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September 2025 € 9,50
Spektakulärer Korso So feierte Mannheim 125 Jahre Elektrische
Ikonen der 80er-Jahre Standardwagen sagen in Frankreich langsam adieu
Österreich: € 10,50 Schweiz: CHF 15,90 NL: € 10,90 BE/LUX: € 10,90 DK: DKK 105,95
▶ Betriebe ▶ Fahrzeuge ▶ Geschichte
Erfolgreich in der Nische: Nordhausens Straßenbahn gestern und heute
Wie die Meterspur ab 1966 in der Innenstadt unter die Erde kam Stuttgarter Rampengeschichten Vergessene Provisorien auf dem Weg zur Stadtbahn
Streifzug durch Berlin
Tauchen Sie ein in die Geschichte von Berlins Eisenbahn vor dem Mauerfall. In diesem Buch erwarten Sie großenteils unveröffentlichte Fotos in Farbe und schwarzweiß, die den abwechslungs- reichen Eisenbahnbetrieb im geteilten Berlin in den 1980ern informativ und eindrucksvoll vermitteln. 192 Seiten · ca. 300 Abb. Best.-Nr. 02059 € (D) 34,99 hen Sie ein in die Geschichte von ns Eisenbahn vor dem Mauerfall. m Buch erwarten Sie großenteils eröffentlichte Fotos in Farbe und warzweiß, die den abwechslungs- en Eisenbahnbetrieb im geteilten in in den 1980ern informativ und
ISBN 978-3-96303-382-7 € (D) 29,99
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STRASSENBAHN MAGAZIN 8 | 2025
Einsteigen, bitte …
Alles digital, alles besser?
Bei der VGF in Frankfurt
am Main wird Digitalisierung vorangetrieben. Für die zentrale Instandhaltungs- software wurden alle fristgebundenen Komponenten in den Fahr- zeugen mit Tags ausgestattet. Mithilfe solcher digital erfass- baren Etiketten können Kompo- nenten direkt in die Software übertragen, rückverfolgt und überwacht werden FELIX FÖRSTER
D ie Digitalisierung gilt längst als Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit von Staat, Wirtschaft und Privatpersonen. Auch bei Verkehrsunternehmen kommt ihr mittlerweile eine entscheidende Rol- le zu. Prozesse, die früher – und vielfach heute noch – auf Papier, per Telefon, an Magnetschiebetafeln, in dicken handschriftlichen Büchern oder Excel-Dateien stattfanden, wandern zunehmend in spezialisierte Soft- warelösungen: Fahr-, Umlauf- und Dienstplanungs- systeme, Betriebshofmanagementsysteme, Systeme für Materialverwaltung, Instandhaltung und Werkstatt- prozesse, digitale Leitstellen (ITCS/RBL), Fahrgastin- formation in Echtzeit, digitales Ticketing. Der Nutzen liegt auf der Hand und ist in aller Munde: effizientere Abläufe, automatisierte Prozesse, schnellere Reaktions- zeiten oder die Übernahme von Aufgaben des Perso- nals durch Software. Doch die digitale Transformation kommt weder finanziell noch organisatorisch zum Nulltarif. Viele Verkehrsunternehmen stehen damit vor einer Heraus- forderung: Sie müssen angestammte Betriebsprozesse in eine neue digitale Struktur überführen, Software euro- paweit ausschreiben, beschaffen und betreiben – und das in einer Branche, in der Finanzmittel, Personal und Zeit ohnehin knapp sind. Ein Beispiel von vielen: Die Einführung eines modernen Betriebshofmanagement- systems klingt auf dem Papier simpel. Es soll Fahrzeuge auf dem Betriebshof orten, diese disponieren (Umläufe zuordnen), Werkstattaufträge verwalten, die Fahrzeug- Alles analog oder digitalisierst du schon? Wieviel Software würden Sie „Ihrem“ Straßenbahnbetrieb verschreiben? Schreiben Sie per E-Mail an redaktion@strassenbahn-magazin.de oder auch per Brief (Redaktionsadresse im Impressum auf Seite 77).
akten digital halten, die Führerscheinkontrolle überneh- men und dem Fahrpersonal auf Bildschirmen anzeigen, zu welchem Fahrzeug es auf welchem Gleis muss. Um diese Ziele zu erreichen, müssen bestehende Prozesse durchleuchtet, Bedürfnisse aller Beteiligten vom Dispo- nenten bis zum Werkstattpersonal berücksichtigt und Schnittstellen zu anderen Systemen geschaffen werden. Das kostet Ressourcen und Zeit – und trifft auf die Realität historisch gewachsener IT-Strukturen. Die eigentliche Einführung kann sich über Jahre ziehen. Hinzu kommen die Kosten: Die meisten Software- systeme kosten sechs- und siebenstellige Summen und dies schon in der Erstinvestition. Über die nächsten Jahre folgen interne wie externe Betriebskosten für Updates, Lizenzgebühren und laufende Supportleis- tungen – die Gesamtkosten übersteigen die reinen Anschaffungskosten erheblich. Gerade kleinere Ver- kehrsunternehmen tun sich schwer, diese Investitionen aus eigener Kraft zu stemmen. Wenn Förderprogram- me von Bund und Ländern überhaupt existieren, dann schließen sie laufende Betriebskosten kategorisch aus. Dennoch führt kein Weg an der Digitalisierung vorbei. Die Anforderungen steigen: mehr Verkehrsleistungen mit steigenden Fahrgastzahlen und Flotten, Personal-
mangel nicht nur auf Betriebs- höfen, Wünsche der Fahrgäste nach Echtzeitinformationen, steigende Komplexität bei Betriebsprozessen – all das lässt sich ohne durchgängige Digitalisierung kaum noch bewältigen. Moderne Software ist kein Luxus, sondern be- triebliche Notwendigkeit!
Felix Förster, Autor STRASSENBAHN MAGAZIN
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STRASSENBAHN MAGAZIN 9 | 2025
Inhalt
TITEL
Stuttgarter Rampengeschichten .................................................58
▶ Fahrzeuge
▶ Betriebe
◼ Die Tram am Tor zum Harz.......................16 125 Jahre Straßenbahn Nordhausen – Klein, aber fein und bis heute vielfältig – diese Zusammenfassung beschreibt passend den Straßenbahnbetrieb in Nordhausen, dem südlichen Eingangstor zum Harz. Das Jubiläum wurde gebührend gefeiert ◼ Auf und Ab am Vesuv..............................24 Italien: Tramvia Napoli – Seit fast 150 Jahren pendelt der Straßenbahnbetrieb der rund eine Million Einwohner zählenden Stadt Neapel am Fuße des Vesuvs zwischen Einstellung und Ausbau. Gerade soll wieder in Fahrzeuge investiert werden ◼ Neues aus Köln........................................28 Köln – Teil 2: Im Tunnel von Ost nach West – Bestimmendes Thema in Köln zur Stadtbahn ist seit Jahren die Lösung für die Ost-West-Achse und ihre unter- oder oberirdische Führung in der Innenstadt. Jetzt ist die politische Entscheidung gefallen und die Diskussionen gehen um den Feinschliff weiter. Wie gut, dass bei der Aufwertung der Gürtelbahn manches einfacher scheint ◼ Im Korso über den Paradeplatz...............78 125 Jahre Elektrische Straßenbahn in Mannheim – Mit einem beeindruckenden Straßenbahnkorso feierte die Stadt Mannheim am Sonntag, den 29. Juni 2025, das Jubiläum der elektrischen Straßenbahn in der Quadratestadt. Die Tram hatte Verfrühung
◼ Tramway Français Standard....................38 Frankreichs Standardwagen – Die Renaissance der französi- schen Straßenbahnen ab Mitte der 1980er-Jahre ist unweigerlich mit dem Rollmaterial aus der damaligen Epoche verbunden. Auch für die französische Waggonbauindustrie, namentlich Alsthom, bedeutete die Renaissance einen Neuanfang im Straßenbahnbau: Der Tramway Français Standard (TFS) war geboren. Jetzt, 40 Jahre später, neigt sich sein Einsatz dem Ende zu ◼ Vom Zweiachser zum Gelenkwagen und zurück...............................................46 Der Wagenpark der Duisburger Straßenbahn Gesellschaft – Bis die DSG in den 1920er-Jahren aus der Taufe gehoben wurde, hatte es bei den Vorgängerbetrieben kaum Abgänge gegeben und 40 Jahre Straßenbahngeschichte standen auf dem Hof. Vom ehemaligen Pferdebahnwagen bis zum auch nicht mehr zeitge- mäßen Zweiachstriebwagen mit Holzaufbau war alles dabei. Zeit für Stahlwagen und Gelenkwagen, fand die DSG
RUBRIKEN Journal (aktuelle Meldungen) 8 Nächster Halt.............37 Einst & Jetzt ..............54 Fundstück ................ 69
Forum, Termine ....... 76, 77 Impressum................ 77 Vorschau ................. 82
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STRASSENBAHN MAGAZIN 9 | 2025
STRASSENBAHN MAGAZIN 9 | 2025
Kölns Pläne für das Niederflurnetz
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Neapels Tram im Auf und Ab
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Duisburgs Wagenpark zur Zeit der DSG
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Rotterdams besondere Linie 10
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▶ Geschichte
Straßenbahn im Modell 72–75 Echtes Rumänien und viel Fantasie: 1.500 zahlende Besucher kamen in Mülheim in die „Alte Dreherei” und erfreuten sich an Modelltramanlagen und dem Rahmen- programm der Ausstellung „Kleine Bahn ganz groß“ 72
◼ Mit RoMeO und ohne Julia durch Rotterdam.....................................56 Niederlande: Die Stadtrundfahrtslinie 10 – Zwischen Mitte April und Ende Oktober verkehrt in Rotterdam an den Wochen- enden die Stadtrundfahrtslinie 10. In historischen Straßenbahnen geht es mit ihr im Halbstundentakt an den Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei ◼ Rampengeschichten................................ 58 Stuttgarter Provisorien – Sie waren nicht alle für die Ewigkeit gebaut und brachten die Untergrund-Straßenbahn ins Rollen. Einige von ihnen mussten dann den Baufortschritten weichen – ein Rückblick auf längst vergessene Tunnelrampen in Stuttgart zum 40-jährigen Jubiläum der Stadtbahn ◼ Letztes KSW-Aufgebot............................70 Bochum/Gelsenkirchen: Zweiachser im Stadionverkehr – Vor 50 Jahren waren zweiachsige Straßenbahnwagen in Westdeutsch- land rar geworden. Aus vielen Betrieben waren sie ganz ver- schwunden oder befanden sich im Auslaufbetrieb. Die BOGESTRA setzte sogar noch Kriegsstraßenbahnwagen (KSW) ein
Titelmotiv Rampe Schillerstraße beim Hauptbahnhof Stuttgart: Hier diente eine Rampe von 1972 bis 1976 gleichzeitig als Haltestelle (Foto von 1973) VERKEHRSFREUNDE STUTTGART
Rücktitel Seit einigen Wochen fahren die Ber- gischen Museumsbahnen wieder von der Kohlfurther Brücke hinauf nach Greuel. Das Hochwasser im Juli 2021 hatte die Anlagen schwer beschädigt. Am 22. Juni 2025 ist Vierachser 107 auf Tour RALF HÄNDELER
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STRASSENBAHN MAGAZIN 9 | 2025
Bild des Monats
Warschauer Straße im Sommersonnenlicht Am 18. Februar 1902 nahm die erste Berliner U-Bahnlinie den Betrieb auf, vom heute nicht mehr erhaltenen Stralauer Tor zum Potsdamer Platz. Bereits am 17. August folgte die östliche Verlängerung bis zum Bahnhof Warschauer Brücke, heute Warschauer Straße. Nach der teilungsbedingten Stilllegung des Abschnitts vom Schlesischen Tor zur Warschauer Brücke 1961 wurde diese Strecke am 16. Oktober 1995 wieder in Betrieb genommen. Die Straßenbahn fand erst am 28. Mai 2000 den Weg von Norden kommend zum U-Bahnhof Warschauer Straße. Die Linie 20, heute M10, endete fortan in einem Stumpfgleis. Zum Einsatz kamen seinerzeit neu beschaffte GT6-Zweirichter. Seit Ende 2022 gibt es für die Linie M10 zwei Kehrgleise und achtachsige Flexity-Triebwagen erreichen alle fünf Minuten die Endstelle. Auf den U-Bahn-Linien U1 und U3, die hier enden, kommen flexibel alle Kleinprofilfahrzeugtypen zum Einsatz. CHRISTIAN MUCH
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Berlin
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Aktuell
Umbau der Bochumer Straße im Zuge der BOGESTRA-Linie 302 Vier Jahre Baustelle in Gelsenkirchen
Die Bochumer Straße in Gelsenkirchen wird grundsaniert, dabei hat die Haltestelle Wissenschaftspark ausgedient: Während der Arbeiten am 55 Meter langen Teilabschnitt 1.1 hält die Linie 302 vor dem Haus Bochumer Straße 83 im Hintergrund rechts LUDWIG SCHÖNEFELD (2)
◼ Bis Sommer 2029 müssen sich die Anlieger der Bochumer Straße in Gelsenkirchen und die Fahrgäste der BOGESTRA-Straßenbahnlinie 302 auf Provisorien einstellen. So lange wird es dauern, bis der in die Jahre gekom- mene Straßenzug vollständig saniert ist: Die Abwasserleitung, 23 Kanal- schächte und rund 65 Hausanschlüs- se werden ebenso erneuert wie die Versorgungsleitungen. Gänzlich neu sind auch die geplanten Geh- und Radwege, einige wenige Parkbuchten sowie die Haltestellen, die Gleise und
die Fahrleitungsanlagen der Straßen- bahnlinie 302. Von der Baumaßnahme ist die Bochumer Straße zwischen der Jun- kerstraße an der Grenze zum Stadt- teil Gelsenkirchen-Neustadt und der Virchowstraße im Stadtteil Ückendorf betroffen. In Summe rund 900 Meter Strecke mit den Haltestellen Wissen- schaftspark/Justizzentrum sowie Ste- phanstraße. Um den Straßenbahn- und Individualverkehr für die Anlieger der von der Bochumer Straße abzwei- genden Nebenstraßen weitgehend
aufrechtzuerhalten, gibt es vier Bau- abschnitte, die wiederum zehn Teil- abschnitte beinhalten. So soll sicher- gestellt werden, dass die an der Trasse liegenden Einzelhandels – und Gastro- nomiebetriebe während der Bauphase jederzeit erreicht werden können. Die Bochumer Straße gehört zu den traditionsreichen Straßenzügen im Netz der BOGESTRA: Eröffnet wurde der Streckenabschnitt am 27. Dezem- ber 1895 als Teil der Verbindung vom Schalker Markt über Gelsenkirchen zur Schachtanlage1/2 der Zeche Holland
im damals noch selbstständigen Amt Ückendorf. 1896 wurde die Strecke über Wattenscheid nach Bochum fortgeführt. Der zweigleisige Ausbau begann 1912. Die aktuell verbauten Gleise weisen in Teilen ein Alter von über 40 Jahren auf, teils noch in Basaltpflaster verlegt. Neue Verkehrsraum- aufteilung Die Gleislage der Straßenbahn blieb seit rund 110 Jahren unverändert: Das Richtungsgleis von Bochum nach Gel- senkirchen folgt unmittelbar dem nord-
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STRASSENBAHN MAGAZIN 9 | 2025
Deutschland
Schöneiche ◼ Am 23. Juli hat die Schönei- cher-Rüdersdorfer Straßenbahn GmbH (SRS) erstmals einen aus Heidelberg übernommenen MGT6D im Linienverkehr einge- setzt. Zum Ersteinsatz pendelte der Wagen 69 (ex RNV 3269) auf dem Verdichterkurs zwi- schen Jägerstraße und S-Bf. Frie- drichshagen und konnte gleich seine Zweirichtungstauglichkeit ausspielen. Ebenfalls bereits im Bestand der SRS und nach und nach zur Inbetriebnahme vorgesehen sind die ehemals Heidelberger MGT6D-Tw 61 (ex 3261), Tw 67 (ex 3271) und Tw 62 (ex 3262). MSP Halle (Saale) ◼ Im Bereich der Haltestelle Schwimmhalle im Zuge der Magistrale in den Stadtteil Hal- le-Neustadt baut die Hallesche Verkehrs-AG (HAVAG) gegen- wärtig ein neues Kehrgleis mit rund 60 Meter Nutzlänge. Zur Anbindung der Anlage in das bestehende Streckennetz wer- den drei neue Weichen einge- baut sowie Oberleitungs- und Lichtsignalanlagen angepasst. Die Maßnahme ist Teil der zweiten Stufe des Stadtbahn- Programms und soll für die Betriebsführung zusätzliche Flexibilität beispielsweise für Schülerverkehrsfahrten und bei Störungen bieten. MSP Duisburg ◼ In der Nacht auf den 16. Juli traf mit dem NF4-Tw 2036 der 30. Triebwagen des Typs NF4 von Alstom, vormals Bombar- dier, in Duisburg ein. Ab der Wagennummer 2025 sind die Fahrzeuge ab Werk mit zu- sätzlichen seitlichen Begren- zungsleuchten ausgestattet. Wegen des Ausgleichs von Lie- ferverzögerungen sowie einer Nachbestellung zur geplanten Taktverdichtung auf der Linie 903 beträgt der Lieferumfang gegenwärtig insgesamt 54 Fahrzeuge. Ob weitere Op- tionen gezogen werden, steht noch nicht fest. WRO
Die Haltestelle Justizzentrum wurde bislang nur vom Bus 385 angefahren. Die Tram 302 hielt bisher an den Haltestellen Rheinelbestraße und Wissen- schaftspark. An ihrer Stelle entsteht unmittelbar vor dem Wissenschaftszentrum eine neue barrierefreie Haltestelle BOGESTRA
Die Haltestelle Rheinelbestraße, die seit der Stadtbahn-Eröffnung 1984 in der Rampe des Innen- stadttunnels liegt, wird mit der Inbetriebnahme der Haltestelle Justizzentrum eingezogen
und Gelsenkirchen (ZOB) gewesen. Doch die unmittelbaren Anlieger der Bochumer Straße, einschließlich der Gesamtschule Gelsenkirchen Ücken- dorf, hätten dadurch keine zumutbare ÖPNV-Anbindung mehr gehabt. Um die Verbindung zwischen Wattenscheid und Gelsenkirchen auch für Mobilitätseingeschränkte aufrechtzuerhalten, wurde die Halte- stelle Ückendorfer Platz baulich so er- höht, dass Fahrgäste dort niveaugleich aus- und einsteigen können. Durch einen Umstieg in die Buslinie 383 in Richtung Gelsenkirchen Hauptbahnhof und umgekehrt erreichen sie ihr Ziel, ohne das Baufeld queren zu müssen. Überhaupt bemühen sich die Pro- jektbeteiligten – die Stadt Gelsen- kirchen, die BOGESTRA, die Abwas- sergesellschaft Gelsenkirchen (AGG), Gelsenkanal und die ELE Verteilnetz GmbH – um möglichst viel Bürgernähe. In mehreren Informationsveranstal- tungen wurde das Gesamtprojekt der Öffentlichkeit vorgestellt. Für die Lauf-
östlichen Straßenrand. Hier fehlte ein Sicherheitsabstand zwischen Tram und Gehweg. Das nach Bochum führende Gleis liegt ungefähr in der Straßenmitte. Es wurde beim doppelgleisigen Ausbau als zweites Gleis ergänzt. Die südwestli- che Seite der Bochumer Straße wird seit Jahrzehnten als Parkstreifen genutzt. Das ändert sich jetzt: Im Zusammen- hang mit der Totalsanierung der Straße werden die Gleise in die Straßenmitte verschwenkt. Sehr zum Unmut einiger Anlieger entfällt der Parkstreifen mit Ausnahme weniger Parkbuchten voll- ständig zugunsten gemeinsamer Geh- und Radwege. Vor dem Justizzentrum entsteht eine neue barrierefreie Halte- stelle für die Straßenbahn. Die Halte- stellenkaps für den Niederflureinstieg liegen hier jeweils in Fahrtrichtung rechts. Die bisherige Haltestelle am Wissenschaftspark entfällt und die Haltestelle Stephanstraße wird als bar- rierefreie Mittelhaltestelle neugestaltet. Nach dem symbolischen ersten Spatenstich am 9. April und vorberei- tenden Arbeiten vom 5. bis 18. Mai mit Schienenersatzverkehr zwischen Ückendorfer Platz und Hauptbahnhof ist die Linie 302 seit 18. Mai zwischen den Haltestellen Wissenschaftszent- rum (verlegt vor das Haus Bochumer Straße 83) und Rheinelbestraße ge- trennt. Bis Mitte August müssen die Fahrgäste die rund 300 Schrittlängen Distanz zwischen den Haltestellen zu Fuß überwinden. Die Alternative wäre ein Omnibus-Ersatzverkehr zwischen den Haltestellen Ückendorfer Platz
zeit der Baumaßnahme wurde an der Bochumer Straße der „InfoTreff“ einge- richtet, der an einem Tag in der Woche als Anlaufstelle für die Anlieger dient. Nicht nur für die Anlieger, auch für den operativen Betrieb der BOGESTRA ist der vierjährige Straßenumbau eine Herausforderung. Derzeit ist geplant, Unterbrechungen des Straßenbahnver- kehrs weitgehend zu vermeiden. Dazu sollen die Variobahnen der BOGESTRA einspurig an den Baustellenbereichen vorbeigeführt werden. Bei den Bauar- beiten wird außerdem darauf geachtet, dass die Verbindung für betriebsinterne Überführungsfahrten zwischen den Betriebshöfen Engelsburg in Bochum und Gelsenkirchen möglichst nur kurz unterbrochen wird. LS Hamburg Richtfest für Station Horner Geest ◼ Die Hamburger Hochbahn AG feierte am 4. Juli Richtfest in der
Hamburg: Die U-Bahn-Haltestelle Horner Geest im Bauzustand am 4. Juli. Links und rechts sollen zwei Gleise verlaufen, in der Bildmitte liegt der Bahnsteig und hinten der östliche Ausgang LARS BRÜGGEMANN
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STRASSENBAHN MAGAZIN 9 | 2025
Aktuell
Rhein-Neckar-Verkehr: Die ursprünglich von der OEG beschaffte erste Variobahn-Serie V6 hat ausgedient, hier Tw 4121 am 2. März 2023 noch unterwegs auf der Ringlinie 5 FREDERIK BUCHLEITNER
Hannover: Triebwagen-Doppeltraktion 6228+6246 verlässt am 21. Juni nur wenige Tage vor Beginn der Tunnelsanierung die Tunnelrampe unweit des Mühlenberger Marktes PHILLIP BULL
stattet. Von den beiden Schalterhallen am Ost- und Westende besteht ein guter Ausblick in die 120 Meter lan- ge Bahnsteighalle, die Bahnsteighalle eine Höhe von neun Metern und eine Bahnsteigbreite von bis zu zehn Me- tern hat. Die zweite Haltestelle Stol- tenstraße soll bis zum Jahresende im Rohbau fertiggestellt sein. LAB Hannover Sommerbaustellen im ÜSTRA-Netz ◼ Infra und ÜSTRA nutzten die Som- merferien, um im gesamten Stadt- gebiet größere Bauvorhaben im Stadtbahnnetz umzusetzen. Einen Schwerpunkt bildete dabei die Tunnel- strecke am Mühlenberger Markt im Zuge der A-Strecke, wo in sechs Wo- chen Bauzeit Schienen und Schotter im Untergrund ausgetauscht wurden. Es ist die erste umfassende Sanierung einer Tunnelstrecke der ÜSTRA über- haupt. Die Linien 3 und 7 endeten
zukünftigen Endhaltestelle Horner Geest. Der Rohbau für die Tunnelhal- testelle Horner Geest ist nun fertig. Die U-Bahn-Neubaustrecke ist eine Zweiglinie an der Billstedter Strecke und zweigt an der Haltestelle Horner Rennbahn ab. Im Herbst 2027 soll die U-Bahn in die Horner Geest eröff- net werden, so die Hochbahn. Einen Tag nach dem Richtfest konnten alle Anwohner und Hamburger die Hal- testelle im Bauzustand besichtigen. Rund 13.000 Anwohner profitieren künftig von der U-Bahn die in nur 13 Minuten von der Horner Geest in die Innenstadt fährt. Parallel dazu rüstet die Hochbahn aktuell die U2 und U4 für den teil- automatischen Betrieb (U-Bahn100) aus, sodass auf der Stammstrecke von U2 und U4 zwischen der Horner Renn- bahn und der Hamburger Innenstadt alle 100 Sekunden ein Zug fahren kann. Die fast 200 Meter lange neue Tunnelhaltestelle hat sechs Zugänge und wird mit einem Aufzug ausge-
Des Weiteren sperrte die ÜSTRA mit Ferienbeginn die Haltestelle Gro- ßer Kolonnenweg der Linie 2. Erst- mals wird hier im Stadtbahnnetz ein bestehender Hochbahnsteig (Baujahr 1979) abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Dieser ist dann auch für Dreiwagenzüge geeignet. Im Zuge der C-Strecke erneuerte die ÜSTRA in den Sommerferien das Gleisdreieck an der Kreuzung Hans- Böckler-Allee/Clausewitzstraße. Öst- lich der Baustelle lebte Mitte Juli für zwei Tage die Linie 14 wieder auf, die letztmals zur Expo 2000 zwischen EXPO/Ost und Misburger Straße pendelte und nun zwischen Zoo und Misburger Straße fuhr. Ebenfalls auf der C-Strecke folgte ab 16. Juli die nächste Sperrung, weil die ÜSTRA im Gleisbogen zwischen Brabeckstraße und Feldbuschwende Gleise erneuer- te. Bis zum 25. Juli endete die Linie 6 dadurch schon am Bünteweg. PBU
deshalb bereits an der Haltestelle Wallensteinstraße und wendeten in der Kehranlage der Linie 17, die da- für eingekürzt fuhr und bereits an der Wendeanlage Stadionbrücke kehrte. Darüber hinaus hat die ÜSTRA auf der A-Strecke die Hochbahnsteige Spann- hagengarten (stadteinwärts) und Bart- old-Knaust-Straße (beide Richtungen) saniert, Stadtbahnen fuhren im Bau- zeitraum ohne Halt durch. B-Strecke: In den ersten beiden Ferienwochen tauschte die ÜSTRA zwischen Bothmerstraße und Laat- zen/Eichstraße das bisherige Schot- tergleisbett gegen ein Rasengleis. Nördlich der Gleisbaustelle fuhren die Linien 1 und 2 ab Haltestelle Bothmer- straße abweichend weiter auf dem Li- nienweg der Linie 8 bis zum Endpunkt Messe/Nord. Im südlichen Abschnitt bestand Inselverkehr zwischen Laat- zen/Eichstraße und den Endpunkten Laatzen bzw. Sarstedt (Linie 1) und Gleidingen (Linie 2), wobei die Linie 2 dort mit Einzelwagen fuhr.
Rhein-Neckar-Verkehr Abschied von der V6-Variobahn
◼ Berlin: Am 29. Juni ist nach im Frühjahr erfolgter Hauptuntersuchung der C-II-Museumszug 588/563 der BVG erstmals wieder in Betrieb gezeigt worden. Der Tw 563 trägt dabei unverändert die dunkelrote Lackierung, die ursprünglich die Raucherwagen kennzeichnete. Die AG Berliner U-Bahn bot an diesem Termin kurze Rundfahrten vom Alexanderplatz nach Biesdorf und zurück an. Hier hat der Museumszug den U-Bahnhof Magdalenenstraße im Zuge der U-Bahnlinie U5 erreicht BODO SCHULZ
◼ Im Rahmen der Fahrzeugparade zu 125 Jahre Elektrische Straßenbahn Mannheim (siehe Seite 78 bis 81 die- ser Ausgabe) fuhr letztmals mit Tw 4122 eine ursprünglich von der Ober- rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft (OEG) beschaffte Variobahn. Der von ABB Henschel (1996 Übernahme durch ADtranz) entwickelte Prototyp rollte ab 1993 erstmals in Chemnitz. Die damals noch selbstständige OEG, 2000 von der Mannheimer Verkehrs AG (MVV) übernommen, beschaffte ab 1996 sechs ähnliche Zweirich- tungsfahrzeuge vom Typ 6MGT-LDZ für die Ringstrecke Mannheim – Weinheim – Heidelberg – Mannheim. Die Fahrzeuge, betrieblich als „V6“ bezeichnet, erhielten die Nummern 117 bis 122. Die damals noch selbstständigen Verkehrsbetriebe von Heidelberg
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Deutschland
(HSB), Ludwigshafen (VBL), Mann- heim (MVV) und die OEG begannen dann 1998 mit den Überlegungen zur Beschaffung eines gemeinsa- men Stadtbahntriebwagens. Die mit einem neuen Design ausgestatteten Fahrzeuge tragen die Bezeichnung Rhein-Neckar-Variobahn (RNV). Die Beschaffung begann 2003 und um- fasste für die vier genannten Betriebe insgesamt 51 fünf- und 32 sieben- teilige Variobahnen. Mit der 2022 begonnenen Anlieferung der von Ško- da Transportation gebauten Rhein- Neckar-Tram (RNT2020) startete ein Generationswechsel. Die Lieferung der vierteiligen RNT2020-37T und sechsteiligen RNT2020-38T ab 2024 brachte noch im selben Jahr die ers- ten Ausmusterungen der Variobah- nen des Typs V6. Anfang 2025 befan- den sich noch vier V6 betriebsfähig im Bestand, der Planeinsatz endete im Februar 2025. Auf der Fahrzeug- parade am 29. Juni fuhr schließlich letztmals eine Variobahn vom Typ V6, auf der Fahrtzielangabe war zu lesen: „Tschüss V6“. Damit endete nach nur 29 Jahren der Einsatz der kleinsten Fahrzeuggruppe im Bereich der 1999 gegründeten Rhein-Neckar-Verkehrs GmbH (RNV). Eine museale Erhaltung ist nicht beabsichtigt. ZEP Dresden Verschrottungen im Juni und September ◼ Ende Juni ließen die Dresdner Ver- kehrsbetriebe (DVB) erneut Straßen- bahnwagen beim Verwerter in Dres- den-Industriegelände verschrotten. Dorthin gelangten die Fahrzeuge per Tieflader, wobei die NGT zuvor am Verladeort im Betriebshof Trachenber- ge in ihre entsprechenden Segmente aufgetrennt wurden. Neben den ur- sprünglich im Warentransport zwi- schen Güterverkehrszentrum Dres- den-Friedrichstadt und der Gläsernen Manufaktur von VW eingesetzten, inzwischen seit Jahren abgestellten CargoTram-Mittelwagen 2022, 2023, 2025 und 2026 traf es bei dieser Ver- schrottungsaktion von den Nieder- flurwagen der ersten Generation die Tw 2521 und 2530 vom Typ NGT6DD. Letztere waren durch den Zugang der neuen NGTDXDD in den letzten Jahren überzählig geworden. Bereits im September sind die nächsten Ver- schrottungen terminiert, neben den übrigen CargoTram-Wagen betrifft es dann den Anfang August stillgesetz- ten Tatra-Arbeitszug 201 006+005
◼ Bad Schandau: Am 9. Juli ging der Triebwagen 1 vom Typ Gotha T57 zur Grundinstandsetzung zu einem Stahlbaubetrieb ins Erzgebirge. Neben einer Neubeblechung und Lackierung ist dort auch die Sanierung des verschlissenen Rahmens geplant. Im Zuge der Arbeiten entfallen auch die straßenseiti- gen Türen, sodass nun Triebwagen 2 der letzte noch mit beidseitigen Türkästen versehene Gothawagen bei der Kirnitzschtalbahn ist. Der 1957 ursprünglich als Triebwagen 61 in Plauen in Dienst gestellte Triebwagen 1 ist heute ältester noch in Betrieb befindlicher Gothawagen überhaupt
(ex 224 006 und 224 051), welcher neben der Funktion als Abschlepp- zug technisch auch zum Einsatz mit einem Schneepflug ausgestattet war. Von der CargoTram bleibt – allerdings ohne Drehgestelle – zumindest Mit- telwagen 2024 erhalten und dient inzwischen als Lager im Bereich des Dresdner Straßenbahnmuseums. MSP München
Bauvorbereitung für Neubaustrecke
◼ Das Projekt der Tram Münchner Norden macht Fortschritte. Für den ersten Planungsabschnitt zwischen Schwabing Nord, dem Neubauge- biet Neufreimann und dem U-Bahn- hof Kieferngarten – eine Strecke von rund 3,5 Kilometern –, besteht seit Oktober 2024 Baurecht für die Stadtwerke München. Im Juli haben nun erste vorbereitende Bauarbei- ten begonnen, im Wesentlichen die Verlegung und Erneuerung von Ver- sorgungsleitungen, die sich bisher im Bereich der späteren Tramtrasse befinden. Außerdem startet Anfang August der Abriss des alten Park- hauses am U-Bahnhof Kieferngarten, dessen Grund künftig für die erwei- terte Bus- und Tram-Wendeschleife benötigt wird. Für Herbst ist der offizielle Spa- tenstich vorgesehen, ab Anfang 2026 soll die gemeinsame Brücke für Tram-, Rad- und Fußverkehr über den DB-Nordring realisiert werden.
Dresden: Tatra-Arbeitszug 201 006+005 wird verschrottet, hier noch als Sonderfahrt anlässlich des offiziellen Tatra-Abschieds am 3. Juni 2023 unterwegs am Dreysigplatz MICHAEL SPERL (2)
München: In Schwabing Nord treffen am 24. Juni T2 2702 und R2 2109 zusammen. Die Neubaustrecke von hier zum U-Bahnhof Kie- ferngarten wird konkret, die Arbeiten starteten FREDERIK BUCHLEITNER
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STRASSENBAHN MAGAZIN 9 | 2025
Aktuell
das Leipziger Unternehmen wurde nun Anfang Juli eröffnet. Zwar stün- den Aufträge von über 400 Millionen Euro in den Büchern, jedoch mangele es an kurzfristiger Liquidität, so das Unternehmen. Daran haben sicher auch die Verzögerungen bei der Ab- arbeitung bestehender Aufträge ihren nicht unbedeutenden Anteil. Aufgrund nicht erfüllter Vertragsbestandtei- le hat Alstom seinerseits im Juli die Zulieferung von Wagenkästen aus sei- nem Görlitzer Werk an den insolven- ten Leipziger Straßenbahnhersteller HeiterBlick eingestellt, was die Lage bei den Leipzigern weiter verschärft. Alstom hatte bis zum Lieferstopp für drei der 25 bestellten Leipziger XXL- Trams die entsprechenden Wagenkas- tenrohbauten übergeben. Indes bleibt die Geschäftsführung von HeiterBlick zuversichtlich und hofft auf eine Eini- gung der beteiligten Geschäftspartner. Die Besteller von HeiterBlick-Trams bereiten sich indes auf den möglichen Totalausfall des Lieferanten vor. So prüft beispielsweise die Würzburger Straßenbahn GmbH die Ertüchtigung der kompletten Bestandsflotte für weitere Einsatzjahre. MSP
◼ Würzburg: Bauarbeiten beeinträchtigten zwischen Mitte Mai und Anfang Juli den Straßenbahnbetrieb am zentralen Dominikanerplatz. Um den Betrieb der beiden Tramlinien 4 und 5 nicht unnötig einschränken zu müssen, setzte die Würzburger Straßenbahn GmbH Kletterweichen ein, damit die Straßenbahnen die Baustelle eingleisig passieren konnten. Am 21. Juni ist GTW-D8-Tw 245 unterwegs in die Sanderau und hat die kurze eingleisige Passage fast gemeistert, gleich ist die Haltestelle Dom erreicht FREDERIK BUCHLEITNER
Von diesem Projekt (und den nötigen Sperrpausen der Bahn) ist die Neu- baustrecke zeitlich auch maßgeblich abhängig. Die voraussichtliche Fer- tigstellung der Streckenverlängerung bis Kieferngarten hat sich daher auch von 2027 auf Ende 2029 verschoben. Noch im Juli hat der Münchner Stadtrat den zweiten Bauabschnitt des Projekts Tram Münchner Norden auf den Weg gebracht: Die Entwurfs- planung für die 2,2 Kilometer lange westseitige Erweiterung zwischen Neufreimann und dem U-Bahnhof Am Hart haben die Stadtwerke Mün- chen (SWM) abgeschlossen und vom Stadtrat bestätigt bekommen. Dieser Projektteil soll nun ins Planfeststel- lungsverfahren. Die Fertigstellung soll nach derzeitiger Planung zeit- gleich mit dem Planungsabschnitt 1 erfolgen, also ebenfalls Ende 2029. Die Tramlinie 23 soll dann künftig über Schwabing Nord hinaus, über Neufreimann bis Am Hart fahren. Eine neue Tangentiallinie 24 ver- knüpft die U-Bahnhöfe Am Hart und Kieferngarten mit dem Neubaugebiet Neufreimann, das für bis zu 15.000 Menschen konzipiert ist. In einem zweiten Schritt soll bei entsprechend hohen Fahrgastzahlen auch die Tram- linie 12 über Neufreimann führen, die erst seit Dezember 2024 vom Scheid- platz bis Schwabing Nord verlängert wurde. Ihr nördliches Fahrtziel wäre dann der Kieferngarten.
VISUALISIERUNG STADLER
Stadler 132 Hochflur-Stadt- bahnen für Köln
◼ Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) möchten ihre Stadtbahnflotte in den kommenden Jahren maßgeblich mo- dernisieren und haben das Schweizer Unternehmen Stadler mit dem Bau von 132 Hochflur-Stadtbahnwagen beauftragt, aus denen bis zu 66 Züge gebildet werden können. Der Auf- trag hat ein Volumen von knapp 700 Millionen Euro, die ersten Bahnen sind für 2029 angekündigt. Über eine Schnelltrennstelle werden jeweils zwei der mit jeweils nur einem Fahrerstand und jeweils vier Doppeltüren je Wa- genseite ausgestatteten Sechsachser zu einem durchgängigen Zug ver- bunden. Der Auftrag umfasst zudem 34 je zehn Meter lange vierachsige Zwischenwagen mit zwei Doppeltüren je Wagenseite, die als Besonderheit dieser Bestellung eine Erweiterung der Sechsachser-Doppeltraktionen auf rund 70 Meter durchgehend begeh- bare Zuglänge ermöglichen. In dieser Konfiguration bietet ein Zug Platz für rund 470 Fahrgäste. „Die Zustimmung des Stadtrats zu diesem wichtigen Projekt bringt uns Planungssicherheit. Angesichts einer herausfordernden Haushaltslage sind
Stadler: Rund 70 Meter messen die im Juli bestellten neuen Stadtbahn- züge für Köln in der Langversion mit vierachsigem Zwischenwagen
Bei der kürzlich abgeschlosse- nen standardisierten Bewertung des Gesamtprojekts mit beiden Ab- schnitten durch das Ingenieurbüro Intraplan Consult GmbH erzielte die Tram Münchner Norden ein Nutzen- Kosten-Verhältnis mit deutlichem Nutzenüberschuss. Das vorläufige Bewertungsergebnis liegt bei 2,61, für eine vergleichsweise lange Neu- baustrecke und zusätzlich dem auf- wändigen Brückenbauwerk über den DB-Nordring ein auffallend hoher und guter Wert. Die Gesamtkosten für das Neubau- projekt mit beiden Planfeststellungs- abschnitten sind mit rund 360 Millio- nen Euro veranschlagt. Das positive Ergebnis der Nutzen-Kosten-Untersu-
chung ermöglicht eine Förderung von Bund und Freistaat Bayern nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsge- setz (GVFG). Bis zu 90 Prozent der förderfähigen Kosten könnten durch Bund und Freistaat übernommen wer- den, das wären in diesem Fall etwa 220 Millionen Euro. FBL
Industrie HeiterBlick GmbH Leipziger Tram-
Produzent vor dem Aus? ◼ Bereits im April hatte HeiterBlick die Insolvenz in Eigenregie angemel- det (STRASSENBAHN MAGAZIN be- richtete). Das Insolvenzverfahren über
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Deutschland • Industrie • Ausland
wir sehr dankbar für die finanzielle Unterstützung, die ein positives Sig- nal für die Umsetzung der Mobilitäts- wende und einen starken ÖPNV be- deutet. Sowohl unsere Fahrgäste als auch die Fahrer und Fahrerinnen dür- fen sich auf moderne Bahnen und ho- hen Komfort freuen“, sagte dazu KVB- Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks. Zur Ausstattung gehören ein Fah- rerassistenzsystem und ein Rück- spiegel-Videosystem. Die Anzeigen im Cockpit passen sich automatisch der Umgebungshelligkeit an, und der Monitor für die Videobeobachtung lässt sich direkt ins Display einfügen. Ein integriertes Fahrgastzählsystem mit Auswertungssoftware unterstützt die Betriebsplanung. Spezielle Räder mit Aluminium-Felgenringen reduzie- ren sowohl Gewicht als auch Fahr- geräusche. Laut Herstellerangaben sorgt energiesparende Klimatechnik für ein angenehmes Raumklima bei hoher Energieeffizienz. Breitere Gänge und ein durchgängiger Fahrgastraum schaffen ein großzügiges Raumgefühl und ermöglichen eine gleichmäßigere Verteilung der Fahrgäste. Die neuen Stadtbahnen sind auf eine Lebensdauer von über 30 Jahren ausgelegt. Der Hersteller stellt im Rah- men einer langfristigen Partnerschaft die Versorgung mit Ersatzteilen sicher und unterstützt durch Service- und Supportleistungen – von präventiver Wartung bis technischer Beratung. Die ersten zehn Bahnen und fünf Ver- bindungsmodule sollen 2029 für den Vorserienbetrieb geliefert werden. Die Serienauslieferung ist von Mitte 2030 bis Ende 2032 geplant. Die neuen Fahrzeuge ersetzen schrittweise die bisherigen Züge der Serien 2200/2300 und 5100 und kommen ab 2029 suk- zessive auf den Linien 4, 13 und 18 zum Einsatz. PM/MSP Oberschlesien: Auf zwei der vier Kurse der Linie 40 fahren täglich 111 N-Wendezüge. Bei Fahrzeug- ausfall ist mit Glück auch ein ex-Frankfurter Pt-Wagen in der unmodernisierten Ausführung im Einsatz HARTMUT MAUCKSCH
Catania: Ob Catanias recht beanspruchte M.88 Wagen noch ein zweites Leben erhalten, wird sich in den kommenden Monaten zeigen JENS PERBANDT
tung Katowice (Kattowitz) enden alle Linien bereits an der Gleisschleife am Stadion Śląski, da am Rynek selbst keine Wendemöglichkeit besteht. Aus Rich- tung Bytom beziehungsweise Chebzie Pętla fahren die Linien 19 und 10 bis zur Haltestelle Chorzów Muzeum Hutnict- wa und wenden dort im Gleisdreieck. Da der 2023 während der Sanierung des Gleisdreiecks errichtete Gleisbogen von der Strecke aus Bytom zur Strecke nach Chebzie Pętla wieder entfernt wurde, ist auch keine Durchbindung der Linien möglich. Die aus Richtung Chorzów Batory und Świętochłowice kommenden Linien enden überwiegend an der Hauptwerkstadt in Chorzów Batory. Von dort verkehrt eine mit Zwei- richtungswagen betriebene Linie 40 bis
zur Haltestelle Chorzów Dworcowa in der Nähe des Ryneks. Für die letzten zwei Haltestellen wird dabei das in der Fußgängerzone liegende Gleis Richtung Chorzów Batory bzw. Świętochłowice in beide Richtungen befahren. HAM Italien: Catania M.88 Wagen der Metro stehen zum Verkauf ◼ Der Betreiber der Sizilianischen Metro in Catania trennt sich von sei- nen acht M.88 Triebwagen. Mit der weiteren Auslieferung der neuesten Fahrzeuggeneration CT1, welche bei Firema Trasporti gebaut wird, sind die Fahrzeuge nicht mehr erforderlich. Die zwischen 1998 und 2011 eben-
Ausland Polen: Oberschlesien Tramsperrung wegen Brückenproblemen ◼ In Chorzów (Königshütte) wurde die den zentralen Platz Rynek überspan- nende Hochstraße am Nachmittag des 2. Juni wegen ihres schlechten Zustan- des bis auf Weiteres voll gesperrt. Die Sperrung gilt auch für die darunter ver- laufenden Straßen und Fußwege, nicht jedoch für die von Chorzów Miasto Richtung Bytom (Beuthen) verlaufende Eisenbahnstrecke. Damit wurden von ei- nem auf den anderen Tag auch alle den rynek Chorzów passierenden Straßen- bahnstrecken unterbrochen. Aus Rich-
◼ Schweiz/Basel: Ende Mai hat die Baselland Transport AG (BLT) bekannt gegeben, dass die Schindler-Tw „Sänfte“ Be 4/8 218 sowie der hochflurige Gelenkwagen Be 4/6 227 in den Museumsbestand übergehen. Ebenfalls bei der BLT verbleibt der bereits umgebaute Be 4/8 220 als „BLT Lounge Tram“. Vom sonstigen Großteil der Flotte werden seit Januar 2025 insgesamt 23 Be 4/8 und rund zehn Be 4/6 an die westuk- rainische Stadt Lemberg (Lviv) abgegeben. Diverse Schindler-Wagen wurden zudem im Frühling 2025 in Kaiseraugst verschrottet. Im Bild Be 4/6 227+226 bei einer Sonderfahrt am 29. Juni – in dieser Konstella- tion als reiner Hochflurzug waren diese Fahrzeuge seit Jahren nicht mehr im Einsatz ANDREW THOMPSON
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Aktuell
Klimaanlage für mehr Fahrkomfort in dem tropischen Stadtklima von Singapur. Allerdings wird durch den Einsatz der neuen Fahrzeuge eine Erweiterung der Depotanlagen von 3,5 auf 11,1 Hektar erforderlich. Das 21 Kilometer lange automatische SPLRT-System wurde 2003 von Mit- subishi Heavy Industries (MHI) er- richtet und dient der Erschließung der Siedlungsgebiete Sengkang/Punggol mit rund 450 Tausend Einwohner. JEP
falls bei Firema Trasporti gebauten M.88 Doppeltriebwagen wurden zu- nächst über eine Ausschreibung zur Nachnutzung angeboten, allerdings haben sich darauf keine Interessen- ten gemeldet. Ob für die gebrauchten Fahrzeuge doch noch ein Interessent gefunden werden kann oder ob die- se nach vergleichsweise kurzer Ein- satzzeit der Verwertung zugeführt werden, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. JEP Griechenland: Athen Einstellung des Obusnetzes bis 2027 ◼ Ende Juli kündigte die Athener Verkehrsgesellschaft OASA an, dass die vorhandene Obus-Flotte durch batterie-elektrische Busse ersetzt werden soll. Der Betreiber erhofft sich dadurch eine Erhöhung der Flexibili- tät und die Senkung der Instandhal- tungskosten. Bis 2027 werden sukzes- sive die 130 alten Oberleitungsbusse aus dem Verkehr genommen, um im Anschluss die Oberleitungen zu de- montieren. Dazu werden 100 neue Batterie-Busse beschafft. Derzeit sind noch 22 Linien für den Betrieb von Oberleitungsbussen ausgelegt, aber auch heute kommen dort schon oft Standard-Linienbusse zum Einsatz. Die jetzt in der griechischen Haupt- stadt eingesetzten Oberleitungsbusse wurden zwischen 1999 und 2004 von den Herstellern Neoplan und Van Hool geliefert. JEP
Athen: Der Obus soll bis 2027 verschwinden. Wagen 8018 wurde 2004 von Neoplan/ELBO gebaut und gehört mit zu der neuesten Bauserie
Nordkorea: Wŏnsan Neuer Straßen- bahnbetrieb
◼ Mit etwa 330.000 Einwohnern ist die am Japanischen Meer gelegene Industrie- und Hafenstadt Wŏnsan die sechstgrößte des Landes. Sie ist die Hauptstadt der Provinz Kangwŏn-do und eröffnete am 24. Juni nach Pjöngjang und Chŏngjin den dritten nordkoreanischen Stra- ßenbahnbetrieb. Wŏnsan ist ein beliebter Badeort für Einheimische und einer der sehr wenigen Orte, in dem auch Touristen baden können, natürlich nur mit Begleitung staat- licher Reiseleiter. Auf einer ins Meer ragenden Halbinsel befindet sich das Touristengebiet Kalma, in dem die neue Straßenbahn verkehrt. Die etwa acht Kilometer lange Strecke ist eine sehr langgezogene einglei- sige Ringstrecke, die nur im Uhrzei- gersinn befahren wird. Bereits Ende 2020 war die Strecke überwiegend fertiggestellt, jedoch lagen weitere Arbeiten während der Corona-Zeit nahezu brach. Das dreigleisige De- pot ist erst seit 2024 fertiggestellt. Für den Betrieb sind zwei 2020 ge- baute, vierachsige, geschlossene Wagen und drei 2021 gebaute of- fene Vierachser vorhanden. Letztere besitzen ein Dach und halboffene Seitenwände. In Wŏnsan verkehrten seit dem 8. September 1988 bereits Obusse auf einer 4,8 Kilometer lan- gen Linie quer durch die Stadt. Sechs Songdowon-Obusse waren vorhan- den. In Ermangelung eines Depots waren sie in der westlichen End- schleife abgestellt. 2019 bis 2020 baute die Stadt an der westlichen Endschleife einen Betriebshof, in der die 20 neuen, 2019 gelieferten Chollima-321-Obusse gewartet und abgestellt werden, welche die Song- dowon-Obusse ersetzt haben. Eine 1,5 Kilometer lange Neubaustrecke ging 2020 am Ostende der Strecke in Betrieb. BEKUS
Singapur: Mit der Inbetriebnahme der neuen Zweiteiler sollen die Wagen der ersten Generation (Tw 01-41) ausgemustert werden. Hier Wagen 39 auf der Sengkang-Schleife JENS PERBANDT (2)
teln, was mit den Fahrzeugen werden soll oder ob eine Wiedereröffnung im Rahmen des Möglichen ist. Die einzi- ge, vorhandene, normalspurige Linie ist 13,4 Kilometer lang und verfügt über 15 Haltestellen. BEKUS Singapur Sengkang/Punggol LRT mit neuem Crystal-Mover ◼ Die SBS-Transit von Singapur nahm im Juli auf der Sengkang/Pung- gol LRT (SPLRT) die ersten People Mo- ver Fahrzeuge der dritten Generation in Betrieb. Die neuen zweiteiligen automatischen Triebwagen sind die ersten einer insgesamt 25 Fahrzeuge umfassenden Bestellung und sollen bis Ende 2028 die einteiligen Wagen der ersten Generation ablösen. Durch den Einsatz der größeren Fahrzeuge erhöht sich die Gesamtpassagier- kapazität auf der Strecke sowie der Fahrgastkomfort, da diese eine ver- besserte Laufruhe aufweisen. Außer- dem besitzen die neuen Wagen neben einer LED-Beleuchtung deutlichere LCD-Fahrgastinformationsanzeiger und verbesserte Türschließeinrich- tungen. Auch sorgt eine verbesserte
ersten Bauabschnitt bedienen, dann rechnen die Verantwortlichen mit 9,5 Millionen Fahrgästen jährlich. Das derzeit geplante Gesamtnetz soll eine Länge von 46 Kilometern umfassen und wird die Ortschaften Tarragona, Vila-seca, Salou, La Canonja und Reus mit dem Flughafen von Reus verbinden. JEP China: Mengzi Straßenbahnbetrieb stillgelegt? ◼ Die erst am 1. Oktober 2020 er- öffnete Straßenbahn in der knapp 600.000 Einwohner zählenden süd- chinesischen Stadt Mengzi nahe der Grenze zu Myanmar wurde am 24. Juli 2024 stillgelegt. Durch die pandemiebedingten, landestypi- schen, intensiven Einschränkungen, blieben die Fahrgastzahlen weit un- ter den Erwartungen und sie stiegen auch anschließend nicht hoch genug an, sodass die Betreibergesellschaft bankrott ging. Die offizielle Begrün- dung lautet, dass wegen Wartungs- arbeiten kein Betrieb stattfindet, ver- mutlich soll der wahre Grund nicht bekannt werden. Es ist nicht zu ermit-
Spanien: Tarragona Baustart für neues Stadtbahnnetz
◼ Mit der Vergabe der Aufträge zum Bau des ersten Abschnitts der zu- künftigen Stadtbahn von Tarragona rückt die Realisierung des Projektes TramCamp in greifbare Nähe. Die im Juni freigegebenen Mittel in Höhe von 15,8 Millionen Euro dienen der Verlegung von Versorgungsleitungen sowie den erforderlichen Erdarbei- ten. Der erste Bauabschnitt umfasst den Bau einer 14,6 Kilometer langen Strecke von Tarragona über Vila-seca nach Salou, wo die Trasse zum Teil auf einer stillgelegten Bahnstrecke verläuft. Aufwendigstes Bauwerk ist eine 112 Meter lange Brücken- konstruktion über die Autobahn A-7 bei Vila-seca, dort entsteht auch das neue Depot für die sieben je 40 Meter langen Stadler-Trams. Ab 2028 sollen die ersten Züge den fertiggestellten
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Ausland
Kochi: Fotos wie diese Begegnung der Wagen 604 und 620 am 11. Juni zwischen den Haltestellen Nagasaki und Kogome dori mit einem Reisfeld im Vordergrund werden immer schwieriger, da immer mehr Reisfelder mit Wohnhäusern verbaut werden ERNST PLEFKA (5)
Hiroshima ◼ Am 3.August wird die neue viergleisige Endstelle im ersten Stock im Bahnhof Hiroshima eröffnet. Die neue Strecke führt vom Bahnhof über eine Rampe in die Ekimae-dori zur Haltestelle Inarimachi, wo die Linien 1, 2 und 6 auf die alte Strecke abzweigen. Die Strecke für die Linie 5 führt weiter über die Ekimae-dori zur Hijiya- ma-dori, wo sie in die alte Strecke einmündet. Nach der Inbetriebnahme der neuen Strecke werden die alte Endstelle und die alten Strecken der Linien 1, 2, 5 und 6 mit den Haltestellen Enkobashicho, Mato- ba-cho und Dambara-1-chome aufgelassen, was durch den Wegfall der Behinderungen durch den Individual- verkehr deutliche Fahrzeitkürzungen ermöglichen wird. Im Linienverkehr waren keine Combinos und nur noch sehr wenige Altwagen im Einsatz. Aktuelles aus Japan
Kyoto: Das Foto zeigt den Wagen 01 am 14. Juni im strömenden Regen bei der Einfahrt in den Umsteigebahnhof Katabiranotsuji
Nagasaki: Tw 303 an der Endstelle Sofukuji. Dahinter wartet schon Tw 212 der Linie 1 auf die Einfahrt in die Endstelle auf der Brücke
Kyoto/Randen ◼ Auf der als Straßenbahn konzessionierten Lokal- bahn von Shijo-Omiya nach Arashiyama mit der Zweigstrecke Katabiranotsuji – Kitano-Hakubaicho wurde im März ein neuer Triebwagen mit der Num- mer 01 in Betrieb genommen. Kochi ◼ In Kochi tragen nach wie vor die zwischen 1957 und 1963 gebauten Wagen der Serie 601-631 die Hauptlast des Verkehrs. Hiroshima: Im Juni fanden bereits Testfahr- ten auf der neuen Strecke statt, wie am 23. Juni mit den Tw 3806 und dem Combino 5008
Fukui: Der ehemals Stuttgarter Zweirichtungs-GT4 735 trägt seit einiger Zeit eine Klimaanlage
Nagasaki ◼ Die früher ganztägig verkehrende Linie 4 in Nagasaki fährt nur mehr mit wenigen Kursen an Werktagen in der Früh und am Nachmittag. Fukui ◼ Der aus den Stuttgarter GT4 735 und 714 zu- sammengebaute Zweirichtungs-GT4 ist auch heuer wieder an Wochenenden unterwegs. Er fährt um 13
Uhr in Takefu ab und um 14.06 Uhr in Fukui. Er hat neuerdings eine Klimaanlage auf dem Dach. Matsuyama ◼ Obwohl Matsuyama bereits über 25 Nieder- flurwagen (2101-2110, gebaut 2003 bis 2007 und 5001-5015, gebaut 2017 bis 2024) verfügt und damit eigentlich den gesamten Auslauf stellen könnte, kom- men nach wie vor einige Altwagen zum Einsatz. EPL
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Betriebe
Die Tram am Tor zum Harz
125 Jahre Straßenbahn Nordhausen Klein, aber fein und bis heute vielfältig – diese Zusammenfassung beschreibt pas- send den Straßenbahnbetrieb in Nordhau- sen, dem südlichen Eingangstor zum Harz. Abseits der anderen Thüringer Straßen- bahnbetriebe, die wie an einer Perlenschnur aufgereiht entlang der Autobahn A4 lie- gen, füllt Nordhausen ganz im Norden des Landes buchstäblich eine Nische aus
E nde des 19. Jahrhunderts lebten 27.000 Menschen in Nordhausen, welches sich bereits zu einem Eisen- bahnknoten entwickelt hatte. Kein Wunder also, dass Forderungen nach einem innerstädtischen Verkehrsmittel laut wur- den. Folgenlos blieb zunächst ein Projekt von 1878 einer sogenannten „Tramwai- Bahn“. Auch für die Idee von 1882 einer elektrischen Straßenbahn vom Bahnhof zum Gehege war die Zeit noch nicht reif. 1897 wurden diese Pläne wieder aktuell: Zum Bau und Betrieb der Straßenbahn und eines E-Werks schloss die Stadt am 31. Oktober 1898 einen Vertrag mit der „Electricitäts- Gesellschaft, vormals Schuckert & Co“ aus Nürnberg. Dieser sah eine kostenfreie Über- nahme der Straßenbahn mit allen Grundstü- cken und Fahrzeugen durch die Stadt nach 50 Jahren vor. Außerdem konnte sie jene erstmals nach 15 Jahren und danach je alle fünf weiteren Jahre käuflich erwerben. Die elektrische Straßenbahn fährt Die feierliche Eröffnung der meterspuri- gen Straßenbahn fand am 25. August 1900 statt. Die Betriebsspannung betrug 500 Volt Gleichstrom. Zu Beginn der 1930er-Jahre erfolgte eine leichte Erhöhung auf 550 Volt. Die ersten beiden Tage verkehrte nur eine „Weiße Linie“. Nach Beseitigung von bau-
lichen Mängeln zwischen Kornmarkt und Kranichstraße starteten zwei Tage später die Rote und die Grüne Linie. Die meisten Streckenabschnitte waren eingleisig mit Aus- weichen angelegt. Doppelgleisig waren die Teilstücke Bahnhof – Neustadtstraße und der Abzweig an der Kreuzung Bahnhofstraße – Hallesche Chaussee (heute Grimmelallee – Arnoldstraße) auf einer Länge von etwa 200 Metern. Die Bahnen verkehrten schaffnerlos mit Zahlboxen. Die Anfangsausstattung bestand aus 13 zweiachsigen Triebwagen der Hannover- schen Waggonfabrik mit offenen Plattfor- men. Bei einer Generalüberholung 1928/29 wurden die Plattformen verglast, aber nicht rundum geschlossen. Keiner dieser Trieb- wagen ist erhalten geblieben. Die Fahrzeuge waren im neuen Depot auf dem Gelände des E-Werks an der Grimmelallee beheimatet. Offiziell waren 13 Trieb- und vier Beiwagen vorgesehen, doch hatte der Nordhäuser Be- trieb niemals Beiwagen. Direkt neben der
Wagenhalle war eine Werkstatt angeschlos- sen. Die Straßenbahn erfreute sich großen Zuspruchs: Im Jahr 1902 nutzten 624.000 Fahrgäste die Bahnen, 1906 waren es bereits 800.000. Die Einnahmen reichten nicht für eine Kostendeckung aus und die Verluste mussten durch die Gewinne des E-Werks ausgeglichen werden. 1908 fanden erstmals Verhandlungen zwischen Stadt und Elektri- zitäts-AG zum Kauf der Straßenbahn und des E-Werks statt, doch kam es aufgrund des geforderten Preises zu keinem Abschluss. Der Erste Weltkrieg und seine Folgen Auch in Nordhausen ersetzten Frauen die an der Front befindlichen Männer. Sie arbeiteten als Schaffnerinnen, später auch im Fahrdienst. Nach Kriegsende verhan- delte die Stadt erneut über eine Übernah- me des Betriebs und konnte zum 1. April 1920 Straßenbahn und E-Werk für 3,25 Millionen Mark erwerben. Nach dem Be- sitzerwechsel blieb die Zukunft der Stra-
Linien zu Betriebsbeginn
Weiße Linie Rote Linie Grüne Linie
Bahnhof – Kornmarkt – Wallrothstraße – Geiersberg (Gehege), Länge 2,3 km Bahnhof – Kornmarkt – Barfüßerstraße – Grimmelallee – Bahnhof, Ringlinie, 2,2 km
wie Rote Linie, jedoch in der Gegenrichtung
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