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HIGH lights 2014

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WARUM REDEST DU SO KOMISCH ? Immer wieder mal komme ich mit der portugiesischen Sprache an meine Grenzen. Wenn ich die Leute oder ein bestimmtes Wort nicht verstehe, ist es interessant, die Reaktionen zu beobachten. Einige wiederholen den Satz einfach immer lauter, weil sie denken, ich verstehe sie akustisch nicht. Andere verändern ihreWort- wahl, was mir dann meistens hilft, den Satz zu verstehen, und manche erklären mir auch das unbekannte Wort. Viele Brasilianerinnen und Brasilianer bemerken meinen Akzent bei der Aussprache und imitieren ihn teilweise. Ich kann nämlich das „R“ nicht vorne im Mund rollen. Das stört mich selber immer wieder. Aus den Reaktionen von Kindern und Jugendlichen auf meinen Akzent lässt sich jeweils schliessen, ob sie schon mal Kontakt mit Ausländern hatten oder noch nie. „Tante, warum redest du so komisch?“, bekam ich schon oft zu hören. Meine Erklärung von wegen Fremdsprache und so stösst auf Unverständnis bei Kindern eines so grossen Landes, wo man selten eine andere Sprache lernt. Ein etwa elfjähriger Junge, der neu in unser Heim („Girassol“) kam, tat sich zu Beginn auch schwer mit meinem Ak- zent. So beschloss er, mein Sprachlehrer zu werden. Damit ich es lernen würde, den Namen seines Bruders richtig auszusprechen, fand er eine interessante Methode:„Tante“, sagte er,„ich bin jetzt dein Lehrer. Du musst einfach 100 Mal den Namen Darlan auf ein Blatt schreiben – danach kannst du ihn richtig aussprechen.“ Auch im Mädchengefängnis stösst mein Akzent jeweils auf grosses Interesse, da die Mädchen dort noch nie mit ei- ner Ausländerin Kontakt hatten. Wenn ich ihnen dann erzählen kann, dass ich von weit her kam, um ihnen zu sagen, dass Jesus sie liebt und es eine zweite Chance für sie gibt, stört mich meine Aussprache nicht mehr. Debora WARTENWEILER: Mitarbeiterin von ProVIDA, Brasilien ...ganz persönlich:

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INHALT

EDITORIAL WORT DES PRÄSIDENTEN

HIGH lights 2014

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Die Höhepunkte der SAM-Welt des vergangenen Jahres nochmals Revue passieren lassen: Darum geht es in dieser Ausgabe des SAM-Focus. Zuhau- se machen wir das mit Fotoalben oder Tagebü- chern. Es ist gut und wichtig, Höhepunkte wahr- zunehmen und in der Erinnerung zu festigen. Im Psalm 103 schreibt David es so: „Vergiss nicht, meine Seele, was Gott dir Gutes getan hat.“ Ge- gen das Vergessen und zu Gottes Lob verfassen wir diesen vorliegenden Jahresbericht. Gleichzeitig ist es ein Leistungsnachweis und eine Rechenschaftsablage: gegenüber denjenigen, die gespendet und gebetet haben; gegenüber denje- nigen, die Kinder und Enkel oder auch Grosseltern ins Ausland ziehen liessen. Sie alle sollen lesen und dann sagen: „Es hat sich gelohnt!“ und „Ich bin mit meinem Einsatz an einer guten Sache beteiligt.“ Nun wissen wir alle, dass das Leben nicht nur aus Höhepunkten besteht. Aus menschlicher Perspekti- ve haben wir auch Tiefpunkte erlebt. Menschen, die durch die SAM-Arbeit zum Glauben an Jesus Chris- tus gekommen sind, wurden wegen dieses Glau- bens umgebracht. Ein zur Teamverstärkung drin- gend notwendiges Visum wurde nicht erteilt, trotz inständigem Gebet und x-fachen Bemühungen bei den zuständigen Behörden. Wir beklagten Ebola- Opfer, darunter gut ausgebildete Schlüsselpersonen unserer einheimischen Partnerorganisationen. Aus- ländisches Personal musste aus Sicherheitsgründen evakuiert werden, Konflikte tauchten auf. Solche Nachrichten sind keine hochglanztauglichen Er- folgsmeldungen. Sie führen uns nicht zum Gottes- lob, aber hoffentlich doch in Gottes Nähe: zum Kla- gen und Bitten, zum Fragen und Vertrauen. Zwischen Höhe- und Tiefpunkten spielt sich der All- tag ab. Daraus besteht das Leben zum grossen Teil – auch in der Mission. Hinter den zusammengefassten Zahlen dieses Jahresberichts und den ausgewählten Geschichten verbirgt sich das Unscheinbare von 365 Tagen: Aufstehen, treu das Tagewerk verrichten, Beziehungen gestalten, müde werden, essen und schlafen … hier in der Schweiz und weltweit. Diese Alltagstreue soll nicht zum Trott verkommen und uns zwischen den Händen zerrinnen. Darum halten wir fest, was Gott uns Gutes getan hat: Höhepunkte 2014!

PERSÖNLICH Debora WARTENWEILER WORT des PRÄSIDENTEN Dr. Paul KLEINER LUEGE – LOSE – LAUFE Jürg PFISTER ÜBERBLICK PERSONALBEREICH Beatrice RITZMANN ANGOLA CHINA BRASILIEN GUINEA

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KAMERUN SRI LANKA TSCHAD BURKINA FASO

MISSIOLOGIE in der FRANKOPHONIE Dr. Hannes WIHER FINANZBERICHT 2014 von ADMINISTRATION bis ZUPACKEN Damaris PETER IMPRESSUM die AKTIVITÄTEN der SAM in ZAHLEN

Dr. Paul KLEINER: Präsident der SAM

2 . Die Ebola-Epidemie: In Westafrika hat es noch nie Ebola-Fälle und wetweit noch nie eine so grosse Ebola-Epidemie gegeben. Auch das hat mich als Leiter sehr gefordert, vor allem als zu Be- ginn der Epidemie einer unser guineischen Ärzte plötzlich starb. Ohne zu wissen, dass es sich um Ebola handelt, hatte ihm unser behandelnder Arzt David Leuenberger ohne Schutz zu helfen versucht. Wir bangten um ihn und schliesslich um alle unsere Guinea-Mitarbeitenden. Wir schauten immer genau hin (luege), versuchten auf Gott zu hören (lose) und hatten nicht den Eindruck, dass wir unseren Mitarbeitenden befehlen mussten, das Land zu verlassen. Im Moment, in dem ich diesen Artikel schreibe, haben wir seit Monaten das erste Mal für mehrere Tage keine neuen Fälle in Macenta – es scheint, dass wir Gott richtig ver- standen haben. Er hat unsere tapferen Mitarbei- tenden, die trotz anspruchsvoller Situation weiter arbeiten wollten, beschützt, und dafür sind wir enorm dankbar. Daneben steht die SAM in einem spannenden Quo Vadis-Prozess: Wo geht es mit der SAM in die- ser sich ständig verändernden Welt hin? Neben dem genauen Hinschauen versuchen wir auch zu hören, was Gott mit der SAM vorhat. Wir bekamen unter anderem den Eindruck, dass das Engage- ment in Asien verstärkt werden soll. Laufe … Es ging immer wieder auch darum, konkrete Schritte zu tun (laufe): • Für die Mitarbeitenden aus Nord-Kamerun galt es, neue Einsatzmöglichkeiten zu finden. Wir sind dankbar, dass alle innerhalb der SAM eine passende Aufgabe gefunden haben. luege lose laufe

… war das Jahresthema der SAM im 2014,

dem Jahr des 125-Jahr-Jubiläums.

Luege… Wir blickten im 2014 zurück auf die Geschichte der SAM, die in China begonnen hatte. Wir sind dank- bar für Gottes Führen, Begleiten, Wirken und Un- terstützen in all den Jahrzehnten. Wir wollen das nie vergessen. Luege: Dieser Jahresbericht zeigt Ihnen, was in der jüngsten Vergangenheit in der SAM geschehen ist. Lose… Wir können nicht auf festgefahrenen Spuren wei- termachen, die Umstände verändern sich ständig. Wir möchten genau hinschauen und gemeinsam auf Gott hören, was er mit der SAM in dieser Situ- ation vorhat. Das Jahr 2014 war aus zwei Gründen ein sehr herausforderndes: 1 . Die Radikalisierung der muslimischen Fun- damentalisten. Wenn auch der grösste Teil der Muslime durchaus friedliebend ist und wir mit vielen von ihnen gute Beziehungen haben, gin- gen doch schockierende Nachrichten und Bilder um die Welt von IS, Boko Haram oder Al Kaida, wie wir sie noch nie gesehen haben. Da Boko Haram (= „Westliche Bildung ist Sünde“) häufig westliche Personen als Geiseln nimmt, waren die SAM-Mitarbeitenden im extremen Norden in Ka- merun zunehmend stark in Gefahr. „Kommt der Moment, dass wir sie abziehen müssen? Wenn ja, wann?“, solche Fragen beschäftigten uns stark. Lose : Ich zog mich mit meiner Bibel zurück und flehte Gott um eine Antwort an. Da ich gerade bei Sacharja am Lesen war, machte ich da weiter. Nun, was las ich da im zweiten Kapitel, in Vers 10? „Auf, auf! Flieht aus dem Land imNorden!“, sagt der Herr. Diesmal war lose nicht schwierig und ich war Gott dankbar für das klare Reden. Wir muss- ten die SAM-Mitarbeitenden tatsächlich kurz da- rauf abziehen.

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P E R S O N A L b e r e i c h 2 0 1 4 Im 2014 hatten wir infolge der Evakuation der Mitar- beitenden aus Kamerun einige interne Personalbe- wegungen zu bewältigen. Im Bereich Langzeitmit- arbeitende gab es im 2014 leider nur 6 Neueintritte, im Gegensatz zu 9 Austritten (7 davon in Guinea). So hatten wir Ende Jahr noch 71 Langzeitmitarbeitende in den verschiedenen Einsatzländern. Für Kurzzeiteinsätze reisten insgesamt 22 Personen aus, 8 davon für einen „Midi-Einsatz“ (6 bis 12 Mona- te). Bei den „Mini-Einsätzen“ (bis 6 Monate) hatte Sri Lanka mit 5 Personen die grösste Zahl, gefolgt von 4 Personen im Tschad, 3 in Guinea und 2 in Brasilien. In der Homebase trat Ulrich Haldemann im August seine Stelle an, vorerst jedoch nur zu 40%. Ab 2015 arbeitet er 100% als Leiter Kommunikation und Län- derverantwortlicher für Asien. Dadurch sind die frei gewordenen Stellenprozente von Beat Haller (Aus- tritt Dezember 2013) wieder besetzt. Besonders ge- freut hat uns, dass wir die Stelle des Leiters Finanzen und Administration rasch wieder besetzen konnten. Peter Röthlisberger stiess im Dezember 2014 zur SAM. Er ersetzt Michael Dettwiler, welcher bis zu sei- nem Austritt im April 2015 mit 30% einen reibungs- losen Übergang im Finanzbereich sicherstellt. Wir sind Gott dankbar, dass er uns mit Mitarbeitenden versorgt und beten um neue einsatzfreudige Lang- zeiter/innen!

• Für die Mitarbeitenden im von Ebola betroffenen Gui- nea galt es, unzählige Versicherungsfragen zu klären, Risiken abzuwägen und wo möglich zu minimieren. Wir sind froh, dass wir keinen der Notfallpläne umset- zen mussten. • Für Asien begannen wir verschiedene Länder genauer anzuschauen (luege) und beschlossen, im 2015 Indien und Kambodscha zu besuchen (laufe), um zu sehen, ob wir Gott richtig verstanden haben, dass die SAM da eine Aufgabe hat. • In Angola, wo klar war, dass eine komplette Übergabe an einheimische Verantwortliche dran ist, wurde der Verein SOLE Angola gegründet. Dieser trägt nun nach einem anspruchs- und manchmal auch schmerzvol- len Prozess die Verantwortung für die Arbeit der SAM (Augenklinik Boa Vista, Augen- und Lepraarbeit in ver- schiedenen Provinzen). • Als SAM haben wir die Überzeugung, dass eine un- serer Hauptaufgaben das Fördern von Grund- und Berufsausbildung ist. So galt es, in Guinea (Télimélé, Kissidougou) und im Tschad (Am Sénéna) an lokale Gegebenheiten angepasste Infrastrukturen zu errich- ten. • In Brasilien kamen wir in der Umsetzung der Vision, eine brasilianische Organisation für das ProSERTÃO zu gründen, ein gutes Stück weiter. Luege, lose, laufe, so habe ich 2014 auch meine Bibel gelesen. Was steht da (luege), was willst du, Gott, mir damit sagen (lose) und was setze ich wie um (laufe) – ein einfa- ches, aber kraftvolles Prinzip! Im 2015 beschäftigen wir uns mit den Zeichen der Zeit und was unsere Antwort darauf ist. Als SAM werden wir weiter hinschauen, Gott fragen, was dran ist und dann versuchen, dies mutig in die Praxis umzusetzen. Mit Gott können wir getrost luege, lose, laufe – auch im neuen Jahr!

Beatrice RITZMANN: Personalverantwortliche

Jürg PFISTER: Leiter der SAM

Angola Boa Vista Radioarbeit Lepraarbeit

Medizinische Arbeit der IESA Barquinho ISTEL

angola sole Solidariedade Evangélica

Tagung in Zusammenarbeit mit den Vereinigten Bibelgruppen von Angola (GBECA) statt. Ein weiteres Treffen im Frühling – in den Räumlichkeiten der Buchhandlung Barquinho – diente der Bekanntmachung dieses Projektes. Im Dezember 2014 wurde das ProLID- Team für eine Leiterschaftsschulung für Vertreterinnen und Vertreter des Kir- chenverbandes CICA eingeladen. Die Tagung fand in Lobito statt. Die Leitung der CICA war von der Schulung derart angetan, dass sie diese in Zusammen- arbeit mit dem ProLID im Jahr 2015 in weiteren Provinzen anbieten möchte. Faustino Paolo MANDAVELA: General- sekretär von SOLE Angola Auf das vergangene Jahr zurückzu- schauen, heisst für die Augenklinik Boa Vista, dankbar zu sein für 3’165 Operationen wegen Grauem Star, 238 sonstige Augenoperationen, 26’980 Konsultationen und 1’725 abgegebe- ne Brillen. Hinzu kommt jener Anteil, der nicht messbar ist: Die Freude, das Augenlicht zurückzuhaben und das Glück, nach gelungener Operation wieder ein normales Leben führen zu können. Ich sehe die Boa Vista als eine Oase inmitten der Wüste. Die Men- schen kommen mit Erwartungen und voller Hoffnung – und werden selten enttäuscht. Sie alle erfahren von der Botschaft der Liebe. Boa Vista GottvergisstdieMenschennicht

Die SOLE Angola erlebte im Jahr 2014 ein besonderes Highlight: Sie wurde zu einem eigenständigen Verein. Luís Sa- macumbi, ein national anerkannter und erfahrener Leiter, liess sich als Präsident wählen. Fünf weitere Vorstandsmitglie- der unterstützen ihn in seiner Aufgabe. Anlässlich der Mitgliederversammlung im Juni hatte ich das Privileg, die Arbeit der SAM in Angola offiziell an die neue Trägerschaft – SOLE Angola – überge- ben zu dürfen. Was für ein historischer Moment und freudiges Ereignis! Die SAM wird als Partnerin in einer unter- stützenden und beratenden Funktion dem Verein weiterhin zur Seite stehen. An Herausforderungen wird es auch in Zukunft nicht fehlen, sei es im adminis- trativen, finanziellen oder personellen Bereich. Trotzdem sind wir zuversicht- lich im Wissen, dass wir weiterhin mit Gottes Hilfe rechnen dürfen. Gottes Treue erlebten wir ganz konkret bei der Übergabe des Bücherladens Bar- quinho. Das Geschäft wurde Anfang Jahr unter der Leitung von José Neto erfolg- reich wiedereröffnet. Zwar gab es einige administrative Hürden zu bewältigen, doch im Juni traf das letzte fehlende Do- kument ein, welches José Neto nun als rechtmässigen Inhaber des Barquinhos auszeichnet. Wir freuen uns sehr, dass die Literaturarbeit unter angolanischem Management kompetent weitergeführt wird. Beatrice RITZMANN: Länderverantwortliche für Angola

SOLE Angola Die SOLE (Solidariedade Evangélica) Angola hat verschiedene Projekte, wel- che die SAM bis im Juni 2014 in Angola aufgebaut hat, geerbt. Die SOLE Angola setzt sich weiterhin für Benachteiligte ein, vor allem für an Lepra Erkrankte und Erblindete. Der Übergang zur SOLE Angola war mit Herausforderungen gepflastert. Da- bei hat die interne sowie eine externe Analyse und das Festhalten an den be- kannten Zielen nicht nur bei der neuen Leitung, sondern auch bei den Mitar- beitenden zu mehr Sicherheit geführt. Der wichtigste Prozess in dieser Über- gabe ist die Weitergabe des Knowhows der „alten Mannschaft“ an die neue Di- rektion (Vorstand und verantwortliche Mitarbeitende). Weiter ist die Kontakt- pflege mit den internationalen Unter- stützerorganisationen ein wichtiger Teil der Arbeit. Dies wird die Hauptaufgabe des Generalsekretärs der SOLE Angola im Jahr 2015 sein. Leiterschaftsschulung und Entwicklungs- förderung ProLID Das ProLID kommt in Fahrt. Im vergan- genen Jahr fanden zwei Konferenzen statt, eine in Huambo, die andere in Lubango. Die Teilnehmenden waren einerseits Berufsleute, andererseits Kir- chenvertreter. Sie diskutierten über den Einfluss der Kirchen im aktuellen Kon- text in Angola. An beiden Orten fand die

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20 Ländern der Welt mit dem häufigsten Vorkommen von Lepra. Leider werden zehn Prozent der Fälle erst sehr spät diagnostiziert. Meistens sind dann bereits Deformationen als Folge der Krankheit sichtbar. So machen die Anstrengungen der SOLE Angola zur Früh- erkennung und Prävention von Lepra einen grossen Unterschied. Ein paar Highlights: • In Zusammenarbeit mit der Provinzregierung und dem Ge- sundheitsministerium organisierten SOLE und die Lepraverei- nigung ARPAL Aktivitäten rund um den Welt-Lepratag. • 15‘992 Personen wurden durch Sensibilisierungskampagnen erreicht. • Das Präventionsprojekt trug durch zehn Selbsthilfegruppen, die Verteilung von Spezialschuhen an Betroffene, die Behand- lung von Lepra oder Besuche bei isolierten Patienten dazu bei, dass die wegen dieser Krankheit an den Rand der Gesellschaft Gedrängten Hoffnung schöpften. • In 281 Fällen konnte Lepra frühzeitig diagnostiziert werden. • Das Präventions- und Advocacy-Projekt führte in Zusammen- arbeit mit der Lepravereinigung ARPAL Aufklärungskampag- nen in Schulen und Dörfern durch. Dabei wurden 112 Freiwilli- ge für die Früherkennung sowie Prävention geschult. Im Jahr 2013 wurde von einer ausländischen Partnerorganisation angekündigt, dass die Finanzierung der Lepraprojekte per Janu- ar 2014 eingestellt werden würde. Es war unser grosses Anliegen, dass dies nicht das Ende der Betreuung von Leprabetroffenen oder der Präventionsarbeit bedeuten würde. Die Internationale Lepra- mission (TLMI) war die Antwort auf unsere Gebete: Durch ihr En- gagement, beispielsweise mit einem Benefizanlass in Schottland, konnten wir das Weiterführen der Aktivitäten bewerkstelligen. Das Präventionsprojekt wird von der Lepramission Schottland für wei- tere zwei Jahre unterstützt. Mit dankbaren Herzen blicken wir auf ein Jahr zurück, in welchem die Lepraarbeit wieder ein Stück vorwärts gebracht werden konn-

„Ich werde nie mehr betteln müssen!“ Wir könnten von vielen Geschichten be- richten wie jener von Generosa Maria Pedro. Sie ist eine 24-jährige Frau aus der Provinz Huambo. Ihren Vater kennt sie nicht, er ist im Bürgerkrieg umge- kommen. Generosas Mutter starb 1992, als das Mädchen gerade mal zwei Jahre alt war. Vor neun Jahren, als Generosa 15 Jahre alt war, erblindete sie an Grauem Star. Seither lebte sie vom Betteln. Letzten Herbst gelang es ihr, im Gesund- heitsposten des Gemeindeverbandes IECA in Huambo eine Untersuchung machen zu lassen. Von dort wurde Ge- nerosa mit Hilfe der Kirche nach Kuito weiterverwiesen, weil Dr. Collins damals gerade in jenem Gebiet einen Einsatz mit der mobilen Augenklinik machte. Da sie als junge Patientin noch eine zusätz- liche Untersuchung benötigte, schickte Dr. Collins sie nach Benguela in die Boa Vista. Dort wurde sie an beiden Augen erfolgreich operiert. „Ich bin von neuem geboren worden!“, sagt Generosa. „Ich werde nie mehr betteln müssen, son- dern kann jetzt arbeiten und studieren. Ich danke Gott, der Kirche und der Boa Vista, dass ich wieder sehen kann!“ Dr. José Afonso DE MORAES: medizini- scher Direktor der Boa Vista Lepraarbeit Die Arbeit macht einen Unterschied Angola rangiert nach wie vor unter den

te. Das lässt uns motiviert ins Jahr 2015 einsteigen. Dr. Jean-Pierre BRÉCHET: medizinischer Berater der SOLE Angola

Medizinische Arbeit der IESA Licht im Alltag sein

World Radio (TWR) bringen die Programme die Botschaft der Hoffnung, Wiederherstellung, Ermutigung, Rettung und des Friedens in die Häuser. Seit über 30 Jahren pflegt die SAM eine Partnerschaft mit der Kirche und TWR in Angola, um Radiosendungen zu produzieren und via Radiostationen in Angola und Swaziland in verschiedenen Sprachen auszustrahlen.ImJahr2014warendies1‘459Radioprogramme. „Heute bin ich ein neuer Mensch.“ Die Zuhörerinnen und Zuhörer reagieren jeweils mit Briefen, SMS, Anrufen, E-Mails oder auch persönlichen Besuchen auf dasGehörte. So schriebeinMann: „IchhatteeineguteAnstellung in einer grossen Firma. Aber durch meine Drogensucht verlor ich den Job und meine Familie verliess mich. Ich war alleine. Eines Tages hörte ich Ihre Sendung über „Das schlimmste Gefängnis eines Menschen“. Da schien Gottes Licht in mein Herz. Ich suchte nach einer Kirche und fand dort Hilfe. Heute bin ich ein neuer Mensch. Ich will Gott nachfolgen und mich mit meiner Familie versöhnen. Danke, dass Sie Gottes kraftvolles Wort verbreiten.“ Isac SILVANO: Mitarbeiter von TWR Angola ISTEL Die theologische Ausbildung im ISTEL (Instituto Superior de Teologia Evangelica no Lubango) ist möglich dank demEinsatz von 16 Dozierenden und 19 Mitarbeitenden. Im Jahr 2014 hatten wir 65 Vollzeit-Theologiestudierende, 57 Personen im Modular-Programm, vier im „Curso Bíblico Integral“, 21 im Übersetzerkurs und 1’307 im theologischen Fernstudium. Unsere Studierenden kommen aus 13 verschiedenen Denominationen. Zwei Studierende vom zweiten Studienjahr mussten wegen Fehlverhaltens vom Studium ausgeschlossen werden und zwei weitere haben ihr Studium auf Verlangen ihrer sendenden Kirchen abgebrochen. Trotzdem blicken wir auf ein positiv verlaufenes Jahr zurück: Im Schlussgottesdienst des Unterrichtsjahres 2014 haben vier Personen den Bachelor- Titel erhalten, sechs schlossen ihr Lizenziat ab, vier bekamen das Zertifikat über den Besuch des„Curso Bíblico Integral“ und neun für den Bibelfernkurs. Avelino RAFAEL: Direktor vom ISTEL

Der Höhepunkt des Jahres 2014 war die Einweihung eines Gesundheitszentrums ganz im Osten des Landes. Für diesen Anlass in Lumbala-Nguimbo war eine rund 50-köpfige Delegation – inklusive Kirchenleitung – während einer Woche auf zum Teil sehr schlechten Strassen unterwegs. In vier der insgesamt zwanzig Gesundheitszentren der IESA (Evangelische Synodalkirche Angolas) wird die Rehabilitation körperlich behinderter Menschen angeboten und in Kalukembe werden Beinprothesen aus Holz hergestellt. Es ist immer eine grosse Freude, wenn Menschen erneut gehen lernen und dadurch sozial wie wirtschaftlich in die Gesellschaft wieder eingegliedert werden können. Eine grosse Herausforderung ist, junge Mitarbeitende für diese lebensverändernde Arbeit zu gewinnen und entsprechend auszubilden. Zeitweise ist ein Arzt vor Ort Wir sind dankbar, dass im Spital Kalukembe mit über 200 Betten wenigstens zeitweise ein Arzt mitarbeitet. Durch eine Equipe des Krankenhauses der Evangelischen Allianz wurden monatlich Operationen durchgeführt. Im Jahr 2015 erwarten wir drei Ärzte, die permanent im Spital arbeiten. Über dreihundert junge Menschen absolvieren in Kalukembe die Labor- und Krankenpflegeausbildung. Da die Ausbildungs- jahre von drei auf vier erhöht wurden, gab es im Jahr 2014 keine Diplomanden. Die erste Gruppe wird die Ausbildung im November 2015 abschliessen. Es ist und bleibt unser Anliegen, durch diemedizinische Arbeit in Angola Jesus zu bezeugen und ein Licht im Alltag zu sein. Elisabeth GAFNER: Mitarbeiterin in der medizinischen Arbeit der IESA Hoffnung bis in die entlegensten Winkel In Afrika ist das Radio bis heute ein kraftvolles Kommunikationsinstrument. Es spielt keine Rolle, ob die Menschen in Städten, in Dörfern oder im Busch leben, die Radiowellen finden ihren Weg zu ihnen. Im Falle von Trans Radioarbeit

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China Bewährtes vertieft - Neues gewagt H U A M E I

"Gottes Arbeit, gemacht auf Gottes Weise, wird es nie an Gottes Unterstützung fehlen.“ (Original: „God’s work done in God’s way will ne- ver lack God’s supply.“) Diesen prägenden Satz von Hudson Taylor (1832-1905), dem Gründer der ÜMG, wurde von seinem „Nachfolger“, dem heutigen internationalen Leiter der ÜMG, Patrick Fung, am SAM-Fest 2014 zitiert. Es war genial, ihn als Chinesen und brillanten Redner an unserem 125-Jahre-Jubiläum dabeizuhaben, sind doch die Wurzeln der SAM ebenfalls in China. Damals, unter dem Namen Allianz China Mission, profi- tierte unsere Organisation bei ihrer Entstehung auch von den Ratschlägen Hudson Taylors. Das befreundete Werk ÜMG feiert in diesem Jahr das 150-jährige Jubiläum. Beide Organisationen ha- ben während all der Jahrzehnte erlebt, dass es stimmt, dass wenn wir versuchen, Gottes Arbeit zu tun, er treu ist! Neben dem SAM-Fest genossen wir Dr. Patrick Fung nochmals amChina-Apéro. Es nahmen dies- mal überdurchschnittlich viele Leute teil, auch Chinesen. Dr. Patrick Fung zeichnete ein differen- ziertes Bild von China und machte deutlich, dass heute in diesem Land viel möglich ist. Die Regie- rung sei meist sehr pragmatisch und wisse unter anderem das soziale Engagement der Christen durchaus zu schätzen. Auf die Publikumsfrage, ob man immer noch Bibeln nach China schmug- geln müsse, antwortete er klar mit „nein“. Heut- zutage würden in China Millionen von Bibeln in verschiedensten Sprachen gedruckt und die Of- fenheit für den christlichen Glauben sei gross. Jürg PFISTER: Leiter der SAM Neues gewagt In der Frühjahrs-Retraite erlebten wieder rund 40 Pastorinnen und Pastoren wegweisende Jesus- Begegnungen. Einige der bisherigen Teilneh- menden werden nun eingeführt, um auch an an- deren Orten„geistliche Leiterschaft aus der Stille“ zu fördern. Seit 2014 ist neben Hua Mei auch die Stiftung „Chinese Relief and Development Foundation“ Bewährtes vertieft –

(CRDF) offizieller Partner der SAM. Bei Hua Mei geht es um kirchenverbundene Projekte (Aus- bildung, English Summer Camp etc.). CRDF ist in Entwicklungsprojekten engagiert und setzt sich unter anderem bei Katastrophen ein, im Jahr 2014 bei den grösseren Erdbeben in Yunnan und Sichuan. Kirchen, Einzelpersonen sowie Organi- sationen aus China und dem Ausland beteiligen sich an diesen Projekten. Die Entwicklung von (christlichen) Non-Profit- Organisationen ist in China eine Pionieraufga- be. Die SAM engagiert sich mit Beratung und Leiterschulung. Weiter unterstützt die SAM ein Alphabetisierungsprojekt, hier vom Koordinator, Hansueli Neuhaus, beschrieben: Nach 60 Jahren „plötzlich“ lesen können! 50- bis 80-jährige Menschen, die nie Gelegenheit zum Schulbesuch hatten, lernen Lesen und Sch- reiben und empfangen dadurch nie erfahrene Wertschätzung. Viele dieser Menschen betreu- en ihre Enkel, oft „zurückgelassene“ Kinder von Wanderarbeitern. Ein Kurs dauert drei Jahre mit wöchentlichen Ein- heiten, also insgesamt 450 Lektionen plus Lern- begleitung. Die Kurse sind öffentlich, obwohl die Verantwortung von der lokalen Kirche getragen wird. Hua Mei hilft bei der Gewinnung von Lehr- personen und erstellt das Lehrmaterial. Letzteres ist folgendermassen aufgebaut: • 1. Jahr: Grundwortschatz von 178 chinesi- schen Zeichen/Wörter (Alltags-Sprache) • 2. Jahr: weitere 268 Zeichen/Wörter; alle ein- geführt mit bekannten Bibelversen • 3. Jahr: Erwerb der Fähigkeit, selbständig die Bibel zu lesen, Verse zu schreiben und deren Inhalt zu verstehen Aktuell finden drei Kurse statt, die je von 70 Teil- nehmenden besucht werden. Geplant sind zwei weitere Kurse, wofür noch Schweizer In-stituti- onen gesucht werden, welche für die Finanzie- rung aufkommen würden (Kosten Jahreskurs: CHF 25‘000). Martin VOEGELIN: Leiter der Supportgruppe China

ProSERTÃO

Brasili

Die Nation Brasilien hat mit der Fussball- Weltmeisterschaft einen Höhenpunkt er- lebt und bekam gleichzeitig zu spüren, wie schnell sich ein Freudengefühl in Nieder- geschlagenheit verwandeln kann. Auch in den verschiedenen SAM-Projekten in Bra- silien erlebten wir im Jahr 2014 Hochs und Tiefs. Im ProRIBEIRINHO haben wir uns beispiels- weise gefreut, dass das Projektzentrum dank der eingemieteten Schule nun ausge- lastet ist. Herausfordernd hingegen sind die langwierigen und mühsamen Abklärungen bezüglich eines Ersatzes für das grosse Schiff, welches ausrangiert werden muss. Im ProVIDA freuen wir uns über den guten Ruf, welchen das Girassol (Bubenheim) ge- niesst. Gleichzeitig haben wir immer weni- ger Jungs im Heim, weil uns die höher ge- wordenen administrativen Hürden sehr zu schaffen machen. Das ProSERTÃO ist nun ein einheimischer Verein und die Vernetzung mit Partnern und Gemeinden läuft gut voran. Was fehlt, sind brasilianische Mitarbeitende, welche ein Herz für die Menschen im Sertão haben und bereit sind, in dieser Region zu arbei- ten. Wir freuen uns an den Früchten der Ar- beit, welche teilweise auch erst Jahre spä- ter sichtbar werden. So erfuhren wir von verschiedenen, sehr ermutigenden Ge- schichten, welche unsere pensionierten Brasilienmitarbeitenden anlässlich der 50-Jahre-Jubiläumsfeier der Gemeindear- beit im Piauí zu hören bekamen. Dies stärkt uns, um dranzubleiben und auch die her- ausfordernden Situationen motiviert anzu- gehen.

Beatrice RITZMANN: Länderverantwortliche für Brasilien

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ProSERTÃO

wurden ebenfalls angeboten und an den beiden Schulungen für Schul- und Spitalseelsorge nah- men rund 50 Personen teil. Im Ausbildungszentrum Rancho da Lua startete mit einem Baucamp der Bau eines Gebäudetrak- tes mit zwei klimatisierten Gästezimmern und einer kleinen Wohnung. Diese Zimmer sind für Lehrkräfte aus dem südlichen Brasilien gedacht, die sich die grosse Hitze nicht gewohnt sind. Auch wurde ein klimatisierter Unterrichtssaal für rund 30 Personen fertiggestellt. Teamsituation Wir erlebten einen etwas unerwarteten Engpass durch den aus familiären Gründen verfrühten Heimataufenthalt von Familie Reifler. Da man das ProSERTÃO nicht zurückfahren konnte, kam das Team an den Rand seiner Kräfte. Cleber Campos war uns in dieser Zeit eine grosse Unterstützung. Er hat per Ende Jahr eine Einladung als Gemein- depastor in Floriano angenommen. Als weitere brasilianische Mitarbeiterin konnten wir Eloiana Marques bei uns begrüssen. Sie arbeitet in Barão de Grajaú, wo Familie Reifler eine Arbeit begon- nen hatte. Zusammen mit Cleber und seiner Frau bilden sie dort ein Team (Barão de Grajaú und Floriano sind zusammengebaut). Das ProSERTÃO muss öffentlich präsent sein Als Verein ProSERTÃO müssen wir bekannt wer- den, damit wir überhaupt zu Kontakten kom- men. Unser Internetauftritt, elektronische Mai- lingversände oder das Facebook sind dabei wichtige Hilfsmittel. Durch die Präsenz mit einem Infostand an verschieden Missionskongressen, die Produktion einer Zeitschrift, Auftritte in Print- medien oder auch Präsentationen und Predigten in Gemeinden konnten wir bereits eine beachtli- che Basis an Freunden gewinnen.

Beziehungen sind die Basis Der Verein ist amtlich anerkannt Der Verein ist nun amtlich anerkannt und ein Bankkonto konnte eröffnet werden. Der Vor- stand, der aus brasilianischen Leitenden zusam- mengesetzt ist, übernimmt Verantwortung und zeigt Interesse. Allerdings haben alle Vorstands- mitglieder schon einen eigenen Rucksack an Ar- beit und Verantwortung. Es wurde ein Ehepaar eingeladen, die operative Leitung zu übernehmen. Es hätte wohl das ideale Profil mitgebracht und war auch sehr interessiert. Doch die beiden zogen schliesslich unsere Part- nermission JUVEP vor, mit welcher sie schon jah- relang auf freiwilliger Basis zusammenarbeiteten. Partnerschaften werden konkret Es konnten neue Partnerschaften geschlossen werden. Einer der Partner beliefert uns regelmäs- sig mit missionarischen Schriften zum Verteilen. Eine andere Organisation bietet uns Plattformen auf Jugendmissionskongressen an, bei welchen wir uns vorstellen und Vorträge über den Sertão anbieten können. Andere Partnerschaften konkretisieren sich in unseren Ausbildungskursen. Theologische Se- minare stellen uns ihre Lehrpersonen zur Verfü- gung und eine Organisation, die Lebenshilfe in Schulen, Spitälern und Gefängnissen anbietet, führt mit uns Schulungen durch. Ein weiteres Werk für Schülerhilfen will mittels ProSERTÃO in die Region vordringen. Mit der brasilianischen KEB (Kinder-Evangelisa- tions-Bewegung) teilen wir das Büro. Durch die- se Partnerschaft konnten wir ebenfalls wichtige Kontakte knüpfen. Ausbildung für die Zukunft Der CMM (Mitarbeiterkurs für Missionare und Gemeindemitarbeitende) hat an drei verschie- denen Orten gestartet und zählt knapp 50 Stu- dierende. Weiterbildungskurse für Lehrpersonen

Beat ROGGENSINGER: Projektleiter von ProSERTÃO

ProRIBEIRINHO

ProRIBEIRINHO

Elf neue Brunnen entstanden und die Reis- schälmaschine konnte einigen Kleinbauern das mühsame Dreschen abnehmen. Zwei- einhalb Tonnen Reis wurden so geschält. VonallenlandwirtschaftlichenVersuchenhat sich das Hühnerprojekt am erfolgreichsten durchgesetzt. Wir kaufen zwei Tage alte Küken und vermitteln sie weiter. Auch ausgewogenes Futter können wir zu einem günstigen Preis abgeben. Zurzeit machen neun Familien im Hühnerprojekt mit und die Resultate sind befriedigend. Im Gesundheitsbereich wurde unter anderem ein Einsatz für zahnärztliche Behandlungen durchgeführt und zeigte uns, wie wichtig dieses Engagement ist. Das Angebot im Sozialen Zentrum wird von Kindern und Jugendlichen, aber auch Erwachsenen rege genutzt. Im vergangenen Jahr konnten ein Ess-Saal und zwei weitere Räume für regelmässige, zahnärztliche Versorgung sowie Computerkurse gebaut werden. In Zusammenarbeit mit einer Schule wurden während des ganzen Jahres Nachhilfestunden für Kinder, die in der Schule Mühe haben, durchgeführt. Zehn Seniorinnen lernten lesen und viele Kinder profitierten von speziellen Programmen für sie. EinewichtigeAktivität ist dabei weiterhin das Unihockey. Es finden regelmässig Trainings sowie interne Turniere statt. In einem Kurs lernten wir, wie man sportliche Aktivitäten und geistliche Inputs verbinden kann. An Arbeit und Herausforderungen wird es auch im neuen Jahr nicht fehlen. Unter anderem muss das grosse Boot, SOS Ribeirinho, ersetzt werden, weil es in die Jahre gekommen ist. Der Bau des neuen Schiffes wird die Arbeit im Jahr 2015 mitprägen. Soziales Zentrum „Cidade Nova“ in Portel

Für die Menschen im

Amazonasgebiet „Gebt Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, die der Heilige Geist eurer Aufsicht und Leitung anvertraut hat! Seid treue Hirten der Gemeinde, die Gott durch das Blut seines eigenen Sohnes für sich erworben hat!“ Apostelgeschichte 20,28 Dieser Vers hat uns auch im Jahr 2014 motiviert, die Menschen an den Flüssen von Portel mit der Botschaft von Jesus Christus bekannt zu machen. Wir erlebten, wie Gott führte, doch hatten wir auch verschiedene Herausforderungen zu bewältigen. Beispielsweise nahmen die Morde in Portel und Umgebung stark zu. Es gibt mehrere Gründe, die zu dieser Situation führten. So haben viele Jugendliche keine feste Arbeit, lungern herum und werden damit eine leichte Beute der Drogendealer. Mit Besorgnis sehen wir, dass der Drogenkonsum auch bis in die hintersten Winkel der Flüsse kommt. Das Resultat ist verheerend: Überfälle, Einbrüche und Morde gehören schon fast zur Tagesordnung. Das hat uns dazu bewogen, die Aufklärungsarbeit, besonders unter Teenagern und Jugendlichen, zu intensivieren. Die Arbeit an den Flüssen Im vergangenen Jahr verliessen die beiden Schiffe von ProRIBEIRINHO 18 Mal den Hafen in Portel für längere Reisen auf den drei Flüssen Camarapi Grande, Pacajá und Anapú. Das kleinere Boot „Salem“ wurde dafür zehn Mal eingesetzt. Zwei Teammitglieder bestanden die Schiffsführerprüfung zum Pilotieren auf Inlandsflüssen, was eine grosse Hilfe bedeutet. In Zusammenarbeit mit SAM-Mitarbei- tendenführtenwirdreiWeiterbildungskurse für Leiterinnen und Leiter durch. Zum jährlichen Jugendwochenende kamen 190 Personen.

Daniel DE SOUZA DA SILVA: Projektleiter von ProRIBEIRINHO

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ProVIDA

ProVIDA

ProVIDA initiiert wurden, jetzt jedoch in voller Verantwortung der jeweiligen Kirchengemeinden stehen. Gefreut hat es uns, dass die älteren Jungs vom Kinderheim“Girassol” den ersten Platz belegt haben und die Siegestrophäe somit bei ProVIDA blieb. Unihockey als neue Sportart in Belém Im Oktober war ein Schweizer Unihockey-Team mit zehn Personen im ProVIDA. Es ging darum, den Unihockeysport in Belém bekannt zu machen und aufzuzeigen, wie er eine Brücke zu den Menschen sein kann, um sie mit Jesus in Kontakt zu bringen. Am viertägigen Trainingslager nahmen zehn interessierte Personen aus acht verschiedenen Kirchengemeinden oder sozialdiakonischen Projekten teil. ProVIDA übernahm die organisa- torischen Aufgaben vor Ort und wird die betreffenden Organisationen in den kommenden Monaten weiter begleiten. Für das Jahr 2015 ist ein grösseres Unihockeyturnier im Grossraum Belém geplant. Bei den Besuchen in den Jugendgefängnissen konnten wir rund 200 Jugendliche wöchentlich besuchen und mit der frohen Botschaft erreichen. Mit zehn Jugendlichen führten wir eine Art Jüngerschaftsschule durch. ImKinderheimGirassol haben uns dieses Jahr zwei Jugendliche verlassen, da sie volljährig geworden sind. Erfreulich ist, dass beide schon einen festen Anstellungsvertrag haben. Ein 17-Jähriger hat eine Art Lehrlingsprogramm erfolgreich abgeschlossen und wurde aufgrund seiner äusserst positiven Arbeitseinstellung von der Firma, einem Gross- markt, in ein festes Anstellungsverhältnis ge- nommen. Im Namen des gesamten ProVIDA danke ich Ihnen herzlich für jegliche Unterstützung, Ermutigung und Begleitung im Gebet. Dadurch hatten wir die Möglichkeit, vielen Kindern und Jugendlichen den Weg in eine bessere Zukunft zu ebnen, weil sie Gottes Liebe begegnet sind. Jugendliche bekommen neue Perspektiven

Bevor die Gewaltspirale einsetzt Das Ergebnis einer weltweiten Studie aus dem Jahr 2013 war erschreckend und alarmierend zugleich: Unter den 50 gefährlichsten Städten befinden sich 16 brasilianische. Belém steht aufgrund seiner Mordrate (48,23 pro 100’000 Einwohner) auf Platz 23! * Eine weitere Studie aus dem Jahr 2012 belegt: In Belém werden 39,5 Morde pro 100’000 Einwohner durch Kinder und Jugendliche (bis 19 Jahre) verübt. Belém liegt damit auf dem siebten Rang der insgesamt 27 Hauptstädte Brasiliens. * Diese Daten zeigen, wie wichtig es ist, dass sich ProVIDA für die benachteiligten Kinder und Jugendlichen in der nordbrasilianischen Grossstadt Belém stark macht. Vor allen Dingen möchte ProVIDA präventiv tätig sein, also verhindern, dass Kinder und Jugendliche in irgendeiner Form Not leiden oder in die Welt der Kriminalität abgleiten. Das gemeinsame Ziel von ProVIDA und den 16 örtlichen Kirchengemeinden, mit denen wir eng zusammenarbeiten, ist es, über verschiedenartige evangelistische, sportliche und erzieherische Projekte den benachteiligten Kindern und Jugendlichen biblische Werte und -Lebensprinzipien zu vermitteln. Die Präventionsarbeit wächst DasTeilprojektPräventionistimJahr2014erheblich gewachsen. Alleine durch die elf bestehenden Vorschul- und Alphabetisierungsprojekte (PePe) in den sozialen Brennpunkten von Belém erreichten wir rund 175 Kinder im Alter zwischen vier und sechs Jahren sowie deren Familien. Brasilien rückte als Austragungsland der Fussballweltmeisterschaft nicht nur positiv in die Schlagzeilen. Dennoch gilt der Fussball als Nationalsport Nummer eins und begeistert nach wievor.Das spürenwir auch indenbeidenProVIDA- Fussballschulen. Rund 60 Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren besuchen regelmässig die wöchentlichen Trainingseinheiten mit geistlichen Impulsen. An unserem Fussballturnier Anfang Juni 2014 haben insgesamt vier Mannschaften teilgenommen: zwei momentan noch von ProVIDA betreute Fussballschulen und zwei Fussballschulen, welche vor einigen Jahren durch

Stefanie RAUSCHER: Projektleiterin von ProVIDA * Quellen bei der SAM erhältlich.

Guin Team Conakry ActionVIVRE ProESPOIR ProTIM 2-2-2 ProAGRO

Im Jahr 2014 wurden wir in Guinea vor allem durch die Ebola-Epidemie stark herausgefordert. Der Virus hat sich nicht nur in Guinea ausgebreitet, sondern auch in Liberia und Sierra Leone. Das perfide daran ist, dass die Leute, welche sich um Kranke oder um die Beerdigung Verstorbener kümmern – und das macht in Afrika die Familie – diejenigen sind, die sich akut gefährden. In all dem sind wir begeistert von unseren Mitarbeitenden, welche immer die Ruhe bewahrt und sich weise verhalten haben. Die Guineer danken uns, dass wir sie in dieser Situation nicht im Stich gelassen haben und unsere Arbeit weiterging. So entstanden Berufsschulen, es wurde weiter in die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen investiert, eine Primarschule wurde gebaut (Kissidougou) und auch die Therapien von HIV/Aids- , Tuberkulose- und Leprakranken mussten nicht abgebrochen werden. Unser auf die Hälfte reduziertes Team in Conakry – hier brauchen wir dringend Verstärkung – hat sich ebenfalls äusserst tapfer geschlagen. Dankbar schauen wir auf das Jahr 2014 zurück: In allen Schwierigkeiten haben wir Gottes Schutz und Führung erlebt. Jürg PFISTER: Leiter der SAM

Literaturarbeit Vor allem im ersten Dreiviertel des Jahres 2014 gab es Fort- schritte bei den Buchverkäufen zu verzeichnen. Im letzten Ab- schnitt beobachteten wir einen Rückgang, den wir auf die Ebola- Epidemie zurückführen. Durch die Schliessung von Schulen und den Rückgang von Patienten in Privatspitälern hatten die betrof- fenen Angestellten mit Lohnaus- fällen zu kämpfen. Dies wirkte sich auch auf den Buchhandel aus. Trotzdem haben wir 11‘216 Bücher und Bibeln in Conakry und 2‘628 im Landesinnern verkauft. Ins Lager eingegangen sind total 17‘350 Exemplare. Wir engagieren uns weiterhin dafür, dass wertvol- le Literatur im ganzen Land unter AugenklinikBartimée Die Augenklinik Bartimée in Co- nakry hat seit der Pensionierung von Claire-LiseWiher einen neuen Direktor, Saa Kémo Oliano. Was 2014 das Leben des guineischen Volkes und die Aktivitäten des Augenspitals stark beeinträchtigt hat, war die Ebola-Krise, die lan- desweit eine Lähmung ausgelöst die Leute kommt. Florence DUBATH: Mitarbeiterin in Conakry

ProTIM 2-2-2 Conakry Unser Team besteht nur noch aus Florence Dubath und uns. Damit unsere Equipe funktionie- ren kann, brauchen wir dringend einen Pastor und einen Buchhal- ter. Auch Mitarbeitende, die mit Kindern und Ehepaaren arbeiten, wären willkommen. Da ausländi- sches Personal fehlt, unterstützen wir zwei Bibelschüler und zwei Pastoren, die sich in diesen Berei- chen engagieren. Vor zweieinhalb Jahren hat Mari- anne mit Lesekursen begonnen. Zwei Teilnehmerinnen haben den Kurs bereits abgeschlossen und wenden die erworbenen Fähig- keiten beim Lesen der Bibel an. Die zweite Gruppe zählt acht Teil- nehmende. Marianne und Daniel JAKOB: Mitarbeitende in Conakry ActionVIVRE Gaoual Was Initiative und Ausdauer bewirken In verschiedenen Bereichen ergab sich im Jahr 2014 eine Zusam- menarbeit mit dem Oberstufen- vorsteher der ActionVIVRE-Schule, Herrn A. Diallo. Seine initiative und ausdauernde Art trug zu ei- nigen Highlights bei, wie nachfol- gend zu lesen ist.

hat. Da das Reisen verboten wur- de, kamen 40% weniger Patienten ins Spital. Das Team des Bartimée hat trotzdem 20‘499 Konsultatio- nen, 1‘233 grosse und 158 kleine Operationen gemacht. Der Chef- arzt ist im Herbst für zwei Jahre Weiterbildung nach Dakar im Se- negal gereist. Kompetente Nach- folger wurden gefunden. Claire-Lise WIHER: Gründerin der Augenklinik Bartimée Administration und Gästehaus Inder Administration ist es nie lang- weilig: Medikamente ausladen, WC flicken, Buchungen machen etc. Nach der Abreise von Familie Zür- cher hat Marianne einen Teil der Buchhaltung übernommen. Wir sind froh, dass uns die Homebase inWinterthur tatkräftig unterstützt. Im 2014 haben wir den Anbau der Wächter neu gestrichen sowie die kleine Küche im Gästehaus reno- viert. Gäste zu empfangen, war schon immer Mariannes Wunsch. Die Haushalthilfe hilft beim Wa- schen und Putzen kräftig mit. Ob- wohl wegen Ebola einige Gäste wegblieben, hatten wir dieses Jahr 620 Übernachtungen. Marianne und Daniel JAKOB: Mitarbeitende in Conakry

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Ebola-Prävention: einen Schritt voraus sein

ActionVIVRE-Schule: Volltreffer

Die Ebolasituation beschäftigte uns in Gaoual ebenfalls, auch wenn wir 2014 – Gott sei Dank – keinen einzigen Fall hatten. Herr Diallo gründete mit den Jugendver- antwortlichen der Stadt Gaoual und den umliegenden Dörfern einen Verein, der sich für die Ebola-Prävention einsetzt. Er bat uns, die Menschen über die Krankheit aufzuklären und in Workshops die Probleme zu ergrün- den. An drei Tagen wurden die Jugendverantwortlichen von SAM-Mitarbeitenden geschult und herausgefor- dert, sich auch den unbequemen Fragen zu stellen. Dabei galt es, konstruktive Lösungen zu suchen, falls jemand in Gaoual an Ebola erkranken würde. Handwerkerausbildung: den Boden legen Mitte des Jahres starteten wir nochmals eine Anfrage, um ein geeignetes Stück Land von der politischen Ge- meinde kaufen zu können. Der Oberstufenvorsteher Diallo vernahm dies und setzte sich für die Sache ein. Am Ende hatten wir sogar zwei zur Auswahl! So konnte ein Grundstück von 1755m 2 an idealer Lage zu einem vorzüglichen Preis gekauft werden. Unzählige Male rannte Herr Diallo den Behörden hinterher. Die Erleich- terung war allerseits zu spüren, als die Grenzsteine ge- setzt waren und wir die Papiere in den Händen hielten, obwohl wir dafür kein Schmiergeld bezahlt haben. Gegen Ende des Jahres zeigte die durchgeführte Marktanalyse in Gaoual auf, dass im Bauhandwerk und in der Mechanik die grössten Bedürfnisse für Ausbil- dungslehrgänge bestehen. Wir möchten uns dafür en- gagieren, sind aber auch da auf initiative, beharrliche Partner angewiesen.

Dieses Jahr mussten sich die Zehntklässler erstmals der natio- nalen Prüfung („Brevet“ genannt) stellen. Herr Diallo, der die Ober- stufe führt, setzte sich sehr dafür ein, dass die Lehrer, die von der öffentlichen Schule für ihre Lek- tionen rekrutiert werden, zuver- lässig erscheinen und vorbereitet zum Unterricht kamen. Das ist nicht selbstverständlich, zahlte sich jedoch aus: alle 15 Kandida- ten der 10. Klasse bestanden! Da- bei gilt diese Prüfung als schwie- riger als die Sechstklass-Prüfung. Letztere bestanden 48 von 49 Kindern. Diese Resultate mach- ten die Runde und sind die beste Werbung für unsere Schule. So überflügelte dieses Jahr Action- VIVRE erstmals die Partnerschule Emmaüs Enta in Conakry – wor- auf alle stolz sind. Ein guter Wett- bewerb hat begonnen. Der Schulstart fürs Jahr 2014 / 2015, der normalerweise Anfang Oktober ist, wurde aufgrund der Ebola-Epidemie landesweit auf ein unbestimmtes Datum ver- schoben. So sind die Lehrer zum Nichtstun verurteilt und die Kin- der langweilen sich, da ihre Feri- en nun bereits mehrere Monate andauern.

Priska & Matthias RYCHEN: Projektleitende von ActionVIVRE Gaoual

ActionVIVRE Télimélé –

Ebola-Aufklärung greift Im Dezember traten leider erneut Ebola-Fälle in Téli- mélé auf. Interessant und ermutigend war, dass wir im Vergleich zum Ausbruch im Mai in der ganzen Stadt kaum eine Person trafen, welche die Meinung vertrat, dass es Ebola gar nicht gäbe. Im Mai war noch schätzungsweise jede zweite Person dieser An- sicht gewesen. Herausragende Ereignisse Trotz Ebola brachte uns das Jahr 2014 viel Positives: In diese Kategorie fällt vor allen anderen Ereignis- sen ganz klar Familie Müller. Da sie aus Sicherheits- gründen nicht wie geplant nach Kamerun ausreisen konnten, stiessen Michi und Priska mit ihren Söhnen Leandro und Nicolas ganz unverhofft und kurzfristig zu unserem Team. Einweiterer Höhepunkt imJahr 2014war, dass Philip- pe Toggenburger nach einer langen und intensiven Planungs- und Vorbereitungsphase im September mit elf Lehrlingen mit der Handwerkerausbildung starten konnte. Die ersten Ausbildungsmonate ver- liefen zufriedenstellend. Tatkräftig unterstützt wird Philippe von unserem Kurzzeiter Sandro Maurer. Dessen Frau Amélie ist verantwortlich für ein wei- teres Highlight: Sie startete einen Kindergarten für ausländische und einheimische Kinder. Als gelernte Kindergärtnerin brachte sie beste Voraussetzungen mit, um das neue Teilprojekt aufzugleisen. Auch sind wir sehr dankbar, dass die von Sandra Toggenburger durchgeführten Behandlungen von Verbrennungsopfern problemlos verliefen. Wir durf- ten weiterhin gute Kontakte zu verschiedenen Men- schen pflegen, die an Gott und der Bibel interessiert sind.

Chancen in den Herausforderungen 2014 wird in Guinea als das Jahr in die Geschichte eingehen, in welchem das Land von Ebola heim- gesucht wurde. Leider blieb auch Télimélé nicht von dieser Epidemie verschont. Im Mai gab es hier einen ersten Ausbruch, bei welchem die lo- kalen Behörden jedoch sehr gut reagierten. Für uns als Team war das Ansteckungsrisiko absolut minimal und wir konnten unserer alltäglichen Arbeit weiter nachgehen. Dies galt leider nicht für unsere beiden deutschen Kurzzeiter. Da in Deutschland extrem vorsichtig reagiert wurde, mussten sie frühzeitig nach Hause reisen. Zudem durften im Sommer die neuen drei Kurzzeiter nicht nach Guinea kommen, was für uns ein her- ber Rückschlag war. Wir sind aber Gott sehr dank- bar, dass er kurzfristig für Ersatz sorgte: Ilona, eine junge Frau aus dem Bernbiet, erklärte sich spon- tan bereit, mit uns nach Télimélé zu reisen, um als Lernhelferin tätig zu sein und im Studienzentrum zu unterrichten. Dank dieser Unterstützung mussten wir im Studi- enzentrum unser Ausbildungsangebot nur mini- mal reduzieren. Zusätzlich halfen auch vier einhei- mische junge Männer mit, welche als Assistenten Stefan stark entlasteten. Arbeit gab es reichlich, denn der Ansturm auf die Englisch- und Informa- tikkurse war sehr gross. Mitverantwortlich dafür war, dass die Schulen in ganz Guinea aufgrund von Ebola ihre Türen bis zum Jahresende noch nicht ge- öffnet hatten. So langweilten sich die Jugendlichen und wussten nicht, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollten. Nur zu gern kamen sie darum an den Nach- mittagen ins Studienzentrum. Das Studienzentrum wurde rege genutzt

Stefan RINGENBACH: Projektleiter von ActionVIVRE Télimélé

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ProESPOIR: Wenn alles durcheinander gerät

sterben als alleine leben“, war eine Aussage, die zeigt, wie schwierig es ist, kranke Angehörige nicht zu pflegen. Nach anfänglichem Misstrauen zeigte sich gegen Ende Jahr zunehmende Dankbarkeit für unsere Präsenz. Teamsituation Alle Team-Mitglieder waren 2014 für kürzere oder längere Zeit im Heimataufenthalt. Familie Eric und Sarah Harris-Bafende hat das Projekt definitiv verlassen. Sie wird ab 2015 in Labé (Mittelguinea) arbeiten. Der Weggang von Dr. Eric Bafende führte dazu, dass nun eine rein guineische Leitung, mit Dr. Ismaël Béavogui als Direktor, das CM leitet. Die Herausforderung Ebola bleibt In allen Bereichen des Projekts führte die Ebola- Epidemie zu einem Rückgang der Aktivitäten. Das CM hatte im September nur die Hälfte der üblichen Patientenzahl. Im Vergleich zum Vorjahr wurden auch weniger Lepra- und Tuberkulosepatienten diagnostiziert und behandelt. Es war uns wichtig, trotz der Ansteckungsgefahr das Spital offen zu halten. Mindestens zweimal waren Ebola- Kranke unter den Patienten, die wir jeweils an die Behandlungszentren weiterweisen konnten. Wir sind Gott sehr dankbar, dass es ausser den beiden oben erwähnten Fällen zu keinen weiteren Ansteckungen unter dem Personal kam. Noch ist offen, wie es mit der Ebola-Epidemie weitergeht. Erste Anzeichen deuten auf einen Rückgang hin, doch wird uns das Thema sicher noch einige Monate beschäftigen. Wir danken für alle Unterstützung durch Spenden, Gebete, E-Mails und Briefe im vergangenen Jahr.

Im Rückblick auf das Jahr 2014 fällt es schwer, an etwas anderes als an Ebola zu denken. Das Projekt ProESPOIR war schon früh von der Epidemie betroffen. Am 12. März starb Dr. Samba Keita, der Laborchef des Centre Médical (CM), nach kurzer Krankheit. Die Ursache war unklar, doch traten andernorts ähnliche Fälle auf. Eine Abklärung ergab am 22. März das Ebola-Virus als Ursache. Im Frühling schien es, als käme die Epidemie zum Stillstand, doch ab Juli kam es zu einer neuen Zunahme. Dazu beigetragen haben viele Gerüchte und Falschinformationen, die in der Bevölkerung zum Widerstand gegen die Schutzmassnahmen geführt haben. Kulturelle Gegebenheiten, das Misstrauen in die Regierung und die Schwäche des Gesundheitswesens sind ebenfalls Gründe dafür. Das Projekt wurde ein zweites Mal durch einen Todesfall erschüttert, als Simon-Pierre Koivogui, Assistent des Lepra-Rehabilitationsprojekts in Kissidougou, am 24. November starb. Bis Ende 2014 waren in Westafrika über 20‘000 Personen erkrankt und fast 8000 gestorben. Aufklärung der Bevölkerung Als Folge der Ebola-Epidemie kam die Arbeit in den meisten Spitälern und Gesundheitszentren praktisch zum Stillstand. Viele ausländische Organisationen und Regierungen evakuierten ihre Leute. Als ProESPOIR-Team sind wir dankbar, dass wir in Macenta bleiben konnten. Seit Beginn der Epidemie, vermehrt ab August, engagierten wir uns in der Aufklärung über Ebola. Zuerst in Schulen, dann vor allemunter Pastoren und Kirchenverantwortlichen in derWaldregion. InMacenta bot sich die Gelegenheit, über 50 Imame zu sensibilisieren. Wir lernten viel über die Denkweise der Guineer. „Lieber zusammen

Dr. Stefan STRAHM: Projektleiter von ProESPOIR

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