merkte ich auf einmal, ich hätte ein Barcamp gar nicht alleine stem- men können – von der technischen Seite und vor allem von der Manpower her nicht. Im Barcamp kommt der Moment, in dem es heißt: „Wer eine Session anbie- ten möchte, kommt bitte nach vorne.“ Wie geht ihr damit um? Meli: Wir sind dahin gekommen zu sagen, im Publikum sitzen und dann melden, ist wirklich eine sehr große Hürde, das ist ein Schul-Feeling und klappt nicht. Deswegen haben wir es so gemacht, dass wir alleine schon von der Dynamik her gesagt haben: Wir stehen jetzt alle auf und stellen uns im Kreis auf, damit alle auf einer Ebene sind. So ist die Schwelle nicht so groß wie beim „Ich muss mich melden und vor allen spre- chen“. Das heißt, wir haben uns die letzten drei Jahre immer kreative Wege ausgedacht, um alle möglichst natürlich in einen stehenden Kreis zu bringen, weil dann der Erfahrung

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der letzten Jahre nach die Sessionideen sprudelten. Die Leute haben gesehen, dass es okay ist, ich muss gar nicht Bescheid wissen, ich muss mich gar nicht vorher mit dem Thema beschäftigt haben und jetzt Recherche mitgebracht haben. Einfach nur eine Frage stellen zum Beispiel reicht völlig aus.

Gibt es Highlights aus den letzten Jahren, von denen ihr gerne erzählen wollt?

Angelina: Ich habe eine Idee für ein Theaterstück präsen- tiert und in der Session erst einmal gesagt: Wer bin ich? Was möchte ich machen? Wie habe ich mir das vorgestellt? Und wer hat da Lust? Am Ende hatte ich eine Liste und ein Jahr später standen dann 18 Leute auf der Bühne und wir waren viermal hintereinander ausverkauft. Das entstand aus einer Idee aus einem Barcamp. Denn, ja, so etwas kann auch dabei entstehen, etwas, das dann weitergeht.

 Direkt zum kompletten Audio-Interview

¼ Jugendtheaterwerkstatt Spandau: jtw-spandau.de

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Bekanntmachung, Kommunikation und Ansprache In diesem Kapitel wird die Kommunikation, die im Vorfeld, während und nach einem Jugendbarcamp ansteht, näher erläutert. Bei dem Vorhaben, ein Jugendbarcamp durchzuführen, steht eine Frage wie ein Elefant im Raum: Wie kommen die Jugendlichen zum Jugendbarcamp? Das heißt, wann, wo und wie werden die Jugendlichen angesprochen, damit sie von der Veranstaltung erfahren und daran teilnehmen?

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¼ Zeitliche Planung der Kommunikation Es ist sinnvoll, bereits in der Vorbereitungsphase einen Plan für die Kom- munikation auszuarbeiten, damit klar ist, zu welchem Zeitpunkt welche Schritte gegangen werden müssen. Folgende Fragen helfen bei der Ausar- beitung: Was muss wer wann wissen? Wann muss wer erinnert werden? Ein Kalender, auf dem wichtige Arbeitsaufgaben mit Datum und Zuständigkeit versehen werden, hilft, den Überblick zu behalten. Hier sollte darauf geachtet werden, immer die Zielgruppe im Blick zu be- halten, um die Informationen passgenau zu platzieren. Wen genau wollen wir ansprechen? Wer soll eigentlich zu unserem Barcamp kommen? Über welche Kanäle erreichen wir diese Menschen? Hier können auch Aspekte wie Alter, Geschlecht oder Wohnort eine Rolle spielen. • ¼ Themenfokus und Zielgruppe berücksichtigen Erfahrungen aus vergangenen Barcamps spiegeln zwei wichtige Aspek- te in Bezug auf die Teilnehmenden-Akquise wider. Jugendliche nehmen dann an Barcamps teil, wenn sie das Thema interessiert. Themen, die Jugendliche etwas angehen, die direkt ihre Lebenswelt betreffen, zie - hen Teilnehmende an. Deshalb ist es sinnvoll, bereits die Planungs- und Vorbereitungsphase eines Barcamps möglichst partizipativ zu gestal- ten und mögliche Teilnehmer*innen persönlich anzusprechen und im Organisationsteam fest einzubinden. Die Jugendlichen beantworten die Fragen „Worauf habt ihr Lust?“ und „Was wollt ihr machen?“. Sie überneh- men die Rolle von Multiplikator*innen, ziehen weitere Teilnehmende aus ihrem Umfeld an und werden auch in die Entwicklung von Werbemitteln, wie Flyer und Plakate, einbezogen.

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Viele Jugendliche kommen aufgrund von Mund zu Mund Propaganda zum Barcamp. Sie nehmen teil, weil sie von Freund*innen, Geschwistern oder Mitschüler*innen darauf angesprochen wurden. Das funktioniert vor allem dann, wenn die Veranstaltung bereits einmal durchgeführt wurde und Teilnehmende in der Folge als Multiplikator*innen agie- ren. Dieses Mittel der persönlichen Kommunikation sollte bewusst und gezielt eingesetzt werden. Eine Möglichkeit wäre, mit Jugendlichen, die bereits teilgenommen haben, in Schulen eine kleine Werbetour zu machen. Ihre Begeisterung ist häufig motivierender als jedes Plakat. • ¼ Das Format Jugendbarcamp kommunizieren Die Veranstaltungsform Jugendbarcamp ist längst (noch) nicht allen bekannt. Daher sollte auch im Vorfeld der Veranstaltung, sowohl in der persönlichen Ansprache als auch auf den Werbemitteln, erklärt werden, was die Teilnehmenden erwartet. Das muss nicht im Detail passieren, sondern sollte Neugierde wecken, etwas Neues auszuprobieren. Wichtig zu vermitteln ist, dass die Teilnehmenden tatsächlich keine Expert*innen sein müssen, sondern jede*r mit Interesse am Thema teilnehmen kann. Wie das Format am besten kommuniziert wird, ist für jedes Jugendbarcamp individuell zu entscheiden und kann am besten mit den Jugendlichen im Organisationsteam erarbeitet werden. ¼ Kommunikationskanäle Es empfiehlt sich immer, bereits bestehende Netzwerke zur Kommunikation des Jugend - barcamps zu nutzen. Hierbei können auch die Kanäle der Multiplikator*innen für die Be- kanntmachung des Jugendbarcamps mit einbezogen werden. Es lohnt sich auch, speziell für Social Media einen Veranstaltungs-Hashtag zu nutzen, der sowohl im Vorfeld als auch während der Veranstaltung verbreitet wird und mit dem sich die Community online über das Jugendbarcamp austauschen kann.

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Wenn Werbemittel wie Flyer, Plakate, Videoclips oder Bilder (für Social Media) produziert werden, bietet es sich an, dass die Jugendlichen, die bereits im Organisationsteam beteiligt sind, diese Werbemittel auch über ihre Wege verbreiten. Flyer und Plakate können in Schulen, Vereinen und Jugendclubs verteilt, ausgelegt oder aufgehängt werden. Videoclips und Bilder bekommen Klickzahlen durch die Verbreitung über Social Media. • ¼ Kommunikation über Camper Auf der Startseite des Campers gibt es die Möglichkeit, das Jugendbar- camp in einem Fließtext anzukündigen und zu bewerben. Außerdem kann schon das Zeitraster des Tages eingetragen und so für alle sichtbar ge- macht werden. Wer sich über den Camper für eine Veranstaltung anmeldet, muss sich auf der Seite registrieren. Der Veranstaltende sieht damit nur die Namen der Teilnehmenden und kann mit ihnen direkt über den Camper kommuni- zieren (Newsletter versenden). Möchte der Veranstaltende die Mailadressen der Teilnehmenden zur Kommunikation haben, müssen diese bei der An- meldung abgefragt werden. Dafür muss im Anmeldeformular ein eigenes Feld erstellt werden. Das bietet den Organisator*innen die Möglichkeit, den Teilnehmenden wichtige Informationen und Erinnerungen per E-Mail zukommen zu lassen. Gerade bei der Kommunikation über E-Mail sollte man sich jedoch darüber im Klaren sein, dass junge Menschen zunehmend E-Mails kaum oder erst recht spät lesen. Sie bieten daher keine Informati- onsgarantie und es empfiehlt sich, noch einen weiteren Informationskanal hinzu zunehmen. Dies kann zum Beispiel ein Messenger-Dienst sein oder, wenn es sich thematisch anbietet, ein Dienst, den die Jugendlichen sowieso schon nutzen (z. B. Discord).

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Interview über das JugendPolitCamp vom ABC Hüll

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Das JugendPolitCamp vom ABC Hüll ist ein Barcamp für Jugendliche und junge Erwachsene rund um das Thema Politik. Es findet bereits seit 2012 jährlich im Frühjahr in der Nähe von Hamburg auf dem „platten Land“ mit 40 bis 50 Jugendlichen statt. Das JugendPolitCamp ist eines der ältesten Jugendbarcamps in Deutschland.

Das Interview mit Medienpädagogin Birte Frische gibt einen Einblick in das JugendPolitCamp. Im Gespräch geht es u. a. um das Besondere am JugendPolitCamp, wie es ihnen gelingt, bereits im Vorfeld junge Menschen an der Organisation zu betei - ligen, wo Schwierigkeiten liegen und welche Lösungs- wege sie gefunden haben.

Was ist das Besondere an eurem Barcamp?

Das Besondere ist, dass es das Barcamp schon sehr lange gibt und dass es ein Barcamp zum Thema Politik ist – was erstmal sperrig klingt, aber mit sehr viel Leben gefüllt wird und ein sehr breites Spektrum von politi- schen Themen im engeren oder weiteren Kontext um- fasst. Und das Besondere ist, dass es mit Übernachtung und Verpflegung stattfindet. Das ist auch ein bisschen unserer Lage geschuldet. Man kommt da einfach nicht weg, wenn man einmal da ist. Das heißt, die Jugendli- chen sind vier Tage lang Tag und Nacht da. Das macht nochmal einen besonderen Charme aus, im Vergleich zu Barcamps, wo man morgens hinfährt und dann abends wieder wegfährt.

Was kann man an Themen erwarten und was spie- gelt sich immer wider?

Natürlich spiegelt sich das Tagesgeschehen in der Politik wider, aber auch sehr oft die persönliche Situation oder Sozialisation der Teilnehmenden. Eine Zeit lang waren zum Beispiel mehr Jugendliche dabei, die in Jugendpar- teiorganisationen waren. Themen sind auch kommunale Politik oder Protestformen. Manchmal denke ich auch, man bekommt so mit, wie die Leute heranwachsen, sich

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mit verschiedenen Themen beschäftigen und ins Berufsleben kommen. Zum Beispiel, wenn sie selber pädagogisch arbeiten und dann Sessions anbieten zum Thema Sketchnotes, Moderation, Redeverhalten, Kommunikation, mehr auf einer Metaebene. Wir haben auch viele Themen, wo man aus Förderersicht vielleicht nicht unbedingt denkt, das ist ein politisches Thema. Auch sowas wie Fußball war schon einmal eine Session, was aber aus einer Empowerment-Per- spektive durchaus politisch war. Es gibt die volle Bandbreite der Themen, auch sehr persönliche, was die Identität der Teilnehmenden angeht.

Welche Erfahrungen habt ihr in Bezug auf die Bekanntmachung der Veranstaltung gemacht?

Das ist eine ständige Baustelle. Wir werben recht viel, über die üblichen digitalen Kanäle, Papier ist da nicht mehr so das Ding. Die meisten der Teil- nehmenden kommen dann tatsächlich über Freunde, Bekannte, Geschwister, Mundpropaganda. Die wenigsten kommen, das evaluieren wir auch jedes Jahr, über Flyer oder Facebookwerbung oder so. Ich glaube, das ist auch so ein biss- chen dem Ort geschuldet. Das würde in Hamburg vielleicht etwas anderes sein. Aber die Hemmschwelle, dahin zu gehen, wenn es fremd ist, ist auf jeden Fall noch einmal höher. Das Thema Inklusion und Öffnung allgemein für poli - tikfremdere Zielgruppen ist auf jeden Fall ein großes Thema. Wir haben kein Problem, Teilnehmende zu finden, oft sind es dann Teilnehmende, die schon da waren, die Leute kennen. Was man da leisten muss, ist, glaube ich, ganz viel Türen klopfen und Klinken putzen und mehr vor Ort machen, sei es in Flüchtlingsunterkünften, Lehrer*innenkonferenzen oder mehr an organisier- te Gruppen herangehen. Was wir probieren ist, dass wir die Veranstaltung medial sehr intensiv über die Social Media Kanäle begleiten und Foto- und Filmmaterial sammeln. Es ist wichtig, erst einmal ein Bild zu schaffen: Was passiert da eigentlich? Was tatsächlich auch von den Teilnehmenden kam, war, Erfahrungsberich- te zu schreiben und zu veröffentlichen, kurze Statements, sodass nicht nur wir Erwachsene, sondern die Teilnehmer*innen selber zu Wort kommen.

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Jugendliche selber sind die beste Werbung oder die besten Multiplikator*innen. Es gab Angebote, an die Schu- len zu gehen oder an die Uni, wo die Leute selber sind, und ich glaube, das müssen wir mehr nutzen. Und auch die Motivation der Leute, die sagen, wir wollen nicht nur Leute aus unseren eigenen Filterblasen, sondern wir wollen das Ganze ein bisschen öffnen.

Welche Inhalte finden sich in euren Bekanntmachun - gen? Sagt ihr, dass es ein Barcamp ist?

Ja, wir sagen, dass es ein Barcamp ist und erklären es. Wir hatten wegen des Namens einmal überlegt, weil das ein bisschen sperrig klingt und ich mich fragte, ob das abschre- cken kann. Wir haben dann nachgefragt und die Antwort war aber eher: „Nein, das lassen wir so.” Das ist eine gute Frage, wie verkauft man das Format inhaltlich? Ich glaube, man muss es gut mit konkreten Inhalten und Beispielen fül- len, weil Text einfach nicht gelesen wird. Man braucht Bilder. Oder Leute, die schon einmal da waren und das mit einer anderen Leidenschaft vermitteln können.

 Direkt zum kompletten Audio-Interview

¼ JugendPolitCamp: jugendpolit.camp

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Durchführung eines Jugendbarcamps

In diesem Kapitel wird die Durchführung eines Jugendbarcamps in einzelnen Schritten erläutert – von den letzten Vorbereitungen eini- ge Tage vorher bis zum Abschluss des Jugendbarcamps.

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¼ Einige Tage vorher Einige Tage bevor das Jugendbarcamp startet, stehen letzte Vorbereitun- gen an. Es sollte eine Packliste geschrieben werden, auf der alle benötig- ten Materialien stehen, damit nichts vergessen wird. Außerdem sollten die nötigen Dokumente gedruckt werden. Als Erinnerung ist eine Rundmail an alle Teilnehmenden sinnvoll, in der noch einmal letzte Informationen zur Veranstaltung stehen, wie zum Beispiel Zeiten, Zugangsdaten zu Video- Konferenzen, Anfahrt und ggf. Informationen zur Unterkunft. Wenn die Planung und Organisation des Jugendbarcamps über den Camper läuft, sollte hier das Zeitraster schon einmal vorbereitet werden, das dann am Veranstaltungstag selbst vervollständigt wird. Wenn auch die Anmeldung über den Camper gelaufen ist, können die Teilnehmenden auch hierüber Infomails erhalten. ¼ Kurz bevor es losgeht Das Organisations- und Vorbereitungsteam sollte mindestens eine Stunde vor Beginn des Barcamps vor Ort sein, um letzte Vorbereitungen zu treffen. Zum einen gilt es, die Räume entsprechend vorzubereiten, d. h. Tische und Stühle in die gewünschte Sitzordnung zu stellen (geeignet sind besonders flach hierarchische Sitzordnungen, wie ein Sitzkreis) und die Technik zu überprüfen. Ist alles vorhanden, was gebraucht wird? Üblicherweise befin - den sich in jedem Session-Raum ein Laptop und Beamer sowie ein Flipchart und/oder eine Pinnwand mit Stiften und Pinnnadeln. Denkbar ist auch eine zentrale Anlaufstelle für solche Materialien. Ist zum Beispiel nicht genug Technik vorhanden, können die Jugendlichen auch aufgefordert werden, eigene Geräte zum Arbeiten und Dokumentieren mitzubringen. Neben den Sessionräumen sollten das Plenum, der größte verfügbare Raum, und die Anmeldung vorbereitet werden. Außerdem darf auch die Deko nicht fehlen: Vielleicht gibt es Plakate, Roll-Ups des Veranstalters bzw. der Veranstalterin oder Luftballons und Blumen. Wichtig ist, den Zu- gang zum WLAN sichtbar auszuhängen. Oft ist auch eine Ausschilderung

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