MEET – JOIN – CONNECT!

Begegnung über Grenzen hinweg, neue Menschen und Kulturen kennenlernen, sich austauschen und gemeinsam interkulturelle Kompetenzen und Weltoffenheit erlangen – all das ist in der Internationalen Jugendarbeit möglich. Dennoch hat sich in den letzten Jahren etwas verändert: Die Internationale Jugendarbeit wird nicht mehr nur offline gedacht, sondern konnte vom digitalen Wandel profitieren. Die vorliegende Arbeitshilfe „MEET – JOIN – CONNECT! Methodik der digitalen Internationalen Jugendarbeit“ bietet einen Überblick methodisch-pädagogischer Ansätze für die Umsetzung digitaler Formate.

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Arbeitshilfe

Impressum

Herausgegeben von:

IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e. V.

Godesberger Allee 142 – 148 53175 Bonn

Telefon: 0228 9506-0 Fax: 0228 9506-199

E-Mail: info@ijab.de Internet: www.ijab.de

Stand: Dezember 2022

Verantwortlich: Daniel Poli

Redaktion: Natali Petala-Weber, Ulrike Werner

Layout: dieProjektoren.de, Berlin

Icons: Simpleplus.de, Berlin; thenounproject.com; A. Rusch / dieProjektoren.de, Berlin

Im Internet nachzulesen unter: Deutsch: https://ijab.de/fileadmin/redaktion/PDFs/Shop_PDFs/ IJAB_Publikation_Methodik_Jugendarbeit_DE.pdf

Englisch: https://ijab.de/fileadmin/redaktion/PDFs/Shop_PDFs/ IJAB_Publikation_Methodik_Jugendarbeit_EN.pdf

Foto: Titel: IJAB

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VORWORT

Die vorliegende Arbeitshilfe „MEET – JOIN – CONNECT! Methodik der digitalen Interna- tionalen Jugendarbeit“ bietet einen Über - blick methodisch-pädagogischer Ansätze für die Umsetzung digitaler Formate. Im ersten Teil der Publikation werden zunächst durch Dr. Niels Brüggen und Franziska Koschei ( JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis ) Grundlagen der digitalen Internationa - len Jugendarbeit eingeführt. Denn: Die digitale Internationale Jugendarbeit als Teil der digi- talen Jugendarbeit vereint pädagogische An- sprüche der Medienpädagogik und des Smart Youth Work mit den Bedarfen und den An- sprüchen der Internationalen Jugendarbeit. Im Anschluss an den Überblick über die Rahmen- bedingungen digitaler Settings werden me- thodische Überlegungen zur Gestaltung der Gruppendynamik (Christoph Schneider-Laris) und zum Umgang mit Sprache und Kommuni- kation in digitalen Formaten (Bettina Wissing – Kompetenzstelle Sprache – IJAB) dargestellt. Im zweiten Teil der Publikation werden Bei- spiele aus der Praxis digitaler Internationaler Jugendarbeit präsentiert. Mit der Hervorhe- bung gelungener Methoden und den Grafiken zu den jeweiligen Settings können sich Fach- kräfte und Teamende einen schnellen Einblick verschaffen. Die Literaturhinweise und Links am Ende der Publikation bieten nützliche Tipps und Informationen rund um Methodik und Tools digitaler Internationaler Jugendarbeit. Die Check-Liste im Anhang fasst die wichtigs- ten Aspekte, die bei der Planung und Umset- zung von digitalen Formaten bedacht werden müssen, zusammen.

Begegnung über Grenzen hinweg, neue Men- schen und Kulturen kennenlernen, sich aus- tauschen und gemeinsam interkulturelle Kom- petenzen und Weltoffenheit erlangen – all das ist in der Internationalen Jugendarbeit mög- lich. Dennoch hat sich in den letzten Jahren et- was verändert: Die Internationale Jugendarbeit wird nicht mehr nur offline gedacht, sondern konnte vom digitalen Wandel profitieren. Digi- tale Formate haben sich etabliert und digitale Elemente sind fester Bestandteil im Arbeitsfeld der Internationalen Jugendarbeit geworden. Die Erfahrungen und die Erkenntnisse aus dem Digitalisierungsprozess haben bestätigt: Digitale Elemente schaffen einen facettenrei- chen Mehrwert in der Lernmobilität. Entweder weil sie ermöglichen, junge Menschen stärker in die Programmgestaltung einzubeziehen, weil durch sie neue Zielgruppen erreicht wer- den können oder etwa, weil ein erstes inten- sives Kennenlernen bereits vor dem Treffen vor Ort stattfinden kann. Doch wie können digitale Elemente pädagogisch sinnvoll in die Internationale Jugendarbeit integriert werden und welche methodischen Aspekte und Her- ausforderungen gilt es hierfür zu beachten? Diesen Fragen sind IJAB und JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis in Kooperation mit den Fach- und Förderstellen der Internationalen Jugendarbeit im Rahmen des Forschungsprojekts Internationale Jugend- arbeit.digital 2021–2022 nachgegangen. Nach- dem IJAB 2020 mit der Broschüre „MEET – JOIN – CONNECT! Digitale Tools für die Praxis Internationaler Jugendarbeit“ eine Übersicht über die Einsatzmöglichkeiten di- gitaler Tools geschaffen hat, sollen jetzt die pädagogisch-methodische Expertise aus der Trägerlandschaft und die Erkenntnisse aus der Umsetzung digitaler Formate wie den DIY²- Laboren und den Internationalen BarCamps Digital Transformer Days zusammengeführt werden.

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Inhalt

Vorwort

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Grundlagen der digitalen Internationalen Jugendarbeit

5

Digitale Jugendarbeit als Hintergrund 6 Dr. Niels Brüggen, Franziska Koschei | JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis Digitalisierung der Internationalen Jugendarbeit 8 Dr. Niels Brüggen, Franziska Koschei | JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis

Gruppendynamik in digitalen Begegnungen

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Christoph Schneider-Laris | freiberuflicher Trainer u. a. für das Deutsch-Polnische Jugendwerk

Sprache und Kommunikation in der digitalen Internationalen Jugendarbeit

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Bettina Wissing | Kompetenzstelle Sprache – IJAB

Digitale Begegnungen in der Praxis

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Virtuelle Workcamps – Chancen und Herausforderungen digitaler und hybrider Formate gemeinnütziger Freiwilligenarbeit Janina Hansmeier, Christoph Meder, Lukas Wurtinger | IBG – Internationale Begegnung in Gemeinschaftsdiensten e. V.

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Eine bilaterale deutsch-französische Kinderbegegnun g Anne-Laure Leroy | Jugendbildungszentrum Blossin e. V.

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Multilaterale hybride Jugendbegegnung „Dream your future – Zukunftsträume“

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Elena Neu | IJAB

Ortsgebundene digitale Jugendbegegnungen: die Living Labs

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Natali Petala-Weber | IJAB

Methodenübersicht

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Checkliste: Digitale Begegnungen planen und umsetzen

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Literaturhinweise und weitere Informationen

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GRUNDLAGEN

Grundlagen der digitalen Internationalen Jugendarbeit

Digitale Jugendarbeit als Hintergrund Dr. Niels Brüggen, Franziska Koschei | JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis Zum pädagogischen Einsatz von digitalen Medien in der Jugendarbeit bestehen vielfältige Konzepte und Ansatzpunkte. Um digitale Medien sinnvoll in die Internationale Jugendarbeit einbinden zu kön- nen, ist es hilfreich, sich einen Überblick zu verschaffen. Die folgenden Abschnitte sollen vor diesem Hintergrund Klarheit in den Begriffsdschungel zum Thema „Jugendarbeit mit und über digitale Me - dien“ bringen und wichtiges Hintergrundwissen bereitstellen. Ausgehend von Digitaler Jugendarbeit werden die Felder Medienpädagogik und Smart Youth Work vorgestellt.

Ziele der Digitalen Jugendarbeit Zunächst ist festzuhalten: Digitale Jugendarbeit verfolgt die gleichen Ziele und unterliegt den gleichen Wertvor- stellungen wie Jugendarbeit (vgl. Brüggen/Rösch 2022, S. 21.; vgl. European Commission 2018, S. 6.; vgl. YouthLink Scotland, o.S.). Jugendarbeit und Internationale Jugend- arbeit sind im Sozialgesetzbuch VIII (Kinder- und Jugend- hilfegesetz) der Bundesrepublik Deutschland gesetz- lich verankert und arbeiten nach den Grundsätzen der Kinder- und Jugendhilfe. Wichtige Grundprinzipien der Kinder- und Jugendhilfe sind unter anderem, dass jeder junge Mensch ein Recht auf Förderung seiner Entwick- lung und auf die Erziehung zu einer eigenverantwortli- chen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit hat. Vor diesem Hintergrund hat Jugendhilfe die Aufgabe junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwick- lung zu fördern und dazu beizutragen, Benachteiligun- gen zu vermeiden oder abzubauen (nach §1 SGB VIII). 1 Handlungsleitend ist demnach die Förderung von Ju- gendlichen in ihrer Entwicklung. Junge Menschen sollen zur Selbstbestimmung befähigt sowie zur gesellschaftli- chen Mitverantwortung und zum sozialen Engagement angeregt werden. Angebote knüpfen dabei an den Inte- ressen junger Menschen an und werden von ihnen mit- gestaltet und mitbestimmt (vgl. §11 SGB VIII). Durch den Einsatz und die Thematisierung von Technologien birgt Digitale Jugendarbeit dabei das Potenzial, Angebote noch zugänglicher und passgenauer zu machen. Digitale Jugendarbeit verfolgt zugleich Ziele, die sich di- rekt auf die Lebenssituation von jungen Menschen im digitalen Wandel beziehen. So zielt Digitale Jugendarbeit auf die Befähigung junger Menschen in folgenden Berei- chen ab:

» Aktives und kreatives Einbringen in der digitalen Gesellschaft

» Einschätzen der Risiken der Digitalisierung und damit fundierte und begründete Entscheidungsfindung

» Übernahme von Kontrolle über die eigene digitale Identität

» Ausdrücken der eigenen Meinung mit digitalen Mitteln

» Erschließen von neuen Mitteln zur Vernetzung, Zu- sammenarbeit und Beteiligung an der Gesellschaft.

» (vgl. YouthLink Scotland et al. 2019, o.S.)

Digitale Jugendarbeit und Medienpädagogik

Gerade das genannte Ziel, Jugendlichen Möglichkeiten zur kompetenten Teilhabe an einer vom digitalen Wan- del geprägten Gesellschaft zu eröffnen, verbinden Digi- tale Jugendarbeit und Medienpädagogik miteinander. Entsprechend gelten viele medienpädagogische Ansät- ze, bei denen mit Jugendlichen mit digitalen Medien ge- arbeitet wird auch als Beispiele für Digitale Jugendarbeit. Digitale Jugendarbeit beinhaltet jedoch auch Bereiche, die über die medienpädagogische Tradition hinausrei- chen (vgl. Brüggen/Rösch 2022, S. 21). Neben der För- derung von Medienkompetenz sind Themen relevant wie: digitale Infrastruktur (also Softwarelösungen für die pädagogische Arbeit), Ansätze zur Organisations- entwicklung sowie die professionelle Weiterentwicklung

1 Weitere Grundprinzipien sowie Aufgaben der Jugendhilfe gibt es unter https://www.bmfsfj.de/resource/blob/94106/40b8c 4734ba05dad4639ca34908ca367/kinder-und-jugendhilfegesetz-sgb-viii-data.pdf. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2020).

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Digital- und Medienkompetenz In vielen, gerade internationalen Papieren zu Digitaler Jugendarbeit wird der Begriff der Digitalkompetenz ge- nutzt. Dieses Kompetenzmodell beinhaltet zwar viele Aspekte des in Deutschland verbreiteten Medienkom- petenzmodells, jedoch rücken vor allem instrumentell- qualifikatorische Dimensionen, wie etwa Bedienfertig- keiten, in den Vorder- und kritisch-reflexive Ansprüche in den Hintergrund (vgl. Brüggen/Rösch 2022, S. 17). Das spiegelt sich auch in den Kompetenzanforderungen an Fachkräfte wider, die digitale Medien so nutzen können sollen, dass sie damit Maßnahmen für Jugendliche ge- stalten können. Die Reflexion über den digitalen Wandel und was dieser für die Lebensperspektiven von jungen Menschen bedeutet, wird weniger deutlich akzentuiert. In den Empfehlungen der Expert*innen-Gruppe der Eu- ropäischen Kommission wird allerdings auch auf diesen Aspekt hingewiesen (European Commission 2018). Formen Digitaler Jugendarbeit Es gibt unterschiedliche Formen, wie digitale Medien in der Digitalen Jugendarbeit zum Einsatz kommen. Aufschluss über diese Einsatzmöglichkeit gibt folgen- des Schaubild aus den bereits erwähnten Leitlinien für digitale (Kinder- und) Jugendarbeit der europäischen Expert*innengruppe. Demnach können digitale Medien in folgenden Formen in der Digitalen Jugendarbeit ein- gesetzt werden:

von Fachkräften mit digitalen Werkzeugen. Erkennbar ist dies in zentralen europäischen Rahmenpapieren wie den Ratsbeschlüssen zu Digitaler Jugendarbeit (13935/19), den Empfehlungen der von der EU-Kommission bestell- ten Expert*innengruppe (European Commission 2018) sowie den in paneuropäischer Zusammenarbeit entwi- ckelten Leitlinien für digitale (Kinder- und) Jugendarbeit (YouthLink Scotland et al. 2019). Smart Youth Work In Abgrenzung zur Digitalen Jugendarbeit nimmt Smart Youth Work zusätzlich auch die fachliche Entwicklung von Software-Lösungen für die Kinder- und Jugendarbeit verstärkt in den Blick. Digitale Werkzeuge, die pädagogi- sche Fachkräfte beim Erfassen ihrer Arbeit unterstützen, oder spielerische medienpädagogische Apps, deren Ent- wicklung fachlich begleitet wurde, sind Beispiele solcher Software-Lösungen. Ein Ziel der Smart Youth Work ist es, passgenaue Programme zu gestalten, die auf die Be- darfe der verschiedenen Akteur*innen von Kinder- und Jugendarbeit abgestimmt sind. Ein zentrales Dokument ist der Ratsbeschluss zur Smart Youth Work (2017/C 418/02), der explizit hervorhebt, dass die Entwicklung der Software-Lösungen unter Einbezug der vorhande- nen medialen Expertise der jungen Menschen stattfin- den soll.

als Inhalt

als Werkzeug

als Aktivität

Der Fokus liegt auf der Digitalisie- rung der Jugendarbeitsangebote, um sie zugänglicher, aktueller und passgenauer zu machen.

Der Fokus liegt auf Learning by Doing und praktischen Aktivitäten.

Der Fokus liegt auf Themen, die die Digitalisierung aufwirft.

Partizipation mit digitalen Tools (z. B. an Entscheidungsfindungs­ prozessen)

Spielgruppen zur Förderung einer positiven Kultur digitalen Spielens

Online-Beziehungen und -Verhalten reflektieren

Themen im Zusammenhang mit der Digitalisierung und den erforderlichen Kompetenzen erkunden

Making-Projekte zur Entwick- lung von relevanten Kompe- tenzen

Mit Social-Media-Anwendungen junge Menschen erreichen

Online-Beratung für vulnerable Jugendliche

Gemeinschaftlich digitale Me- dieninhalte produzieren

Junge Menschen befähigen, sich für ihre digitalen Rechte einzusetzen.

Abbildung 1: Einsatzmöglichkeiten digitaler Medien in der Digitalen Jugendarbeit. Quelle: https://www.digitalyouthwork.eu/wp-content/uploads/2019/11/Europaeische_Leitlinie_fuer_digitale_Jugendarbeit.pdf.

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Digitalisierung der Internationalen Jugendarbeit Dr. Niels Brüggen, Franziska Koschei | JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis

Wenn es um die Entwicklung einer Methodik für eine digitale Internationale Jugendarbeit geht, können Be- sonderheiten entlang der Variation eines Modells von Kutscher et al. (2015) herausgearbeitet werden. Dieses Modell ist im Bereich der sozialen Arbeit für die Be- trachtung von Prozessen der Mediatisierung und Digita- lisierung etabliert und fokussiert das Dreieck zwischen Adressat*innen, Fachkräften (haupt- und ehrenamtlich) sowie der Organisation. Jeweils bezogen auf diese drei Gruppen und auf ihre Relationen zueinander können Einflussfaktoren und Veränderungsgrößen mit Blick auf eine (zu entwickelnde) digitale Methodik verortet wer- den. Bei der Internationalen Jugendarbeit ist nun cha- rakteristisch, dass mindestens zwei solcher Dreiecke im Zusammenspiel stehen (s. Abbildung 2). Für die Gestaltung von online, blended oder hybriden Formaten der digitalen Internationalen Jugendarbeit können an dieser Grafik verschiedene Gestaltungsas- pekte in den Blick genommen werden. Um die oben genannten Ziele umzusetzen und eine sinnhafte Begeg- nung zwischen den Jugendlichen zu ermöglichen, sind in digitalen Formaten zusätzliche Fragen zu klären.

Was bedeutet Digitalisierung im Kontext der Internatio­ nalen Jugendarbeit? Um diese Frage zu beantworten, ist es sinnvoll, sich noch einmal die Ziele und Besonderhei- ten der Internationalen Jugendarbeit vor Augen zu füh- ren. Der folgende Abschnitt erklärt, welche Ziele Inter- nationale Jugendarbeit verfolgt und was Internationale Jugendarbeit im Vergleich zur Jugendarbeit vor dem Hin- tergrund des digitalen Wandels ausmacht. Ziele der Internationalen Jugendarbeit Internationale Jugendarbeit verfolgt die allgemeinen Ziele der Jugendarbeit gemäß §11 SGB VIII und ist zugleich inhaltlichen Zielen verpflichtet, die mittels Begegnung und den Austausch über Grenzen hinweg verfolgt werden. Internationale Begegnungen und grenzüberschreitender Austausch sollen insbesondere beitragen zu: » Vermittlung interkultureller Kompetenzen, internatio- naler Bildung und Förderung des Verständnisses von globalen Zusammenhängen,

» Stärkung von Toleranz und einer diversitätssensiblen Haltung in einer von Vielfalt geprägten Gesellschaft,

Exemplarisch herausgegriffen sind das: » In Bezug auf die Jugendlichen

» Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte und Versöhnung,

› Welche Kompetenzen bringen die Jugendlichen mit, um mit digitalen Medien umzugehen?

» Stärkung der europäischen Integration und des Friedens innerhalb von Europa und in der Welt.

› Wie können diese Kompetenzen gezielt genutzt werden?

Um die Ziele der Internationalen Jugendarbeit nachhaltig verfolgen zu können, wurden 2004 Qualitätskriterien für die Internationale Jugendarbeit sowie diesbezügliche In- dikatoren formuliert (vgl. Qualitätskriterien und Indika- toren für die Internationale Jugendarbeit, IJAB 2004). Im Prozess der Digitalisierung der Internationalen Jugend- arbeit sind diese Qualitätskriterien neu zu bewerten und weiterzuentwickeln. Die Besonderheiten der digitalen In- ternationalen Jugendarbeit, die im Folgenden dargestellt werden, sollten dabei Berücksichtigung finden.

› Welche digitalen Dienste (Apps und Software) werden in den jeweiligen Ländern für (auch informelle) Kommunikation unter Jugendlichen genutzt?

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» In Bezug auf die Fachkräfte:

» In Bezug auf die Partner-Organisationen:

› Welche Kompetenzen und Erfahrungen bringen die Fachkräfte zur Gestaltung und Umsetzung digitaler Formate mit? › Welche Rollen sind bei der Umsetzung digitaler Formate notwendig? Welche Unterstützungs­ angebote durch andere Fachkräfte sind jeweils verfügbar?

› Gibt es Vorgaben der Organisationen, die bei der Gestaltung von digitalen Formaten berücksichtigt werden müssen? (z. B. Ausschluss bestimmter Dienste, Vorgaben für die Nutzung von Social Media) › Welche rechtlichen Vorgaben sind in dem jeweiligen Land bindend? (z. B. hinsichtlich Daten- schutzes, Datenverarbeitung und Einwilligung) › Wie kann das Gastgeberprinzip in digitalen Begegnungen interpretiert und umgesetzt werden? Soll es das überhaupt?

› Wie werden diese Rollen in den pädagogischen Teams aufgeteilt?

Diese Aspekte haben oft auch Einfluss auf „klassische“ Fragen der Planung, bspw. wie der Tagesablauf gestaltet wird.

Digitaler Wandel in der Internationalen Jugendarbeit

Organisationen

Organisationen

Organisationen

Organisationen

Jugendliche

Jugendliche

Jugendliche

Jugendliche

Fachkräfte

Fachkräfte

Fachkräfte

Fachkräfte

Abbildung 2: Die spezifische Konstellation für den digitalen Wandel in der Internationalen Jugendarbeit (Brüggen/Koschei nach Kutscher/Ley/Seelmeyer 2015)

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Chancen und Herausforderungen des digitalen Wandels für die Internationale Jugendarbeit Der oben beschriebene Wandlungsprozess kann Einfluss auf die Gestaltung von Projekten in der Internationalen Jugendarbeit haben. Die folgende Gegenüberstellung skizziert, welche Chancen und Herausforderungen sich für Maßnahmen im außerschulischen Bereich ergeben. 2

HERAUSFORDERUNGEN

CHANCEN

Abbau von Teilnahmehürden Der Einsatz digitaler Medien bietet die Chance, dass bestimmte Teilnahmehürden abgebaut werden. Das können z. B. begrenzte zeitliche und finanzielle Ressourcen, Mobilitätsbeschränkun- gen durch Behinderungen oder aufgrund von Reiserestriktionen, einer schwierigen politischen Lage, Beschränkungen aufgrund des Aufenthalts- status oder fehlende Visa-Genehmigungen sein. Darüber hinaus können digitale Treffen einen sicheren Raum bieten, in denen sich die Jugendli- chen in einem ihnen vertrauten Setting, wie z. B. ihrem Zuhause, digital kennenlernen. Denn sozi- ale Interaktionen können für manche Jugendliche herausfordernd sein, vor allem wenn sie in einem ungewohnten Umfeld, wie etwa einem fremden Land, stattfinden. Einblicke in individuelle Lebensweisen Auf der anderen Seite ermöglicht die Teilnahme von zuhause aus niedrigschwellige Einblicke in die individuellen Lebensweisen der Teilneh- menden: Ohne an einen anderen Ort reisen zu müssen, kann ein Eindruck vom Alltag der Jugendlichen vermittelt werden – und sogar für alle nationalen Gruppen gleichzeitig, d.h. ohne großen zeitlichen Abstand. Dies kann von einer Live-Rundtour durch die eigene Wohnung bei einer Online-Session, bis hin zu einem vorprodu- zierten Follow-me-around reichen, bei dem die Teilnehmenden einen Tag lang ihren Alltag mit- hilfe einer Kamera festhalten. Online-Räume, die im Unterschied zu Begegnungen vor Ort einen „neutralen“, länderunabhängigen Ort darstellen, können außerdem die Chance bieten, den Fokus auf neue und diverse, kulturunabhängige Unter- schiede und Gemeinsamkeiten zu richten.

Neue Teilnahmehürden Durch den Einsatz von Online-Tools können neue Teilnahmehürden sowie Benachteiligungsformen entstehen. Ein Beispiel ist die Benachteiligung von Jugendlichen, denen keine oder eine wenig leistungsfähige Ausstattung zur Verfügung steht. Auch andere Rahmenbedingungen, wie eine instabile Internetverbindung oder ein fehlender Rückzugsort können dazu führen, dass Jugend- liche erst gar nicht an Projekten mit digitalen Elementen teilnehmen können oder im Laufe des Projekts aussteigen (müssen). Ein Lösungsansatz sind hybride Formate, bei denen die Jugendlichen gemeinsam mit den Teamer*innen in einem Raum sitzen (siehe Abschnitt „Formate“, S. 12). So ist sichergestellt, dass alle Teilnehmende einen gleichwertigen Zugang haben. Erschwerter interkultureller Austausch Das Eintauchen in andere Lebenswelten und ins- besondere das Kennenlernen anderer Kulturen kann im Online-Setting herausfordernd sein und muss gezielt organisiert werden. Hilfreich können in diesem Zusammenhang von den Teilnehmenden produzierte Filme oder Audio- aufnahmen sein, in denen die Jugendlichen ihr Land oder ihre Stadt vorstellen. Auch gemein- same Online-Kochabende, in denen länderty- pische Gerichte auf dem Speiseplan stehen, oder gemeinsame Filmabende mit Filmen aus der Heimat der Teilnehmenden können dieser Herausforderung entgegenwirken. Zugleich bieten diese Veranstaltungen Anlässe für infor- mellen Austausch zwischen den Jugendlichen. Besonders dieser informelle Austausch wirkt sich positiv auf das Knüpfen von Freundschaf- ten im Online-Setting aus, welches häufig als „unpersönlich“ wahrgenommen wird. Wie Sprachanimation digital den interkulturel- len Austausch fördert, stellt IJAB ausführlich in der Arbeitshilfe „Sprachanimation bei Online- Jugendbegegnungen“ dar. 3

2 Dieser Abschnitt beruht zum einen auf eine im Jahr 2021 veröffentlichte Expertise mit dem Titel „Veränderungen und Handlungs- bedarfe angesichts des digitalen Wandels Internationaler Jugendarbeit“, die auf Basis aktueller Diskurse Chancen und Heraus- forderungen für Jugendbegegnungen und Workcamps sowie Transformationsanforderungen an die Internationale Jugendarbeit systematisiert, s. Brüggen et al. (2021). Zum anderen wurden Ergebnisse aus dem ebenfalls 2021 erschienenen Artikel „Digitaler Wandel – Veränderungen und Handlungsbedarfe für die Internationale Jugendarbeit“ herangezogen: Koschei/Brüggen (2021). 3 https://ijab.de/bestellservice/sprachanimation-bei-online-jugendbegegnungen. S. auch S. 18 zum Thema Kommunikation in Online-Begegnungen.

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HERAUSFORDERUNGEN

CHANCEN

Zusätzliche Kommunikationskanäle Durch bestimmte Online-Funktionen können Kommunikationsprozesse jedoch auch vereinfacht werden. So erlauben Dolmetschfunktionen auf Videokonferenzplattformen simultane Überset- zung in verschiedene Sprachen sowie Schriftdol- metschen für höreingeschränkte Teilnehmende. Gleichzeitig können Jugendliche während eines Projekts Übersetzungsdienste nutzen. Messenger- Dienste ermöglichen es, dass Jugendliche zu Beginn eines Projekts, zwischen zwei Projektpha- sen oder über das Projekt hinaus miteinander in Kontakt bleiben. Hier sind jedoch datenschutz- rechtliche Aspekte zu beachten, wenn kommerzi- elle Anbieter wie WhatsApp genutzt werden. Erwerb von Medienkompetenz Digitale Projekte eröffnen die Chance, dass sich Jugendliche Kompetenzen im Umgang mit Online-Tools aneignen. So erwerben Jugendliche Technikwissen, wenn sie neue Geräte und Tools kennenlernen und sie bei digitalen Projekten selbständig einsetzen. Zudem können digita- le Projekte Anknüpfungspunkte bieten, um gemeinsam mit den Jugendlichen das eigene mediale Handeln zu reflektieren, Medienstruk- turen zu hinterfragen oder um gemeinsame Medienprodukte zu erstellen. Zusätzliche Partizipationsmöglichkeiten Online-Tools eröffnen gleichzeitig neue Partizi- pationsmöglichkeiten für Jugendliche. So können sie sich mithilfe digitaler Elemente im Vorfeld an der Organisation von Maßnahmen beteiligen. Dies kann z. B. in digitalen Vorbereitungstreffen geschehen, in denen die Struktur des Projekts sowie einzelne Programmpunkte zusammen mit den Teilnehmenden vorbereitet werden. Bei diesen Treffen können auch die Online-Tools, die im Projekt eingesetzt werden sollen, festge- legt werden. Übernehmen Jugendliche mithilfe der von ihnen vorgeschlagenen Tools Aufgaben im Projekt können Kompetenzen, die sie in ihrer Lebenswelt erworben haben, eingebunden und aktiviert werden. Diese Mitgestaltung kann das Gefühl der Selbstwirksamkeit bei den Jugendli- chen stärken und sie für das Projekt motivieren. Außerdem ist eine frühzeitige Einbindung der Jugendlichen förderlich für eine lebensweltnahe Gestaltung der Maßnahme.

Erschwerte Kommunikation Kommunikation kann im Online-Setting eben- falls ein herausforderndes Thema sein. Unter- schiedliche Herkunftssprachen und Sprach- kenntnisse, eingeschränkte Wahrnehmung der Gestik und Mimik, das Versagen der Technik spielen hier eine Rolle. Welche Aspekte in On- line-Settings für die Kommunikation wesentlich sind und was bedacht werden muss, um Kom- munikation möglichst effizient zu gestalten, wird ausführlich in Abschnitt 4 ab S. 18 dargestellt. Zusätzliche Vorbereitung Projekte, in denen Online-Tools eingesetzt wer- den, erfordern neue Formen der Vorbereitung der Teilnehmenden. Neben einer landeskund- lichen wird auch eine medienbezogene Vorbe- reitung relevant, um die Handlungsfähigkeit der Jugendlichen im jeweiligen Setting sicherzustel- len. Dies kann z. B. bedeuten, manche Teilneh- mende mit den nötigen Endgeräten auszustatten. Außerdem sollte sichergestellt werden, dass die Teilnehmenden über die nötigen Kenntnisse zum Umgang mit den eingesetzten Tools verfügen. Fehlende Verbindlichkeit Im Hinblick auf die Verbindlichkeit der Teilnah- me kann es bei digitalen Projekten zu Heraus- forderungen kommen. Lange Pausen zwischen Online-Terminen, Alltagsverpflichtungen der Teilnehmenden sowie Zeitverschiebungen können dazu führen, dass Vereinbarungen und Termine nicht eingehalten werden. Die Mög- lichkeit während eines Online-Termins jederzeit Mikrofon und Kamera auszuschalten, birgt das Potenzial, dass Teilnehmende weniger bis gar nicht aktiv an Online-Sessions teilnehmen. Mit der Gestaltung der Online-Termine kann dem entgegengewirkt werden. Längere Redezeiten einzelner Personen, zu wenig Pausen oder Interaktionsmöglichkeiten gilt es zu vermeiden, da sie sich negativ auf die aktive Teilnahme der Jugendlichen auswirken können. Vielmehr gilt es, eher kurze, interaktive und abwechslungsrei- che Formate zu entwickeln, die auf den aktiven Austausch zwischen den Teilnehmenden sowohl während einer Online-Session als auch zwischen einzelnen Terminen abzielen. Hilfreich kann auch eine gemeinsam mit den Jugendlichen er- stellte „Netiquette“ sein, in der Verhaltensregeln im Projekt festgelegt werden.

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Gestaltungsmöglichkeiten digitaler Internationaler Jugendarbeit – ein Überblick ZOOM, BigBlueButton oder doch etwas ganz anderes? Ein Tag, eine Woche oder mehrere Monate? Die Gestal- tungsmöglichkeiten digitaler Projekte sind zahlreich und können je nach Projektziel, Ressourcen sowie Förder- richtlinien variieren. Der folgende Abschnitt liefert einen Überblick darüber, wie digitale Projekte im Hinblick auf Formate, Angebotslänge, Einsatzformen digitaler Ele- mente, Endgeräte, Online-Tools und der Zusammenstel- lung des pädagogischen Teams aussehen können. Formate: online, hybrid, blended Je nach Anlage der Online- und Offlinephasen können di- gitale Projekte verschiedene Formate annehmen. Dabei können folgende Kategorien unterschieden werden: on- line, hybrid oder blended. Diese Unterscheidung ist als Definitionsvorschlag zu sehen und dient der ungefähren Einordnung von Projekten. Im aktuellen Diskurs werden die Begriffe unterschiedlich verwendet. Online Bei reinen Online-Formaten findet die gesamte Begeg- nung online statt. Das bedeutet, dass alle Teilnehmen- den online miteinander verbunden sind. Sie nehmen jeweils einzeln über ein eigenes Gerät an einem Online- Meeting teil bzw. beteiligen sich mittels verschiedener digitaler Tools. Beispiel: Alle Teilnehmenden aus den Partnerländern nehmen von unterschiedlichen Orten, einzeln und mit einem eigenen Gerät am Projekt teil. Hybrid Bei hybriden Formaten finden Online- und Offline-Aktivi- täten simultan statt, etwa wenn sich eine Jugendgruppe an einem Ort befindet und eine andere zeitgleich online von einem anderen Ort zugeschaltet wird. Als hybrid können zudem Formate beschrieben werden, bei denen einzelne Teilnehmende einer Gruppe online teilnehmen, während der Rest der Gruppe vor Ort teilnimmt. Beispiel: Jugendgruppe A befindet sich in einem Jugend- zentrum in Land A. Jugendgruppe B befindet sich in ei- nem Tagungshaus in Land B. Beide Gruppen sind über je ein Gerät online miteinander verbunden. Blended Bei Blended-Formaten wechseln sich Online- und Off- linephasen zeitlich ab. Die Online-Phasen können dabei unterschiedlich in die Projektstruktur eingebaut werden: vorgelagert, parallel oder nachgelagert. Die Bezeichnung „Blended-Formate“ ist angelehnt an das Lernmodell „Blended Learning“. Das englische Wort „blended“ ent- stammt ursprünglich der Genussmittelindustrie, in der verschiedene Sorten z. B. von Kaffee oder Tabak mitein-

ander vermischt werden, um ein anderes, verbessertes Produkt zu erhalten. (vgl. Stecher et al. 2019, S. 21.)

Beispiel: Ein Projekt mit zwei Partnerländern startet mit einer Online-Phase, bei der alle Teilnehmenden ein- zeln online miteinander verbunden sind. Anschließend erfolgt eine Offline-Phase, in der eine physische Begeg- nung aller Teilnehmenden in einem der beiden Partner- länder stattfindet. Es gibt jedoch auch Projekte, die sich keiner der beschrie- benen Kategorien zuordnen lassen, da unterschiedliche Formattypen miteinander verknüpft werden. Ein solches Projekt sieht z. B. wie folgt aus: Am Anfang erfolgen nati- onale Treffen in Präsenz, bei denen zwei Ländergruppen zu bestimmten Phasen online miteinander verbunden sind. Anschließend findet eine Präsenzbegegnung mit beiden Ländergruppen statt. Es werden also hybride Momente (Präsenz-Treffen mit Online-Zuschaltung der Partnergruppe) mit blended Elementen (Online-Phase am Anfang, Offline-Phase am Ende) verbunden. Projektdauer Durch den Einsatz digitaler Elemente in der Interna- tionalen Jugendarbeit kann sich die Projektdauer von Maßnahmen verändern. Auch hier gibt es vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. So sind eintägige Online- Kurzformate ebenso möglich wie die Ausweitung eines digitalen Projekts über mehrere Wochen und Monate hinweg. Auch bei der Anzahl von Treffen innerhalb die- ser mehrwöchigen bzw. mehr monatigen Maßnahmen sind verschiedene Optionen möglich: von einem länge- ren Online-Treffen im Monat bis hin zu beispielsweise täglichen, kürzeren Treffen innerhalb von zwei Wochen. Zu beachten ist, dass Prozesse im Online-Setting häufig länger dauern, z. B. durch technische Verzögerungen, Erklärungen zur Technik oder auch andere Dynamiken in Gruppenprozessen. Anders als im Offline-Setting kön- nen Wartezeiten, die für die Teilnehmenden entstehen, schwieriger mit informellen Gesprächen o.ä. gefüllt wer- den. Dies kann sich wiederum negativ auf die Motivation der Teilnehmenden sowie auf verschiedene gruppendy- namische Prozesse wie das Bilden einer Wahrnehmung als Gruppe auswirken. Dies ist bei der Konzeption eines digitalen Projekts zu berücksichtigen. Konzepte für Offline-Treffen können nicht eins zu eins in das Online-Setting übertragen werden. Viel - mehr sollten digitale Projekte von Anfang an als sol-

che konzipiert und online-spezifische As- pekte bedacht werden. Das kann z. B. bedeuten, Online-Termine kürzer als Offline-Termine anzusetzen und mit online-spezifischen, auflockernden und interaktiven Methoden zu gestalten (s. Gruppendynamik in digitalen Begeg- nungen).

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Einsatzformen digitaler Elemente Im oberen Abschnitt „Formen Digitaler Jugendarbeit“ (S. 7) wurde dargelegt, dass digitale Elemente als Werk- zeug, Aktivität oder Inhalt eingesetzt werden können. In der Internationalen Jugendarbeit sieht das beispielswei- se wie folgt aus: » Werkzeug: Eine Jugendbegegnung findet mithilfe einer bestimmten Videokonferenzplattform statt, um Jugendliche zu erreichen, denen es nicht möglich ist zu reisen.

Online-Tools Die Bandbreite an für digitale Jugendprojekte geeigne- ten Tools ist groß. Hauptsächlich genutzt werden Vi- deokonferenztools, digitale Pinnwände und Tools zum kollaborativen Schreiben. Einen Überblick zu digitalen Tools für die Internationale Jugendarbeit gibt die IJAB- Broschüre „MEET – JOIN – CONNECT! Digitale Tools für die Praxis Internationaler Jugendarbeit“. 5 Die digitale Be - gegnungs-Plattform „DINA.international“ (https://dina. international/) vereint unterschiedliche Tools an einem Ort und ermöglicht es, neben der Vor- und Nachberei- tung einer Begegnung, ganze Austauschprojekte online durchzuführen. Pädagogisches Ziel vor Tool: Bei der Auswahl und dem Einsatz von Tools sollte darauf geachtet werden, dass sie der Zielerreichung dienen. Das pädagogische Ziel und die gewählte Methodik bestimmen die Tools – dabei ist weniger oft mehr. Zudem ist zu beachten, dass die Tools datenschutzrechtliche Vorgaben der teilnehmenden Länder einhalten und möglichst nah an der Lebenswelt der Teilnehmenden sind. Die nationalen und internatio- nalen Vorbereitungstreffen sollten dazu genutzt werden, mit den jugendlichen Teilnehmenden gemeinsam Wün- sche und Vorlieben im Hinblick auf die digitalen Tools zu sammeln und auszuhandeln. Zusammenstellung pädagogischer Teams Welche Kompetenzen werden in Teams gebraucht, die digitale Projekte in der Internationalen Jugendarbeit durchführen? Grundsätzlich sind diejenigen Kompeten- zen erforderlich, die auch im Offline-Setting der Interna- tionalen Jugendarbeit wichtig sind. Darüberhinaus sind für die Durchführung von digitalen Projekten weitere Kompetenzen notwendig: technische Kompetenzen, spezifische Moderationskompetenzen und Kompeten- zen in digitaler Methodik-Pädagogik. Grundsätzlich be- darf es einer Offenheit dafür, sich mit digitalen Tech- nologien in Verbindung mit den pädagogischen Fragen auseinander zu setzen (vgl. open mindset in European Commission 2018). Auf einer positiven Grundhaltung können Expertise für den Einsatz von digitalen Tools in der pädagogischen Arbeit aufgebaut und dies mit geziel- ten Fortbildungsangeboten unterstützt werden.

» Aktivität: Bei einer Maßnahme werden Medienpro- dukte, wie etwa Filme oder Podcasts erstellt.

» Inhalt: Jugendliche arbeiten gemeinsam zum Thema Datenschutz oder anderen medialen Themen.

Endgeräte Mit welchen Endgeräten Jugendliche an Online-Phasen eines Projekts teilnehmen, kann sich ebenfalls von Pro- jekt zu Projekt unterscheiden. In vielen Projekten kommt der „Bring Your Own Device“-Ansatz zum Tragen, bei dem die Teilnehmenden ihre eigenen Geräte benutzen und ggf. mitbringen. 4 Das kann einige Vorteile haben: Zum einen werden Kosten und organisatorischer Aufwand reduziert. Zum andere benötigen die Teilnehmenden keine gerätespezifische Einführung, sondern verwenden ihnen vertraute Geräte. Auch aus Sicht der Nachhaltig- keit erscheint es sinnvoll, die Anschaffung neuer Geräte zu vermeiden, wenn dies nicht zwingend notwendig ist. Gleichzeitig birgt die Verwendung eigener Geräte auch Nachteile: So ist beispielsweise ein hohes Ablenkungs- potenzial gegeben: Der Weg zu privat genutzten Appli- kationen und Programmen (Messengern, Spielen etc.) ist kurz und die Versuchung groß, sich während einer Online-Session mit themenfremden Dingen zu beschäf- tigen. Der Ansatz des „Bring Your Own Device“ kann aber auch zur Benachteiligung von Jugendlichen führen, die über keine entsprechende Ausstattung verfügen. Un- terschiedliche Betriebssysteme und Software-Versionen auf den privaten Geräten können für Teamer*innen he- rausfordernd sein. So können Programme, die bei einer Maßnahme eingesetzt werden sollen, auf verschiedenen Geräten unterschiedlich gut funktionieren. Hier kann es hilfreich sein, im Vorfeld die Ausstattung der Jugendli- chen (Endgeräte, deren Betriebssystem und Software- Versionen) abzufragen. Dieses Vorgehen ermöglicht es, digitale Methoden auf die Ausstattung der Jugendlichen abzustimmen, wobei man berücksichtigen muss, dass dies ein aufwändiger Prozess sein kann.

4 Weitere Definitionen und Konzepte rund um das Thema „Bring Your Own Device“ sind beispielsweise in „BYOD - Start in die nächste Generation“ zu finden. Es handelt sich dabei um den Abschlussbericht eines Forschungsteams zu einem Pilotprojekt, in dem Online-Tools im Kontext Schule eingesetzt wurden Kammerl et al. (2016). 5 IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V (2020): https://ijab.de/bestellservice/ meet-join-connect.

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Rollen im Team Leitungsteams von digitalen Projekten sollten personell möglichst vielfältig zusammengesetzt sein. Entspre- chend sind ausreichend Ressourcen einzuplanen. Unter- schiedliche Rollen in pädagogischen Teams von digitalen Projekten können sein:

Die Rollen müssen nicht für die Gesamtdauer des Pro- jekts festgelegt werden, sondern können sich zum Bei- spiel in den unterschiedlichen Sitzungen abwechseln. Dennoch ist es wichtig, dass sie im Vorfeld abgestimmt und festgehalten werden, damit ein gleichwertiges Zu- sammenarbeiten ohne Überlastung einzelner Fachkräfte sichergestellt ist. Da sich im digitalen Raum diese Rollen schnell „überlappen“ können ist es empfehlenswert ein gemeinsames Drehbuch im Leitungsteam zu erarbeiten, bei dem festgehalten wird, wer welche Zuständigkeiten hat und Aufgaben übernimmt. Auch Teilnehmende kön- nen je nach Interesse und Kompetenz unterschiedliche Rollen und Verantwortlichkeiten in digitalen Begegnun- gen übernehmen und somit stärker an der Gestaltung des Projekts mitwirken.

» Moderation,

» technische Organisation/Unterstützung (z. B. Einrich- tung von Break-Out-Räumen, Anwendung externer Tools, Hilfestellung bei Problemen mit der Kamera und dem Mikrofon, Einrichten digitaler Umgebungen),

» Sprachanimation und/oder Sprachmittlung,

» Vermittlung von Inhalten/Inputs,

» Beobachtung des Chats.

Gruppendynamik in digitalen Begegnungen Christoph Schneider-Laris | freiberuflicher Trainer u. a. für das Deutsch-Polnische Jugendwerk

Gruppendynamik bezeichnet in der Internationalen Jugendarbeit die Entwicklung von Grup- penprozessen über unterschiedliche Phasen einer Begegnung hinweg. In internationalen Jugendbegegnungen werden in der Regel fünf Phasen der Gruppendynamik beschrieben, die sich allerdings in digitalen Formaten nicht eins zu eins wiederfinden lassen: die Kennenlern - phase, die Orientierungsphase, die Kreativphase, die Differenzierungsphase und schließlich die Abschiedsphase. Fachkräfte stehen im digitalen Raum vor der großen Herausforderung, neue Wege zu suchen, um gruppendynamische Prozesse und Phasen erkennen und auch steuern zu können. 6

Wie gestaltet sich die Gruppendynamik in digitalen Begegnungen? Es darf ruhig länger dauern Da die informelle Zeit in digitalen Begegnungen ge- zielt organisiert werden muss, ist die gemeinsame Pro- grammzeit digital kürzer: gemeinsame Mahlzeiten und Pausen, Abendgestaltung oder Zeit im Zimmer gehören nicht automatisch dazu, sondern müssen ggf. zusätzlich geplant werden. Daher entsprechen drei Tage digital nicht drei Tagen in Präsenz. Die Inhalte und der Ablauf – wie sie sich in der Regel in Präsenzbegegnungen gestal- ten – können schwer eins zu eins übertragen werden. Dazu kommt, dass die gemeinsame Zeit am Bildschirm

Grenzen der Aufmerksamkeit kennt. Eine Woche Be- gegnung mit mehreren Stunden täglich am Bildschirm schlaucht. Die Teilnehmenden und die Leitung benöti- gen dann Abwechslung und Bewegung. Für digitale For- mate gilt grundsätzlich die Faustregel, dass sich die Akti- vitäten in etwa alle 15 Minuten abwechseln. So kann zum Beispiel einer interaktiven Aktivität im Plenum ein Input von 15 Minuten folgen und anschließend eine Mauschel- gruppe in Tandems durchgeführt werden. Hier gilt es, zu experimentieren, was gut zur Gruppe und zum Rahmen passt. Wenn mehrere Stunden am Bildschirm geplant sind, dann sind maximal zwei bis drei Tage am Stück zu empfehlen.

6 Vgl. zur Gruppendynamik in digitalen Formaten auch die IJAB-Dokumentationen der DIY²-Labore „Gruppendynamik online in 5 Rhythmen“ unter: https://ijab.de/bestellservice/gruppendynamik-online-in-5-rhythmen sowie „Group dynamics online“ unter: https://ijab.de/bestellservice/group-dynamics-online.

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Für den Einstieg eignet sich erstmal eine kürzere Einheit von ca. zwei Stunden. So sind der organisatorische Auf- wand und die Hürde der Teilnahme bzw. die Gefahr, dass die Teilnehmenden „abspringen“, nicht so hoch. Ein erstes Miteinander, Sprechen und Ausprobieren sind so möglich und Ideen für weitere Einheiten können entstehen. Details wahrnehmen Die Gruppendynamik hat viel mit Wahrnehmung zu tun: Wie reagieren meine Teilnehmenden? Wie gut passt die Aufgabe zum Bedarf? Was ist gerade Thema und wie gut ist ein Fokus möglich? Es empfiehlt sich, bei digitalen Begegnungen das Mikrofon der Teilnehmenden stumm zu schalten, während es eine Erklärung oder eine Auf- gabe gibt, bei der eine Person spricht. Andernfalls ist die Ablenkung durch Geräusche zu groß. Das, was wir ansonsten im Seminarraum im Umfeld wahrnehmen, fällt dadurch weg. Reaktionen, Kommentare, Nachfra- gen sind online schwieriger. Stattdessen können wir uns auf die Gesichtsausdrücke konzentrieren, einfache und klare Anweisungen geben, Reaktionen nicht nur verbal erwarten oder direkte Ansprache nutzen. Im Folgenden werden ein paar Hinweise gegeben, wie gruppendyna- mische Prozesse am besten erkannt werden können. Die gruppendynamischen Phasen laufen typischerweise bei Online-Begegnungen nicht so klar differenziert ab wie bei Begegnungen in Präsenz. Und sie bedürfen deutlich mehr Unterstützung, vor allem zu Beginn. Dazu kommt, dass die oben genannte informelle Zeit wegfällt oder Teil des Online-Programms wird, also weniger Zeit für die Gruppe zur Verfügung steht. Trotzdem kann durch entsprechende Methoden und ein abwechslungsreiches Programm überraschend viel Interaktion in kurzer Zeit entstehen. Die Teilnahme an einer Online-Begegnung ist im Vergleich zu einer mehrtägigen Reise zu einer Be- gegnung in Präsenz viel niedrigschwelliger und damit die Möglichkeit, einfach mal vorbeizuschauen, größer. Auch bei Online-Begegnungen gibt es Instrumente, um kreativ als Gruppe tätig zu sein und nicht nur zuzuhören. Einige werden nachfolgend vorgestellt: Breakout-Rooms Die Aufteilung in kleine Räume mit mindestens zwei Personen oder auch Kleingruppen von drei bis fünf Per- sonen ermöglicht viel Austausch in kurzer Zeit. Das ist eines der effektivsten Instrumente, um online Kontakt zwischen den Teilnehmenden zu schaffen, und sollte in keiner Gruppeneinheit fehlen. Die Teilnehmenden können per Zufall oder durch die Leitung Breakout- Räumen zugeordnet werden, oder sie suchen sich selbst einen der vorab eingerichteten Räume aus und treten diesem bei. Nach Ablauf der eingestellten Zeit kommt Gruppendynamische Prozesse online erkennen und steuern Die Phasen der Gruppendynamik bei Online-Begegnungen

die Gruppe wieder in den Hauptraum zurück. Aus der Perspektive der Leitung ist das ein Traum: Schnell aufge- teilt und schnell wieder zurück, zwischendurch eine bestimmte Zeit Austausch zu einem konkreten

Thema und die Interaktion in der Gruppe ist deutlich dynamischer. Durch den Charakter der Räume entsteht eine vertrauensvolle Atmosphäre, ohne dass die Leitung anwesend ist und „kontrolliert“. Man traut sich mehr über persönliche Dinge zu reden, die man im Plenum vielleicht nicht so einfach ansprechen würde. Rückmeldung organisieren Wer Online-Begegnungen leitet, wird schnell feststellen, dass es wertvoll ist, regelmäßig eine Rückmeldung zur Stimmung oder zu den Aufgaben zu bekommen, da man größtenteils ins „Leere“ redet, während die anderen Teil- nehmenden stumm sind. Also gilt es die Rückmeldung aktiv zu gestalten, beispielsweise eine Runde mit Kom- mentaren von allen Personen. Bei kleineren Gruppen bis 25 Personen geht das auch verbal. Ein wichtiger Hinweis dazu: Wer dran war, benennt einfach eine andere Per- son, die weitermacht. So wird die Wartezeit dazwischen verkürzt, man schafft einen virtuellen Kreis und mehr Interaktion. Bei größeren Gruppen bieten sich andere Moderations-Tools an wie z. B. eine Online-Pinnwand, Whiteboard, Padlet, Mentimeter etc. Dabei entsteht ge- meinsam ein Ergebnis, das alle sehen und entsprechend weiter kommentieren können. Abwechslung ermöglichen So schnell, wie man sich online dazu schalten kann, so schnell kann man auch wieder heraus. So funktioniert die Niedrigschwelligkeit. In fast jeder Online-Einheit gibt es Personen, die sich anfangs etwas herausnehmen, mit der Kamera zögern, technische Probleme haben oder ansonsten lieber passiv dabei sein wollen. Hier ist zu empfehlen, dass sich die Teamer*innen auf die Teilneh- menden konzentrieren, die aktiv dabei sind und denje- nigen helfen, die Unterstützung brauchen. Am besten teilen sie sich die Rollen im Team auf. Um einen schnel- len Ausstieg zu verhindern, braucht es Abwechslung im Programm. Wenn ich in ein Online-Treffen komme und am Anfang nur zuhöre, dann ist die Verlockung groß, nebenbei noch die Mail zu Ende zu lesen oder kurz et- was nachzuschauen. Daher empfiehlt es sich, die Teil- nehmenden nach einem kurzen Einstieg mitzunehmen, ihnen das Programm vorzustellen und ihnen die Chance zu geben, sich zu beteiligen. Unterschiedliche Einheiten, die Reaktionen oder Kommentare von der Gruppe her- vorlocken, eignen sich gut. Zwischendurch ein Warm-up kann ebenso Wunder wirken. Teamer*innen könnten überlegen, wie und woran eine längere kreative Arbeit online möglich wäre, damit sie der Gruppe in der kre- ativen Phase eine spannende Aufgabe geben können. Hier geht online viel z. B. über Foto, Film und Animation

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Fragen zur Umsetzung und zum Programm können gemeinsam besprochen und mit den Teilnehmenden Ideen gesammelt werden – eine neue Chance für die Partizipation.

und sicherlich haben die Jugendlichen selbst gute eigene Ideen. Eine Aufgabe für die Kleingruppen kann ebenso in Präsenz durchgeführt werden und die Präsentation erfolgt dann später online. Neuen Rahmen entdecken Videokonferenzen waren für viele von uns bis zum Früh- jahr 2020 nur eine Randerscheinung. Seitdem haben wir mit unterschiedlichen Dingen experimentiert, an verschiedenen Online-Treffen teilgenommen und sicher auch schon selbst organisiert. Wichtig ist es, uns immer wieder bewusst zu machen, dass wir gemeinsam lernen und neue Möglichkeiten entdecken. Das ist ein Prozess, bei dem auch mal etwas nicht funktionieren darf. Wir üben und können so experimentieren. Um den Teilneh- menden einen Rahmen und einen Einblick zu geben, hilft ein visualisierter Ablauf auch für kürzere Treffen. Was ist in welcher Reihenfolge geplant? Wann ist welche Methode vorgesehen und wann ein Austausch und eine Pause? An welcher Stelle sind wir gerade? Das bringt Orientierung und die Teilnehmenden können ihre Auf- merksamkeit so besser fokussieren. Mittels Online-Begegnungen kommt noch ein ganzes neues Element in den Jugendaustausch: Das physische Umfeld der Teilnehmenden ersetzt den gemeinsamen Seminarraum. Mit der entsprechenden Sensibilität kann dieser neue Rahmen entdeckt werden. Die Teilnehmen- den können sich gegenseitig Dinge aus ihrem Zimmer zeigen und so mehr übereinander erfahren und ins Ge- spräch kommen. Sehr spannend ist es, Gegenstände aus dem Umfeld zu suchen, die eine bestimmte Farbe haben, mit einem bestimmten Buchstaben beginnen oder besonders skurril sind. So kommt Bewegung in das Online-Treffen und wir erfahren interessante Dinge über die anderen und die Sprachen in der Begegnung. Eine Methode dazu ist auf S. 17 beschrieben. Zeit für informelle Gespräche organisieren Eine besondere Herausforderung für die Gruppendyna- mik besteht in der Organisation von formeller und we- niger formeller Zeit. Im Seminarraum machen wir Pau- se und es entstehen idealerweise spontane Gespräche unter den Teilnehmenden, die vor Ort sind. Die Semi- narleitung plant in der Zeit vielleicht schon die nächs- ten Einheiten. Automatisch funktioniert der Kontakt zwi- schen den Teilnehmenden auch nicht, aber zumindest ist es deutlich einfacher diesen aufzubauen. Bei Online- Treffen endet die gemeinsame Zeit mit dem Ende der Videokonferenz. Alternativ kann man eine

Zwischenzeit interessante Informationen und Bilder von den Teilnehmenden hochgeladen werden kön- nen. Bei der Vernetzung können auch soziale Me- dien unterstützen, über die man sich auf dem Laufenden

hält (z. B. Instagram, WhatsApp, Signal). Wichtig ist, die informelle Zeit im Auge zu behalten, um das Potenti- al zu nutzen und die Teilnehmenden einzubinden. Die Teamer*innen sollten prüfen – auch gemeinsam mit den Teilnehmenden – was zur Gruppe passt und was helfen kann, die Gruppendynamik zu unterstützen. Wann sind digitale Elemente besonders gut geeignet? Ein erstes Kennenlernen schon vorher Die Vorbereitung von Begegnungen bestand vor dem digitalen Push durch die Lockdowns hauptsächlich aus der Vorbereitung innerhalb der einzelnen Gruppen, die sich anschließend am Begegnungsort erstmals trafen. Auch wenn es einige Instrumente gab, mit denen bereits vorher Kontakte geknüpft werden konnten, so wurden diese nur von wenigen Organisationen genutzt. Jetzt können im digitalen Raum einfach und niedrigschwel- lig erste Treffen organisiert und so bereits im Vorfeld ein Kennenlernen ermöglicht, Informationen weiter- geben und die Beteiligung der Teilnehmenden erhöht werden. Fragen zur Umsetzung und zum Programm können gemeinsam besprochen und mit den Teilneh- menden Ideen gesammelt werden – eine neue Chance für die Partizipation. Eine anschließende Absprache im Leitungsteam bietet schnelle Rückmeldung und kurze Entscheidungswege. Das kann sich positiv auf eine gute Vorbereitung auswirken. Die Vorfreude auf die Begeg- nung vor Ort kann so größer werden und der gefühlte Begegnungszeitraum wird länger. Zusammenfassend ist gerade für den Einstieg und die Kennenlernphase der digitale Raum eine spannende Option. Wer weiß, wie herausfordernd ein erstes Kennenlernen bei größeren Gruppen ist, wird die Online-Optionen schätzen. Egal ob 20, 30 oder 40 Teilnehmende – mit einem Klick sind diese in Kleingruppen aufgeteilt und pünktlich wieder zurück. Das ist eine Alternative für die Gruppenleitung, die im Seminarraum versucht Gehör zu finden oder die Teilnehmenden in unterschiedlichen Räumen im Bildungshaus sucht. Kannst du mal kurz dazu kommen? Wer Begegnungen organisiert, möchte die Teilnehmen- den mit interessanten Menschen in Verbindung brin- gen. Dafür werden bisweilen auch Expert*innen oder Gesprächspartner*innen für bestimmte Themen ein- geladen. Wenn diese lange Wege zurücklegen müssen, ist das immer ein Abwägen von Aufwand und Nutzen.

gemeinsam durchgeführte „Pause“ ausprobieren, am besten mit ein wenig Struktur, z. B. indem Themenräume vorgegeben wer- den, zwischen denen man sich frei bewegen kann. Eine ande- re Möglichkeit ist die Nutzung eines Pads, auf dem in der

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