Clausewitz

ARGENTINIEN Eine Junta im Krieg gegen das eigene Volk

GIBRALTAR 1940 Hitlers geplanter Griff nach der Festung

ARTHUR AITKEN War er Englands schlechtester General? l?

5/2025 September | Oktober

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DER BLUTBERG Brutaler Krieg im Hochgebirge DOLOMITENFRONT 1915–1917 hgebir

DUBNO 1941 Größte Panzerschlacht von „Barbarossa“

Friedrich Karl von Preußen

HEMMINGSTEDT 1500 Sensationssieg der Bauern

Das Feldherrngenie

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TECHNIK Deutschlands größter Exodus FLUCHT1945 EINSÄTZE Detaillierte Profile: Kampfpanzer der 7. PD D: € 12,90 A: € 14,20 CH: sFr 20,60 BeLux: € 14,80 NL: € 14,80 Italien: € 17,40 ISBN 978-3-96453-668-6 Sonderheft Nr. 18 € 12,90 Österreich € 14,20 . Schweiz sFr 20,60 . Italien € 17,40 . BeNeLux € 14,80 Clausewitz Das Magazin für Militärgeschichte Spezial

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PAZIFIKKRIEG ISBN 978-3-98702-182-4 G TEIL 2 1942 bis 1945

AZIFI EE n

1914 bis 1918 RR ICH 191 ICH 19

SCHLACHTFELD SEE Trägerschlachten und U-Bootkrieg

SOLDATEN

TECHNIK

EINSÄTZE

SOLDATEN

JAPANS Untergang

Im KRIEG

Geburt eines Mythos 1940: Wie die 7. PD die Franzosen überrumpelte Das war die Heimatfront Wie die Bevölkerung an den Härten des Krieges litt

Härteste Schlachten So kämpfte der Panzer- Verband an der Ostfront Als Deutschland hungerte Die wahren Ursachen der Hungerkatastrophe im Krieg

Erlebnisbericht Als Krad-Schütze in den Rückzugsgefechten 1943 „Der Kaiser muss weg!“ War der Untergang des Kaiserreichs vermeidbar? D K i !“

Geburt eines Mythos 1940: Wie die 7. PD die Franzosen überrumpelte Verzweifelte Verteidigung Wie die Wehrmacht versuchte, die Fluchtwege offen zu halten

Härteste Schlachten So kämpfte der Panzer- Verband an der Ostfront Das verlorene Idyll Warum die Sehnsucht nach der alten Heimat niemals schwand

Erlebnisbericht Als Krad-Schütze in den Rückzugsgefechten 1943 Drama auf See Als die Ostsee zum Massengrab der Flüchltinge wurde

Alliierte Gegenoffensive So überraschend kam der Gegenschlag tatsächlich

Die härtesten Schlachten Das Ringen um Guadalcanal, Iwo Jima und Okinawa 1945

Verwüstung Japans Wie die Amerikaner das Insel- reich zur Kapitulation bombten

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... UND DER KESSEL VON HALBE 1945

SOLDATEN

TECHNIK

EINSÄTZE

SOLDATEN

SOLDATEN

Blitzkrieg im Osten

Die GRÖSSTE SCHLACHT auf deutschem Boden

Die letzte Stütze des Regimes STILISIERT, GEFÜRCHTET, VERHEIZT ze des Regim

Geburt eines Mythos 1940: Wie die 7. PD die Franzosen überrumpelte Der Retter Berlins? Die wahren Ziele der Schatten-Armee Wenck

Härteste Schlachten So kämpfte der Panzer- Verband an der Ostfront Verrat am Ostheer? Wo blieben die Düsenjäger, als der Sturm auf Seelow begann?

Erlebnisbericht Als Krad-Schütze in den Rückzugsgefechten 1943 Gewaltige Verluste Warum die Rote Armee ihren Sieg so teuer bezahlen musste

Geburt eines Mythos 1940: Wie die 7. PD die Franzosen überrumpelte Kiew 1941 So verlief die größte Schlacht aller Zeiten

Härteste Schlachten So kämpfte der Panzer- Verband an der Ostfront Ringen um Smolensk Warum Smolensk den gesamten Feldzug entschied

Erlebnisbericht Als Krad-Schütze in den Rückzugsgefechten 1943 UdSSR im Blitzkrieg So knapp entging das Land dem Zusammenbruch

Geburt eines Mythos 1940: Wie die 7. PD die Franzosen überrumpelte SS-Wirtschaftsimperium Wie die SS KZ-Häftlinge als Arbeitssklaven ausbeutete

Härteste Schlachten So kämpfte der Panzer- Verband an der Ostfront Gescheiterter „Feldherr“ Hat Heinrich Himmler den Fall von Berlin beschleunigt?

Erlebnisbericht Als Krad-Schütze in den Rückzugsgefechten 1943 Untreue Prätorianer? Hitlers fataler Bruch mit seiner Leibgarde

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ISBN 978-3-96453-512-2

ISBN 978-3-96453-241-1

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EDITORIAL Eine Feldwache auf mehr als 2.000 Metern Höhe während des Gebirgskrie- ges. Der Kriegsschauplatz in Fels und Eis ist äußerst

herausfordernd und verlustreich für die Soldaten beider Seiten

Foto: picture-alliance/brandstaetter images/Öst. Volkshochschularchiv

Liebe Leserin, lieber Leser,

Warum stand gerade dieser Berg so im Fokus? Warum kämpfte das Deutsche Alpenkorps 1915 an der Seite Österreich- Ungarns gegen Italien, obwohl sich Deutsch- land und das italienische Königreich damals offiziell (noch) gar nicht im Kriegszustand befanden? Wer konnte sich am Ende auf dem tückischen Kriegsschauplatz behaupten? Antworten auf diese und weitere span- nende Fragen finden Sie in unserer aktu- ellen Titelgeschichte „Showdown am Blutberg“ auf den Seiten 12 bis 33 der vor- liegenden Ausgabe von Clausewitz . Bitte beachten Sie auch unseren Internet- Auftritt (www.militär-und-geschichte.de) und unser neues Clausewitz Spezial zum Thema Panzergrenadiere der Wehrmacht , das am 8. August 2025 erscheinen wird.

die meisten von uns verbinden die Dolo- miten vor allem mit einer idyllischen Land- schaft, geprägt von malerischen Bergwie- sen, klaren Gebirgsseen und mächtigen, oft mit Schnee bedeckten Bergmassiven. Dass hier vor nunmehr 110 Jahren eine der irrsinnigsten Gebirgsschlachten des Ers- ten Weltkriegs tobte, kann man sich ange- sichts dieser wunderschönen Naturkulisse kaum vorstellen. Doch die langwierigen Kämpfe zwischen Italien und Österreich- Ungarn um den Col di Lana erschütter- ten seit Mitte 1915 bis in den Herbst 1917 hinein die Tiroler Gebirgsregion um den genannten Dolomitengipfel, der heute zur italienischen Provinz Belluno gehört. Dort und in der Nähe finden sich vielerorts noch verfallene Schützengräben und Stellungen als stumme Zeugen. Diese in Stein gehaue- nen Überbleibsel aus dem Ersten Weltkrieg erinnern an heftige Kämpfe, deren Narben weitgehend verheilt und dennoch weiter- hin sichtbar sind – so wie der markante Krater auf dem Gipfel des besonders hart umkämpften Col di Lana.

Eine kurzweilige Lektüre wünscht Ihnen

Dr. Tammo Luther Verantwortlicher Redakteur

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Clausewitz 5/2025

INHALT

Col di Lana 1915–1917 Showdown am „Blutberg“ In den Dolomiten entflammt ein heftiges Ringen um den fast 2.500 Meter hohen Col di Lana, der lange Zeit im Mittelpunkt schwerer Kämpfe zwischen Italien und Öster- reich-Ungarn steht Grauen im Gebirge Die Soldaten beider Sei- ten stoßen schnell an ihre Belastungsgrenzen angesichts der extremen Widrigkeiten im Hochgebirge Gefahr von oben & unten Immer stärkere Artilleriewaffen und hochexplosive Spreng- mittel wüten unerbittlich unter den in Fels und Eis kämpfen- den Truppen

TITELTHEMA

12 Col di Lana Heftiger Gebirgskrieg

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MILITÄRTECHNIK IM DETAIL Schlachtschiff Richelieu: Zu gut, um eingesetzt zu werden? Frankreichs modernstes Schlachtschiff ist so begehrt, dass es während des Zweiten Weltkriegs kaum zum Kämpfen kommt SCHLACHTEN DER WELTGESCHICHTE Hemmingstedt 1500: Wenn der Bauer sauer wird In Norddeutschland kann einfaches Landvolk eine Armee aus Rittern und Landsknechten besiegen. Der Grund: Ortskenntnis und starker Regen!

KRIEGER, SÖLDNER & SOLDATEN Infanterie der Roten Armee: Unterschätztes „Kanonenfutter“? Bei Kriegsausbruch halten Hitler und seine Generäle die Rotarmisten für schwach. Die deutschen Soldaten an der Ostfront machen aber bald eine ganz andere Erfahrung

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34

SCHLACHTEN DER WELTGESCHICHTE Dubno 1941:

Panzerschlacht im blutigen Dreieck Im Westen der Sowjetunion treffen starke deutsche Pan- zerkräfte auf eine noch größere sowjetische Streitmacht – Wer kann den Showdown auf Ketten für sich entscheiden?

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Dubno 1941 Gewaltige Panzerschlacht

AKTEN, DIENSTE & SPIONE Unternehmen „Felix“ 1941: Der Griff nach Gibraltar

Gibraltar, an der Südspitze Spaniens, ist die Schnittstelle zwischen Mittelmeer und Atlantik. Hitler möchte die 6,5 Quadratkilometer große Halbinsel deshalb unbedingt den Briten entreißen

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4

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Richelieu Frankreichs Superschlachtschiff

SPURENSUCHE Arromanches:

Argentinien Brutale Militärdiktatur in Südamerika

Kriegshäfen „im Gepäck“ In der Normandie ragen die Relikte von zwei künstlichen Nachschubhäfen der Alliierten aus dem Meer. Zusammen mit einem Museum erinnern sie an die dramatischen Ereignisse von 1944

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KRIEGE, KRISEN & KONFLIKTE Dirty War: Argentiniens dunkelste Jahre

Überraschung Sieg der Bauern in Norddeutschland

Von 1976 bis 1983 herrscht in Buenos Aires eine Militärjunta, die einen „schmutzigen Krieg“ gegen das eigene Volk führt

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FILM Barry Lyndon: Zeitreise ins 18. Jahrhundert

MILITÄR UND TECHNIK SdKfz 234 versus M8: Kontrahenten auf Rädern

Vor 50 Jahren kommt Stanley Kubricks Historienfilm in die Kinos, der größtenteils während des Siebenjährigen Krieges spielt und dessen Inszenierung Maßstäbe setzt

Seit 1944 treffen der deutsche Spähwagen SdKfz 234 und der amerikanische „Aufklärer“ M8 Greyhound an der Front aufeinander. Welcher Radpanzer liefert das bessere Gesamtkonzept?

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78

UMSTRITTENE FELDHERREN Arthur Aitken: Großspurig in den Untergang

Tanga in Deutsch-Ostafrika will er 1914 im Handumdrehen erobern und muss dabei feststellen, dass Eigenwahrneh- mung und Realität zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind

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MENSCHEN & GESCHICHTEN Friedrich Karl von Preußen: Der „Rote Prinz“ Obwohl er in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts auf den Schlachtfeldern wichtige Erfolge vorzuweisen hat, gerät er als Feldherr fast in Vergessenheit

SdKfz 234 gegen M8 Radpanzer-Vergleich SdKfz 23 Radpanzer

88

Unterschätzt Prinz Friedrich Karl als Feldherr 88 U P K

RUBRIKEN Magazin ....................................................................................... 6 Schlaglichter ..................................................................................... 10 Teaser Clausewitz , Militär & Geschichte ..................................... 64 Bücher/Ausstellungen/Leserbriefe ............................................. 94 Ein Bild erzählt Geschichte ............................................................. 96 Vorschau/Impressum ...................................................................... 98

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MAGAZIN

Auf dem Rathausmarkt in Hamburg wurde anlässlich des Veteranentags ein feierlicher Beförderungsappell durchgeführt

BUNDESWEHR I Nationaler Veteranentag Neu eingeführter Gedenktag mit zahlreichen Veranstaltungen begangen

E s war ein Novum: Am 15. Juni 2025 fand erstmals der Nationale Veteranentag statt. Mit einem Fest am Reichstag in Berlin und bundesweit mehr als 60 Veranstaltungen, dar- unter einem feierlichen Beförderungsappell in Hamburg, wurden die Leistungen aktiver und ehemaliger Soldatinnen und Soldaten der

Bundeswehr für die Gesellschaft gewürdigt. Fast zehn Millionen Menschen in Deutsch- land gelten als Veteranen – ihnen hat man nun erstmals einen eigenen Gedenktag gewidmet. Seine Einführung wurde im April 2024 vom Deutschen Bundestag beschlossen, um die Wertschätzung und Anerkennung für Veteranen zum Ausdruck zu bringen und das Band zwischen Bundeswehr und Gesellschaft zu stärken. Zuvor war in Berlin ein Veteranen- büro eingerichtet worden, um den Frauen und Männern in Uniform eine Anlaufstelle für ihre Anliegen zu bieten. Ziel ist, aktive und ehemalige Bundeswehr- soldaten für den Dienst in den Streitkräften zu würdigen und ihre Anliegen in die Öffentlich- keit und damit weiter in die Zivilgesellschaft zu tragen. Viele Veteranen haben persönliche Här- ten in Kauf genommen, um Menschen zu

schützen. Am Veteranentag wird ihnen dafür gedankt. Der Tag soll nicht nur würdigen, was war, sondern auch in die Zukunft wirken: Er fördert Verständigung, vermittelt Wissen und gibt all jenen Raum, die sich im Rahmen der Bundeswehr für Deutschland und seine Bür- ger einsetzen oder eingesetzt haben. Künftig findet in jedem Jahr am 15. Juni der Nationale Veteranentag statt und begründet damit eine neue Tradition. Erstmals fand der 2024 beschlossene Nationale Veteranentag am 15. Juni 2025 mit deutschland- weiten Veranstaltungen statt

Kontakt: Veteranenbüro Jean-Monnet-Straße 4, 10557 Berlin www.bundeswehr.de/de/ betreuung-fuersorge/veteranenbuero

Mit dem neuen Gedenktag sollen die Verdienste der Veteranen besonders gewürdigt werden

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WEHRTECHNIK F-35-Fabrik 5KHLQPHWDOOHU¸ƢQHW Kampfjet-Werk in Weeze

I m Anfang Juli 2025 eröffneten Rheinmetall- Aviation-Werk im nordrhein-westfälischen Weeze sollen für das hochmoderne Mehrzweck- kampflugzeug F-35 künftig zentrale Rumpf- teile entstehen. Armin Papperger, Vorstands- vorsitzender der Rheinmetall AG, bezeichnete die neue Produktionshalle am Niederrhein als „Zeitenwende zum Anfassen.“ In der weitläufigen Fertigungsanlage – es handelt sich um eine der modernsten Flugzeugfabriken Europas – sollen Rumpf- mittelteile des Tarnkappenjets der fünften Generation F-35A für die Bundeswehr und verbündete Streitkräfte produziert werden. 35 Kampfjets des Typs Lockheed Mar- tin F-35A Lightning II will die Bundeswehr beschaffen, um so eine mögliche „nukleare Teilhabe“ Deutschlands im Rahmen der NATO

„Wäre ich nicht als Sohn eines Königs geboren worden, wäre ich wohl 8QWHURIo]LHU geworden.“ Wilhelm I. (1797–1888), König von Preußen und Deutscher Kaiser DAS HISTORISCHE ZITAT

BUNDESWEHR II Novum in Parow $XVELOGXQJVVWDUWN¾QIWLJHU0DULQHRƣ]LHUH an der Marinetechnikschule sicherzustellen. Durch die neue Flugzeugteile- Fertigung werden voraussichtlich mehr als 400 Hightech-Arbeitsplätze am Niederrhein entstehen. Partner und Auftraggeber für die Rumpf- mittelteile ist die US-amerikanische Northrop Grumman Corporation. Der Rheinmetall-Vorstandsvorsitzende Armin Papperger spricht am 1. Juli 2025 im neuen Werk der Rheinmetall Aviation Services GmbH in Weeze; im Bildvordergrund ein Modell des F-35-Kampfjets

KATASTROPHEN & UNGLÜCKSFÄLLE Angemessen oder zu aggressiv? Der Abschuss von Iran-Air-Flug 655

D ie immense Steigerung des Zerstö- rungspotenziales moderner Waffen führt auch dazu, dass Zivilisten in immer stärkerem Maße in Mitleidenschaft gezo- gen werden. Ein mittelalterlicher Lang- bogen oder eine frühneuzeitliche Muskete sind eben nur schwer mit Boden-Luft- Raketen zu vergleichen. Jedenfalls könnte

man mit ihnen keinen zivilen Passagierjet vom Himmel holen. Auch nicht aus Ver- sehen. Mit einer Rakete ist das allerdings sehr einfach. Ein Beispiel dafür ist der Abschuss des Iran-Air-Fluges 655 durch den US-Lenkwaffenkreuzer USS Vincen- nes 1988. Das Schiff ist während des Iran- Irak-Krieges im Persischen Golf einge- setzt, um Öllieferungen zu sichern. Das moderne Aegis-Kampfsystem identifiziert das sich nähernde zivile Flugzeug vom Typ Airbus A300B2 irrtümlicherweise, so jedenfalls die offizielle Version, als ein iranisches Kampfflugzeug. Der von Teheran nach Dubai fliegende Jet wird mit zwei Boden-Luft-Raketen abge- schossen. Alle 275 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder sterben. Bis heute wird darüber diskutiert, ob der Abschuss gerechtfertigt oder unnötig gewesen ist. 1987 wird die USS Stark im Persischen Golf von einem irakischen Kampfjet angegriffen, 37 Matrosen sterben. Es könnte sein, dass man aufgrund dieses Vorfalles auf der USS Vincennes (Bild) extrem nervös ist, als sich ein Flugzeug nähert, das man als iranische F-14 identifiziert Foto: Archiv Clausewitz

Schiffstechniker, Waffen- und Marine-Elektroniker, Informationstechniker – sie erhalten ihre Aus- bildung an der Marine- technikschule, die nun ihr Aufgabenspektrum erweitern soll

I m Osten was Neues: Erstmals starten Offi- zieranwärter der Deutschen Marine in diesem Jahr in Parow bei Stralsund in Meck- lenburg-Vorpommern in ihre Ausbildung. Bis zu 300 Männer und Frauen können am 1. September 2025 an der dortigen Marine- technikschule (MTS) ihre Grundausbildung beginnen. In der Vergangenheit fand die Grundausbildung für künftige Marineoffi- ziere an der Marineschule Mürwik in Flens- burg und der Marine-Unteroffizierschule in Plön (beide in Schleswig-Holstein) statt. Die erstmalige Grundausbildung in Parow hängt laut Informationen der Bundeswehr unter anderem mit der Umstellung der Offi- ziersausbildung in der Marine von einer ein- jährigen zu einer zweijährigen Ausbildung vor Beginn des Studiums an einer Universität der Bundeswehr zusammen.

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&ODXVHZLW] 5/2025

MAGAZIN

FAKTEN Holzpanzer der Hussiten Der Kriegswagen

Z u einem frühen Vorgänger des Panzers kann der Kriegswagen gezählt werden, der erfolgreich in den Hussitenkriegen (1419–1434) zum Einsatz kommt. Als dessen Erfinder gilt der Heerfüh- rer Jan Žižka, der als Basis für sein Kampfvehi- kel ein robustes, großes, vierrädriges Fuhrwerk

verwendet, wie es unter Bauern beliebt ist. Das ohnehin dicke Holz wird zusätzlich verstärkt und mit Schießscharten versehen. Die Räder sind durch (abnehmbare) Bretter geschützt und ein großer Pflock fixiert den Wagen, wenn er seine Position auf dem Schlachtfeld erreicht hat. Hier

liegt der große Unterschied zu moder- nen Panzern: Der Kriegswagen ist meist statischer Bestandteil einer Wagenburg, die eine Kreisformation bildet und mit starken Ketten zusammengehalten wird. Die Besatzung besteht üblicherweise aus 18 Mann, die mit Bögen, Armbrüsten und frühen Feuerwaffen ausgerüstet sind. Auch Kanonen können montiert werden und ähnlich wie bei Panzergrenadieren gruppiert sich Infanterie um die Wagen. Das erste Mal kommen die Proto-Pan- zer in der Schlacht von Sudoměř 1420 zum Einsatz, wo es mit ihrer Hilfe 400 Hussiten gelingt, ein 2.000 Mann starkes Ritterheer zu schlagen. Diese Abbildung aus der Zeit der Hussitenkriege zeigt eine Wagenburg mit mehreren aneinander- geketteten Kriegswagen. Die Gefährte können aber auch als mobile Artillerieplattform ein- gesetzt werden und sind während des gesamten Konfliktes recht erfolgreich

80 Jahre sind seit der Unter- zeichnung der bedingungs- losen Kapitulation Japans DXIGHP866FKODFKWVFKLƂ Missouri in der Bucht von Tokio am 2. September 1945 und damit seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vergangen. DIE ZAHL DES MONATS

DAMALS: Eigentlich hätte Frankreich gerne 300.000 russische Soldaten, die für die Grande Nation im Ersten Weltkrieg kämpfen sollen. Am Ende sind es nur 44.000 Mann, die in den Sonderbrigaden des Expeditionskorps der Russischen Armee in Frank- reich dienen. Die ersten Russen erreichen 1916 die Westfront nach einem Anmarsch von zirka 30.000 Kilometern mit der Transsibirischen Eisenbahn und anschließender Seefahrt von Port Arthur nach Marseille. Hier marschieren sie über die Place de la Concorde in Paris. HEUTE: Die Place de la Concorde („Platz der Ein- tracht“) ist mit 360 Metern Länge und 210 Metern Breite der größte Platz der an Monumentalität nicht armen französischen Hauptstadt. Auf dem Bild ist der 230 Tonnen schwere Obelisk von Luxor zu erkennen, der hier seit 1836 steht. Heute ist der Platz mit seinen zahlreichen historischen Bauwerken eine beliebte Touristenattraktion im Herzen von Paris.

Die Fotocollage des russischen Fotografen Sergey Larenkov stellt eindrucksvoll visualisiert einen Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart her; www.sergey-larenkov.livejournal.com

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KRIEGSKATALOG Abgeblasen: nicht verwirklichte Invasionen (Teil 2)

I m letzten Heft haben wir bereits nicht rea- lisierte Invasionen präsentiert. Im zweiten Teil folgen weitere Beispiele (und eine abge- brochene Sabotageaktion) – diesmal exklusiv aus dem Zweiten Weltkrieg. Auch das Unter- nehmen „Felix“ in dieser Ausgabe (ab Seite 44) gehört dazu. ŹƆ Die Besetzung Islands durch die Wehrmacht wird bereits früh in Betracht gezo- gen – von dem neu gewonnen Atlantikstütz- punkt aus könnte man die Seehandelswege Englands effektiv bekämpfen. Die Insel wird allerdings zunächst von den Engländern selbst okkupiert (1940) und später von den Ameri- kanern übernommen (1941). Das letzte Mal prüft man 1942 das Unternehmen „Ikarus“, doch man kommt zu dem Schluss, dass eine Eroberung Islands nicht (mehr) möglich ist. Ź Unternehmen „Nordlicht“ soll dazu dienen, die festgefahrene Belagerungsschlacht um Leningrad aufzubrechen und die Stadt ein- zunehmen. Hierfür müssen starke Artillerie und Luftunterstützung herbeigeschafft werden,

ist das Ziel des Unternehmens „Wiesengrund“ . Damit soll eine potenzielle Gefahr für die deutsche Nordmeerfront beseitigt werden. Geplant für 1942, wird es immer wie- der verschoben und 1944 endgültig aufgegeben. Ź Unternehmen „Pelikan“ sieht Großbritanniens. Das Foto zeigt deutsche Soldaten, die sich im Juli 1940 an der fran- zösischen Kanalküste auf das Unternehmen vorbereiten und ein Verladeboot für Truppen und Ausrüstung tragen Eine der bekanntesten nicht durchgeführ- ten Unternehmen des Zweiten Weltkrieges ist „Seelöwe“, die geplante Invasion

vor, zwei Sturzkampfbomber Junkers Ju 87 zer- legt auf U-Booten nach Südamerika zu trans- portieren und sie auf einer kleinen Insel nahe des Panamakanals zusammenzubauen. Dann sollen die Flugzeuge mit Spezialbomben den Kanal zerstören und in einem neutralen Land Zuflucht suchen. Warum der Plan nie ausge- führt wird, ist unbekannt.

um die Front zu durchstoßen. Aufgrund einer sowjetischen Großoffensive Ende August nur 50 Kilometer entfernt, werden alle verfügbaren deutschen Kräfte dorthin verlegt. Hinterher ist nicht mehr genug Kampfkraft vorhanden, um „Nordlicht“ noch ausführen zu können. ŹƆ Die Eroberung der in der Barents- see gelegenen sowjetischen Fischerhalbinsel

Legendäre Flugzeuge des Zweiten Weltkriegs

Die große Dokumentation der deutschen Bomber, Nachtjäger und Schlachtflugzeuge von 1935 bis 1945.

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SCHLAGLICHTER HISTORISCHE EREIGNISSE AUS ALLEN EPOCHEN

1212 16. Juli

1807 30. November

48 vor Christus 28. September

Sieg in Südspanien – die Schlacht von Las Navas de Tolosa

Mord statt Militärhilfe – der Tod des Pompeius

Sein größter Fehler? Napoleons Portugal-Feldzug

D er Römer Gnaeus Pompeius Magnus hat viel mit Caesar gemeinsam: Er ist ein erfolgreicher Feldherr und Staatsmann. Im Bürgerkrieg kämpft er aufseiten Sullas, bezwingt die Samniten, erobert Sizilien, siegt über die Numidier, schlägt Aufstände in Spanien und Italien (Spartacus) nieder, beseitigt die Seeräuberei und ordnet nach seinem Sieg über das Seleukidenreich Vor- derasien neu. Er erobert Jerusalem und ist neben Caesar und Crassus Mitglied des Triumvirats – doch in Rom ist nur Platz für einen starken Mann und so gibt es Krieg zwischen Pompeius und Caesar. Bei Phar- salos in Griechenland kommt es im August 48 vor Christus zur Entscheidungsschlacht, die Caesar gewinnt. Pompeius flieht nach Ägypten, wo er sich Hilfe und militärischen Beistand von König Ptolemaios XIII. erhofft. Doch die Berater des minderjährigen Königs wollen nicht in einen Konflikt mit Caesar hineingezogen werden und beschließen die Ermordung des Pompeius. Offiziell geneh- migen sie das Gesuch und laden Pompeius, der mit seiner Flotte vor Ägypten ankert, auf ein Boot ein, damit er den König besu- chen kann. Kurz vor der Anlandung zücken der ägyptische Feldherr Achillas, der Tribun Lucius Septimius und der Centurion Salvius ihre Dolche und stechen ihr Opfer nieder.

R ückblickend kann man sagen, dass Napoleons Einmarsch auf der Iberi- schen Halbinsel einer seiner größten Fehl- entscheidungen gewesen ist. Doch der Spielraum für ihn ist eng und die Möglich- keit, ein praktisch verteidigungsloses Por- tugal einzunehmen, zu verlockend. Dass sich das Ganze am Ende zu einem regel- rechten Sargnagel entwickeln und seine Armeen in einen blutigen Guerillakrieg in Spanien verwickeln würde, war kaum abzusehen. So nimmt das Unheil seinen Lauf, als General Jean Andoche Junot mit 24.000 Mann am 19. November die Grenze zu Portugal überschreitet. Im Vorlauf sind mehrere Ultimaten verstrichen oder nur halbherzige Zugeständnisse aus Lissabon gekommen: Portugal beherbergt nach wie vor englische Kriegsschiffe und stellt diesen seine Infrastruktur zur Verfügung. Zudem möchte sich das kleine Land nicht an der Kontinentalsperre gegen Großbritannien beteiligen. Für Napoleon stellt das beinahe eine Aufforderung zum Einmarsch dar, denn seine Blockade gegen England kann nur funktionieren, wenn alle mitmachen. Neutralität ist unmöglich. Und so erreicht Junot am 30. November die portugiesische Hauptstadt. Auf große Gegenwehr ist er nicht gestoßen, doch dafür hat sich der Monarch mit seiner Familie in die brasilia- nischen Kolonien abgesetzt – samt Staats- kasse und Flotte. Beides wollte Napoleon unbedingt haben.

A lfonso VIII. von Kastilien, der Erzbi- schof von Toledo Rodrigo Ximénez de Rada, sowie Papst Innozenz III. orga- nisieren einen Kreuzzug gegen die Mus- lime in Andalusien (Al-Andalus), dem sich zunächst auch Ritter aus Frankreich und dem übrigen Spanien anschließen. Doch nachdem sich das Kreuzzugsheer mit den Armeen Peter II. von Aragón und Sancho VII. von Navarra vereinigt hat, verlassen viele der „Ausländer“ wegen der unerträgli- chen Hitze und ausbrechenden Krankheiten die Streitmacht wieder. Der Rest kommt am 13. Juli 1212 in Las Navas de Tolosa an, wo sofort kleinere Gefechte mit den Muslimen ausbrechen. Zur Hauptschlacht kommt es am Montag, dem 16. Juli: Die Kastilier stehen im Zentrum der christlichen Angriffspha- lanx, zur Rechten bezieht König Sancho VII. Stellung, die linke Flanke deckt König Peter II. ab. Die Vorhut der muslimischen Almoha- den muss sich zunächst zurückziehen, doch als das zahlenmäßig überlegene Hauptheer eintrifft, sieht es zunächst so aus, als ob die Christen eine Niederlage einstecken würden. Doch Alfonso prescht nach vorne und gleich- zeitig tun dies auch die Könige von Aragón und Navarra an den Flanken – die Gegen- attacke ist so überraschend und vollständig, dass die muslimische Verteidigung zusam- menbricht. Kalif Muhammad an-Nasir flieht vom Schlachtfeld. doppelt so starken Muslim-Streitmacht den Garaus machen. Die Niederlage ist der Anfang vom Ende der Almohadenherrschaft in Südspanien Ein zirka 12.000 Mann starkes Kreuzfahrer- heer kann bei Las Navas de Tolosa einer

Der Einmarsch in Lissabon und die Be- setzung Portugals stehen am Anfang der Napoleonischen Kriege auf der Iberischen Halbinsel (1807–1814). Frankreich kostet der Kampf statistisch 100 bis 150 Sol- daten pro Tag, sechs Jahre lang! Im Bild Junots Invasionsstreitmacht

Der Moment, in dem Pompeius hinterrücks erstochen wird. Caesar erleidet wenige Jahre später ein ähnliches Schicksal und auch Crassus – das dritte Mitglied des Triumvirats – stirbt eines gewaltsamen Todes im Kampf gegen die Parther

Fotos: picture alliance; Archiv Clausewitz

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1915 6. August

1943 4. Juli

1960 17. August

Unfall oder Attentat? Der Tod Sikorskis

Großes Theater – der Prozess gegen Gary Powers

Die Zombiearmee des Zaren – der Kampf der toten Männer

N ach dem Zusammenbruch Polens 1939 geht Władysław Eugeniusz Sikorski zunächst nach Paris, kurz darauf nach Lon- don, wo er Ministerpräsident der polnischen Exilregierung wird. Sein Tod ist bis heute rätselhaft: Er stirbt bei einem Flugzeugab- sturz in der Nähe von Gibraltar, wo seine Maschine (eine modifizierte Consolidated C-87 „Liberator“ der RAF) eine Zwischen- landung auf dem Weg zurück nach England eingelegt hat. Kurz nach dem Start stürzt das Flugzeug in die Straße von Gibraltar. 16 Insassen sterben, nur der Pilot überlebt – das heißt, wenn es ein Unfall war, denn bis heute ist die Absturzursache nicht völlig geklärt, und so kann auch ein Attentat auf Sikorski durch Sabotage nicht ausgeschlossen wer- den. Ein erster offizieller Bericht nennt ein blockiertes Höhenruder als Ursache, was die polnische Luftwaffe aber höchstens als nicht zu beweisende Hypothese wertet, da sie allein auf der Aussage des Piloten beruht. Später räumt man ein, dass ein Unbekannter das Flugzeug betreten hat, als es in Gibraltar zwischenlandete, Sabotage komme also in Betracht. Britische Akten zum Tod Sikorskis bleiben noch bis 2041 unter Verschluss. Viel- leicht klärt sich dann, ob es ein Unfall oder ein Anschlag gewesen ist.

E ine Szene wie aus einem Horrorfilm: Aus der in Giftgasnebel gehüllten Fes- tung Osowiec/Ossowitz in der Nähe der Grenze zu Ostpreußen stürmen blutüber- strömte und von Chlorgas entstellte russi- sche Soldaten – sie sehen aus wie Zombies und versetzen den deutschen Gegner in Angst und Schrecken! Wie ist es zu dieser apokalyptischen Szene gekommen, die selbst für das Grauen des Ersten Weltkrie- ges ungewöhnlich ist? Alles beginnt mit der Belagerung der strategisch wichtigen Fes- tung durch die 8. Armee unter General Otto von Below im Juli 1915. Am 6. August wer- den die russischen Verteidiger mit Chlor- gas eingenebelt – da die meisten von ihnen keine Schutzausrüstung besitzen, sind sie entweder schnell tot oder zumindest nicht mehr in der Lage, zu kämpfen. Allerdings gibt es einige wenige, die der Giftwolke ent- kommen sind, sich aber dennoch in einem desolaten Zustand befinden: entweder psy- chisch völlig verwirrt und/oder physisch stark angeschlagen. Viele sind vom Blut, das sie ausgehustet haben, überströmt. Diese wenigen „zombiehaft“ wirkenden Männer (man geht von zirka 70 Soldaten aus) stürmen den deutschen Angreifern, die zahlenmäßig zwar einhundertmal überle- gen sind, aber keine Gegenwehr erwarten, entgegen. Das Bild, das sich ihnen bietet, ist so schrecklich, dass sie die Flucht ergrei- fen – die Festung bleibt in russischer Hand und die Schlacht geht als „Kampf der toten Männer“ in die Geschichte ein. Die Garnison der Festung Osowiec bei einer Parade kurz vor der „Schlacht der toten Männer“. Der Anführer des erfolgrei- chen russischen Gegenangriffes, Leutnant Wladimir Kotlinsky, stirbt später an den Folgen des Giftgases

W est-Agenten können sich während des Kalten Krieges in der streng über- wachten Sowjetunion nur schwer bewegen. Deshalb wird das U-2-Programm gestartet. „U-2“ steht für „Utility 2“ und bezeichnet ein Gleitflugzeug mit Turbotriebwerk, das so hoch fliegen kann, dass es für die dama- lige sowjetische Luftabwehr unerreichbar ist. Vollgestopft mit modernster Technik, soll es Fotografien von Militäranlagen, Rüs- tungsfabriken und weiterer wichtiger Infra- struktur machen. Francis Gary Powers ist einer der U-2-Piloten, doch bei einem Ein- satz am 1. Mai 1960 fällt das Triebwerk der Maschine aus. Powers rettet sich zwar mit dem Fallschirm, wird aber von den Sow- jets gefangen genommen. Am 17. August startet im riesigen Säulensaal des Gewerk- schaftshauses der Prozess gegen ihn, der ein Schauprozess ist – angeklagt sind eigentlich die USA, die heimlich Spionage betreiben und das Ganze durchsichtig als „ein vom Kurs abgekommenes Flugzeug zur Wetter- erforschung“ ausgeben. Der Staatsanwalt fordert zwar die Todesstrafe, aber Powers kommt mit „nur“ zehn Jahren Haft (davon sieben in einem Arbeitslager) davon. Man will der Welt zeigen, dass Moskau nicht nur ein gerechtes Verfahren führt, sondern auch milde ist. Doch bereits 1962 wird er gegen einen Sowjetspion ausgetauscht und kehrt in die USA zurück, wo er als ziviler Hub- schrauberpilot arbeitet und 1977 bei einem Absturz über Los Angeles stirbt. Powers, ganz rechts, während der Urteils- verkündung im spektakulären U-2-Spio- nagefall 1960. Die Weltpresse verfolgt das Geschehen aufmerksam, da es eigentlich ein „Kampf der Systeme“ ist – die UdSSR nutz das Gerichtsverfahren, um den „Imperialismus des Westens“ anzuklagen

Der Tod Sikorskis (im Bild) gibt bis heute Anlass zu Spekulationen: Wollte ihn Stalin aus dem Weg räumen, weil der Pole das Massaker von Katyn aufklären wollte? Oder war es Churchill? Bis heute wird diskutiert

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TITELGESCHICHTE | COL DI LANA

SHOWDOWN AM BLUTBERG Dolomitenfront 1915–1917

5 Kurze Fakten

ZEIT: Frühjahr 1915 bis Herbst 1917

ORT: Col di Lana/Monte Sief (heute: Provinz Belluno/Italien) GEGNER: Italien/Österreich- Ungarn (+ Deutsches Alpenkorps) EREIGNIS: Hochalpiner Gebirgskrieg BESONDERES: Feuertaufe des Deutschen Alpenkorps im Gebirgskampf

GIPFEL DES GRAUENS: Um den knapp 2.500 Meter hohen Col di Lana und den benachbarten Monte Sief entbrennen blutige Kämpfe zwischen Soldaten Italiens auf der einen und Österreich-Ungarns und des Deutschen Reiches auf der anderen Seite. Hier liefert sich eine österreichische Patrouille ein hitzi- ges Feuergefecht mit dem unweit lauernden Gegner (nicht im Bild) Foto: picture-alliance/SZ Photo|Scherl

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MAI 1915: Italien erklärt Österreich-Ungarn den Krieg und eröffnet in den Dolomiten eine Front, von der sich auch GDV'HXWVFKH5HLFKEHGURKWIÙKOW,QGHU)ROJHHQWƃDPPHQ schwerste Gefechte um den Dolomitengipfel Col di Lana, die den Irrsinn des Gebirgskriegs widerspiegeln … Von Tammo Luther

Technik Hochexplosive Waffen und Techniken sollen den Gegner förmlich in die Luft jagen Menschen Den Soldaten beider Seiten wird auf tückischem Terrain alles abverlangt Seite 26

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COL DI LANA

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In schwindelerregender Höhe

Opferbereite Kämpfer Die verfeindeten Armeen (im Bild italienische Gebirgs- truppen) liefern sich verbissene Nahkämpfe, um ihre eroberten Positionen am Col di Lana zu behaupten. Mehrfach wechseln wichtige Stellungen des Col di Sangue („Blutberg“), wie die italienischen Soldaten den Lana-Berg auch nennen, den Besitzer Abb.: picture-alliance/United Archives

Italien

Befehlshaber (Auswahl): Luigi Cadorna (Chef des italienischen Generalstabs) Luigi Nava (Oberbefehlshaber 4. Armee, bis Ende September 1915) Mario Nicolis di Robilant (4. Armee, seit Ende September 1915)

Giuseppe („Peppino“) Garibaldi (zeitweise Kommandant Kampfsektor Col di Lana)

Zielsetzungen: Eroberung des Col di Lana; Vorstoß durch die Dolomiten unter anderem über den Col di Lana und Monte Sief ins (Süd-)Tiroler Landesinnere

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COL DI LANA

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Bis zum Äußersten

Tödliches Terrain Die Zahl der Opfer (hier ein schwer Verwundeter der k. u. k. Truppen) infolge von Gefechten, Lawinen, Erfrierungen und Krankheiten ist hoch. Immer neue Angriffe und Artillerieattacken sowie größenwahnsinnige Sprengversuche sollen den Krieg im Gebirge entscheiden. Doch beide Seiten geben den Kampf trotz hoher Verluste nicht auf Foto: picture-alliance/SZ Photo|Scherl

Österreich-Ungarn (+ Deutsches Reich)

Befehlshaber (Auswahl): Franz Conrad von Hötzendorf (Chef des Generalstabs Österreich-Ungarns) General der Kavallerie Viktor Dankl (Landesverteidigungskommandant von Tirol) Konrad Krafft von Dellmensingen (Kommandeur/Führer Deutsches Alpenkorps)

Zielsetzungen Abwehr der italienischen Angriffe an der Dolomitenfront um den Col di Lana; Halten der Verteidigungsstellungen; Verhindern des feindlichen Vordringens nach Tirol

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D ie Explosion ist gewaltiger als alle anderen zuvor und ihr dumpfer Schall zerreißt die trotz der Kämpfe zeitweise vorherrschende Stille in den Dolo- miten: Am späten Abend des 17. April 1916 sprengen die Italiener den Gipfel des fast 2.500 Meter hohen Col di Lana – oder besser gesagt, sie versuchen, den darauf befindlichen Gegner in die Luft zu jagen. Es ist nur eines von vielen heute wahnwitzig anmutenden Ereignissen des eskalierenden Gebirgskrieges. Die Kämpfe um den Col di Lana und den über einen Gipfelgrat mit ihm verbunde- nen Monte Sief (2.424 Meter) zählen zu den schwersten des Ersten Weltkriegs und bringen ihm den Namen „Blutberg“ ein (italienisch: Col di Sangue). Doch wie kam es zu diesen außergewöhnlichen Kämpfen, die vor 110 Jahren die Dolomiten erschütterten? Zögerliche Italiener Rückblick: Durch die italienische Kriegser- klärung vom 23. Mai 1915 gerät Österreich- Ungarn in eine verzwickte Lage. Zwar kommt der Schritt Italiens damals nicht unerwartet, doch sind die Streitkräfte der Donaumonar- chie überwiegend an der Ostfront und auf dem Balkan festgelegt und auf den Kriegs- schauplätzen in Serbien und Galizien von hohen Verlusten geplagt. Nur schwache, improvisierte Kräfte ste- hen an der mehrere Hundert Kilometer lan- gen Grenze zu Italien bereit – darunter fast 30.000 landsturmpflichtige Standschützen, eine Tiroler beziehungsweise Vorarlberger Landmiliz. Doch diese können im zweiten Kriegsjahr vorrangig nur sehr junge und ältere oder sogar zum Teil invalide Männer aufbieten. Viele von ihnen liegen bereits zum Zeitpunkt der italienischen Kriegserklärung VERTEIDIGUNG DER HEIMAT: Tiroler Stand- schützen marschieren nach ihrer Mobilisie- rung für den Einsatz an der Front gegen Ita- OLHQGXUFKHLQH$OSHQ2UWVFKDIW(VHQWƃDPPW ein blutiger Gebirgskrieg Foto: picture-alliance/SZ Photo|Scherl

AUFTAKT IN DEN ALPEN: Im Mai 1915 erklärt Italien Österreich- Ungarn den Krieg und erhofft sich Territorialgewinne. Es entbrennt ein Kampf um Teile Tirols, der auch die Dolomiten erschüttert; im Bild: italienische Alpini dringen über die Grenze vor Abb.: pa/Heritage Images|G d‘Amalo

auf Grenzwacht, wenngleich in kaum aus- gebauten Stellungen. Hätte die italienische Armee rasch und energisch angegriffen, wäre ihre Offensive möglicherweise schnell erfolgreich gewe- sen. Dass dies damals nicht geschieht, liegt einerseits daran, dass die Armee noch nicht in ausreichender Stärke schlagbereit versam- melt ist. Andererseits liegt es wohl an dem gewissen Respekt, den General Luigi Cadorna (1850–1928) vor dem kriegserfahrenen Geg- ner gehabt haben dürfte. Der italienische Generalstabschef will offenbar nichts über- eilen und erst nach sorgfältiger Vorbereitung mit seinen Armeen vorrücken. Die Zeit, die er für seine Angriffsvorbereitungen braucht, gewinnen die Österreicher zur Organisation ihrer Verteidigung. Darüber hinaus kann die k. u. k. Doppel- monarchie Österreich-Ungarn mit Unterstüt- zung aus dem Deutschen Reich rechnen. Dort hat man einen neuen militärischen Spezial- verband unter Führung von Konrad Krafft von Dellmensingen (1862–1953) gebildet.

Der Generalleutnant steht an der Spitze des in etwa divisionsstarken Deutschen Alpen- korps und zeigt sich ebenfalls überrascht über die zögerliche Haltung der italienischen Seite. So schreibt der gebürtige Laufener am 25. Mai 1915 in sein Tagebuch: „Ich erfahre, dass der Feind bis jetzt noch an keiner Stelle etwas Ernstes unternommen hätte. Der versteht sein Geschäft schlecht. Mit der Kriegserklärung hätte er auf allen Straßen einmarschieren müs- sen.“ Kurz darauf notiert Dellmensingen: „Im Gesamtverhalten zeigt sich der Feind noch immer sehr vorsichtig.“ Deutsche Hilfe Der Einsatz des Deutschen Alpenkorps in den Dolomiten mutet insgesamt etwas seltsam an, da sich der neu aufgestellte Großverband auf einer Frontlänge von zirka 100 Kilometern regimentsweise zwischen den österreichi- schen Kontingenten zur Grenzwacht verteilt. Und das, obwohl zwischen Italien und dem Deutschen Reich offiziell noch kein Kriegs- zustand herrscht. Rund 14 Monate vor der

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Seltsamer Spezialverband

KARTE Frontgebiet nahe des Col di Lana/Monte Sief

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ABWEHRKAMPF: Öster- reichische Soldaten verteidigen ihre Stellung gegen einen italienischen Angriff. Das unübersicht- liche Gelände birgt viele Gefahren und erleichtert überraschende Attacken Foto: ullstein bild

Kriegserklärung Roms an Deutschland (Ende August 1916) stehen sich nun Kontingente deutscher und italienischer Streitkräfte in den Dolomiten feindlich gegenüber. Das deutsche Oberkommando lässt daher am 5. Juni 1915 verlautbaren: „Vorläufig dürfen deutsche Truppen italienisches Gebiet nicht betreten. Beim Zusammentreffen deutscher und italie- nischer Truppen auf Tiroler Gebiet muss vor- läufig danach getrachtet werden, die Italiener als Angreifer auftreten zu lassen.“ Dellmensingen bleibt aufgrund des Zau- derns von Luigi Cadorna mehr Zeit, um das Alpenkorps Ende Mai/Anfang Juni über den Brenner zu holen und die dünnen, schließlich in mehrere Verteidigungsabschnitte (Rayons) unterteilten Linien in Tirol zu besetzen und auszubauen. Unter den Formationen des Spe- zialverbandes befinden sich neben Bataillonen

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COL DI LANA

VERSIERTE KLETTERER: Italienische Alpini versuchen, eine Felswand zu erklimmen. Viele Soldaten beider Seiten sind im Gebirgskampf jedoch weitaus weniger geschult und kom- men durch Unfälle ums Leben Foto: picture-alliance/(c)Illustrated London News Ltd

des Bayerischen Infanterie-Leibregiments unter anderem auch die im Jäger-Regiment Nr. 3 zusammengefassten Schneeschuh-Batail- lone und die Soldaten des Hannoverschen Jägerbataillons Nr. 10. Auf italienischer Seite lässt man derweil kurz nach der offiziellen Kriegserklärung an Österreich-Ungarn die eigenen Truppen aus OBJEKTE DER BEGIERDE: Blick auf die 1915 bis 1917 hart umkämpften Gipfel Col di Lana (links) und Monte Sief, die über einen Felsgrat miteinander verbunden sind )RWRSLFWXUHDOOLDQFHLPDJH%URNHU_*HUKDUG=ZHUJHU6FKRQHU KONRAD KRAFFT VON DELLMENSINGEN (1862–1953) Erfahrener Kommandeur Der 53-jährige gebürtige Oberbayer führt das Deutsche Alpenkorps, das die Truppen Öster- reich-Ungarns im Jahr 1915 am Col di Lana wirksam unterstützt

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Schwerste Hindernisse

STÜTZE: Das Deutsche Alpen- korps verteidigt 1915 die Front am Col di Lana. Auch am Isonzo 1917 kämpfen Korpsangehörige (im Bild) an der Seite Österreich-Ungarns Foto: pa/SZ Photo|Scherl

den Versammlungsräumen Richtung Dolo- mitenfront marschieren. Ohne auf größeren Feindwiderstand zu stoßen, dringen gebirgs- erfahrene Alpini nördlich auf österreichisches Gebiet vor und erklimmen den etwas vor der österreichischen Hauptverteidigungslinie liegenden 2.405 Meter hohen Monte Pore. Andernorts entflammen kleinere Gefechte, woraufhin sich die Verteidiger zurückziehen. Österreichische Verteidigungslinie Die Österreicher verteidigen ohnehin nicht die politische Staatsgrenze, sondern haben ihre Widerstandslinie etwas weiter ins Landesin- nere verlegt – aus taktischen und strategischen Gründen. Diese Linie zieht sich von West nach Ost vom Pordoijoch über den Höhenrand alle zusammenstehen und kämpfen für unsere heimat- liche Erde, für unsere Ehre.“ General der Kavallerie Viktor Dankl (Landesverteidigungskommandant von Tirol) am 8. Juni 1915 Standschütze! Der Feind steht vor unserer Thüre, er will Tirol erobern und niederzwingen. So wie im Jahre 1809 müssen wir

nördlich Arraba, dann von Cherz – Werk La Corte – Col di Lana – Monte Sief – Sief Sattel – Settsass bis zum Falzarego Pass und weiter in nordöstlicher Richtung. Bereits 1914 geht man auf österreichischer Seite davon aus, die Sicherung des Sief-Sattels besonders im Auge haben zu müssen, da man die beiden seitlich davon liegenden Pforten Campolongo-Pass und Valparola-Pass durch die Werke La Corte und Tre Sassi zumindest etwas geschützt weiß. Sollte der Gegner den knapp 2.500 Meter hohen Col di Lana beherr- schen, würde er aller Voraussicht nach auch

die Kontrolle über den Sief-Pass erlangen. Der italienische Generalstab bewertet die Bedeu- tung des später berüchtigten Gipfels wie folgt: „Der Col di Lana war eines der ersten und schwersten Hindernisse für unseren Vor- marsch ins Pustertal [zirka 50 bis 60 Kilometer nördlich], um dort die Eisenbahnlinie in die Hand zu bekommen. Er war aber auch für den Feind ein wunderbarer Beobachtungspunkt, der ihm weiteste Sicht in das Hinterland unse- rer Front bot.“ Daher gilt es aus Sicht der Verteidiger, auch und besonders den Col di Lana zu befestigen.

VIKTOR DANKL (1854–1941) Feldherr mit Fortune Dankl wird in der ersten Jahreshälfte 1915 an die Italienfront versetzt und übernimmt das Kommando über die Verteidigung Tirols,

LUIGI CADORNA (1850–1928) Rücksichtslos Cadorna durchläuft eine steile Militärkarriere und wird im Sommer 1914 italienischer Generalstabschef. Im Krieg gegen Österreich- Ungarn wirft er seine Truppen unter blutigen Verlusten immer wieder gegen den Feind – so auch im Alpenkrieg 1915–1917

die er mit Umsicht und Erfolg gegen überlegene feindliche Kräfte leitet

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COL DI LANA

ABWEHR DER AGGRESSOREN: „Tirols Helden- söhne im Kampf mit Italienern“ hat der deutsche Künstler Thomas Baumgartner sein Werk genannt; zeitgenössische Bildpostkarte. Italien hofft, im Gebirgskrieg gegen Österreich-Ungarn dauerhaft territoriale Gewinne zu erzielen )RWRSDDNJLPDJHV

Doch außer eines Artilleriebeobachtungs- postens und kleinerer Infanteriegräben ver- fügt dieser Berg über keinen nennenswerten militärischen Anlagen. Dies ändert sich in den ersten Tagen des Gebirgskriegs, als etwa 300 Meter unterhalb des Lana-Gipfels eine Infan- teriestellung entsteht, ergänzt durch einen Vorposten sowie mehrere (Reserve-)Lager, darunter das Lager Alpenrose. In der ersten Junihälfte 1915 kommen die deutschen Ver- teidiger an den Hängen des Col di Lana zum Einsatz. Zunächst richten sich Angehörige der 4. Kompanie des 2. Bayerischen Jägerba- taillons in den bis dahin kaum ausgebauten Infanteriestellungen ein. Italienische Offensiven Während das Kriegseschehen in den ersten Wochen vor allem von örtlichen Einzelaktio- nen geprägt ist, setzen die Italiener Anfang Juli 1915 im Raum zwischen dem Falzarego Pass und dem äußerlich eher unscheinbaren, aber unter strategischen Gesichtspunkten bedeutsamen Doppelrücken von Col di Lana und Monte Sief nach heftigem Artilleriefeuer zum Infanterieangriff an. So erinnert sich ein italienischer Hauptmann an den Beginn der ersten Dolomitenoffensive: „Der Kampf wurde am 6. Juli von unserer Artillerie gegen die österreichischen Werke Corte und Tre Sassi eröffnet (…) Diese wurden wohl schwer beschädigt, doch die Österrei- cher hatten zuvor die Geschütze aus den Wer- ken genommen und sie versteckt im Gelände aufgestellt. Am Morgen des 7. Juli griffen wir in drei Kolonnen zu je sechs Bataillonen den Col di Lana, Sief- und Falzarego-Pass an.“ Bei den Verteidigern handelt es sich vor- wiegend um Standschützen sowie baye- rische Jäger, Pioniere und Artilleristen des Alpenkorps. Sie werden durch Männer des GEFÜRCHTETE GESCHOSSE: Artillerie bei- der Seiten (im Bild eine Stellung der k. u. k. Artillerie) liefert sich erbitterte (Fern-)Duelle im Zuge des zermürbenden Gebirgskampfes Foto: picture-alliance/K.K. Kriegspressequartier, Lichtbildstelle - :LHQ³1%%LOGDUFKLYSLFWXUHGHVNFRP

ihre Truppen erneut, den gegnerischen Ver- teidigungsriegel in Tirol doch noch vor Ein- bruch des Winters zu durchstoßen. Wieder bildet der Col di Lana den Brennpunkt. Der die Umgebung beherrschende Gipfel soll nun unbedingt fallen. Und tatsächlich: Am 7. November 1915 leitet ein zweieinhalbstün- diges Trommelfeuer den Sturm ein, der gegen Mittag losbricht und die in Deckung gezwun- genen Österreicher durchaus überraschend trifft. Kurz darauf weht die italienische Tri- colore auf dem Gipfel. So lässt Cadorna tri- umphierend verkünden: „Gestern Nachmit- tag nahm unsere Infanterie nach wirksamer Artillerievorbereitung in einem letzten und wütenden Angriff die feindlichen Stellungen und pflanzte unsere Fahne auf dem rauen Gipfel (…).“ Doch die Freude der Italiener währt nicht lange: Die Österreicher fühlen sich bei der Ehre gepackt und schlagen umgehend zurück. Im Nah- und Feuerkampf entreißen sie dem Gegner in harten Gefechten ab dem Abend des 7. November die Spitze des Col di Lana und

Landsturm-Bataillons Nr. 165 und eine Maschi- nengewehr-Abteilung eines Landwehr-Regi- ments verstärkt. Weit weniger als 1.000 Mann stehen somit rund 12.000 italienischen Soldaten gegenüber, die in den folgenden zwei Wochen immer wieder angreifen. Rund ein Dutzend Mal holen sie sich dabei eine blutige Nase und müssen hohe Verluste verkraften. Immerhin gelingt es ihnen, einige österrei- chische Stellungen, so die Feldwache bei Agai, zu nehmen und den Falzarego-Pass unter Kon- trolle zu bringen. Im weiteren Verlauf der Kämpfe kann die italienische Seite zwar zum Teil erfolgreiche Einzelaktionen für sich verbuchen, etwa die Einnahme der Tofana-Gipfel II und III. Doch der erhoffte Durchbruch misslingt im Spät- sommer 1915. Kurz darauf zieht das Deutsche Alpenkorps aus den Dolomiten ab, da öster- reichisch-ungarische Truppen von Abschnit- ten der Ostfront frei werden. Unterdessen gibt sich die italienische Militärführung mit dem bisher Erreichten nicht zufrieden. Im Herbst 1915 versuchen

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